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Dresdner Journal : 12.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990812
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-12
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 12.08.1899
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Beilage zu 186 des AöUVUülA. Sonnabend, den 12. August 18SS, abends. Artliches. Tre-He«, 12. August. * Auf Anregung de» Vorsitzenden der internationalen MotorwagenauSstellung Berlin 1899 berieten am ver« gangenen Donne,»tag ein« Anzahl der sächsischen Mit glieder des Mitteleuropäischen Motorwagenvrreins über Bildung eine« hiesigen Lvkalkomitee« zum Empfang der Teilnehmer an der Automobil-Fernfahrt Berlin- Dresden. Die Versammlung beschloß, zum ersten Vor sitzenden des sächsischen Zweigverein« Hrn Generaldirektor Kommerzienrat Kummer zu wählen Zum ersten Stell vertreter wurde Hr. Fabrikant Nacke, Kötzschcnbroda, zu Schriftführern Hr. ör. ptul. Calberla und Hr Kurt Promnitz gewählt. E« wurde ferner beschlosien, daß alle Dresdner Mitglieder de« Zweigverein« Mitglieder de« Lokalkomiter« sein sollen, und bestimmt, daß die Fernfahrt in der Zeit vom l7. bi« 25. September, möglichst aber an einem Sonntag stattfinden soll Al» Ziel der Fern» fahrt wurde ein großer freier Platz (Alaunplatz) in Au«, sicht genommen, um dem Publikum die Fahrzeuge vor zuführen. Der Zweigverein ist bestrebt, da« Interesse de« Publikum« an den automobilen Fahrzeugen in Sachsen zu wecken, und Aufgabe de« hiesigen Lckalkomitees ist e« insbesondere, in Dresden die Leistungsfähigkeit derselben einer großen Menge vor Augen zu führen -p. Im ersten Stockwerk de« Hause« An der Frauen» kirche 20 (Straßburger Hof), wo die Firma Otto Hahn die Lager« und Verkaufsräume von Uhrbestandterlen, optischen Gegenständen rc. besitzt, wurde gestern abend in der 8. Stunde ein Brand bemerkt. Zuerst hatte man der Feuerwehr nur „verdächtigen Rauch" gemeldet, da die Räume verschlossen waren Kurz darauf gelangte jedoch der Alarm „Feuer" an die Hauptwache, worauf ein größere« Aufgebot der zuerst abgeschickten Abteilung nachfolgte. Auf der Brandsulle halte man vor Ankunft der Feuerwehr bereit« die Thür de« Lokal« gesprengt, wodurch aber den Bewohnern der oberen Stockwerke ein schlechter Dienst geleistet worden war, denn der in großer Menge angesammelte Rauch nahm sogleich seinen Weg durch das Treppenhaus, dieses arg verqualmend. Zu gleich hatte da« Feuer Luft bekommen und vermochte sich rasch zu verbreiten. Dieser Fall lehrt, daß man Räume, in denen sich keine Menschen befinden, so lange geschlossen läßt, bi« die Löscharbeit beginnen kann, da man sonst nur der Ausbreitung des Feuer« Vorschub leistet. Tie Feuerwehr fand eine ziemlich kritische Loge vor, da die Bewohner über Gebühr sich geängstigt zeigten. An einem Fenster deS zweiten Stockes war eine hilserusende Frau gesehen worden, die dann plötzlich verschwunden, und, wie sich beim Vordringen der Mannschaft zeigte, von einer Ohnmacht befallen im Zimmer zusammen- gebrochen war Sie «holte sich jedoch bald wieder. Im dritten Stocke hatte eine Frau bereits die Absicht herab» zuspringen, obwohl die Räume gar nicht so sehr verqualmt waren Zur rechten Zeit langte die Mannschaft an, um große Thorheiten in dieser Hinsicht zu verhindern. Ueber die an der HauSfront aufgerichtete mechanische Leiter brauchte niemand herabbefördert zu werden, da olle Personen über die Treppen geleitet wurden. Aus mehreren Wohnungen deS obersten Stockwerk» waren die Bewohner schon zeitig ge« siohen und hatten in ihrer Bestürzung die Räume völlig offen gelaffen Während ein Teil