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Dresdner Journal : 18.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189910189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18991018
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18991018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-18
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 18.10.1899
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BezogS-retS: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mort SO Pf., bei den Kaisrr- lich deulichen Postanstaltrn vierteljährlich S Mart; außer halb de» Deutfchen Reiche» Post- und Siemprlzuschlaa. tinzeloe Nummern: 10 Pf. Urschet««»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Frmspr -Anschluß: Nr 1TAL Dres-mr M Journal. Tlnkündt^znnSgckühr«,. Für den Raum einer gespal- denen Zeile kleiner Schrift 20 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile k« Pf Vei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Ueru«s«eber: KSnigliche Expedition de» Dresdner Journal- DreSdrn, Awingerstr. 20. Fernspr -Anschluß: Nr. 18SV ^243 Mittwoch, den 18. Oktober abends. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Mitinhaber der Firma Kreutziger und Henke in Leutersdorf, Fabrikbesitzer Henke daselbst dai Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechtsorden zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Arbeiter in der Chokoladenfabrik von Jordan und TimäuS zu Dresden, Karl Heinrich Schmidt daselbst das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Technische Betriebssekre tär bei der Staatseisenbahnverwaltung Büchner in Zwickau die von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich ihm verliehene Jubiläums-Erinnerungs- Medaille allnehme und trage. Sr«evaa»ßeo, Versetzungen rc. im öffentliche» Dienste. I« Geschäftsbereiche de» Ministeriums des Kalt«» ««» öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Schulstelle zu Toepeln. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen (außer freier Wohnung mit Garten und Honorar für Fortbildungsschule) 1000 M. Bewerbung-gesucht sind bis 1b. Novbr. bei dem König!. BezirkSschulinspeklor in Döbeln, Schulrat MuShacke, einzurrichen; — die s ständige Lehrerstelle an der Schule in Wechselburg. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen 1400 M. Sehalt und 120 M Wohnungsentschädigung. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bi» in die neueste Zeit bis zum 4. November bei dem König!. BezirkSschulinspektor Schulrat 0r. Böhme in Rochlitz einzurrichen; — die » ständige Lehrerstelle in Leuben bei Lommatzsch Kollator: daS König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht- Ein kommen: 1200 M. Gehalt, 200 M. vorauSgewährte AlterS- zulagc, 1S0 M WohnungSgeld und 72 M. für den Fort- bildungSschulunterricht. Gesuche mit den erforderlichen Bei lagen sind bis zum 2. November bei dem König!. BezirkS schulinspektor Schulrat vr. Gelbe in Meißen einzureichen. — Zu besetzen ist am 1. Dezember die S. Lehrerstelle an der Schule zu Niedercunnersdorf. Kollator: daS König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Ein kommen: 1200 M. vom Schuldienste, 72 M. für zwei Ueber- siunden und freie Wohnung. Bewerbungsgesuche sind unter Beisügung der erforderlichen Zeugnisse bis zum 2b. d. Mt». bei dem Königl. BezirkSschulinspektor Bach in Löbau einzu reichen. Nichtamtlicher Teil. Die Aufhebung der Sprachenverordnungen in Oesterreich. Das Wiener Amtsblatt hat gestern die Verfügung veröffentlicht, durch welche die vielumstrittenen Sprachenverordnungen der Ministerien Badeni und Gautsch außer Kraft gesetzt werden. Wenn man den Schritt der Regierung im Zusammenhänge mit den Ereignissen der' letzten Jahre würdigt, so muß man den gestrigen Tag als ein historisches Datum be zeichnen. Die Entscheidung über das Schicksal der Sprachenverordnungen wurde von den Führern der deutschen Parteien