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Dresdner Journal : 18.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-18
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 18.10.1899
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— Da» Krteg»amt giebt bekannt, daß seil den vor- aeftriara Nachrichten keine Meldungen von Wichtigkeit au» Südafrika eingegangrn sind . — Wie da» „ Rrnterschr Bureau" au» Lourenzo Marqur» von vorgestern meldet, berichten dort eingelroffrn« Alüchtlrnge, daß di« Buren bei Mafekina zurückgefchlagen seien und groß« Verluste erlitten Hütten (Wiederholt) — „Daily Dttearaph" meldet au» Ladysmith vom 16 d. Ml» : Heule früh wurde Beseht zur Räumung Dundee» erteilt (Wiederholt) — Wie da» „Reuterschr Bureau" au» Durban vom 1». d. Mt» melde», erhielt der Bürgermeister eine Depesche au» Dundee, welche besagt, alle Frauen und Kinder Hütten die Stadt verlassen — Dasselbe Bureau meldet au» dem Lager von Glencoe vom 1« d Mt» , die Schließung der Kohlen- miuen in Natal verhindere di« Kohlenversorgung der Dran»- partlchiffe in Durban nicht E» »erden m» zur Wieder eröffnung dieser Minen Kohlen au» Indien gesandt «erden. (Wiederholt.) — Nach einer Meldung der „Morning Poft" au» Lady smith von gestern haben sich die Basuto» gegen de» Oranje- Freistaat erhoben — „Daily New»" rrsahren au« Kapstadt, daß die Prokla- mation de» Gouverneur» der Kap-Kol-nrir Milner gegen den Hochverrat die Gegenzeichnung de» Premierminister» Schreiner trage, daß diese aber nur aus Drängen Milner» ersolgt sei, der Schreiner die Demission al» einzige Alternative gestellt hatte. — Die „Time»" melden, da» Parlament werde um die Bewilligung von lv Mill Psd Sterl ersucht werden, die in den Militäretat in Form eine» Nachtrag-etat» ausgenommen werden sollen Tagesgeschichte. Dresden, 18 Oktober. Se. Majestät der König werden heute abend der öffentlichen Feier zum 150. Geburtstage Goethe- im Vereinshause Zinzen- dorsstraße beiwohnen. Dresden, l8. Oktober Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde werden der heute abend H8 Uhr im Vereinshause „HoSpiz", Zinzendorsstraße, stattfindenden Dresdner Goethe-Feier in Begleitung der Hofdame Gräfin Vitzthum v. Eckstädt und de- Hofmarschall» Kammerherrn v. Haugk bei wohnen. Dresden, 18. Oktober. Der König!. Bundes- bevvllmächtigte und außerordentliche Gesandte Graf v. Hohenthal und Bergen, Excellenz, ist von seinem Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der König!. Gesandtschaft wieder übernommen. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser hörten im Neuen Palais gestern vormittag die Borträge de« Chef« dea Mllitärkadinrtt« Grneral« v Hahnke, sowie de» Chef« de« Admiralstab«« der Marine, Contreadmiral« Bende- mann und nahmen hierauf militärische Meldungen ent gegen — Die „Nordd Allg Ztg " bestätigt die gestrige Mit teilung über die Verhandlungen de« Kolon»alrais in der Sitzung am l6. Oktober d I. Die Notwendigkeit der Erbauung einer ostafrikanischen Zentralbahn im Interesse einer weiteren gedeihlichen Entwickelung de« ost afrikanischen Schutzgebiet« wurde allseitig anerkannt Der Kolonialrat war ferner aus Grund der von dem Direktor der Kolonialabteilung ihm gemachten Darlegungen damit einverstanden, daß die verschiedenen feiten« privater Unter nehmer eingereichten Angebote über dir Erbauung der Bahn zu ungünstig für da« Reich und daher nicht an nehmbar seien Mit großer Mehrheit wurde eine Reso lution angenommen, in welcher der Kolonialrat sein Ein« Verständnis