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Dresdner Journal : 12.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990812
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-12
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 12.08.1899
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Brieftauben auf. Ein Posaunenchor erklang und Böller« schüfst ertönten, al« Se Majestät der Kaiser um s^tOUHr im Dortmunder Hafen landeten. Nach der Landung be« grüßten Se Majestät der Kaiser den Oberbürgermeister Schmieding, schritten darauf die Front de, Ehrencompagnie ab, die vom Infanterieregiment Frkr. v. Sparr (3 West« fälische«) Nr 16 gestellt war und begaben Sich, von tausendstimmigen Hochrufen begrüßt, nach dem Kaiser« panillon zur Feier der Hafen- und Kanaleinweihuay Oberbürgermeister Schmieding richtete, nachdem Gesang d»e Feier eingeleitet Hatte, «ine Ansprache an den Kaiser, in der er unter Hinweis auf die einmütige Begeisterung der Bevölkerung der Hoffnung auf den Schutz de« Staate« bei der schwierigen Lage der Kanalverhältnisse Ausdruck gab Se. Majestät der Kaiser erwiderten hierauf folgende«: „Mein verehrter Oberbürgermeister! Ich sprech« Ihnen Meine« herzlichen Dank au» zunächst für die Einladung, Ihre Stadt besuchen zu können, und so« dann für den Empfang und die Ausschmückung der» selben und ihrer Bororte Ich wäre gern schon früher gekommen, wenn Mich nicht die Sorge wegen de« Befinden« Meiner Frau zuerst zu ihr geführt hätte; und erst al» Ich Mich überzeugte, daß Ich sie ruhig verlassen kann, ohne in Besorgni« zu schweben, habe Ich Mich entschließen können, Ihre Stadt zu besuchen Da» Werk, da» Ich soeben besichtigt habe, ermöglicht hoffentlich der Stadt Dortmund, wieder ihren Flug über di« See zu nehmen, wie sie ihn einstmal« ge nommen hat Nur möchte Ich glauben, daß der Kanal, wie er augenblicklich anzusehen ist, nur ein Teilwerk ist. (Lebhafte« Bravo) Er ist auf zufassen in Verbindung mit dem großen Mittel landkanal, den zu bauen und zur Durchführung zu bringen, Meine Regierung und Ich fest und unerschütterlich entschlossen sind. (Lebhafte» Bravo) Es ist selbstverständlich schwierig, solche neuen großen Gesichtspunkte schnell in die Bevölkerung hinein zubringen und da« Verständnis dafür zu erwecken. Ich glaube aber, daß mit der Zeit auch die Ueberzeugung sich immer mehr Bahn brechen wird, daß der Ausbau unserer großen Wasserstraßen absolut notwendig ist und für beide Teile, für Industrie und Landwirtschaft, segensreich sein wird (Bravo ) Der Anstoß zum Bau der Wasserstraßen ist in weiten Jahrhunderten zurück zu suchen Zwei Meiner größten Vorfahren, der Große Kurfürst und Friedrich der Große, sind die bedeu tendsten Wasserbauer gewesen. Der Große Kurfürst hat weit ausgreifend seinen Blick auf Emden gerichtet und schon damals die Absicht gehabt, diese Stadt durch einen Wasserweg mit dem Märkischen Lande zu verbinden und damit zur Hebung desselben beizutragen. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß cS auch dieser Stadt gelingen wird, in Verbindung mit Dortmund und weiterhin mit dem Hinterlande, welche« sich daran schließt, wieder einer guten großen Zukunft entgegenzugehen. Ich weiß auch, daß in den großen Hansestädten der Nordsee bereits Bewegungen im Gange sind, die, wenn sie zur Ausführung kommen sollten, für den Dortmund-Ems- Kanal die größte Zukunft versprechen Wir dürfen nicht vergessen, daß die stets wachsenden Bedürfnisse unseres Lande» auch größere und leichtere Wege verlangen, und als solche müssen wir neben den Eisenbahnen