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Dresdner Journal : 18.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189911186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-18
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 18.11.1899
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Mir Dresden vierteljährlich: »Marl so Pf., bei den kaiser lich diunchrn Postanstalten »trrtel^drlich S Mark; anher- ^ld des Deutschen Reiche» Miß- und Gtempelzuschlaa Luijtlne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. -e»,>Ipr.-«nschlub:Rr 1S9S Dresdner M Änrnnl. Mnk»«bi,nn,s«e»»tzren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift Ri Ps Unter „Emgefanbt" die Zeile bo Pi Bei TadeUen- und Zljjernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber. königliche Llptdmon des Dresdner Journal- Dresden, Zmingerstr 20 Fernspr -Anschluh:«! lSVL. .N 269. Sonnabend, den 18. November abends. 1899. Amtlicher Lell. v Dresden, 18. November. Se.Majestät der Könia hoben in einer heute dem bisherigen Königlich Schwedisch - Norwegischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen Königlichen Hofe, Herrn v. Lagerheim, ertheilten Partikular- audienj dessen AbberusungSschreiben entgegenzunehmen geruht. Dresden, 18 November. Se. Königs. Hoheit der Herzog Ulrich von Württemberg ist gestern abend- 8 Uhr 37 Min. hier eingetroffen und hat im Plinz- lichen Palais, Parkstrabe, Wohnung genommen. Dresden, 18. November. Se. König!. Hoheit der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha ist heute vorm. 9 Uhr 50 Min. in Dresden eingetroffen und hat im Königl. Residenzschlosse Quartier ge nommen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, die Revier verwalterstellen auf Naundorfer, Brunn- döbraer und Pausaer Revier den zeitherigen Forst- assessoren Leuthold, Ortloff und Röder unter Er nennung derselben zu Oberförstern zu übertragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Lokomotivführer bei der sächsischen Staats- eisenbahnverwaltung Kuhn in Hof das AlbrechtSkreuz zu verleihen Wekanntrnachung. Die zum Betriebe der Versicherung gegen Ein bruchsdiebstahlzugelassene Versicherungsanstalt Nieder ländischer Lloyd zu Amsterdam hat ihren hier- ländischen Sitz von Dresden nach Leipzig verlegt. Dresden, am 13. November 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. i»s7o Ur. Bo-el. Effler. Sr»eua««ßen, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Am »eschiftSberetche »e» Ministerium» de» Kultus »ffentltche« Unterrichts. Erledigt: die Nebenschulstcllr ruHellenöorlb Gottleuba. Kollator: daS König!. Ministerium »et Kultus und öffentlichen Unterricht- zu Dresden. Die Stelle gewShrt außer freier Wohnung im Schulhause nebst Garten ein jährliches Einkommen von 1200 M, 72 M. für die Fort bildungsschule, 36 M für den Turnunterricht und event. 6» M. der Frau der Lehrers für Erieilung deS Unterrichts in weib lichen Handarbeitcn. Bewerbungsgesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bis zum 3 Dezember an den Königl. Bezirksschulinspektor zu Pirna, EchulratLehmann,einzurcichen — Zu besetzen: die dritte Lehrer- ftclle an der achtklassigen Schule zu Seidau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen der Stelle, außer lKO M. BohnungSentschSdigung, 1200 M Gehalt und SO M für Er teilung des Turnunterrichts Bewerbungsgesuche sind unter Anschluß der erforderlichen Unterlagen bis »um 2. Dezember bei dem Königl BezirksschrVnspektor Schulrat Schütze in Bautzen «inzureichen. Nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik der Woche. Wenn diese Zeilen im Druck ersä einen, dürfte - nach den bisher bekannt gewordenen Bestimmungen — der Deutsche Kaiser bereits in Brunsbüttel einge- troffen sein, um von dort aus die vielumstrittene Fahrt ins alte Nebelland anzutreten. Auch