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Dresdner Journal : 19.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991019
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-19
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.10.1899
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Beilage zu 214 des Dresdner ZoUNlals. Donnerstag, den 19. Oktober 1899, abends. Tagesgeschichte. (Fortsetzung «ut dem Hauptblatte.) Vr»tzdrita»uie«. London. Unterhaus. Der Erste Lord de» Schatze« Lalfour verla« gestern eine Könialich« Botlchaft, welche besagt, da die Zustände in Südafrika nach der Ansicht dn Königin der Parlamenttakte gemäß al» großer Not fall zu betrachten seien, erachte et die Königin für an gebracht, weitere Mittel für den Militärdienst zu be schaffen Er glaube daher, dem Hause mitteilcn zu sollen, daß die Königin im Begriffe stehe, durch eine Proklamation die Einziehung der Miliz zu befehlen und die Miliz- reserv« oder den Teil derselben, welchen dir Königin für nötig erachtet, für den permanenten Dienst einzuberufen. Di« Beratung der Botschaft wurde auf heute vertagt. I« weiteren Verlaus der Adreßdebatte schlug dann Ctanhope die Annahme «inet Unterantrag«« vor, in dem die Führung der Unterhandlungen mit Trantvaal, durch welche England in Feindseligkeiten mit den zwei südafrikanischen Republiken verwickelt worden sei, ernstlich mißbilligt wird. Lodann sprach Sir William Harcourt. Er führte aut, et sei die Pflicht det Haust«, die Regierungtgewalt in der Aufrechterhaltung der Integrität der Herrschaft«, gebiete der Königin zu unterstützen; die Opposition habe ab«r da« volle Recht, da« Verhalten der Regierung, da« Kriege führte, zu kritisieren und selbst »u ver- urleilen, während sie zugleich die Regierung bei der Durchführung de« Krieges unterstütze. Die Opposi tion soll ihre Pflichten und die Aufgaben ihrer Wirksamkeit nicht verleugnen. Bemerkenswerte Um stände bei den Verhandlungen, führte Redner au«, seien nicht geeignet gewesen, ein« sriedliche Lösung herbrizusühren, wenngleich er der Regierung nicht den Vorwurf machen wolle, daß ihr Bestreben gewesen sei, eine friedliche Lösung zu vermeiden. Nicht« rechtsertige es, gegen Trantvaal die Anklage frevelhafter Hartnäckig keit zu erheben. Trantvaal habe auf Anraten de« Oranfe-Freiftaat« und der Regierung der Kapkolonie Echritt für Schritt nachgegrben und sei vor dem Drucke Enalanv« gewichen. Nirmal« früher habe England den Anspruch erhoben, d«n Buren bezüglich ihrer inneren An gelegenheiten Vorschriften zu machen, sondern lediglich da« Recht beansprucht, ihnen im Interesse Südafrika« und der englischen Unterthanen in Trantvaal freundschaft lichen Rat zukommen zu lasten Die« habe Chamberlain selbst zugegeben, und eine Reihe von Kolonialministern hätten dem Wesen nach erklärt, daß die« der Fall sei. Verschiedene Erklärungen von Ministern hätten dargethan, daß der Hauptqrundsatz der Auseinandersetzung mit Trantvaal die Nichteinmischung in besten innere Ver- waltung und Gesetzgebung gewesen sei. (Beifall bei den Lpposmonellen) Die Zurückweisung des von Transvaal am 5. August gemachten Vorschläge« sei durchaus un nötig gewesen, auch habe die Sprache, welche Chamberlain geführt habe, nachdem der Vorschlag gemacht worden war und die Verhandlungen auf einen Erfolg ver- sprechenden Punkt gelangt waren, nicht zu einer günstiaen und friedlichen Regelung beitragen können. Die Depesche d«r Trantvaal - Regierung vom 6. September habe da« dringende Verlangen nach Beratung in gemeinschaftlicher Kommission unter der Bedingung ausgesprochen, daß die Euzeränität