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Dresdner Journal : 14.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-14
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 14.10.1899
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Erste Beilage zu 240 des Dresdner HoUNMls. Sonnabend, den 14. Oktober 1899, abends. Örtliches. Dresden, 14. Oktober. * Heute mittag 12 Uhr fand durch Se. König! Hoheit den Prinzen Friedrich August die feierliche Eröffnung der Jubiläum»- artstellung de« Landr«obstbauverein« und der Llleemeinen Deutschen Obstau.stellung statt 8«. König!. Höhnt traf punkt 12 Uhr in Begleitung Seine« persön lichen Adjutanten Rittmeister« v Tümpling im Vestibül de« Auistellungspalaste« «in, in dem sich die Ehren mitglieder der AuSstellungSkommisfion, die Mitglieder der Lu»stellung«leitung und sämtlicher Ausschüsse »um Empfange eingefunden hatten. In der stattlichen Ver sammlung bemerkten wir u. a Ihre Excellenzen den König!. Bayerischen Gesandten Frhrn. v Niethammer und den Hrn Etaat«minister v. Metzsch, ferner die Herren Mi- mßerialdirektor Geh. Rat vr. Vodel, Kreishauptmann Schmiedel, Oberbürgermeister Beutler, den König!. Re- gimlngtkommissar der Abstellung geh Oekonomierat Mnzner, den Vorsitzenden de« Lande«obstbauverein« im Königreiche Sachsen, Amtihauptmann Kammerherrn , Schroeter, die AmtShauptleute geh. Regierungsrat vr Schmidt und v. Burgsdorff, sowie geh. Oekonomie rat Prof. vr. v Langsdorfs, geh. Oekonomierat Hähnel-Kuppritz, geh Hofrat Prof vr. Nobbe u a. Nachdem Se. König! Hoheit au» der Hand der Tochter de« Hm vr.Steglich ein prachtvolle« Bouquet entgegengrnommen hatte, begrüßte der Vorsitzende de« Lande«obstbauvrrein«, Hr König! Kammerherr Amtshauptmann v. Schroeter, Se. König! Hoheit den Prinzen mit einer kurzen Ansprache, die er mit einem dreifachen Hoch auf Se Majestät den König md auf den hohen Protektor der Ausstellung den Prinzen Friedrich August schloß. Se Königl.Hoheit trat hierauf unter Führung der Herren der Ausstellungsleitung einen Rund gang durch die Ausstellung an. Wa« die Gesamt- anordnung der Ausstellung betrifft, so ist die Einteilung, Gruppierung, Bezeichnung und Etikettierung dem Pro gramme entsprechend einheitlich durchgeführt, dagegen in der Ausstattung und im Aufbau den Ausstellern inner halb des Rahmens der allgemeinen Bestimmungen mög lichst freie Hand gelaffen worden Diejenigen Aussteller, welche al» Mitglieder von Obstbauvereinen, obstbau- pstegenden Körperschaften und Instituten ausstellen, find «ach geographischen und politischen Bezirken ver einigt Jene Aussteller, welche derartigen Körper schaften nicht angehören oder sich solchen nicht angeschlossen haben, sind als Einzelaussteller zusammen- gesaßl In diesen Grenzen sind die Ausstellungsgegen stände nach den Abteilungen de« Programm« und nach Preisaufgaben geordnet. Da« Obst ist ferner innerhalb der Preisaufgaben noch zonenweise nach der klimatischen Lage de» Erzeugungsorte« eingeteilt. Die Platzverteilung ist nach den angegebenen Grundsätzen in folgender Weife erfolgt: Im Hruptsaale de« AusstellungSgebäude« sind die Sammelausstellungen der dem Landesodstbauvereine m Königreiche Sachsen angeschloffenen BezirkLobstbau- ,ereine, sowie der