Staats ¬ sekretär Graf v. Bülow wird dann an Bord des „Hohenzollern" sein, um feinem Kaiserlichen Herrn auf dessen ausdrücklichen Befehl während der Reise nach England zur Seite zu bleiben. Dieser Umstand Kat zu neuen mißverständlichen Angriffen auf die Reichspolitik Anlaß gegeben. E» liegt aber doch auf der Hand, daß gerade diejenigen, welche wegen unerwünschter Aurbeutungsversuche de- deutschen Besuche- in Windsor durch englische Staatsmänner eine ehrliche, nicht bloß erkünstelte Besorgnis hegen, den Kaiserlichen Befehl, der die Mit»eise des Grafen v. Bülow verfügt, nicht nicht nur nicht bekritteln, sondern mit innerlicher Genugthuung begrüßen müßten. Jedenfalls ist e» nicht schmeichelhaft für einen Teil unserer öffentlichen Meinung, daß russische Blätter die Kaiserreise nach England weit ruhiger und richtiger beurteilen, als eine Anzahl deutscher Zeitungen. Daß die England- fahrt des Kaisers sich innerhalb der von Anfang an da für in Aussicht genommenen Grenzen halten wird, wurde überdies bewiesen durch die in den letzten Tagen wiederholt veröffentlichten Meldungen, wonach britische Versuche, den Zweck der Reise zu erweitern, von deutscher Seite höflich aber bestimmt abgelehnt worden sind. Aus den jüngsten Bewegungen unserer auswärtigen Politik ergab sich deutlich die Thatsache, daß da» Deutsche Reich die ihm gebührende selbständige und unter Umständen ausschlaggebende Stellung unter den Großmächten wiederyewonnen hat, denn wir uns in den besten Jahren selt der Gründung de- Reicher er freuen durften. Da- leitende Blatt de- uns ver bündeten Königreichs Italien, der „Popolo Romano", hat diese für Deutschland so günstige Wendung der Dinge kürzlich in bemerkenswerten Ausführungen dargelegt. Auch die maßgebenden Organe der österreichischen Presse haben volles Verständnis dafür gezeigt, daß das mit dem Glückwünsche de» Kaisers von Rußland bedachte Abkommen über Samoa, soweit es überhaupt auf unsere allgemeine Politik ein Licht wirft, diese als in Deutschlands eigener Kraft ruhend und nach der englischen wie nach der russischen Seite hin gleich richtig instradiert er scheinen läßt. Ein weiterer Beweis hierfür sind die Aeußerunyen der Enttäuschung, die in der Pariser Presse immer lauter werden. Biele Fran zosen scheinen sich, nach diesen Stimmen zu urteilen, wirklich eingebildet zu haben, daß Deutschland zu ihren Gunsten die Revanche für Faschoda übernehmen werde. Auf russischer Seite, wo da- Vertrauen in die Offenheit und Beständigkeit der deutschen Politik durch die Potsdamer Monarchenbegegnung neu be kräftigt worden ist, finden wir statt der französischen Vorwürfe, die im Grunde Selbstanklagen sind, aus drückliche Billigungen unseres Verhaltens, da- sogar als nachahmenswertes Beispiel für unabhängige Groß mächte empfohlen wird Wenn übrigens in einigen Blät tern bemerkt wurde, Graf v. Bülow werde schon in nächster Zeit dem Reichstage Mitteilungen über dar Samoa- abkommen machen, so ist darauf hinzuweisen, daß die parlamentarische Erörterung der Angelegenheit aus . Courtoisie gegen die Vereinigten Staaten von Ame rika nicht angängig ist, bevor der Vertrag die aus drücklich Vorbehalten« Billigung der Bereinigten Staaten empfangen haben wird. Daß die amerika nische Regierung, die das Abkommen als be friedigendste Lösung der früheren Schwierigkeiten be trachtet, ihre Zustimmung in Bälde erteilen wird, steht außer Zweifel. Bollig ruhig und sicher ist die deutsche Politik auch in der Frage einer Beteiligung dritter Mächte an dem englisch transoaalischen Kriege geblieben. Zu einer Einmischung in Südafrika selbst hat sich auch im Laufe dieser Woche nirgends eine Neigung gezeigt. Dagegen wurden die Erörterungen über die Möglichkeit besonderer Ereignisse an anderen Punkten de- britischen Weltreiche- durch verschiedene Anlässe