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Dresdner Journal : 27.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-27
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 27.07.1899
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vejutl-ret«: Für Dresden vierteljährlich r » Mart 50 Ps, bet den Kaiser lich deulyyni Pvslanslallen vterteljährluh 3 Mart; auher- halb de» Deutschen Reiches Pvst. und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheine«: LLglich mit Ausnahme der Tonn« und Feiertage abends. ^rnspr..«nschlub:Rrir»». ZreMcr M Äunml. Antü«»t>un>»»ebützre«r Kür den Raum einer gespal tenen Zeil« kleiner Schrift >0 Pf Unter „ Eingesandt" die Zelle 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herautz^ber: KSniglube Expedition des Dresoncr Journals Dresden, Zwingerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: NrlLAÜ. 1899 ^§172 Donnerstag, den 27. Juli abends. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von I I«, 70 k»G. angenommen. Bei den Postaustalteu des Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis für diese Zeit 2 I«. In den meisten Bade- und Sommeraofeuthalts- orteu der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das „Dresdner Journal" noch am Abend zur Ausgabe. So in den Ortschaften des oberen Elb- thales bis Schandau, in denjenigen des unteren Elbthales bis Meissen und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen AbholenS ins Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle des Dresdner Journal«, -d. . . ----- Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Amtsrichter beim Amtsgerichte Kamenz Nr. Arthur Moritz Kluge den Titel und Rang eines AmtsgerichtsratheS zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Oberschaffner bei der Staatseisenbahn verwaltung Fischer" in Chemnitz und dem Lokomotiv führer Gruner in Tharandt das Albrechtskreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Der Krieg und die Volkswirtschaft. Der Oberstleutnant Gulewitsch im russischen Generalstabe macht in einer Schrift „Der Krieg und die Volkswirtschaft" den Versuch, die volkswirtschaft lichen Bedingungen eines modernen Krieges zu unter suchen und vom ökonomischen Standpunkte aus die Vorzüge und Schwächen der Großmächte mit be sonderer Berücksichtigung Rußlands zu beurteilen. Der Verfasser ist der Ansicht, daß Rußland als Agrarstaat die durch den Krieg hervorgerufene wirt schaftliche Erschütterung leichter ertragen könne, als ein vorgeschrittener Industriestaat, da der Mangel an Arbeitern, die als Reservisten eingezogen werden, in der Landwirtschaft nicht so fühlbar sei wie in der Industrie. Dieser Ansicht widerspricht im neuesten Hefte der im Verlage von Gustav Fischer (Jena) erscheinenden „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik" Wladimir Gr. Simkhowitsch. Seine be züglichen Ausführungen, die wir nach der „Münch. Allg. Ztg." wiedergeben, lauten: „Hätte die Landwirtschaft wirklich über einen so großen Ueberfluß an menschlichen Arbeitskräften zu verfügen, wie der Lunst und Wissenschaft. Min schreibt der „Frkf. Ztg": An der Hochschule in Basel hielt kürzlich ein Doktorand, Hr. Albert Oeri, «ine interessante Promotionsreoe über das Orakel von Delphi und sein Verhältnis zur griechischen Politik. Nach den Ausführungen von Ernst Curtius in feiner Griechischen Geschichte wäre das Delphische Orakel der Mittelpunkt für alle« Große und Bedeutende im hellenischen Leben gewesen, eine Orakelstelle für Recht und Religion, Politik, Kolonisation rc. Damit wird also dem Orakel und der delphischen Priesterschaft die Bedeutung eine« selbständigen Machthabers für Hella« beigelegt. Die neueste Forschung steht dieser Auffassung de« großen Ge- lehrten restriktiv gegenüber; sie faßt das Orakel mehr als «in „Echo der Stimme de« Fragenden" auf. Bei einem der wichtigsten