zum Angelpunkte der politischen und parlamentarischen Situation gemacht und die deutsche Bevölkerung Oesterreichs hat dieses Vorgehen rückhaltlos gebilligt. Von deutscher Seite wurde der Giundsatz aufgestellt, daß die Wiederkehr einer nor malen Lage unmöglich sei, so lange die Verordnungen in Geltung blieben, daß die Aufhebung der Verord nungen die erste und unerläßliche Voraussetzung für den Abbruch des Oppositionskampfes der Deutschen bilde. DaS Kabinett Thun ist gestürzt, weil es den durch dieses Auftreten der deutschen Parteien bezeich neten W g nicht einschlagen wollte; sein Veriuch, den Widerstand der Gegner durch den Verzicht auf die Thätigkeit der Parlaments, durch die Ausnützung de» 8 14 mittelbar zu überwinden, mußte scheitern, weil die Mitwirkung des Parlament- bei der Fürsorge für die gemeinsamen Bedürfnisse der Monarchie unent behrlich war. Die deutschen Radikalen erklärten, daß sie diese Mitwirkung durch die Verhinderung der Delegationswahlen vereiteln würden; die Mitglieder der ungarischen Regierung und der gemeinsamen Regierung erhoben aber die ernstesten Bedenken dagegen, daß auch zur Deckung jener Bedürf nisse die AuSnahmsbehelfe zu verwenden wären, mit denen man in Oesterreich den staatlichen Mechanis mus im Gange erhielt; sie forderten die streng legale Erledigung der ReichsbudgetS durch die Delegationen, und damit war der Augenblick gekommen, der das LoS des Paragraph-14-RegimeS besiegelte. Angesicht- dieser Entwickelung^ hat da- Ereignis des heutigen Tages die volle Tragweite eines großen politischen Erfolges der Deutschen. Der Kampf, welchen die deutschen Parteien gegen die Sprachenverordnungen führten, hat mit einem Siege geendet und die neue Regierung erhöht noch den Wert dieser Errungenschaft, da zugleich mit der Aufhebung der Verordnungen in formeller Weise die gesetzliche Regelung der Sprachen- frage als die Aufgabe der nächsten Zukunft bezeichnet wird. Diese mittelbare Zusage verkündet den Willen des Monarchen und der Regierung, auch den positiven Forderungen der Deutschen gerecht zu werden und die Lösung des wichtigsten nationalen Problems auf der einzig richtigen Grundlage anzustreben. Wenn der schwer erkämpfte Erfolg nun gerade von der deutschen Opposition-presse geschmälert wird, so sind die betreffenden Erörterungen wohl zunächst als Aeußerungen eines tief eingewurzelten Pessimismus, vielleicht auch al- taktische Kundgebungen zu betrachten. Der Pessimismus hat anscheinend einige Berechtigung, weil derzeit niemand vorhersehen kann, wie eine den deutschen Forderungen genügende gesetzliche Regelung der Sprachenfrage unter den gegenwärtigen parlamentarischen Verhältnissen erreicht werden soll. DieFührer der großen slawischen Parteien bemühen sich, den Fortbestand der bisherigen Mehrheit zu sichern Gelingt ihnen dies, so bleiben die Polen und die mit ihnen verbündeten Gruppen die natürlichen Bundesgenossen der Tschechen und damit auch die Gegner einer gedeihlichen, auf die Wahrung der Rechte des deutschen Volke- gegründeten Austragung de- nationalen Streites. Man darf aber die Thatsache nicht unterschätzen, daß die fraglichen Bestrebungen einen Gegensatz zu den in letzter Zeit kundgegebenen Wünschen der Krone bilden. Der Mon arch hat seine Abneigung gegen eine Fortdauer der deutschfeindlichen Politik unverhohlen zum Ausdruck ge bracht und seine Intentionen werden bei den Ent schließungen der hervorragendsten Mehrheitsparteien gewiß ebenso sehr berücksichtigt werden, wie die Rat schläge derjenigen, die durch scharfsinnige Rechenexempel nachweisen wollen, daß mit der Ausrechthaltung der bisherigen Mehrheit das bequemste und vorteilhafteste Auslangen zu finden fei. Man wird sich vielleicht ungern und zögernd fügen, aber man wird sich fügen — wenn man nicht durch Mißgriffe der Deutschen die Handhabe gewinnt, die Durchführung der Ausgleichs pläne des Monarchen als schlechterdings unmöglich