von neuem belebt. Im „Swet" forderte ein pan slawistischer Draufgänger stürmisch den sofortigen Bormarsch Rußland» auf Herat. Aber schon am nächsten Tage goß, sichtlich in höherem Auftrage, die „Rowoje Wremja" recht viel Wasser in diesen brausen den Wein. Auch eine Anregung der „Rossija", die gegenwärtigen Umstände zu einer für Rußland gün stigen Festsetzung der Pamir-Grenze zu benutzen, fiel aus unfruchtbaren Boden. Dagegen lenkten rus sische Blätter, von denen man annehmen darf, daß sie die Ansichten leitender Kreise widerspiegeln, die Auf merksamkeit de- russischen und europäischen Publikum» immer wieder auf Persien hin, als dasjenige Land, dessen Küste den so lange gehegten und immer dringender werdenden Wunsch Rußlands nach einem sicheren Stützpunkte am Warmen Meer am besten be friedigen könnte. Auch Angaben über einen von französischer Seite in Syrien geplanten Handstreich tauchten auf, ohne daß man sie bestätigen, aber auch ohne daß man ihnen jeden ernsteren Hintergrund ab sprechen konnte. Namentlich der Wert, den der Oberstkommandierende de» an der Küste Syriens kreuzenden französischen Geschwaders, Admiral Four nier, auf eine Besichtigung der Dardanellen nebst daran sich anschließendem Besuch bei dem russischen Berbündeten in Sedastopol gelegt hat, müßte an allen beteiligten Stellen gebührende Beachtung finden. Anderseits blieb die Lage in Korea noch immer der artig, daß Ueberraschungen nicht als auSgtschlossen gelten können, wiewohl sich die amtlichen russischen und japanischen Kreise wechselseitige Zusicherungen deS Wohlverhaltens gemacht haben. Jin Sudan hat der nach englischen Berichten un zweifelhaft erfolgte neue Bvrstoß des Khalifen auf Om- durman doch gezeigt, daß die Briten nach ihrem letzten Siege die Widerstandsfähigkeit des Mahdi-mu- unterschätzt haben. ES muß der anglo-ägyptischen Heeresleitung gerade jetzt sehr viel daran liegen, jede» Mißgeschick am Weißen Nil, auch da- kleinste, zu ver hüten. Dagegen würde ein neuer entscheidender Sieg Englands über den Khalifen da» allgemeine Prestige de» britischen JnselreicheS bedeutend erhöhen und auch auf die Besserung der Lage in Südafrika nicht ohne Einfluß blOben. 'Die Meldungen, die noch über den Besuch de» Prinzen Albrecht von Preußen in Spanien hierher gelangt sind, haben weiter bestätigt, daß man dem Prinzen und seinem Sohne, dem Prinzen Friedrich Heinrich, allerorten in dem herrlichen Lande einen gastlichen Empfang bereitete. Die dem erlauchten Reisenden entgegengebrachte Stimmung ließ auf volle Sympathie Spaniens für Deutlchland schließen Und die freundschaftliche Gesinnung, die man dem deutschen Prinzen seilen- de- spanischen Hofe- und der offiziellen Kreise Madrids bekundete, dürften al« Zeugin» für die guten Beziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und Spanien genommen werden. Mehreren Staaten hat die Woche den Beginn der parlamentarischen Arbeiten gebracht In Rom er öffnete der König die ParlamentSsession durch eine Thronrede, worin er sich besonders eindringlich an die zur Obstruktion geneigten Elemente der Deputierten- kammer wandte und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Verhandlungen hinftrt einen ungehinderten Verlauf, zum Segen des Landes, nehmen möchten. Die feste Sprache der Kundgebung des Monarchen machte den besten Eindruck. Sie wird nicht ver- f.hlcn, auf den Gang der Geschäfte de- Parlaments befruchtend und belebend einzuwirlen. Auch von dem neugewählten Kammerpräsidenten Giuseppe Colombo, Mitglied der Rechten, ehemaligem Finanzministec und Venrauensmanne de- Marchese Visconti-Vnwsta, darf man erwarten, daß er die Sitzungen der Kammer zu gedeihlicher Arbeit leiten wird. Bon der demnächst zu erstattenden Finanzdarlegung de- Echatzminister» Boselli hieß e» schon jetzt, sie würde eine günstige