Gebiete griechischer Politik, dem der Kolonisation, wozu sich da« delphische Apollon-Orakel — Apollon war eine Zeit lang der Kolonistengott icotsxoebsn — oft ver nehmen ließ, zeigt es sich deutlich, daß die echten Gründ- ungSorakelsprüche nicht auf besonder;« Kenntnissen und großer Weisheit der Priester in Delphi beruhen und daß diejenigen Orakel, welche auf solchen Eigenschaften zu be ruhen scheinen, der Echtheit entbehren. Bezeichnend ist, daß Milet, die Stadt, welche am planmäßigsten und ein sichtsvollsten kolonisierte, sich um Delphi und sein Orakel nachweisbar nie gekümmert hat. Auf die innere Politik Griechenlands war der Einfluß Delphis gleichfalls nicht der bedeutende, wie man früher annahm; auch trieben die Priester keine selbständige und konsequente Politik. Die Demokratien, die Tyrannenherrschaften, die Aristokratien erhielten ohne Unterschied Auskunft von dem Orakel, und keineswegs war das delphische Priestertum der aus schließliche Hüter aristokratischer Verfassungen, wie Ernst Eurtius meint. In wichtigen Angelegenheiten sind die Verfasser meint, so sind diese doch nicht im stände, die zu Kriegszwecken requirierten Pserdckräfte zu ersetzen. DaS ist die Frage vom wirtschaftlich technischen Standpunkte aus be trachtet. Sie hat aber auch eine andere Seite. Wa- bedeutet ein vorgeschrittener Industriestaat im Vergleich mit einem zurückgebliebenen Agrarstaal? Da» bedeutet eine unermeßliche Ueberlegenheit des ersteren an Intelligenz und Reichtum Sind denn aber gerade diese Momente nicht die schwerwiegendsten und ausschlaggebendsten? Der Bersasscr aber untersucht Vie einzelnen Fragen stets vom technischen Standpunkte, und so kommt er zu der uns sonderbar erscheinenden Ansicht, daß die russische auf Raubbau beruhende Landwirtschaft in einem Kriege geringere Störungen erfahren würde, als der rationelle Fruchtwechsel, da der eventuelle augenblickliche Mangel an Arbeitern auf ein intensives System schwerer ein- wirken muß als auf ein extensives. Geringer Trost I Weiß denn der Verfasser nicht, daß dank der extensiven Landwirtschaft in Rußland die Hungersnot regelmäßiger auflritt, als die astronomischen Erscheinungen? Und ist eS denn nicht einem jeden russischen Agrarpolitiker klar, daß der nächste Krieg von einer derartigen Hungersnot begleitet werden wird, wie sie so gar die an Hungersnöten so reichen Annalen Rußlands auch nicht annähernd ausweisen können! Und hier gerade ist ein Punkt, wo ganz eingehende technisch wirtschaftliche Erwägungen über die Funktionen der russischen Transportmittel während eines Kriege- dringend geboten erscheinen. Diese Frage wird indessen vom Verfasser zu kurz behandelt. Er giebt zu, daß wegen der großen Entfernungen und wegen der sehr un genügenden Ausdehnung des Eisenbahnnetzes dasselbe in ge wissen RayonS ganz, in manchen teilweise zu Kriegszwecken ausschließlich wird benutzt werden müssen Nun aber übersieht der Bersaffer, daß das Rußland von heute nicht mehr auf Naturalwirtschaft beruht, wie vor etwa SO Jahren Die russische Volkswirtschaft beruht aus Arbeitsteilung gewisser Rayon-, sie beruht aus dem Verkehr Und dies gilt sür die Industrie geradeso wie sür die Landwirtschaft. Der Verfasser bemerkt ja selber sehr richtig, daß 19 Gouvernements deS europäischen Rußland in ihrer Ernährung von anderen Provinzen abhängen. Was wird die Folge sein, wenn die private Beförderung von Frachtgütern gänzlich von der Benutzung der Eisenbahnen abgeschnitten sein wird? Falls keine Wunder geschehen sollten, ist nur ein völliger wirtschaftlicher Zusammen bruch anzunehmen! Daß ferner die russischen Finanzen viele- zu wünschen übrig lassen, ist bekannt; daß die ruffische Gold währung einen Krieg nicht überleben wird, ist zu vermuten... Sind denn nach dem Gesagten die Abrüstungsbestrebungen Rußland- nicht völlig