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Dresdner Journal : 30.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-30
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 30.08.1899
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Bezugspreis: Für Dresden vierteljährlich: r Mark SOPs, brr den Aaiser- lich deutschen Postanstaltrn vierteljährlich S Mark; außer- hulb des Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 1V Ps. vrscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Ftrnspr.-AnschlußrNr 1L9L Dresdner M ÄiMal. AnkündtgungSgebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift LV Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 60 Ps. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner JournalS Dre«den, Zwingerstr. 80. Finspr.-Anschlub-RrL»»». ^201 1899 Mittwoch, den 30. August abends. Bestellungen auf dar „Dresdner Journal" für den Monat werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von SS BF. angenommen. Bei den Postaustalteu des Deutschen Reichs be nagt der Bezugspreis für diese Zeit I «I. In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abeud zur Ausgabe. So in den Ortschaften des oberen Elb» thales bis Schandau, in denjenigen des unteren LlbthaleS bis Meiste» und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle -es Dresdner Zovruals. Amtlicher Teil. Dresden, 3l. August. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Amtsrichter beim Amtsgerichte Dresden vr. Arthur Esche die nach gesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste zu be willigen. Dresden, 25 August. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Pfarrern vr. pbil. Moritz Schenkel in Cainsdorf und Heinrich Emil Meusel in Claußnitz das Ritterkreuz l. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der vortragende Rath beim Finanz-Ministerium, Geheime Baurath Weber die ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt ver liehenen Kommandeur-Insignien 2. Klasse des Herzogl. Anhaltischen Hausordens Albrechts des Bären annehme und trage. Se. Majestät der König haben den zum Kaiserl. Russischen Konsul in Leipzig ernannten Kollegienrath v. Brunner in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Se. Majestät der König haben den zum König!. Dänischen Vice-Konsul in Dresden ernannten Bankier Hugo Mende daselbst in dieser Eigenschaft anzuer kennen geruht. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Geschäftsbereiche des Ministeriums de« Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen, die Filialkirch schulstelle zu Klinga. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen 1012 M. Gehalt, 72 M. Fortbildungsjchulnnter- richt, 36 M. für Turnunterricht, SO M. für Beheizung und Beleuchtung deS Schulzimmer-, eventuell 72 M. für Hand arbeitsunterricht an die Frau deS LehrcrS, 468,84 M. vom Küchendienst, außerdem geräumige Dienstwohnung und Garten- genuß. Bewerbungen mit den erforderlichen Beilagen sind dis 16. September an den König! Bezirksfchulinspektor vr. Hanns in Brimma zu richten; — die dritte ständige Lehrerstelle an der Kunst und Wissenschaft. König!. Opernhaus. — Am 29 d. Mts.: „Der Dämon". Phantastische Oper in drei Akten nach dem Russischen des Alfred Offermann von Anton Rubinstein. Als Tamara beendigte gestern Frl. Bossenberger ihre zehnjährige künstlerische Thätigkeit an der Königs. Hofbühne. Ein zufälliger Hinweis auf ihren bevorstehenden Abschied war durch die Worte: „O teure Freundinnen, bald werde ich nicht mehr mit euch singen und spielen" im Text der Rolle enthalten. Doch ging die bezeichnende Stelle im Publikum anscheinend unbemerkt vorüber Frl. Bossenberger wurde bei ihrem Erscheinen auf offener