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Dresdner Journal : 20.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-20
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 20.10.1899
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vri««-prri»: Gür Dresden viert«!jährlich: «Mark 50 Pf , bei den Kaiser- lich dnuschen Postanstaltea vierteljährlich 8 Marl; außer halb des Deutschen Reiches Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Tonn- und Feiertage abends. Fernspr -AnjchlußrRr 1295 Dresdner M Zmirml. Anründt,««,»gebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pi. Bei Tabellen- und gijfernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwrngerstr. LV. Fernspr -Anschluß: Nr 1295 ^245. Freitag, den 20. Oktober abends. 18SS. Amtlicher Teil. Gr»nt»n«ßt«, Versetzung,« re. i« öffentliche« Dienste. I» GeschistSbereiche beS vrintftertu«» »er Finanzen. Bei der Poslverwaltung sind ernannt worden: Klinger, zeither Ober-Postdirektionssekretär, als Postdirektor in Wald heim; Lirbhold, zeither Ober-Poftdirektion-sekretär, al» Post- tassurer bei dem Po-amtc l in Dresden; Bürger, zeither Postverwalter inPommritz, als solcher in Bühlau; Bär, zeither Posworwalter in Weißenberg, al« solcher in Stetzsch Kemnitz; Müller, zeither Poftverwalter in Branitz, als solcher in Weiß'nberg; Stöckigt, zeither Ober-Poftassistent in Erfurt, alt solcher im Bezirke der Kaiser! Ober-Poftdirektion zu Leipzig; Walther, Täschner und Rosenkranz, zeither Poftanwärter, al» Postassistenten im Bezirke dec Kaiser! Ober- Postdirektion zu Dresden; Woiton, zeither Postanwärlee, al« P-ftassistent im Bezirke der Kaiser! Ober-Poftdirektion zu Chemnitz; Tacken, Buchhalter, al- Postagent in Neukirchen (Wyhra); Schulze, Tischlermeister und Hausbesitzer, al- Post- agent in Niederbobritzsch; Engel, Matrrialwarenhändler, als Postagcnt in Röhrtdorf (Bez. Chemnitz); Oschatz, Privatier, al- Popagent in Eich. I» EeschiftSberetche de» Ministerium» de» Kult«» »« öffentlichen Unterricht», «ngestellt wurden im III. Bierteljahre 1899 im Schulinspektionr bezirke: I. Annaberg. 1) Karl Georg Bogel, bisher Lehrer in Frohnau, al- Lehrer in Neudors; 2) Karl Otto Uhlig, bisher Lehrer in Neugrum bach, al- Lehrer in Bärenstein. II. Auerbach. 8) Hugo Alfred Golla, bisher Lehrer in Grünbach, als Lehrer in Lim bach; 4) Vr Max Eugen Kändler, bi»her Lehrer in Dresden, al- Lehrer in Treuen. III Bautzen, 5) Emil Max Große, bl-her Lehrer in Oppach, al» Lehrer in Bautzen; S) Karl Emil Thomas, bisher Bikar in Bautzen, al- ftänd. Lehrer daselbst. IV. Borna. 7) Robert Eeorg Braune, bisher Lehrer in Blättert leben, als Kirchschullehrer in Bubendors; 8) Ernst Richard Barth, bisher Lehrer in Ger-dorf, als Kirchschullehrer in Kitzscher; 9) Alsred Bruno Kunath, bisher Lehrer in Höckenoors, al- Lehrer in Pegau; 10, Emil Iuliu» Meißner, bi-her Organist und Lehrer in RStha, al» Kantor und 1. Lehrer daselbst; 11) Karl Johanne» Schneidenbach, bisher Lehrer in Rötha, al« Organist und Lehrer in Rötha V. Chemnitz I. 1!) Karl August Steiner, bisher Lehrer in Neustadt, al- Lehrer in Auerswalde; 