der Mannschaften sich mit den Bewohnern zu schaffen machte, hatte eine andere Abteilung die Löscharbeiten in Angriff genommen. Der Brand wurde auf seinen Herd beschränkt und in kurzer Hüt unterdrückt. Die Ablösch- und Aufräumungsarbeiten beanlpruchten allerdings noch längere Thätigkeit. Der er griffene Raum, in dem ein Defekt des vorüberführenden Schornstein» als Ursache des Brandes aufgefunden wurde, brannte vollständig aus, während neben und unter dem Brandherde gelegene Räume mehr oder weniger beschädigt wurden. — Außerdem wurde die Feuerwehr gestern nach mittag nach den Grundstücken Voglerstraße 36 (Vor stadt Striesen) und Alaunstraße 13 alarmiert Am ersten Orte war ein Kellerbrand, am letzteren ein Laden brand entstanden. Beide Feuer wurden im Entstehen wieder unterdrückt. Beim Eindringen in den verschlossenen Laden hatte sich auf der Alaunstraße ein Mann Schnitt wunden zugezogen, die ihm von den Samaritern der Feuerwehr verbunden wurden * Im Christlichen Verein junger Männer, Neu markt 9, III, findet morgen, Sonntag, abends 8 Uhr im Anschlusse an die Aufnahme neuer Mitglieder eine ge sellige Vereinigung statt, zu welcher alle jungen Männer eingeladen sind. Der Eintritt ist frei * Der halbjährliche Abschluß der Mitgliederlisten unsere» Allgemeinen Turnverein» zeigt eine zwar langsame, aber stetige Vermehrung seines Bestände». Der Verein zählte am 31. Juli 1519 Verein»angehörige über 14 Jahre, und zwar 818 stimmfähige Mitglieder über 2l Jahre, 246 Mitglieder von 18 bis 21 Jahren, Pygmalion. Novelle von Anton Frhr. v. Perfall. 22 (Fortsetzung.) Auf der kleinen, von wildem Wein umwachsenen Veranda vor dem Hause brannte die Flamme unter dem Theekessel und beleuchtete das Antlitz Mariens, die wiederholt von ihrer Arbeit aufsah, wohl um nach ihm auSzublicken. Lange betrachtete er sie, hinter einem Baume ver borgen. Wenn sie ahnte, welches Gewitter al er über ihrem unschuldigen Haupte gestanden hatte. — Nein! Lieber auf alles verzichten, als diese Ruhe auf immer stören. Oft spähte sie eifrig in die Nacht hinaus, dann schüttelte sie wieder das Haupt und verfiel in tirfeS Nachdenken. Sie spähte nach ihm — sie dachte an ihn! O, mit seinem Glücke war es noch lange nicht zu Ende, und eS gab noch ein anderes, reinere-, als er sich au-gemalt hatte. Dann kam Frau Opel, wrc e- schien, mit einer Nachricht, die Marie auf das Höchste beunruhigte. Er zweifelte keinen Augenblick, welche Nachricht es war Kaum hatte sie sich wieder entfernt, trat er vor. Der Sand knirschte unter seinen Füßen. Marie fuhr mit eincm Schreck auf und floh gegen die Thür. „Marie, ich bin eS, dein Vater!* rief HolouS. Da blieb sie stehen, die Hand auf daS Herz ge preßt, sich an den Thürpfosten haltend. „Ich dachte, es wäre der schreckliche Mensch. Frau Opel erzählte mir eben davon. Haben sie ihn auch wirklich verhaftet?* 234 Jugendturver vcn 14 bi« 18 Jahren und 22 l turnend« Frauen und Jurgfrauen Dazu tonmen noch dir turnenden Kinder sowre 94 m der Turmais sitzung vom 9. August ausgenommen« neue Mitglieder. Die Leibesübungen, Turnsn, Frchten und Spielen werden täglich betrieben in der Verein«turnhalle an d>r Permoser straße, sowie in den Echulturnhallen, Sedanftroßr 19, Pestalozzistraßr 9 und Marschner stroß« 18 Zur Zeit wird eifrig für die am 3. September statlfindenden vater ländischen Festspiele geübt. Nachrichten aus den Landesteilen. Leipzig. Nach einer im „Statrstischrn Jahrbuch deutscher Städte" enthaltenen Zusammenstellung über die Gemeindesteuern in 49 deutschen Städten mit über 50000 Einwohnern steht Leipzig an 21. Stelle. Die höchsten Gemeindesteuern im Verhältnis zur