Scene mit warmem Applaus begrüßt und nach den Akt schlüffen durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. An Frl. Bossenberger, die bekanntlich einem ehrenvollen Rus an die Oper in Frankfurt a. M. folgen wird, ver liert die Hofbühne eine Künstlerin, die sich durch Zu verlässigkeit, Vielseitigkeit und durch fortgesetzten musikalischen Fleiß verdienstlich auszeichnete. Unterstützt durch eine klangschöne, gesunde und umfangreiche Sopranstimme, deren vorzügliche Ausbildung die Künstlerin ihren hochbegabten Eltern zu danken hat, bot sie im Koloraturgesang, nament lich aber auf dem Gebiete jugendlich-dramatischer Partien zumeist hervorragend wirkungsvolle, stet» jedoch anmutige und sorgfältig vorbereitete musikalische Leistungen. Noch in der letzten Zeit überraschte die vielbeschäftigte Sängerin in der anspruchsvollen Rolle der „Euryanthe" durch eine Bühnendarbietung, der man neben künstlerisch gereiftem Verständnis auch den Pulsschlag einer lebhafteren inneren Anteilnahme und einer gegen früher gesteigerten seelischen Empfindung nachzurühmen batte E« sei ferner auf ihre liebenswürdige, lebens- und jugendfrische Verkörperung der Pagen in „FigaroS Hochzeit", auf ihren prächtigen Schule zu Hohnstädt. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer freier Wohnung im 3 Schulhause mit Gartengenuß 1200 M und SO M. persönliche Zulage. Be werbungen mit den erforderlichen Beilagen sind bi« 16. Sep tember an den Künigl. BeziikSschulinspektor vr. Hann» in Grimma zu richten. Nichtamtlicher Teil. Parteimtereffen und Politik. In Uebereinstimmung mit dem Reichstage hat man auch nach dem Abschlusse der preußischen Landtags verhandlungen die trübe Wahrnehmung machen müssen, daß Regierungsvorlagen, die den dringenden Wünschen weiter Volkskreise entsprechen, trotz sehr ausgedehnter SessionSzeit nicht erledigt werden konnten. Bon solchen Vorlagen seien nur erwähnt: die Gewerbeordnungs novelle und die Arbeitswilligenvorlage im Reichstage und die Gemeindewahlreform sowie dar Polizeigesetz betreffend die Provinz Brandenburg im preußischen Abgeordnetenhaus?. Bei den erwähnten Gesetzentwürfen hat sich — mit Ausnahme des Arbeitswilligengesetzes, daS unzweifel haft aber einer „besseren Zukunst" entgegensieht — im großen und ganzen von vornherein eine sehr starke Mehrheit sympathisch ausgesprochen; es schien also für das Zustandekommen der Vorlagen kaum ein erheb liches Bedenken obzuwalten. Wer aber in dieser Weise kalkulierte, der hatte seine Rechnung ohne die Partel- interessen gemacht. Die Vorkehrung der Partei interessen ist eS denn leider, die in der heutigen Zeit die parlamentarische praktische Arbeit so ungemein er schwert und die in der That sehr vom Uebel ist. Die heftigen Parteikämpfe zwischen den Parteien der Rechten und der Linken im preußischen Parla ment und in der ganzen deutschen Presse aus Anlaß der bekannten Kanalvorlage sind zwar in dieser Be ziehung sehr charakteristisch, wir können aber von einem Eingehen darauf Abstand nehmen, da die Bekannt schaft damit auch außerhalb Preußens vorausgesetzt werden kann. Wie aber bei diesen Kämpfen schließ lich das Interesse der Partei als ausschlaggebend im Vordergrund stand und das eigentliche Kampfobjekt, die Kanalvorlage, und die — ebenfalls aus Partei- egoismus — vom Zentrum und der Linken damit zusammengekoppelte Kommunalwahlrcform gänzlich zur Nebensache wurde, so ist dies schließlich zur parlamentarischen Gewohnheit der Parteien über haupt, namentlich des Zentrums und der frei sinnig - liberalen Richtungen geworden Natur gemäß wird eine solche Parteipolitik weit wehr durch das allgemeine gleiche und geheime Reichstags- Wahlrecht als durch das