13) Clemen- Hugo Weichert, bis her Lehrer in Kühnhaide, al- Lehrer in Epprndors. VI. Chemnitz II. 14) Moritz Theodor Risch, bisher Lehrer in Obersrohna, als Lehrer in Grüna; lö) Christian Martin Metzner, bi-her Lehrer in Gesau, al- Lehrer in Gornsdorf; 1S) Karl Hermann Herold, bisher Lehrer in Brunndöbra, al» Lehrer in Thalheim; 17) Bozena Marie v. Lany, bisher Echulvikarin in Gablenz, als ftänd. Lehrerin daselbst; 18) Heinrich Idols Mühler, bisher Lehrer in Arra», als Lehrer in Ein- slebck, IS) Robert Emil Ludwig, bisher Lehrer in DitterS- doü, al- Lehrer in Erfenschlag VII. Dippoldiswalde, nwat. VIII. Döbeln. 20) Alfred Hann-, bi-her Lehrer in R-ndeck, als Lehrer in Ehrenberg; 21) Heinrich August Hermann Klau-, bisher Lehrer in Kiebitz, al» Lehrer in GerSdors. IX. Dresden I. 22) Heinrich Franz Wehrmann, bisher Oberlehrer a. d. 16. BezirlSschule, al- Direktor der 18. BezirkSschule; 23) Paul Müller, bisher Hilfslehrer a. d. r Bezirksschule, als ftänd. Lehrer daselbst; 24) Hugo Keller, bisher Hils-lehrer a. d. 1. BezirkSschule, als pänd. Lehrer daselbst; 25) Richard Reuß, bisher Hilfslehrer a. d. 8. BezirkSschule, als ständ. Lehrer daselbst; 26) Oswald MattheS, bisher Hilfslehrer a. d. 5. BezirkSschule, al- ständ. Lehrer daselbst; 27) Hermann Jacob, bisher Hils-lehrer a. d. 11.BezirkSschule, als ständ.Lehrer daselbst; 28) Emil Werner, bisher Hilfslehrer a. d. 1b. Bezirttschule, al- ständ. Lehrer daselbst; 29) Hermann Schild, bisher Hils-lehrer a. d. 4 BezirkSschule, al- pänd. Lehrer daselbst; 30) Paul Groß, bi-her Hils-lehrer a. d IX Bürgerschule, al- ständ Lehrer daselbst; 31) Max Beyer, bisher Hilfslehrer a. d 22 BezirkS- fchule, al» ständ. Lehrer daselbst; 32 MaxHeyde, bi-her Hilfslehrer a d. 14 Bezirk-schule. al-ständ.Lehrer daselbst; 33)Riäard Hof mann, 34) Otto Sathemann, 3b)Richard Ulbricht, 36) Paul Kämpfe, 37) Fritz Knauthe, bisher Hilfslehrer a. d. 25. Be- zirk-schule, als ständ. Lehrer dafelbst; 38) Kurt Minkert, bi-her Hilfslehrer a d. 22 BezirkSschule, als pänd Lehrer da felbst; 39) Max Wappler, bisher Hilfslehrer a d. 20 Bezirk»- schule, als ständ. Lehrer daselbst; 40) Karl Fliegner, bisher Hils-lehrer a. d. 27. BezirkSschule, al- pänd Lehrer daselbst; 41) Paul Päßler, bisher Hilfslehrer a. d. 3. BezirkSschule, al» ständ. Lehrer dafelbst; 42) Bernhard Nestler, bisher Hilfs lehrer a. d Kinderbesserungsanstalt, al» ständ. Lehrer daselbst; 48) Eugen Pischel, bi-her Hilfslehrer a d. 2 BezirkSschule, al» ständ Lehrer daselbst; 44) Bruno Heinig, bisher Hilfs lehrer a. d 7. BezirkSschule, als ständ. Lehrer daselbst; 4b) Helene Schöne, bisher Hilfslehrerin a d. 2V. Bezirks- fchule, al» ständ.Lehrerin daselbst; 46) Margarete Matthae», bisher HilfSlehrerin a d. 8 BezirkSschule, als pänd. Lehrerin daselbst; 47) Johanna Hüllweder, bisher HilsSlrhrerin a d. 2b. BezirkSschule, als ftänd. Lehrerin daselbst; 48) Louise Wagner, bisher Hilf-lthrenn a. d. 22 Bezirksfchule, als pänd Lehrerin daselbst; 4») Gustav Albin Säuberlich, bisher Hilfslehrer a d. 2. Bezirksschule, als pänd Lehrer daselbst; bO) Bruno Schmidt, bisher Hils-lehrer a. d 