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Dresdner Journal : 14.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-14
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1899
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Zweite Beilage zu 240 des Sonnabend, den 14. Oktober 1899, abends. Artliches. Dresden, 14. Oktober. * Ihre Hoheit die Herzogin Cecilie von Mecklen burg-Schwerin betuchte gestern da« Museum de« König!. Sachs „Altertumlvereins" und de« „Verein« für Sachs. Bollskunde". * Die evangelische Diasporakonferenz, die am Montag in Dre«den zusammentritt, scheint die Aufmerk samkeit weiter Kreis« auf sich zu ziehen. E» sei darauf aufmerksam gemacht, daß die Versammlungen imEvange- schen Vcrcinshause Montag, den 16. Oktober, abend« 7 Uhr, und Dienstag, den 17. Oktober, vormittag« 11 Uhr öffentlich sind und beim Gotte«dirnste in der Sophirnkirche Dien«tag abend« 6 Uhr Hr. Hofprediger Schubart au« Ballenstedt predigen wird. * Unter Berücksichtigung de« lebhaften Interesse«, welche« unserer nunmehr geschloffenen Kunstausstellung besonder« in ihrer kunstgewerblichen Abteilung entgegen gebracht wurde, hat die Firma Hoflieferant Robert Hoffmann, Seestrabe, «ine Au«stellung von Erzeug nissen der modernen Kunsttöpferti und de« modernen jluastgewerbes veranstaltet, deren Abteilungen mit Sorgfalt und Verständnis zusammengestellt sind. Da« Semühen, möglichst nur Originalarbeiten zu bringen, sowie nue Nebeneinanderstellung der Vertretung verschiedener Länder macht die Ausstellung interessant. Vertreten sind Delft, Kopenhagen, Rogenburg, Garda, ferner Belgien in verschiedenen Abteilungen, Schweden durch Metall- arbeiten und Töpfereien; weiter finden wir italienische, französische und englische Majoliken u. a. m. Da« Schwer gewicht ist auf eine möglichst lehrreiche Vertretung de« deutschen Kunstgewerbe« gelegt, da« durch die interessanten und künstlerisch wertvollen Kronach-Porzellane, durch Schung-Baudiss Porzellane, Kunsttöpfereien von E. Schmidt- Pecht, Konstanz, badische Töpfereien, durch eine reiche Kollektion der Erzeugnisse der Vereinigten Werkstätten, München, der Nürnberger Kleinkunst, durch Möbel mit Intarsien von C. Spindler u. a vertreten ist. Auch unser sächsisches Kunstgewerbe ist durch «ine Anzahl origineller Töpfereien repräsentiert. Der Besuch dieser Ausstellung ist sehr zu empfehlen. Die Besichtigung ist auch Nichtkäufern bereitwilliast gestattet. * Im 3. Quartal d. IS. sparten 1100 Personen ihren Mietzins bei der MietzinSsparkasse des Vereins gegen Armennot, Elbgäßchen 8. 768 Sparer legten ihre Beträge in der vorgenannten Geschäftsstelle, 332 bei verschiedenen Helfern ein. Die Gesamtsumme der er sparten und am Quartalsschluß wieder auSgezahltrn Gelder betrug 58072 M., die der gewährten Prämien 1268 M 72 Pf. * Der Verkehr in der neueröffneten Neustädter Markthalle hat sich bereits ganz lebhaft entwickelt. Gegenüber dem Verkehr auf dem nun aufgehobenen freien Wochenmarkte in Neustadt ist die Zahl der besetzten Ver- kaufsstände und Menge der zum Verkaufe gestellten LrbenSmittel in der Markthalle eine erheblich größere und die Auswahl eine reichere geworden. ES ist wahrzu nehmen, daß auch die Käufer aus den besseren Ständen dieses Stadtteile» die Markthalle zum Einkauf« benutzen, wozu ohne Zweifel die saubere Art, in welcher die LrbenSmittel nun in den schönen, Hellen