Klassen- oder Zensus-Wahl system beeinflußt; allein man kann doch jetzt auch schon in verschiedenen Landtagen wahrnehmen, daß man dort Reden hält, die eigentlich „zum Fenster hinaus" an die Reichstagswähler gerichtet sind, und daß man dort Aktionen unternimmt, die eigentlich auf die bei den Reichstagswahlen den Ansfchlag gebenden Massen wirkcn sollen. Auf diese Weise hat nicht nur in unserem Reichstage, sondern auch vielfach in den Landtagen der Bundesstaaten die sachliche Behandlung der Vorlagen mehr einer parteitaktischen Stellung nahme zu ihnen Platz gemacht. Man wird nicht behaupten können, daß dies ein „idealer" Zustand sei Im Gegenteil. Es wäre sehr zu wünschen, wenn wir wieder zu normalen parla mentarischen Verhältnissen gelangten. Es ist selbst verständlich, daß Parteien bestehen müssen; ein partei loser Zustand im Pailament wäre das Schlimmste, was man sich denken könnte. Die Parteien erziehen ihre Mitglieder zur Selbstzucht, zur Niederhaltung „Hänsel" in Humperdinks Märchenoper, auf ihre „Margarete", „Alice" (Robert der Teufel) und „Christine" (Goldnes Kreuz), auf ihre „Micalea" (Carmen), „Agathe", „Alda" und viele andere Partien hingewiesen So darf Frl. Bossenberger mit dem Bewußtsein von Dresden scheiden, sich durch ihre trefflichen Bühnenleistungen den Dank zahl reicher Kunstfreunde und den Anspruch auf einen dauernden Platz im Gedächtnisse derselben erworben zu haben. Er wähnt sei, daß sich in die Ehren des gestrigen Abends mit der scheidenden Künstlerin Hr. Perron teilte, der mit seinem „Dämon" eine hervorragend charakteristische und gesangsschöne, wenn auch durch Zutiefsingen leider mehrfach beeinträchtigte Leistung bot. U. S. Goethe. Zum hundertundfünfzigsten Geburtstage deS Dichters. III. » Kein Mißklang, aber ein versteckter Widerspruch schleicht durch die Stunden des Goethe-TageS hindurch In Er innerung und Huldigung einigen sich alle, die nicht die drückende und blindmachende Binde des Hasses um Stirn und Augen gelegt haben, in der Hauptsache, im Gefühl der lebendigen und mächtigen Nachwirkung de« Dichter«, gehen die Geister der Huldigenden weit auseinander Das ist nur möglich, weil bis heute die grundverschiedlncn Be griffe der Nachahmung und der Nachwirkung verwirrend ineinanderwogen, weil die schulmäßig erstarrte Bewunder ung des Dichters und die dilettantische Unfähigkeit eigener Anschauung und Empfindung der Natur und des Lebens un« mit dem poetischen Epigonentum und einer unfrucht baren Aesthetik geschlagen haben, gegen die olle lebendige Schöpferkraft wie alle Selbstüberschätzung de« letzten Halbjahrhunderts sich aufbäumten. Mit der Nachwirkung des großen Dichters und Menschen hat jene Nachahmung so viel und so wenig zu schaffen, als da« tiefere Ver ständnis seiner Schöpfungen mit den beliebten Unter- von Sonderwünschen, zum Bekenntnis zu idealen Zielen; allein die Wirksamkeit des Parteiwesenr hört auf, förderlich für das Gemeinwohl zu sein, wenn eine Partei nur das Ziel.kennt, den eigenen In teressen der Partei, als Selbstzweck, zu dienen. Heute treibt man namentlich im Zentrum und auf der radikalen Linken, einschließlich des Basser- mannschen Flügels der Nationalliberalen, im Parla ment nur Wahlpolitik. Nicht die Frage, welche Ge sichtspunkte bei einer Vorlage zum Gemeinwohle aus schlaggebend seien, ist die maßgebende, sondern die: wie werden die Wähler über die Partei urteilen, wenn wir so oder so stimmen. Auf diese Weise ist also nicht der Abgeordnete oder die Partei als politischer Führer des Volks zu betrachten, sondern die Masse — der „blinde Hödur", wie Fürst Bismarck mit schlagendem Witze äußerte — ist die Führerin der parlamentari schen „Intelligenzen" und