sein. Im Abgeordnetenhanse zu Wien hat e« be wegte Debatten über die in Mähren verübten Aus schreitungen und da» Verhalten der dortigen Sicher- heit-behörden gegeben. Ein Ausschuß soll die An gelegenheit weiter prüfen Die Bemühungen, über die österreichisch-ungarische Ouvtensrage sich zu einigen, sind vorläufig wieder ergebnislos geblieben, indem die österreichische Deputation den Vorschlag der ungarischen abgelehnt, sich aber zu weiteren Beratungen in Buda- Pest bereit erklärt hat. Im übrigen fanden in der ungarischen Hauptstadt Ministerbesprechungen unter Borsitz de» Kaiser- Franz Joseph statt, die vor- wiegend die für den 30 November einzuberufenden Delegationen und die diesen zu machenden Vorlagen betrafen. Kaiser Franz Joseph empfing wiederholt die leitenden Minister in Audienz Die erste Sitzung der französischen Depu tiertenkammer verlies unter lärmenden Auftritten. Mehr als dreißig Anfragen, alle sich auf die Ereig nisse der jüngsten Vergangenheit beziehend, waren eingebracht worden. Die Diskussion darüber, wie diese Interpellationen zu erledigen seien, führte zu heftigen Vorstößen gegen die Regierung, wobei be sonder« die Nationalisten ihr Mögliche« thaten, den Kriegsminister Gallifet zu reizen und herauSzusordern. Der General blieb indessen ruhig und gab die feste Erklärung ab, daß er keine seiner Handlungen gegen gewisse unbotmäßige Offiziere bedauere; er sei für die Mannszucht im Heere verantwortlich. Hier begannen Nationalisten und Antisemiten zu toben und Herr Cassagnac ries, die Begnadigung des Dreyfus wäre für da- Heer ein Schlag ins Gesicht gewesen. Nächsten Tag« hielt der ConseilpräsidenHWaldeck Rousseau eine wirksame Rede über die allgemeine Politik der Re gierung, die in der Eiklärung gipfelte, daß das ganze Trachten der Negierung auf die Berleidigung der schwer bedrohten Republik abziele. Die Kammer be kundete mit erheblicher Mehrheit dem Kabinett Waldeck Rousseau da- Vertrauen der Volksvertretung. Ter Krieg t« Südafrika. Mit banger Spannung folgt man in England dem Schicksal der in Ladysmith eingeschlvssenen Division White In Pari», wo man sich schon öfter» gut unterrichtet gezeigt hat, wird versichert, daß die Einnahme von Ladysmith sich bestätige. Da« eng lische KriegSamt zögere nur mit der Veröffentlichung dieser Nachricht, weil eS Unruhen befürchte. Ausführlicher lauten die Berichte über die Vor gänge südlich von Colenso. Heute liegen folgende Depeschen vor: Eftcourt Den „Times' wird au- Eftcourt gemeldet, daft dort vorgestern früh um 2 Uhr au» der Richtung von Ladhjmith ein mehrere Minulru dauernde- heftiges Gcwehr- feuer fowie der ttnall einer Explofion gehört worden sei — (Telegramm des „Reuierfchen Buicaus".) Voigcftern früh ging von hier wieder ein Zug mit einer Kolonne de« „Roten Kreuzes" in der Richtung nach Lolenfo ab, kehrte aber ohne irgendwelche Tote und Verwundete zurück Der Feind halte den Insassen des Zuges initgeteilt, daft drei Eng länder tot und neun verwunde, seien, hatte es oder abgelehnt, die Ramen derselben anzugeben. (Wiederholt.) (Telegramm des „Reuterschen Bureau» ) Zwei tausend Buren haben mit acht Geschützen in Enneredale, fünf Meilen nordwestlich von Estcourt, Slellu, g genommen. Pretoria. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Pretvna vom v Rovember gemeldet: „Standard and Tiggere Rcws" zufolge ist eine Bestätigung der Nachricht elugegange», daß dreitausend Buren ans Estcourt vorrücken — «Depesche des „Rrutrrfchen Bureaus") Bei einem Dienstag srüh südlich von Ladysmith slattgehabten Kamps« rückten die Engländer mit l3 Geschütze» au- und griffen eine Kunst und Wissenschaft. Die neuesten Knackfustschen Künstlermonographien. II. UebrigenS ist die Art Memling« und seiner Zeit genoffen nicht mit ihrem Tode zu Grabe getragen worden, sondern sie hat zu allen