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Dresdner Journal : 21.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990721
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-21
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 21.07.1899
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__138L— ^Deutsches Reich. * Berlin. Aus Berchtesgaden wird gemeldet: Ter gestrige Tag verlief für Ihre Majestät die Kaiserin im allgemeinen zufriedenstellend Die au« der Verletzung entstandenen Störungen mindern sich in dem Zeitraum entsprechender Weise und veranlassen keine wesentlichen Beschwerden — Berliner Morgenblätter melden aus Geeste münde: Die hiesigen Marineoffiziere luden die Offiziere de« französischen Aviso« „Joi«" zum Festessen ein. Die Franzosen werden die deutschen Offiziere morgen an Bord empfangen — Die „Köln Ztg" schreibt: In den neuen Ver öffentlichungen Esterhazy« ist abermals die Rede davon, daß der Beweis der Schuld Dreyfus' in gewissen Schriftstücken zu suchen sei, die auf Angaben von Berliner Agenten beruhen und die anzuführen absolut unmöglich geschienen habe. AuS diesen Angaben würde sich die Schuld Dreyfus' ohne weitere« in klarster Weise ergeben. Man könne aber zu diesen Mitteln nicht greifen, weil e« Dinge gebe, deren Veröffentlichung da« militärische Deutsch land niemals dulden würde Nun ist zweifello« wohl niemand mehr gezwungen, den Angaben Esterhazys be sondere Wichtigkeit be,zumessen oder gar Esterhazy für einen klassischen Zeugen zu halten. Immerhin hat er bisher die Gewohnheit gehabt, in seinen verschiedenen Enthüllungen Wahres nut Falschem zu mischen, und so könnte e« denn sehr wohl der Fall sein, daß sich wirklich in den „allergeheimsten" Akten angebliche deutsche Schrift stücke befinden, die die Schuld de« Dreyfu« zu beweisen scheinen AuS den Verhandlungen des KassationShofeS ist derartige« nicht ersichtlich, wohl aber hat der Kassations hof erklärt, daß er eine ganze Reihe von Aktenstücken al» von vornherein unglaubwürdig au« der Zahl der in Be tracht zu ziehenden Dokumente ausgeschlossen habe. Ob sich darunter die Berliner Schriftstücke, von welchen Esterhazy spricht, befinden, wissen wir nicht. Wir möchten un« aber mit allem Nachdruck gegen die Auffassung wenden, al« ob irgend welche Veröffent lichungen in dieser Angelegenheit Deutschland unangenehm sein oder gar Anlaß geben könnten, wie die Nationa listen glauben machen wollen, Frankreich mit Krieg zu überziehen. Soweit Deutschland in Frage kommt, kann die französische Regierung unbedenklich alle Schriftstücke der Oeffentlichkeit übergeben, über die sie etwa verfügt. Die frühere Nachricht von einem Vorhandensein eines Kaiserbriefe» hat hier gar keine Er regung hervorgerufen, und genau dasselbe ist der Fall, wenn jetzt von einem Briefe de« Prinzen Heinrich ge- sprechen wird, mittels dessen der Schuldbeweis geführt werden soll. Auch wenn sich vielleicht herausstellen sollte, daß in der allergeheimsten Sammlung der Falsifikate fich ein Dreyfus denunzierender Brief eines preußischen Obersten befinden sollte, der vielleicht einem Husaren regiment angehört haben könnte, so würde das uns Deutsche nicht im geringsten berühren, und auch dem be treffenden Offizier könnte es nur sehr erwünscht sein, wenn ihm durch die Veröffentlichung Gelegenheit geboten würde, derartige Verleumdungen zurückzuweisen, die aller dings nur in den Kreisen der Henry und Esterhazy Glauben gefunden haben könnten Uns ist es vollständig gleichgiltig, ob man mit solchen Veröffentlichungen hervor tritt oder nicht Wir möchten aber nur den Eindruck zerstören, al« ob sie in irgend welchem Grade die Be fürchtung einer deutschen Einmischung rechtfertigen könnten. — Die „Berl Polit. Nachr." schreiben: Die Sozial demokratie fühlt sich wieder einmal gedrungen, ihr Verhalten gegenüber den für die Arbeiter so über aus segensreichen sozialpolitischen Gesetzen der letzten Jahrzehnte, denen sie fast regelmäßig durch ihre Vertreter im Reichstage ihre Zustimmung verweigern ließ, zu rechtfertigen. Ihr Parteiorgan erklärt, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion stets für ein Gesetz gestimmt hätte, wenn e« eine Besserung in den bestehenden Verhältnissen hervorzurufen geeignet gewesen wäre Demnach wäre die Sozialdemokratie ja die reine Reformpartei gewesen und wäre es auch jetzt Die Wirk lichkeit stimmt mit dieser Auslassung nur nicht überein. Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat gegen alle Arbeiteroersicherung«gesetze in ihrer ersten Form gestimmt. Das kann doch nicht geleugnet werden Waren aber diese Gesetze keine Verbesserungen der bestehenden Ver hältnisse? Die Sozialdemokratie mag sich darüber bei * Der Münchener Gelehrtin Lady CH. Blenner» hasset, I)r. plül. b. c. der Universität München, sind für ihre Verdienste um die französische Geschichte und Litteratur vom französischen Unterrichtsministerium die goldenen Palmen (OtUoisr äv l'instruetion publi^ue) verliehen worden U VV 0. Ueber die heilsame Thätigkeit de« „Deutschen Frauenvereins fürKrankenpflege indenKolonien", der bekanntlich an die Deutsche Kolonialgesellschaft ange gliedert ist, erstattet Ur. msä. Frankenhäuser in der „Deutschen Kolonialzeitung" einen Jahresbericht. Danach läßt der rührige Verein die Krankenpflege in Dar-eS- Salaam, Tanga, Kamerun, Klein-Popo, Windhoek unv Stephrnsort durch Schwestern ausüben, die von Vereins wegen ausgebildet und ausgerüstet worden sind und auch besoldet werden. Die weiteren Pläne des Frauenvereins gehen dahin, die teilweise Ausstattung der entstehenden Erholungsstationen in Ostafrika und Kamerun wie in Südafrika zu übernehmen In Mikindani beabsichtigt man eine Schwesterstation zu gründen Auch Kiautschou hat der Verein in den Kreis seiner Thätigkeit gezogen. Auch dort soll die Krankenpflege in dem neu entstehenden Lazarett von ausgesandten Schwestern ausgeübt werden. — Wiewohl die Mitgliederzahl verhältnismäßig gering ist — sie beträgt 2639 Frauen —, so ist doch die Finanzlage nicht ungünstig. Einem Vermögen von rund 40000 M und einer Jahreseinnahme von etwa 85 000 Mark stehen Ausgaben in der Höhe von 31500 M entgegen. Technik. Ueber das neue Verfahren in der drahtlosen Telegraphie, da« von dem Ingenieur Schäfer in Buda-Pest erfunden wurde, erhält die Berliner „Elektrotechnische Zeitschrift" eine Nachricht, die den Erfolg der Erfindung vielversprechend erscheinen läßt. Am 6 d. Mt«. fand ein Versuch im nördlichen Adria tischen Meere statt, und zwar auf der Strecke Fiume- Abbazzia-Pola E« gelang eine Uebertragung telegraphischer Nachrichten auf eine Entfernung von nicht weniger al« 6l km (!) Die Sendestation befand sich an Bord de« Schiffes „Spirito" im Hafen von Fiume und war mit einer 30 m langen Luftleitung ver sehen. Die Empfangsstation war auf verschiedenen anderen Dampfern untergebracht Es ist besonder» beachtenswert, daß man bei den Entfernungen über 30 km die Luftleitung ganz ausgeschaltet hatte, so daß die als Empfänger dienende Schäfersche Platte, die bei dem neuen Apparate die Frittröhre Marconi« ersetzt, nur mit einer Erdleitung verbunden war Bei der Ent fernung von 61 Km waren die Schiffe, abgesehen von dem weiten Abstande, durch mehrere Landzungen für einander der Million Rentner erkundigen, die auf .Grund der Un» fallversicherungSgesetze und de« Invaliden- und Alter«, versicherungSgesetze« Entschädigungen beziehen und die Wohlthaten der modernen sozialpolitischen Gesetzgebung Deutschland« am eigenen