berechtigt? Wahrhostig, sie sind eSl — Oberstleutnant Gulewitschs Buch ist interessant, lehrreich, weil anregend, und verdienstvoll, weil gründlich. Und auch der Deutsche kann viel aus diesem Buche lernen. Gulewitsch schildert die geradezu märchenhafte Entwickelung der deutschen Exportindustrie, beweist aber gleichzeitig zwingend, wie wenig die deutsche Flotte ihren Seehandel während eine- Krieges zu schützen im stände ist, und deutet an, welch zer- ichmetternder Schlag die deutsche Industrie erwartet, sallS rin Weltkrieg den deutschen Seehandel bei dem gegenwärtigen Zu stande der deutschen Flotte antrcffen wird. Der Aufwand für den Schutz des Seehandels. Daß „die Marinen zum Schutze des Handels da sind", wie Mahan in seinem Werke „Einfluß der Seemacht auf die Geschichte" sagt, ist ein allgemein anerkannter Grundsatz. Es ist daher angebracht zu untersuchen, wie das Verhältnis der Marincausgaben zum Seehandel in Deutschland im Vergleich mit anderen Großmächten ist. Allerdings stehen für die Größe des Seehandels in Ländern mit mehr oder minder ausgedehnten Landgrenzen nur Schätzungen zur Verfügung, immerhin lassen sich genügende Anhaltspunkte finden, um vergleichbare Werte zu berechnen. Nimmt man die Ziffern für den Wert deS Seehandels im Jahre 1898, geschätzt in Milliarden Mark, so muß man natürlich auch die Marineausgaben desselben Jahres hcranziehen, und da nicht für alle Länder die Höhe der Pensionen bekannt ist, sei hier der Marineaufwand ohne Pensionen in Betracht gezogen, wobei zu beachten ist, daß Deutsch land relativ wenig, nämlich nur 3 Mill. M., Frank reich dagegen schon 9 und England gar 44 Mill, für Pensionen im Jahre 1898 ausgegeben hat. Das Verhältnis zwischen Marincausgaben und Seehandel nennt man Schutzaufwand. Wie dieser sich für 1898, das erste Jahr des neuen deutschen FlottengeseheS, und für 1896 gestaltet hat, ersieht man aus der folgenden Tabelle: Land Seehandel 18S8 in Milliard. Mark Marine- au-gaben 1898 in Millionen Mark Schutz auswand für 1898 Proz. Schutz auswand für 189« Proz. Deutschland . . ü,k 122 2,2 1,7 Italien.... 1,4 86 6,1 5,8 Rußland . . . 2 iso 7,5 7,1 Frankreich . . . 4,3 224 S,2 5 Vereinigte Staaten 7.» 477 6,6 2 England . . . 12,8 448 3,5 3,3 Deutschland, dessen gesamter Außenhandel nur von dem englischen übertroffen wird, steht im See handel an dritter Stelle, sein Schutzaufwand aber ist selbst nach dem Inkrafttreten des Flottengesetzes weitaus der niedrigste. Nicht nur England, sondern auch die Vereinigten Staaten übertreffen das Deutsche Reich erheblich, ganz zu schweigen von den Staaten mit kleinerem Seehandel und größeren Flotten ausgaben, wie Rußland und Frankreich. Mit Ausnahme Italiens haben alle Großstaaten ohne Ausnahme ihren Schutzauswand erhöht; rechnet man bei England die Marineausgaben mit Pensionen, so steigt der Schutzaufwand auf fast 4 Proz. des See handels, ist also nicht weit von der doppelten Höhe des deutschen im Jahre 1898 gewesen. Und dabei ist das englische Marinebudget für 1899 noch um 51 Millionen höher als 1898, während das deutsche nur um 11 Millionen gestiegen ist. Tagesgeschichte. Dresden, 27. Juli. Se. Excellenz der Hr. Staats- nnd Finanzminister v. Watzdorf tritt morgen eine mehrwöchige Urlaubsreife an. Dresden, 26. Juli. Der König!. Preußische außer ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf v. Dönhoff hat heute einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. Während dieser Zeit wird ter Legalions sekretär Graf v. Wedel die Führung der Geschäfte der Gesandtschaft übernehmen. Deutsches Reich. * Berlin. Am gestrigen Tage, an dem in St. Petersburg der verewigte Großsürst-Thronfolger beiaesetzt ward, fand in der Kapelle der hiesigen russischen Botschaft ein Trauergottesdienst für Höchstdenselben statt. Der Feierlichkeit wohnten die hier anwesenden Königl. Prinzen