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Dresdner Journal : 28.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990828
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990828
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-28
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 28.08.1899
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1588 weidlich, wenn sich Transvaal nicht den englischen Forder ungen unterwirft. Die Buren sind sich des Ernste- ihrer Lage wohl bewußt und wissen, daß, wenn sie nach geben, Cecil Rhode- mit seiner Prophezeiung recht behalten wird, daß dann Transvaal ein englisch sprechendes Gemeinwesen werden müsse. Es ist daher zweifelhaft, ob sie sich dazu verstehen werden, die eng lischen Forderungen anzunehmen und damit ihre Sprache, die sie durch zwei Jahrhunderte gerettet haben, preizugeben. Lassen sie eS aber zum Kriege kommen, so ist ein Erfolg ihrerseits auch sehr unwahr scheinlich, denn bei aller Tapferkeit der Buren ist kaum anzunehmen, daß der kleine Transvaalstaat dem mächtigen England auf die Dauer mit Erfolg Wiederstand leistet. Tagesgeschichte. Dresden, 28. August. Bei Ihren Königlichen Majestäten fand gestern nachmittag 2 Uhr im Sommerhoflager zu Pillnitz Familientafel statt, an welcher Se. König!. Hoheit der Groß Herzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin, Ihre Hoheiten die Herzöge Paul Friedrich und Heinrich Borwin von Mecklenburg-Schwerin und Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg- Strelitz sowie Ihre König!. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses teil nahmen Zur selben Zeit vereinigten sich die König!, rc. Suiten daselbst zur Marschallstafel. Heute vormittag '^11 Uhr trafen Se. Majestät der König, von Pillnitz kommend, im hiesigen Residenz schlosse ein, nahmen die Vorträge der Herren Staats minister und des König!. Kabinettssekretärs sowie einige militärische Meldungen entgegen und erteilten einigen Herren vom Zivil Audienzen. Nach Erledigung der Regierungsgeschäfte kehrten Se. Majestät ins Sommerhoslager Pillnitz zurück. Ihre Majestät die Königin kamen mittags eben falls auf einige Zeit in» Residenzschloß. Zur heutigen Königlichen Tafel im Schlosse zu Pillnitz war der Oberst Lauterbach mit Ernladung ausgezeichnet worden. Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat von gestern bis mit 2. September der Königl. Kammerherr v. Carlowitz auf Liebstadt über nommen. Dresden, 28. August. Se. Excellenz der Staats minister des Innern und der auswärtigen Angelegen heiten v. Metzsch ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder übernommen. Deutsches Reich. 'Berlin Se. Majestät der Kaiser kehrten vor gestern abend gegen 6 Uhr vom Bahnhof Halensee nach dem Neuen PalaiS in Potsdam zurück. Den Abend ver brachten Se Majestät im Kasino de» Offiziercorps des Garde Jäger-Bataillon», woselbst das übliche Couleurfest zwischen genanntem Offiziercorps und dem des Leib-Garde- Husaren-RegimentS stattfand. — Gestern begaben Sich Se. Majestät zu Fuß nach Potsdam und besuchten den Gottes dienst in der Hof- und Garnisonkirche. — Am Sonnabend nachmittag ^4 Uhr fand in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers in der Siegesallee die Enthüllung derDenkmalSgruppenKaiser Karls IV. und Friedrichs des Großen statt. Se. Majestät der Kaiser, in Allerhöchstdessen Begleitung sich der Oberhof marschall, die Chefs des Militär-, Zivil- und des Marine kabinett», der Kommandant und die Herren des Haupt quartiers befanden, trafen