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Dresdner Journal : 31.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908319
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-31
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 31.08.1899
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vrt»L«drrt«. Hür Dresden viertrljShrlichr 2 Mark Sv Pf., bei den Kaiser lich drntschea Poftaastaltr» vterirljShrlich S Mark; außer halb de» Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abends. F«rnspr.-Anschluß:Nr 1T-L Ares-ner Journal. «»tüudt,un,Sgkdützren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift SV Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps Bei Tabellen- und Zisscrnsatz entsprechender Ausschlag. ver««»,eder: Ksnigliche Expedition des Dresdner Jvurnals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr.Anschluß: Rr.t»»». 202. Donnerstag, den 31. August abends. 1800. Bestellungen auf'da» „Dresdner Journal" für den Monat werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger ftraße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Braner (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von SS p». angenommen. Bei den Postaustaltea des Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis für diese Zeit I In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften deS oberen Elb- thales bis Schandau, in denjenigen des unteren LlbthaleS bis Meitze« und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS in- Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle des Dresdner Ionrnals. Amtlicher Teil. Dresden, 31. August. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute früh 2 Uhr 45 Min. von der Reise nach Eng land über Gmunden nach Dresden zurückgekrhrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der König!. Großbritannische Generalkonsul Freiherr von Tauchnitz in Leipzig das ihm von Sr. König!. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Coburg und Gotha verliehene Comlhurkreuz 2. Klasse des Herzog!. Sachsen - Ernestinischen Hau»- ordenS annehme und trage. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Generalkonsul für Para guay, Kaufmann Wiedemann in Dresden, den ihm von Sr. Majestät dem Sultan der Türkei verliehenen Medjidiorden 3. Klasse annehme und trage. Srueuuungeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I» GtschSstsberetche SeS Ministeriums ser Finanzen. Bei der Poftver waltung ist ernannt worden: Franck, zeüher PoftanwSrier, al» Postassistent im Bezirke der Kaiser lichen Ober-Poftdirektion zu Chemnitz. Im «eschift-deretche SeS Ministerium« se« Kultus uns öffentlichen Unterricht«. Zu besetzen: die ständige vehecrftelle an der Schule zu Schkortitz. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer freier Wohnung und Gonen- genuß: 1200 M. Gehalt, 72 M für Fortbildungsschuluntenicht und 86 M für Turnunterricht Bewerbungen mit den er- sorderlichen Beilagen sind bi« 17. September an den König! BezirkSschulinspektor vr. Hann« in Grimma zu richten; - die Filialkirchschulstelle zu Stockheim bei Lausigk. Kollator: da« König! Ministerium der KuliuS und öffentlichen Unterricht«. Einkommen außer freier Wohnung im Schulhause und Sarten- gcnuß: Isov M vom Schuldienste, 250 M vom Kirchendienste, 72 M. für Fortbildungsschulunlerricht und IO M. für Turn unterricht Sewcrbungsgesuche mit sämtlichen Zeugnissen sind dir zum 2V September bei dem König! BezirkSschulinspcktor Schulrat vr. Putzger in Borna einzureichen Nichtamtlicher Teil Ueber die BrandschatzungSgesahr für die deutschen Seehäfen. Die Gefahr der Brandschatzung der deutschen Seehäfen wird vielfach