6. Bezirksschule, als ftänd. Lehrer daselbst; bl) Alexander Köhler, bisher Hilsslehrer a. d. 8. Bezirksschule, als ftänd Lehrer daselbst; X. Dresden II. b2) Theodor Richard Endler, birherLthrer in Dresden, als Lehrer in Plauen; bS) Karl Emil Garten, bisher Lehrer in Otterschütz, al» Lehrer in Pappritz; b4) Ernst Heinrich Toepler, bisher Schulvikar in Pappritz, al» pänd. Lehrer in Tharandt; bb) Gottsried Iuliu« Franz Stein hausen, bisher Lehrer in Rechenberg, al« ständ. Lehrer in Stetzsch; bS) Ernestine Helene Ehrhardine Karsch, bi«her Echulvikarin in Ottendors - Okrilla, al» ständ. Lehrerin da selbst: b7) Johanne» Paul David Kirschen, bisher Lehrer in Kleindorshain, al« Lehrer in Radeberg; bS) Friedrich Otto Ebert, bisher Lehrer in Rabenau, als Lehrer in Klotzsche. XI. Freiberg. bS) Max Alsred Kempf, bisher Schulvikar in Brand, al» ständ. Lehrer in Randeck; 60) Iuliu» William Fritzsche, bi-her Schulvikar in Niederau, al» ständ. Lehrer in ErbiSdorf. XII. Glauchau. 61) Friedr. Hermann Häußler, bisher Lehrer in Mülsen Et. Jakob, al» Lehrer in Waldenburg; 62) Karl Max Parthum, bither Lehrer in Thurm, als Lehrer in Glauchau; 63) Helene Heubner, bi-her Schulvikarin in Glauchau, al- ständ Lehrerin daselbst; 64) Otto Wilhelm Huldreich Wenzel, bisher Lehrer in Voigt-berg, als Lehrer in GerSdors. XIII. Grimma. 6b) Otto Andrä, bisher Lehrer in Leipzig, al- Schuldirektor in BrandiS; 66) Paul Hermann Baumgärtner, bisher Lehrer in Hundshübel, als Lehrer in BrandiS; 67) Georg Otto Engelmann, bisher Lehrer in Hohnpädt, al» Lehrer in Grimma; 68) Paul Walter Schmidt, bisher Lehrer in Schlortitz, als Kirchfchullehrer in Kleinbardau. XIV. Großen hain. 69) Otto Oswald Lohse, bisher Lehrer in Zabeltitz, al» Kirchfchullehrer in Reinersdorf; 70) Han» Gustav Seidel, vorm. Lehrer in Borna, al» Lehrer in BlatterSleben; 71) Friedrich Kurt Gebhardt, bisher Lehrer in Erlbach, als Filialkirchschullehrer in Colmnitz; 72) Karl Georg Opitz, bisher Lehrer in Frauenhain, al« Lehrer in Zabeltitz. (Schluß folgt.) Nichtamtlicher Teil. Der Gesetzentwurf zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhälthisses. S. 6. Die Aussichten für die zweite Lesung de» Gesetzentwurfes zum Schutze des gewerblichen Arbeits- Verhältnisses im Reichstage haben sich neuerdings un verkennbar gebessert. Eine unbefangene Prüfung der thatsächlich bestehenden, unleidlich gewordenen Zustände hat in weiten Kreisen der Männer deS praktischen Berufslebens die Ueberzeugung gefestigt, daß den im Gebiete deS KoalitionS- und Streikwesens eingerissenen unerträglichen Mißbräuchen mit fester Hand gesteuert werden müsse. Die dem Agitationslärm entrückte ruhige Ueberlegung ferner hat die Erkenntnis gefördert, daß der vorliegende Gesetzentwurf in seinen Grund zügen diejenigen Bestimmungen enthält, welche zur Herstellung normaler Beziehungen der gewerblichen Arbeiter untereinander und zu den Unternehmern ge eignet und erforderlich sind. Freilich ist noch ein weiter Weg bis zur Erreichung deS von der Reichs gewalt aufgcsteckten gesetzgeberischen Zieles zurückzu legen. Die Sozialdemokratie, die in der