fallen gelasten werde. Nun sei jedermann überzeugt, fuhr Harcourt fort, daß die Euzeränität im Jahre 1884 fallen gekästen wurde (laute Protestrufe von feiten der Ministeriellen), auf jeden Fall hätten eine Reihe von Kolonialministern nacheinander diese Meinung au«- gesprochen Hier unterbrach Chamberlain den Redner und gab seiner entgegengesetzten Meinung entschiedenen Aus druck; er sagte, er werde Reden von Ministern liberaler Kabinette anfahren, die beweisen, daß Harcourt Unrecht habe Harcourt erwiderte, die Euzeränität sei von Chamberlain erst im Jahre 1897 formell dem Präsidentcn Krüger gegenüber beansprucht worden. Die britische Ne gierung, führte Redner alsdann au«, habe dem Frieden eine Thür verschlossen; warum habe sie nicht eine andere ausgemacht? Warum seien keine neuen Vorschläge an den Präsidenten Krüger gesandt worden? (Beifall ) Die Re gierung habe kein Recht gehabt, England in einen Krieg zu verwickeln, so lange das Dunkel über die Vorschläge, die sie zu machen bereit war, nicht gelichtet wurde. Redner fragte, warum die Regierung nicht mit der Be ratung in gemischter Kommission vorgegangcn sei, warum die letzten britischen Vorschläge nicht bekannt gemacht werden sollten, ferner warum die guten Dienste des Oranje. Freistaat« abgelehnt worden seien. Er fragte weiter, was denn die Unabhängigkeit Transvaal« sei, die, wie der Herzog von Devonshire gesagt habe, von England respek- tirrt worden sei, und warum, al« der auSgeübte Druck in gewissem Maße erfolgreich war, der zum Frieden führende Weg nicht weiter beschritten worden sei. Harcourt schloß mit der Bemerkung, «r nehme nicht teil an der Verant wortung für die Maßnahmen, die zum Kriege führten, j«doch unterstütze er di« Regierung der Königin bei dem gegenwärtigen unglücklichen Konflikt Daraus wurde die Debatte vertagt. — Der Nachtragsetat der Militärverwaltung ist gestern dem Unterhaus« zugegangen In demselben werden 35000 Mann und 10 Mill Pfd Sterl. gefordert. Diese 35000 Mann stellen wahrscheinlich den Höchst- betrag dar, um welchen der für 1899/1900 festgesetzte Effektivbestand überschritten wird. Die Gesamtford«rungen der Militärverwaltung belaufen sich auf 30817200 Pfd. Sterling. — Da« „Reutersche Bureau" meldet: Die Einberus, ung der Miliz hat hier heute beträchtliche Erregung her- vorgerufen. Der Zweck der Einberufung der Miliz ist nur der, die durch die Entsendung von Regimentern nach Südafrika verringerten britischen Garnisonen wieder zu ergänzen. Slaudivavitn. Stockholm Wie e« vorauszusehen war, hat König O«car trotz des heftigen Widerstande» der intransigenten Partei, an deren Spitze der Minister de« Auswärtigen, Graf Dougla«, steht, in der am 13. d Mt». ab gehaltenen Sitzung de» vereinigten Staatsrat»« der Pro mulgation de» vom norwegischen Storthing votierten Ge setze«, durch welche« die reine norwegische Handelsflagge eingeführt wird, seine Zustimmung erteilt. Di« norwegisch« Handel«marine wird somit vom 15 Dezember d I«. an „die reine Flagge" führen König Oscar hat be kanntlich diesem Gesetze dreimal seine Sanktion ver weigert In seiner für da« StaattratSprotokoll ab gegebenen Erklärung weist der König ausdrücklich auf seine wiederholte Weigerung hin, da aber die norwegisch« Verfassung dem Könige nur ein suspensive«, nicht aber ein absolute« Veto zuerkennt, stehe ihm da« Recht nicht zu, die Promulgierung eine« vom Storthing dreimal an genommenen Gesetze« zu verhindern, diese sei de«halb zu bewerkstelligen. Der Minister de« Aeußern, Graf Dougla«, hat demgegenüber den Standpunkt vertreten, daß eine Aenderung der norwegischen Flagge