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Dresdner Journal : 14.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-14
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1899
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streiken jetzt noch 374 verheiratete Former und Eisen- gießereiarbeiter mit 880 Kinsern und 66 ledige, zusammen 440 Arbeiter Zwickau Drei hiesige Steinmetzgehilfen insul tierten einen Mitarbeiter, weil er länger al« diese arbeitete, auch an einer Arbeitseinstellung sich nickt beteiligte, die beabsichtigt wurde, weil der Polier einen Lehrling während der Arbeitszeit Nicht zum Herbeiholen von Genußmftteln fortgehen ließ. Die hiesige Gerichtsbehörde verurteilte nach Z 153 der Gewerbeordnung den Steinmetz Kießling zu einer Woche Gefängnis und sprach die beiden Mit angeklagten frei. Lu« dem Vogtland«. Einen guten Fang machte vor einigen Tagen die Klingenthaler Polizei. Zwei Handwerksburschen, welche nach Verübung eine« Laden- diebstahl« der nahen böhmischen Grenze zustrebten, wurden noch rechtzeitig erwischt und dem einen eine Menge ge fälschter, auf elf verschiedene Namen lautender Legitimations papiere adgenommen In dieser Sammlung befanden sich auch zahlreiche schon mit falschen behördlichen Stempeln versehene, noch unausgefertigte Zeugnisbogen, mit denen der Gauner in den Herbergen rc. einen schwunghaften und wohl auch einträglichen Handel getrieben zu haben scheint. Diese gewerbsmäßige Urkundenfälschung dürste ihm teuer zu stehen kommen. Au« dem 45. ländlichen Wahlkreise wird der „Sächsischen nationalliberalen Korrespondenz" mitgrteilt, daß gegen die Wahl de« Abgeordneten Bunde (kons.) von seiten des Wahlkomitee« de« ebenfalls konservativen unterlegenen Gegenkandidaten Wehner ein Protest vor bereitet wird. Rochlitz Nach der nunmehr fertiggestellten Rechnung über den Bau der neuen Realschule betragen die Gesamtkosten 164 599,27 M. Diese Summe überschreitet den bewilligten Betrag um 6797,93 M. Die städtischen Kollegien beschlossen, den durch größere Anschaffung von Inventar und die Ausschmückung der Aula entstandenen Fehlbetrag aus dem städtischen Reservefonds zu decken. — Zur Verhütung von Schadenfeuern hat die hiesige König! Amtshauptmannschaft nachstehende» Verbot erlassen: Das Ausschobern und längere Liegenlaffen von Getreide, Stroh, Heu und anderen leicht brennbaren Stoffen in Gehöften oder sonst in unmittelbarer Nähe von Scheunen und anderen Gebäuden wird hiermit untersagt. Zuwider- Handlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 M oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft Dippoldiswalde Vorgestern vormittag« 1l Uhr wurde im Rathaussaale die diesjährige Diözesan- Versammlung abgehalten, zu der sich auch Hr Ober hofprediger 0. Ackermann und Hr. Oberkonsistorialrat Meusel aus Dresden, Hr. AmtShauptmann Lossow, die Herren Kirchenpatrone und die Spitzen der Behörden ein gesunden hatten. Die überaus zahlreiche Versammlung lauschte zunächst der geistvollen Ansprache dk« Hrn. Ober hofprediger«. Hierauf gab Hr. Superintendent Meier seinen interessanten Bericht über das kirchliche und geistliche Leben in der Ephorie. Au« der sich an schließenden Besprechung dieses Berichtes seien folgende Sätze heroorgehoben: Bei Kirchenbauten find die orts eingesessenen Bauhandwerker thunlichst heranzuziehen Die Diözesanversammlung empfiehlt den Kirchenvorständen, dahin zu wirken, daß sich die Gemeindeglieder im Hauptgotte«- dienste bei der Liturgie von ihren Plätzen erheben. Die Kindergottesdienste sind zur Gewöhnung der Kinder an den Kirchenbesuch fleißig zu pflegen. Richt» darf unver sucht gelaffen werden zur Hebung des Besuche» der katechetischen Unterredungen mit der konfirmierten Jugend. DaS bisher beobachtete ersprießliche Zusammenwirken von Kirche und Schule ist