König!. Straßen- und Wasserbau- Inspektionen vereinigt. Außerdem finden wir in diesem stimme eine Tafel mit den zahlreichen kostbaren Ehren preisen und Preismünzen Die von der Terrasse ««mittelbar zugängliche östliche Galerie diese« Saale« ist der Ausstellung von Lehrmitteln, wissenschaftlichen Darstellungen rc. zugewiesen. In den westlichen Seiten file« freche« vom Haupteingang zur Mittelhalle, parallel der L-nmöstraße) befinden sich in den Sälen 24 bi« 31 die Sammelausstellungen der außersächfischen Obstbau- verein« und Korporationen, von welchen u. a. erwähnt feie« die LandwirtschaftSkammer der Provinz Branden- bng, der nassauische LandeSobst- und Gartenbauvereine, der Oderhesfische Obstbauverein, der Verein der Pomologcn «ird Obstzüchter für Anhalt-Dessau, der Rheingauer Ver- ei« für Obst- und Weinbau in Geisenheim, der Ost- prnißische Landwirtschaftliche Zentralverein in Königsberg, dal Pomologische Institut in Reutlingen, die Lehranstalt in Geisenheim, Obstbauvereine aus Bayern, Holstein, Provinz Sachsen, Hannover rc In dem bisher als Sommerrestaurant benutzten Glakpavillon sind die Ab teilungen für Obsterzeugniffe, Geräte und Maschinen uatergebracht. Da« Restaurant ist der herbstlichen Temperatur wegen wieder nach der Mittelhalle verlegt morden. Die östlichen Seitensäle lO bis 20 (parallel zur Grenze des Botanischen Garten«) sind den Einzel ausstellern in den Abteilungen für Obst - Neuheiten, Pomologische Sammlungen, Obsthandel, Tafelaufsätze und Topsobst eingeräumt. Von diesem Flügel aus führt ein verdeckter Gang nach einem eigens errichteten Zeltbaue, der Kosthalle für Obst- und Beerenweine. Hier haben acht der auf diesem Gebiete bewährtesten deutschen Firmen ihre Musterlager ausgestellt Unweit davon, in der Rich ¬ tung nach der Herkulesallee de« Großen Garten«, be- findet sich die Obstoerwertungshall«, in w«lch«r die Obstweindereltung, die Herstellung von Dörrobst, Mus und Gelee, sowie da- Einlegen von Früchten rc. praktisch vorgeführt werden soll. Im AusstellungSpark« östlich unv westlich des Ausstellungspalake« finden sich die Ausstellangsabteiluage« für Obstbäume und Anlagen von Obftmustergärten Di« Einfügung und Unterbringung der Obftausstellung in den eigen« für die Bedürfnisse einer Kunstausstellung hergerichteten Räumrn war zwar mit er heblichen Schwierigkeiten verbunden, anders«it» aber geben gerade diese Verhältnisse der Dresdner Obftausstellung ein eigenartiges, abwechslungsreiche« Bild, namentlich in dekorative, Hinsicht. * In Anwesenheit de« König!. Kommissars Hrn. Kammerherrn v Stammer, von Vertretungen der städtischen Behörden, de« Vorstandes der Bogenschützengilde und Mit gliedern de« Zentralausschuffe« für das XIU Deutsche Bundesschiehen fand gestern nachmittag im Saale de« Ge werbehaust« dasFestmahl der privilegiertrnScheiben- schützen-Gilde, mit dem die Reihe der Vergnügungen diese« Winter» eingeleitet wurde, statt. Der Saal war mit den Büsten Ihrer Majestäten de» König« und der Königin, sowie mit der Fahne der Gilde, mit Scheiben rc. geschmückt. Nachdem die Kapelle de« Grenadierregiment» Nr 101 da« Fest mit dem Schützenmarsche eröffnet hatte, hielt der Vorsteher Hr Hofoptiker Roettig eine Ansprache, in der er betonte, welchen