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Dresdner Journal : 24.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-24
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 24.07.1899
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ve»»»»prei«: Für Dresden vierteljährlich: » Mark »0 Pf., bei den Kaiser lich dkuNchku Postunstallra ' vteriki!Irlich »Mark; außer halb des Deutschen Reiche» Post- und Stem-eljuschlaa. Ein-elne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Sulnahme der Sonn- und Feiertage abend». Fernsstr -Anschluß: Nr Ist»». Dreswer Enkünsti»un»»»ehührr«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift «> Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pj Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Her«»s«eber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. ro. Fernspr.Anschluß: Nr. ir»S. ^169 1899 Montag, den 24. Juli abends. Amtlicher Teil. Dresden, 23. Juli. Se. König!. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent de- Herzogtums Braunschweig, ist gestern abend 7 Uhr 18 Min. nach Leipzig abgereist. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, Se. König! Hoheit den Prinzen Albrecht von Preußen, Regent des HerzogthumS Braun schweig, zum Chef des 2. Ulanen-Regiment- Nr. 18 zu ernennen. Dresden, 18. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchner Christoph Nicklich in Schwepnitz das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. «rnenuungen, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. Im Geschäftsbereiche be» Ministeriums der Finanzen. Bei derPost-Berwaltung sindernannt worden: Hübner, zeither Ober-PostdirektionSsrkretär, al-Postkassirer bei dem Post- amte in Meißen; Zimmermann, zeither Ober-Postdirektion-- sekrelär, al-Postkassirer bei dem Postamte in Freiberg (Sachsen); Spindler, zeither Ober-Postdirektion-sekretär, al- Postkassirer bei dem Postamle in Zittau; Simchen, zeither Postsekretär, al- Ober-Postsekretär bei dem Postamte in Sebnitz (Sachsen); Kammer und König, zeither Ober-Telegraphenassistenten, al- Bureanassistenten bei der Kaiser! Ober-Popbirektion in Dresden. I« GeschtftSberetche »e» Ministerin»» de» Knltu» und Sfientltche« Unterricht». Zu besetzen sind am 1. Oktober d. I. 4 neu begründete ständige Lehrerstellen sowie «ine Hilsslehrerstelle an den Volksschulen zu EberSbach. Kollator: der Gemeinderat daselbst. Einkommen jeder Stelle 1300 M und 2S0 M. WohnungSgeld für einen verheirateten, bez. iso M. für einen unverheirateten Lehrer. Der Gehalt erhöht sich mit Vollendung des 2S. Lebensjahre- der Stellen- inhaber aus lövo M. und steigt von da an in 10 dreijährigen Zulagen bi- aus 2SOÜ M. Da- WohnungSgeld bleibt un verändert. Da- Einkommen der HilfSlehrersteVe beträgt 1000 M. Schulgehalt, 90 M. WohnungSgeld und 60 M. Holzgeld. Diese Stelle kann auch mit einer Lehrerin besetzt werden. Be werbungen nebst allen Zeugnissen, denen auch ärztliche Gesund heitszeugnisse beizusügen sind, sind bis zum 28 Juli an den Gemeinderat zu EberSbach zu richten; — die 2. ständige Lehrerpelle zu Kühnhaide bei Reitzenhain. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1VVO M Gehalt, 200 M. im Vorau- gewährte Alterszulage, 36 M. für Sommerturnen und 1S0 M. Wohnungsgeld an einen verheirateten, 100 M. an einen unverheirateten Lehrer. Gesuche mit allen ersorder- lichen Beilageu sind bis zum 3 August bei dem König!. Be- zirk-schulinspekior vr. Bräutigam in Marienberg einzureichen. Nichtamtlicher Teil. ÄommiffionSbeschlüffe zu der Gewerbeuovelle. Die Kommission des Reichstages zur Vorberatung des Gesetzentwurfes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, hat, wie der von ihr kurz vor der Sessionsvertagung ausgegebene Bericht lehrt, mehrere Punkte der Regierungsvorlage einer weitreichenden Umgestaltung unterzogen. Einige