Bevölkerung erhob Frankfurt a M, nämlich 41,26 M auf den Kopf der Bevölkerung. Von den sächsischen größeren Städten erhoben Dretden 25,32 (einschlreßlich indirekter Abgaben), Chemnitz 24,43 M und Leipzig 23,34 M, Plauen 19,00 M. und Zwickau 14,52 M Die niedrigsten Ge meindesteuern unter den deutschen Groß- und Mittelstädten hatte Liegnitz mit 10,13 M auf den Kopf der Bevölkerung aufzuweisen. — Da« Deutsche Buchgewerbehau« ist soweit seiner Vollendung entgegengeführt worden, daß be reit« ein großer Teil der Gerüste hat entfernt werden können; nur an der nach der inneren Stadt zu gelegenen Fassade, die architektonisch besonder« reich auSgestattrt wird, sind die Bauleute noch bei der Arbeit. Jetzt werden die Säle und zahlreichen kleineren Räume im Innern für den Gebrauch eingerichtet und mit künstlerischem Schmuck versehen. Die Einweihung der ganzen umfangreichen Anlage erfolgt nächsten Jahr am Cantate-Sonntage. — Außer den in unserer Stadt hauptsächlich vertretenen vier Religionsbekenntnissen (Evangelische, Katholische, Reformierte und J«raeliten) wurden nach den Ermittel ungen bei der letzten Feststellung Anhänger von nicht weniger al« 46 anderen Bekenntnissen gezählt. Von diesen waren die Apostolischen, die Deutsch-Katholischen, die Apostolisch-Katholischen, die Anglikaner, die Griechisch- Katholischen und die Dissidenten am zahlreichsten ver treten Für die verbleibenden 40 weiteren Bekenntnisse waren nur noch 419 Anhänger vorhanden. Zu erwähnen ist, daß es u. a. einen Mormonen, zwei Buddhisten, einen Shintoisten und einen Prawoslawen gab. Zwickau Ihren Leiden erlegen ist die am 4. August bei dem starken Gewitter durch Blitzstrahl lcbenSgefähr- lich an Kopf, Brust und Armen verbrannte Frau in Reinsdorf. — Der Evangelische Arbeiterverein im Vorort Bockwa-Schedewitz gewährte einen nennens werten Beitrag für den Kirchenbaufond» in Klostergrab. Frankenberg. DaS am 4. Juni d I». hier ver storbene Frl. Selma v Sandersleben auf Neubau hat der Stadt Frankenberg zwei Vermächtnisse hinter, lassen, und zwar: 1000 M. zur Verwendung der jähr lichen Zinsen hiervon durch Anschaffung und Verteilung von Holz und Kohlen in den Wintermonaten an hiesige Arme; sowie 1000 M. zur Verstärkung der Karl v. SanderSlebenschen Stiftung für Freistellen im hiesigen Krankenhause. Möckern. Die vom Landeskonsistorium in Anregung gebrachte Erbauung einer Kirche, die 180000 M Kosten erfordert, wozu eine Privatperson 20000 M. beitragen will, hat der Gemeinderat abgelehnt. Werdau. Auf dem hiesigen Schützenplatze trat in einer Schaubude ein junger, 21 jähriger Artist Zelenka, ein Böhme, als sogenannter kugel- und feuersicherer Mann auf. Diesem wurde der aus Versehen im Laufe des Ge wehres stecken gebliebene Ladestock von dem nichts ahnenden Schützen durch den Kopf geschossen. Der Stock ist unterhalb des rechten Auges in den Schädel eingedrungen und am Hinterkopse wieder herausglkommen. Der Tod trat sofort ein. Der Leichnam wurde polizeilich aufgehoben und die Bude sofort geschloffen. Grimma DaS hier garnisonierende Husarenregiment Nr. 19 veranstaltete am Geburtstage Ihrer Majestät der Königin einen Renntag, der sich am südwestlichen Abhange des Ruhmberge« abspielte und zwei Konkurrenzen brachte, die stattliche Felder an den Start führten DaS erste, da» Logothetti-Rennen, gewann gegen elf Gegner Leutnant v. d Decken. Hinter ihm endigten Rittmeister v. d Decken und Leutnant d. Res Quellmalz DaS zweite Rennen, in dem de» Sieger» ein von der Königin gestifteter Preis harrte, gewann Rittmeister v d Decken Zweiter wurde Leutnant Kirsten und Dritter Leutnant Stäcker. Meißen. Der