Aufschwung unser Sachsenland in wirtschaftlicher Beziehung sowohl, al« auch im Hinblick auf Wissenschaft und Kunst unter der glorreichen und wohlwollenden Regierung Sr. Majestät de« König« ge nommen habe. Diese« Wohlwollen sei auch für dir Scheiben schützengilde fühlbar und erstrecke sich auf da« von ihr im nächsten Jahre zu veranstaltende XIU. Deutsche Bundes schießen Dankerfüllt gelobe die Scheibenschützengilde, alle zeit treu zu König und Vaterland zu stehen und sie gebe diesem Gelöbnis Ausdruck mit dem Rufe: „Se. Majestät der König und das gesamte Königliche HauS, sie leben hoch!" Der Hochruf fand begeisterte Aufnahme und klang in der von der Kapelle gespielten Sachsenhymne aus, die die Tafelteilnehmer stehend anhörten. Der König!. Kommissar Hr. Kammerherr v Stammer dankte mit herz lichen Worten für die Erneuerung des Gelöbnisses der Treue und Anhänglichkeit an unser angestammtes Königs haus und trank auf das weitere Gedeihen der Gilde. Der stellvertretende Vorsitzende Hr Stadtverordneter Borack feierte den Schützenkönig Hrn Fabrikant Focke, der nicht dem Glücke — denn man bezeichne den Konigsschuß gewöhnlich al» Glücksschuß —, sondern seiner Schieß, fertigkeit seine Würde zu verdanken habe, während der Schützenkönig betonte, daß im gegebenen Augen blicke nicht die Schießkunst allein, sondern auch da« Glück erforderlich sei, um den besten Schuß zu thun. Schließlich erinnerte er an da« Deutsche Bundes schießen, welchem großen Unternehmen er von Herzen besten Erfolg wünschte. Da« Vorstandsmitglied Hr Maler Reißmann feierte al« treffsichere Schützen die beiden Ritter, Herren Schützenmeister Burckhardt und Hofbüchsenmachser Gründig. Der erstgenannte dankte und weihte sein Glas den aktiven Schützen Hr. Stadtrat Lehmann, Vorsitzender de« Zentralausschuffe« für da« Deutsche Bundesschießen, weihte sein Glas den StaatS- und den militärischen Behörden, hob dankbar da» Ent gegenkommen derselben gegenüber der Gilde hervor und erinnerte an da» gute Einvernehmen, da« zwischen ihnen und der Gilde bestehe. Den städtischen Behörden galt der Trinkspruch de« Hrn. Hoflieferanten A v. Böhme. Hr. Bürgermeister Hetschel gab dem Danke für die ge spendete Anerkennung lebhaften Ausdruck und betonte die engen Beziehungen, die zwischen der Scheibenschützengilde und der Stadt beständen An dem bevorstehenden Deutschen BundeSschießen Hobe nicht nur die Gild«, sondern auch die Stadt Anteil, denn auch ihre Ehre fei dabei engagiert; Redner gab seiner Ueberzeugung von dem Gelingen de« großen nationalen Feste« Ausdruck und weihte der Scheibenschützengilde sein GlaS. Hr. Stadtrat Weigandt betonte die lebhafte Teilnahme, mit der auch die Bogenschützengilde dem BundeSschießen gegenüberstehe, hob hervor, daß die Leitung der mühevollen Vorarbeiten sich in den besten Händen befinde und trank auf da« Wohl de» Hrn. Stadtrat Lehmann Letzterer sprach hier für seinen Dank aus und betonte, daß es Mut erfordert habe, die umfangreiche Arbeit für da« Deutsche BundeS- schießen zu übernehmen und die vielfachen Schwierig keiten, auf die solch' ein großes Unternehmen stoße, zu überwinden; er betonte den nationalen Charakter des Festes, das Vertreter aller deutschen Stämme in Dresden zusammenführen wird, und