Räumen ausge stellt werden können, beiträgt. Wie die Erfahrungen in dm anderen beiden bereits bestehenden Markthallen ge zeigt haben, wird es selbstverständlich noch einiger Zeit bedürfen, bis sich Käufer und Verkäufer an die neue Ein richtung vollständig gewöhnt haben. Es steht aber zu er- wortm, daß dieser Uebrrgang in kurzer Zeit überwunden sei« wird. * Die von dem Wirte der Waldschlößchen- Terrasse, Hrn. Hoffmeister, getroffene Einrichtung, gute Konzerte abzuhatten, wie solche von jetzt ab regelmäßig jeden Mittwoch und Freitag veranstaltet werden, dürfte sich al« ein glücklicher Gedanke erweisen. In dem in lichten Farbentönen gehaltenen neuen Kcnzertsaale, der überdies mit einer Fülle elektrischen Lichts übergossen ist, fand gestern abend vor einer zahlreichen Zuhörerschaft das Eröffnungskonzert statt. Es wurde von der Kapelle des König! Schützenregiment« Nr. 108 ausgeführt und lieferte aufs neue den Bewers, daß die Kapelle in die erste Reihe der Militärmusikchöre zu stellen ist. Da» viel seitige Programm gab Gelegenheit, die Akustik de» Raumes nach jeder Richtung zu prüfen, indem die Kapelle außer Kompositionen von Wagner, Liszt rc. auch feinere Sätze für Streichinstrumente, ein prächtig gelungene» Trompelen solo, sowie als Einlagen einige Militärmärsche zu Gehör brachte * Die Deutsche Cognacbrennerei vorm. Gruner u.Co in Siegmar erläßt ein Preisausschreiben für ein farriges Plakat, da« in originaler, wirksamer und vor nehmer Weise auf die Erzeugnisse dieser Firma aufmerk sam macht Die Entwürfe sind spätesten» am 15. No vember 1899 bei dem Bankhause Eduard Rocksch Nachf. in Dresden rinzureichen. Sie dürfen die Läna« von 75 om und di« Breite von 48 cm nicht wesentlich über schreiten und nicht bloß Skizzen, sondern müssen so.fertig« gestellt sein, daß die Vervielfältigung unmittelbar nach ihnen erfolgen kann E» wird empfohlen, darauf Rücksicht »u nehme«, daß die Vervielfältigung der Entwürfe ein schließlich der Konturenplatte nicht mehr als zehn Platten erfordere. An Schrift hat das Plakat thunUchst nur zu enthalten die Worte: „Cognac Siegmar vorzüglichste Qualität" Die nach dem Urteile der Begutachtungs- Kommission, bestehend au« den Herren Prof Gotthardt Kuehl in Dresden, Prof. O Gußmann in Dresden, Rentier August Gruner in Dresden, Kommerzienrat Victor Hahn in Dresden, Direktor Paul Philipp in Siegmar, gewählten drei besten Entwürfe, welche obigen Bedingungen ent sprechen, werden mit Preisen von 300 M, 200 M und 100 M. ausgezeichnet. Für diese Preise geht da« Eigen tum und da» Recht zur Vervielfältigung der drei aus gezeichneten Entwürfe an die Firma über. Vermischtes. L. wo. Warum verspüren wir Appetit? Die Untersuchungen der Physiologen führen immermehr dazu, daß man auch das Gefühl al« eine Leben«erscheinung ar.^ zvsehen hat, wie so viele Funktionen de« menschlichen Körper« Bei der Prüfung de« Gefühl« sind daher die selben naturwissenschaftlichen Methoden wie z. B. bei der Atmung, dem Blutkreislauf, der Verdauung aniuwrnden. Diesen Standpunkt vertritt auch, nach der „Zeitschrift für Krankenpflege", der bekannte Heidelberger Prof. vr. Oppen heimer, der auf die gleiche Weise die körperlichen Gefühle, Hunger und Durst, Appetit und Sättigung, erklärt. Die Hauptursache für den Appetit ist die Blutleere de« Magen« Daher verschwindet der Appetit, sobald der Magen gefüllt ist und dadurch ein