Fiskus hat auf Ansuchen des Nats der Stadt die Erbschaftssteuer von der ihr zugesalleven vr. Donnerschen Erbschaft erlassen Diese hätte 20747 M. betragen. Da» der Stadt hinterlaffene Vermögen ist noch Abzug der Legate rc. jetzt mit 259464 M. ermittelt E» wird bekanntlich nach dem Willen des Erblasser« zur „Bis jetzt noch nicht." „Nicht? O, wie froh wäre ich gewesen." „So hart kannst du sein, du, meine herzensgute Marie?" „Jo, diesem Menschen gegenüber könnte ich eS sein, da- fühle ich. Ich fürchte und hasse ihn. Er muß ein schweres Verbrechen begangen haben. Ich fühlte es ordentlich, wenn er mir in den Weg trat." „Ich glaube, da gehst in deiner Aenastlichkeit zu weit, er ist wohl harmloser, als er oussieht. Indes kannst du dich beruhigen, er wird sich nicht mehr blicken lassen bei uns." „Ich weiß nicht, aber ich wnde die Angst nicht mehr los. Jetzt erst recht nicht. Warum hast du auch diesen Menschen ausgenommen. Franz erzählte mir, du kennst ihn von früher. Ist eS so?" Wieder ruhte der forschende Blick auf ihm. „Ja, allerdings. Was heißt ,kennen'? Ich er innere mich, ihm einmal irgendwo begegnet zu sein, wo, weiß ich selbst nicht mehr. Indes, was kümmert dich der Mann?" Er sprach eS verweisend. „Ich denke, wir hätten heute abend Wichtigeres zu besprechen, Marie, morgen gehe ich auf das Standesamt, dann giebt'S kein Uebe,legen mebr, dann bist tu so gut wie unter der Hoube. Jawohl!" Er lachte gezwungen. „Hast du denn gar nicht ein wenig Angst, du Furchtsame?" „Offen gesagt, ich bin herzlich froh, wenn alles vorüber. Dieser Zustand wäre mir länger uner träglich." „Dieser Zustand? DcS ist mir reu WoS ist denn das für ein Zustand? Ein sehr erfreulicher doch?" Einrichtung und Unterhaltung «in«» Genesungthk-mc« für unbemittelt« Bürger verwend» t.'— Dir Stadtoerordvetkn beschlossen eine Erhöhung d»« Gehalte« ter beiten Direktoren der Bürgerschulen. Der Ansangtgehalt soll 3600 M, der Höchstgehalt einschließlich 600 M Woh- nungSentschädigung 4800 M betragen und die Zulagen in Pausen von vier Jahren mit je 300 M erfolgen Außerdem bewilligten die Stadtverordneten 91000 M. für eine Triebischbrücke (Moniersystew) am JohanmS- friedhof und die Straße über diesen, sowie die damit zusammenhängenden Böschung»mau«n, Straßenausschüt tungen rc Die direkte Veranlassung zu diesen Aus führungen ist die elektrische Gütrrbahn, doch entsprechen sie auch sonstigen Verkehr»bedürfniffen. Vermischtes. * Aerztliche Hilfe durch Aktiengesellschaften. Daß auch in anderen Ländern die durchschnittliche Lage der Aerzte keine besonders günstige ist, ergiebt sich au« folgendem: In England und Amerika hat sich im Laufe der Jahre eine Einrichtung herausgebildet, der man nur ein baldige« Ende wünschen kann E» sind die „Medical Aid AffociationS" (ärztliche Hilfsvereinigungen), Aktien gesellschaften, die für ein gewisses Entgelt den Patienten ärztliche Hilfe verschaffen. Der Arzt bezieht von der Ge- sellschaft ein festes Gehalt ähnlich wie bei den Kranken kaffen, und der Patient zahlt nicht an den Arzt, sondern an die Gesellschaft Es haben sich nun, wie die „Allge- meine Wiener Medizinische Zeitung" aus London ersährt, derartige Mißstände in diesen Gesellschaften entwickelt, daß ein Einschreiten dagegen geboten ist. Die Gesell schaften arbeiten nur auf Erzielung einer hohen D vidende hin, und der Arzt wird schlecht bezahlt. Trotzdem finden sich immer genug Bewerber, die bei der schlechten materiellen Lage des Aerztestandes auch durch ein ge ringes feste« Gehalt angelockt werden. Die Gesellschaften selbst aber lasten sich von ihren oft wohlhabenden Klienten bedeutende Honorare auszahlen