Leide zu spüren bekommen Wenn auch wohl viele dieser Rentner, die mit den sozial demokratischen Führern nicht einsehen können, daß sich die Renten in gewissen Grenzen halten müssen, wrnn ander« da« gewerbliche Leben in Deutschland weiter blühen soll, mit der Höhe der ihnen zufallenden Entschädigungen nicht zufrieden sein mögen, da« werden sie doch zugeben müssen, daß die Gegenwart besser ist al« die Vergangenheit, in der e« solche Entschädigungen überhaupt nicht, oder unter dem Haftpflichtgesetz nur in bescheidenem Umfange gab. Die Sozialdemokratie ist also durchaus nicht so verfahren, wie ihr Organ jetzt glauben machen will, sie hat sich nicht auf den Boden einer Reformpartei gestellt, sondern grundsätzlich die für die Arbeiter mit den größten Wohlthaten verknüpften Gesetze verworfen Nachdem die vom Fürsten Bi«marck inaugurierte Arbeiterver» sicherung«politik so große Erfolge aufzuweisen gehabt hat, drängt sich manche politische Partei, die gegen alle oder einzelne Aktionen auf diesem Gebiete gearbeitet hat, hervor, um ein Verdienst daran zu verkünden Weder sie noch die Sozialdemokraten haben ein solches, im Gegenteil, die Sozialdemokratie hat stets gegen die in den letzten Jahrzehnten für die Arbeiter getroffenen Besserungen ge stimmt — E» dürfte von Interesse sein, daran zu erinnern, daß der jetzt veröffentlichte Gesetzentwurf, betreffend da» Urheberrecht an Werken der Litteratur und Ton kunst, zu dem Kreise jener Vorlagen gehört, welche der Staatssekretär de» Reichsjustizamte» Nieberding in der Tagung von 1894/95 dem Reichstage als bevor stehend ankündigte. Der Krei« dieser Vorlagen war sehr umfangreich. ES gehörten dazu das Bürgerliche Gesetz buch und alle sich daran anschließenden Justizgesetze der letzten Jahre, die jetzt noch in ihren Fortsetzungen, in den AussührungSgesetzen, die Landtage der Einzelstaaten be schäftigen. E» hat längere Zeit zu ihrer Fertigstellung bedurft, al» der Staatssekretär im Frühjahr 1895 an nahm, aber er kann mit Befriedigung darauf zurück blicken, daß sie bisher alle, soweit sie an da« Parlament gelangten, auch Annahme gefunden haben Die Aender- ungen, die an den Entwürfen im Reichstage vorgenommen worden sind, sind nirgend« so grundsätzlicher Natur ge wesen, daß ihnen der Bundesrat nicht hätte zustimmen können. Mit dem zuerst erwähnten Entwürfe wird der Krei« der damals angekündigten Vorlagen im wesent lichen zum Abschluß gebracht, und es steht nach der Auf nahme, die seine Bestimmungen im großen Ganzen bis her gefunden haben, zu hoffen, daß auch er Gesetz werden wird. — Die am 19. d M ausgegebene Nr. 31 de» Reichs-Gesetzblattes enthält: Bekanntmachung vom 15. Juli 1899, betr. Ausnahmen von dem Verbote der Sonntagsarbeit im Gewerbebetriebe, sowie Bekanntmachung vom 17. Juli 1899, betr. die Gestattung des FeilbietenS von Bier im Umherziehen. Stuttgart. Der Landtag ist gestern durch König!. Reskript vertagt worden Frankreich. Pari« Die vereinigten Kammern des Kassa tionshofes, die in dem Disziplinarverfahren gegen den Versailler Richter Grosjean zu entscheiden hatten, ver hängten über ihn eine sechsmonatliche Suspendierung vom Amte wegen Mitteilung eine» auf die Dreyfus-Angelegen heit bezüglichen Schriftstückes an die Presse. — Der Kriegsminister General Gallifet fragte gestern tele graphisch in Rennes an, ob es zutreffend sei, daß die Generale Boisdeffre und Gonse am Sonnabend dort waren und mit mehreren Mitgliedern des Kriegsgerichts verhandelt haben — Kriegsminister Gallifet hat befohlen, da» Untersuchungsverfahren gegen den Kapitän Guyot de Villeneuve einzuleiten, der in einem Schreiben den Prof. Eyveton zu der ihm zu teil gewordenen Maß regelung beglückwünscht und ihm eine Geldsumme al« Entschädigung für GehaltSentziehung übersandt hat. — Syveton, Professor der Geschichte am Lyceum von Reims und Schatzmeister der Vaterlandsliga, erschien am Dienstag vor dem Universitätsrat von Paris, weil er, wie bereit« gemeldet, in seinen Vorträgen eine Dreyfus vollständig verborgen. Sofern die angewandten Ströme nicht außergewöhnlich stark waren, ist das Ergebnis ein sehr bemerkenswerte«, und der Zweck der Erfindung, die Anwesenheit von Schiffen schon in großem Abstande zu verraten, würde in hohem Maße erfüllbar erscheinen müssen. * Die 45. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner wird in den Tagen vom 26. bi« 30. September in Bremen stattfinden. Am Montag, den 25 September, abends von 8 Uhr an, ist Begrüßung und geselliges Beisammensein im Kaisersaale des Künstler- vereins in Aussicht genommen Am 26. erfolgt die erste allgemeine Sitzung im großen Saale de« Künstlervereins; daran schließt sich um 12 Uhr die Konstituierung der Sektionen im Oktogon desselben Hause« Am Nachmittag findet unter orts- und sachkundiger Führung Besichtigung der Stadt und ihrer Sehenswürdigkeiten statt, abends freie Vereinigung im Bürgerpark. An den Vormittagen de« 27., 28 und 29. September finden in der Zeit von 9 bis 11 Uhr Sitzungen der verschiedenen Sektionen statt, und an denselben Tagen in der Regel von '^12 bis '^2 Uhr allgemeine Sitzungen im großen Saale des Künstlervereins Am Mittwoch den 27. vereinigen sich die Teilnehmer mit ihren Damen zum Festessen. Am Donnerstag nachmittag sind Ausflüge nach Oldenburg, Zwischenahn oder HaSbruch und für den Abend ein vom Senate der freien Hansestadt dargebotenes Fest im Rats keller unter Teilnahme von Damen festgesetzt. Am Frei tag schließen sich an Ausflüge nach Vegesack oder nach Bremerhaven; am Abend ist Festvorstellung im Stadt theater Für Sonnabend, den 30. September, ist eine See fahrt auf einem vom Norddeutschen Lloyd zur Verfügung gestellten Dampfer in Aussicht genommen Für die all gemeinen Sitzungen sind Vorträge angemeldet von den Herren Prof. vr. Dziatzko (Göttingen), Prof vr Schreiber (Leipzig), Prof vr. Mors (Zürich), Dir. vr. Schuchardt (Hannover), Gymnasialdirektor Schneider (Friedeberg), Dir Vr. Wernicke (Braunschweig), Privatdozent vr Bulle (München), Privatdozent vr. Kläger (Zürich), Privatdozent vr. R Meyer (Berlin), Prof vr. Wendt (Hamburg), Prof. vr. Lincke (Jena) — Der Preis der Mitglieder karte beträgt 10 M. Wünsche in Bezug auf Wohnung sind an vr. Neuling, Bremen, Roonstr 5, zu richten. * Eine altgriechische Gliederpuppe wird in der „Zeitschrift des Münchener Altertumsverein»" abgebildet und von Heinrich Bulle besprochen Es ist ein 13,5 cm hohes Püppchen, das in Athen gefunden und zweifel lo« einem früh verstorbenen Kind in« Grab mit gegeben wurde Der Pupprnkölprr ist au« einem sehr feinen, hellbraunen, nur leicht gebrannten Thon hergestell»; an der Kopfhaube haben sich roch Reste von kräftiger feindliche Doktrin verbreitet hatte. Er wurde gemäß dem Vorschlag der Di«ziplinarkommission mit der Strafe der zeitweiligen Amtsenthebung belegt und die Dauer dieser Enthebung aus ein Jahr und emen Tag festgesetzt — Eine Note der „Agence HavaS" besagt: Die dem Regierung«kommissar beim Kriegsgericht zu Renne« erteilten Instruktionen, von denen ein Morgenblatt spricht, haben zum Zweck, ersten« diejenigen Punkte sep zustellen, auf die sich gemäß dem Urteil de« Kassations- Hofe» die Anträge de« Regierungskommissars zu erstrecken haben; zweitens diejenigen Punkte, die nicht abermals erörtert werden dürfen, weil sie durch Richterspruch be reits erledigt sind Dritten» sollen di« vorzunehmenden Verhöre festgestellt werden, von denen die Bestimmung der vorzuladenden Zeugen abhängt — Wie dem „TempS" au» Epinal gemeldet