trank auf dessen Gelingen. Nachdem Hr Pivatus Leipert die neuen Mitglieder be grüßt hatte, erfolgte die Verteilung der goldenen Medaillen (Spezies) an die besten Schützen de« Sommer» 1899. Hieraus gedachte Hr. Obermeister Henseler der Presse mit freundlichen Worten Alsdann dankte der zweite Vorfitzende de» Verein« „Dresdner Presse", Hr. Jesko v. Puttkamer, und weihte sein Glas den deutschen Schützen Hr Maler Reißmann widmete sein Glas Hrn. Stadtrat Raschke, der seinerseits »in Hoch auf den Echieß- ausschuß aus brachte. Die Tafel war von dem Wirt de« Gewerbehause«, Hrn Arlt, vorzüglich auSgestattet worden. * Da« zu der V. Sächsischen Pferdezucht.Au«- stellung angekaufte Pferde-Material ist jetzt au« Ost» preußen eingetroffen und in den Stallungen dr«Dr»«dner Rennverein« in Seidnitz untergebracht worden Die Be sichtigung der Halbblutpferde steht jedermann frei, auch findet am Sonntaa mittag« 12 Uhr eine Vorführung der Pferde auf der Rennbahn statt. Hiermit verbunden ist eine Aufstellung von Jnduftrtegegenständen, bestehend au« goldenen und silbernen Taschenuhren, Reisekoffern und laschen, Sätteln, Zaumzeugen, Fahr- und Reitpeitschen, Reise-, Schlaf- und Pferdedecken, sowie sonstigen Stall geräten Die beste Gelegenheit, um rechtzeitig zur Vor führung anwesend zu sein, bietet der 10 Uhr 50 Min. vorm. vom Hauptbahnhofe nach Schandau verkehrende Personenzug, der in Reick hält. -p. Der Bahnhofsumbau in DreSden-Neustadt zeigt einen stetig größeren Umfang und schreitet rüstig vorwärts Bereit« in voriger Woche ist mit der Auf stellung der Eisenteile der großen Bahnhofshalle begonnen worden. Die eiserne Ueberbrückung der neuen Hansastraße (in der Richtung nach der Anton- und Hainstraße) ist bereit« fertig, die Herstellung der Fuß- und Fahrbahnen, sowie der Straßenbahngleise ist in voller Arbeit Da« neue Bahnhofsgebäude ist bi« zum ersten Stockwerk ge diehen, von der Antonstraße am interimistischen Bahnhose und von dessen Bahnsteigen au« hat man einen guten Ueberblick auf die Gebäudefront Die Arbeiten an der Ueberbrückung der Leipziger Straße sind seit mehreren Wochen ebenfall« im Gange. Die große Unterführung der Lößnitz-Straße unweit der Gasanstalt kann als in der Hauptsache vollendet angesehen werden, elf Gleise werden über diese Straße geführt. Großartig sind die Bauten zwischen dem Bahnkörper der schlesischen Linie am Dammwege und dem Neustädter Friedhof, wo eine GleiSüberschneidungSbrücke für die von Görlitz kommende Linie über die Gleise der Leipziger Linie in bedeutender Höhe errichtet wird. Der westliche Teil de« alten Bahn körper« der Görlitzer Linie ist in der Nähe de« Bischoss platze« in ziemlicher Länge zum Abbruch gelangt. An dieser Stelle wird die westliche Stützmauer für den neuen, erhöhten Bahnkörper errichtet Zur Herbeiführung der Schütlungsmaffen verkehren zahlreiche Bau- und Kieszüge. Die Bischofsweg-Ueberbrückung wird ebenfalls umgebaut und auf 24 m Lichtweite verbreitert. Da« stattliche Dienstgebäude an der Hansastraße (gegenüber dem Leipziger Bahnhöfe) ist bereit« von der Eisenbahnbetriebsdirektion DreSden-Neustadt, von den beiden Bauinspektionen, der Telegrapheninspektion und der Maschineninspektion Dresden. Neustadt bezogen worden. Der Betrieb