Nunmehr hat sich da« „General Medical Council" der Sache energisch ange nommen und die Annahme eine« Posten« bei einer solckien Gesellschaft für standeswidrig erklärt, jeder dort angestellte Arzt soll der StandeSehre verlustig sein. 8 .0. Eine Moskitoplage in London. Seit etwa drei Wochen wird der Nordosten Londons, hauptsächlich die Stadtteile Dalston, Hackney und Clapton, von echten australischen Moskito« heimgesucht. Die Plage wird mit jedem Tage schlimmer. DaS „Deutsche Hospital" in Dalston muß täglich zehn bis zwölf und in der letzten Woche sogar nicht weniger al» zwanzig Patienten auf nehmen, bei denen die Moskitostiche, eine Art Blutver- gistung zur Folge hatten. AI» einzigen Schutz gegen die während der Nacht ihr unheilvolle» Wesen treibenden Insekten wissen die Aerzte nur das Schlafen unter Netzen zu empfehlen. In den drei genannten Bezirken giebt eS fast keinen Menschen, der nicht gestochen ist. Verbundene Köpfe, unbeschuhte, unförmig avgeschwollene Füße und Hände, die man kaum noch al» solche anerkennen kann, sind an der Tagesordnung. Anfangs glaubte man es mit den nicht fehr gefährlichen englischen Stechmücken zu thun zu haben, jetzt hat e« sich aber herauSgestellt, daß es wirkliche Motkitos sind, die ihren Weg von Australien nach der britischen Hauptstadt gefunden haben. Man kann sich die Sache nur auf folgende Weise erklären : Vor ungefähr drei Wochen, kurz bevor die Plage ausbrach, wurde die Marestreet in Hackmy mit Jarrah-Holz neu gepflastert und e« ist nicht anders möglich, al« daß mit diesem australischen Holz eine Unmenge von MoSkito- eiern eingeschleppt worden sind. Während der Zeit, da die Straße auSgcbestert wurde, herrschte gerade eine wahrhaft tropische Hitze und dieser ist eS zu danken, daß sich jene Gegend in eine Motkitobrutanstalt verwandelte Viele Bewohner der Marestreet und die Mehrzahl der mit den Reparaturen beschäftigten Arbeiter glaubten sich damals von einer Hautkrankheit befallen, die man für Rotlauf hielt Jetzt weiß man jedoch, daß eS durch Moskitostiche verursachte enorme Anschwellungen waren Die an einem großen freien Platze in der Nähe des „German Hospital" in Dalston wohnenden Familien haben am meisten unter der Plage zu leiden. Die Leute fürchten sich so vor der Nacht, daß sie kaum noch wagen, sich schlafen zu legen. Ein älterer Mann erwachte eines Morgens mit großen Schmerzen am rechten Auge. Das von einem Moskito gestochene Lid war der art angeschwollen, daß der Mann mehrere Tage lang das Auge gar nicht gebrauchen konnte Die Schwellung wurde schließlich so bösartig, daß er das Krankenhaus aussuchen mußte. Eine arme Frau war zeitweise ganz blind, da sie auf beide Augen Stiche erhalten hatte. Arg zugerichtet werden besonders die während der Nachtstunden Dienst habenden Polizisten, deren Hände schon gar nicht mehr menschlichen Gliedmaßen qleichen. Im Gesicht wird mancher „Ja, gewiß — aber doch — ich kann da- nicht so sagen. — Es liegt mir wie Blei auf der Brust, ich werde nicht froh. Sag', was du willst, der Mensch hat es mir angethan mit seinem bösen Blick. Ich kann es mir nicht anders erklären." „Lächerlich, was hat der Mensch mit deiner Heirat zu thun, ein armer Teufel, wie es Tausende giebt, nicht schlechter, nicht besser. Wer weiß, was dir die Opel alles eingrschwätzt. Auch ich habe schon be obachtet, es ist aber Weibergeschwätz, weiter nicht-. Setzen wir un-, wir kommen nie mehr so zu sammen. Morgen bist du schon mehr Frau als Tochter —" „DaS werde ich nie fein, Papa, nie —" Sie schenkte den Thee ein. „Co? Da wird aber Franz nicht einverstanden sein. Der Mann will dich ganz besitzen oder gar