Blutzufluß zum Magen stattfindet. Anderseits erklärt sich aus diese Weise die Thatsache, daß Kranke, die an Blutstauungen leiden, auch bei leerem Magen keinen Appetit verspüren. Durch die allgemeine Stauung werden auch die Gefäße des MagenS reichlich mit Blut gefüllt, und so wird die Ursache deS Appetit« beseitigt. DaS Zustandekommen des Appetits ist so zu erklären, daß die Blutleere des Magens, al« Ursache deS Triebe«, einen der in ihm liegenden Nerven in Erregung versetzt und alle Bewegungen, Vor stellungen und Gedanken hervorruft, die den Trieb auS- zeichnen E« ist nun sehr interessant, daß der Nerv, dem man diese Vermittelung zuschreibt, einen gemeinsamen Ursprung mit dem Nerven hat, der Mund und Zunge versorgt. So erklärt sich die bekannte Thatsache, daß em paffender Reiz der Zunge — man denke an die mannig fachen Würzen der Speisen — den Appetit erhöht, ja selbst den Appetit in solchen Fällen hervorruft, wo die Bedingungen dafür im Magen fehlen. Umgekehrt hebt eine Affektion der Mundschleimhaut, die den Zugang zu den Geschmacksapparaten der Zunge erschwert und die normale Geschmacksempfindung aufhebt, schon jede Eßlust auf, auch dann, wenn der Magen leer ist und ein Ver langen nach Nahrung vorhanden sein müßte. WaS die Sättigung betrifft, so ist eS in hohem Grade wahrschein lich, daß sie auf einer Kontraktion der Magenmuskulatur beruht, die nach Anftillung des MagenS mit Speisen ein tritt. Da« Gefühl ist gewöhnlich em schwache«, steigert sich jedoch bei starker Füllung des MagenS zu einem Ge fühl der Völle und des Unbehagen«. Wird der Magen noch mehr gedehnt, so steigert sich auch die Größe der Kontraktion, und e» entsteht ein Krampf, der in hohem Grade schmerzhaft ist. So entstehen die verschiedenen Ge- fühle, die nur verspüren, je nachdem der Magen mehr oder weniger reichlich überfüllt ist. * Eine Glühlampe von 5000 Kerzen. Die Freude am Riesenhaften liegt in der Natur des Menschen; sie bestand 'u allen Zeiten und hat sich in unserem Zeit alter der Elekttotechnik u a. in der Herstellung einer Glühlampe von 5000 Kerzen Lichtstärke bestätigt — natürlich in Amerika, wo die Bryan Marsh Co. diese Lampe für eine Ausstellung anfertigte. Diese Lampe er fordert, wie wir einem Fachblatte entnehmen, einen Be triebsstrom von 236 Volt Spannung und 60 Ampere. Die einen Betriebsstrom von 120 Volt erfordernden ge wöhnlichen Glühlampen pflegen etwa 3,5 Volt-Ampere für eine Normalkerze zu verbrauchen. Leider entsprach die Gebrauchsdauer der Riesenlairpe nicht dem großen Kosten aufwande, denn schon nach drei Nächten wurde sie da durch unbrauchbar, daß die Hitze der glühenden Kohlen fäden das GlaS am Lampenhalse erweichte. 8. 0. Der unermüdlichste Fußgänger der Welt. Ein Pariser Turnlehrer NamenS Allard darf wohl auf den Ruhm Anspruch erheben, der tüchtigste Fußgänger zu sein, von dem man je gehört hat Dieser Herr wendet seine Ferien stet» dazu an, lange Fußreisen zu unter nehmen. Er thut dies teils zu seinem Vergnügen, teils zu dem Zweck, um die verschiedenen Radfahroereine in Pari» über die Beschaffenheit der Wege zu unterrichten. Die längste Reise, die M Allard bisher zurückgelegt hat, war ein Gang von Pari« nach Petersburg, zu dem er 38 Tage brauchte. Vor wenigen Jahren war Berlin da» Ziel seiner Ferienwanderung. Ein andere« Mal be absichtigte er nach Madrid zu pilgern, kam aber au« nicht angegebenen Gründen