die Wasserstraßen betrachten Der Austausch der Massen güter im Binnenlande, der vor allen Dingen auch der Landwirtschaft zu Gute kommt, läßt sich nur auf dem Wasser bewerkstelligen, und so hoffe Ich, daß die Volks vertretung, diesem Gesichtspunkt nachgebend, Mich in , die Lage versetzen wird, hoffentlich noch in diesem Jahre Meinem Lande den Segen diese« Kanals zu Nutzen und zu Teil werden zu lassen. (Bravo) In folgedessen hoffe Ich auch von ganzem Herzen, daß diese so reich aufblühende und, wie man überall be obachten kann, vorwärts schreitende Stadt, zu einer neuen ungeahnten Zukunft sich emporschwingen wird, und daß sie sich den alten Hansa«Traditionen ent sprechend entwickeln wird. Wa« damals als Rückhalt der Hansa fehlte, ein starke« geeintes, einem Willen gehorchende« Reich, haben wir durch die Gnade de« Himmel« und die Thaten Meine« Herrn Groß vater« wieder errungen, und diese Macht soll auch für da« große Werk mit voller Wucht eingesetzt werden. Dafür werde Ich stehen!" (Beifall und Hochrufe) Hierauf gab Baurat Mathie« eine technische Dar stellung über Art und Bedeutung de« Kanalbaue» und überreichte Sr. Majestät dem Kaiser eine hierauf be- züzliche Denkschrift Mit Gesang schloß die Einweihung«, feier. Danach begaben Sich Se. Majestät unter brausenden Hochrufen zu Wagen über die von Ehrenjungfrauen be setzte Brücke zur „Dortmunder Union". Nach etwa ein- halbstündigem Aufenthalt daselbst fuhren Se. Majestät zum alten Markte und besichtigten da» renovierte Rat haus. In dem prächtigen, altertümlichen Festsaale, an dessen Thüren Herolde Wache hielten, begrüßte der Ober bürgermeister Se. Majestät nochmals und überreichte den Ehrentrunk in einem goldenen Pokal, der von den Bei geordneten g«stiftet worden ist. Di« Antwort Sr. Majestät de« Kaiser« lautete: „An altehrwürdiger Stätte, in einer Stadt, an Geschichte, an schönen und schweren Tagen, an Freude und Leid reich, erhebe ich den Pokal, von deutscher Schmiedrkunst gefügt, gefüllt mit deutschem Naß, uni von ganzem Herzen der Bürgerschaft Meinen Dank auszusprechtn für den überwältigenden großartigen und herzlichen, ungekünstelten Empfang, den sie Mir bereitet hat. Ich glaube wohl au« dem Herzen eine« jeden Dortmunder« zu sprechen, wenn Ich sage, daß die Zu gehörigkeit zu dem preußischen Staat und die unter das Hau« Hohenzollern der Stadt Dortmund nicht zum Nachteil gereicht hat. In diesen Landen, wo schon so alte Beziehungen zu Meinen Vorfahren herrsch ten, wo die Treue sprichwörtlich ist, da ist selbst verständlich auch die treue Gesinnung der Bürgerschaft für Mich vorhanden Da» Werk, welches wir heute eingeweiht haben, wird hoffentlich ein Merkstein in der Wendung der Geschicke der hiesigen Stadt sein E« wird aber auch hoffentlich der heutige Tag ei» Merk stein im Fortschreiten der Einsicht aller Meiner Unter- thanen sein, daß e» notwendig ist, zuweilen die eigenen Wünsche und Aspirationen dem Wohle de« gesamten Staate« unterzuordnen So hoffe Ich, daß da« Teil stück, dieses erste Glied, das wir heute eingeweiht haben, im Verhältnis zu dem großen Werke des Ausbaues unserer Wasserstraßen aufgefaßt und verstanden werden wird; denn nicht etwa soll unsere gesamte Kraft bloß auf diesen Kanal gerichtet sein, oder er allein die Ar beit und Leistung de« preußischen Staate« für längere Zeit absorbieren Abgesehen von ihm sind von Mir zur Arbeit befohlen und bereit« in Ausführung be- griffen große Projekte, die der Oder gleichmäßigen Lauf und gleichmäßige Tiefe verleihen sollen, um auch die nördlichen Provinzen und einen Teil