der in den beiden DreSden-Neuftädter Bahnhöfen einmündenden Eisenbahn« linien erleidet durch die Bauten nicht die geringste Unter brechung -y. Da« auf einzelnen Stationen der Sächsischen Staat«» eisenbahnen eingeführte vereinfachte Abfertigung«» verfuhren für Reisegepäck hat sich gut bewährt; e» wird deshalb von der Staatseisenbahnverwaltung beab sichtigt, diese Einrichtung auch auf weitere Verbindungen mit lebhaftem Gepäckoerkehre auszudehnen Da» Ver fahren besteht im allgemeinen darin, daß die Gepäckstücke, welche nach der Schätzung de« annehmenden Beamten die Grenze de» Freigewicht» nicht überschreiten (also sogenannte« Freigepäck), nicht gewogen und daß die Gepäckscheine nicht erst aulgefüllt zu werden brauchen, sondern den Reisenden sofort ausgehändigt werden können. E« wird aber für jede» einzelne Gepäckstück, auch wenn mehrere zusammen nicht über 25 Irx wiegen, ein besonderer Gepäck, schein ausgegeben. Diese» abgekürzte Verfahren soll künftig auch auf folgende Verbindungen angewendet werden: von Dre«den-Altst. Hauptbahnhof nach Bischof», werd«, Cossebaude, Döbeln, Bad Elster, Flöha, Glauchau, Größenhain, Kamenz, Klotzsche, Königsbrück, Langebrück, Löbau, Meerane, Oschatz, Plauen i. V-, Pulsnitz, Rade berg, Radebeul, Reichenbach i. V, Riesa, Tetschen, Wurzen rc.; ferner von DreSden-Neust. nach CoSwig, Döbeln, Weintraube, Arnsdorf, Ebersbach, Löbau rc und von Dresden Wettinerstraße nacb Bautzen, Bischofs werda, Chemnitz, Döbeln, Freiberg, Görlitz, Großenhain, Kamenz, K'otzsche, Langebrück, Leipzig, Meißen, Pirna, Pulsnitz, Radeberg, Tharandt rc Ueber die weiter in Frage kommenden Verbindungen geben die Abfertigungs stellen Auskunft. ' Die Herren de« Juristenstande» werten davon in Kenntnis gesetzt, daß die von dem Juristenverein zu Dresden und dem Dresdner Anwaltverein in« Leben gerufenen Vorträge über da« Bürgerliche Gesetzbuch für da« Deutsche Reich auch in der ersten Hälfte de« kommenden Winterhalbjahre« fortgesetzt und ihren Ab schluß in den von Hrn Oberlande«gericht»rat vr. Wulfert gütigst übernommenen Vorträgen über da« „Familien recht" finden werden. Die Vorträge werden voraussichtlich im Anfang de« November d. I». beginnen Ein früherer Beginn ist wegen Verhinderung de« Hrn Referenten leider nicht thunlich Die Vorträge werden, wie die vorjährigen, im Saale der „Harmonie" hier abgehalten. Nähere« wird durch Inserat bekanntgegeben werden. * Aus dem Polizeiberichte. Am Donnerstag schoß sich in der Johann-Vorstadt ein 33 Jahre alter hiesiger Einwohner zweimal in selbstmörderischer Absicht in den Kopf. Beide Geschosse blieben in der Schädeldecke stecken und verletzten nicht das Gehirn — In der See« Vorstadt versuchte am Freitag nachmittag ein 34 Jahre alter Gewerbsgehilfe durch Erhängen sich den Tod zu geben. — In der Wettiner Straße wurde am Mittwoch abend ein 46 Jahre alter Mann von einer unbekannten Frau mit einem Handkorbe angestoßen. Er kam zu Falle und erlitt einen Oberschenkelbruch * Ein neue« elegantes Weinrestaurant, verbunden mit Weinhandlung, MaximilianSallee Nr. 1, Ecke der Kreuzstraße, eröffnete gestern abend seinen Betrieb Der Besitzer Hr Willy Petras hat sich al» Küchenchef in den ersten Häusern de« In- und Auslande« reiche Er