Aufrecht erhaltung ihrer angemaßten terroristischen Vorherrschaft über die Gesamtheit der deutschen Arbeiter durch das Vorgehen der verbündeten Regierungen sich er- stlich bedroht sieht, hat in der Zwischenzeit nicht einen Augen blick die Hände in den Schooß gelegt. Sie hat alle Hebel einer leidenschaftlichen Agitation gegen die Vorlage in Bewegung gesetzt, um in der Arbeiterschaft die falsche Meinung zu nähren, daß die angestrebte notgedrungene Abwehr terroristischen Zwanges in Wahrheit eine „Ent rechtung" und „Knebelung" des deutschen Arbeiter ¬ standes bedeute. Auf eine sachliche Beurteilung der Absichten des Gesetzgebers seitens jener Elemente wird in keiner Weise zu rechnen sein. Wohl aber darf )ie Hoffnung nicht aufgegeben werden, daß eS der ortschreitenden Aufklärungsarbeit gelingt, die nicht- ozialdemokratischen Arbeiterorganisationen allmählich >avon zu überzeugen, daß der Koalitionsfreiheit keine Gefahr droht, sondern ein Bann gebrochen werden soll, der die Schwachen in unwürdigen Fesseln hält und der Vergewaltigung preiSgiebt. Den geistigen Führern der monarchisch und national gesinnten Ar beiter kann nicht dringend genug ans Herz gelegt werden, ihren Einfluß dahin geltend zu machen, daß die ihnen anhängenden Arbeiterscharen einen weithin sichtbaren Grenzwall den Sozialrevolutionären gegen über errichten und auf diese Weise in ihrem eigenen Interesse den Boden zu einem ersprießlichen Ausbau ihrer eigenen sozialen Position bereiten. Ihre fernere gedeihliche Entwickelung wird in erster Linie davon abhängen, ob sie den Anschluß an die von den ver bündeten Regierungen und den rechtsstehenden bürger lichen Parteien vertretene sozialpolitische Richtung zu finden wissen. Von den politischen Parteien deS Reichstages, welche den Gesetzentwurf zum Schutze des gewerblichen Arbeitsverhältnisses bei der ersten Lesung glaubten rundweg ablehnen zu müssen, haben inzwischen die Nationalliberalen und das Zentrum - ihre Bereit willigkeit an den Tag geleg», den Grundgedanken der Vorlage in gesetzgeberische Form zu bringen. Der Inhalt ihrer noch zu erwartenden Anträge dürfte für die Beratungen im Reichstage von maßgebender Bedeutung sein. Als selbstverständ lich darf man wohl vorauSsetzen, daß die Ab änderungsvorschläge den Kern und den Zweck der Vorlage nicht in Frage stellen werden, da andern falls der Wert der ganzen gesetzgeberischen Aktion hinfällig werden würde. Die zu positiver Mitarbeit geneigten Parteien werden aber auch nicht außer acht lassen dürfen, daß bei den weit auseinandergehenden Anschauungen über daS Koalitionswesen eine erfolg reiche Verständigung nur wird erzielt werden können, wenn eine Annäherung an den Standpunkt derjenigen Parteigruppen erstrebt wird, die grundsätzlich dieselbe WegrichtunH innehalten. Eine solche Verständigung wird allerdings erschwert, wenn nicht unmöglich ge macht durch derartige kränkende Ausfälle, wie sie ein nat onallibcraler Parteiführer dieser Tage gegen die großindustriellen Arbeitgeber vorgebracht hat. Die verbündeten Regierungen sind sich dessen bewußt, daß die Vorlage die Sache der Gerechtigkeit