Schlesiens mit der See zu verbinden. Auch anderweite große Wasser arbeiten sind b^pkant in unseren östlichen Provinzen, die der Landwirtschaft zu gute kommen sollen. Nur durch das Jneinandergreifen und das Nebeneinander bestehen von Industrie und Landwirtschaft ist es möglich, den Staat vorwärts zu bringen und auf gesunder Basis weiterzuführen. So hoffe Ich, daß auck die Stadt Dortmund an ihrem Teile von diesem Werke reichen Nutzen ziehen wird. Ich trinke auf da« Gedeihen und Blühen der Stadt." (Lebhafte Hurrarufe) Später machten Se Majestät der Kaiser noch eine Rundfahrt durch die Stadt Um s^1 Uhr reisten Aller- höchstderselbe nach Hügel zum Besuche de« geh Kommerzien rat« Krupp ab. Se Majestät wurden bei der Ankunft auf der Station von dem geh. Kommerzienrat Krupp empfangen Um ^3 Uhr trafen auch der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe und der Minister Thielen dort ein. — Wir lesen in den „Berl. N. N ": In der deutschen und auswärtigen Presse werden Erörterungen über die Frage angestellt, ob Deutschand die im Haag ver einbarten Konventionen ratifizieren werde. Während einerseits die lediglich seine Privatmeinung widerspiegelnden Aeußerungen de« Prof v. Stengel über den SchiedLgerichtShof mit der Stellungnahme der Reichsregierung in Zusammenhang gebracht werden und au« ihnen auf eine ablehnende Haltung Deutschland« geschlossen wird, weiß der Berliner „Standard"-Korre- spondent seinem Blatte bereits zu berichten, der Kaiser habe sich für die Ratifikation der Konventionen aus gesprochen. Jene Schlußfolgerung ist ebenso willkürlich wie die „Standard"-Meldung offenbar reine Kombination. Die ganzen Erörterungen sind verfrüht, da Deutschland gleich anderen Mächten sich eine Nachprüfung der Konventionen vorbehalten hat, die nicht bloß in politischer, sondern auch in technischer Beziehung von großer Trag weite sind und in die Sphäre verschiedener Ressort« eingreifen Auf der Haager Konferenz herrschte über die Sachlage volle Klarheit. Mit Rücksicht auf den im Grunde selbstverständlichen Vorbehalt der Nachprüfung der von ihr gefaßten Beschlüsse feiten« der Regierungen wurde die lange Ratifikationsfrist bi« zum 31. De zember d. I« festgesetzt. Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge läßt sich über die Stellungnahme der Reichs regierung nichts Endgiltige« vorhersagen Die innere Wahrscheinlicdkeit spricht aber dafür, daß Deutschland den vorliegenden Beschlüssen der Konferenz, zu deren Zustandekommen e« sehr wesentlich beigetragen hat, die Zustimmung nicht versagen wird. — In der vorgestrigen Sitzung de« Tierärzt lichen Kongresse« zu Baden Baden führte Prof. De« give aus Brüssel den Vorsitz. Zur Verhandlung stand Bekämpfung der Tuberkulose unter den Haus tieren. Als Generalberichterstatter legte Hr geh Medi zinalrat vr. Siedamgrotzky dem Kongreß folgende Schlußanträge der Referenten vor und empfahl deren ein stimmige Annahme. „Der Kongreß erklärt: 1) Die Be kämpfung der Tuberkulose der Rinder ist dringend not wendig. 2) Die Tilgung der Tuberkulose der Rinder feiten« der Besitzer (freiwillige Tilgung) ist durchführbar und allgemein anzustrrben Sie erfordert möglichst früh zeitige Abschlachtung der gefährlichen tuberkulösen Tiere sowie sorgfältige Verhütung der Ansteckung der Kälber und de, gesunden Veehftücke. Die freiwillige TUgurg der Rindertuberkulose ist staatlich durch Verbreitung richtiger Anschauungen über di« Natur der Tuberkulose, über deren Ansteckunglwege und über die Bedeutung der Tuberkulinprobe anzuregen und durch Gewährung von