nur bi» Barcelona Der un ermüdliche Wander«mann führt sorgfältig Buch über die von ihm ausgeführten Wanderungen Die diesjährige Ferienreise mit inbegriffen, hat er bereit« eine Gesamt zahl von 57000 üm auf diese Weise „abgelaufen" Von feiner letzten Wanderung ist M Allard erst dieser Tage zurückgekehrt Er brach am 15. September um 7 Uhr morgen« auf und wanderte über Genf nach Venedig, wo er nach zehn Tagen anlangte Von dort ging er in sechs Tagen nach Morez Ehe er diese Stadt erreichte, hatte der Reisende gegen sehr schlechtes Wetter zu kämpfen gehabt. Die Temperatur war unangenehm feucht und kalt, und die Wege erwiesen sich infolge des reichlich niedergegangenen Regen» al» fast unpassierbar. Ueber Düle nach Dijon sich wendend, vollendete der Fußgänger seine diesmal nicht gerade angenehm verlaufene Reise auf Schusters Rappen * Die Eisenbahn nach den Goldfeldern von Alaska ist in ihrem wesentlichsten Teile bereit» vollendet, und der „Scientific American" veröffentlicht bereit» eine Reihe von Bildern der Eisenbahnlinie selbst und der Arbeiten an ihrer Weiterführung Man kann wohl sagt«, daß noch niemals eine Eifenbahn unter so schwierigen Verhältnissen gebaut worden ist wie diese Da« Bedürfnis lag ja nach den Entdeckungen der Goldfelder von vorn herein klar zu Tage, denn viele Goldsucher ließen sich durch die Schwierigkeiten der Reise durch das Schnee- und Eisgebiet abschrecken, und ungezählte Todesfälle von Leuten, die auf dem Zuge nach Klondike im Schnee um kamen, trugen dazu bei, den Zufluß von Menschen in das Goldland zu hemmen Daß eine Eisenbahngesellschaft hier gute Geschäfte machen könnte, mußte daher als selbstverständ lich erscheinen. Es dauerte denn auch nicht lange, bis zur Gründung einer ganzen Anzahl solcher Gesellschaften, die nach Skagway, dem Endhafen des Lynn-Fjordes, nach Dyea und nach Pyramid Harbor, alle Orte etwa in der selben Gegend an dem genannten Fjorde gelegen, Inge nieure entsandten, damit sie die Möglichkeit eine» Eisen bahnbaue» an Ort und Stelle studierten. Alle diese Vertreter der praktischen Wissenschaft kehrten mit der Er klärung zurück, daß der Eiscnbahnbau eine vollkommene Unmöglichkeit wäre, da die Ueberschreitung de« berüch tigten Weißen PaPs und des Chilkot-PaffeS mit irgend wie erreichbaren Mitteln nicht erzielt werden könnte. Nur der Ingenieur Hawkin» war kühn genug, auf Grund seiner Untersuchungen einen Bauplan auszuarbeiten, und während des ganzen vorigen Winter» haben 2000 Arbeiter ohne Unterlaß an dessen Ausführung gearbeitet Die Bahn geht direkt von den Kais de« Hafens Skagway au» und ist jetzt bereits bis über den Weißen Pa» hinaus vorgedrungen, dessen Höhe sie nach einer Strecke von etwa 35 km überschreitet. Gleichzeitig hat die „AlaSka-Eisrnbahngesellschaft" in Skagway Hafenbauten vornehmen lassen, vie es den Dampfern ermöglichen, ihre Ladung unmittelbar an die Eisenbahnwagen heranzu bringen. Daß die Aukon - Eisenbahn, wie das Werk als Ganzes genannt wird, ungemeine Schwierigkeiten machen mußte, kann man sich denken. Die Linie windet sich in langen Zickzacklinien hin und her, bald an den Gehängen de» Weißen Passes klebend, bald durch gewundene Tunnel führend, bald auf Viadukten über Gletscherspalten setzend. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß diese neue Eisen bahnlinie mitten im Winter geschaffen wurde in einer Gegend, die Hunderte von Kilometern von jedem zivili sierten Orte entfernt liegt, so kann man nur eine auf richtige Bewundc.ung für diese kühne Unternehmung hegen. Die Bahn soll jetzt zunächst bi» zum Bennet-See fortgesetzt werden, auf dem zwei Dampfer den Verkehr von ein.m zum anderen Ufer be sorgen werden. Von diesem See au» wird die Bahn dann längs der langen Seenkette im Aukon-Thal bi« zum Fort Selkirk fortführen, wo der Pelly Fluß in den Aukon mündet. Diese Eisenbahn wird, wenn ihr Betrieb wirklich dauernd aufrechterhalten werden kann, zur Ent wickelung des Mineralreichtums dcs Aukon-Gebietes außerordentlich viel beitragen, und vielleicht bilden sich hier und da Ansiedelungen von Leuten, die de» GoldsuchcnS müde geworden sind und dort im Lande bleiben wollen. Allerdings wird von Ackerbau in Alaska nicht viel die Rede sein können, obgleich der Hafen Skagway südlicher liegt als St Petersburg * Ein moderner Enoch Arden Ten „Münch N. N." wird aus New-Dor! geschrieben: Im Jahre 1862 wanderte ein Mann, Platt Hodges mit Namen, aus Millas Station in Pennsylvanien nach dem Westen aus und ließ seine Frau und Kinder in der Heimat zurück. In der ersten Zeit erhielt die Familie ab und zu einen Brief von dem Ausgewanderten, doch dann ließ Hodg«» lange nicht» mehr von sich hören Die Frau glaubt fchließlich, daß ihr Mann gestorben sei; die Ehe wurd« vom Gerichte gelöst, und die Frau heiratete einen ge wissen Swift. Die Gatten lebten lange Jahre in glück licher Ehe mit einander, dann starb Swift und hinterließ seiner Frau ein hübsche« Vermögen Inzwischen waren wieder Jahre vergangen, kein Mensch dachte mehr an den verschollenen Platt Hodge«, al« plötzlich vor ewigen Tagen ein Grei«, ganz heruntergekommen und in Lumpen gehüllt, im Orte auftaucht« und erzählte, er sei Platt Hodges, der im Jahr« 1862 au«gewandert war, um sein Glück zu suchen. Kein Mensch kannte ihn wieder, und man glaubte schon, daß er ein Schwindler sei, al« die Ehefrau ihn schließlich doch erkannte. Hodge« erzählte, daß er in den 37 Jahren fast alle Staaten der amerika nischen Union durchwandert habe, ohne da« gesuchte Glück zu finden. Im letzten Frühjahre war er in Mexiko, al« ihn da« Heimweh packte Auf seine Bitten ließen ihn die Eisenbahnbeamten als blinden Passagier bi« New- OrleanS mitfahren Von hier begab er sich zu Fuß nach seiner Heimat, indem er unterweg« seinen Lebensunterhalt durch Betteln erwarb. Jetzt Hat er alle« Elend ver gessen, denn seine Frau hat ihn wieder ausgenommen, und betreibt da« Verfahren zur Erneuerung der ein stigen Ehe. WücherstHcrrr. * Da der Krieg zwischen England und Transvaal nunmehr ausgebrochen ist, dürfte e« von Interesse sein, nochmals auf die von uns in Nr. 233 ausführlich be sprochene Karte aus dem Verlag von Justus Perthes in Gotha hinzuweisen, welche vom politisch-militärischen Standpunkte aus bearbeitet und dazu bestimmt ist, die Kämpfe zwischen Buren und Engländern bis zur Gegenwart zu veranschaulichen. In der Königl. Sächs. Hofbuchhandlung H. Burdach, Schloßstraße 32, sind in der Zeit vom 2. bis 7. Oktober folgende Neuigkeiten eingetroffen: Kerpely-Beckert, Bericht über die Fortschritte der Eisenhütten Technik im Jahre 1895. 12 M. — Sachs u. Freund, Die Erkrankungen des Nerven systems nach Unfällen. 15 M. — Langhaus, Politisch-mili tärische Karte von Süd-Afria. 1 M. — Krone, Herm. (Dres den), Dichtungen. 