fahrungen gesammelt und ist durch direkte Bezüge von Win,ern und durch Verbindungen mit den besten Weinhäusern in die Lage versetzt, zu mäßigen Preisen gute Quali täten unter Garantie der Reinheit zu verabreichen. Die Räume des im Erdgeschoß gelegenen Restaurant« sind gut auSgestattet Die Wände sind mit Holz in Mahagonifarbe getäfelt; die über der Täfelung befind- lichen freien Wandflächen, sowie die schön gemalten Decken sind in Hellem Ton gehalten. Bequeme Möbel erhöhen den Eindruck der Behaglichkeit, den die luftigen Räume auf den Besucher hervorbringen. * Im Christlichen Vereine junger Männer, Neumarkt 9, III, findet morgen, Sonntag, abend» 8 Uhr anschließend an die Aufnahme neuer Mitglieder ein UjntcrhaltungSabend statt. Jeder junge Mann ist freundlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. * Die Gewinnliste der am 9. d. Mt». gezogenen Lotterie der Deutschen Kunstausstellung Dresden 1899 ist der heutigen Nummer unsere» Blatte» al» Sonderbeilage angefügt. * Eine ausgesucht schöne Gegend unsere« deutschen Vaterlandes führt da« „Panorama international", Marienstr. 20, I. („Drei Raben"), seinen nächstwöchigen Besuchern in 50 anerkannt guten Aufnahmen vor Augen: den vielbesungenen malerischen Schwarzwald mit seinen wasserreichen Thälern und stolzen Höhen, Ruinen rc. Nachrichten aus den Landesteilen. Leipzig. Reichen malerischen Schmuck haben in letzter Zeit die Wand- und Drckenflächen der Wohlthäter- Loggia de« städtischen Museum» erhalten: die Er neuerungsarbeiten sind jetzt beendet worden. Damit hat der nach der ersten Bürgerschule zu belegene Raum, in dem die Bildnisse Derer aufgestellt worden sind bez. werden, die durch hochherzige Zuwendungen daS Museum besonders gefördert haben, an Schönheit erheblich ge wonnen.— Die Formstecher Leipzig», wie ganz Deutsch land«, sind am 9. d. Mt« in eine Lohnbewegung einge- treten. Sie unterbreiteten ihren Arbeitgebern folgende Forderungen: 1) 21 M. Minimallohn bei zehnstündiger Arbeitszeit, 2) 15 Proz. Zuschlag für diejenigen Gehilfen, die jetzt schon einen Lohn von 21 M und mehr erhalten, 3) 25 Proz. Zuschlag für Ueberstundenarbeit, die jedoch nur im Geschäft geleistet werden darf, 4) auf je fünf Ge hilfen darf nur ein Lehrling eingestellt werden. Da die hiesigen Firmen zum Teil sich bereit erklärt haben, die Forderungen anzuerkennen, so wird e« hier zu einer Ar- beitSeinstellung nicht kommen — Die streikenden Former und Eisengießereiarbeiter hielten eine Versammlung ab. Es wurde namentlich gegen die angeblich entstellten Berichte in der bürgerlichen Presse Stellung genommen und durch die Situationsberichte au« den einzelnen Fabriken festgestellt, daß der Stand des Streik» ein fortgesetzt günstiger sei Alle Redner forderten deshalb zum AuS- harren im Ausstande auf. E» wurde in geheimer Ab stimmung mit 433 von 438 Stimmen beschlossen, den Streik weiter zu führen. Dieser Beschluß soll dem Ver bände der Metallindustriellen mit dem Bemerken mit- geteilt «erden, daß die Ausständigen nach wie vor zu Unterhandlungen mit den Arbeitgebern bereit sein. ES Der Zugvogel. Roman von A. v. Klinckowstroem. lt (Fortsetzung.) Sie hatte sich in steigende Erregung hinein gesprochen. Ihr Atem ging heftig, stoßweise. „Aber Sie