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Dresdner Journal : 01.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189908013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-01
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 01.08.1899
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ve»n««-ret»r Kür Dresden vierteljährlich r » Mart 50 Ps., bei den Kaiser- ltch deulschcn Postanstalten vierteljährlich S Mark; außer halb de» Deutschen Reiche» Post- und Stempclzuschlaa. Einzelne Nummern: 1V Ps Erscheine«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend» Fernspr.-Anschluß.Nr 129^ DreMer Journ al. »«ka»dt,««^«tbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile LV Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. HerauSgebcr: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. LO Fernspr -Anschluß: Nr. 129L ^176 18SV Dienstag, den 1. August abends. Nachbestellungen auf dar „Dresdner Journal" für die Monate August md September werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von I na. 70 I»G. angenommen. Bei den Postaustalte« des Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis für diese Zeit In den meisten Bades und SommeraufevthaltS- orten der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt da« „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften des oberen Elb- thales bis Schandau, in denjenigen des unteren Elbthales bis Meisten und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS inS Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß die Nachgenannten die von Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, ihnen ver liehenen Ordensdekorationen, und zwar der Hofkonditor Seyfert das Herzog!. Braunschweigische Berdienstkreuz 1. Klasse, und der Hoflakai Martin dasselbe Ver- dienstkreuz 2. Klasse annehmen und tragen. Srueuuuvgeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Innern. Bei der Polizeidirektion zu Dresden: Pensronirt: Polizeiinspeclor Zacharias und Stadtgendarm Lippmann. — Entlassen: Stadtgendarm Dilcher. — Befördert: Polizeiwattmeister Pinkes zum Polizeiinspector und Stadt gendarm Steiner zum Polizeiwachtmeister Bei dem Landgendarmerie-KorpS: Pensionirt: Gendarm Eisert in Kieritzsch. — Angestellt: Stadtgendarm Schmalfuß als Gendarm in Brigade Hainichen. — Versetzt: Lendarmeriebrigadier Heutz sch von Schönheide nach Kieritzsch, Gendarm Mauersberger unter Ernennung zum Gendarmerie- Brigadier von Gablenz nach Schönheide, Gendarm Döring IV von Hainichen nach Großrückerswalde und Gendarm Strehle von Großrückerswalde nach Gablenz. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 3. ständige Lehrerstelle an der Volksschule zu Bockau. Kollator: die oberste Schulbehörde. Jahreseinkommen außer freier Wohnung und Gartengenuß IbOO M, nämlich 1350 M. Anfangsgehalt und 150 M im voraus gewährte Alterszulagen, sowie 108 M. für 3 lleberstunden. Vom 1. Januar 1900 tritt eine AlterS- staffel in Kraft, die außer freier Wohnung oder entsprechendem Wohnungsgclde bis mit dem vollendeten 50. Lebensjahre in sieben 3jährigen und einem 4jäbrigen Absätze von 1350 M. auf 2500 M. Jahresgehalt ansteigt Bewerbungen mit allen erforderlichen Unterlagen sind bis zum 20. August bei dem König!. Bezirksschulinspektor vr. Förster in Schwarzenberg ein- zusenden. — Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle an der sechSllassigen Schule zu Frauen Hain. Kollator: das König! Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichtes. Einkommen: außer freier Wohnung und Gartengenuß 1400 M. Gehalt. Gesuche sind bis zum 17. August beim König!. Be zirksschulinspektor Sieber in Großenhain einzureichrn; — die ü. Lehrerstelle in Jöhstadt. Einkommen: 1100 M Jahr«»- gehalt, 150 M. WohnungSgeld an einen verheirateten und 100 M. an einen unverheirateten Lehrer. DaS Einkommen steigt nach einer vom 25. Lebensjahre an zu rechnenden stän digen Dienstzeit aus 1300 M. nach 2 Jahren, aus 1bOg M. nach 5 Jahren und weiter bi- 2200 M al- Höchstgehalt nach 30 Jahren. Borschrist-mäßige Bewerbungen sind bi- zum 10. August an den König! Bezirksschulinspektor Schulrat Schreyer in Annaberg einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Das Oberkommando im französischen Heere. Eine der letzten wichtigsten Anordnungen des Krieg-Ministers Freycinet war die Herausgabe der Be stimmungen über den Wirkungskreis der Armee- Inspektoren Nach mancherlei Versuchen, die man im französischen Heere im Laufe der Zeit gemacht hatte, ein über den Armeecorps-Chefs stehendes Ober kommando einzurichten, ohne dadurch die Republik in Gefahr zu bringen, diesen Oberkommandanten eine» schönen Tages als Diktator die Zügel der Regierung an sich reißen zu sehen, entschloß man sich zur Ein führung von Armeeinspektoren, die aber grundsätzlich keinen höheren Rang haben sollten als die Divisions generale, die höchste Rangstufe in der französischen Militärhierarchie. Die Thätigkeit dieser Armeeinspektoren soll in einer Ueberwachung, nicht aber Ergänzung der Thätig keit der Corpskommandeure bestehen, deren Macht befugnisse durch diese neue Einrichtung unberührt bleiben. Als Inspekteure werden solche Generale er nannt, die im Kriegsfälle als Armeekommandanten an die Spitze einer aus den Armeecorps ihrer Inspektion zusammenzustellenden Armee zu treten hätten. Auf dieser Grundlage sind die vom Präsidenten der Republik kürzlich über den Wirkungskreis der Armeeinspektoren erlassenen Bestimmungen aufgebaut, die an Lie In haber dieser Stellungen jedenfalls außerordentliche An sprüche in bezug auf Selbstbeherrschung und Takt stellen. Ein Armeeinspektor ist nämlich eo ipso Mitglied deS Obersten Kriegsrates, es sind ihm nach dem Wort laut der Bestimmungen nicht allein die Armeecorp» untergeordnet, die später seine Armee bilden sollen, sondern auch alle andern in seinem JnspektionSbereiche untergebrachten Truppen und Armeeanstalten, Fort» und Festungen, mit Ausnahme der dem Kriegs- Ministerium unmittelbar unterstehenden Schulen, An stalten und Dienstzweige. Der Inspekteur wird durch einen Bestallungsbrief des Kriegsministers ernannt, der alle Jahre zu erneuern ist. Ein jährlicher Wechsel in der Person des Inspekteurs ist dadurch ermöglicht, wenn auch nicht in erster Linie beabsichtigt. Auch hierin kommt die in Frankreich stets vorhandene Furcht vor einer Militärdiktatur zum Ausdruck. Weiter werden in den „Bestimmungen für die Armeeinspektoren" letzteren außerordentliche Machtbefug nisse eingeräumt, indem sie als unmittelbare Ab gesandte des Kriegsministers anzusehen sind und vor allen Behörden der ihnen unterstellten Corpsbeziike den Vorrang haben, also auch vor den General kommandos, doch bildet es hier eine Schwierigkeit, daß die Inspekteure, wie erwähnt, keinen höheren Dienst grad als die kommandierenden Generale besitzen Bei den durch sie angeordneten Besichtigungen sollen sie einerseits im Einverständnisse mit dem General kommando verfahren, das ihnen das ganze erforder liche Personal zur Verfügung zu stellen hat, gleich zeitig aber räumen die Freycinelschen „Bestimmungen" den Inspekteuren das Recht ein, unangemeldet an irgend einer Stelle des CorpSbezirks zu erscheinen, um sich Truppenteile und Behörden vorstellen zu lassen, Paraden und Uebungen der Garnison anzuordnen und zwecks Uebung der Mobilmachung die Mobilisierung eines Truppenteils oder Dienst zweiges, die versuchsweise Armierung eines Fort» oder Festungswerkes zu befehlen. Ueber alle vor- genommenen Besichtigungen haben die Inspekteure dem Krieg-minister zu berichten, wobei