dieser Neuerungen werden bei der zweiten Lesung im Plenum zweifellos noch zu breiten Erörterungen Anlaß bieten. Für weitere außerparlamentarische Kreise besteht ein Interesse daran, von den Kommissionsvorschlägen rechtzeitig Kenntnis zu nehmen, da es sich zum teil um Fragen handelt, die die allgemeinen Erwerbsverhältnisse, Arbeitsbedingungen und Lebensgewohnheiten nahe be rühren. ES kann daher der Sache nur dienlich sein, wenn die beteiligten Bevölkerungsgruppen noch vor der gesetzgeberischen Festlegung der neuen Bestimm ungen sich vergegenwärtigen, welche Konsequenzen aus denselben sich für sie ergeben. Die „Berl. Korresp." führt zu einigen Kommissionsbeschlüffen folgendes auS: Unter den die Regierungsvorlage erweiternden oder ergänzenden Kommissionsbeschlüssen gebührt eine ein- Lunss und Wissenschaft. Refidenztheater. — Am 22. dS MtS: „Vater freuden." Schwank in drei Akten von P. Hirschberger und G Klitscher. (Zum ersten Male.) Ware da» Refidenztheater am Sonnabend abend bester besucht gewesen, so würde der neue Schwank einen be deutenden Heiterkeit«erfolg erzielt haben So ehrwürdigen Alters auch die komischen Situationen und Episoden, die Witze und Scherze in ihm sind, so werden sie doch mit so ungemischter Freude am Heiteren dargeboten, daß der Zuschauer belustigt in da« Lächeln einstimmt, das die Ver fasser ohne Unterbrechung anschlagen. Ein klein wenig nach dem französischen Schwank hinüberschielend, ver meidet e« das Stück trotzdem, direkt durch Schlüpfrig keiten und LaScivitäten wirken zu wollen, wie jener; e« sucht und findet seine Stärke vielmehr in der Schilderung komischer Verwickelungen und der hieraus entstehenden drolligen Abenteuer. Ein Luckenwalder Tuchfabrikant, Ferdinand Mielke, besitzt au« seiner Junggesellenzeit her eine Tochter, Traudchen, von deren Existenz er seiner späteren Gattin nicht« verraten hat Wenn er nach Berlin, wo diese Tochter al» Directrice lebt, kommt, be sucht er sie natürlich und führt sie in« Theater oder speist mit ihr m einem vornehmen Restaurant. Traudchen hat einen Bräutigam, einen angehenden Mimen, dessen hervorragende« Charaktcrmerkmal eine rasende Eifersucht ist Er begegnet bei einem Zusammensein von Vater und Tochter zufällig diesen beiden, hält ersteren für den Galan seiner Braut und rempelt ihn aus offener Straße an E« kommt zu einer scharfen Auseinandersetzung, in die sich die Polizei einmischt Der biedere Provinziale wird grob und gröber, und al« der Schutzmann seine Personalien feststellen will, verweigert er nicht nur dies, dringliche Beachtung dem Beschlusse der Kommission, welcher den einheitlichen obligatorischen Ladenschluß der Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr von 9 Uhr abends bi- 5 Uhr morgen- einführen will. Von dieser Bestimmung sollen Ausnahmen gestattet sein: für unvorhergesehene Notfälle; an höchstens -0 von der OrtSpolizeibehörde zu bestimmenden Tagen jedoch bis spätestens 10 Uhr abendS; endlich nach näherer Anordnung der höheren Verwaltungsbehörde für ländliche Gemeinden, in welchen der Geschäftsverkehr sich in der Hauptsache auf einzelne Tage der Woche oder auf einzelne Stunden des Tages beschränkt. Daneben soll jedoch der in der Regierungsvorlage vorgesehene fakultative Ladenschluß, der die freiwillige Entschließung von mindestens zwei Dritteln der beteiligten Geschäfts inhaber zur Voraussetzung hat, fortbestehen. Die gegen den starren Zwang und die gleichförmige Schablone bei Ansetzung der Ladenzeit wiederholt geltend gemachten ernsten Bedenken sind in der Kommission nicht entkräftet worden. Es ist vielmehr anzunehmen, daß eine obrigkeitlich verfügte Schließung sämtlicher Verkaufsstellen im Reiche um 9 Uhr abends Widerspruch nicht nur unter den Ladeninhabern, sondern auch im konsumierenden Publikum Hervorrufen wird. Um den