Staat«mitt»ln zu unterstützen 3) Eine staatliche Be kämpfung der Tuberkulose der Rinder ist durchau« em pfehlenswert. Eie ist, wenn mit einer gewissen Vorsicht an- gewendet, durchführbar und wird di« writer« Zunahme der Seuche verhindern und eine allmähliche Eindämmung der selben herbeiführen Sie erfordert baldmöglichfie Beseitig ung der gefährlichen tuberkulösen Tiere (namentlich der mit Euter-, Gebärmutter-, Darmtuberkulose sowie der mit Abmagerung «inhergehenden Lungentuberkulose be hafteten Tier«) gegen Entschädigung unter Beihilfe von Staatsmitteln und Verbot der Rückgabe der Magermilch au« Sammelmolkereien im unsterilisirrten Zustande." Nach lebhafter Debatte wurde bei der Abstimmung über die Anträge eingesügt: „Die Tuberkulinabgabe ist staatlich zu beaufsichtigen und darf nur an Aerzte geschehen." Ferner wurde folgender von Hutyra gestellter Zusatz angenommen: „Bei der Bekämpfung der Tuberkulose unter den Haus tieren empfiehlt e« sich, da« Tuberkulin al« da« beste bi« jetzt bekannte diagnostische Mittel zu verwenden." In Absatz 3 wurden die Worte: „sowie der mit Abmagerung einhergehenden Lungentuberkulose" gestrichen und mit diesen Aenderungen die Anträge angenommen. — Der folgende VerhandlungSgegenfiand betraf a) die Verwendung de« Fleische«, b) tue Verwendung der Milch tuber kulöser Tiere. Ostertag - Berlin und de Jong-Leiden hatten beantragt: „I. Unter der Voraussetzung, daß eine allgemeine obligatorische Beschau der Lchlachttiere vor und nach der Schlachtung besteht, sind folgende Maß nahmen vorzuschreiben: 1. Den mit der Ausübung der Fleischbeschau betrauten Sachverständigen ist eine bestimmte Untersuchungsart der geschlachteten Tiere zur Pflicht zu machen, damit die Gewähr gegeben ist, daß jeder Fall von Tuberkulose bei den geschlachteten Tieren und in jedem solchen Falle die Ausbreitung de« tub«rkulösen Prozesses mit Sicher heit festgestellt wird. 2) Die wichtigste Aufgabe der Fleischbeschau ist, die sichere Ermittelung und die korrekte unschädliche Beseitigung der tuberkulös veränderten Organe im Zusammenhang mit ihren Anhängen 3) Was da» Fleisch tuberkulöser Tiere anbettifft, so sind die mit tuber- kulosen Herden behafteten, durch die korrespondierenden Lymphdrüse» begrenzten Regionen ebenso zu behandeln wie die tuberkulös veränderten Organe, wenn die lokale Beschränkung auf eine bestimmte Region zweifellos fest steht. Beschränken sich die tuberkulösen Veränderungen im Fleische auf die daselbst gelegenen Lywphdrüsen, so kann die Muskulatur, nach Auslösung der Knochen, Gelenke, Gefäße und Lymphdrüsen und entsprechender Zerlegung, im sterilisierten Zustande in den Verkehr gegeben werden. Bei fetten Tieren ist auch das Au«fieden de« mit Um gehung der tuberkulösen Herde aurgeschälten Fettgewebe« zulässig. 4) Bei lokaler Tuberkulose und bei der ab geheilten, auf die Eingeweide beschränkten Generalisation kann da» Fleisch in rohem Zustande in den Verkehr ge geben werden. Bei erheblicher Ausbreitung de» tuber kulösen Prozesse« in den Eingeweide» ist der Deklaration!- zwang geboten. 5) Die Gesamtmasse de« Fleische« ist dem Verkehr al» menschliche» Nahrungsmittel zu ent ziehen, wenn ausgesprochene Abmagerung oder Zeichen einer erst vor ganz kurzer Zeit erfolgten Blutinfektion (Milztumor und Schwellung sämtlicher Lymphdrüsen sowie miliare Tuberkel in Lunge, Leber, Milz oder Nieren) bestehen 6) In denjenigen Fällen, in welchen der lokale Charakter der Tuberkulose unddieUnschädlichkeit deSFleischeSzweifelhaft ist (namentlich beim Vorhandensein tuberkulöser Kavernen und beginnender Störung der Ernährung) ist die Gesamtmasse de« Fleisches vor der Jnverkehrgabe zu sterilisieren. 