sowie die Prinzen aus anderen souveränen Häusern, der Stellvertreter de« Reichskanzlers, StaatSminister v Posa- dowski, in Vertretung des Auswärtigen Amt« Unterstaats sekretär Frhr. v. Richthofen, ferner die Chef« der hier an wesenden Missionen, die Generalität, an ihrer Spitze der kommandierende General des Gardecorp« v. Bock u. Polach und der Chef des Generalstabs Graf v. Schlieffen sowie zahlreiche andere hohe Persönlichkeiten und Abordnungen des Kaiser Alexander- und des 2. Garde-DragonerregimentS im Paradeanzug bei — Die letzten drei Jahre haben im Reiche ganz be trächtliche Posten zur Schuldentilgung verfügbar gemacht. Im Jahre 1896 97 waren es nicht weniger als SO Mill M., im Jahre 1897 98 37h Mill, und im letztoerflofsenen Etatsjahre, über welches jüngst der Finalabschluß der Reichshauptkaffe veröffentlicht wurde, 42,4 Mill. M. Jnsgesammt sind also für diesen Zweck in den genannten drei Jahren rund 130 Mill. M zur Verfügung gewesen. Dank diesen günstigen finanziellen Abschlüffen hat der Anleihebedarf in dem gleichen Zeit raum sich auf ein Minimum »urückführen lassen können Wenn man bedenkt, daß im Jahre 1897/98 zuerst mit einem Anleihebedarfe von 81,5 Mill, gerechnet werden mußte und im Jahre 1898 der Etat einen solchen von 55,6 Mill vorsah, so wird man sicherlich die schließlich für die letzten drei Jahre notwendig gewordene Anleihe von insgesamt 33,2 Mill, also für den Jahresdurchschnitt von 11 Mill, klein finden Man muß ferner in Betracht ziehen, daß die Reichthauptkasse in allen drei Jahren be trächtliche Ueberschüsse zu verzeichnen gehabt hat. Im Jahre 1896/97 betrugen sie 28,7 Mill, 1897/98 25,5 Mill und 1898 noch mehr als in jedem der vorangegangenen Jahre, nämlich 30,6 Mill. Die Summe der Ueberschüsse während der letzten drei Jahre beziffert sich demgemäß auf nahezu 85 Mill M Angesicht« solcher Ergebnisse wird man die finanzielle Lage de« Reichs als eine recht günstige bezeichnen müssen und nur wünschen können, daß die Zukunft sich für das Reich finanziell ebenso gestalten möchte, wie sich die Vergangen heit in den letzten drei Jahren thatsächlich gestaltet hat. — Wenn in dem Etat«jahre 1898 bei den zur Unterhaltung deutscher Postdampferverbindungen mit Ostasien und Australien bereitgestellten Mitteln eine größere Summe gespart worden ist, so darf diese Ersparnis nicht mit der bereit« im ersten Nachtragsetat für 1899 zum Etat deS Reichsamt» des Innern berück sichtigten verwechselt werden Die letztere hatte sich daraus ergeben, daß man beim Abschluß de« Vertrage« mit dem Norddeutschen Lloyd vom Herbst 1898 die Verdoppelung der Fahrt auf der ostasiatischen Linie schon am 1. April 1899 beginnen zu können hoffte Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, weil e« zweckmäßig er schien, den erweiterten Betrieb von vornherein mit den neu zu erbauenden vollkommeneren Schiffen aufzunehmen. Da diese aber erst vom 1. Oktober 1899 zur Ein stellung gelangen und vorher nicht fertiggestellt werden können, so konnte von dem EtatSansatze für 1899 im ersten Nachtrag-etat die Hälfte der vorgesehenen Erhöhung im Betrage von Ä Mill. M. wieder abaefetzt und diese Er sparnis schon auf die Ausgaben deS Nachtragsetats selbst verrechnet werden Die jetzt nachgewiesene Ersparnis in Höhe von 1 Mill. M bezieht sich auf da« verflossene EtatSjahr. Sie ist übrigen« in gleicher Höhe schon im Jahre 1897/98 vorgekommen. Damals betrugen die au» dem betreffenden Fond« geleisteten Zahlungen 4 090 000 M. Im Jahre 1898 haben sie ebensoviel ausgemacht Für 1899 werden sie sich wegen der mit dem 1. Oktober d. I. beginnenden Erweiterung der ostasiatischen Fahrten natür lich etwas steigern. — Die Nachricht, daß in diesem Spätsommer ein griechisches Kriegsschiff in Kiel erscheinen wird, be- stätigt sich. ES ist daS 1879 erbaute Schulschiff „Ad miral