mit der Uebernahm« de« Baue« einer ost afrikanischen von Dar-eS-Salaam au«gehenden Zentral bahn durch da« Reich erklärt, und die Aufnahme einer möglichst hohen Rate zur Ergänzung der bereit« früher auSgeftthrten Vorarbeiten und für den Beginn de« Baue« in den Etat für da« Jahr lSOO beantragt — Ueber den Gesetzentwurf, betreffend den Schutz de« gewerblichen Arbeitlvrrhältnisse«, hat sich neuerdings Hr. Abgeordneter Bassermann in einer nationall,beraten Wählerversammlung wieder au«gesprochen. Hr Bassermann war e« bekanntlich, der bei der ersten Lesung der Vorlage im Reich«tage sich zu Aeußerungen »erstieg, die ihm geradezu überschwengliche Lobeserhebungen feiten« der Sozialdemokratie eintrugen Es scheint ihn nach einer neuen Auflage derselben gelüstet zu haben In der erwähnten Versammlung nämlich hat Hr Basser mann erklärt, daß er durch die Vorgänge im Sommer, durch welche bekanntlich klar wurde, wie sehr der Grund gedanke der Vorlage auf die Sympathien der weiteste« Kreise der Bevölkerung zu rechnen hat, nicht im geringsten in seiner ablehnenden Haltung beemslußt sei. Da« mag Hr. Bassermann halten, wie er will — schreiben heute die „Berl Polit Nach» ", die dann sortsahren: Der Um stand, daß in seiner eigenen Reich«tag«fraktion bereit« Anträge vorbereitet werden, di« den Vorgängen im Sommer Rechnung zu tragen geeignet find, wird ihn darüber belehren, daß ein Teil seiner Partritzenoffen, und vorau«sichtlich ein ziemlich bedeutender, völlig ander« zu urteilen gewillt ist Aber wenn Hr. Bassermann bei dieser seiner Erklärung sich gleichzertig in Angriffe» auf die Großindustrie ergeht, wie man fie sonst nur an sozialdemokratischen Ergüssen gewohnt ist, so muß ihm doch bedeutet «»erden, daß der Besitz eine« Reich«tatz«« Mandate« in Deutschland noch nicht von der Pflicht, für Behauptungen auch Beweise zu erbringen, entbindet. Lr. Baffermann hat der Großindustrie Heuchelei vorgeworsen und ihr nachgesaat, daß, wenn sie für den Schutz der arbeit«willigen Elemente eintret», sie nur den Schutz der „höchsteigenen" Jnt«r«ffen und die Pflege ihrer eigenen Machtbedürfniffe meine Schlimmer hätte auch ein Sozialdemokrat von der Großindustrie und ihrem Eintreten für den dem Reich«tage vorlieaenden Entwurf nicht sprechen können, er hätte aber wahrscheinlich wenia. sten« den Versuch gemacht, einige« Material zur angeb lichen Begründung dieser Anklage zusammenzustoppeln. Hr Baffermann thut nicht« dergleichen Er hat e« ge sagt, und die Welt hat e« zu glauben Hr Baffermann irrt sich aber sehr Im Laufe de« Sommer« haben sich die Ding« erheblich geändrrt. Drr arößte Teil der deutschen Bevölkerung dankt e« der Großindustrie, daß sie ihm die Augen über den Wert der dem Reichstage unter breiteten Vorlage tzeöffnet hat Erst jetzt ist überall klar geworden, wie wett der sozialdemokratische Terrorismus geht und wie sehr die Freiheit des einzelnen Indivi duum« von diesem Terroriimu« bedroht ist. Die Er kenntnis, daß etwa« dagegen geschehen muß, hat sich an recht vielen Stellen Bahn gebrochen, und die Reichstag«, fraktionen, welche noch auf einen Zusammenhang mit ihrer Wählerschaft Wert legen, werden dem Rechnung tragen müssen Die Großindustrie aber hat da« Verdienst, nicht nur für di« Freiheit de« Arbeiter« eingetreten zu sein, sondern vor allem auch durch die Enthüllung de« sozial demokratischen Terroriimu« die Notwendigkeit der Ver stärkung de« Schutze« für die heutige Staat«- und Ge sellschaftsordnung nachgewiesen zu haben. Dadurch hat sie sich den Dank