7) TaS sterilisierte Fleisch und da» auSgesottene Fett ist unter Deklaration zu verkaufen. — II. l) Die zur Milchgewinn ung aufgestellten Kühe, Ziegen rc. sind einer regelmäßigen tierärztlichen Kontrolle zu unterwerfen 2) Die Milch tuberkulöser Tiere ist vom Verkehre al« menschliche» Nahrungsmittel auszuschließen, wenn die Tiere abge- magert oder mit Tuberkulose de» Euters behaftet sind. 3) Die abgemagerten und eutertuberkulösen Milch» tiere sind, entsprechend dem Vorgehen in Dänemark und Schweden, unter Schadloshaltung der Besitzer unverzüglich au« den Beständen zu entfernen und zur Schlachtung zu bestimmen." Nach längeren Besprechungen fanden die An träge mit einigen unwesentlichen Abänderungen Annahme. Dortmund Oberbürgermeister Schmieding ist zum geh. Regierungsrat ernannt worden. Außerdem wurden zahlreiche OrdensauSzeichnungen, besondcr« an beim Kanal bau beteiligte Persönlichkeiten, verliehen. — Gestern nach mittag fand im Etablissement „Fredenbaum" ein vom Magistrat gegebenes große« Festessen statt. Auf den öffentlichen Plätzen konzertierten Musikkapellen. Eine ge waltige Menschenmenge durchwogte die Straßen der Stadt, die abend» in festlicher Beleuchtung erstrahlten tfterreichsU»r«r«. — Di« Vorgänge, dir sich in Eilli bei G«leg«nheit eine« Besuche« tschechischer Studenten im slovenische» „Narodni dom" zwischen Deutschen und Slowenen ab- spielten, werden von den Wiener Blättern entschieden mißbilligt Da« „Fremden blatt" bezeichnet beide Parteien al« schwer kompromittiert, wenngleich jede der selben da« gute Recht für sich in Anspruch nehmen werde Die Fortsetzung einer solche« Kampfelart s«i unmöglich Gerade in einem national zerklüfteten Staate müssen höhere Rücksichten beobachtet werden, und di« höchste sei der innere Friede, der nicht leicht auf« Spiel gesetzt werden dürfe. Die „Neue Frrie Presse" smv.t, daß die Elovenen eine Verhöhnung und Heraus forderung der Deutschen geplant hatten und daß für slavische Demonstrationen stet« absichtlich deutsche Städte «„«gesucht werden, womit bezweckt werde, den Anschein zu erwecken, daß da« slavische Gebiet in die deutschen Wohnsitze hineinreiche Die Deutschen seien nun ge zwungen, sich gegen eine solch« planmäßig« Verdrängung zu verteidigen. Die „Oesterrrichische Volkszeitung" findet das Verhalten der Deutschen gegenüber den tschechischen Gästen, die herausfordernd ausgetreten seien, begreiflich, und richtet „an alle, die eS angeht" die Mahnung, zu prüfen, wohin die Dinge gekommen sind, und ob der jetzige Zustand noch lange andauern kann, ohne daß der Staat in seinen Grundfesten erschüttert werde. Die „Arbeiterzeitung" erhebt gegen die Deutschen in Eilli den Vorwurf, sie hätten sich skandalös aufgeführt. Offenbar schwebten die Slaven in größter Gefahr, sodaß sie sich in Notwehr befunden haben Eilli würde trotz der Reden der Herren vr. Ferjancic, vr. Decko und vr Sernec nicht aufgehört haben, eine deutsche Stadt zu sein, wenn man die tschechisch.slovenische Verbrüderung hätte ruhig gewähren lassen Allerdings hätten aber auch die Jungtschechen am wenigsten Recht, sich über die „deutsche" Un anständigkeit zu beklagen, denn sie seien die Erfinder der Methode, in welcher jetzt der nationale Kampf praktiziert werde. Buda-Pest Gegenüber auswärts verbreiteten Meld ungen über große Unterschleife in der Militärver» pflegungtbranche stellt da» „Ungar. Korrespondenz- bureau" fest, daß jenen Meldungen lediglich die Thatsache