5 M. — Reymann, B., Führer sür da- gewerbliche Leben 2 M. — Grimm, H., Fragmente in 1 Band. Geb. 11 M. 50 Pf. — Harburger, KonkurSordnung sür daS Deutsche Reich. 2 M 40 Pf. — Thiemann, Zuckerrohr» KultuS. 1 M. 20 Pf. — Finsen, Ueber die Anwendung von konzentrierten chemischen Lichtstrahlen in der Medizin 1 M. 20 Pf. — v'Lsterr« Lesliox, Tbc Hussa'« 8srk. 1 M. 60 Pf. — Roquette, Die Reise ins Blaue. 5 M. — Kautsky, Bernstein und daS sozialdemokratische Programm. 2 M — Deutscher Musiker-Kalender 1900. 1 M 50 Pf. — Heintze, Deutscher Sprachhort. Lsg. 1. 2 M. — V. Diest, Meine Orientreise im Frühjahr 1890. 1 M. 25 Pf — v. Wedel, Vorbereitungen für daS Examen zur KriegS-Akademie. 6 M. — Weigl, vr. I., Grundzüge der modernen Schulhygiene. 1 M. — KlinkerfueS, Theoretische Astronomie. 34 M — Kundt u. Grundner, Photographische Buchführung 4 M. — Beyer, Gewerbl. VolkSratgeber. 2 M. 50 Pf. — Ulmann, H., Illustriertes Wiener Tarokbuch. 3 M. 25 Pf. — Oldenberg, H., Aus Indien und Iran. 4 M. — Kopp. A, Deutsche» Volks- und Studenten-Lied. 6 M. — Hesse-Wartegg. Siam, da- Reich der weißen Elefanten. Geb. 15 M — Deutscher Universitäts-Kalender für das Winter-Semester 1899/1900. 3M— Heimberger, Strafrecht und Medizin. 1 M. 50 Pf. Schmidt, Der rationelle Hufbeschlag. 2 M. — Riemann, Musiklexikon. 5. Aufl. Geb. 12 M. — Rehm, vr. H., Allge meine Staatslehre. 9 M. — Hölscher, Unsere Taufnamen. 50 Pf. Statistik und Volkswirtschaft. SchtffSnachrichten der Hamburg-Amerika-Linie. D „Adria", 11. Oktober 7 Uhr vorm. in Baltimore. SD. „Auguste Victoria", von New Nork nach Hamburg, 13. Oktober 3 Uhr vorm Dover passiert. D „Bethania", von Hamburg nach Baltimore, 12. Oktober 4 Uhr 30 Min. nachm Dover passiert. D „BoSnia", von Baltimore nach Hamburg, 12. Oktober 4 Uhr 10 Min. nachm. Prawle Point passiert. SD. „Columbia", 12. Oktober mittags von New?)ork vi» Cherbourg und Southampton nach Hamburg. D. „Marko- mannia", von Hamburg via Havre nach Westindien, 12. Oktober 6 Uhr nachm. in Antwerpen. D. „Patricia", von New Uork nach Hamburg, 13 Oktober 6 Uhr 15 Min. vorm Cuxhaven passiert. D. „Polynesia", von Vera Cruz via Havre nach Hamburg, 11. Oktober von Newport News. D. „Suevia", 12 Oktober von Hongkong nach Tsintau. Lingesandtes. T-ÄdrÄatio» /ernster T'asc/ienu/rren nur erster Huatitüt mit §tcrn- rearten-IteAutrerunA. M--t« v» atten /eineren l75renAesc5ä/ten vorrätrA. Künstliches Licht. Eine Beleuchtungsstudie. Bon Gerhard AlverS. Nachdruck »erboten. Die schöne Zeit der langen Sommertage mit den Hellen Abenden ist vorüber. Mit Riesenschritten naht der Winter, wo de» Abends der Lampe trauliche» Licht den Theetisch bescheint. Wie die Hausfrauen freuen sich auch die Hauswirte, Restaurateure und Geschäftsleute, wenn der Sommer mit leinen Hellen Abenden kleinere Rechnungen für künstliches Licht zeitigt. DaS künstliche Licht — eine uralte Erfindung — hat in keiner anderen Zeit so große Fortschritte gemacht solche ungeheure Umwälzungen hervorgebracht wie im Lauf« de« sich nun seinem Ende zuneigenden Jahrhundert«, »nd namentlich seine letzte Hälfte hat Großartige« darin zu verzeichnen Wie verwöhnt wir Kinder der neuesten Zeit durch da» Helle, das Tageslicht ersetzende künstliche Licht find, da» entweder Glüh-, Bogen- oder GaSglühlicht ist, können wir erst recht ermessen, wenn uns Leute zwischen 70 bis 8V Jahren von jenen Tagen erzählen, wo sie in ihrer