voraussichtlich unvermeidlichen Unzuträglich keiten dieser Maßregel für die Bedürfnisse des prak tischen Lebens zu begegnen, dürste die allmähliche Anfügung von immer neuen Ausnahmen zu der Zwangsvorschrift sich nicht umgehen lassen. Dabei ist im Auge zu behalten, daß der Arbeiterschutz des Ladenpersonals nicht durch den dekretierten Laden schluß, sondern durch die Einführung der gleichzeitig in Kraft tretenden Minimalruhezeit verbürgt wird. Der Neunuhrladenschluß schreibt auch den selb ständigen Geschäftsinhabern einen Maximalarbeitstag vor, dessen Zweckmäßigkeit und Durchführbarkeit bis her weder im In- noch im Auslande erwiesen ist. Man darf wohl an der Erwartung festhalten, daß diese und andere Erwägungen den Reichstag ver anlassen werden, der von den verbündeten Regierungen vorgeschlagenen fakultativen Echlußstunde den Vorzug zu geben. Auch den Bestimmungen des Gesetzentwurfs be züglich der Minimalruhezeit und der Mittagspausen des Geschäftspersonals hat die Kommission einige nicht unwichtige Erweiterungen hinzugefügt Die Bestimmung, daß in offenen Verkaufsstellen den Ge hilfen, Lehrlingen und Arbeitern nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit eine ununterbrochene Ruhe zeit von mindestens zehn Stunden zu gewähren ist, hat die Kommission dahin ergänzt, daß in Gemeinden mit mehr als 20000 Einwohnern die Ruhezeit für offene Verkaufsstellen, in denen zwei oder mehr Ge hilfen und Lehrlinge beschäftigt werden, mindestens 11 Stunden betragen muß. Während die Vertreter der verbündeten Regierungen in der Kommission die zehnstündige Ruhezeit durch den Hinweis begründeten, daß man den ersten Schritt auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes für das Handelsgewerbe zu ihun im Begriff stehe, daß daher zur Vermeidung scharfer Eingriffe in die praktischen Verhältnisse Mäßigung und Vorsicht geboten sei, vertrat die Mehrheit der Kommission die Meinung, daß für größere Geschäfte in größeren Gemeinden wegen der intensiveren An spannung des Geschäftspersonals die Ruhezeit von Anbeginn ausgedehnter zu bemessen sei. Ob aber zu der von der Kommission beschlossenen Differenzierung der Ruhezeit in den gegebenen Verhältnissen aus reichender Grund vorliegt, bedarf wohl noch einer sachlichen Prüfung. Ueber die in der Regierungsvorlage beantragte Gewährung einer „angemessenen" Mittagspause von mindestens einer Stunde innerhalb der Arbeitszeit ist die Kommiffion ferner insoweit hinauSgegaugen, als sie diese Pause auf mindestens anderthalb Stunden festsetzte. Daß für denjenigen Teil der Angestellten, der seine Hauptmahlzeit außerhalb der Geschäftshauses einnimmt, die verlängerte Mittagspause erwünscht sein kann, soll nicht bestritten werden, hingegen ist stark anzuzweifeln, ob die auf Mahlzeiten im Geschäfts haus« angewiesenen Personen von der Ausdehnung ihrer freien Zeit irgend einen Nutzen haben, ab gesehen davon, daß die einstündige Mittagspause einem festeingkbürgerten allgemeinen Brauch entspricht. Mit den Heimarbeitern und HauSindu- striellen hat die Kommission sich eingehend beschäf tigt, ist aber bezüglich derselben über den Rahmen der Regierungsvorlage hinaus zu einem positiven Be schluß nur insofern gekommen, als für diese Kategorie von Arbeitern der Krankenversicherungszwang vom BundeSrat soll ausgesprochen werden können. Bisher haben Gemeinden und weitere Kommunal verbände von der ihnen in ß 2 des Krankenversicher ungsgesetzes erteilten Ermächtigung, durch statutarische Bestimmung den Zwang zur Krankenversicherung auf die Hausindustrie zu erstrecken, nur beschränkten Ge brauch gemacht. Infolgedessen soll dem BundeSrat die betreffende Befugnis gleichfalls übertragen werden. Die verbündeten Regierungen haben wieder holt ihre Geneigtheit zu einer solchen Ausdehn ung der Versicherungspflicht an den Tag gelegt. EL