hatten doch noch andere Angehörige, Freunde. Hat Ihnen denn niemand beigestanden? Haben Sie sich an niemand gewandt?" warf er ein. „Sie kennen uns eben nicht. Wir sind aus Eitel keit zusammengesetzt. Hätte Czarlirski einen be rühmten Namen gehabt, der in der Welt Aufsehen erregte, sie hät:en mir verziehen uud wären für mich emgetreten. Aber um so einen Abenteurer! Die Ver wandten wollten sich nicht mit meinem Vater Überwerfen, die Freunde fürchteten pekuniäre Opfer. CzarlinSki hatte auch wirklich einen schlechten Ruf. Es war bequemer, mich fallen zu lassen, und die Heimat blieb mir verschlossen." „Und dann, als Ihr Gatte starb?" „Es rief mich kein Mensch zurück Ich war ja schon tief auf der sozialen Stufenleiter hinabgesunken, ich sang in allen möglichen und unmöglichen Lokalen. Mein kleines Kapital zahlte man mir pünktlich aus. Ich hätte auch sonst nicht mehr gewußt, woher daS Aeld nehmen zur Pflege während der letzten Krank heit CzarlinSkiS. Er starb an der galoppierenden Echwindsucht. Als er tot war, empfand ich zuerst «ich» als ein Gefühl der Erleichterung, dann trotz allem, was ich mit ihm durchwachen mußte, eine grenzenlose Orde, als wäre ich ganz allein in die Leere hinausgestoßen worden. Was hätte ich wohl thmi sollen? Die alte Heimat aufsuchen und dort fingen mit trotziger Stirn, ihnen allen »um Possen? Dap> war ich zu stolz Lieber am Heimweh zugrunde gehen!' Sie sah nicht gerade aus, als sei sie im Begriff, an Herzweh zugrunde zu gehen. Ihre blühende Erscheinung atmete Kraft und Jugend und aus dem blassen Gesicht flimmerten die Augen heiß und lebenL- durstig. Siegfried war sehr geneigt, die ganze Er zählung für Komödie zu halten, aber sie gefiel ihm, diese Komödie, weil sie von einem entzückenden Ge schöpf gespielt wurde. Als hätte Frau Aniela ihm die Gedanken von der Stirn gelesen, fuhr sie mit gerunzelter Stirn fort: „Merkwürdig nur, daß niemand glauben möchte, eine Frau, die in einer Singspielhalle auftritt, könne an ständig bleiben. Vielleicht wäre ich auch den breit- getretenen Weg gegangen, wenn es mir gelegen hätte. Aber es lag mir nicht. Ich bin von küblem Blut und habe immer die Idee, daß das Schicksal mich noch einmal in meine ursprüngliche Sphäre zurück führt." Der Mann ihr gegenüber hob plötzlich den Kopf und sah sie scharf an. „Warum sagen Sie mir daS eigentlich?" Sie biß sich leicht auf die Lippen. — „Weil ich Sie für einen wirklich vornehmen Menschen halte und nicht möchte, daß Sie mir von vornherein mit einem ungünstigen Vorurteil entgegentreten. Wenn Sie wüßten, wie ekelhaft mir der ganze Trödel ist! Dieser Verkehr mit all' den Agenten, mit dem ganzen fahrenden Volk! Ich habe ja nur den einen Wunsch, still in gesicherten engen vier Wänden unterschlüpfen zu können. Mit Freuden würde ich einen anderen Beruf ergreifen, wenn sich nur die leiseste Möglichkeit dafür böte." Ihre Offenlerzigkeit schoß'über da» Ziel hinaus. Der Zuhörer fragte sich unwillkürlich mißtrauisch: „WaS will sie von dir? Geht sie auf den Gimpel- fcng aus und meint, ich wäre der Mann, der sie heiraten würde? Ta dürfte sie sich doch gewaltig täuschen." Die Fenster standen auf und mit dem gedämpften Lärm des Straßenverkehrs unten drang zugleich die wundervolle Maisonne