Jugendzeit um den Tisch bei einer, wenn « hoch kam zwei Talgkerzen saßen, die recht ost mit den daneben auf «wem Teller liegenden Lichtputzscheren geputzt werden mußten Wie ein Märchen klingt folche Erzählung, und daß dabei die Hausmutter nähte oder flickte, der Vater la» und studierte, die Söhne ihre Schularbeiten schrieben, klingt un» fast unglaublich. Meistenteils wurden diese lal«kerzen, auf dem Lande immer, im Hause hergestellt. Unsere Vorfahren, die altheidnischen Germanen, saßen bei dem Lichte des brennenden Kienspans, der in die Land gesteckt wurde. Natürlich — die Männer, die draußen ««jagt und gefochten hatten, brauchten da« Licht nicht, um sich zur Ruhe am Herde auSzustrecken, andere Arbeit, al» die Bereitung de» Mahle», wurde nach Eintritt der Dunkelheit von den Frauen nicht besorgt, und dazu reichte der qualmende Kienspan schon aus Freilich sollen die deutschen Frauen später beim Schein dieser Beleuchtung auch gesponnen und gewebt haben Die Kerzen, die Talg- und Oellampen der späteren Zeit und des Mittelalters waren schon erstaunliche Fort schritte Unsere Großmütter begrüßten mit Freuden die Er findung der Schiebelampe, die an die Stelle der kleinen grünen Blechkastenlampen trat, wie wir sie z B auf einem Bilde sehen, das Alexander v. Humboldt in seinem Ar beitszimmer, den „KoSmoS" schreibend, zeigt. Ein geradezu großartiger Fortschritt war die Mode- rateurlampe, bei der der hindernde Oelkasten fortfiel, der am Familientisch oft ein Streitpunkt wurde, denn nie mand wollte im Schatten de» Kasten» sitzen. Allerdings war da«, einige Stunden vor dem Anzünden vorzunehmende Aufpumpen des Oele« etwa» umständlich, und außerdem war manche Lampe nicht ganz zuverlässig, auch kam e« nicht selten vor, daß sie ohne sichtbaren Grund rücksichts los verlöschte. Seinen Siegeszug durch die Welt hatte in den dreißiger Jahren unseres Jahrhundert« da« künst lich« Gaslicht, aus England kommend, angetreten, beson der« natürlich zuerst in den größeren Städten al« Straßen beleuchtung und für Geschäftszwecke eingeführt Erst nach und nach bürgerte e« sich in den Häusern ein Als in Berlin die ersten Gaslaternen unter den Linden brannten, wallfahrtet« die ganze Stadt dorthin, um diese kostbare neue Beleuchtung in Augenschein zu nehmen. Da« Brennöl fand um die Mitte diese« Jahrhundert» eine bedeutende Nebenbuhlerschaft in dem billigeren und Heller leuchtenden Petroleum, da« allerdings zuerst al« sehr gefährlich geschildert wurde E« war damals schon sehr hell in den Städten, während die Bewohner deS Lande» auf die Neuheiten in Lampenbrennern und die zahllosen Ver besserungen darin angewiesen waren, denn auch der erste altbekannte „ Flachbrenner" für Petroleumzwecke hatte schon nach kürzester Zeit dem „Rundbrenner" und dessen Abarten „Sonnenbrenner", „Diamantdrenner" rc. Platz gemacht. Für festliche Veranstaltungen waren immer noch Kerzen die vornehmste Beleuchtung. DaS KönigSschloß an der Spree erstrahlte noch zu Kaiser Wilhelms I. Zeiten bei Festlichkeiten nur von dcm Schein zahlloser Wachskerzen, und heute noch, wo da» elektrische Licht auch dort seinen Einzug gehalten hat, wird der Ritter saal durch Kerzen erhellt. In vornehmen Privathäusern war Gaslicht meist verpönt, die Beleuchtung bildeten Wach«, und Stearinkerzen, übrigen« nur zum Vorteil der Damenwelt, denn e» ist erwiesen, daß kein andere« künst liches