möglichst zu fördern Die Unzucht und Trunksucht sind nachhaltig zu bekämpfen. In der Darreichung von Gaben für kirchliche LiebeSwerke sollen Kirchenvorsteher ein gute» Beispiel geben — Die Ver sammlung, die mit Gesang und Gebet eröffnet worden war, wurde ebenso geschloffen. Vermischtes. * Ueber einen Besuch deutscher Kriegsschiffe in Wladiwostock berichtet der „Ostas. Lloyd": Am 25 Juli liefen S Bl. SS. „Hertha" und „Irene" unter dem Kommando des Contrr-AdimrulS Frrtze rn dem Hafen von Wladiwostock ein. S. M. S. „Hertha", einer unserer neuesten Kreuzer, zeigte sich zum ersten Male in dem russischen Kriegshasen, während S. M S. „Irene" durch ihre lange Thätigkeit aus der ostasiatischen Station auch hier schon wohl bekannt ist. Vor fast genau 24 Jahren, in den ersten Tagen de« August 1875, besuchte die deutsche Dampferkorvette „Hertha" unter dem Kommando de« späteren Admirals v. Knorr die sibirische Küste und auch den Hafen von Wladiwostock. Der damals erst im Ent stehen begriffene Ort hat sich rn der langen Zeit nach allen Richtungen hin vergrößert, ausgebaut und ent wickelt; aus der bescheidenen Ansiedlung ist ein Platz ge worden, der als Stützvunkt der russischen Flotte in Ost ¬ asien eine Achtung gebietende Stelle «innimmt. Abe, auch die rührige Thätigkeit der Kausleute, unter denen die deutschen unbestreitbar den ersten Rang e,»nehmen, hat die Entwickelung der Stadt mächtig vorwärts getrieben und rege« Leben in die einst öde Gegend gebracht. Nicht minder konnte man an der „Hertha" sehen, wie die Zeiten vorwärt« geschritten sind. An Stelle der au« Holz ge bauten Dampferkorvette d»r siebziger Jahre mit hoch ragender Takelage tritt uns ein stählerner Kreuzer ent gegen, gepanzert an allen verwundbaren Stellen, bewaffnet mit den neuesten Geschützen; in allen Teilen eine kunst voll zusammen arbeitende Maschine. Der nur auf wenige Tage festgesetzte Aufenthalt der Schiffe ließ die freund schaftlichen Beziehungen zu den russischen Behörden und der Flotte, die, in großer Stärke unter der Flagge des Vize-AdmiralS Dubassoff vereinigt, im Hasen lag, von neuem anknüpfen. Besonder« rege und freund schaftlich gestaltete sich aber der Verkehr mit der deutschen Kolonie. Da» Hau« des deutschen Handelsagenten Hrn. Datta» bildet für das Deutschtum in Wladiwostok den Mittelpunkt nach jeder Richtung hin. Diese gastlichen Räume waren e« auch wieder, die die Offiziere und die deutsche Kolonie zu einem heiteren Balle vereinigten und so die Beziehungen auch in den wenigen Tagen eng und herzlich werden ließen. Auf einem Bierabende wurde zwischen scherzhaften Vorträgen mit manchem Worte ver gangener Zeiten und auch der alten „Hertha" gedacht. ES folgte dann am 30. ein gemeinsamer Ausflug nach der an der Amur-Bucht auf einer Halbinsel gelegenen Besitzung des Hrn Goldenstädt. Einen solchen Platz zu sehen, wo durch eisernen Fleiß und ruhige ausdauernde Arbeit dem unwirtschaftlichen Boden der sibirischen Küpe die Kultur aufgezwungen wird, war besonder» fesselnd. DaS erst trübe und regnerische Wetter hatte bald der Sonne weichen müssen, und so zeigte die schöne bewaldete Halbinsel mit ihren malerischen Buchten ein prächtige« Bild der eigenartigen Landschaft. Natur und Gast freundschaft thaten ihr Bestes, den Autflug gelingen zu lassen. Al« dann die deutschen Schiffe schon am folgenden Tage den Hafen verließen, da konnten sie den Eindruck mitnehmen, daß auch die Deutschen in Wladiwostok in engem Anschluß an ihr fernes Vaterland deutsches Wesen und deutsche Gastfreundschaft pflegen und Hochhalten. S. M. S „Hertha", der in kurzer Zeit S M S. „JltiS" folgen wird, hat von hier aus ihre Reise nach Norden zum Besuch von Baracuta und Castries fort gesetzt, während S. M S. „Irene" nach Anlaufen einiger japanischen Häfen erst Ende August in Korsakow«! wieder