wird, stehen die dort wegen Verdacht» der Spionage erfolgten Verhaftungen in keinem Zusammenhänge mit der An gelegenheit de« in Nancy sestgenommenen Pirschon. Die m Epinal nach längerer Ueberwachung gestern in Haft gebrachten Personen sind ein dortiger Kaufmann und ein Handlungsgehilfe schweizerischer Nationalität In der selben Angelegenheit wurden gestern mehrere Soldaten verhört. Marseille. Der Untersiaatssekretär im ägyp tischen Justizministerium Sid Ahmed ist auf der Reise nach Vichy am 16 d M an Bord eine» Dampfers einem Schlaganfall erlegen. Der Leichnam wurde ins Meer versenkt Niederlande. Haag. (Meldung de« „Reuterschen Bureau«".) Die dritte Kommission der Friedenskonferenz hielt gestern unter dem Vorsitze Bourgeois' eine Sitzung ab und nahm in zweiter Lesung die Artikel 1 bis 36 de» Entwurfs der Konvention für friedliche Schlichtung inter nationaler Streitigkeiten mit Ausnahme de« 8 3 an. Die Beschlußfassung über den letzteren, welcher von inter nationalen Untersuchungskommissionen handelt, wurde aus gesetzt, bi« den Vertretern von Rumänien, Serbien und Griechenland die Instruktionen ihrer Regierungen zu gegangen sind. Der rumänische Vertreter Beldiman und der serbische Vertreter Mijatovic haben auch sonst bezüg lich mehrerer Punkte Vorbehalte gemacht, so namentlich zu Z 2, betreffend gute Dienste und Vermittelung. Bei Artikel 27 entspann sich eine längere Debatte. Die erste Kommission der Konferenz nahm in zweiter Lesung den Bericht deS niederländischen Delegierten Jovk- heer van Karnebeek mit der neuen Fassung deS letzten Absätze« von 8 1 an. Italien. Rom Nach einer der „Polit. Korresp." zu- gehenden Meldung weist man in den dortigen politischen Kreisen mit Befriedigung darauf hin, daß die Erklärungen, die auS Anlaß der Reibungen zwischen italienischen und französischen Soldaten auf Kreta, sowie wegen der jüngst auf französischem Boden erfolgten Ausschreit ungen gegen Italiener zwischen Rom und Paris au«- getauscht wurden, einen durchaus freundschaftlichen Charakter trugen. Dank diesem Umstande, sowie dem Verhalten der öffentlichen Meinung beider Länder werden diese Zwischenfälle, die früher gewiß eine Verstimmung zwischen Frankreich und Italien hervorgerufen haben würden, in dieser Richtung nicht die geringste Spur zurücklassen. Grosjbrttavuiev. London Im Unterhaus« teilte Chamberlain gestern mit, er habe von dem Gouverneur der Kapkolonie vorgestern ein Telegramm erhalten, wonach der britische Agent in Pretoria berichte, daß Artikel 4 der Wahlrechts- Vorlage mit 22 gegen 5 Stimmen angenommen sei unter Vornahme folgender Aenderungcn: In 8 1 seien an Stelle der Worte „wenigsten« neun" die Worte „wenig sten« sieben" eingesetzt und die Worte von „oder fünf Jahre" bis zum Schluffe des Paragraphen gestrichen worden. Hierdurch werde erreicht, daß die Bestimmung, welche die für den Erwerb de« Wahlrecht» nötige An sässigkeit in Transvaal auf sieben Jahre bemesse, rück wirkende Kraft habe. Wa» die Neuverteilung der Sitze des Volksraads betreffe, so habe er, fuhr Chamberlain fort, keine amtliche Mitteilung hierüber, aber es verlaute, daß die Regierung Transvaal« den Distrikten, die haupt sächlich von Uitlanders bewohnt seien, sieben Eitze ein roter Farbe erhalten Arme und Beine sind in ähnlicher Weise wie heute bei kleinen Gliederpuppen beweglich mit Fäden am Rumpf befestigt gewesen; ein Loch oben am Kopfe diente zum Aufhängen der Puppe. Die Glied maßen und der untere Teil de« Rumpfe« sind nur ganz schematisch auSgesührt, es geht daraus wohl hervor, daß der Körper mit Gewändern zu bekleiden war, Brust und Kopf sind dagegen aufs feinste modelliert. Unter der Haube, deren Enden vorn über der Stirn geknüpft sind, quillt an den Schläfen ein wenig Haar