unterschätzt, ebenso wie die jenige feindlicher Landungen. Beide sind freilich erst dann denkbar, wenn unsere Flotte vom Feinde gründlich geschlagen worden wäre, aber da» ist leider bei den setzigen Stärkeverhältnissen der Flotten de» Zwei- dundeS oder Englands eine Sache, mit der man rechnen muß. Wenn unsere Flotte geschlagen ist, so kann eine starke französische oder englische Flotte ruhig Hamburg angreifen und dabei an einem Tage vielleicht Milliarden vernichten! DaS AuSloten deS Fahrwassers bis Cuxhaven macht gar keine Schwierig keiten. Die Küstenwerke bei Cuxhaven können dann von einer überlegenen Flotte mit starker Uebermacht angegriffen werden, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie still gemacht s nd. Wenn auch große Küstenbatterien bis zu 20 Geschützen haben, so liegen die Verhältnisse doch meist so, daß die angreifende Flotte daS Drei- bis Vierfache gegenüberstellen kann und außerdem den großen Vorteil hat, ein Küsten werk nach dem anderen mit Uebermacht zu erdrücken. Deshalb ist er ganz aussichtslos, oberhalb oder unter halb der schon bestehenden Werke noch mehr Kanonen aufzustellen. Al» Stützpunkte für eine kräftige Flotte sind die Befestigungen wirksam, allein sind sie der feindlichen Seemacht über kurz oder lang verfallen. Dampfschiffe mit dem großen Vorzug steter Be weglichkeit sind eben Küstenwerken überlegen; de»halb ist die Zerstörung solcher Werke durch Schiffe nur eine Frage kurzer Zeit und starken Verbrauch» an Munition. Wenn e» dem Feinde gelänge, Cuxhaven zum Schweigen zu bringen, so könnte er auch die Minensperren bequem beseitigen, wozu die Technik heute vielerlei Mittel hat. Dann wäre die Elbe für kleine Schiffe frei; denn auch Sperren von versenkten Handelsschiffen im Fahrwasser würden durch Spreng ungen sownt zu beseitigen sein, daß kleine Panzer schiffe, die die Franzosen oder Engländer zu solchem Zwecke wahrscheinlich gleich mitbringen werden (sie haben deren genug unter ihren Küstenvertridigern) und Torpedoboote flußaufwärts dampfen könnten. DaS Fehlen der Seezeichen bereitet dabei durchaus keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Wenn auch unter unseren braven Lotsen und Fischern, die das Fahrwasser kennen, gewiß keiner zum Vaterlands- Verräter werden würde, so fahren doch seit Jahren eine Menge englischer, französischer und anderer Kapitäne auf Handelsdampfern die Elbe auf- und abwärts, die alle das Fahrwasser schon ohne Bojen und Baken zu finden wissen und sicher ihren Lands leuten beim Einsteuern helfen würden. An schwierigen Stellen würde man loten und dabei auch einige mitgenommene Handelsdampfer auf Grund setzen; diese würden für den Angreifer d e Seezeichen bilden. Nun stelle man sich vor, wie ein halbes Dutzend Küstenpanzerschiffe, etwa von der Größe der Siegfried klasse mit 5 w Tiefgang (der Schnelldampfer „Auguste Viktoria" hat etwa 7m!) im Hamburgischen Hafen Hausen würden! Sie würden natürlich ein Ultimatum an den Senat stellen, binnen so und so viel Stunden so und so viel hundert Millionen Mark zu zahlen, widrigenfalls sie Schiffe, Warenspeicher und die Stadt mit ihren mächtigen Geschützen in Brand schießen würden. Die Torpedoboote würden sie durch Sprengen der Schiffe, Zerstören von Schleusen und Brücken und ähnliches kräftig unterstützen. Wer den möglichen Schaden berechnen will, der berechne sich, wie viel die an einem beliebigen Tage im Hafen liegenden Schiffe nebst Ladung wert sind, ferner wie viel Millionen Mark in den Waren stecken, die in den Lagerhäusern und Schuppen un mittelbar an den Hafenkojen aufgestapelt sind, ferner wieviel Geld die beiden nicht eben schwer zu zer störenden