der Parteien. Man kann diese Wirkung namentlich bei jeder Stellungnahme deS Zentrums und des Freisinns beobachten. Stolz ist eine solche absolute Abhängigkeit der Parteien von der großen Masse wahrlich nicht. Wenn eine Partei oder ein einzelner Abgeordneter auf dem Standpunkt steht, bei einer „heiklen" Frage um das Mandat zu zittern, wenn man aus Angst, mandatloS zu werden, sich entweder um eine entschiedene Stellungnahme, wie das oft beim Zentrum geschieht, „herumdrückt" oder, wie das auf der Linken zur Gepflogenheit ge hört, die Massen umschmeichelt, so kann das die Achtung vor dem Parlamentarismus, der ohnehin nicht gerade „imposant" ist, gewiß nicht vermehren. Die Parteien sollten sich, zum Wohle der All gemeinheit und in ihrem eigenen Interesse, namentlich angesichts der dürftigen praktischen Parlamentsergeb nisse der letzten Zeit, dazu entschließen, von dem Treiben einer bloßen Wahlpolitik abzugehen und praktische politische Arbeit — ihren Idealen ent sprechend — zu machen. Es ist doch auch für Parteien besser, sie kommen — infolge ihrer fest vertretenen Ueberzeugung — einmal dezimiert aus dem Wahlkampfe, als daß sie am Gängelbande der Massen mit großen Ziffern paradieren und infolge der Stichwahlmethode schließlich noch um die Gunst kleiner — sonst gar nicht in Betracht kommender politischer Gruppen — buhlen müssen. Tagesgeschichte. Dresden, 30. August. Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, können wegen des bevorstehenden Aufenthaltes Ihrer Majestäten des Königs und der Königin in Moritzburg Führungen im dortigen König!. Schlosse von heute ab bis auf weiteres nicht stattfinden. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser verließen gestern früh um 7 Uhr mit Sonderzug die Wildpark-Station. Während der Fahrt nach Neuhof bei Zehdenik hörten Se. Majestät den Vortrag des Chef« des MilitärkabincttS, Generaladjutanten, Generals der Infanterie v. Hahnke. Nach der Ankunft in Neuhof fuhren Se. Majestät nach dem Belaus Zehdenik und erlegten dort einen der ungarischen Hirsche. Um A12 Uhr traten Se Majestät die Rückreise an und kehrten um 2 Uhr 30 Min ins Neue PalaiS zurück. Im Laufe des Nachmittags erledigten Se. Majestät der Kaiser RegierungSgeschäftc und spielten von '^6 Uhr ab Lawn-Ten»iS, wozu besohlen waren Generalmajor v. Moltke und Leutnant v. Müller vom 1. Garderegiment z. F. — In der gestrigen Sitzung der vereinigten Häuser de« Landtags gab der Ministerpräsident Fürst Hohenlohe nach Verlesung der Allerhöchsten Botschaft wegen Schlusses des Landtages nachfolgende Erklärung ab: „Meine Herren! Am Schlüsse dieser ungewöhnlich langen und arbeitsreichen Session ist es mir Bedürfnis, Ihnen suchungen über Tag und Stunde undatierter kleiner Briefe oder über die Schreiberhönde seiner diktierten Arbeiten. Freilich kann man zugeben, daß, wenn einmal nach geahmt werden, wenn nach Mustern gedichtet werden soll, Goethe» Poesie noch immer ein besseres Muster ist, als die Freiligraths oder Grabbes. Doch die Nachwirkung, die aus dem tiefsten Grunde deS Lebens emporrauscht und volles Leben über uns hinströmt, hat noch nie eine selbständige Regung gehemmt, einen Hellen Blick in die Natur und das Wesen der Dinge umschleiert, eine wahr hafte geistige Ursprünglichkeit eingeengt. Sie hat immer nur in der Weise das Leben und Schaffen der Lebendigen beeinflußt, der Gottfried Keller im ersten Kapitel des dritten Bandes seine« „Grünen Heinrich" Ausdruck gegeben hat. Dem Helden, dem jungen Künstler, fallen Goethes Werke, die goldenen Früchte des achtzigjährigen Lebens, in die Hände, er liest dreißig Tage lang, indessen eS noch einmal Winter und wieder Frühling wird; der weiße Schnee