Zeiten, bald mehr, bald minder, aus die Künstler befruchtend eingewirkt, bi« sie in unseren Tagen durch Eduard v. Gebhardt in Düsseldorf zu neuem Leben erweckt worden ist, der anfänglich die Vor bilder für sein Schaffen aut dem fast ausschließlichen Studium der van Eyck, Memling und der gleich- strebenden Niederländer fand, bl» er sich später vor allem « seiner „Himmelfahrt Christi" auf da« Engste an Dürer anschloß, um schließlich au! einer im Jahre 1883 unter nommenen Reise nach Italien Erfahrungen über die Ge setze der Wandmalereien zu sammeln, die seinen im Kloster Loccum autgeführten Wandmalereien wesentlich zu gute gekommen find. Diesen Enrwickelungtgang de« Düsseldorfer Meister«, der allmählich durch den Ernst seine» Streben» und durch die Kraft seiner Charakteristik auch die Gegner seiner Kunst bezwungen hat, legt Adolf Rosenberg in semer gut geschriebenen Monographie (Nr XXXVIII) dar, die zum ersten Male im Zusammenhang die einzelnen Werle Gebhardt» behandelt und durch die Veröffent lichung zahlreicher seiner Einzelftudien und Vorarbeiten Einblick in fein Schaffen gewährt Von besonderem Jatereffe erscheinen un« in Rosenberg« Arbeit die ver- schiedcnea Aeußerungen zu sein, in denen Gebhardt seine Stellung zu der modernste« Phase der Malerei und die Auffassung, die er al« akademischer Lehrer über seinen Berus hegt, andeutct Noch wichtiger aber ist die Er- kläruna über seine persönliche Kunstrichtung, die er nur »:t Mühe durchzufetzen und zur Anerkennung zu bringen »rffuchtr „Man hat ost die Frage an mich gerichtet", fo hat er sich selvft über feinen Enlschlug ausgefprocuc», „warum ich denn die biblischen Bilder in altdeutschem Kostüm male Ja wie denn? Sollte ich etwa weiter malen wie die Nazarener? Anfang« dachte ich auch nicht anders, aber meinen hausbackenen Menschen wollten die kon ventionellen Gewänder partout nicht paffen. Ja, sagten die klugen Menschen, ich sollte e« doch so malen, wie eS gewesen rst, e» sei doch im Orient passiert, da« sei doch ein Anachronismus, den ich begehe Merk würdig! Noch nie hat ein Mensch e» zu stände gebracht, in der Form de« Orientbilde« ein an dächtige« Bild zu malen, warum verlangt man dcnn da« von mir? Malen wir denn nicht« al« Dcutsche für Deutsche?" Beim Betrachten der in Rosenberg« Mono graphie aufgenommenen Abbildungen werden wir aber auch daran erinnert, daß Gebhardt auch auf dem Gebiete der, wenn min so sagen darf, höheren Genremalerei Vorzüg liche« geleistet hat, und daß er einer der besten Bildnis maler unserer Zeit ist. Wir begegnen da unter anderen der Wiedergabe eine« „Heimführung" betitelten Bildt« vom Jahre 1877, da« sich in Reval in Privatbesitz be findet, und auf dem die lieblichen Züge der jungen Frau denjenigen von Gebhardt« früh verstorbener Gattin gleichen Von ähnlicher Anmut ist da« Bild: „Bei der Arbeit", auf dem wir eine Mutter mit zwei lieblichen Töchtern in Erfüllung häu«licher Geschäfte begriffen sehrn, und die Darstellung der beiden „Klosterfchüler", in der sich der Schönheittsinn de« Malers am kräftigsten offenbart Al« die Krone dieser genreartigen Gemälde Gebhardt« darf aber unbedenklich da« Bild de« städtischen Museum» in Leipzig, da« der Künstler: „Ein Reformator" benannt hat, bezeichnet werden Von ihm sagt Rosenberg treffend: „Dieser Reformator ist au« jenem Holze geschnitzt, au« dem die Märtyrer wachsen" Während fein Weib in banger Sorge um den Leben«gefLhrten und doch mit liebevollem Verstänbni« die zusammengesalteten Hände auf fein« Schulter gelegt hat vnd aus die Strei,schritt blickt, die dato vor ulter Welt Zeugnis adle^en »ollvonvem Wiße» und Wollen de« einsamen Denker«, blickt dieser furchtlos nach oben, von wo ihm die Eingebung kommt Ist er doch seiner Sache gewiß und der beifälligen Zustimmung de« Doktor Martinus, dessen vertraute