der Verhaftung von zwei Verpflegungtsoldaten zu Grunde liegt, die versucht hatten, einige Ballen alter Militär decken auf einem Wagen fortzuführen und hierbei ertappt wurden. Die Angabe, der Schaden belaufe sich auf 100000 Gulden, ist durchaus übertrieben. Fraukreich. Paris. Minister Delcassö wurde gestern abend vom Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau empfangen und wird sich heute zum Präsidenten Loubet nach Rambouillet begeben. — Im „Echo de Pari«" teilt Beaurepaire mit: Er habe von dem Präsidenten de« Renner Krieg«gericht» ein Schreiben erhalten, durch da« er aufgefordert wird, zu veranlassen, daß alle seine Zeugen ihre Aussagen dem Kriegsgericht einreichen. Der Präsident werde dann darüber entscheiden, ob eine Vorladung der Zeugen an gebracht erscheint. Beaurepaire fügt hinzu, er habe das Erforderliche bereit« veranlaßt. — Man schreibt der „Polit. Korresp." au« Pari«: Der Zwiespalt, der im Lager der französischen Sozialisten au«gebrochen ist, nimmt an Leidenschaftlich keit immer zu. Wenn manche Anhänger dieser Partei gehofft hatten, daß bi« zum Sozialistenkongresse, der im nächsten Monat in der französischen Hauptstadt zu sammentritt, eine Abkühlung eingetreten sein wird, so sehen sie sich durch die wachsende Hitze dc« Kampfe«, der von den Wortführern der beiden Lager geführt wird, arg enttäuscht. Dem Kongresse wird sowohl in Anbetracht der sehr großen Zahl der Teilnehmer, die zu erwarten sind, wie im Hinblick auf die zu verhandelnden Gegenstände große Wichtigkeit zukommen. Da« Zusammenstößen der scharfen Gegensätze in den Fragen, denen die gegenwärtigen Streitigkeiten entsprungen sind, wird gewiß ein sehr interessantes Schauspiel bieten. E» sind dies bekanntlich zwei Angelegenheiten: die Haltung de» hervorragenden Sozialistensührer« Jam«» in der Affaire Dreysu« und der Eintritt de« Hrn Millerand in da« Kabinett Waldeck Rousseau. Wenn man die Häufigkeit und Heftig keit der Angriffe sozialistischer Organe auf diese beiden Persönlichkeiten beobachtet, könnte man zu der Ansicht ge langen, daß der Auigang de« Kampfe« zu mindest zweifel haft sei. Hr. Jaurös und Millerand blicken jedoch der Entscheidung mit Zuversicht entgegen und sie könnm sich in ihren Erwartungen durch die sehr große Zahl von warmen Zustimmungskundgebungen, die ihnen seilen« sozialistischer Gruppen im Zentrum, Südosten und Süd westen Frankreichs zugehen, gewiß bekräftigt fühlen. Un parteiische Persönlichkeiten, die über da« Kräfteverhältnis in Schmiedeeisen und die in dem Rahmen de« Garnen vortrefflich eingepaßten Gemälde von Hans »Volk mann, Alfred Schmidt und Max Lieber in Karlsruhe Auch die Halbfigur eine« Guitarrespieler« in bemaltem Gip» von Fr. Dirische, sowie da« Bronzerelief einer Heiligen Cäcilie von demselben Bild hauer verdienen al« gute Beispiele dekorativer Plastik be achtet zu werden Den größten Beifall unter allen Räunsen der kunst gewerblichen Abteilungen findet nach unseren Beobachtungen das in dem Zimmer 37 untergebrachte Treppenhaus de« Dresdner Architekten Max Rose. Dieser Beifall erklärt sich vor allem au« dem Umstande, daß Rose die mittlere Linie zwischen dem Hergebrachten und dem Neuen mit viel Geschick eingehalten hat. Er hat alles Extravagante und Gesuchte vermieden und dabei e« doch verstanden, etwas durchrus Eigenartiges zu schaffen, das auf einen ebenso soliden wie künstlerisch hochstehenden Geschmack schließen läßt. Wer Bedenken trägt, sich einem so extrem modernen Künstler wie Pankok oder Riemerschmid anzuvertrauen, wird in Rose den rechten Mann für seine