und deS sozialen Friedens vertritt. Und wenn, wie in den letzten Wochen geschehen, eine Reihe von Arbeitgeber verbänden, Innungen, Handwerkcrvereinigungen rc. dem Vorgehen der Regierungen ihre volle Zustimmung ausgesprochen haben, so ist auch kür sie gewiß nicht ein einseitiges Klasseninteresse, sondern die Ueber zeugung maßgebend gewesen, daß auch den Arbeitern durch den Schutz des gewerblichen Arbeitsverhältnisses ein Dienst erwiesen wird. Diese Ueberzeugung sollte auch im Zentrum heimisch werden, das wiederholt anerkannt und am eigenen Leibe erfahren hat, daß die Koalitionsfreiheit von sozialdemokratischer Seite gemißbraucht wird. Wenn die Vorarbeiten für eine Umgestaltung der Vorlage von einseitiger Parteipolitik und voreingenommener Auffassung sich freihalten, so dürfte eine Einigung über die Maßnahmen zum Schutze der Arbeitswilligen auf der im Regierungs- entwurfe gegebenen Grundlage wohl erreichbar sein. Ter Krieg in Südafrika. Heute soll in England die Absendung des neuen Armeecorps beginnen, da« amtlichen Bekanntmachungen zufolge 48000 Mann zählt. Jeden Tag werden 9000 Mann eingeschifit, die in etwa drei Wochen in Südafrika angelangt sein dürften, wohin ihnen bereits der Oberbefehlshaber Sir RedverS Buller vorauS- geeilt ist. Nach Landung dieses Armeekorps wird General Buller über eine Streitmacht von etwa 75 000 Mann verfügen. Die Mobilisierung diese« bedeutenden Heeres hat naturgemäß überall Ueberraschung und Bestürzung hervorgerufen. Daß die Einreihung der Mann schaften in den permanenten Heeresdienst lediglich der Auffüllung der geschwächten Garnisonen dienen soll, findet keinen rechten Glauben. In Cardiff herrscht große Aufregung, da Tausende junger Gruben arbeiter zu den Fahnen eilen mußten, während gerade die Kohlennachfrage rapid wächst. Da sich die Milizen bekanntlich aus allen Berufsklassen zusammen setzen, befürchtet man ernste Störungen deS HandelS- und VerkehrSlebenL. Inzwischen hat der von uns vorgestern erwähnte Aufruf der Südafrikanischen Republik seine Wirkung auch nicht verfehlt. Viele Farmer aus dem Kaplande und namentlich aus Natal sind infolgedessen zu den Heeren der Buren geeilt. In der Grafschaft Wernen von Wanen (Natal) ist namentlich die Bewegung eine allgemeine geworden, und Montag nachts mar schierte von dort ein ganzes Kommando bewaffneter und berittener Buren von Colenso in der Richtung nach dem Freistaat. Vieh wird gleichfalls in großen Mengen über die Grenzen nach den benachbarten Republiken getrieben. ES ist anzunehmen, daß diese Zuzüge bis jetzt fortgesetzt stattgefunden und die Buren auf diese Weise eine nicht unerhebliche Ber- stäikung erfahren haben. Die von dem Kriegsschauplätze eingegangenen Meldungen bringen, von einigen Vorpostengefechten, der Eröffnung der Beschießung von Maseking und der Eroberung der Festung Makaart durch die Buren abgesehen, nicht viel Neues. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze scheint nun auch die Verbindung zwischen Ladysmith und Glencoe unterbrochen zu sein und sich eine Umgehung der Engländer in der rechten Flanke vorzubereiten. Von dem westlichen Kriegsschauplätze fehlen wegen des unterbrochenen Eisenbahn- und Telegraphen- verkehrS alle Nachrichten. Die neuesten Nachrichten lauten: Kapstadt. (Meldung des „Reuterschen Bureau»".) Nach einer privaten Mitteilung aus Bloemfontein hat Präsident Krilger an den Pi äsidenten Steijn anläßlich deS Kampfe- mit dem gepanzerten Zuge bei Kraii-Pan ein Telegramm gerichtet, in welchem er u a. bemerkt, daß Leutnant Nesbitt, der Kom mandant deS Zuge-, und sieben Engländer schwer verwundet seien, die übrigen sich indessen wohl befänden Getötet sei keiner. — (Meldung dcS „Reuterschen Bureaus") Bon der Zoll behörde wurde vorgestern eine für die Regierung von Transvaal bestimmte Sendung Gold im Betrage von >50 000 Sovereign» mit Beschlag belegt und unter bewaffneter Eskorte nach der Standardbank geschafft. — („Reuter'- Meldung.) Wie zuverlässig gemeldet wird- hiben die Buren die Brücke bei Fourten- StearmS, zwischen Kimberley und Biyburg, und ferner die Brücken über den Modderriver, füdlich von Kimberley, in die Lust gesprengt. — Wie eine Depesche der „Cape Times" aus Kimberley meldet, ist zuverlässiger Mitteilung aus Maseking zusolge ein gepanzerter Zug, der die nördlichen Stellungen der Buren rekognoszierte, am Sonnabend auf eine Abteilung von 500 Buren gestoßen. Letztere erlitten schwere Verluste, auf eng lischer Seite wurden zwei Mann gelötet und 14 verwundet, darunter zwei schwer — Wie die „Daily News" au- Kapstadt vom 18. d Mt». melden, ist dort das Ge.ücht verbreitet, daß, während die Buren Maseking angriffen, die zur Verteidigung der Stadt außerhalb derselben gelegten Melinitminen explodierten. 1500 Buren sollen hierbei das Leben eingebüßt haben. Kunst und Wissenschaft. Hundertjahrfeier der Berliner Technischen Hochschule. Anläßlich der gestrigen Jubelfeier der Technischen Hochschule hatte sich Charlottenburg prächtig geschmückt. Der Weg zur Hochschule war in eine Via triumpdalis verwandelt worden, Masten waren errichtet und durch Liudzrwinde mit einander verbunden worden, und Fahnen fiatterten lustig im herbstlich kühlen Wmde. Gegen H10 Uhr nahmen die Chargierten der Studentenschaft mit ihren Fahnen in weitem Kreise auf dem Festplatze Ausstellung. Bald sanden sich auch Ehrengäste ein. E» erschienen u. a.: die Minister Studt und Thielen, Staattfekretär vr. Graf ». Pssadowtky und zahlreiche Räte der Staatsämter und der Ministerien Die Stadt Charlottenburg hatte die beiden Bürgermeister Schustehru« und Matting, die Stadt Berlin den Bürgermeister Kirschner entsandt Auch Geh Rat Krupp war erschienen Panklich um 10 Uhr er öffnete der Chor au» Händels „Juda« Maccabäus" den Akt der Enthüllung der Denkmäler von Siemen» und Krupp Die beiden Standbilder haben ihren Platz im Borgarten der Hochschule erhalten Nachdem die Musik verklungen war, nahm der Vorsitzende de» Deutschen Jugenieurverein«, Baurat Bissinger au« Nürnberg, da» Wort zu einer Ansprache, in der er auf die ungeheuren Fortschritte hinwie», die die Technik im verfloßenen Jahr hundert gemacht hat und Werner v Siemen» und Alfred Krupp feierte Beiden Männern müsse besonder» die