zu Wagen vom Potsdamer Bahnhof ein und besichtigten zunächst die Gruppe Karls IV. von L Cauer. Hier hatten sich die Minister vr. v. Miquel, Vr. Bosse, Graf v Bülow und Frhr. v. d. Recke ein. gefunden, ferner Bürgermeister Kirschner und Stadt- verordnetcnvorsteher vr. Langerhans, der Polizeipräsident v Windheim, Fürst Herbert Bismarck und Graf Schwerin (letztere beide Herren als Repräsentanten ihrer Familien) — die Büste eines Bismarck schmückt die Gruppe Karls IV., die des Feldmarschalls Grasen Schwerin die Friedrichs des Großen) — sowie die Professoren Koser, Begas u. a. Nach längerem Verweilen begaben Sich Se Majestät mit den Anwesenden zur zweiten, von Uphues geschaffenen Gruppe Dem Denkmal gegenüber stand die Leibcompagnie de» l. Garderegiments zu Fuß mit den vier Fahnen und der Musik deS Regiments; am rechten Flügel standen die direkten Vorgesetzten der Compagnie, mit dem komman dierenden General deS Gardecorps und dem Chef des Gencralstabe» Als nach Abschreiten der Front Se Majestät der Kaiser vor dem Denkmal Aufstellung genommen hatten, fiel die Hülle; Se Majestät der Kaiser salutierten, die Truppen präsentierten Während Se Majestät da» Denk mal eingehend besichtigten und die Künstler und die übrigen anwesenden Herren vielfach in« Gespräch zogen, legten Deputationen de« I. Garderegiment« z F., de« Grenadier- Regiment» König Friedrich II., de« Regiment« GardeS du Corp«, de« Kürassier. Regiment» Königin und der beiden Leibhusaren-Regimenter Kränze nieder. Nach ein stündigem Aufenthalt, und nachdem der Monarch die Compagnie hatten vordeimarschieren lassen, verließen Aller- höchstderselbe unter den Hochrufen deS zahlreichen Publikum« den Festplatz, um noch die Atelier« der Bildhauer Manthe, Karl Bega» und Uphue» zu besuchen. — Ein hiesige« Blatt hat sich au« Kopenhagen melden lassen, Se. Majestät der Kaiser gedenke Schloß Bernstorff zu besuchen und werde dort mit Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland zusammenzutreffen. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge ist diese Meldung gänzlich au« der Luft gegriffen. — Wenn der Bunde« rat sich Ende September oder Anfang Oktober wieder zu seinen regelmäßigen Plenar sitzungen in Berlin versammelt haben wird, dürfte er sich u a mit gewissen Ausführungsvorschriften zu dem am I. Januar 1900 in Kraft tretenden neuen JnvalidenoersicherungSgesetze zu befassen haben. Die Vorarbeiten zu der Vorlage sind jetzt schon in An griff genommen, und man hofft, daß der entsprechende Entwurf recht bald nach dem Wiederzusammentritt dem Bundesrate wird vorgelegt werden können, damit die von den Bestimmungen betroffenen Organe sich auf die Neuer ungen einzurichten noch ausreichende Zeit haben Auch in dem neuen Gesetze sind dem BundeSrate manche Be fugnisse übertragen, von denen er erst im Laufe der Zeit und bei sich darbietenden Gelegenheiten, wie von der- jenigen der Befreiung bestimmter Personenkategorien von der Versicherungspflicht, Gebrauch machen wird. Er muß aber auch jetzt schon bestimmte Anordnungen treffen, weil sonst die Ausführung des neuen Gesetzes nicht würde glatt vor sich gehen können. Beispielsweise werden die Ver sicherungsanstalten vom Beginn des nächsten Jahre« ab gezwungen sein, ein Gemein- und ein Sondervermögen wenigstens buchmäßig zu bilden. Dem buchmäßigen Be stände des Gemeinvermögens haben die Anstalten nach dem Gesetze Zinsen zuzuschreiben, und der Bundesrat ist beauftragt, den Zinsfuß, und zwar auf die Zeiträume, die für die Festsetzung der