de« Vaterlandes verdient. — Ueber die erste Sitzung de« in Berlin tagenden Bundes der Industriellen haben wir gestern berichtet. In der zweiten und Schlußsitzung am Dienstag stand der Bericht des Generalsekretärs des Bunde», vr Wend- land, über die Umfrage bei den Mitgliedern des Bunde« betreffend Mittel und Wege für de- „Schutz drr Ar beitswilligen" auf der Tagesordnung vr. Wendland berichtete, daß die Umfrage von 95,5 Proz. aller Ange- gefragten dahin beantwortet worden ist, daß ein Schutz der Arbeitswilligen erforderlich sei. Nur 4,5 Proz waren der Meinung, daß die bestehenden Gesetze ausreichend wären. Die Frage, ob gegenüber der Koalition der Ar beiter nicht eine engere Vereinigung der Arbeitgeber ae- boten sei, in dem vorgestern erörterten Sinne der Bild ung eine« deutschen Jndustrieratr«, ist von 77 Proz. drr Ungefragten bejaht worden, 21 Proz haben sich be dingungsweise dafür ausgesprochen, nur zwei Mitglieder alaubtrn ohne jeden Schutz mit ihren Arbeitern aus kommen zu können. 95 Proz aller Angefragten haben sich danach rückhaltlos für die Notwendigkeit eine« Schutze« der Arbeit«willigen au«gesprochen, davon jedoch nur 35 für die Bestimmungen der Vorlage für den Schutz der Arbeitswilligen Sämtlichen Beantwortungen wurden Mitteilungen über mehr oder minder rigoroses Vorgehen von Streikenden gegen Arbeitswillige beigrfügt, welche von dem Berichterstatter ausführlich verlesen wurden Der Referent führte aus, daß durch diese ohne amtliche Beihilfe veranlaßte Enquete wohl der Beweis erbracht sei, daß die Agitation der Sozialdemokraten hin sichtlich der Arbeitsverhältniffe in den letzten zehn Jahren einen schlimmen Charakter angenommen habe und daß die sogenannte Zuchthausvorlage nicht um deswillen zu ver werfen sei, weil sie bezüglich der Strafbestimmungen kriminalistisch vielleicht nicht ganz geschickt abgefoht war. An den Bericht de« vr. Wendland schloß sich eine leb hafte Erörterung, die von dem Vorsitzenden der Arbeitgeber- beisitzer de« Berliner Gewerbegerichts Fabrikant Weigert «ingeleitet wurde. Er behauptete, durch rigorose Be stimmungen werde man die Arbeiter noch mehr erbittern und eine noch größere Anzahl Unzufriedener schaffen Er gebe zu, daß es auch Auswüchse unter den Arbeitern gebe, die« rechtfertige aber nicht ein Gesetz wie da» vorliegende. Die Arbeitgeber führten doch auch schwarze Listen, die durch ganz Deutschland von Hau» zu Haus gingen und den daraus stehenden Arbeiter brotlos machten (Unruhe) Was den Arbeitgebern recht ist, sollte auch den Arbeitern billig sein vr. Weigert ersuchte, obwohl, wie er meint, er wenig Hoffnung auf Annahme derselben habe, eine den vorliegenden Gesetzentwurf ablehnende Resolution zu be schließe» Gegen dies« Resolution erklärt«» sich Direktor Schul, von der Firma Schäffer u Walker und verschiedene ander« Redner Sie wandten sich sämtlich gegen die Re- solution des Fabrikanten Weigert, wenngleich fie teilweise di« Wohlthat der Einigungsämter bei Lohnstreitigkeiten anerkannten. E« handle fich aber um einen Schutz der nicht am Streike beteiligten Arbeiter gegen Mißhand- lungen und Bedrohungen seitens der Ausständigen und die Aufhetzung durch die Agitatoren zu frivolen Streik«. Die Verhetzung sei doch bi« zu einem Maß« gediehen, daß virle Arbeitgebrr schließlich dazu ge drängt würden, die Streik« mit Gegenstreik« beantworten zu müssen, wa« für die Industrie und den nationalen Wohlstand da« Schlimmste sei. Nach dem Verlaufe der Debatte erklärte Fabrikant Weigert, daß er seine