kann auch keinem Zweifel unterliegen, daß die in Aus sicht stehende Novelle zum Krankenversicherungsgesetz in dieser Beziehung die erforderlichen Bestimmungen enthalten wird. Gerade deshalb aber ist dringend davon abzuraten, die Krankenversicherungsfrage in die vorliegende Gewerbeordnungsnovelle, mit der sie in keinem unmittelbaren Zusammenhänge steht, hineinzu arbeiten. Es erscheint im hohen Maße bedenklich, ein Einzelstück einer in der Umarbeitung befindlichen komplizierten gesetzgeberischen Materie gelegentlich vor wegzunehmen. Die Regelung der Krankenversicher ungspflicht der Hau-industriellen wird sich zudem lediglich au! Grund der Kommissionsbeschlüsse ohne eingehende Durcharbeitung schwerlich im Reichstage zu stände bringen lassen. Nachdem die Kommission ihre Arbeiten zu Ende geführt hat, wird es Aufgabe des Reichstages sein, die Einzelheiten der Gewerdeordnungsnovelle und die an letzterer vorgenommenen Abänderungen kritisch zu bewerten. Man sollte sich hierbei gegenwärtig halten, daß nicht in allen Fällen das anscheinend Bessere, sondern nur das Erreichbare und Durchführbare die Gewähr der Dauer und de- sicheren Fortschritts bietet. Tagesgeschichte. Dresden, 24. Juli. Das Handschreiben Sr. Majestät der Kaisers, welches Sr. Majestät dem Könige durch Se. Königl. Hoheit den Prinzen Albrecht von Preußen am Freitag in Pillnitz an läßlich der 50. Wiederkehr des Tages der Verleihung des Ordens pour Is rusrite überreicht wurde, lautet folgendermaßen: Durchlauchtigster, Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Ew. Majestät empfingen am 21. Juli vor 50 Jahren für tapferes Verhalten im Feldzuge gegen Dänemark auS den Händen meines Groß- Oheims den Orden pour Is msrite. Ihm fügte mein Großvater in dankbarer Anerkennung für Ew. Majestät ruhmreiche Führung im Feldzuge gegen Frankreich das Eichenlaub hinzu. Wenn Ew. Majestät ich jetzt bitte, die Krone zu dem Orden als eine seltene Auszeichnung in meiner Armee gütigst annehmen und tragen zu wollen, so gereicht es mir zur ganz besonderen Freude, Ew. Majestät diese Dekoration durch den Prinzen Albrecht von Preußen, Königl. Hoheit, und eine Abordnung von Rittern dieses Ordens überreichen lassen zu können. Ew Majestät wollen hierin einen Beweis dafür erblicken, daß ich und meine Armee Ew. Majestät unvergängliche Verdienste als Heerführer und um die deutsche Sache nie vergessen werden. Ich benutze diesen Anlaß gern, um Ew. Majestät die Versicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freund schaft zu erneuern, womit ich verbleibe Ew. Majestät freundwilliger Vetter und Bruder gez. Wilhelm R. Molde an Bord m. I. „Hohenzollern", den 15. Juli 1899. An des Königs von Sachsen Majestät. Von Sr. Majestät dem Kaiser traf während der Königlichen Tafel in Pillnitz am Freitag aus Trondhjem ein Telegramm mit folgendem Wortlaut ein: Sr. Majestät dem König von Sachsen, Pillnitz. ES ist mir ein Herzensbedürfnis, Dir am heutigen ruhmvollen Erinnerungstage nochmals meinen herz lichsten Glückwunsch auszusprechen. Möge des All mächtigen starke Hand Dich auch ferner gnädig ge leiten und mir den treuen ritterlichen Freund noch lange Jahre erhalten. Wilhelm. Dresden, 24. Juli. Bei Ihren Königlichen Majestäten fand gestern nachmittag 2 Uhr im Sommerhoflager zu Pillnitz Familientafel statt, an der Ihre Königl. Hoheiten Frau Gräfin Bardi und die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. HauseS teilnahmen. Zur selben Zeit vereinigten sich die Königl. rc. Suiten daselbst zur Marschallstafel. — Heute vormittag k l 1 Uhr trafen Se. Majestät der König von Pillnitz im Residenzschlosse ein, nahmen die Vorträge der Herren Staatsminister sowie militärische Meldungen entgegen und kehrten nachmittags wieder in das Sommerhoflager Pillnitz zurück. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogtums Braunschweig, verließ das Sommerhoflager Pillnitz Sonnabend, den 22. d. Mts., abends und begab Sich mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge 7 Uhr 18 Min. ab Hauptbahnhof nach Leipzig. Se. Königl. Hoheit über nachtete im Königl. PalaiS daselbst, nahm am Sonn tag vormittag eine Parade über das Höchstem ver liehene 2. Ulanen-Regiment Nr. 18 ab und frühstückte im Anschlusse hieran mit den Offizieren des Regiments im Kasino. Höchstderselbe gab nachmittags den Offi zieren ebendaselbst ein Diner und reiste abends nach Camenz in Schlesien ab. Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem Könige hat von gestern bis mit 29. Juli der Königl. Kammerherr v. Arnim auf Planitz übernommen. Dresden, 24. Juli. In einem „Der Dresdner Maurerstreik und die sächsische Regierung" über schriebenen Aufsatze in Nr. 168 der „Sächsischen Arbeiterzeitung" ist u. a. die Verdächtigung aus gesprochen, die Verhaftung des Maurers Fallenbeck, des „Streiksührers", sei auf ein von Sr. Excellenz dem Hrn. Staatsminister v. Metzsch einer Deputation der Dresdner Bauunternehmer gegebenes Versprechen zurückzuführen Daraus sind im weiteren Verlaufe der Aufsatzes die ungeheuerlichsten Folgerungen über Verfassungsbruch rc. gezogen worden. Wir sind in der Lage zu versichern, daß diese Verdächtigung ebenso grundlos ist, wie eS durchaus der Begründung ent behrt, daß infolge der Audienz der Bauunternehmer deputation bei dem Hrn. Staatsminister das Vorgehen der hiesigen Polizeidirektion im allgemeinen in di-sen Streikangelegenheiten ein schrofferes geworden sei. Dresden, 24. Juli. Der diesseitige Gesandte am Königl. Preußischen Hofe, Wirkt. Geh. Rat Graf v. Hohenthal und Bergen hat einen ihm ver- willigten mehrwöchigen Urlaub angetreten. sondern ergeht sich auch in unbedachten und ungewollten Beleidigungen gegen den Hüter de« Gesetze« und leistet schließlich seiner Festnahme Widerstand. Der Erfolg dieser Unvorsichtigkeiten ist die Verurteilung zu vier Wochen Ge fängnis Da« ist die Vorfabel de« Schwankes, der geschickt den Faden aufgreift und weiterspinnt. In dem Augen blicke, wo Mielke da« Erkenntnis des Schöffengericht« zugestellt wird, naht sich ihm einer seiner Commi«, Fritz Schnell, um seineLiebe zu MielkeslegitimerTochterErna zu gestehen Mielke verspricht dem jungen Herrn Ernas Hand, wenn er sich entschließen will, die Strafe für ihn abzusitzen. Fritz Schnell ist bereit hierzu, packt seine Siebensachen und reist nach Plötzensee Mielke, froh, der Gefängnisstrafe ledig zu sein, begiebt sich auf Wunsch seines Hausarzte« nach Berlin, um wegen Nervosität den Rat einer dortigen medizinischen Kapazität einzuholen Während er der Reichshauptstadt zudampst, naht seiner Gattin ein ver steckter Ankläger in der Gestalt eine« verliebten Pseudo amerikaners Fran, Stresen Stresen erklärt den Zu sammenhang der Reisen Schnell« und Mielke«, verschweigt, daß Traudchen die Tochter Mielke» ist, sondern nährt die Vermutung, daß sie seine Geliebte sei. Mielke« Gattin schäumt Wut und fährt hinter dem ungetreuen Gatten her Nach einer Reihe komischer Verkettungen klärt sich endlich in Berlin der Sachverhalt zu allgemeiner Befriedigung auf, sodaß sich beim letzten Fallen der Gardine ein wieder versöhntes Ehe- und zwei glückliche Brautpaare vor dem Publikum vereinigen können. Die Lachwirkung des Schwankes wird weniger durch den geschickten Aufbau der humoristischen Handlung, al« vielmehr durch zahl reiche drastische Episoden, die hineinverflochten sind, erzielt Der Erfolg de« Stückes wird daher immer nicht un wesentlich von der Darstellung abhängen Die Sonnabend vorstellung im Residenztheater war, trotzdem vor sehr mäßig gefülltem Hause gespielt wurde, eine überaus lebendige und gelungene. Allen beschäftigten Künstlern voran wußte Hr. Karl Friese d«e