nicht. Geht auch nicht anders. Das ist das Gesetz der Natur, dem wir uns olle fügen müssen." „O, das wäre ein sehr ungerechtes Gesetz. Wie kann ich mir eine Liebe auS dem Herzen reißen, die doch die ältere ist, die mit mir ausgewachsen ist, nur weil eine neue mir das gebieten will, die mein Wesen lange nicht so durchdringt" „That sie das nicht?" fragte HolauS hastig. „Ja, dann — dann ist sie eben nicht die rechte. Marie, warum sagst du mir das erst jetzt?" „Aber, Papa, mißverst.he mich nicht. Ich bin Franz von Herzen gut, ich glaube, daß er mich wirklich liebt, du willst die Heirat, wie ich ja sehr wohl begreife, wir brauchen uns nicht zu trennen. — Weißt du, ich habe schon oft darüber rachgedocht, mir Sorgen gemacht, aber — ich weiß nicht — so lieben, wie man in den Büchern liest — ich glaube, das kann ich gar nicht." von ihnen so zerstochen, daß er gezwungen »st, sich auf einige Tage krank zu melden Alle Bemühungen, da« ent setzliche Uebel zu delämpjen, sind bisher zumlich ersolgll» gewesen * Über die Entdeckung reicher Goldlager auf der Insel Formosa durch die Japaner berichtet d«r „Japan Herald", ein zuverlässiges anglo-japanische« Blatt. Die schlauen Jnselsöhne de« fernen Osten« vermeiden e» sorgfältig, die Aufmerksamkeit fernerer Kreis« auf dirse Naturschätze ihrer neuen Erwerbung zu lenken; man hat ganz insgeheim au« dem AuSlande die Bestandteil« von Pochwerken eingeführt, aufgestellt und in Betrieb gesetzt. Der Ort, wo diese junge japanische Goldindustrie ihre Siätte hat, ist der nordöstliche Teil der Insel For mosa, wo sich da« edle Metall in großer Menge, sowohl in den Alluvialschichten wie im Bette von fließenden Strömen vorfindet Ta« Gold wird rein und chemisch gebunden aufgrfunden, und wird der goldführende Quarz durch die so in aller Stille eingeführten, vollkommen modernen Maschinen bearbeitet. Allerdings werden die Japaner wahrscheinlich den bisher sorgsam verhüteten Andrang von nichtgelben Minenlustigen fitzt kaum mehr verhindern können, doch ist wohl noch abzuwarten, wie sich die japanischeStaatSregierung den fremdländisch»«Goldsuchern gegenüberstellen wird Ob sie wohl geneigt sein wird, ohne weitere« Mutungen und Konzessionen zu erteilen, oder aber ausländische Gesellschaften mit unerträglichen Steuern und Abgaben belastet, wenn nicht gar den aus ländischen Gräbern die Minenberechtigung überhaupt ver sagt? . . . * Tycho BraheS Insel. AuS Kopenhagen schreibt man: Ein Konsortium deutscher (?) Geschäftsleute hat sich dieser Tage hier ausgrhalten, um über ein Projekt zu verhandeln, das darauf auSgeht, die Insel Hveen, wo der Astronom Tycho Brahe 20 Jahre (1576 bi» 1596) verbrachte und sein berühmtes Schloß „Uranünborg" hat aufführen lassen, dem schwedischen Staate abzukaufen und dort ein „nordisches Monte Carlo" einzurichten. Eine solche Spielbank würde, meint, man, den großen inter nationalen Touristenstrom, der sich im Winter nach der Riviera begiebt, im Sommer nach dem Norden ziehen können Das Konsortium beabsichtigte ursprünglich, die Spielbank in der Umgegend von Kopenhagen, im Bade orte SkodSborg, anzulegen, konnte jedoch die Erlaubnis der hiesigen Behörden dazu nicht erhalten. DaS Aktien kapital, da« bereits gezeichmt sein soll, beträgt 20 Mill. Kronen. Ob Schweden den Plan billigen und die Insel verkaufen wird, bleibt abzuwarten, scheint jedoch höchst zweifelhaft. * Versteinernde Seen in Persien. Die in London erscheinende Zeitschrift „English Mechanic" bringt — leider ohne Bezeichnung der benutzten Quelle — die ge nauere Beschreibung eines Naturwunders, das freilich zu den aller merkwürdigsten Erscheinungen auf der