mit dem Flaggschiff zusammentresien wird. * Haag. Der Regierung ist gestern eine amtliche Depesche ,»gegangen, die da« Telegramm de« „HandelS- blad" über da« Erdbeben auf der Insel Ceram bestätigt und die Zahl der Toten und Verwundeten ebenso hoch beziffert. DaS Erdbeben fand in der Nacht zum 29. v. Mt«. statt und richtete besonder« in der Elpaputih-Bai Verheerungen an Die Garnison von Amahei und die Zivilbeamten sind gerettet. * London. Der von Calais kommende Kanal dampfer „Viktoria" stieß gestern früh bei der Ein fahrt in den Hafen von Dover mit dem Frachtdompfer „Elewick" zusammen. Beide Schiffe wurden schwer beschädigt. Die Pasiagiere wurden gelandet — Der Dampfer „Ville de DouvreS", der vor gestern um Mitternacht von Ostende nach Dover ab gegangen war, erlitt mitten im Kanal schweren Maschinenschaden und mußte umkehren * Saint Louis am Senegal. Beim Passieren der Barre schlug ein mit Eingeborenen besetztes Boot um; 40 Insassen ertranken Wennsport. * Zu dem morgigen Rennen aus dcr Seidnitzer Bahn ist au« verschiedenen Training Quartieren eine stattliche Anzahl von Pferden nach Dresden ausgebrochen. Ein ähnlich an regende- Meeting wie das diesjährige Heft st - Meeting in Drr-Len Haden wir bisher noch nicht gehabt. Bei der geschickten Zusammenstellung dcS Programms übt das Dresdner Herbst- Meeting sowohl aus die Rennstallbcsitzer, wie aus das sportlich gesinnte Publikum eine große Anziehung aus. In Anbetracht des srühen Beginnens der Rennen, >^2 Uhr. empfiehlt eS sich, möglichst den um 1 Uhr io Min. den Hauptbahnhos ver lassenden Sonderzug zu benützen, auch der sahrplanmäßige Personenzug ab Hauptbahnhos 12 Uhr 20 Min. hält in Mick. — Nachncnnungen wurden gemacht und zwar sür den Preis von GerSdirs: Rasa(2L(0M.) 3j., 64>^ Kz-, Flechtingen(3000M.) «j., 74üj-, Haschekaler (1060 M.) 4j, 62'^lcx; sür daSHerbst- VerkausSrennen: Nevcr DeSpair (SOO M.) 58«^ Rasa (1500 M ) »j., 60 kx; für das Peilschcn-Jagd-Rennen: Nacht wandler 3j, 60Mistletoe 79 lczr, a, Meister 5j, 75 lig; sür den Preis von Bautzen: Misanthrop (2500 M) 67^ kz?, Liöze (2500 M.) 71 Die Voraussagen des Sekretariats für die einzelnen Rennen sind solgende: 1. Rennen: Flecht lingen—VarinaS; 2.Rennen: Rasa—Florida—L'enia;8. Rennen: Nachtwandler—Nancy Cole Orphon Boy; 4. Rennen: OeSzi rozSa—Lotte; 5.Rennen: Misanthrop—Pilot—Court Warcant; k. Rennen: Lord os the Valley Herzbube-Hailstorm ; 7. Rennen: Hrn. KetimannS br. Stute. Aus Handels- und Gewerbekreisen. * Da« seit nahezu drei Jahrzehnten in der Wallstraße 8 bestehende, beftbekannte Juwelen-, «Sold- und Silber- warengeschäft von Gustav Weißig ist jetzt in die Hände de« Sohne» und langjährigen Mitarbeiters d>S zeitherigen Inhaber-, Hrn. Juwelier Fny Weißig, übergegangen, bei welcher Gelegenheit e» vergrößert und nach der Amalien- straße 7, nächst dem „Saiserpalaste", verlegt wurde * Es ist eine bekannte Thaisache, daß kleine Speisereste, welche sich im Munde seslsetzen, in Fäulnis übergehen und so Mund- und Zahnkrankh-iren, besonder« aber üblen Geruch, erzeugen. Mil der Zahnbürste und durch Gurgeln lassen sie sich nur ungenügend beseitigen. Wie nachteilig der Gesundheit kranke Zahne rc. sind, ist bekannt. Um dem Uebel zu steuern, giebt es nur em Radikalmittel von durchschlagender Wirkung: da« ist die DeSinsettion. Es ist deshalb eine dankenswerte Leistung der Technik, wenn sie der Gesundheit-Pflege mit einem Apparat zu Hilfe kommt, der eine gründliche Desinfektion er möglicht. Der Apparat, der die Bezeichnung „Fontaine im Munde" führt, besteht aus einem Gummiball mit einem ange bogenen Stahlrohr, da- durch kleine Oessnungen da- Mund wasser ausspritzt und den Mund, Zunge und Gaumen voll ständig säubert. DaS GummiwarenhauS von Carl Wei gand t, König!. Hoslirferant, König Johannftraße Nr. IS, führte den Artikel am