Beitragshöhen in Betracht kommen, zu bestimmen. Hier wird also unbedingt eine Bestimmung durch den Bundesrat erfolgen müssen. Um solche und ähnliche Anweisungen dürfte eS sich in den neuen Ausführungsvorschriften handeln. — Auf der Tagesordnung der bekanntlich am 15. und 16. September d I» zu Königswinter stattfindenden Sitzung der ständigen Tarifkommission der deut schen Eisenbahn-Verwaltungen und de« ihr bei geordneten Ausschusses der Verkehrsinteressenten stehen u. a. folgende Gegenstände: Frachtberechnung für Spiegelglas in Stückgutsendungen, Abfertigung und Tarifierung von Motorfahrrädern, Sperrigkeitsberechnung für Hopfen, Tari fierung von Häuten und Fellen, Frachtveränderung von Mehl und Mühlenfabrikaten, Tarifierung von Dünger au« aufgeschlossenen tierischen Abfällen, Frachtberechnung für lebende Tiere. — In dem Augufthefte des Kaiser! Statistischen Amts über den auswärtigen Handel des deutschen Zoll- gebiete« wird für den Monat Juli d. I«. die Einfuhr mit 43 808186 6/, die Ausfuhr mit 35081013 6/ ver zeichnet In dem Zeiträume Januar/Juli betrug in 6? die Einfuhr 1899: 247722551, 1898: 236702 789, die Ausfuhr 1899: 171 108949, 1898: 167632988, mithin mehr: die Einfuhr 1899 gegen 1898: 11019 762, die Ausfuhr 1899 gegen 1898: 3475961, gegen 1897: 19 315 657. Nach Abrechnung des Edelmetallverkehrs für Januar Juli — in der Einfuhr 1899: 5849 6/, 1898: 6202 6/, 1897: 5761 6/; in der Ausfuhr 1899: 2272 6/, 1898: 3198 6/, 1897: 2664 6/ — ergeben sich für den reinen Warenverkehr in der Einfuhr 1899: 247716702 6/, 1898: 236196587 6/, 1897: 219065127 6/; in derAu-fuhr 1899: 171 106677 6/., 1898: 167629796 6/, 1897: 151 791228 6/, mithin mehr: Einfuhr 1899 gegen 1898: 11020115 6/, gegen 1897: 28651575 6r; Ausfuhr 1899 gegen 1898: 3476887 6/, gegen 1897: 19315449 6/. Von den 49 Hauptwarengruppen deS Zolltarifs haben in der Ein fuhr gegen 1898 25, gegen 1897 34 eine Steigerung, gegen 1898 16, gegen 1897 9 eine Minderung erfahren, während gegen 1898 2 Hauptwarengruppen in beiden Jahren gleich blieben. In der Ausfuhr zeigen von den 43 Hauptwarengruppen des Zolltarifs eine Steigerung gegen 1898 29, gegen 1897 31, eine Minderung gegen 1898 14, gegen 1897 12. Gegen beide Vorjahre er- giebt sich ferner für die unvollständig deklarierten Waren eine Steigerung Die hervorragendsten Steigerungen ent- fallenaufSteinkohlen mit 2 258000 6/ gegen 13 5407096/ im Jahre 1897, Erden, Erze rc. mit 1642504 gegen 2855131 6/, Drogen, Chemikalien rc. mit 277 749 gegen 815642 6r, Instrumente, Maschinen mit 175543 gegen 3696316-, Oele und Fette mit 1321556/ gegen 17596 6/, Thonwaren mit 53237 6/ gegen 5061096/ und Steine und Waren daraus mit 69142 6/ gegen 418983 6/. — Die am 24. d Mt» ausgegebene Nr. 38 de« ReichS-Gesetzblatte« enthält die Verordnung vom 22. August 1899, Beschränkungen der Einfuhr au« Por tugal betreffend. — Dar preußische Herrenhaus nahm am Sonnabend die Schlußberatung de» vom Abgeordnetenhause geänderten AuSführungSgesetzeS zum HandelSgesetzbuche vor. Da- Abgeordnetenhaus hat den Artikel über die Auslörbarkeit von Aktiengesellschaften wegen gemeinschädlicher Handlungen gestrichen. Referent Oberbürgermeister Struckmann- HildeSheim beantragte die Wiederherstellung des gestrichenen Artikels in anderer Form: Danach soll die Auflösung einer Aktiengesellschaft oder einer Kommanditgesellfchafl auf Aktien erfolgen können, wenn sie sich rechtswidriger Handlungen oder Unterlassungen schuldig macht, durch die da- Gemeinwohl ge- sährdet wird. Nach