sie zugleich ihr Ur teil über die Generale, Truppenkommandanten und Chefs der Dienstanstalten hinsichtlich der Felddienst fähigkeit derselben abzugeben haben, sodaß den Armee inspektoren auch in persönlichen Fragen ein weit gehender Einfluß zugestanden ist. Dieser wird aber sofort wieder adgeschwächt durch die Bestimmung, daß ein Inspekteur niemals unmittelbar befehlend eingreifen darf, vielmehr die Corpskommandeure auf die vor gefundenen Mißstände aufmerksam zu machen hat. Diese haben die geringsten Mißstände durch Befehl abzustellen und dem Minister bezügliche Meldung zu erstatten. Der Kriegsminister ist berechtigt, den In spekteuren jeden beliebigen Auftrag zu erteilen, wie er auch den Chef deS Generalstabes der Armee in den verschiedenen Armeecorps mit Besichtigungen, die sich auf den Dienstbereich des letzteren beziehen, beauftragen kann. Aufgabe der Inspekteure ist es weiter, bei großen Manöver«, die mehr wie ein ArmeecorpS umfassen, den Oberbefehl zu übernehmen. Die vom Präsidenten der Republik gutgeheißenen „Bestimmungen" des Hrn. Freycinet dürften vor allen Dingen eine wahre Fundgrube von Kompetenzstreitig keiten abgeben. Sie beweisen, wie bedenklich es ist, einen Nlchtfachmann an die Spitze eines Dienst betriebes, wie der militärischen Streitkräfte eines Lande», zu stellen, und wenn sich diese Persönlichkeit unter außergewöhnlichen Verhältnissen auch noch so sehr als hervorragender Organisator erwiesen hat, was ja bei Hrn. Freycinet zweifellos der Fall ge wesen ist. * Tagesgeschichte. Dresden, 1. August. Se. Majestät der König unternahmen heute von Pillnitz aus in Begleitung Ihrer Excellenzen des Oberhofmarschalls Grafen Vitzthum v. Eckstädt und des Generaladjutanten Generalleutnants Hingst, sowie des Kammerherrn v. d. Planitz einen Jagdausflug ins UllerSdorfer Revier zur Hirschjagd. Nachmittags kehrten Se. Majestät ins Sommerhoflager Pillnitz zurück. Deutsches Reich. * Berlin. Dem BundeSrate ist ein Entwurf von Ab änderungen und Ergänzungen des amtlichen Waren verzeichnisses zum Zolltarif zugegangen. — Ferner ging dem Bundesrate die Uebersicht der Ergebnisse des HeereSergänzungsgeschästS für da» Jahr I8S8 zu. Darnach wurden in den alphabetischen und Restanten- listen überhaupt geführt 1638222 Personen. Davon blieben unermittelt 47411, ohne Entschuldigung blieben aus 100652, anderwärts wurden gestellungspflichtig 423738. Zurückgestellt wurden 574 883, ausgeschlossen 1212, ausgemustert 41639, dem Landsturm ersten Auf gebots überwiesen 109 953, der Ersatzreserve 86 752, der Marineersatzreserve 1012. Ausaehoben wurden 221674. Ueberzählig blieben 5987, freiwillig kingetreten in das Heer sind 21940, in die Marine 1369. Es sind ferner vor Beginn de« militärpflichtigen Alters freiwillig ein getreten in das Heer 21503, in die Marine 29 750. — Wegen unerlaubter Auswanderung sind verurteilt von der Landbevölkerung 29 750, von der seemännischen Be völkerung 258; noch in Untersuchung 14039, bez. 221 Personen — Der General der Infanterie z. D. Octavio v. Boehn, n la suits des Kaiser Franz-Garde-Grenadier- regimentS. Ritter de« Ordens pour 1s mörits und de« Eisernen Kreuze« 1 Klaffe, ist Sonntag abend nach schwerem Leiden hierselbst im 76. Lebensjahre gestorben. Der ausgezeichnete General, zuletzt Kommandeur des VI. Corp«, besaß außer den erwähnten höchsten Orden unter anderen den Roten Adlerorden 1. Klaffe mit Eichenlaub und mit dem Emaillebande des Kronen- ordenS, sowie zahlreiche hohe Orden deutscher Bundes fürsten. Er befehligte in der Schlacht bei St. Privat das Kaiser Franz-Regiment und wurde schwer verwundet. Im Dezember 1870 trat er aber schon wieder an die Spitze des 1. Garderegiments z. F. — Die Jsteinnahme an Zöllen und Ver brauchssteuern hat in dem ersten Viertel