Jngrnieurwelt Dank und Anerkennung zollen. Inzwischen war die Hülle de« SiemenS-Denkmal» gefallen, die Studenten senkten ihre Fahnen Nunmehr nahm al» Vertreter der nordwestlichen Gruppe de» Verein» deutscher Eisen- und Stahlinduftrieller und zugleich auch al» Vertreter de« Verein« deutscher Eisen- hüttenleute Kommerzienrat Servae« au« Ruhrort da« Wort, um im Namen seiner Auftraggeber das Denk mal Alfred Krupps der Technischen Hochschule zu über geben. In längerer Rede feierte er Krupp nicht nur al- großen Industriellen, sondern auch als den bedeutenden Menschen, als den Wohlthäter und väterlichen Freund seiner Arbeiter Wieder senkten sich die Fahnen, als die Hülle von Krupps Denkmal fiel. Alsdann hielt der Rektor der Technischen Hochschule, geh. Regierungsrat Prof. vr. Riedler, eine Erwiderungsrede, in der cr den Stiftern der beiden Standbilder namens der Technischen Hochschule tiefgefühlten Dank aussprach und betonte, daß beide Denkmäler stet» da» begeisternde Vorbild der Tech nischen Hochschule sein werden. Der Chor aus HaydnS „Schöpfung" fchloß den offiziellen Akt. Hierauf sprach Geh. Rat Krupp dem Minister Studt feine Freude übcr das wohlgelungene Standbild aus. An beiden Denk mälern wurden Kränze niedergelegt. Die Denkmals-Ent hüllung war damit beendet. Die Festteilnehmer nahmen jetzt im Lichthofe Aufstellung, wo der Kaiserthron errichtet war. Um H12 Uhr rückte die vom Garde-Pionierbataillon gestellte Ehrencompagnie an; gleichzeitig stellten sich auch neue Ehrengäste ein: die Minister v. Miquel, Brefeld, v Goßler und v. Wedel und zahlreiche andere hohe Staatsbeamte und Offiziere. Um Hl 2 Uhr kam da« Kaiserpaar, Allerhöchstwelchem die fünf ältesten Söhne sowie Prinz Joachim Albrecht folgten Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften begaben Sich in die Festhalle. Nach einem Fanfarengruße trat Kulturminister Studt vor, um eine Ansprache an Se. Majestät den Kaiser zu hallen, an deren Schlüsse er die an den Kultusminister gerichteten Kaiser! Erlasse verkündete. Al« zweiter Redner nahm sodann abermal« der Rektor der Technischen Hoch schule, geh RegierungSrat Prof. vr. Riedler, da« Wort. Al« der Rektor geendet hatte, nahmen Se Majestät der Kaiser selbst da« Wort zu folgender Ansprache: An dem heutigen festlichen Tage gedenke Ich leb haft der Feier, durch die Mein in Gott ruhender Herr Großvater, des Kaiser« Wilhelm deS Großen Majestät, vor 15 Jahren diesem Hause die Weihe gegeben hat. Wenn der unvergeßliche Herrscher damals die Hoff nung aussprach, daß dem herrlichen Schmuck, welcher dem Bau im Innern wie im Aeußern zu teil geworden ist, da« geistige Leben entsprechen werde, welches sich darin entwickeln solle, wenn er im besonderen dem Wunsche Au«druck gab, daß diese Anstalt allezeit ruhm voll ihre Aufgabe lösen und den ihr gebührenden Rang unter den Hochschulen behaupten möge, so kann Ich mit Genugthuung heute bezeugen, daß Seine Hoffnung und Sein Wunsch in der seitherigen Entwickelung dieser Anstalt, welche als Seine eigenste Schöpfung zu be trachten ist, sich glänzend erfüllt und diese, wie die Technischen Hochschulen