ganzen Erde gehören muß Der Schauplatz befindet sich in der Nähe des großen Urmia-Sees im nordwestlichen Persien, wo sich einige kleine Teiche oder Sümpfe befinden, deren Wasser in einem Zustan-e völliger Stagnation ist. All mählich nun bildet sich aus dem Wasser ein fester Körper, es vollzieht sich ein langsamer und unaufhaltsam fort schreitender Versteinerungsprozeß, der schließlich zu der Entstehung eines schönen durchsichtigen Steines führt Dieser ist dem Volke unter dem Namen TabriSmarmor bekannt und ist oft in den persischen Gräbern zu sehen, auch bildet er mit den Hauptschmuck der öffentlichen Ge bäude in Persien Jene eigenartigen Teiche, die nahe an einander liegen, erstrecken sich in einer Ausdehnung von über einem Kilometer. Ihre Lage ist leicht kenntlich an den Steinhaufen, die in ihrer Umgebung ausgehäust sind. Der Gewährsmann deS Londoner Blattes sagt, daß er in ganz Persien nichts sah, was der Aufmerksamkeit eine» Naturforschers würdiger gewesen wäre, und daß er sehr bedauerte, nicht genug zur Erklärung diese« Naturwunder« beitragen zu können. Der Platz sei von Europäern so gut wie garnicht besucht. Wenn man sich der Stelle nähert, so giebt die Erde unter den Schritten einen hohlen Klang. Der Boden ist völlig nackt und mit Kalk durchsetzt, und ein strenger mineralischer Geruch steigt von der Oberfläche jener Wasser empor. Der Vorgang der Versteinerung kann von Anfang bi« zu Ende leicht ver folgt werden. In seinem natürlichen Zustande ist das Wasser klar, dann wird es dick und stagnierend, schließlich ganz schwarz, und in dem letzten Stadium sieht e« au« wie frischgefrorener Reif. Einer dieser Teiche im Zustande der Versteinerung gleicht einer mit Eis be- deckten Fläche Wenn man einen Stein darauf wirst, ehe sich der Prozeß ganz vollzogen hat, so bricht er durch, und da« schwarze Wasser kommt durch die Oeffnung zum Vorschein. Ist aber die Versteineruna be endet, so hinterläßt ein auf die Fläche geworfener Stein keine Spur, und man kann über den Teich hinübergehen, ohne daß die Füße naß werden. An den Stellen, wo da« Wasser noch nicht mit einer festen Decke überzogen HolauS drückte sich tief in den Sessel, daß der grüne Schirm der Lampe ihn beschattete. „Du irrst dich, Marie, jedes Weib kann so lieben, wenn der Rechte kommt." „Ja dann, dann ist er allerdings nicht gekommen, wird aber auch nicht kommen — kann nicht kommen." Marie legte zärtlich den Arm um des Vaters Nacken, strich ihm die braunen, vollcn Locken aus der Stirn und sah ihn mit einem sonderbaren Lächeln an. HolauS sah ihr regungslos in die Augen. „Woher weißt du daS?" Da drückte Marie einen Kuß auf seinen Mund. „DaS sage ich dir nicht." HolauS ergriff hastig ihre Hand. Sein ganzes Innere erbebte vor dem Unglaublichen, das er nahen fühlte. „Du mußt eS mir aber sagen, und ich verlange es von dir in dieser Stunde." Marie lächelte ahnungslos über die Erregung des Vater-. „Muß ich wirklich? Nun, so sage ich eS Wie du erregt bist und wirst mich dann recht auSlachen. Nun —" Sie beugte sich dicht über ihn. „Weil der einzige Rechte, wie du ihn nennst, gerade so auS- sehen, so denken, so fühlen müßte wie du, Popa, — und den giebt eS nicht. So muß ich mich schon bescheiden. Bist du jetzt zufrieden? Ja? Oder ist da wieder ein Gesetz der Natur, das ich verletze? Sprich dock! Sieh mich nicht so böse an. Kann ich denn was dafür, daß ich dich so lieb habe, lieber als alle Menschen? DaS kommt daher, weil die arme Mutter so früh starb, da hat sich alle Liebe in dir vereinigt. Ist denn das nicht recht, Papa?" (Fortsetzung folgt.)
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