Reso lution zurückziehe, weil er seh», daß er eine Mehrheit für dieselbe doch nicht erzielen könne Kenl-Kaffel empfahl, von der Annahme einer Resolution überhaupt Abstand »u nehmen, um die Gegensätze nicht noch mehr zu ver schärfen. Die Generalversammlung bilde doch nur einen Bruchteil der Mitglieder de« Bunde« und könnte d»«- wegen beim Reich«tage doch keine» Anklang finden. Eine Resolution d»« Vorstands wurde hierauf, nachdem »ine etwa« verschärfte Resolution de« vr. Kuhnert, welche den Auldruck de« Bedauern« darüber enthielt, daß der Reich«tag den Entwurf der Regierung abgelehnt habe, abgelrhnt worden, in nachstehend modifizierter Form gegen 2 Stimmen angenommen: „Die Generalversammlung de» Bunde« der Industriellen hält auf Grund ihrer Umfrage bei den Mitglirdern de« Bunde« die völlige Gewähr leistung der Willensfreiheit der Arbeitiwilligen für eine unbedingte Notwendigkeit Sie ist der Ansicht, daß die zur Zeit geltenden gesetzlichen Bestimmungen diesen Schutz nicht in hinreichend«», Maße bitten Cie beauftragt daher den Vorstand de« Bunde« für eine Verstärkung der gesetzliche Sicherheit«maßregeln, unter Ablehnung ter zu writgehenden Vorschläge der Regierung an zuständiger Stelle einzutreten " Oldenburg Die Landtag«wahlen für da« Groß herzogtum ergaben im allgemeinen di« frühere Zusammen- setzung; jedoch wurde zum ersten Mal ein Sozialdemokrat gewählt. tsterreich-Uvgarv. Wien Ein über die Beratungen der deutschen Fort schrittspartei ausgegebene« Communiquö besagt: Die Be sprechung der politischen Lage ergab Uebereinstimmung in der Grundanschauung, daß mit Aufhebung der Sprachen- Verordnungen allein durchaus nicht allen berechtigten Be schwerden drr Deutschen Rechnung getragen werde, daß vielmehr dos Bestreben der deutschen Parteien nach wie vor auf die Verwirklichung der im Pfingstprogramm niedergelegten Grundsätze gerichtet sein müsse. Ferner beschloß die Partei im Einvernehmen mit den anderen deutschen Parteien, einen Antrag auf Beseitigung de« 8 14, sowie auf Aufhebung des Zeitungsstemprl» ein- zubringen — Ueber die Beratung der christlich-sozialen Ver einigung ist folgende« Communiquö autgegeben worden: Die Vereinigung begrüßt freudig die endliche Aushebung der Sprachenverordnungen und drückt di« Erwartung au«, daß di« gesetzliche Regelung der Sprochenfrage unter Wahrung der Rechte der deutschen Nationalität weise durchgeführt wird, daß endlich Friede unter den Nationali täten de« Vaterlandes «inkehre. Die Vereinigung beauf tragte den Obmann der Obmännerkonferenz der vereinigten deutschen Opposition gegen die Anwendung der Obstruktion, für Beseitigung de« österreichisch-ungarischen Ausgleiche« auf parlamentarifchem Wege, sowie dahin zu wi,ken, daß noch vor Annahme der Delegation«wahlen die notwendigen Garantien bezüglich der Anwendung des Z 14 gegeben werden — Die Aufhebung der Sprachenverordnungen wird von den Wiener Blättern als ein günstiger Anfang der ReichSrattsession bezeichnet Da« „Fremdrnblatt" führt au«, daß diese erste politische That de« Kabinett« Clary nicht überraschend komme und den früheren Rechts- zustand wieder herstelle. Den Deutschen bringt da« Blatt in Erinnerung, daß fie zu diesem Ergebnisse früher ge langt wären, wenn sie den parlamentarischen Weg nicht ungangbar gemacht hätten Den Tschechen gegenüber be tont e«, daß ihnen da« Psingstprogramm der Deutschen mehr zusicherte, al« die Sprachenverordnungen ihnen gaben. Sie würden jetzt erkennen, daß ihnen nicht« di« von ihnen angestrebte „Einheit" verbürgen