Gestalt de« Lucken walder Tuchfabrikanten Mielke mit einer Fülle prächtiger humoristischer Züge auszustatten. Er trug da« Wesen de» dummschlauen Provinzialen, dem seine „gute Idee" zu den bedenklichsten Abenteuern verhilft, in drastisch-leben«. voller Art zur Schau. Neben ihm bewährte sich überall, wo sie beschäftigt ist, Frau Julie Kronthal, gegen die der Unterzeichnete übrigens ein Unrecht gut zu machen hat, da er in seiner „Dorina"-Besprechung übersah, ihre treffliche Leistung al» ehemalige Sängerin Falconi zu erwähnen. Der hilfsbereite Commis Fritz Schnell wurde von Hrn. Heinz Stillfried temperamentvolldar gestellt. Sehr gut nahm sich Hr. Karl Witt al» Amerikafahrer Franz Stresen aus, und auch Hr. Hans Siebert bot al« im wahrsten Sinne des Worte« rasend verliebter Eduard Wachenhusen eine flotte schauspielerische Leistung dar Von den Damen Else Nordegg und Bertha Blanden, die Mielkes Töchter Erna und Traud- chen darstellten, war die letztere die schauspielerisch ge- wandtere W Dg» Goethe und Daniel Chodowiecki. Die Goethe. Ausstellung in Düsseldorf lenkt den Blick auch auf den großen Berliner Illustrator und Sittenmaler, den die Besten seiner Zeit, insbesondere auch Goethe, zu schätzen gewußt haben. Als der jugendliche Dichterhero« 1775 seinen „Werther", das Hohelied der Sentimentalität, ge schrieben, gab der „gelehrte" Berliner Buchhändler Nicolai, wie seine Zeitgenossen ihn nannten, mit den jüngeren Zeitrichtungen und deren Vertreter mehr und mehr zer fallen, noch in demselben Jahre seinen Anti-Werther heraus. Chodowiecki hatte zu diesem Machwerk — „Freuden des jungen Werther». Leiden und Freuden Werthers de» Manne«. Boran und zuletzt ein Gespräch" — das reizende Titelkupser gestochen, das ihn in Beziehung zu Goethe brachte. Wie Goethe den Verfasser de» Pamphlets die Gerßel seines Spottes zunächst in dem Gedicht „Nicolai auf dem Grabe Werther«" und dann in seiner „Drama tischen Antwort" fühlen ließ, so in demselben Grade ver ehrte er den Illustrator. „Die höchst zarte Vignette von Chodowiecki", heißt e« in „Dichtung und Wahrheit", machte mir viel Vergnügen, wie ich denn diesen Meister über die Maßen verehrte. Ich hatte sie ausgeschnitten und unter meine liebsten Kupfer gelegt". E» war die einhundertundzwanzigste Folge seiner Stiche, die der bereit» 4Sjährige Chodowiecki in dem Hause Brüderstraße 7 ge schaffen hatte Dann entstand im folgenden Jahre eins seiner reizendsten und begehrtesten Blätter — ein Lieblingsblatt auch der nachmaligen Kaiserin Friedrich —: die Titel vignette zu Goethe» „Werther" in der sranzösischkn Ueber- setzung, Mastrich 1776 In demselben Jahre auch ge langte zum ersten Male das geradezu epochemachende Porträt Goethes in die Oeffentlichkeit, und zwar, ungeachtet de« voraufgegangenen Werther-Konflikt», als Titelblatt zum 29. Bande der von Nicolai herausgegebenen „Allgemeinen Deutschen Bibliothek". Hierzu hatte Bertuch, der Sekretär de» Herzog» von Weimar, eine eigenhändige Zeichnung von dem im Besitze der Herzogin.Mutter befindlichen „einzigen historischen, von Hrn Kraus aus Frankfurt gemalten" Porträt über schickt. Bertuch bemerkte zu dem Stiche, der Kopf sei brav, nur an der Oberlippe scheine er etwa» Fremde» be kommen zu haben. Eine zweite Darstellung Goethe» findet sich al« Titelkupser in „Stilling« Wanderschaft" (Berlin bei Decker, 1778) vor. Troost und Stilling stehen in einem Speisehause zu Straßburg, al» Goethe, gefolgt von seinem Diener, mit „großen Hellen Augen, prachtvoller Stirn und schönem Wuchs" mutig ins Zimmer tritt Er zog beider Augen aus sich, und Troost sagte zu Stilling: „Da« muß ein trefflicher Mann sein!" Sie wurden ge wahr, daß man diesen ausgezeichneten Menschen Hr Goethe nannte. Als der Dichter am Abend de» 15 Mai jene»
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