längerer Debatte wurde der Antrag Struck mann und mit dieser Aenderung das ganze Gesetz angenommen. — Es folgte die Schlußberatung de» vom Abgeordnelenhause geänderten Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Ge- setzbuche. DaS Abgeordnetenhaus hatte hier die Bestimm ungen über Familienstistungen, Außerkurssetzung der Inhaber- Papiere und Mündelsicherheit der Kommunalobligalionen der Privatbanken geändert. Referent vr. Schelling empfahl unveränderte Annahme der Abgeordnetenhuusbeschlüsse. Nach längerer Debatte wurden die Bestimmungen über SNslungen und Außerkurssetzung der Jnhaberpapiere nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses angenommen. Bei der Abstimmung über den Punkt betreffend die mündelsicheren Effekten wurde der vom Abgeordnetenhause eingesügte Zusatz, wonach auch die von einer preußischen Hypothekenaktienbank ausgegebenen Kommunal- obligativnen als mündelsicher gelten sollen, gestrichen — Der Gesetzentwurf betreffend die Landesbank in Wiesbaden wurde debatteloS angenommen — ES folgte die Beratung des Gesetzentwurfs betreffend die Gerichtsorganisation für Berlin und Umgebung. Er wurde unverändert nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses angenommen. — Damit ist das ganze Gesetz zur Annahme gelangt. — Hierauf gab der Präsident die übliche GeschästSübersicht und schloß dann mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König die Sitzung — DaS preußische Abgeordnetenhaus beschäftigte sich am Sonnabend mit der Beratung der in abgeänderter Fa 'ung von dem Herrenhaus zurückgelangten beiden Vorlagen In dem AusführungSgesrtze zum Handelsgesetzbuche hat daS Herrenhaus die Befugnis zur Auflösung von Aktiengesell schaften wiederhergestellt. Nach kurzer Debatte stimmte das Haus dem Beschluß des Herrenhauses zu. DaS AuSsührungS- gesetz zum Handelsgesetzbuch ist damit genehmigt. — Es folgte die Beratung deS Ausführungsgesetzes zum Bürger lichen Gesetzbuche, wo daS Herrenhaus die Mündelsähigkeit der Kommunalobligalionen gestrichen hatte. — Ein von Mit gliedern aller Parteien unterstützter Antrag, diesen Artikel 73 wiederherzustellen, wurde angenommen. (Bewegung.) — Präsident v. Kr Scher nimmt da» Wort zu Folgendem: Es liegt kein weiterer Stoff vor. Ich darf wohl die Ermächtigung voraussetzen, je nach Bedürfnis noch eine Sitzung abzuhalten Ich schließe die Sitzung. Potsdam. In Gegenwart Sr Majestät des Kaiser« fand am Sonnabend mittag die Einweihung des neuen Kuppelbaues und des großen Refraktors im astro physikalischen Observatorium auf dem Telegraphenberge statt. Der Feier, welche im Kuppelsaale stattfand, wohnten ferner bei: Prinz Ernst von Sachsen-Altenburg, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, Wirk! Ober-RegierungS- Rat Dr. v Bartsch vom Kultusministerium, General adjutant General der Infanterie v. Plessen, General ä la suits Sr. Majestät des Kaisers v. Scholl, Ober-Hof- und Hausmarschall Graf zu Eulenburg, der stellvertretende Oberpräsident v. Meusel, der Chef der Oberrechnungs kammer, Polizeipräsident v. Balan, der Oberbürgermeister von Potsdam, Prof. v. Bezold, Geh. Rat Prof Förster und Prof. Knorre Cronberg. Der König von Griechenland traf gestern mittag zum Besuche Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich in Schloß FriedrichShof ein und nahm dann am Nachmittag mit Ihrer Majestät an der Goethe-Feier in Frankfurt a M teil. Um 7 Uhr erfolgte die Rückkehr der hohen Herrschaften nach Schloß FriedrichShof; um 10 Uhr setzte der König seine Reise fort. Köln