könne, al« der Frieden im Lande, der mit einem Schlage alle separa tistischen Bestrebungen, die zeitweilig in Nordböhme» m dem Schlagworte ,Fo« von Prag!" zum Autdrucke ge langen, au« der Welt schaffen würde. Die große Be deutung, die da« deutsch« Psingstprogramm auch für di« Tschechen habe, wrrde jetzt allgemein anerkannt, und e« sei ei» schwere« Versäumnis der Majorität gewesen, daß sie nicht sofort mit einem Gegenprogramm hervorgetrete» sei, da» eine Verständigung schon früher herbeigesührt und di« Zurückzirhung drr Sprachenverordnungen mit Zu stimmung beide, Teil« ermöglicht hätte Di« Aufhebung der Sprachenverordnungen bedeute keine Verletzung der Tschechen, sondern nur für die politisch« Partki rin«» Schlag Nunmrhr würden alle Parteien d«n Wert der Legislative erkennen und alle Völker werd»» au» de» letzten Jahren die Lehre ziehen, daß sie ihr Recht nur auf Gesetze stützen können, di« im Parlamente unter der Mitwirkung aller Parteien zu stand« kommen Die Reaktivierung de« Parlamente« müsse sür alle nationalen Parteien die ganze Politik dieser Stunde enthalten Die „Neue Freie Presse" hebt hervor, daß die Aufhebung der Sprachenverordnungen ohne die ge ringste Störung im Staatsleben und in der Verwaltung vor sich gehen werde Sie bedeute keinen Sieg der Deutschen, von denen nur ein Unrecht genommen wurde, und deshalb werde die deutsche Opposition nur die Ob struktion rinstellen, mehr nicht. Die „Deutsche Zeitung" erklärt, daß die Deutschen dem Kabinette Clartz-Körber ohne Voreingenommenheit aegenüberstehen. Drr weitere Haltung hänge von dem Maße ab, in welchem die Er klärungen der Regierung Klarheit verbreiten, deutsch freundliche« Entgegenkommen bekunden und bindend für sich und die weitere Folge lauten wrrden Da« „Neue Wiener Journal" erblickt in der Aufhebung der Sprachenverordnungen nur die Beseitigung eine« Hemm nisse«, da» eine gedeihliche parlamentarische Thätigkeit unmöglich machte. E« sei damit aber zugleich ein Schloß gesprengt, durch welche« die Tschechen an eine Sklaven- kette gebunden waren Jetzt könne der alte Freiheittfinn der Tschechen sich wieder regen und Mitwirken, daß dem Staate wieder die politische Freiheit gegeben werde. — (Von einem Privatkorrespondenten.) Wie die „Neue Freie Presse" meldet, fanden in Zizkow bei Prag und in Proßnitz (Mähren) vorgestern au« Anlaß der Aufhe ung der Sprachenverordnungen Demonpra» ionen statt. In Zizkow wurden zehn Manifestanten verhaftet In Budwei« schlugen Tschechen die Fenster mehrerer Häuser ein, deren Besitzer Deutsche dez Juden sind Jungtschechische Abgeordnete veröffentlichen ein Manifest, welche» eine Protestkundgebung gegen die Aus hebung der Sprachenverordnungen enthält und die Auf hebung eine schroffe Beleidigung de» tschechischen Volke« nennt. Prag. Da« au« Anlaß der Aufhebung der Sprachenverordnungen veröffentlichte Manifest de« Vertrauen«männer-Kollegium« der freisinnigen tschechischen Nationalpartei führt aus, die Aufhebung der Sprachen verordnungen bedeute einen aggressiven Schlag, der dem tschechischen Volke versetzt werde. Da« Manifest protestiert gegen die Aushebung der Sprachenverordnungen im Namen de« 6 Millionen zählenden tschechischen Volke« und erklärt: „Wir nehmen den un« eigenmächtig auf gedrungenen Kampf auf, wir rufen da» ganze tschechische Volk zum entschiedensten Widerstande auf " Da« ganze tschechische Volk müsse auf dem Boden de» Gesetze« mit den seinen moralischen Bestrebungen entsprechenden Mitteln den Beweis führen, daß die Ehre