al« eine gemeinsame schwedisch-norwegische Angelegenheit zu betrachten sei; e« zeigte sich aber, daß die übrigen schwedischen Minister im Staatsrat« diese Auffassung nicht teilten und sich dahin aulsprachen, daß eine Abänderung der norwegischen Handelsflagge al« «ine innere norwegische Angelegenheit zu betrachten sei, welche die Zustimmung Schwedens somit nicht erheische; man könne den Storthing«beschluß mißbilligen, der König könne sich aber der Promulgierung desselben nicht widersetzen. Infolge dirser prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten innerhalb des schwedischen Kabinett« hat der Minister de« Auswärtigen, Graf Dougla«, sein Abschiedsgesuch eingereicht, da« vom König sofort angenommen worden ist. Der Chef de« Kabinett«, Boström, übernimmt provisorisch die Leitung de« Aus wärtigen Amte«, al« dessen definitiver Titular bekanntlich schon seit längerer Zeit der schwedisch-norwegische Gesandte in Berlin, Kammerherr Lagerheim, in Aussicht genommen ist. Der gegenwärtig vakante Gesandtschafttposten in St. Petersburg dürfte demnächst mit einem Norweger besetzt werden. Serdieu. Nisch Die Skupschtina hat gestern einen Nach tragskredit von 3^ Mill für da« Heer bewilligt; die Session wurde darauf bis zum 30. Dezember vertagt. Türkei. Konstantinopel Wie man der „Polit Korresp." au« Konstantinopel berichtet, hat sich die Synode kürzlich mit den kirchlichen Angelegenheiten auf der Insel Kreta befaßt Anlaß hierzu bot eine Verfügung der kretischen Regierung, durch welche die Kompetenz de» Metropoliten und der Bischöfe auf Kreta in Bezug auf Unterricht, Ehescheidung und Verwaltung der Klostergüter aufgehoben werden soll Der Metropolit Msgr. Eumenio« hat im Namen de« ökumenischen Patri archats gegen diese Verfügung protestiert und die That- sache zur Kenntnis der Synode gebracht, welche den Beschluß faßte, alle Rechte der Kirche auf Kreta oufrecht- zuhalten und ein in diesem Sinne abgefaßtcs Memo randum an den Oberkonnmssär von Kreta, Prinzen Georg, zu richten. Salonichi. Wie man der „Polit Korresp- au» Salonichi berichtet, haben di« im östlichen Makedonien herrschenden Zustände in den letzten Wochen eine Besserung erfahren, und zwar »»«schließlich infolge von Einwirk ungen, welche direkt au» dem Nildiz-Kioik »»«gingen Di« arnautischen Stamme»ältestrn sowi« die diesem Volk», stamme angehörigen Mufti« und Mullah« haben, allent- halben vom Scheck-ul-Jtlam instruiert, eine eifrige Propaganda zu Gunsten eine» friedlichen Zusamm«nleben« mit den Christen entwickelt, die nicht ohne Wirkung ge blieben sei Wie die Meldung hinzufügt, werd« in türkischen offiziellen Kreisen die Hoffnung gehegt, daß nunmehr eine Aera der allgemeinen Beruhigung in Mac», donien anbrechen dürfte, die auch zur Hebung der wenig befriedigenden ökonomischen Verhältnisse der Provinz wesentlich beitragen würde. Amerika. Washington Die politischen Kreise in der amerika nischen Bunde«hauplstadt verfolgen die Tran»vaalkris« mit lebhaftem Interesse. E« sehlt nicht an Versuchen, die Sympathie der Bundesregierung für die eine oder die andere Seite wachzurufen, doch hat da» EtaatSministerium für den Kriegsfall die strengst« Neutralität beschlossen. Freunde des Transvaal haben eine Bewegung in» L«ben gerufen, um den Präsidenten Mac Kinley unter Berufung auf die Beschlüsse der im Haag abgehaltenen Friedens konferenz zu veranlassen, der britischen Regierung seine Bermittlerdienste anzubieten In dirscm Sinne ist eine Petition an den Präsidenten abgegangen, die die Unter schriften ehemaliger Minister sonne die von Senatoren, Kongreßmitgliedern, Bischöfen, Universitätslehrern