Die Beisetzungsfeierlichkeiten für Weihbischof vr. Schmitz verliefen unter regster Beteiligung der Be völkerung und unter Teilnahme von Vertretern der staat lichen und städtischen Behörden, der Geistlichkeit und zahl reicher katholischer Vereine. Die Beerdigung erfolgte in der Pfarrkirche St Martin. Neisse. Die Beteiligung an der 46. General versammlung der Katholiken Deutschlands scheint hinter derjenigen der Krefelder Generalversammlung nicht zurückbleiben zu wollen Die erste Präsenzliste weist be reits 1464 Namen auf Die Zahl der eingelaufenen Anträge beläuft sich bisher auf 28. Obenan steht der die Unabhängiqkeit de« Papstes fordernde Antrag der Abgeordneten v Arenberg, Bachem, Gröber, v Heereman, v Hompesch, vr. Lieber, Porsch und Schädler. Der katholische Äesellenverein Neisse empfiehlt da« neue Hand werkergesetz der Beachtung der Gesellenvereine. — Von Goldberg liegt ein Antrag vor, der sich gegen die an Sonn- kagen verkehrenden billigen Sonderzüge und Rückfahr tarten zum einfachen Preise richtet, weil dadurch die Entheiligung de« Sonntag« befördert und unterstützt werde Eine ganze Reihe von Anträgen haben die ve«. schiedenen katholischen Mäßigkeit«vereine zur Unterstützung ihrer Bestrebungen eingebracht Auch zum Thema „Soziale Frage" liegen mehrere Anträge vor. Rektor Huppert-BenSheim und vr. Pieper wünschen die Errich tung öffentlicher Lesehallen. Pfarrer Engel-Alt-Zülz be- antragt, die Versammlung solle ihre Ueberzeugung dahin aussprechen, daß die Erteilung de« Religionsunterricht» in der Volksschule im Interesse der Religion und Sitt lichkeit wie der Heranbildung treuer Glieder der Kirche und guter Bürger des Staate« in der Muttersprache zu geschehen habe, und ein sehr ausführlich von Huppert, Fabrikant Brandts u a. begründeter Antrag in Sachen der Presse und schönen Litteratur liegt vor. Schließlich wird auch wieder gegen die farblosen Zeitungen Stellung ge nommen. Die Tagesordnung für die öffentliche General versammlung ist bisher noch nicht veröffentlicht worden, doch verlautet, daß u a die Stellung zur Kanalvorlage, da» Zusammengehen mit der bayerischen Sozialdemokratie und die Polenfrage in den Bereich der Erörterungen ge zogen werden sollen — In der für den Katholikentag errichteten Festhalle fand gestern eine Festversammlung katholischer Arbeitervereine statt Die Teilnehmer an der Ver sammlung, etwa 150 Vereine mit 4000 Personen, hatten sich in feierlichem Zuge nach der Festhalle begeben Räch der Begrüßung durch den Bürgermeister brachte der Vor sitzende ein Hoch auf Se Majestät den Kaiser und den Papst aus. Reden hielten u a Abgeordneter vr. Hille und Pater Auracher. tsterretch-Ungarv. Ischl. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Johann Georg von Sachsen trafen gestern vormittag hier ein und wurden vom Kaiser empfangen Sie nahmen an der Kaiserlichen Familientafel teil und reisten dann weiter nach Gmunden. »'l Klagenfurt. Freitag abend fanden wieder An sammlungen, jedoch ohne tumultuarische Vorgänge statt Die Polizei unter Beihilfe von Militär zerstreute ohne Schwierigkeit die Menge. 