MiauliS", Kapitän TheochariS. Der Kreuzer hat bereit« Tunis und Algier angelausen und ist auf dem Wege nach Marseille. Dort finden zur Zeit große Fest lichkeiten zur Erinnerung an die vor 2500 Jahren er folgte Gründung der Stadt durch griechische Ansiedler statt, und das Schiff vertritt hierbei das alte Mutter land der Hellenen Zum ersten Male seit dem Bestehen des Königreichs wird dann ein griechische« Kriegsschiff die Meerenge von Gibraltar durchfahren, zum ersten Male die griechische Flagge aus dem Weltmeere wehen. Da« Schiff berührt Lissabon, Liverpool, Port«mouth und trifft zu der Zeit in Kopenhagen ein, wo der König dort weilen und jedenfalls den Kreuzer besichtigen wird. Der Rück weg soll über Kiel, den Kaiser Wiihelms Kanal und Brest erfolgen Bald nach der Ankunft im Piräu» werden die jüngeren Kadetten eine Fahrt nach Ostasien unternehmen. — Hr. v. Vollmar ist auf die Liebknechtsche Kritik der bayerischen Wahlen die Antwort nicht schuldig geblieben Sein Organ, die „Müncb. Post" erklärt: Die Ueberweisheit, die nach vollzogenen Thaten kommt, einem erstaunten Publico ihre wunderbaren Lehren vorzutragen, verfehlt, wie immer, auch hier ihren Zweck. Wir ertragen wie die Verantwortung für die geschaffene Lage, so auch den Tadel des Genoffen Liebknecht geruhigen Sinnes. Und wir sind überzeugt, wenn die erste Session des neuen Landtags vorüber ist und er sich inzwischen die Mühe genommen hat, den Verhältnissen sein Augenmerk etwa« mehr zuzuwenden wie bisher, dann wird auch er seine Meinung zu Gunsten der bayerischen Wahltaktik revidieren müssen. Hamburg. Die von der französischen Deputierten kammer zum Studium der europäischen Freihäfen ein gesetzte, aus sieben Mitgliedern bestehende Kommission ist hier einaetroffen. Gestern unternahm die Kommission Oralelsprüche kaum jemals maßgedeno gewesen, allem man wollte trotzdem nicht auf sie verzichten, waren sie doch unter Umständen treffliche Mittel zur Beeinflussung der Stimmung gewisser BevölkerungLklassen. Hier mochten sie also guten Dienst thun. Der hohe Ruhm, den das Orakel von Delphi genoß, hängt vor allem damit zu sammen, daß es die delphische Priesterschaft stets ver standen hat, die einflußreichsten Bearbeiter der öffentlichen Meinung, so Pindar, Herodot und später Aristoteles sich dienstbar zu machen. Mit dem Beginn des 4. Jahr hunderts geht der Einfluß des delphischen Orakels immer mehr zurück und aus dem 3. Jahrhundert, da die Aetoler Herren von Delphi waren, sind keinerlei Orakel politischer Natur mehr erhalten. Unter Sulla plünderten die römi schen Soldaten den Apollontempel, später ließ Kaiser Nero ein halbes Tausend Statuen au» Delphi wegschaffen, dessen Blüte längst dahin war Einmal noch kamen für Delphi bessere Tage unter dem hellenenfreundlichen Römer kaiser Hadrian. Hierzu mochte wohl des Kaisers Lehrer Plutarch da» Seine beigetragen haben, der als delphischer Priester das Orakel wieder zu Ehren zu bringen suchte. Den letzten Orakelspruch in Delphi erhielt Kaiser Julianus Apostat«. ES war keine Antwort, wie der Imperator sie erwartet hatte, nur eine elegische Klage, daß Phöbus Apollon obdachlos und ohne Lorbeer und daS Wasser der Wahrsagung versiegt sei. * Die Peelschen Sammlungen werden nach einer in diesen Tagen ergangenen gerichtlichen Entscheidung in nicht ferner Zeit in London unter den Hammer kommen, um die schwer zerrütteten Verhältnisse der Stammhalter des berühmten Staatsmannes Sir Robert Peel wieder einigermaßen zu ordnen Sowohl der Sohn wie der Enkel Peel« haben sich al» schlechte Wirtschafter erwiesen, und besonders der letztere hat sein Anrecht auf den Nieß brauch de« schon geschwächten Familienbesitzes bis auf den letzten Heller eingebüßt. Sein unmündiger Sohn wiro früher over später den Familienbesitz Drayton Ma nor erben und dann auch in den Genuß eines immer hin auch