geht ihm wie ein Traum vorüber, den er unbeachtet von der Seite glänzen sieht, bis ihm, mit der Hinwegnahme der Bücher, zu Mute wird, als ob eine Schar glänzender und singender Geister die Stube verlassen hätte. Da macht er sich auf ins Freie: „die alte Bergstadt, Felsen, Wald, Fluß und See und das formenreiche Gebirge lagen im milden Scheine der Märzsonne, und indem meine Blicke alles umfaßten, empfand ich ein reine« und nachhaltiges Ver gnügen, da« ich früher nicht gekannt Es war die hin gebende Liebe an alle« Gewordene und Bestehende, welche da« Recht und die Bedeutung jeglichen Dinge« ehrt und den Zusammenhang und die Tiefe der Welt empfindet Diese Liebe steht höher al« da« künstlerische HerauSstehlcn de« Einzelnen zu eigennützigem Zwecke, welche« zuletzt immer zu Kleinlichkeit und Laune führt; sie steht auch höher als da« Genießen und Absondern nach Stimmungen und romantischen Liebhabereien, und nur sie allein vermag eine gleichmäßige und dauernde Glut zu geben. Es kam namen« der König!. StaatSregierung für die Mühe und Hingebung zu danken, mit der Sie sich der Durchberatung der Ihnen unterbreiteten gesetzgeberischen Vorlagen unter zogen haben. E» ist dadurch, wie mit besonderer Be friedigung anerkannt wird, die Möglichkeit geschaffen worden, diejenigen Gesetze rechtzeitig zu verabschieden, welche die Einführung de« am 1. Januar 1900 Geltung erlangenden neuen Reichsrecht« für unser engere« Vater land zur Voraussetzung hat Auch auf verschiedenen anderen Gebieten der Staatsverwaltung hat sich Ihre Mitarbeit als fruchtbringend erwiesen. Auf» tiefste muß die Regierung Sr. Majestät de« König» andererseits bedauern, daß da» große Kanalunternehmen zur Verbindung von Rhein, Weser und Elbe, welches einem dringenden Verkehrsbedürfnis entsprechen und den Osten und den Westen der Monarchie wirtschaftlich noch inniger vereinigen soll, die Zustimmung des Hauses der Abgeordneten nicht gefunden hat. Sie hält im allge meinen Interesse der Landeswohlfahrt an diesim großen Werke unverbrüchlich fest und giebt sich der sicheren Er wartung hin, daß die Ueberzeugung von dessen Not wendigkeit und Bedeutung im Volke immer mehr Boden fassen, und daß es bereit» in der nächsten Session ge lingen wird, eine Verständigung darüber mit dcm Land tage der Monarchie herbeizuführen." — Hierzu bemerken die „Berl. Pol. Nachr." u. a. folgende»: Die Er klärung der StaatSregierung trägt den Charakter besonnener, fester Ruhe und Entschlossenheit. Vorweg er kennt die StaatSregierung im vollen Umfange an, daß der Landtag in seiner jetzigen Zusammensetzung gute gesetzgeberische Leistungen aufzuweisen hat und sich namentlich, aber nicht allein, durch das Zustondebringen der Ausführungsgesetze zum Bürgerlichen Gesetzbuche und den anderen Reichsjustizgesetzen erhebliche Verdienste er worben hat. Mit gleicher Entschiedenheit wird aber da» Scheitern der Kanalvorlage im Abgeordnetenhaus« beklagt und zugleich der Rhein-Elbe-Kanal al« ein dringende» Bedürfnis de» Verkehr» und al» wichtiges Mittel zur verkehrswirtschaftlichen Verbindung des Ostens und Westens der Monarchie bezeichnet. — Die „Kreuz- zeitung" äußert sich zu der Erklärung deS Fürsten Hohenlohe wie folgt u a : „Wir stehen nicht an, zu erklären, daß wir mit dieser Form des Landtagsschlusses durchaus einverstanden sind. Sie mag zwar nicht der Be deutung entsprechen, die der Kanalvorlage von einem Teil ihrer Freunde gegeben wurde; aber sie trägt ohne Zweifel der wirklichen Bedeutung derselben Rechnung. Wohl hätten wir gewünscht, daß man auch in den früheren Stadien der Verhandlung von dem Versuche Abstand genommen hätte, der Kanalvorlage einen hochpolitischen Charakter zu geben