14 Personen wurden wegen Widersetzlichkeit verhaftet Krank reich. Paris. Die Staatsanwaltschaft hat beschlossen, alle Zeitungen, die in der letzten Zeit zum Aufruhr aufforderten, gerichtlich zu verfolgen. — Die wegen Ajufreizung zu Straßendemonstrationen in Unter suchung gezogenen Blätter sind: „Jntransigeant", „Soir", „Libre Parole", „Patrie", „Journal du Peuple". — Gegen den Herausgeber des „Eclair" Sabatier und gegen den Journalisten Sassajoux ist Untersuchung wegen Publika tion eines geheimen Schriftstückes, sowie wegen Fälschung eingeleitet, weil dieselben im September 1896 den Brief „cotts eavaiUs 6s v. . ." veröffentlichten und anstatt v . . DreysuS setzten In drei Wochen wäre Verjährung eingetreten — Gegen Jules Guörin, der au« dem Haufe der Rue Chabrol auf mehrere Polizisten geschossen hat, ist die Untersuchung wegen Mordversuchs eingeleitet worden Man glaubte bisher, daß er blind geschossen habe, doch haben Polizisten jetzt Kugelsragmente in der Maner de« gegenüberliegenden Hauses gefunden. — In der Rue Chabrol herrschte während der Nacht zum Sonntag vollkommene Ruhe. Gestern früh wurde eine Person, welche durchaus in die Straße ge langen wollte und gegen die Garde röpublicaine vor gegangen war, verhaftet und auf da« Kommissariat ge führt. Tort wurde festgestellt, daß diese Person einen geladenen Revolver bei sich trug. — Gegenüber gewissen Gerüchten über die statistische Abteilung des Generalstab« teilt eine Note der „Agence HaoaS" mit, daß das Kriegsministerium sich nicht mehr mit Spionagefragen beschäftigt, da diese Obliegen heiten der Abteilung für Allgemeine Sicherheit im Ministerium des Innern zugeteilt sind. — In einer Besprechung der Zwischenfälle in der vorgestrigen Sitzung des Kriegsgerichts in Renne« sagen die revisionistischen Blätter, es sei ein reiner Theater coup gewesen; unbedingt müsse du Paty vernommen werden Die revisionsfeindlichen Blätter erklären, die Aus sage des Hauptmanns Freystätter habe keine große Be deutung, da dieser selbst gesagt habe, die Mitteilung der Geheimakten habe auf den Spruch des Kriegsgericht« nur Lösung lregt einfach in dem unlösbaren Widerspruch zwischen den Ausgaben, die ein guter Biograph sich setzen muh, in unserem Falle mit noch heiligerem Eifcr und noch größerer Strenge setzen muß, als in jedem anderen, und zwischen den Forderungen, die die Nichtbiographen an die ideale Goethebiographie erheben. Im Altertum ging cine Sage: die Epheser hätten, des alten Kolossalbildcs ihrer hundertbrüstigen Artemis müde, Bildhauer aus aller Welt herzugerufen, eine neue Statue der Göttin zu schaffen. Da aber jeder, der die schlanke Mond- und Jagdgöttin darstellen wollte, damit beginnen mußte, sein Bildwerk aus die natürlichen Glieder und Proportionen zurück- zuführcn, und die Epheser keine der vielen Brüste ihrer großen Diana missen wollten, so konnte e« ihnen auch der beste nicht zu Dank machen. Jeder Goethebiogroph, wie weit er immerhin den Rahmen seines VilveS spannen mag, ist notwendig zur Auswahl aus der ungeheuren Fülle des Material« gezwungen. Er mag alles kennen und prüfen, er mag die Dinge bi« zum Aeußerstcn ver dichten, er muß dennoch Unzähliges weglasien. Er kann auf die tausend und aber tausend Beziehungen und Deut ungen der einzelnen Werke so wenig eintrcten, als jeden Brief und Zettel Goethes (die Briefe, nur bis 1805, füllen in der großen Weimarer Au«gabe der „Werke" achtzehn Bände) seiner Darstellung einveileiben Diese künstlerischen Vorbedingungen einer guten LebenSgcschichte werden allerseits zugestanden. Aber gegen jede Ausführ ung erheben sich die Anschuldigungen der Unvollständig keit, der wissenschaftlichen Unzuverlässigkeit, deS Ueber- sehen« angeblich wichtiger Punkte. Und ginge eine Bio graphie so in die Breite und stellte Goethes drciundachtzig Lebensjahre dar, wie W Herbst die vier Sommermonate in Wetzlar geschildert hat, so würde sie wiederum de« Mangels an Zusammenfassung