und anderen hervorragenden Männern der Orffentlichkeit trägt. Ein Erfolg dieser Bewegung ist jedoch ganz ausgeschlofien, da der Präsident dem Kabinette von St Jame« keinen Anlaß zu geben wünscht, die freundschaftlichen Gesinnungen der Union«regierung in Frage zu ziehen. Auf jeden Fall st«ht jedoch fest, daß der Krieg zwischen Großbritannien und dem Transvaal bei den großen Mafien de« amerika nischen Volke« sehr unpopulär ist und viel dazu beitragcn könnte, England die während de« spanisch-amerikanischen Kriege« gewonnenen Sympathien der Union wieder zu entfremden — Wie der „Polit. Korresp " au« Washington be richtet wird, hat der anfang« diese« Monat« auf Urlaub in New-Dork angekommene amerikanische Gesandte in Rio de Janeiro, Charles Page Bryan, in einer Unter redung alle Gerüchte, wonach die im Süden Brasilien« ansässigen Deutschen eine Revolution beabsichtigten oder sich von der Bundesregierung in Rio de Janeiro los- zureißen bestrebten, in nachdrücklicher Weise für unbegrün det erklärt Der Gesandte fügte hinzu, daß im Gegenteil das beste Einvernehmen zwischen den Deutschen und der brasilianischen Negierung herrsche. Afrika. Alexandrien. (Meldung der „Agence Hava«".) Da« Gerücht, der deutsche Postdampfer „Kaiser" sei von einem englischen Kreuzer seit seinem Abgänge von Neapel verfolgt worden, weil er Waffen für Südafrika an Bord hatte, ist unbegründet. Die Waffen und Munition, vie an Bord waren, wurden auf Anweisung de« Verschiffer« gelöscht, weil seit dem Abgänge de« Dampfer« der Krieg «»«gebrochen ist. Artliches. Dresden, 19. Oktober. * Der von der König!. Kommission für da« Veterinär wesen herauSgcgebene „Bericht über da« Veterinär wesen im Königreiche Sachsen für da« Jahr 1898" ist soeben erschienen. Der sorgfältig bearbeitete, zahlreiche statistische Nachweise enthaltende Bericht umfaßt 207 Seiten. Wir entnehmen demselben sür heute folgende Mitteilungen über den GefundheitSzustand der Haustiere im allgemeinen au« den Berichten der Bezirkstierärzte: „Der Gesundheits zustand der Haustiere war im ersten Halbjahre 1898 ein vorwiegend günstiger. Allerdings machte sich in den Wintermonaten noch der Einfluß des im Vorjahre schlecht eingebrachten Futters geltend, nomentlich in den ge birgigen LandeSteilen, sodaß infolge de« vielfach dumpfigen Hafer« bei Pferden ziemlich ost Harnruhr, Magen- Darmkatarrhe und vereinzelt auch Dampf, bei Rindern nach Grummetfütterung Verstopfung, Magen-Darmkatarrhe und Milchfehler häufiger, in den AmtShauptmannschasten Annaberg und Großenhain auch Lecksvcht und Knochen- brüchigkeck sich bemerkbar machten. Im übrigen gestatteten aber die hinlänglichen Vorräte und im Frühjahre da« Ter Zugvogel. Roman von A. v. Klinckowstroem. I« (Fortsetzung.) Co hatten sich die Brüder noch nie gegenüber- gestanden. Sie, die aneinander mit ein r Innigkeit Hinzen, welche bisher durch nichts erschüttert worden war, maßen sich jetzt mit beinahe feindseligen Blicken. Joachim saß sehr gerade aufgerichtet da, nach seiner Gewohnheit mit leicht gebogenem Arm, einige Finger in der Tasche. Eigensinniger als sonst strebte vom Hinterkopfe ein kleines Haarbüschel in die Luft. „Ist es möglich", sagte er nach kurzer Pause lmgsam, „daß ein fremdes Weib im stände war, nach so kurzer Bekanntschaft das Band treuer kameradschaftlicher Brüderlichkeit, welches unS Jahre hindurch alle Schwierigkeiten deS Leben« überwinden ließ, zu lockern? Glaube mir, von dem Moment an, in dem die Person ihren Fuß in unser HauS setzen würde, wäre es mit unserem friedlichen Zusammen leben vorbei." „Nun und wenn