und in ihrer Bekämpfung eine Art von Auflehnung gegen die Königliche Gewalt zu erblicken. Dann wäre unser öffent liche« Leben vor manchen unangenehmen Erscheinungen bewahrt geblieben, und die StaatSregierung hätte trotz der Ablehnung jener Vorlage bis zum Schluffe der Session gegenüber derjenigen Partei, auf deren Unterstützung sie sich, wo es die Verteidigung der Staatsgewalt gegen den Umsturz und den Schutz der Kronrechte gegen verfassungs widrige Anmaßungen parlamentarischer Parteien gilt, mit voller Sicherheit verlassen kann, daS geschichtlich begrün dete Vertrauensverhältnis aufrecht erhalten können . .. Die konservative Partei wird also, wir wiederholen es, jetzt nach beendigtem Kampfe gern die Hand zum ehrlichen Frieden bieten . .. — Der preußische Minister für Landwirtschaft hat den Regierungspräsidenten eine Verfügung zugehen lassen, nach der die Ortspolizeibehörden zu einer strengeren Be achtung der für die Ausführung der Ansteckung verdächtiger Tiere nach Berlin getroffenen Be stimmungen angehalten werden sollen. E« kommt nicht selten vor, daß entgegen diesen Bestimmungen das ver dächtige Vieh in Berlin angekommen und zusammen mit dem unverdächtigen in ein und demselben Raume ein gestellt ist, ehe überhaupt die Berliner Veterinärpolizei von dem Eingänge der verdächtigen Vichsendung Kenntnis erhalten hat. In der Regel werden die Tiere nicht von den Besitzern selbst eingebracht, sondern durch Vermittel ung von Händlern auf dem Viehmarkte zum Verkauf ge bracht. Die letzteren haben aus eigennützigen Beweg gründen das Bestreben, die der Ansteckung verdächtigen, mir nun alles und immer neu, schön und merkwürdig vor, und ich begann nicht nur die Form, sondern auch den Inhalt, da« Wesen und die Geschichte der Dinge zu sehen und zu lieben. Obgleich ich nicht stracks mit einem solchen fix und fertigen Bewußtsein hcrumlief, so entsprang daS nach und nach Erwachende doch durchaus aus jenen dreißig Tagen." Wa« der Dichter seinen „Grünen Heinrich" erfahren läßt, ist das innere Erlebnis von Tausenden gewesen und wird es fernerhin sein Goethes Unmittelbarkeit kann, wo sie verstanden und empfunden ist, nur wecken, nicht einschläsern, und auch seine Reflexion führt überall zur Un mittelbarkeit zurück. Dies ist eine von den Wahrheiten, die so einfach sind, daß sich nach Goethes Wort die Leute über sie ärgern und alle Bemühungen, uns einen stück- weisen und lediglich der Vergangenheit angehörigen Goethe an Stelle de« ganzen und lebendig weiterwirkcnden zu setzen, an ihr scheitern müssen. So wie c« versucht worden ist und in thörichter Laune immer wieder versucht wird: bald nur den Lyriker, und zwar den Lyriker bi« zum Eintritt in Weimar oder bi« zur italienischen Reise, bald den Schöpfer de« Urfaust und bald den des Faust ersten Teiles, bald den Verfasser des „Werther" und bald den der „Wahlverwandtschaften", bald den kunstfrohen Dichter deS „Torquato Tasso", bald den Symboliker der letzten, der Altersdichtungen als allein bewunderungswürdig und für künftige Entwickelungen wichtig hinzustellen, so geht e» eben nicht. Die Nachwirkung stammt aus der Mannig faltigkeit und der Unendlichkeit seine« Erlebens, Em pfindens und Gestaltens Die Stimmung, aus der Goethe, bevor von seinen Gedichten mehr veröffentlicht war, als die paar Lieder der Leipziger Zeit, die mit Bernhard Theodor Breitkopfs Melodien 1770 in die Welt hinauSgegangen waren, in seiner Rezension der „Gedichte von einem polni schen Juden" nach dcm Jüngling rief, der voller Jugend kraft und Munterkeit zuerst für seinen Krei« der beste Gesellschafter wäre, der un« all' seine Freuden und Siege
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