und klarer Uebersicht ge ziehen werden Es steht nicht ander«, e« muß dem per sönlichen Geschmack, dem subjektiven Bedürfnis des Ein zelnen überlassen bleiben, welche Lebensdarstellung ihm Genüge leistet Gleichsam al« ein Symbol des vergeblichen Bemühen« allen Ansprüchen zu genügen, erscheint im diesjährigen „Goethe-Jahrbuch" die Geheimgeschichte der vielberühmten Jubiläumsmedaille von 1825 bi« 26, mit ihrer wunder bar einfachen, das einzige Verhältnis Goethes zu seinem Fürstenhaus spiegelnden Inschrift: „Karl August und Luise. Goethcn". Die m Goethes fünfzigjährigem Dicnst- jubiläum (das am 7. November 1825, als dem Tage, an dem er vor fünfzig Jahren in Weimar eingetroffen war, gefeiert wurde) bestimmte große Denkmünze von der Hand des Berliner Medailleurs Heinrich Fran, Brandt war, bevor sie im Herbst 1826 endgiltig ausgeführt und geprägt wurde, der Gegenstand einer bitter» Enttäuschung und langwieriger, zäher, doch nur halb zum Ziele führender Verhandlungen gewesen Ta galt wieder einmal selbst für den engen Raum einer Denkmünze Schillers Wort: Leicht bei einander wohnen die Gedanken, Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen! Wie leicht, vollendet und wunderbar ergreifend war Karl Augusts Handschreiben zum Jubiläumstage aus der Feder des großherzigen Fürsten geflossen: „Gewiß betrachte ich mit allem Recht den Tag, wo Sie, meiner Einladung folgend, in Weimar eintrascn, als den Tag des wirklichen Eintritts in meinen Dienst, da Sie von jenem Zeitpunkt an nicht aufgehört haben, mir die erfreulichsten Beweise der treuesten Anhänglichkeit und Freundschaft durch Widmung Ihrer seltnen Talente zu geben Die fünfzigste Wiederkehr dieses TageS erkenne ich sonach mit dem leb haftesten Vergnügen als da« Dienstjubelfest meine« ersten Staatsdiener«, des Jugendfreundes, der mit unveränderter Treue, Neigung und Beständigkeit mich bis hierher in allen Wechselfällen deS Leben« begleitet hat, dessen umsichtigen Rat, dessen lebendiger Teilnahme und stets wohlgefälligen Dienstleistungen ich den glücklichen Erfolg der wichtigsten Unternehmungen verdanke und den für immer gewonnen zu haben ich al» eine der höchsten Zierden meiner Re gierung achte" Und wie quälten sich der Fürst und seine Bcauftragten und anderseits der arme Medailleur, al« es galt, dieser Gesinnung in Gold und Bronze einen künstlerischen Ausdruck zu geben! Wie gepreßt klingt da« Schreiben de» Kanzler» v. Müller an Brandt vom S. November 1825, in dem gegen die Ausführung de« Kopfe« der Großherzogin Luise und gegen die un förmige fleischige Masse des unteren Teil» von Goethe« Bild protestiert wird! „So kann vielleicht da» Unglück aulgeglichen werden, da« urS zugrstoßen ist und uns wirklich unaussprechlichen Kummer bereitet hat, indem eS unsere Hoffnungen vernichtet, die doch so berechtigt waren, da sie sich auf Ihr Genie und auf das große Talent stützten, von dem Ihre erste Medaille auf den Großherzog einen so eklatanten Beweis gegeben hatte. Ich empfinde wirklich lebhaften Schmerz, indem ich Ihnen diesen Brief schreibe, denn ich weiß im voraus, wie verdrießlich er Ihnen sein muß." An einer endlosen Kette von möglichen und unmöglichen An forderungen und Bedenken aller Art schleppte sich dann die Angelegenheit weiter hin, bis Karl August unterm 22. August 1826 von Wilhelmsthal aus resigniert ent schied: „Lassen Sie die Medaille fertig machen. Das Kind ist einmal schief auf die Welt gekommen, kein Streckbett wird eS ganz gerade richten" Die halbe Zu friedenheit mit dem Goethekopf