hiesigen Platze ein. Statistik und Volkswirtschaft. -n. Die außerordentliche Spannkraft, die den Effekten märkten in den letzten Jahren eigen gewesen ist, haben sie jetzt Mühe zu behaupten, wenn ihnen dies überhaupt gelingen sollte, woran wohl einige Zweisel gestattet sind, da die Lage nach verschiedenen Seilen hin e,n tiüle» Bild zeigt Die Zweisel, ob eS in Südafrika zu offenen Feindseligkeiten kommen werde, sind durch die neuesten Thatfachen beseitigt worden. Der Krieg ist ausgebrochen, aber wenn man geglaubt hat, die voll endete Thatsache werde an den Börfen weniger Eindruck machen, als die Furcht vor ihr, so hat man sich getäuscht. Wohl ist eS richtig, daß, so lange die Unsicherheit, ob e« zu einem Kriege kommen werde oder nicht, vorhanden war, die Stimmung gedrückt war und die Geschästsentwicklung gehemmt wurde, da man eben der herrschenden Unklarheit dir Lage durch Zurückhaltung Rechnung trug. Nunmehr aber, nachdem die Buren e« müde geworden sind, sich durch dilatorische Bei Hand lungen solange Hinhalten zn lassen, bis England genügende Streitkräste am Kap gesammelt hat und in Verteidigung ihrer Selbständigkeit die Offensive ergriffen haben, scheint man doch erst die wahre Tragweite der Ereignisse genauer zu erwägen und richtiger zu beurteilen, besonders scheint dies in London der Fall zu sein, wo die Börse flau wurde, während Minister und Parlamentarier kriegerische Reden hielten und die Bevölkerung den Soldaten Ovationen bereitet, die säst an das „L Berlin" im Jahre 1870 erinnern, das der Pariser Janhagel aus den Straßen brüllte, das aber in ganz anderer Weise in Erfüllung ging, als man gehofft halte. Glaubl man auch nicht an eine lange Dauer des Krieges und ist man auch über den schließ lichen Ersolg der Kämpse nicht im Zweisel, so scheint man sich doch die verheerende Wirkung klar zu machen, die der Krieg in vielen Beziehungen im Gesolge haben wird. Was die politische Seite der TranSvaalsrage betrifft, so wird in Börsenkreisen betont, daß weitere Verwickelungen auS Anlaß dieses Krieges kaum zu befürchten feien, da die europäischen Mächte zunächst müßige Zuschauer bleiben zu wollen scheinen. Man befürchtet auch kaum eine ernstere Störung de« Welthandel-, da nicht mächtige Flotten einander bekämpfen und da die Meere frei bleiben. Ja man hört sogar die Meinung aussprechen, daß der deutsche Außenhandel, während England in Südafrika beschäftigt fei, einen Aufschwung nehmen könnte. Aus der anderen Seite erkennt man aber auch an, daß der Ausgang und die Folgen eine- Krieges zwischen England und Transvaal sich in keiner Weise absehen lassen. Es kann in Südasrika leicht geschehen, war vor 100 Jahren in Nordamerika sich ereignete. Die Depesche, die nach den Bereinigten Staaten abgegangen ist, läßt auf derartige Tendenzen schließen; außerdem kommt dir Haltung der umwohnenden wilden Völker in Betracht, und schließlich muß abgewartet werden, ob nicht andere Völker, die mit England ein Hühnchen zu pflücken haben, die Geleaevheit benutzen, ihm Verlegenheiten an anderen Punkten der Erde zu bereiten, denn es giebt keinen, an dem „tds enxlisd interest" nicht vertreten wäre. Aber während diele Bedenken sich auf dem Gebiete der Vermutungen bewegen, so sind aus dem Ge biete des Geldmarktes bereits greifbare Schwierigkeiten als Begleiterscheinungen der südafrikanischen Verwickelungen cin- getreten, und mit diesen Haden die Börsen in erster Linie zu rechnen. Die Zinssätze sind gestiegen und die Kurse dcr fest verzinslichen StaatSpapiere sind zurückgegongcn, kleine Reprisen ändern an dem Gesamteindrucke nichts. Zunächst kommt das Engagement des europäischen Kapitals in südasrikanischen Mineuwerten in Betracht. Daß dcr Krieg die Goidprodutl on ungünstig beeinflussen wird, steht außer Zwersel, damit steht aber in direktem Zusammenhänge