Etbbrücken gekostet haben und die städtischen Wasserwerke, und wieviel Kosten es der Stadt Ham burg machen würde, einige Hundert in den Häfen versenkter Handelsschiffe wieder zu heben oder doch die Häfen von den Resten zu säubern rc., Hamburg wäre dann viel schwerer geschädigt al» zur Zeit der Franzosenherrschaft im Anfänge dieses Jahrhunderts. Man halte dies Schreckensbild nicht für ein Ding der Unmöglichkeit, weil eS dem sogenannten Völker rechte zuwiderlaufen soll, offene Städte in Brand zu schießen. Diese- Völkerrecht steht selbst nach der Haager Friedenskonferenz nur auf dem Papier. E» wäre also blinde Thorheit, wenn man sich einbilden wollte, ein Feind, der die Macht hat, würde davor zurückschrecken. Tagesgeschichte. Dresden, 3l. August. Zur heutigen König lichen Tafel im Schlosse zu Pillnitz waren Frl. Marie v. Minckwitz und Frau Freifrau v. Müller, geb. v. Horvath mit Einladungen ausgezeichnet worden. Dresden, 31. August. Se. König!. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte gestern von 7 Uhr vormittag ab der Besichtigung der 2. In fanterie-Brigade Nr. 46 auf den GarnisonübungS- plätzen bei. Dresden, 3l. August. Ueber die Reise nach Eng land, von der Se König!.Hoheit der Prinz Johann Georg heute 2 Uhr 45 Min früh wieder hier ein getroffen ist, nachdem Höchstderselbe noch einige Tage mit seiner erlauchten Gemahlin in Gmunden verlebt hatte, wird unS nachstehende« mitgeteilt: Die Reise, welche Se. Königl. Hoheit am l8. Juli d. Js. in Be gleitung des Hauptmanns v. Tschirschky und Bögen- dorff von Schwalbach auS antrat, war vom Wetter ungemein begünstigt; sie galt zunächst den landschaft lichen Schönheiten Englands und Schottlands und bot Gelegenheit, die zahlreichen interessanten Kirchen und Kathedralen in Augenschein zu nehmen. Der fünf tägige Aufenthalt in London wurde neben der Be sichtigung der hervorragendsten Privatgalerien, wie Bridgewater-, GroSvenor- und Staffordhvuse, zu Aus- fiügen rach Windsor, Hampton Court, Richmond, St. Albans, Brighton und Chichester benutzt. Es folgte dann ein Besuch der altehrwürdigen Universitäts stadt Oxford, von Kenilworth, Warwick und Strat ford on Avon. Ueber Worcester, Gloucester, Bristol und Wells begab sich der hohe Reisende nach dem an großartigen Küstenscenerien so reichen Kap Landiend und dann über Plymouth, Exeter, Salisbury und PortSmouth nach der Insel Wight, wo sowohl in Ventnor, als auch in Freschwater kurzer Aufenthalt genommen wurde. Nachdem CoweS, Southampton und Wincester gestreift und London nochmals berührt worden waren, begab Sich Se. Königl. Hoheit rach Cambridge und dann über Lichfield nach dem malerischen Chester. Mittels Wagen wurde dann am Winder mere, dem Nydalwaler, Grasmere, Thirlmere entlang nach dem Derwentwater bei Keswick und per Bohn über Carlisle nach Glasgow gefahren. Nach kurzem Aufenthalte dort aalt der nächste Besuch den schot tischen Seen Loch Lomond, Loch Arklet, Loch Katrine, Loch Achray und Loch Vennachar mit ihren zahlreichen Erinnerungen an Scott. Besondere Erwähnung ver dient auch daS unvergleichlich schön gelegen Edinburgh mit seinen historischen Stätten, während auch Perth, St. Andrews, Aberdeen, Melrose und RoSlin, sowie eine Fahrt durch den Caledonien Canal von Jnverneß nach Oban viel Interessante- boten. Den Glanzpunkt bildete die Fahrt um die Insel Mull mit dem Be suche von Jona und Staffa. Ueber Berwick, Durham, Uork, Linkoln, Peterborough, Ely, Norwich, London, Rochester, Canterbury, Dover und Ostende erfolgte dann die Rückreise. — Se Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg nahm heute nachmittag H4 Uhr an der Tafel bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg in der Prinzlichen Villa zu Hosterwitz teil. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg hat sich heute nachmittag zu den Herbstübungen de» Schützenregiments Nr. 108 in das Manövergelände begeben und wird von heute bis zum 1. September in Wachau bei Radeberg und vom 1. bis 15. September in Bischheim bei Kamenz Quartier beziehen. Am 15. September nachmittag- wird Se. Königl Hoheit nach Dresden zurückkehren. DreSde«, 31. August. Das am heutigen Tage ausgegebene 11. Stück des Gesetz- und Ver ordnungsblattes für das Königreich Sachsen ent hält: Verordnung vom 23. Juli 1899 zu weiterer Ausführung deS Gesetzes vom 1. Juni 1898, die Ein führung einer allgemeinen Schlachtvieh- und Fleisch beschau betreffend; Dienstanweisung für die Fleisch beschauer zu dem gleichen Gesetze, vom 23. Juli 1899; Verordnung vom 24. Juli 1899 zur Ausführung de» Gesetzes vom 2. Juni 1898, die staatliche Schlacht viehversicherung betreffend. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag von 9 Uhr ab die Vorträge de« Chefs de« Zioilkabinett», Wirk! Geh Rate» vr. v. LucanuS, und de» Chef« de» Admiralstabe« der Marine, Kontreadmiral« Bendemann — Der genaue Wortlaut de» am 26. d Mt» in Washington unterzeichneten Abkommen« zwischen der Kaiser! Regierung und der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika über den gegenseitigen Austausch . von Postpaketen, dessen wir bereit« gestern an anderer Stelle kurz Erwähnung aethan haben, liegt noch nicht vor. Die „Nordd Allg Atg " ist indessen in der Lage, über den wesentlichen Inhalt der vereinbarten Bestimm ungen auf Grund der Verhandlungen folgendes mitzu teilen: E« handelt sich um Pakete ohne Wertangabe bi« 5 üzx. Die Pakete bilden einen Teil der Post Sie werden ausgewechselt zwischen den Postämtern in Bremen und Hamburg einerseits und dem Post amt in New-Nork anderseits. Die Länge eine« Paketes darf 105 cm, der größte Umfang, um die Sendung herumgemeffen, 180 cm nicht über steigen In den Taxen für Pakete nach den Vereinigte« Staaten tritt, je nach der Lage des Bestimmungsort«, eine mehr oder minder erhebliche Verbilligung ein. Hin sichtlich der Ersatzleistung im Falle des Verluste« oder der Beschädigung eine« Pakete« während der Beförderung besteht dasselbe Verhältnis wie bei den Einschreibesend ungen deS deutsch-amerikanischen Verkehrs. Hierzu bemerkt daS genannte Blatt: Eine eingehendere Würdigung dieser Bestimmungen wird für später vorzubehalten sein Schon jetzt aber läßt sich sagen, daß dieselben für den deutschen Export nach Amerika wesentliche Vorteile bieten und hoffentlich ein neues und wichtige« Element zur Belebung desselben bilden werden. Mit der Förderung de« wirt schaftlichen Güteraustausche« wird ein fernere« Band der Interessengemeinschaft um die beiden Nationen geschlungen, wa« auch für die politischen Beziehungen zwischen Deutsch land und den Vereinigten Staaten nur freudig begrüßt werden kann Mit Recht hat die amerikanische Presse in ihren durchaus günstigen Besprechungen des Abkommens diese politische Seite desselben mit besonderer Genug- thuung und Sympathie hervorgehoben. — Im Anschluß an die zur Abwehr der Pest gefahr eingerichtete gesundheitspolizeiliche Kontrolle der Seeschiffe und die erlassenen Einfuhrverbote sind, wie die „Nordd Allg Ztg " vernimmt, weitere Vorsichtsmaßregeln in die Wege geleitet worden Der Reichskanzler hat die Bundesregierungen ersucht, die allgemeine Anzeigepflicht Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 30. d MtS: „Der Waffenschmied". Komische Oper in drei Akten von Albert Lortzing Al« Gäste erschienen zum