Wünsche finden Wa« zunächst an diesem Treppenhaus« besonder« wohlthuend berührt, sind die durchweg Hellen Farben, in denen da« Ganze gehalten ist Der untere Teil de« Raume« weist eine weiß gestrichene Wandver kleidung au« Holz auf, in die ein Schirmständer, ein Spiegel, eine Standuhr, eine Thür, ein Sopha und eine Eck» «tag-re eingebaut ist Sämtliche Arbeiten sind Erzeugnisse der Dresdner Werkstätten (Schmidt u. Müller) und stehen denen der Münchner Vereinigten Werkstätten in Bezug auf Sauberkeit der Ausführung in nicht« nach Besonder« reiz voll erscheint die Treppe, die zu einer mit fensterartigen Oeffnungen versehenen und mit hellgrünen Vorhängen halb verschloffenen Galerie hinaufführt Auch die von Gebr Bernhard gelieferten Stoffüberzüge zeigen den selben zarten grünen Ton In da« Fenster beim Treppen aufgang ist ein von Jos Goller komponierttS Glas« gemälde au« dem Atelier von Urban u Goller in Dresden eingelaffen, da« fünf weißgekleidete Frauen mit dem Pflücken von Aepfeln beschäftigt darstrllt. Das ge lungenste Stück der ganzen Ausstattung dieses Raume« ifi vielleicht die in ihren Holzteilen gleichfalls weißgehaltene Standuhr Sie entspricht in ihrem Stil genau demjenigen des Treppenhause« und kann gar nicht bester aufgestellt werden, al« es geschehen ist. In gleich geschickter Weise fügen sich die von K. A. Seifert m Mügeln gelieferten fünf Hängeleuchter für je drei elektrische Flammen sowie die Krone für sech« in das Gesamtbild ein Nimmt man dazu noch die verschiedenen Oelgemälde und Zeichnungen, unter denen sich einige Prachtstücke von Liebermann befinden, und den ganzen anderen Schatz an Vasen, Zinn- gefäßen, Bronzen und Leuchtern, die mit Vermeidung un nötiger Anhäufung da und dort verteilt sind, so begreift man da« Entzücken de« Publikum« und freut sich, daß sich unser einheimische« Kunstgewerbe wenigsten« mit einem Zimmer den Münchener Leistungen al« ebenbürtib er wiesen hat. H. A Lver. * Ueber die Auffindung vorgeschichtlicher Gräber in Znaim berichtet man der „N. Fr Pr" da« Folgende: Bei der Grundaushebung zu einem Neubaue in der verlängerten Neustiftgaste in Znaim bemerkte bereit« am 28. v Mt« der Fachlehrer der LandeS-Acker« und Weinbauschule, Hr. Paul Maresch, Spuren vor, geschichtlicher Gräber. Montag, am 31. Juli, wurde die Aushebung der Gräber begonnen, und das zuerst geöffnete Grab ergab einen Menschenschädel, der gut erhalten ist, brüchige Knochen, einige schwarze Töpfe und zwei Bronze ringe. Nach seitlicher Bloßlegung noch zweier Grabstätten, die sich al« Steinkisten erwiesen, fand am folgenden Tage nachmittag« die Oeffnung de« zweiten Grabe« unter reger Beteiligung der Bevölkerung statt E« zeigte sich nach Entfernung der Decksteine ein Skelett, dessen Kopf auf einem Stein ruht«, an der linken Schulter em Gefäß, sowie mehrere Gesäße in der Umgebung der aufwärt«, gezogenen Füße, im ganzen sech« schwarze Gesäß«, doch war kein Bronzeschmuck vorhanden. Da« Skelett war von einer Umfassung stehender Gnei.platten eingeschlossen Tag« darauf wurde da« dritte Grab geöffnet, das eben- falls ein Skelett enthielt mit Bronzeschmuck und zwei Gefäßen, einer Schüssel und einem Topf Die Skelette der beiden letzten Gräber wurden bloßgelegt, mit Wasser glas gefestigt, nach seitlicher Abgrabung durch ein breite« Blechband umfaßt, mit Draht gebunden, dann ward die Unterlage abgesägt und eine Eisenplatte untergeschoben; hierdurch war die gefahrlose Uebertragung in da« Znaimer städtische Museum ermöglicht, welche auch gut vor sich ging. Ueber die Funde teilt Hr. Maresch