auch die Verminderung, ja dcr Ausfall von Dividendcn und enorme Verluste am Kurfe; aus einer Statistik, die sich auf 103 von den 137 bestehenden Minengesellschasten erstreckt, ist ersichtlich, daß deren Marktwert den Betrag LeS Aktienkapitals Ansang Juli d. I , als die TranSvaalsrage roch nickt ernstlich erörtert wurde, um das 4- bis 4^sache überragte. Daraus kann man er meßen, um welche Berlustfummcn es sich bei starken Kursrück gängen handelt. Die Regierung von Transvaal hat zwar die Absicht, Störungen de» BergwerkSbetriebcS sern zu halten, sraglich ist cS aber, ob ihr die« gelingen wird. ES ist deshalb bereit» eine Schutzgefellichajt sür deutsche Besitzer von Gold- minenwcrtcn von einer Anzahl von Banken und Bankhäusern inS Leben gerulen worden. Noch schwerwiegender aber ist die Verteuerung de« Geld»«, die jetzt schon eingetrcte» ist und die gerade fitzt, wo der lebhafte Geschäftsgang der Industrie noch unvermindert hohe Ansorderungra an den Geldmarkt stellt, um so fühlbarer wird. Der letzte Au«wei« der Reichedank zeigte zwar eine kleine Erleichterung, auch am englischen Geldmärkte hat die frühere Spannung etwa« nachgelassen und der Beul von England ist e« gelungen, starke Goldbeträge au- dem Aus lände, und zwar hauptsächlich au« Japan und Judien, au sich zu ziehen; aber vrnnoch ist die Lage gespannt genug Du Zeit der -loldexporte nah den Veccimgtcn Staaten steht bevor und die Verschuldung Europa- ist eine sehr beträchtliche Rur durch Verkäufe von amerikanischen Papie.en wird die Zahlungs verpflichtung, die sonst in barem Gelbe erfolgen müßte, etwa» erleichtert und ist zwar augenblicklich noch mcht direkt fühlbar, wirkt aber immerhin zur Versteifung de- Marktes mit Auch in Wien ist der Be düand kein günstiger, was au- den dortige» starken Bertäusen hrrvorqeht. In A, betracht der geschilderte» Verhältnisse ist eS begreiflich, wenn die Stimmung de» Mailte» fast in der ganzen heute zu Ende gehenden Woche eine matte war, nur an einigen Tagen trat infolge von Deckangskäusen der Con-remine eine vorübergehende Befestigung ein. Am Wochen- schluß war die Tendenz im allgemeinen wieder etwa- freund licher, nachdem die Besorgnisse wegen einer weiteren Versteift»- der Geldvechältniffe sich nicht erfüllt haben und in Berlin täg liche« Geld zu einem mäßigen Satze angeboten wurde. Auch die fremden Börsen meldeten günstigere Stimmung und besseie Notierungen. * Der Geschäftsbericht der Sächsischen Gußstahlsabrik in Döhlen weist befriedigende Ergebnisse nach Der L»<- schwuiig, dessen sich die Eisen- und Stahlindustrie schon sm längerer Zeit erfreut, kam auch dem Etablissement zu statten. Das Geschäftsjahr brachte Arbeit in so reicher Fülle, daß m» trotz äußerster Anspornung der Kräfte den gestellten Anftrda- ungen nicht allenthalben genügen konnte. Die Verwaltung blieb bemüht, durch Anschaffung neuer Maschinen und Ur- Weiterung und Vervollkommnung der Fabrikation-anlagm die Produktionskraft zu heben Obgleich die zu diesem Behuse unternommenen Bauten immerhin einigermaßen hemmend aus den Betrieb einwirkten, gelang es doch, den Umsatz aus die »och nie erreichte Höhe von 5 997 944,58 M zu bringen Er über trifft die aus der Produktion des Jahres 1897,98 erzielte Ein nahme um 750 516,86 M. Von dem Döhlener Weite wurde» 29 945 t Stahlwaren erzeugt, d. i. »964 t ober 13,24^ mehr, als in den vorausgegangenen 12 Monaten. Am 30. Juni d g» betrug die Zahl der Döhlener und Berggießhübeler Beamte» und Arbeiter 1338 DaS Konto der Maschinen und Oese» wurde im vergangenen Jahre mit 1l7 586,23 M und da- der Gebäude und Eisenbahnen mit 98 925,59 M. neu belastet. Die fortschreitende Ausdehnung des Stammwerkes nötigte zur Neu erwerbung von Bodenfläche, und man benutzte eine sich bittende Gelegenheit, unter nicht ungünstigen Bedingungen ein 32 3S2,w