darzustellen. Im Polenklub und auch im Schoße anderer Par teien der Mehrheit wird schon jetzt der Gedanke des schroffen Beharrens bei der bisherigen Gruppierung viel fach bekämpft. Die Gegner wissen, daß solches Beharren einen Widerspruch mit den milden und gerechten Ab sichten der Krone Hervorrufen kann. Ihre Stellung ist eine günstigere und stärkere, als jene der Wort führer des Starrsinnes und zwar vor allem deshalb, weil diese h ute nicht zu sagen vermögen, wohin man kommen wird, wenn man eine Umgestaltung der Mehr heitsverhältnisse ablehnt. Auf diesem Pfade kann die Mehrheit völlig in die Abhängigkeit von den Tschechen geraten und somit in eine Konfliktsstellung, die nun ganz ander- geartet wäre, al- jene, welche die Mehr heit unter den Ministern Badeni und Thun an der Seite der von oben gestützten Regierung gegen die isolierte deutsche Minderheit einnahm. Die tschechischen Politiker täuschen sich nicht über die Gefahr, die ihnen droht. Sie haben durch ihre Presse noch vor kurzen! erklärt, daß sie vereint mit dem ganzen tschechischen Volke die Aufhebung der Sprachenverordnungen durch die schärfsten Repressalien beantworten würden. Der Ein schüchterungsversuch hat seine Wirkung verfehlt, mit der thatsächlichen Durchführung des angekündigten Sturmes dürfte es aber vorläufig sein Bewenden haben. Man wird wohl in den nächsten Tagen so manches von welterschütternden Kundgebungen der tschechischen Volks vertreter vernehmen; diese werden aber doch nur den Rückzug zu decken haben, dcr allem Anscheine nach angetreten werden soll. Schon heute wird im tschechi schen Lager die Stimme der Mäßigung laut, die daran erinnert, daß wohl die Sprachenverordnungen BadeniS und Gautschs aufgehoben seien, nicht aber jene, die längst vorher von Stremayr erlassen und von den Deutschen aufs schärfste bekämpft wurden. Man will auf tschechische Seite übersehen, daß eS sich für die Deutschen in den letzten Jahren um die Hemmung eines nationalen UnterdnickungSprozesses handelte und daß sie in diesem Sinne mit dem neuesten Schritte der Regierung einen Sieg errangen, dessen Wichtigkeit nicht auf Grund von Rückblicken auf die frühere Ge schichte des Sprachenstrettes beurteilt werden kann. Die Tschechen wollen die Schlappe, die sie mit ihrer nationalen Expansionspolitik erlitten, nicht als eine schwere und entscheidende auffassen; sie verzichten auf eine solche Deutung, weil sie jenen Kampf, mit dem sie noch vor Wochenfrist drohten, nun doch nicht auS- zufechten gedenken. Die erzwungene Staatsklugheit der Tschechen weist den Deutschen den Pfad, der zu einem verheißungsvollen Ziele führen kann. Wenn die Deutschen aus der tschechischen Taktik die geeig neten Lehren ziehen, so wird es sich zeigen, daß sür eine leitende Rolle des Deutschtums im österreichischen Parlament doch noch mehr Spielraum vorhanden ist, al» für die Allmachtsbestrebungen der Tschechen. Ter Krieg in Südafrika. Die Regierung der Südafrikanischen Republik hat sich mit einem Aufrufe an die Afrikander von ganz Südafrika gewandt, worin sie diese eindringlich auf- sordert, den ungerechten britischen Forderungen zu widerstehen. Der Aufruf ist von dem Staatssekretär unterzeichnet und in einer Million Exemplaren in holländischer und englischer Sprache verbrniet worden. Er hat begreiflicherweise überall und besonders in England Aufsehen erregt. Von dem Kriegsschauplätze selbst liegt auch heute nur wenig Neues vor. Die eingegangenen Meldungen lassen aber den Schluß zu, daß die Truppenbewegungen der Buren sowohl auf dem östlichen wie westlichen Kriegsschauplätze vollendet sind und ein größeres Treffen bevorsteht. Ten „Daily News" zufolge ist der Be fehl erteilt worden, Pietermaritzburg und Durban in den Verteidigungszustand zu setzen, eine Meldung, die in London einige Bestürzung hervorgerufen hat, weil sie die Annahme zu bestätigen scheint, daß das Vor dringen der Buren gegen die