de« tschechischen Volke« nicht weniger wert sei, al« die Ehre anderer Nationen. Da« tschechische Volk müsse mit Nachdruck seine Stimme erheben; man müsse der politischen Welt, den Freunden und Gegnern, beweisen, daß da« tschechische Volk auf seinen unveräußerlichen und unveräußerün Rechten beharre. Mächtig und zahlreich seien die Gegner des tschechischen Volke«, allein die Idee de« Rechte« und der Gerechtigkeit werde auch ihre Freunde und Ver bündeten finden. Hand in Hand mit diesen Vertreter» der Völker Oesterreichs, die da« gleiche Recht und die Autonomie der Königreiche und Länder in ihr Pro gramm ausgenommen haben, würden die tschechische» Abgeordneten auch weiterhin auf der Wacht zur Wahrung ihrer bedrohten nationalen Interessen stehen. Die Ver treter de« tschechischen Volke« treten mit aller Ent schlossenheit und festem Willen in den oppositionelle« Kampf ein, in den Kampf um da« EtaatSrecht der böhmischen Krone. Da« Manifest schließt mit der Auf forderung, alle Kräfte zum Schutze der Ehre und de« Recht« de» tschechischen Volke« aufzubieten, bi« der gerechten Sache der endliche Sieg zu teil geworden sein werde — Gestern abend durchzog «ine Menschenmenge, die anfang« nur au« 3- bi« 400 jungen Leuten bestand, später aber durch Neugierige und Paffanten auf etwa kanntesten Geographen und Reisenden herdergeeilt; von den Professoren der Geographie an den deutschen Hoch schulen fehlten nur zwei Die weiteste Entfernung hatte drr Vertreter der geographischen Gesellschast am Amur im Südosten de« Asirtischen Rußlands zurückzulegen; eine 45tägige Landreise führte ihn zum Sitze de» Kongresse» Lie Sitzungen sanden vor- und nachmittag» statt, und zwar vormittags die allgemeinen im Sitzungs saal« der Abgeordneten und nachmittags die Sitzungen der einzelnen Abteilungen in zwei kleineren Sälen. Gegen 115 Vorträge waren angemeldet worden, doch wurden nicht alle gehalten Eine sehr erfreuliche Erscheinung sür die Wertschätzung der deutschen Sprache im Auslande war e«, daß nicht wenige Autländer ihre Vorträge in deutscher Sprache hielten; gestattet war außer der deutschen die französische, englische und italienische Sprache Eine ganze Anzahl von Anträgen wurde gestellt, um Beschlüsse her- beizuführen, durch die bestimmten wissenschaftlichen Grund sätzen, Maßregeln und Unternehmungen die allgemeine Geltung und Durchführung verschafft werden soll. So wurde auf Antrag von Pros l)e. Warburg-Berlin be schlossen, eine Kommission einzusehen behuf« Einführung einer einheitlichen Nomenklatur der Pflanzensormationen Ein Engländer, Oe H R Mill au« London, war e« be zeichnenderweise, der den Antrag stellte, da« metrische Maß- und Gewicht«system und di« hundertteilig« Thenno- meterskala (Ctlsiu») Überall anzuwenden Di« von der Berliner Gesellschaft sür Erdkunde alljährlich herau»g«gebene „vidlintlwra ^oo^raplnra" wurde aus Antrag de« Lon doner permanenten Bureau« de« internationalen Geo- graphenkongreffe« al« eine au«reichende internationale Bibliographie anerkannt. Da« Bestehen diese« Unter- nehmen«, da» von der genannten Gesellschaft seit fünf Jahren mit großen Opfern durchgeführt worden ist und die Ausgabe hat, jede« Jahr nicht nur di« selbständigen Werke sondern auch alle in irgend welcher Zeitschrift und irgend welcher Sprache veröffentlichten Aussätze, di» in da» weit, Gebiet der Erdkunde »inschlagen, zu verzeichnen und da« Verzeichn,« zu veröffentlichen, ist durch dir Für sorge Er Majestät de« Kaiser« sür di« Zukunft gesichert Groß war die Zahl