auch!" klang eS murrend zurück „Wenn einer von un» geheiratet hätte, wäre natur gemäß auch ein Drittes hineingekommen. Haben wir uni etwa das Wort gegeben, in alle Ewigkeit ledig zu bleiben? Ich biete dir ein Kompromiß an, das un» die Annehmlichkeit weiblicher Gesellschaft und Fürsorge sichern soll, ohne daß wir unS zu trennen brauchen, und du thust, als beginge ich einen Treubruch an dir. Ich sage dir, daß ich nun einmal der ewigen Einsamkeit müde bin. Ich brauche ein bischen Lebensfreude und ein bischen Schönheit und Liebenswürdigkeit um «ich, und du möchtest mich am liebsten nach deinem Willen knechten." „Siegfried!" Er lag so viel gerechter Schmerz und Zorn in dem AuSruf, daß die nervöse Gereiztheit de« älteren Zwillings dem gegenüber schwand und lebhaften Ge wissensbissen wich. Er liebte doch im Grunde diesen kühleren, verschlossenen und stets vernünftigeren Bruder und war sich bewußt, daß jener sich bisher allen siinen Wünschen untergeordnet hatte. Rasch legte er den Arm nm Joachims Schultern und rief: „Verzeih, mein Alter! Rechte nicht mit mir. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich sage, aber mein Herz hängt so sehr an der Erfüllung dieser Idee. Den ganzen Tag über habe ich's mir auSgemalt, wie köstlich das sein würde, die Frau als HauSgenossin zu haben, diese Frau —" „Deren Namen du mir noch nicht einmal ge nannt hast." „Nicht? Wie vergeßlich ich bin! Frau Aniela CharlinSka heißt sie." „Was, eine Polin? Dann kann nicht mehr davon die Rede sein/ „Wie kannst du dich von vornherein durch einen Namen beeinflussen lassen! Lerne sie doch erst kennen. Sie ist ja vielmehr Kosmopolitin al» Polin, spricht Deutsch, Französisch und Italienisch gleich fließend und rein. Gerade du würdest vielerlei An regung bei ihr finden. Lieber guter Junge, bestehe nicht so halsstarrig auf deiner fixen Idee, wenn du siehst, daß ich keinen größeren Wunsch habe al» den, ein reizendes Geschöpf zu unser aller Unterhaltung und Freude hier zu haben. Sei überzeugt, daß mir die Frau in der Erinnerung viel gefährlicher sein würde, als wenn sie hier ruhig unter un» lebte. Sie hat ein so besonderes Talent zur Kameradschaft. Mag sie doch zunächst al- Gast Herkommen. Gefällt sie dir dann nicht, so geht sie wieder ihres Weges." „Wird ihr nicht einfallen, wenn sie sich erst hier eingenistet hat." „Doch! Doch! Du kannst dtch auf ihr Taktgefühl verlassen. Sei mir nicht entgegen. Ich bin ja gar nicht verliebt in sie, nich' die SpU', aber ich s hne mich eben nach einem weiblichen unterhaltenden und musikalischen Element hier im HauS und habe eS mir in den Kopf gesetzt, die geeignete Persönlichkeit ge funden zu haben." „Laß mir Zeit, die Sache zu überlegen. Ich liebe eS nicht, wenn die Dinge so überstürzt werden." DaS klang schon versöhnlicher und auSsichtr voller, und wenn schon die Verstimmung zwischen ihnen nicht völlig beseitigt war und jeder von ihnen für den Rest des Abends seiner Wege ging, so gab sich Siegfried doch der Hoffnung hin, daß der Bruder, wie gewöhnlich, endlich nachgeben werde. Am folgenden Tage war von der ganzen An gelegenheit zwischen ihnen nicht die Rede. Sie sprachen über wirtschaftliche Dinge und vermieden alles, was auf Danzig Bezug haben und sie auf da« heikle Thema zurückbringen konnte. Siegfried jedoch ver mochte einer inneren Unruhe und Zerfahrenheit nicht Meister zu werden, sprang öfter ohne sichtbaren Grund auf, lief umher, nörgelte an der Bedienung herum, sodaß selbst der arglose FronziuS fragte: „WaS haben Sie denn, Herr v. Plassenberg? Sie können wohl zu Hause noch nicht wieder recht warm