großes, unmittelbar an die Fabrik angrenzendes Stück Laad anzukaufen. Ferner wurde von dem König!. Sächsischen StaaA fiskus unter Dareingabe von dem Bahnkörper entlang gelegen«, zu dessen Verbreiterung erforderlichem Areal ein TrenuM des Kammergutes Döhlen in der Größe von 10102 gw m- getauscht. Diese Landerwerbungen verursachten einen Aufwand von 148 478,50 M Zu dem Reinerträgnisfe von 1 041 337,«« N, das das Gewinn, und Verlustkonto ausweist und in dem ei» aus dem Jahre 1897/98 stammender Bortrag von 14 708.08M. eingefchloffen ist, hat beigetragen das Döhlener Werk 98L4So,i4 Mark, das Berggießhübeler Werk 41 139,34 M Hiervon find die Abschreibungen von 214 920,48 M. abzuziehcn sowie die außerordentlichen Abschreibungen von zusammen 107 4S7 M. Die verbleibenden 718 920,18 M. sollen wie folgt verwendet werden: 4^0 000 M. 20 «sh Dividende, wovon 13^ H aus die Aktien und 6Hß - 20 M. pro Stück aus die Genußscheine entfallen, 85 229,45 M. Tantiemen an den Aussichl-ral und den Vorstand, 35 000 M Gratifikationen an die Beamte«, 25 000 M an die Beamten-Peasionskasse, 20 000 M. an den Dispositionsfonds zum Besten des Fabrikpersonal», 3090 M. an die Arbciter-Schulkaffe, 40 000 M. an den Dclcrederesond», 30 000 M an den Erneuerungsfonds, 10 000 M Zurückstellung für die Arbeiter-Unfallversicherung, 20 690,73 M. Vortrag auf neue Rechnung. Die Extraabfchreibungen sollen, ebenso wie die früheren, dazu dienen, die Basis für eine fermre gcfunde Entwickelung des Unternehmens zu schaffe». D>e starken Verpflichtungen, die in nicht ferner Zeit zusolze der Neubauten herantrelcn werden, auch die Notwendigk.it, da- ver hältnismäßig kleine Betriebskapital mehr in Einklang z» bringen mit dem von Jahr zn Jahr gewachsenen Umsatz, rrsvrderten neue Geldmittel, die am besten durch die Ausnahme einer Pno- ritätSanlcihe beschafft worden sind, welche die Dresdner Bark in Dresden dargrliehen hat. 750000 M der 2250000 R. betragenden Anleihe sind zur Abstoßung der alten Priorität-- fchuld bestimmt. In das neue Rechnungsjahr trat man mit einem reichen Bestand an Aufträgen ein. * Zum GeschastSgang ,n Glauchau-Meerane wird der .Leipziger Monatsschrift sür Textilindustrie' geschrieben: Obwohl die Laüon schon in kurzer Zeit ihren Höhepunkt er reicht haben wird, ist die Lage des Geschäftes in unserem Be zirk bei weitem noch keine derartige, daß man sie al» besonder» günstig bezeichnen könnte Die Beschäftigung in den Fabrrl- delrirben ist zwar augenblicklich leidlich, und die Haurindustlie hat gegenwäitig kein,n Grund, über unzureichende Beswäsligung zu klagen; es e-scheint jedoch zweiselhaft, ob die Entwickelung deS Geschäftes eine derartige sein wird, daß dadurch der jetzige Stand der Beschäftigung für längere Zeit sichcrg,stellt erscheint. BiS jetzt gestaltete sich daS Geschäft unverhältnismäßig schwierig, und zur Zeit ist auch wenig Grund zu dec Annahme vorhanden, daß in Kürze eine Besserung zu erwarten sei. Di>S gilt in erster Linie für daS Geschäft mit England, wo man sich nnr schwer zu größeren Aufträgen entschloßen kann und sich große Reserve auserlegt. Aber nicht nur ,m englischen, sondern auch im deutschen Geschält ist es schwer, größere Aufträge zu er- (Heueral Joubert. Der Höchstkommandicrende der TranSvoalcr Buren» truppen, General Pieter Jakobu« Joubert, ist eine der markantesten Erscheinungen unter den führenden Männern der Südafrikanischen Republik, die sich abermals um da« Banner der Unabhängigkeit geschart haben, um die von den Vätern ererbte Selbständigkeit gegen England zu ver teidigen P. I. Joubert ist, wie er in seiner ergreifenden „Bittschrift an die Königin Viktoria" selbst ansührt, „ein Urenkel von Pierre Joubert, einem der Hugenotten, welche au« religiösen Gründen genötigt waren, ihr Heim und ihre Freunde zu verlassen, und Zuflucht