de« laufenden Etat«jahre« 181,5 Mill. M. oder 4,5 Mill mehr al« im gleichen Zeiträume des Vorjahres betragen Zum ersten Male seit längerer Zeit haben die Zölle ein Weniger gegen da« Vorjahr zu verzeichnen, und zwar 0,8 Mill , dagegen haben die Zuckersteuer 4,1 Mill , die Salzsteuer 0,5 Mill, die Branntweinverbrauchsabgabe 0,4 Mill, die Brausteuer 0,3 Mill mehr erbracht Von den übrigen Einnahmezweigen de« Reich« haben die Reichsstempel abgaben ein Mehr von über 1'/^ Mill, abgeworfen, wovon über Mill, auf die Börsensteuer entfällt, die Post- und Telegraphenverwaltung; von über 6 Mill und die Reichseisenbahnverwaltung von über 1 Mill. — Seit dem Inkrafttreten de« JnvalidenversicherungS- gesetze« bi« zum 1. Juli 1899 sind nach amtlicher Mit teilung von den 31 Versicherungsanstalten und den neun vorhandenen Kaffeneinrichtungen 429867 I,validen» renten bewilligt worden Davon sind infolge Tode« oder Auswanderung der Berechtigten, Wiedererlangung der Erwerbsfähigkeit, Bezugs von Unsallrenten oder au« anderen Gründen weggefallen 134 984, sodaß am 1. Juli 1899 liefen 294 883 gegen 179422 am 1 April 1899. Di« Zahl der während derselben Zeitraums bewilligten Altersrenten betrug 347220. Davon sind infolge Tode« oder Au«wanderung der Berechtigten oder au« anderen Gründen weggefallen 149150, sodaß am 1. Juli 1899 liefen 198070 gegen 200306 am 1 April 1899. Beitragserstattungen sind bi- zum 30 Juni 1899 bewilligt a) an weibliche Versicherte, die in die Ehe ge treten sind, 362032 gegen 325207, b) an die Hinter bliebenen von Versicherten 83140 gegen 74819, zu sammen 445172 gegen 400026 bi« zum 31. März 1899. — Von gewisser sozialpolitischer Seite wird wieder die Errichtung eine« Arbeitsamte« empfohlen. Die „Berl. Pol. Nachr." verwiesen schon vor längerer Zeit darauf, daß an eine solche Erweiterung der reichsbehörd lichen Organisation kaum gedacht werden dürfte, und zwar hauptsächlich deshalb, weil ein Beweis für die Nützlichkeit, geschweige denn für die Notwendigkeit einks solchen Amtes nicht erbracht ist. Nun glaubt man end lich einen solchen Beweis gefunden zu haben. Auf eine Anregung aus der Mitte de» Reichstage« heraus hat der Reichskanzler die Bundesstaaten aufgefordcrt, durch ihre Gewerbeaufsichtsbeamten Erhebungen über die Gründe und Wirkungen der Beschäftigung verheirateter Frauen in den Fabriken veranstalten zu lassen Zwecks Vornahme der Erhebungen sind in den einzelnen Staaten Fragebogen ausgearbeitet, und weil diese Fragebogen nicht überein stimmen, deshalb hält man in den erwähnten Kreisen die Errichtung eines Reichs-ArbeitSamtS für eine Notwendig keit Dazu bemerkt da« obengenannte Berliner Organ: Würde vorausgesetzt werden können, daß die Ausarbeitung einheitlicher Fragebogen für die in Rede stehende Erheb ung wirklich zweckmäßig gewesen wäre, so würde sich die Einheitlichkeit auch bei den gegenwärtigen Behörden organisationen leicht haben erzieien lassen Entweder hätten sich, wie die» doch nicht ohne Vorgang ist, die Einzelregierungen untereinander verständigen können, oder der Reichskanzler hätte, wie cs bei der Ausführung von ReichLmaßnahmen schon manchmal geschehen ist, ein einheit liche« Schema den Einzelregierungcn empfehlen können. Von der Notwendigkeit der Errichtung eines Arbeitsamtes zur Er- zielungderEinheitlichkeit inderHerstellungvonFragebogen für Erhebungen der Gewerbeaufsichtsbeamten kann also selbst unter der Voraussetzung der Zweckmäßigkeit einer solchen Einheitlichkeit nicht die Rede sein Diese Voraussetzung trifft aber garnicht einmal zu. Daß die ArbeitS- und Arbeiterverhältniffe, wie überhaupt die Fabrikverhältniffe in den einzelnen Bundesstaaten nicht gleich sind, wird Kunst und Wissenschaft. Die Bayreuther Festspiele. I. „Der Ring des Nibelungen". (22. bis 