der „Darbietungen", wissenschaft licher Arbeiten aller Art, die den Mitgliedern drs Kon gresse« unentgeltlich überreicht wurden. Di» wertvollst» war da« Werk von Erich v Drygal«k> über seine Grön- landexpedttwn, da« Se Majestät der Kaiser zur Ver fügung gestellt hatten, das jedoch nur in einer beschränkten Anzahl von Exemplaren verteilt werden konnte Tie Berliner Gesellschaft für Erdkunde überreichte „Wissen schaftliche Beiträge" zur 100jährigen Wiederkehr de« Tage», an dem Alexander v Humboldt seine R«ise nach der Neuen Welt antrat, u a Ferner wurden den Mitgliedern zahlreich« Karten und Wegweiser gestiftet. An 13 lcz Bücher, Karten und Drucksachen aller Art konnte der jenige umsonst mit nach Hause nehmen, der alle« annahm, wa« dargeboten wurde Der Überwältigende Eindruck, dessen sich die Mitglieder de« Kongresse« nicht erwehren konnten, gab sich in der Schlußsitzung kund, namentlich von feiten der Ausländer, einmal bei dem Danke, den die Vertreter der fremden Nationen der gastgebenden aussprachen, sodann bei der Wahl des OrteS für den nächsten, 1902 oder 1903 abzuhaltenden Kongreß. Von vielen Seiten war er eingeladen worden; aber al« c« zum Beschluss« kommen sollte, erklärten die Vertreter der meisten in Krage kommenden Länder, daß sie eine be stimmte Zusage nicht geben könnten, sondern die An gelegenheit erst mit den maßgebenden Faktoren in drr Heimat beraten müßten; sie sprachen eS unverhohlen au«, nicht da« bieten zu können, wa« ihnen geboten worden sei. Schließlich wurde es dem Bureau in Berlin über lasten, mit Buda-P«st und Washington über die Auf nahme des nächsten Kongresse« zu verhandeln H G " Die Numismatische Gesellschaft zu Dresden hat in da» ziemlich umfangreiche Programm ihrer Thätig- keit bekanntlich auch die wiedcrkehrende Abhaltung von Münz- und Medaillen - Auktionen ausgenommen, einmal, um Lammler, di» ihre Reihenfolgen oder Teile davon aufgeden wollen, insonderheit aber die Witwen und Waisen von Sammlern, di», nicht oder schlecht beraten, oft arger Ausbeutung «»»gesetzt sind, zu einer guten Verwertung ihre« Eigentums zu verhelfen, und dann, um aus dies» Weise immer frischt« Material hrrbei,»bekommen als Lehrmittel für diejenigen, die bei der Gesellschaft in praktischer Arbeit auf dem Gebiet» der Münz» und Medaillenkundt sich üben und «»«bilden wollen, da nicht« destrr in da« numi«matische Studium einführt, al« da« Katalogisieren numismatischer Sammlungen und Nachlässe. Wie sehr die Gesellschaft mit diesen Veranstaltungen einem allgemeinen Bedürfnis enrgegengekommtn ist, erweist sich au« dem Umstande, daß sie demnächst bereits ihre vierte Münz- und Medaillen-Versteigerung vornimmt. Diese Versteigerung findet in dem Sitzungtsaale der Gesellschaft, Jüdenhof 3, I, von Mittwoch, den 25. Oktober d I, nachmittag« 3 Uhr ab statt und ist zugänglich nicht nur für die Mitglieder der Gesellschast, sondern sür jeden, der im Besitze des Katalog« zu dieser Versteigerung sich befindet Dieser Katalog, genau gearbeitet und typo graphisch gut «»«gestattet, enthält an Münzen und Medaillen, fast nur größeren Stücken (Goldmünzen, Thalern, dreifachen, doppelten und halben Thalern rc), 998 Nummern, einige numismatische Bücher und einen Münzschrank Er verzeichnet zunächst al« Fortsetzung de« Katalog« Nr 3 weitere Doubletten de« König! Münz kabinett« zu Dresden au« der angekauften Engelmannschen Sammlung auf Bergbau-, Hütten- und Münzwesen be- züglicher Stücke, deren er im ganzen nicht weniger al« 93 aufweist, sodann eine mit