Küste von der eng lischen Militärbehörde als bevorstehend erachtet wird. Ein weiteres Telegramm aus Ladysmith, wonich die Militärbehörde den Befehl erhalten hat, alle Frauen, Kinder und Greise ans der Stadt zu entfernen, weil der Angriff gegen die englückc Besatzung bcvmstehe, läßt die Siegeszuversicht der Engländer in nicht ge rade Hellem Lichte erscheinen. Ladysmith ist zur Zeit von Norden, Nordwesten, Westen und Südwesten ein- gefchlossen. Nur seine Verbindung mit Glencoe scheint noch nicht unterbrochen zu sein. Glencoe ist von drei Seiten von Buren umringt und vielleicht jetzt schon von ihnen besetzt. General Symons zog am Freitag seine letzten Vor posten ein, nachdem ihm eine Patrouille eine Viertel stunde vor der Stadt von den Buren weggesangen und ebenso auf dem Bahnkörper nach Dannhauser ein Piquet aufgehoben worden war. General Joubert hat sein Hauptquartier bereits nach dem nördlichsten Orte Natals, Charlestown, verlegt und dort ein Tele graphenamt für die Verbindung mit Transvaal er öffnet. Es ist wahrscheinlich, daß die Buren wieder versuchen werden über die Pässe an den Drakens bergen einzudringen, um die Eisenbahn nach Ladysmith abzuschneiden und dann mit den von Norden zu ihnen stoßenden Transvaalen gemeinsam vorzugehen. Auf dem westlichen Kriegsschauplätze sollen die Buren bei Mafeking einige Niederlagen erlitten haben. Die Stellung der Engländer in Mafeking wird von den englischen Blättern um deswillen günstig hingestellt, weil dieser Ort befestigt ist. Oberst Baden-Powell, der dort den Befehl führt, verfügt nur über 600 Mann. Die englischen Blätter heben aber hei vor, daß diese Mannschaften gute Schützen sind und den Buren standhalten können, auch wenn letztere mit einer großen Uebermacht herankämen. Man weist darauf hin, daß General Cronje, der die Buren be fehligt, kein gewandter Kriegführer ist. Doch ändert dies nichts au der Thatsache, daß Mafeking und Kimberley thatsächlich von jeder Verbindung mit der Kapkolonie abgeschnitten sind. Die neuesten Meldungen lauten: Pretoria. DaS „Reutersche Bureau" meldet aus Pretoria vom 14 d MtS: Ein heftiges Gefecht fand heute früh im Norden von Mafeking statt. Ein gepanzerter Zug, der abge lassen war, um die zerstörte Linie wiederherzustrllen, eröffnete daS Feuer aus Burentruppen. Ein Bur wurde getötet und zwei verwundet. Die Engländer hatten neun Verwundete. Ein zweites Treffen mit den Truppen des Generals Cronje fand neun Meilen nördlich von Mafeking statt, woselbst die Eisen bahn und eine Brücke zerstört war — (Meldung des „Reuterschen Bureau»".) Depeschen, welche der Regierung von Transvaal zugegangen sind, melden, daß der Kampf nördlich von Mafeking fortdaurrt. Nach dem zweiten Gefechte zogen sich die Engländer in der Richtung aus die Stadt zurück, rückten jedoch kurz darauf wieder vor und nahmen den Angriff wieder auf. Zwei BurgherS wurden ge tötet, drei verwundet Die Buren waren infolge Mangels schwerer Artillerie im Nachteile. Später erhielten sie dieselbe von General Cronje. — (Meldung des „Reuterschen Bureau-' ) General Jou bert hat sein Hauptquartier in CharleStown (Natal) auf geschlagen; dort wurde ein Telegraphenamt für den Dienst mit Transvaal und eine Verbindung mit LaingS Nek eröffnet. Ge rüchtweise verlautet, in der „Robinson Gvld-Mine" seien Ge schütze gesunden worden, ebenso seien in der Mine „Robinscn Deep' Vorräte an Nahrungsmitteln entdeckt und beide Funde beschlagnahmt worden. Kapstadt. (Meldung des „Reuterschen BureauS".) In Kimberley und anderen britischen Ortschaften an der Grenze des Oranje-FreistaateS ist das KriegSrecht proklamiert worden. — (Meldung des „Reuterschen BureauS".) Nach einer Depesche aus Kimberley von vorgestern geriet ein Panzerzug, der zum Kundschasterdienfte nach Spytsontein gefahren war, mit Buren ins Gefecht 5 Personen wurden getötet, 7 ver wundet; auf britischer Seite keine Verluste. — (Meldung deS „Reuterschen Bureaus" ) Ucber das Ge fecht mit dem Panzerzug, der sich aus dem Wege nach Spyt- fontein befand, werden noch folgende Emzelh.iten gemeldet: Die Artillerie der Buren feuerte 13 Granaten gegen den Zug, von denen aber keine traf. Ter Zug rückte hieraus Weiler vor und feuerte auS seinem Maximgeschütze; die Buren erwideiten mit heftigem Gewehrfeucr, doch trafen nur wenige Kugeln den Zug. Fünf Buren und zwei Pferde wurden gelötet, mehrere Buren wurden verwundet; auf englischer Seite war k,in Verlust zu verzeichnen London Den Abendblättern zusolgc sollen bei Maseking 300 Burrn und 18 Engländer gesallen sein. Lnnst und Wissenschaft. Residenztheater. — Am 17. d. MtS : „Die Cameliendame". Dramatische» Gemälde in fünf Auf zügen von Alexander Dumas' Sohn. Deutsch von L. v. AlvenSleben. H Wenn der Dichter der „Cameliendame" in seinen vor Jahren im „GauloiS" veröffentlichten autobiographischen Mitteilungen erzählt, sein Nater habe ihm, als Antony Beraub, der ehemalige Direktor de« Ambigu, ihn zu einer Dramatisierung Ve» Roman» „I-a äaws aux cawölias" ermunterte, lachend erklärt: „In dem Buche steckt kein Bühnenstück", so muß man annehmen, daß der ältere Duma» in jenem Augenblicke den Roman seine» Sprößling» noch gar nicht oder nur oberflächlich kannte Denn man mag über Marguerite Gauthier» Roman denken, wa» man will, da» muß jeder zugeben, daß der in ihm dargestellte Stoff wie kaum ein anderer zur Dramatisierung geschaffen war. Der Erfolg, den da» Stück gehabt hat, hat diese Thatsache bewiesen; von dem Tage ab, wo der dramatisierte Roman zum ersten Male über die Bühne de» Pariser Vaudrvilletheater» ^aing, datieren die Franzosen ihr modern-realistische» Drama E» wird kaum eine deutsche Schauspielerin von Rang geben, die sich die Rolle der „Cameliendame", eine der wirksamsten in der modernen dramatischen Litteratur, entgehen ließe; e» ist daher nicht zu verwundern, daß auch Frau Helene Odilon vom Deutschen Volk«theater in Wien, die gegenwärtige Gästin de» Residenztheater», sich ua» in dem Urbilde der bisher dargestellten Zaza- gestalt vorstellte, wohl aber darf man darüber er staunen, wenn man hört, daß Marguerite Gauthier bisher dem Rollenschatze der Wiener Künstlerin nicht angehört hat. Und noch mehr darf man au» dusem Grunde überrascht von der Leistung sein, die Frau Odilon darbot Sie kam, wenn man den Gcsamt- eindruck, den sie hinterließ, betrachtet, den besten Vor bildern gleich, die für diese Rolle bestehen; sie hatte, wenn auch nach anderer Richtung hin, dieselben Höhe punkte, die wir gelegentlich de» Gastspiels von Maria Reisenhofer bei deren Cameliendame feststellen konnten. Bei Frau Reisenhofer fanden wir die darstellerischen Höhe punkte in der feinkünstlerischen Betonung de» patholo gischen Zustande» Marguerite», in der lebendigen An deutung jener verschleierten Müdigkeit, die Körper und Seele der reuigen Sünderin beherrscht, in dem wirkungs vollen Ausdruck der inneren Wandlung der Gefallenen; bei Frau Odilon erschüttert un» der echte und tiefe Aus druck überwältigender Liebe, deren diese Gefallene fähig ist. Man könnte gegen Einzelheiten in Frau Odilon« Darstellung Einwände erheben, z. B -egen ihre Auffassung der Rolle im ersten Akte, die da» allgemeine Charakterbild der Pariser Courtisane zu verschieben geeignet ist; man könnte auch einige rein technische Mängel hervorheben, z. B. ihr zeitweilige» überstürzte» Sprechen, ihr hin und wieder hastig-aufgeregte» Spiel, da» den wohl kaum berechtigten Eindruck aufkommen läßt, als litte die erfahrene Künst lerin noch unter einem gewißen Bühnenfieber — aber wenn man ihre Gesamtleistung betrachtet, so wird man nur da« Gefühl der Bewunderung sür ihre große Künstlerschaft haben können; man wird sich aufrichtig er- freuen müssen an dem starken Talente dieser Künstlerin, an ihrer vollendeten Charakterisierung«kunst Trefflich unterstützt wurde gestern abend die Künstlerin