überhaupt, sich ebenbürtig den obersten Bildungsstätten de« Lande«, unseren Uni versitäten, an die Seite gestellt haben. E« ist Mir eine besondere Freude gewesen, dies heute noch da durch anerkennen zu können, daß Ich den technischen Hochschulen da« Recht zur Verleihung besonderer, ihrer Eigenart entsprechender wissenschaftlicher Grade beigelegt habe. Daß durch die wissenschaftlichen Bestrebungen der Hochschulen der innige Zusammenhang mit der Praxi« nicht beeinträchtigt werden darf, und daß die Technischen Hochschulen bemüht sein werden, au« der anregenden Berührung mit dem Leben fortdauernd neue Kraft und Nahrung zu ziehen, dafür dienen al» Wahrzeichen die Standbilder der beiden Männer, die fortan die Front diese» Hause« schmücken werden; solange sie die Erinner ung an diese Männer festhalten und ihrem Vorbild nach eisern, wird die deutsche Technik im Wettkampfe der Nationen allezeit ehrenvoll bestehen In dem Ver- hältni« der Technischen Hochschulen zu den anderen obersten Unterricht«stätten aber airbt e« keine Interessen gegensätze und keinen anderen Eifer al« den, daß eine jede von ihnen und jede« Glied derselben an seinem Teile den Forderungen, die da« Leben an die Wissen schaft stellt, voll gerecht werde, eingedenk des Goetheschen Wortes: Gleich sei Keiner dem Andern; doch gleich fei Jeder dem Höchsten I Wie daS zu machen? Es fei Jeder vollendet in sich! Bleiben die Technischen Hochschulen, welche in dem zu Ende gehenden Säkulum zu so schöner Blüte sich entwickelt haben, dieser Mahnung getreu, so wird da» kommende Jahrhundert sie wohlgerüstet finden, auch den Aufgaben gerecht zu werden, welche die fortschreitende kulturelle Entwickelung der Völker in immer steigendem Maße an die Technik stellt. Staunenerregend sind die Erfolge der Technik in unseren Tagen, aber sie waren nur dadurch möglich, daß der Schöpfer de» Himmel« und der Erde den Menschen die Fähigkeit und da« Streben verliehen hat, immer tiefer in die Geheimnisse seiner Schöpfung einzudringen und die Kräfte und die Gesetze der Natur immer mehr zu erkennen, um sie dem Wohle der Menschheit dienstbar zu machen. So führt, wie jede Wissenschaft, auch die Technik immer wieder zurück auf den Ursprung aller Dinge, den allmächtigen Schöpfer, und in demütigem Danke müssen wir un« vor ihm beugen. Nur auf diesem Boden, auf dem auch der verewigte Kaiser Wilhelm der Große lebte und wirkte, kann auch da« Streben unserer Wissenschaften von dauerndem Erfolge begleitet fein. Halten Eie, Lehrer und Lernende, daran fest, so wird Ihrer Arbeit Gotte« Segen nicht fehlen Da» ist Mein Wunsch, welcher di« Anstalt in da» neue Jahrhundert geleiten möge! Tue Rede Er Majestät de« Kaiser« wurde von der festlichen Versammlung mit großer Begeisterung angehört. Nachdem noch der Vorsitzende des Auischusse« der Studentenschaft, c-mck. rer. tscd Garnisch, da« Gelöbni« abgegeben hatte, treu der Wissenschaft, treu den hohcn Ideal n de« Berufe« und treu bi« in den Tod dem Kaiser und König und seinem ganzen königlichen Hause zu sein, schloß die Feier.
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