Licht so weiche und warme Töne giebt, als Kerzen schein. Dagegen hebt der kalte grelle Schein de« Gas licht« oder de« elektrischen alle Mängel der Erscheinung mehr hervor und wirkt auf die Farbe de« Gewände« ganz ander«. Den Wandel und die Ausgestaltung des Gaslichts und de« Petroleum», sowie die künstlerischen Fortschritte der äußeren Beleuchtungsgegenstände haben wir mit er lebt und mit Staunen gesehen, wie fast jeder Tag Neuer ungen brachte. Den bedeutendsten Umschwung erhielt da« Beleuchtung«, wesen seit der Einführung de« elektrischen Licht«. Staunend standen die Berliner vor den ersten Bogenlampen, die den Pot«damer Platz und die Leipziger Straße erhellten, und staunend verfolgte man den SiegeSzug de« Glühlicht« Alle Räume taucht e« mit einem einzigen Augen blick, ohne „Anzünder", in ein Lichtmeer, e« wird in die merkwürdigsten Gestalten gebannt, e« glüht in der Blume, die eine künstlerische Frauengestalt hält, in einer Laterne, in einer Amvel, erlaubt die Anbringung am Toiletten spiegel, am Nachttischchen, es glüht in der Schreiblampe der Bureau«, auf den Bühnen der Theater, in den Schaufenstern, ja, e« fängt schon an, die alten Kerzen am Weihnachtsbaum zu verdrängen Leider — denn an den schlichten naiven Waldbaum gehören bunte Kerzen; da« kalte Licht der elektrischen Flamme stört empfindlich den „Stil". Daß da« Gaslicht und da« elettrrsche auch in die Kirchen gedrungen ist, ist nur natürlich. Aber für die beiden altgewohnten Altarkerzen hat bi» heute die Wachs« kerze ihre Herrschaft behauptet. Wir Kinder der neuen Zeit haben alle diese neuen Beleuchtungsarten entstehen und wachsen sehen, aber e» scheint un» fast, al» sei e« schon immer so gewesen, und wir wundern un» unwillkürlich, wenn wir denken, wie bescheidene Ansprüche an Licht unsere Großeltern stellten. Nicht allzu lange mehr wird e» dauern, bis wieder hellerleuchtete Fenster allenthalben in die Nacht hinaus» strahlen, die Geselligkeit wieder ihren Anfang nimmt. Dann muß manche Dame neben sonstigen rein individuellen Bedenken bei der Wahl der Toilette neuerding« auch die, ihr meist bekannte Art und Weise der Beleuchtung de« Hause«, in da« sie geladen ist, in Erwägung ziehen. Dort kann sie nicht in blauem Gewand erscheinen, bei dem grellen, harten Licht der Gasglühkronen sieht sie darin ganz leichenhaft au«. Zu H'« kann sie in ihrer tiefroten Toilette nicht gehen, dort strahlt alle« in elek trischem Glühlicht, da muß eine ganz zarte Farbe ge wählt werden Aber halt — zu A 'S — da kann sie unbestritten jede Farbe tragen DaS ist eine jener Familien der Aristokratie, da blendet und funkelt kein Glühlicht oder Gaslicht, da« alle Ecken und Erker in Lichtfluten taucht, da brennen mit mildem Schein Wachs- und Stearinkerzen aus Kron- und Armleuchtern — und in den Ecken zartverschleierte Moderateurlampen. Wer gewohnt ist, im grellen Licht der Neuzeit sich zu bewegen, fühlt sich merkwürdig von diesem Kerzenlicht angeheimelt. . . Es giebt noch zahllose vornehme Häuser in Stadt und Land, wo man einzig und allein zu festlichen Gelegen heiten mit Kerzen erleuchtet, und diese Kerzenbeleuchtung wird kaum ein künstliches Licht jemals ganz verdrängen: „Sie ist altmodisch, teuer und umständlich", sagen die „Modernen", aber ein« kann man ihr nicht nehmen, näm lich daß sie unendlich wohlthuend wirkt
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