25. Juli ) (Schluß.) Daß die solistischen Darbietungen weit mehr, wie die Kunst des Orchcsterleiters, des Maschinenmeisters, Be- leuchtungSinsvektorS und de» Regisseurs von Zufälligkeiten, Dispositionen rc. abhängig sind, ist einleuchtend. Bei aller Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt in der Auswahl der beteiligten Kräfte sind hier gelegentliche Mißgriffe niemals auSgeschloffen In diesem Festspieljahr kam noch al« besonders erschwerend der Umstand hinzu, daß über die Hälfte der Mitwirkcnden für Bayreuth völlig neu waren und sich in die ihnen ungewohnten Verhältnisse erst cinleben mußten. Nur ungern vermißte man Heuer die für den Bayreuth besucher so klangvollen Namen eine» Heinrich Vogl, Theodor Reichmann, Carl Perron, Fritz Plank, Ernest van Dyck, Carl Grengg u. a. m. Wollte man schon eine Neubesetzung der von den genannten Künstlern bislang vertretenen Rollen, sozusagen eine Verjüngung de« Fest spielpersonals und einen künstlerischen Nachwuchs für Bayreuth schaffen, so hätte man Keffer gethan, diesen Wechsel allmählich eintreten zu lassen und dem jungen, nachrückenden Geschlecht einstweilen noch Gelegenheit zu bieten, sich an den seit Jahren, zum Teil sogar seit Be ginn der Festspiele in Bayreuth thätigen und bewährten Kräften ein Vorbild zu nehmen. Manche« kam daher in diesem Jahre weniger fertig heraus, al« zuvor. Tas über alle« Erwarten gut gelungene Experiment, das man mit dem holländischen Konzertsänger van Rory im Jahre 1897 in der Partie de« Wotan gemacht hatte, veranlaßte die Festspielleitung, auch diesmal wieder einige GrsaigS- größen aus dem Konzcrtsaal (vr. Felix Kraus, Anton Sistermann, Johanna Dietz) zur Mitwirkung bei den Fest spielen hinzuzuziehen. Mit welchem Erfolg, werden wir gleich sehen Um mich zunächst den bereits früher in Bayreuth er probten Künstlern zuzuwendcn, seien hier in erster Linie die Vertreter der Riesenrollen des Wotan und der Brünnhilde genannt. Die Gestalt, die Wagner selbst wiederholt als den eigentlichen Träger der Handlung der Ringdichtung bezeichnet und deren Namen er angeblich sogar eine Zeit lang dem Ganzen als Titel vorauf zusetzen gesonnen war, Wotan, wurde durch Anton van Rooy in einer hohen Ansprüchen gcnügendm Weise vertreten. Der Künstler, dessen machtvollem und außerordentlich biegsamem, jeder AuSdrucktnuar.ee fähigen Organ die gewaltige Partie keinerlei Schwierigkeit«» bereitet, hat seit dem letzten Festspieljahre unablässig und mit großem Erfolg an der musikalischen Ver tiefung und der gesangsdramatischen Ausgestaltung seiner Rolle gearbeitet. Schon am Vorabend bot er eine bis ins kleinste durchgefeilte interessante Leistung; imponierend und doch gewinnend und gemütvoll in den lyrischen Momenten seiner Partie gestaltete der Künstler den „Herrscher des Wal" am ersten Tage, um dann in dem Schlußteile seiner Rolle als „Wanderer" mit seiner wundervollen gesanglichen Darbietung und der Kunst seines Vertrags die Gesamtleistung zu krönen. Manches z. Z. noch Unabgeschliffene in der Darstellung sieht man dem Künstler in Anbetracht der meisterhaften musikalisch-vortraglichen Ausführung seiner Partie gern nach Frau Ellen Gulbranson hat sich ebenfalls, seit sie im Jahre 1896 neben Lilly Lehmann im Festspiel- Hause als Brünnhilde erschien, in dikse Rolle bis zu jenem Grade vertieft, der ein völlige« und rastlose» Aus gehen in dem geistigen Gehalt derselben bedeutet. Durch ihre hohkitevolle Gestalt, die edle Plastik ihrer Beweg ungen, va» rhrem Vortrag innewohnende starke Tempera ment und nicht zum wenigsten durch die reichen Vorzüge ihre« warm timberierten Organs erscheint Frau Gul branson für die Gestalt deS kühnen und trotzigen Wotan- kindeS gleichsam prädestiniert. Ueber Rosa Suchers leider nicht mehr ganz