Seltenheiten au«gestattete Sammlung sächsischer Gepräge und schließlich eine reiche Au«wahl nach dem von Schultheß-Rechbergschen System geordneter sonstigen Münzen und Medaillen, unter denen zahlreiche Seltenheiten sich befinden, so die nur in einem Exemplar bekannte Zecchine de« Johanniterorde»«-Groß meister« Anton Fluoiano auf Rhodu» (1421 bi« 1437), «in schöner Doppelthaler Wallenstein« von 1831, ein prächtiger breiter Doppelthaler de« Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg von 1630, ein Thaler de» Herzog« Erich II. von Braunschweig von 1564, der schöne Thaler de» Herzog« Ulrich von Württemberg von 1507, ein Leipziger Klappmützenthaler mit dem Zeichen Ulrich Gebhart« und andere mehr, ferner zahlreich« sächsische Prämienthaler, große Medaillen au« dem ehemals spanischen Amerika, first 100 meist sehr schöne Stücke neufürstlicher Häuser, Schweizer- und Städtemünzen und eine Reihe zum Teil seltener Medaillen auf Privatpersonen, darunter al» letzte Nummer di« seltne große Medaille auf den Kursächfischen Hof- und Theater-Baumeister Simon Amadeu« Zug von 1772. Die neueren deutschen Thaler und Doppelthaler nach den Münzkonventionen vom SO Juli 1838 und vom 24 Januar 1857 (14- und 30-Thalersuß) sind fast vollständig, zu meist in semsten Exemplaren vorhanden, darunter di« bevorzugtest,» Stücke (Doppelthaler d«r Fürstin Emma von Waldeck und Pyrmont und de« Herzog« Heinrich von Anhalt-Cöthen, Thaler de« Fürsten Johann II. von Liechtenstein rc), sodaß die alsbald erscheinende Preitlifte dieser Auktion insofern interessant zu werden verspricht, al« fie darüber Ausschluß geben wird, wie diese in den häufig zur Versendung kommenden Preiscouronten der Münzhandlungen zum Tnl hoch angefitzten Stücke auktion»weise verkauft werden. Der Kaialog (68 Seiten, 1007 Nummern mit einer Lichtdrucktafel) ist durch den Vorsitzenden der Gesellschaft, Hrn geh Hofrat vr. I Erb stein, zu beziehen (Preis 3M, mit de, nachfolgenden Preisliste 4 M 50 Pf). Ein sogenannter Auktions zuschlag, wie er auf anderen Münzauktionen meist in Höh« von 5 Proz. de« Erstehung«preise« erhoben wird, ist bei den Versteigerungen der Numismatischen Gesellschaft zu Dresden bekanntlich nicht zu zahlen. ** Alexander der Große in der volkstümlichen Ueberliefernvg. Die macedonische Frage, die immer noch drohend iirr Hintergründe steht und vorau«sichtlich den nächsten Alt in der Abwickelung der türkischen Frage abgeden wird, wird in einem soeben au«gegebenen Buche von vr. Eleanthe« NicolaideS*) behandelt, dessen Aushängebogen un« vorliegen. In dem Streite der Balkan-Völker schaften — Serben, Bulgaren, Wallachen, Albanesen und Griechen — vertritt vr. Nicolaide« vorzugsweise die griechischen Ansprüche. In der hellenischen Volk-Überlieferung hat sich da» Andenken an keinen Herrscher oder Kriegshelden de» Griechentum» so lebendig erhalten wie die Erinnerung an Alexander den Großen Selbst der letzte Herrscher von Byzanz, Konstantin Paläologo», der in dem ver geblichen Ringen gegen die über da« hellmische Reich hereinbrechende Flut die ruhmreiche byzantinische Ge schichte mit seinem Heldentod« am Romano»-Thvr« ab schloß, ist al« Person au« der Volk«überlieserung ver schwunden Die Sage übertrug vielmehr sein Bild auf *) Makedonien Die gcschichtliebe Entwickelung der mack- donifchen Frag« iw Altertum, im Miitttalter und der neueren Zeit, von Vr. Eleantbc« Ricolotde». Berlin, Lerlag von Johanne« Näd« (Stuhrsche Buchhandlung), 18»».
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