fanden in Süd afrika, wo sie ihrem Gott in Freiheit dienen konnten. Dieser Ahnherr siedelte sich in Fransh-Holk an nächst Kap stadt, welche« damals unter der Verwaltung kder Hollän dischen Compagnie stand, und wurde mit Gotte» Hilfe bald einer der wohlhabendsten und einflußreichsten Farmer und Grundbesitzer. Dort wohnte er, bi« ihn Ereignisse zwangen, sich in den Distrikt von Geaff-Neinet zurückzu ziehen, wo er nun begraben liegt — in da« Land meiner Geburt, da« 1806 unter die Herrschaft von Groß britannien kam" Sein Geburtsort ist die Farm Cangi im genannten Distrikt, woselbst Pieter Jakobu« al« einfacher Bauern sohn erzogen wurde Er nahm teil an den verschiedenen Trekk«, d. h an der infolge der englischen Bedrückung mehrfach notwendig gcwordenen Auswanderung nach dem Norden, und dem alten qraubärtigcn Manne sind, wie er in der genannten Flug- und Bittschrift, die als eine wahre Leidensgeschichte der Buren sich darstellt, aus drücklich hervorhebt, die Unbilden noch in regster Er innerung, welche er mit seinen immer wieder in die Fremde getriebenen StammeSaenofien hat erdulden müssen Kein Wunder, wenn der alte General beute dafür be kannt ist, daß unter ihm nur selten Pardon gegeben wird, und wenn selbst seine Lande»genoffen ihn den „stimme Piet", den „argen Peter" nennen, von dem man im Guten wie im Bösen alle« gewärtigen kann. Nachdem die Transvaal-Buren endlich jenseit des Vaal ihre heutigen Wohnsitze bezogen und 1852 die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit von England erlangt hatten, trat Joubert mehrfach als einer der einfluß reichsten Männer des Landes hervor. So wurde er früh Gerichtspräsident seine» Distrikts, dann Generalstaals, anwalt dcS Lande« und Vizepräsident de« Volksrate« Al« zu Ende der 70er Jahre Präsident Burger« sich nach Europa begeben hatte, um wegen der Telapoa-Bahn zu verhandeln, übernahm Joubert al« sein Stellvertreter die Regierung. Die Ereignisse von 1879,80 stellten ihn neben Krüger und Pretorius an die Spitze der Republik, deren Unabhängigkeit von diesem Triumvirat verkündigt wurde Englands Antwort war der Krieg, in dem Oberst Joubert da« Kommando dcr Buren übernahm. Mit welchem Erfolg, ist bekannt Am 28. Januar 1881 fiel am Majuba Hill der englische Höckstkommandierende Sir George P. Colley, und mit ihm blieben 280 Mann auf der Walstatt. Der Sieg der Buren war ein vollständiger und entscheidender. Joubert wurde zum General und lebenslänglichen Höchftkommandierenden der Südafrikanischen Republik er nannt Daß er seit 1880 nicht geruht hat, um zur Sicherung der auf dem Schlachtfeld« errungenen Un abhängigkeit seinem Lande eine wirksame Waffenrüstung zu schaffen, »eigen selbst die au« englischen Quellen stammenden Meldungen Sie bestätigen, daß die Buren mit den modernsten Gewehren versehen find und eine gut disziplinierte Artillerie mit Geschützen neuester Konstruktion besitzen Ihm gebührt das Verdienst für die Erbauung der Fort» bei Pretoria und Johannesburg, sowie an ver schiedenen wickti en Grenzpunkten, und sein Werk ist vor allem der treffliche MobilisierungSplan. Der letztere hat e« Trantnaal zum höchsten Staunen der Engländer mög lich gemacht, binnen wenigen Tagen aktionSbereit zu sein Al« die Lage am 4 Oktober besonder« ernst geworden war. erschienen die Buren sofort an der Grenze, und zwar in solcher Anzahl, daß die englischen Truppen Charle«, town und Newcastle schleunigst räumten und sich auf Dundee zurückzogen Jouberts MovlUsierung beruht auf folgender Grund lage: Ganz Transvaal ist in 17 Kreise einpeteilt, deren jedem ein Kommandeur vorsteht. Der einzelne Kreis ist wieder in verschiedene kleinere Bezirke zerlegt, und jeder dieser Bezirke untersteht einem sogenannten „Feldkornett" oder dessen Adjutanten Giebt nun der Höchstkommandierende den Befehl zur