ins Zimmer, lachend und ver- sührerisch. Siegfried fühlte eine unbefiegliche Lebens lust in sich erwachen. Er war bereit, allerlei kleine Thorheiten zu begehen und übermütig auszutoben. „Jetzt lassen wir 'mal den Ernst bei Seite, Frau Cza.linSka!" schlug er vor. Das „gnädige Frau" kam ihm nickt mehr so bereitwillig von den Lippen. Er glaubte ihr nicht recht, damit kehrten ihm Selbst gefühl und Sicherheit zurück. „Sie sind nicht be schäftigt, ich auch nicht. Gönnen wir uns also einen frohen Tag. Sie werden es mir nicht abschlagen, mit mir einen Ausflug zu unternehmen." „Wohin?" „WaS weiß ich! Sagen wir nach Zinglers Höh'. Dort essen wir fröhlich miteinander und machen dann einen romantischen Spaziergang." Sie zögerte. „Würden Sie jeder Dame den Vorschlag machen, oder meinen Sie, eine Person in meiner Lage müsse die erste beste Hand, die sich ihr entgegenstreckt, mit Freuden ergreifen?" „Jeder, versichere ich Sie, wenigstens jeder Frau. Mit den Mädchen ist das so 'ne Sache. Sind sie aus guter Familie, so tragen sie sich gleich mit Heiratsgedanken, und ich verspüre durchaus keine Lust, mir Ehestsseln aufzulegen, bin auch gar kein mnn-^inß man. Gehören sie niederen Sphären an, so sind sie ungebildet oder albern." — So, jetzt weiß sie wenigstens, woran sie ist, fügte er in Gedanken hinzu. „Bitte, beruhigen Sie sich!" gab sie mit leichlem Spott zurück. „Sie sehen sehr gut aus, sind aber doch nicht ein solcher Adonis, daß ein weibliches Wesen darüber den Kopf verlieren und den Wunsch hegen müsse, Sie für immer an sich zu fesseln. Es giebt noch genug andere wsrr^ing wsn in der Welt für diejenigen, die nicht, wie ich, als gebranntes Kmd das Feuer scheuen." Wider Willen wurde er rot, und cS war nun doch sie, welche die Situation beherrschte. „Also, wenn eS Ihnen recht ist, mache ich mich fertig." Siegfried sah ihr mit einer gewissen Andacht zu, wie sie langsam den kleinen schwarzen Federhut ins Haar setzte und den Schleier darum wand. Während sie ihm, in den Spiegel schauend, zu diesem Zwecke den Rücken drehte, stand sie gerade in der Sonne, und er berauschte sich an dem Anblick des flaumigen, schimmernden, rotbraunen Gelocks oberhalb des weißen Hülsansatzes. Dann hüllte er sie gewandt in ihr Cape, wartete, bis sie Handschuhe und Schirm bei sammen hatte und fragte: „Soll ich die Handschuhe zuknöpfen?" Lächelnd hielt sie ihm die Hände hin. Er entledigte sich dieser Aufgabe mit großer Geschicklichkeit. „Wo haben Sie Ihre Studien in diesem Fach gemacht?" „In Warschau bei den Polinnen " , Sie scheinen aber eine recht routinierte Fertigkeit darin zu besitzen." „Langjährige Gewohnheit!" „Und was Sie für aristokratische Hände haben! Da» ist mir bis jetzt noch garnicht so ausgefallen." „Einen Vorteil muß man doch wenigstens von seiner Geburt haben." Er biß ein wenig die Zähne zusammen, der letzte Knopf wollte schwer zugehen. Dann beugte er sich rasch nieder und preßte seine Lippen auf die kleine offene Stelle oberhalb der Knöpfe zwischen Handfläche und Handgelenk. „Einen Tank habe ich doch verdient und ihn mir vorsichtshalber gleick vorweg genommen." „Tas soll das Beste sein, wüs man sich vorweg Nimmt." (Forts solgt.)
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