werden?" „Nein, in der That!" klang eS sehr bestimmt zurück. „Und es ist möglich, daß ich binnen wenig Tagen abermals nach Danzig reise." Joachim hob den Kopf, sagte aber nicht», fragte nur am nächsten Morgen so ganz beiläufig: „Hast du der Frau schon geschrieben?' „Wie sollte ich! Du willst ja nicht» davon hören." „Ich bin nickt dein Erzieher. Du mußt wissen, wa» du thust. Daß eS mir nicht lieb ist, weißt du; hängt aber dein Herz so sehr daran, daß dir daS Hau» verleidet wird, wenn du deine Idee nicht zur Ausführung bringen kannst, so laß sie meirelweacn probeweise kommen Ich wasche meine Hände in Un schuld, fall» nachher eine tolle Wirtschaft einreißt. Terkö übrigen» nicht, daß ich ihr sofort sämtliche Schlüssel auShändigen und sie förmlich als Hausfrau inthronisieren werde." Siegfried fiel dem andern um den Hals. „Mein lieber Alter, ich dauke dir, daß du mir daS Opfer bringst, aber du wirst sehen, daß es auch für dich ein Gewinn sein wird — wenn sie über haupt kommen will." „Darüber dürste wohl kein Zweifel fein. Ich bin überzeugt, daß sie eS von vornherein darauf abgesehen hat und sich dir nur darum in der Rolle der liebens würdigen Hausfrau zeigte." Die kühle Ablehnung in Joachims Ton kühlte auch den Enthusiasmus de» Bruders etwa» ab. „Du giebst mit der einen Hand und nimmst mit der anderen", sagte er etwa» spitzig. „Warum konntest du den letzten Ausfall nicht unterdrücken? Er ver dirbt mir die Laune." „Ich kann mich nicht ander» geben, al» ich bin." Siegfried fürchtete eine abermalige Auseinander setzung und beeilte sich, von der erhaltenen Zustim mung Nutzen zu ziehen und den inhaltsschweren Brief an Frau Aniela zu schreiben. Mehrmals zerriß er die angefangenen Bogen. Er wollte nicht zuviel persönliches Empfinden hineinlegen und immer ging die Feder mit ihm nach dieser Richtung durch Aber auch gar zu geschäftlich mochte er nicht schreiben, sie hätte sich sonst beleidigt fühlen können. Als da» Schriftstück endlich fertig war. klang zwischen den Zeilen doch die lebhafte Sehnsucht nach der, an die eS gerichtet war, durch und er hatte einen ganz roten Kopf bekommen. DaS Schreiben war ihm un gewohnte Arbeit. Joachim betrachtete den Brief, ehe er ihn in die Posttasche steckte, sehr eingehend, wie man eine Schülerarbeit begutachtet, und ter Schatten eine» sarkastischen Lächeln» glitt dabei über sein Gesicht. (Fortsetzung folgt.) Grünfutter ein« rrichliche Ernährung, und dir gewöhnlichen Winter- und Frühjahr«rrkrantungen traten infolge der milden Witterung, ver fortdauernden Beschäftigung der Pferde rc. nur in mäßigen Graden auf In der zweiten Jahreshälfte war die Witterung mit Ausnahme der regnerischen und kühlen ersten Hälfte de« Juli dir denkbar günstigste Vorwiegend heitere und trockne, dabei nicht über- mäßig warme Witterung, in wünschenswerter Weis« durch Gewitter und kurze Regentage unterbrochen, zog sich durch die Sommer- und Herbstmonate hin, selbst der Winter trat erst in der zweiten Hälfte de« Dezember nur mild mit geringem Frost und Schnee ein Infolge dieser günstigen Witterung und der reichlichen und meist guten Futteroorräte war der Ernährungs- und Gesundheit«- zustand fast durchweg ein besonder« günstiger Nur in einzelnen Bezirken wurde da» mehrfache Vorkommen von mykotischen Magendarmentzündungrn bei Pferden und Rindern, influenzaartigen Katarrhen bei Pferden, Zurück bleiben der Nachgeburt, Kälberruhr und Euterentzündungen beobachtet; im allgemeinen waren die sporadischen Er krankungen ebenso selten wie Seuchen." * Man schreibt un« au« Radfahrer kreisen: Der Säch sische Radfahrer-Bund hat der stärkeren Betonung der touristischen Seite de« Radfahrer.