Mobilisierung, so vollzieht sich dieselbe auf folgende Weise: Von Pretoria aus ergehen, soweit es möglich ist, auf dem Drahtwege die Befehle an alle 17 Kommandos. Von deren Standort wird der Befehl so schnell wie möglick — unter Benutzung der Eisenbahn oder durch reitende Boten — an die Feldkornctts weiter gegeben Im Galopp durcheilen diese letzteren nun sofort den ihnen unterstehenden Bezirk und bringen den Ein berufungsbefehl von Farm zu Farm. Jeder Bur ist an gewiesen, selbst in Friedenszeiten sein Gewehr in gutem Stand zu halten und die erforderliche Munition, sowie die mit gedörrtem Fleisch für 14 Tage gefüllte Feldtasche stets bereit zu haben. Zu der vom Feldkornett «hm be zeichneten Stunde besteigt er sein Pferd und begiebt sich zur Sammelstelle seine» Bezirk«, oder, wenn Gefahr im Verzüge, auch direkt zu einem ihm angegebenen Punkt der Grenze 'Z Daß dieser im Grunde so einfache Plan höchst wirk sam ist und da« System gut funktioniert, hat sich, wie bekannt, soeben wieder gezeigt Es hatte sich übrigen« auch Ende 1896 schon bewährt, al« Jameson plötzlich mitten im Frieden seinen Raubzug nach Transvaal unter nahm. Die damal« eingedrunqenen 800 Engländer waren nicht im mindesten darauf gefaßt, daß ihnen wie au« dem Boden gestampft eine weit überlegene wehrhafte Burenschar entgegentreten würde. Nach kurzem, sür sie überaus verlustreichen Gefecht waren die Frieden«brecher bewältigt und gefangen genommen. Wäre e« damals nach Joubert gegangen Und nach dem Wunsch der viel tausendköpfigen Meng«, welch« da« Gesängni« von Johannesburg drohend umstand, so wären wenigsten« die Führer de« Flibustierzugel standrechtlich erschossen worden Da intervenierte Präsident Krüger. Er berief den General zu sich, und beide hielten die ganze Nacht Zwie ¬ sprache. Am Morgen hatte Oom Paul, ver Vie allzu große Strenge vermeiden wollte, gewonnen General Joubert trat vor die erregten Massen und hielt ihm» folgende Ansprache: „Bürger! E« sind seltsame Ereignisse vorgegange», über welche wir uns beraten haben. Denkt euch, daß auf eurer Form dasselbe passicrt sei. Ihr habt eine schöne Herde Schafe. Eine« Nachbar« Hunde sind in die Hefte eingebrochen und haben mehrere Schafe zerrissen Werdet ihr nun die Flinte nehmen und mitten in die Herd« hineinschießen, um die Hunde zu treffen? Ihr würdet ft nur größeren Schaden anrichten! Oder würdet ihr nicht lieber die Hunde einsangen, zum Nachbarn gehen und « ihm sprechen: „Du, hier sind deine Hunde. Ich faßte fie ab, al» fie mir ein paar Schafe zerrissen. Willst du wir meinen Schaden bezahlen, dann erhältst du die Hunde zurück — im anderen Falle werden sie erschoßen" Ter Redner wartete eine Weile und ließ seine Worte aus die Menge wirken, die wohl merkte, worauf der kriegerisch« Graubart hinauswollte. Dann fuhr er mit einer bezeich nenden Handbewegung nach dem Gefängnis fort: „Nun, da drüben haben wir de« „Nachbar« Hunde" eingesperrt Was sollen wir mit ihnen anfangen?" Wie bekannt, überzeugte der General die Mehrheit davon, daß e« besser wäre, so zu handeln, wie der ge schädigte Farmer in seinem Gleichnis. Transvaal erlangt« von der Londoner Regierung die Bestrafung der Fr«i. beuter — die allerdings auffallend milde ausfiel —, die Leistung einer bedeutenden Geldbuße und die Zahlung von 20 Mill M. „für angerichteten moralischen und geistigen Schaden". Daß „Oom Paul" damals recht ge habt hat. diesen Weg zu wählen, dürste die Zukunft er- weisen. Noch weiß niemand, wie der Gang der Krieg», ereignisse sein wird, so viel aber ist sicher, daß, hätte Tran«vaal gleich nach dem Jamelon Einfall be, nach drr Erschießung der Uebelthäter einen Krieg mit Enaland z» bestehen gehabt, «» sür denselben bei weitem nicht in de» Maße gerüstet gewesen wäre, wie eS heute der Fall iß
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