zweiten Male die Herren Eteffen« und Nowack auf der Bühne, jener al« „Hans Et-dinger", dieser al« „Knappe Georg". Einer wirk samen Verkörperung de» berühmten Wormser Waffen schmiedes und Tierarzte» kamen die stattliche Figur und die sonore, in der Mittel- und höheren Lage besonder« ausgiebige und tragfähige Stimme des Hrn Steffens sehr vorteilhaft zu statten Nach der Tiefe zu verlor das Organ jedoch an Kraft und Fülle. So war z B m der absteigenden 6-äur»Skala de« zweiten Finale« von den beiden letzten Tönen kaum etwa« zu hören Mit dem sang- und dankbaren Liede „Auch ich war ein Jüngling", einem glücklichen Gegenstück zu dem welt bekannten Zarenlied, hatte der Gast trotz merklicher Jn- tonation»schwankungen einen so lebhaften Erfolg, daß er sich zu einer den Manen LortzingS gewidmeten v» capo-Strophe verstehen konnte Im Spiele ließ Hr. Steffen«, im Gegensatz zu den hiesigen Vertretern der Partie, die bürgerliche Behäbigkeit der Rolle hinter allzu große Jugendlichkeit und Lebhaftigkeit zurücktreten — Hr Nowack wußte sich dem Zusammen- spiel mit musikal,scher und darstellerischer Sicherheit und ergötzlicher Beweglichkeit in Wort und Gesang vortrefflich einzusügen Die Neigung zu naturalistischer Behandiung der hohen Töne und der nasale Beiklang de« Organ« erschienen gestern zwar weniger auffällig, erweckten aber gleichwohl erneute Sehnsucht nach einer weichen, klang- imd schmelzreichen Tenorstimme. Hr Scheidemantel erntete al« „Gras von Liebenau" und nicht zum wenigsten mit dem Vortrag der stimmungsvollen Klcffelschcn Ein ¬ lage im zwerten Akte wieder rm reichsten Maße den herzlichen Ausdruck einer seit Jahren in zahlreichen Rollen ernsten und heiteren Charakter« wohlerworbenen Anteil nahme de« Publikum«, und Frl. Nast erfreute die Hörer namentlich in der großrngelegten Schlußscene des ersten Akte« durch die gleichbleibende Frische, Klarheit und Biegsamkeit ihrer prachtvollen Sopranstimme U S. Die Deutsche KuuftauSstelluug Dresden I8SS. XVIII. Die Plastik. Wir haben in der Reihenfolge unserer bisherigen Kunstberichte den Gang eingehalten, der nach unseren Er fahrungen dem Grade des Interesses entspricht, den da« Publikum im allgemeinen für die verschiedenen Gattungen der Kunst an den Tag zu legen pflegt Ohne Zwerfel steht in dieser Hinsicht die Malerei noch immer allen übrigen Zweigen der bildenden Kunst voran Aus diesem Grunde suchten wir zuerst die Aufmerksamkeit auf die her vorragenden Werke des Pinsels zu lenken und unterzogen sodann die kunstgewerbliche Abteilung, deren Arbeiten schon au« praktischen Gründen die Anteilnahme aller Au«- stellung«besucher in Anspruch zu nehmen geeignet sind, einer zusamm-nfafsenden Betrachtung Dagegen haben wir di« zahlreichen Werke der Bildnerei bi« jetzt noch nicht erwähnen können und müssen nunmehr eilen, das Ver säumte nachzuholen, um nicht den Anschein zu erwecken, als ob wir die Gleichgiltigkeit, mit der in der Regel die AuSstellungSbesucher an den plastischen Schöpfungen vor übergehen, billigen wollten Allerding« ist diese Gleichgiltigkeit nicht ohne guten Grund. Die Drnkmälerplastik, die in unseren Tagen zur Mode geworden ist und sich bei ihrer Massenhaftigkeit mehr und mehr zu wiederholen ansängt, wird nachgerade langweilig. Es ist kein Genuß mehr, in allen größeren Städten denselben Fürsten und Helden in Stein oder Bronze wrever zu begegnen, und nur ganz hervorragende Leistungen vermögen noch unser Interesse zu erregen Glücklicherweise ist jedoch in unserer Ausstellung von dieser Art der Bildnerei, an der man sich seit Jahren namentlich in den großen Berliner Ausstellungen satt ge sehen hat, nicht« zu bemerken