Züge un« von der Wand herab anblicken! In der Charakteristik der beiden Köpfe ist der Einfluß von Dürer und Holbein unverkenn bar. Aber da» ist keine bloße Nachahmung Wir wißen uns wenigsten» keine« Kopse« in den Werken jener beiden Meister zu erinnern, in dem so viel verhaltene Leidenschaft glüht wie in dem de« Reformator-, deffen Augen Blitze zu sprühen scheinen! Diese innige, leidenschaftliche Bered samkeit, mit der Gebhardt seine Gestalten zu ersüllen weiß, ist schließlich die hauptsächlichste Ursache, weshalb sich niemand auf die Dauer feinen Werken zu entziehen vermag Die persönliche Note seiner Kunst ist so scharf au«geprägt, daß er auch denjenigen, der ansang« ihm mit Befremden oder gar mit Abneigung gegenübersteht, in seinen Bann zwingt Au« diesem Grunde darf man an nehmen, daß auch die Nachwelt seine künstlerische Stellung unangefochten lassen wird Dagegen ist eS un« schon heute sehr zweifelhaft, ob die Zukunst ven Ruhm, den Michael v Munkac«y genießt, al» voll anerkennen und nicht vielmehr erhebliche Abstriche davon machen wird. E« ist jedensall« sehr schwer, in dieser Frage schon heute ein Urteil abzugeben, und de«halb doppelt verdienstlich, daß e« F Walther Jlge« unternommen hat, ein Lebensbild de« bekanntlich seit dem Iihre 1896 in der Nervenheilanstalt zu Endenich bei Bonn «ntergrbrachten und von den Aerzten für unheilbar gehaltenen Künstler« nach seinen während eine« lang jährigen V-rkehr« mit Munkac«y entstandenen Aufzeich nungen, nach den Erzählungen feiner Gatlin und nach Mitteilungen seiner Jugendfreunde und Kollegen ou« München und Düffeldorf zu entwerfen und sein Schöffen durch zahlreiche Nachbildungen seiner autgeführten Ge mälde und Entwürfe zu erläutern Für die Darstellung der Jugendzeit tonnte Jlge« die von Munkocty selbst niedergeschriebenen, sowohl in französischer al« in dcutscher Sprache im Druck erschienenen „Erinnerungen" benutzen, während ihm die maßenhaiten Zeitungtkiitiken wegen ihrer meist deutlich erkennbaren Parteilichkeit und Un lauterkeit nur wenig förderlich waren. Dagegen ve>dankt er Künstlern wie Ludwig Knau» und Fritz v Uhde, die zu Munkac-y in näheren Beziehungen gestanden haben, wichtige Notizen von bleibendem Wert Auf diese Weise ist e« ihm gelungen, seine Monographie (Nr XI.) zu einem äußerst brauchbaren Ouellenwerk zu gestalten, da» niemand, der sich mit dem Künstler eingehender beschäf tigen will, entbehren kann Ander» steht e» um di« Frage, ob da« fast in allen Punkten über Munkacty günstig lautende Urteil seine» Biographen von späteren Forschern geteilt werden wird. Unsere« Erachtens über schätzt Jlge» seinen Helden, indem er über den äußeren Vorzügen seiner Kunst, seinem dramatischen Pathos, seinem koloristischen Raffinement und seinem echt ungarischcn Elan die Grenzen seiner Begabung, d h den Mangel an Vertiefung und feelifchem Gehalte, übersieht Vor allem aber irrt er, wenn er meint, daß sich Munkacty, wenn auch mudadis mutuncki», nur mit Rembrandt ver gleichen lasse Ganz abgesehen von dem großen Unter schied, der in Bezug aus die Innerlichkeit ihrer religiösen Darstellungen zwischen den beiden Künstlern obwaltet, hätte ihn eine eingehendere Betrachtung ihrer Bildnisse lehren müßen, wie unendlich höher der große hollän dische Meister über seinen Epigonen steht. Dies« Brdenken, di«, wi« wir zugeden. mehr Sach« de« perfön» lichen Geschmacke« sind, al« si« sich b«weifen laßen, können un« jedoch nicht hindern, Jlge« Arbeit wegen ihre« Fleiß»« uns ihrer Gewissenhaftigkeit wärmsten« zu empfehlen Wir stimmen ihm gern zu, wenn er feine Ansicht über die Be deutung de« Künstlers m die Worte zufammensaßt: „Mun- ka«cy war ei» ganzer Mann und hochbegnadeter Künstler; wir und wa« man auch im »inzOnrn an feinen Bildern
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