durch Hrn Fritz Burmester (Armand), dessen schau spielerische Fähigkeiten sich während der Zeit, wo er nicht dem Residenztheaterensemble angehörte, überraschend ent wickelt haben Er zeichnete die Gestalt de« jungen Duval mit festen unv klaren Linien, und er fand mtbesondere den echten und überzeugenden Ton für den Ausdruck der reinen Liebe Armands zu Marguerite. Die übrige Darstellung ist von früheren Aufführungen des Drama« her noch in der Erinnerung; neu war nur ein Frl. Mizi Meyer in der Rolle der Nichette. Ein Urteil über die Fähigkeiten der Künstlerin konnte man au« diesem ersten Auftreten nicht gewinnen; nur da« hörte man, daß sie ein wenig sympathische« Organ besitzt. W. Dg«. Verein für Erdkunde. Am 13. d Mt«. nahm der Verein für Erdkunde nach langer Sommerpause seine Sitzungen wieder auf. Der Vorsitzende, Hr Prof. vr. Ruge, eröffnete sie mit einem Bericht über den siebenten internationalen Geo graphenkongreß zu Berlin, an dem er teilgenommen hatte. Im „Dresdner Journal" ist über die auf dem Kongreß gehaltenen Vorträge und über die veranstalteten Festjichkeiten berichtet worden; wir beschränken un« de»- wegen an dieser Stelle darauf, einiges über die Eindrücke mitzuteilen, die sich dem Teilnehmer ganz unwillkürlich aufdränaten Da läßt sich denn gleich von vornherein sagen, daß der Kongreß in einer geradezu musterhaften Weise vorbereitet und durchaeführt worden ist, in einer Weise, di« Bewunderung aller Teilnehmer, vor allem der Aus länder hervorrief,die diesen Eindruck auch rückhaltlo« und dank bar kundgaden. Schon daS prächtige Lokal, da« neue Ab geordnetenhaus, da« dem Kongresse in allen seinen Teilen zur Verfügung gestellt worden war, machte den vorteil haftesten Eindruck Für die Dauer de« Kongresse« war in dem Hause ein besondere« Post- und Telegraphenamt eingerichtet worden Jedem der 1200 bi« 1300 Mit glieder de« Kongresse« war in einem großen Raum« rin mit seiner Nummer versehene» offenes Behältnis zu gewiesen, in dem e« an jedem Morgen die eingrgangenen Postsachen, den Kongreß betreffende Mitteilungcn, die zur Verteilung bestimmten Drucksachen, Einladungen zu Fest lichkeiten rc vorfand; mittels dieser Behältnisse konnte man auch durch Austausch von Visitenkarten da» Zu sammentreffen mit speziellen Fachgenossen oder alten, lange nicht gesehenen Freunden bewirken, denn ohne dies wäre e« kaum möglich gewesen, eine Persönlichkeit, von der man wußte, das sie auf dem Kongreß anwesend war, unter den vielen aufzufinden. Eine Reihe von Heften wurde verteilt, in denen Auszüge von den erst zu haltenden Vorträgen schon gedruckt waren, sodaß man sich bei Vor trägen, die in anderer Sprache, als der Muttersprache deS betreffenden Mitgliedes gehalten wurden, oder die infolge der Vortragsweise des Redner« schwer zu verstehen waren, jederzeit orientieren konnte Jedem Mitglied? wurden Pläne der Sitzungsräume, de« nahegelegenen Museum» für Völkerkunde und des Wege« zu letzterem, der inneren Stadt und schließlich ein großer Plan von ganz Berlin übergeben; da« Orientieren war so bequem wie möglich gemacht. Dieselbe Ordnung herrschte bei dem großen Feste, da» die Stadt Berlin dem Kongresse im Zoologi schen Garten gab. Nicht« von dem zuweilen recht tumultuarischen Gedränge, über das bei großen, nament lich internationalcn Zusammenkünften oft geklagt worden ist, war zu merken; mittelst der verteilten Pläne de« Speisesaale« und der Tische fand jeder Teilnehmer leicht den für ihn bestimmten Platz. Die Zahl der Besucher de« Kongresse«, Mitglieder, Teilnehmer und Damen zusammengerechnet, belief sich auf 1600 bi« 1700. Nach den Deutschen waren Engländer, Franzosen, Russen, Amerikaner, Oesterreicher, Ungarn, Italiener und Schweizer am meisten vertreten, aber kaum ein größerer Staat Europa« und kein außereuropäischer Erdteil blieb unvertreten. Von überallher waren die be-
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