auf dieser Jubiläums- medailles ist typisch für die Stimmung geworden, in der jedes abgeschlossene Denkmal Goethes und jedes biogra phische Werk begrüßt zu werden pflegt. E« ist eine von vielen Betrachtungen, die der Tag nahe legt, und eine von denen, die die jüngsten unter den heute den Dichter Feiernden, die voraussichtlich das zweihundertste Geburtsfest de« Dichters erleben werden, in fünfzig Jahren vielleicht auch noch anzustellen haben. Wenn nicht, um so besser. Daß keine auch für klassisch erklärte Lebensgeschichte Goethes die Wirkung seiner großen Autobiographie uns der an sie angeschlossenen autobiographischen Schriften je ausheben oder entbehrlich machen könnte, braucht für die Wissenden nicht gesagt zu werden. Der prächtige Leipziger Rochlitz, unter den Goetheoerehrern einer früheren Generation einer der warmherzigsten, liebenswürdigsten, aber auch einsichts vollsten, hat eben Recht behalten, wenn er im Februar 1815 über die „mit jedem Bande reichere, tiefer ein greifende, höher hebende und oft wahrlich entzückende" Fortsetzung von „Dichtung und Wahrheit" an Goethe schrieb: „Da stehe denn wenigstens die Versicherung hier, daß ich, wiewohl durch den Krieg und seine Folgen fast um die Hälfte meine» Vermögens gebracht, wahrlich jeden Band der Fortsetzung jenes Werke», müßte vaS sein und ließe er sich damit herauslocken, gern mit Golde gleichen Gewicht» aufwiegen würde" und nach einer er ¬ neuten Lesung der „Italienischen Reise": „Nun finde ich höchst unerwartet am Ende den zweiten Aufenthalt in Rom. Welch ein Fest! Vierzehn Abende nacheinander hat es gedauert. — Was soll ich über dies Bändchen sagen? Wie es ist — gerade so wie eS ist — auch in diesem Anschein von Fragmentarischem bei so vollkommen innerer Organisation und Befriedigung — zähle ich es zu dem Allervortrefflichsten, was wir Ihnen verdanken Doch ich will nur von mir sprechen Wenn irgendwo, wenn irgend durch was Ihr ganzes, reiches, schönes, eigentümliches, in sich vollendete« Sein und Wesen lebendig vor die Seele de» Beschauers tritt, so ist eS da!" Der Ausdruck des Enthusiasmus vergangener Tage gemahnt uns daran, daß e« eine Zeit gab, in der die Eindrücke der Natur und der Dichtung Goethes, unter denen wir ausgewachsen sind, ganz frisch und neu waren. Einen köstlichen Besitz schätzen die, die ihn frisch errungen haben, immer höher, als die, die von Jugend auf ge wöhnt sind, ihn als unverlierbares Erbteil anzusehen Ein Fest aber wie der 150 Geburtstag Goethes sollte doch nicht vorübergehen, ohne daß man sich einmal vor Augen stellt, was wir entbehren würden, wenn die sicheren und unschätzbaren Besitztümer, die bedachtloser Frevel bald als veraltet, bald als entbehrlich hinstellt, für uns in der That verschwunden wären und wir nur au» dem Zeugnis der Glücklichen von ihnen wüßten, die sie vor Zeiten gekannt und gewürdigt haben Eine einzige solche Vorstellung reicht hin, um Gutenberg» Kunst, deren Kehrseite wir inzwischen auch sattsam kennen gelernt haben, wieder zu höchsten Ehren zu bringen Doch der Druck kann die Schöpfungen de» großen Dichter» nur erhalten, leben müssen sie in ihrem Volke; und wer wollte heute zweifeln, daß sie leben! Goethe-Feier in Frankfurt a. M. * Au» Frankfurt a. M wird unS gemeldet: Die Festlichkeiten zum 150. Geburtstag Goethe« haben gestern mit einem HuldigungSakte vor dem Goethe- Denkmal ihren Anfang genommen Der Goethe-Platz ist au» diesem Anlässe prächtig geschmückt worden. 30
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