folgendes mit: „Die gefundenen Gräber sind 1 m 2 om bi« 1 m 3 cm tief, 1 m breit, 2 m 2 om lang, 50 om und auch mehr hoch, unten ohne Pflaster, seitlich mit stehenden Gneisplatten umgrenzt, über welche Deckplatten gelegt sind; der Kopf des Skelett» ruht immer auf einem Stein. Die Lage der Körperaxe ist von Südwest gegen Nordost, der Leib liegt auf der linken Seite, der Kopf ist nach recht», also gegen Ost, zurückgedreht, die Füße sind emporgezogen. Die Fußknochen sind schlechter er halten al» der Kopf, Finger- oder Zehenknochen nicht mehr kennbar. Die Gefäße des ersten Grabe» find zer trümmert, dürften sich aber zusammensetzen lasten; aus schwarzem, mit kleinen Steinchen gemengtem Stoffe ge> fertigt, zeigen einige Scherben Strichornamentik, auch kommen Henkel vor. Die Gefäße de» zweiten Grabe« sind meist noch in Erde eingeschloffen, schwarz, topf- förmig. doch ist an der linken Schulter de« Skelett» auch eine Schüstel kennbar. Im dritten Grab« lag eine Schüssel von etwa 20 om Durchmesser und 3 mm Dicke, die an der Unterseite de« oberen Rande« knopsartige Verdickungen aufweist; ebensolche Knöpf« befinden sich am Bruchstücke eine« noch in diesem Grabe gewesenen Topfe«. Der Bronzeschmuck im dritten Grabe besteht au« einigen Ohr- und Hal«ringen von 7 om Durchmesser, zwei Fibeln (Sicherheit«nadeln), einem Pfeil und zwei Spiralarm> bändern Diesem Schmucke nach dürfte hier da« Skelett einem hervorragenden Führer oder einer Frau angehört haben; auf letztere« weist eben der Schmuckreichtum, auf erstere« die Pfeilspitze hin Gerade bei diesem Skelett zeichnet sich der Kopf durch eine edle, ebenmäßige Bildung au« Diese drei vorgeschichtlichen Gräber stammen aus einer Zeit, die wohl einige Jahrhunderte vor Christi Geburt zurückliegt, sie werden den Kelten zu geschrieben, und es dürfte sich noch eine größere Anzahl dieser „Hockergräber" hier vorfinden. Vor mehreren Jahren wurden derartige Grabstätten in der Umgebung von Znaim, bei der Ortschaft Obla«, gefunden." * Ueber die inBaumstämmen herrschendeWärme hat vr. Emerson der Akademie der Wissenschaften von Nebraska kürzlich lehrreiche Beobachtungen mitgeteilt. Die Wärmeverhältniste innerhalb eines Baumes find be greiflicherweise sehr verschieden, je nachdem er im Schatten steht oder der Sonne ausgesetzt ist. Steht ein Baum mit seinem Stamm und seinen Hauptästen im Schatten, so richtet sich die Wärme im Innern de« Holze« nach der Temperatur der Außenlust, und zwar ist der Baum wärmer als die umgebende Luft, wenn die Temperatur sinkt; sie ist kälter, wenn die Temperatur steigt. Aber doch besteht ein Zusammenhang zwischen der Temperatur innerhalb und außerhalb de» Baume», indem auch der Baum gleichsam erkaltet, wenn e« draußen kälter wird, jedoch eben weniger rasch, al« r« bei der Luft der Fall ist; ebenso erhitzt er sich nicht so schnell Ist ein Baum andererseit» Hellem Sonnenlichte ausgesetzt, so ist die Temperatur in seinem Innern gewöhnlich höher al« in der umgebenden Luft; er erwärmt sich dann schneller al» letztere Wenn nun ein Baumast oder auch der Stamm eine» Baumes von der einen Seite der Sonne und von der anderen dem Schalten ausgesetzt ist, so können beide Seiten eine verschiedene Temperatur haben, indem der besonnte Teil wärmer, der beschattete kälter ist al« die Luft Auf diese Weise treten nicht selten innerhalb eine« einzelnen Baumzweige« erhebliche Wärmrverschi«den« heilen ein * D«r Ursprung de« Don Juan Di« Don Juan-Legendr ist nicht, wi« man bi«her glaubte, spanischen
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