stimmfrische, doch immer noch von dem Zauber höchster Idealität getragene und zu stellen weise unvergleichjicher Wirkung gebrachte Sieglinde, wie über die stilvollen, an Tiefe und Vornehmheit des Aus drucksempfindens nicht zu überbietenden Leistungen der Frau Schumann-Heink als Erda, Waltraute und erste Norn läßt sich neues schlechterdings nicht sagen. Frl. Marion Weed als „liebliche Göttin" Freia, Frau Emi Gleiß-Feupl als stimmfrischer Waldvogel und die Damen Josefine v. Artner und Luise Geller- Wolter als erste und dritte Rheintochter waren durch aus am Platze. Den letztgenannten gesellte sich als mittlere Stimme in Frl Adele Morano aus Erfurt eine mit bemerkenswert schönen Stimmmitteln und ge diegenen gesanglichen Können ausgestattete jungeAnfängerin. Hans Breuers nach der Seite geistvoller Kleinmalerei unübertroffener Mime, Aloi« BurgstallerS jugend frischer Froh und Johannes Elmblads köstlicher, sich höchst naturalistisch gebärdender Fafner waren den Fest- spielbesuchern von früher her schon wohlbekannt Neu wurde diesmal die Fricka an Stelle Marie Breuer« mit Frau Luise Reuß-Bele« besetzt, sehr zum Vorteile dieser Figur, welcher das vornehme Wesen und der ab geklärte durchgeistigte Vortrag der ausgezeichneten Wies badener Sängerin sehr zu statten kommen. Die früher von ihr vertretene Rolle der Gutrune hatte man diesmal der Frankfurter Konzertsängerin Frl. Johanna Dietz ge geben, die ihre stimmlichen Vorzüge wohl zu entfalten wußte, hinsichtlich der Darstellung aber nicht über in jeder Einzelheit das Angelernte, gewaltsam Anemvfundene ver ratende Gebärden hinauskam. Sehr gut bestand die neue Vertreterin der zweiten Norne Frl Adrienne-Osborne aus Leipzig. Im Ensemble dcr Walküren wirktcn außer der Genannten als völlig neu noch die Damen Eise Breuer (Braunschweig) und Marie BrandiS (New- Uork) mit. Eine große Ueberraschung bot Alois Burg staller allen Festspielbesuchern mit seinem kernigen, von gesundem und überaus natürlichem Empfinden beseelten Siegmund Auch hinsichtlich der äußeren Erscheinung, Haltung und Gebärde verkörperte der hochbegabte Schüler Bayreuths diese tragische Figur auf das wirkungsvollste. Den Siegfried vertrat Ernst Kraus (Berlin) stimmfrisch und mit jugendlich wirksamem Aeußeren, musikalisch frei lich nicht immer sicher und untadelhast. In dem neuen Loge des Breslauer Tenoristen Vr. Otto Briesemeister hat die Festspielleitung eine sozusagen vortreffliche Erwerb ung gemacht Erschöpfender hinsichtlich der ganzen Cha rakteristik kann der listige und verschlagene Flammengott und Berater Wotans kaum behandelt werden, wie es durch Hrn. vr. Briesemeister geschah, dcr außer einer Hellen, schönen Tenorstimme auch noch eine bedeutende schauspielerische Geschicklichkeit und unverkennbare musikalische Intelligenz sein eigen nennt. Den Alberich sang diesmal, wohl um Fritz Friedrichs für die Partie des Beckmesser zu entlasten, Hr. Demeter Popovici. Die wuchtige Stimme diese« Sängers eignet sich besonders auf den vollausladenden Tönen der Höhe vortrefflich für die Partie des dämonischen Schwarzalben. Die klangschwache Mittellage fällt daneben freilich ziemlich ab Kraftvoll und energisch vertrat der Leipziger Baritonist Han« Schütz den Donner, während Fasolt in dem Bassisten HanS Keller (Karlsruhe) «inen neuen, nach Stimme wie Erscheinung vollgiltigcn Repräsen tanten erhalten hatte. Den Gunther sang Leopold Demuth (Wien) mit geradezu verschwenderischem Stimm aufwand. Die Besetzung dcr Hagen-Partie mit dem bekannten Wiener Lieder- und Oratoriensängcr vr. Felix Krau« muß als verfehlt bezeichnet werden Abgesehen davon, daß dieser der Bühne völlig ungewohnte Sänger der darstellerischen Charakteristik seiner Rolle so ziemlich
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