für England ansehnlichen Einkommens treten Um aber den Zwischenraum zu überbrücken, sollen nun mehr die Kunstsammlungen und das Silberzeug der Fa milie zu Gelve gemacht werden Der Silberschatz allein wird nach ziemlich sicherer Schätzung 20000 Pfd. Sterl, ergeben Was die Kunstsammlungen anbelangt, so wurde die prächtige Sammlung von Meisterwerken niederländi scher Kunst, die der Staatsmann Peel, ein ganz hervor ragender Kunstkenner, zusammengebracht, bereits vor einem Menschenalter von seinem Sohne veräußert und ging für 70000 Pfd. Sterl, in den Besitz der Nationalgalerie über, wo sie in der Hauptsache als Peel Collection in einem Raume vereinigt geblieben ist. In den seither der Familie verbliebenen Sammlungen nehmen besonders Bildnisse hervorragender Engländer dieses Jahrhunderts unter Gemälden wie Skulpturen einen bedeutenden Raum ein, die Peel bei den ersten Künstlern seiner Zeit be stellte. Sir Thomas Lawrence allein hat für ihn einige zwanzig gemalt Von Staatsmännern sind darunter zu erwähnen Lord Aberdeen, Huskisson, der Herzog von Well ington, Lord Liverpool und Canning. Dazu kommen die Juristen Lord Eldon und Lord Stowell, der Dichter Southey und der Schauspieler Kemble, der Erzbischof Moore und Familienbildnisse, Peel, seine Gemahlin und seine Tochter. Da« berühmte Bildnis der Lady Peel hat ihr Enkel, der heutige Baronet, vor einem Jahr in seiner Bedrängnis heimlich und rechtswidrig nach Frankreich verkauft. Sonst sind unter den im ganzen 150 Gemälden, die seit langen Jahren selbst Kunstgelehrten und Kennern nicht zugäng lich waren, zwei große Bildnisse des Prrnz-Gemahis mit der Königin und der Königin mit dem Prinzen von Wale« von Winterhalter zu erwähnen, die Peel 1845 zum Geschenk erhielt. Von älteren Gemälden seien haupt sächlich zwei gute Dan Dyck« genannt, ein greiser genuesi scher Senator und eine dazu gehörige Dame, die beide aus dem Palazzo Spinola in Genua stammen. Höppner ist mit einem, Sir Joshua Reynolds mit drei Bildnissen, Lord Granville mit einem Selbstporträt vertreten. Die plastische Kunst zählt 100 Nummern und darunter eine Reihe von Büsten Von dem berühmten Bildhauer Sir Francis Chantrey finden sich Büsten Sir Walter Scott«, Southeys und von Peel selbst. NollekenS ist mit Büsten der Staatsmänner Percival und Pitt vertreten Von Roubillac rühren Büsten der Dichter Prior und Pope sowie Voltaires und Rousseaus her. Sonst ist noch von Thorwaldsen eine Figur Apollo als Schäfer, von Wyatt eine Gruppe Bacchantin mit Kind und von Gibson ein Hirtenknabe zu nennen. Unter sonstigen Gegenständen mögen ein paar prächtige, über zehn Fuß hohe LouiS XVI - Kandelaber für sechzehn Kerzen Erwähnung finden, die während der französischen Revolution auS den Tuilerien verschwanden, und eine große zweihenkelige etruskische Vase, die zu einem Prachtstück des Britischen Museums daS Gegenstück bilden soll. Auch Lore Whitworths Pistolen, mit denen der Zweikampf zwischen Peel und O'Connell auSgefochten wurde, werden mit einer Anzahl anderer Waffen in der Sammlung aufbewahrt. Nach der richter lichen Entscheidung sollen nur die eigentlichen Familien andenken vom Verkauf ausgeschlossen bleiben. * Ein deutscher Brief Napoleons III. Die „Revue Franco-Allemande" bringt in ihrer soeben er schienenen HalbmonatSnummer einen Brief Napoleon« UI., der nach seinem Aufenthalt in Augsburg eine Korrespon denz mit einem jungen Artillerieleutnant Grasen W. führte Dieser Graf W war der Freund von Napoleons Lehrer Le Ba«, von dem gleichsall« Briefe vorliegen. Im Jahre 1821 hatte Napoleon an dem Augsburger Gymnasium den Studien unter Leitung des Hrn Le BaS abgelegen, der unter Napoleons Herrschaft Archivar der Universitätsbibliothek wurde Im Jahre 1825 ver ließ LouiS Napoleon Augsburg Bald darauf richtete er
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