Volltext Seite (XML)
/wischen Paris und Wien Während seines Aufenthaltes in Paris im Sommer des Jahres 1778 beschäftigte sich Mozart mit mancherlei Opernplänen, aus denen dann nach monatelangen Verhandlungen leider nichts wurde. Allein die acht Sätze mit Ouvertüre zur Pantomime „Les petit riens“ (KV Anhang 1/10) wurden für das Theater ge schrieben. Das war jedoch nur die Hälfte der Musik, denn — so berichtete Mozart in einem Brief vom 9. Juli —„6 Stücke werden von andern darin seyri, die bestehen aus lauter alten miserablen französischen Arien“. Nach einer festlich-beschwingten Ouvertüre erklingt ein sehr kurzes ge tragenes Andante, dem sich ein graziöses Andantino anschließt, in dem es zu reizvollen Echo Wirkungen zwischen den Flöten und Geigen kommt. Dem An dantino folgt unmittelbar ein sechstalctiges Allegro. Im wiegenden 6 / g -Takt er klingt eine „Gavotte gracieuse“, in der zu den Streichern zwei Oboen treten, die die schwebende Geigenmelodie mit Terzen- und Sextengängen umspielen. Der vierte Satz (Andante) stellt die eigentliche Pantomime dar, eine zierlich schreitende Musik, deren Hauptthema gleich einem kleinen Rondo das Stück durchzieht. Noch einmal hebt eine zarte Gavotte zu klingen an, der ein über mütiges Presto folgt. Der 7. Satz ist ein wundervoll beseeltes Adagio, dein eine weitere Gavotte folgt, die den glänzenden Ausklang bildet. Die Musik in ihrer Gesamtheit ist inhaltlich unproblematisch, tänzerisch und ungemein bildhaft empfunden, so daß der Hörer auch ohne das pantomimische Geschehen voll auf seine Kosten kommt. Während des gleichen Pariser Aufenthaltes erteilte der Direktor des „Concert spirituel“ Mozart den Auftrag zur Schaffung einer Sinfonie. Man liebte in Frank reich eine verhältnismäßig große Orchesterbesetzung, und auch Mozart richtete sich danach. Mit der Sinfonie D (KV 297) schrieb er seine erste Sinfonie mit Klarinetten. Le Gros, der „Directeur“ der Konzerte, war mit dem ersten Andantino nicht einverstanden, und so schrieb Mozart ein zweites, da das erste „nicht das Glück gehabt hat, ihn zufrieden zu stellen — er sagte, es seye zu viell modulation drin — und zu lang“. Das war ein sehr subjektives Urteil und anfechtbar, auch wenn Le Gros nach Fertigstellung des neuen Andantinos zufrieden äußerte, das „sei seine beste Sinfonie“. Ein Brief des 22jährigen Mozart (vom 3. Juli 1778) ist so aufschlußreich, daß wir ihn unseren Hörern nicht vorenthalten möchten. Über die Orchesterprobe und Aufführung lesen wir: „Bei der Prob war mir sehr bange, ich habe mein Lebetag nichts Schlechteres gehört. Sie können sich nicht vorstellen, wie die Sinfonie zweimal nacheinander heruntorgehudelt und heruntergekratzt wurde. Mir war wahrlich ganz bang, ich hätte sie gern noch einmal probiert, so war keine Zeit mehr. Den anderen Tag fing die Sinfonie an . . . gleich mitten im ersten Allegro war eine Passage, die ich wohl wußte, daß sie gefallen müßte, alle Zuhörer wurden davon hingerissen und war ein großes Applaudissement. Das Andante gefiel auch, besonders aber das letzte Allegrp.“ Die „Sinfonie concertante (KV 364), in der gleichen Tonart wie das „Konzert für zwei Klaviere Es-Dur“ (KV 365), gohört zu den reifsten konzertanten Ga ben, die uns Mozart schenkte. Viele Anregungen, Erfahrungen und Einflüsse waren notwendig gewesen, bevor der Meister dieses vollendet klassische Werk beginnen und vollenden konnte. Allegro maestoso steht über dem Anfangssatz.