Auch in dieser Hinsicht ist die getroffene Auswahl äußerst glücklich zu nennen, und wenn auch da« in diesem Sommer Gebotene nicht auf der Höhe steht wie die Arbeiten der belgischen Bildhauer auf der 18S7er Internationalen, und die unmittelbare Wirkung der deutschen Skulpturen nicht so gewaltig ist wie damals, so fehlt es uns doch auch gegenwärtig nicht an Werken der Plastik, die uns zu packen vermögen und eine eingehende Besichtigung verdienen Der größte Teil der ausgestellten Skulpturen hat in der großen Mittelhalle Unterkunft gefunden Nur ver einzelte Stücke sind zur wirksameren Dekorierung auf die verschiedenen Bildersäle verteilt worden, wozu dann noch zwei besondere Kabinette für die Sammelauüstellung von Hildebrand und Seffner kommen. Die Ausstellung der verschiedenen größeren und kleineren Bildwerke in der Mittelhalle ist wiederum mit viel Geschmack erfolgt. Um sie hat sich der hiesiae Architekt Gräbner ein große« Ver dienst erworben Allerdings hat er seiner Vorliebe für kräftige Farbenwirkungen reichlich die Zügel schießen lassen. Die Zusammenstellung der gelben Wände und de« ring« herum laufenden blauen FrreseS, auf dem sich künstliche grüne Lorbeerbäume erheben, mit dem roten Fußbodenbelag ist mindestens kühn zu nennen Ver stärkt wird dieser bunte Eindruck noch durch die zahl- reichen roten und blauen Postamente und die bläuliche Tönung der Fenster, die man bisher wohl noch nie für die Zwecke einer Kunstausstell ung versucht hat Auf diese Weise ist ein Fortissimo von Farben entstanden, an da« man sich erst gewöhnen muß Man wird aber zugeben müssen, daß, wenn gegen Abend die Sonne von Westen her in die große Halle hell hmeinschemt, da« so entstehende Konzert sich eigen tümlich schön au«nimmt, obwohl dabei die Frage offen bleibt, wie weit dieser Farbenzufammenklang der Würdigung der Skulpturen dienlich ist. DaS eine aber hat Gräbner sicher erreicht, daß er den Beschauer über die architektonische Nüchternheit deS Raume« hinweg täuscht und durch ihre mit den einfachsten Mitteln er reichte Dekoration nicht hinter der Leistung Wallots von 1897 zurückbleibt Das gewaltigste Werk in der Skulpturenhalle, auf da« der Blick deS Beschauers sofort beim Eintritt in sie gelenkt wird, ist das grüngetönte Gipsmodell zu dem Riesenbrunnen Rudolf Maison« aus München, der für den Rathausmarkt in Bremen bestimmt ist Da es nicht möglich war, den Brunnen in seiner hiesigen Aufstellung so au« dem Wasser austauchen und von Wasser um spülen zu lassen, wie es einst in Bremen der Fall sein wird, so hat man sich damit begnügt, ihn aus einem mit Wasser gefüllten viereckigen Becken emporragen zu lassen, da« von allerhand Blattpflanzen und Fischen be lebt wird Diese Art von Aufstellung zwingt uns daher, die Fülle von Wasser hinzuzudenken, ohne die das Werk der vollen Wirkung entbehrt Aber auch bei der durch die hiesigen Verhältnisse gebotenen Beschränkung ist der Eindruck gewaltig Wir fühlen sofort, daß wir e« hier mit einer hervorragenden Schöpfung deutscher Phantasic- kunst zu thun haben, bei deren Entstehung Boecklin und Gerhart Hauptmann Pate gestanden haben Denn die selben Fabelwesen, die uns in den Bildern de« ersteren und in der „Versunkenen Glocke" de« anderen begegnen, haben hier aus« neue Leben und Gestalt gewonnen Ein riesiger Halbmensch mit zottigem Leib und langem, struppigem Haar, den man al« die Verkörperung de« Meere« aufsassen mag, trägt hier einen von einem urkräftigen Seemanne gesteuerten Kahn, dem der al« Jüngling ausgefaßte Merkur, der Gott de« Handel«, al« Führer vorausschwebt. Recht« klammert sich ein
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