« einen großen Er folg zu verdanken; seit Anfang diese« Jahres sind rund 1000 neue Mitglieder bcigetreten, sodaß sein Mitglieder bestand zur Zeit über 2600 beträgt Bei aller Pflege der Bahn- und Straßenrennen, sowie de« Kunst-, Reigen- und Korsofahrens wird auch sür die Zukunft die Haupt- thätigkeit deS Sächsischen Radfahrer Kunde« der Pflege deS Wanderfahrens gewidmet sein, durch Gewinnung von Bunde«gasthöfen, Ausstellung von Warnungstafeln, Er richtung von AuSkunftsstellen, Vermittelung von Karten und Führern rc. Von dem eigenen Tourenbuche de» Sächsischen Radfahrerbundes erscheint im nächsten Früh jahre bereits die zweite Auslage, bedeutend erweitert und vermehrt, mit Illustrationen und Spezialkarlen au«- gestattet, die in über 600 Haupttouren, Nebentouren, Ab zweigungen und Abstechern dem Radler nicht nur die sächsischen Flachlande und Hügelland« defi Weg weist, sondern ihn auch durch da« Elstergebirge, Erzgebirge, Elbsandsteingebirge und Lausitzergebirge sührt und ihm in diesen Gebirgen Gegenden erschließt, on denen ihn bislang sein Rad achtlos vorübergetragen hat Für alle Radfahrer, die sich al« Ziel ihrer großen nächstjährigen Tour Paris auSersehen haben, wird e« außerdem von Interesse sein, zu erfahren, daß die Verhandlungen de» Sächsischen Radfahrerbunde« mit der französischen Re gierung wegen Berechtigung der Bundesmitglitder zur zollfreien Ueberschreitung der französischen Grenz« dem nächst zum Abschluß kommen werden Alle weiteren Auskünfte in dieser Angelegenheit erteilt gern die Ge schäftsstelle des Sächsischen Radfahrerbunde», Leipzig- Plagwitz, Jahnstraße 44. * Gestern abend beging der Deutsche Krieger- Gesangverein zu Dresden die Feier seines 25. Stiftungs festes im festlich geschmückten Saale deS „Tivoli" in An wesenheit des Präsidiums von Sachsen« Militärverein»» bund und sonstiger Ehrengäste, sowie der Vertreter zahl reicher Militär- und Gesangvereine Die Kapelle de» König!. Sächsischen 12. Infanterieregiment« Nr. 177 er öffnete die Feier mit dem Vortrage der Jubelouverture von Karl Maria v Weber. Hierauf hielt der Vorsitzende Hr Schneider eine Begrüßungsansprache, die in einem be geistert aufgenommenen Hochrufe aus Se. Majestät den Kaiser und Se. Majestät den König ousklang Die hierauf von der Sängerschaft vorgetragenen Gesänge: „Brüder, reicht die Hand zum Bunde" von Mozart, sowie die Doppelquartette „Ach, Elslein" von Kunz und „Heim liche Liebe" von Dürrner, sowie die sonstigen Chorgesänge wurden mit gutem Gelingen durchgesührt Dcn zweiten Teil de« Feste« füllte ein Festspiel „Erinnerungen all dem Leben de« Kriegergesangvereins", eine Reihe von Liedern mit verbindendem Texte, au« Die Gesänge: „Sängerspruch", „Einleitungschor", „Wanderlied", „Weih nachten" (Sopransolo Frl. Hülle), , Hochzeittständchen", „Fäßchcnlied" und „Am Grabe eine« Kameraden" worcn vom Liedermeister des Vereins Hrn. A Pöhler nach Dichtungen de« Hrn I)r. pbil. Nietzold komponiert, der auch den verbindenden Text sprach. Die Gesamtaufführung ging glatt von statten und brachte einen harmonischen Eindruck hervor; sie stellte dem Eifer und Fleiße aller Mitwirkenden ein gutes Zeugnis aus Tcr Liedermeistcr wurde durch Ueberreichung eine« Lorbeerkranzes geehrt. Der dritte Teil brachte, umrahmt von Musikvorträgen der Kapelle, eine Reihe von Ehrungen, die dem Jubilar von feiten anderer Vereine rc zu teil wurden So über brachten das Präsidium von Sachsens Mrlitärvereinsbund dessen Glückwünsche, die Damen des Vereins mit einer
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