hervor. Das Gesicht er innert in seinem Typus an die Werke au« der zweiten Hälfte de« fünften Jahrhunderts v Chr, an die Schule de« Phidias; die Stirn ist glatt und breit, die Augen lider sind scharf modelliert, der Mund ist klein, aber voll. Die Puppe gehört also sicher jener Zeit an. Eine be sonders an Terrakotten sehr selten zu beobachtende Fein heit ist es, daß die Augensterne in ganz leichter Gravier ung angegeben sind. Durch die große Sorgfalt der Ausführung zeichnet sich dieses Püppchen vor den meisten anderen aus, die aus alten Gräbern, namentlich in Attika, zu tage gekommen sind Hätte die so früh Verstorbene länger gelebt, so hätte sie ihre Puppe samt ihrem übrigen Spielzeug in einem Heiligtum der die Frauen beschützenden Artemis geweiht, ehe sie dem Gatten gefolgt wäre. * Ein neue« Freskobild von Arnold Böcklin, da« bisher ganz unbekannt war, wurde jüngst in der Nähe des GlaSpalasteS in München beim Abbruch eine« alten Hause« freigelegt. Man erblickte eine echt Böcklin- sche Landschaft, die ihrer räumlichen Größe nach einzig dastehen dürfte. Durch drei von rötlichen Porphyrsäulen getragene Bogen schaut man in einen italienischen Park, in da« Dämmern eine« Lorbeer- und Zypreffenhaines. Ein Ausschnitt über jedem Bogen läßt den unvergleich lichen Böcklinschen Himmel mit seinem weißlichen Gewölk am tiefdunklen Blau Hindurchschimmern, und blühende« Gesträuch nickt dazwischen herein. Die Mauer, die diese» Bild trägt, bildete die Rückwand eine» Atelierraume«, der dem Meister während seine« Münchener Aufenthalts in den Jahren 1871 bi« 1876 al« Werkstatt diente Nach Mitteilungen seiner alten Freunde hat Böcklin da« Bild in Tempera auf die getünchte Wand gemalt Die« ist der Grund, weshalb e« schon in den wenigen Tagen, in denen e« den Unbilden der Witterung «»«gesetzt war, leider stark gelitten hat Ein Versuch, da» Bild durch eine photographische Aufnahme für di« Nachwelt zu retten, hatte nur unvollkommenen Erfolg Gewiß würde unter den zahlreichen Verehrern de« Künstler« sich einer gefunden haben, der e« auf sich genommen hätte, rechtzeitig da« Wandbild an einen geschützten Ort zu überführen und e« auf diese Weise vor dem Untergange zu bewahren So räumen wolle. Wenn sich diese Meldung bestätige, sO würde diese wichtige Abänderung in den Vorschlägen Krüger«, verbunden mit den schon früher angenommenen Zusätzen, der britischen Regierung die Hoffnung Heben, daß da« neue Gesetz sich als Basis einer Verständigung in den von Milner bei der Bloemfontein« Konferenz vertretenen Grundzügen erweisen werde Die Regierung bemerke inde«, daß der Volk«raad sich noch eine Anzahl von Bedingungen Vorbehalten habe, die dahin gedeutet werden könnten, als sollten von der Erlangung de« Wahlrecht« die in anderer Weise dazu Befähigten aus geschlossen werden, und die dazu benutzt werden könnten, um mit der einen Hand wieder fortzunehmen, wa« man mit der andern gegeben Die Bestimmung, daß Ausländer, die da« Bürgerrecht zu erwerben wün schen, eine Bescheinigung über ihre fortdauernde Ein» registrierung während der für die Naturalisation vorgeschriedenen Zeitdauer vorzuweisrn haben, sei ein Bei spiel dafür. Denn wie festgestellt worden, habe man zugelassen, daß da« Registrierung»-«?«- außer Anwendung gelangte, und daß nur wenige Ausländer, obwohl sie schon längere Zeit im Lande wohnhaft sind, fortdauernd einregistriert seien. Ebenso würde man in der Lage sein, durch nachträgliche gesetzliche Bestimmungen den ganzen Charakter der jetzt gemachten Zugeständnisse zu ändern. Aber die britische Regierung habe die Ueberzeugung, daß Präsident Krüger, nachdem er im Prinzip da« an genommen, wofür England eingetreten sei, auch bereit sein werde, jeden einzelnen Punkt seine« Entwurfes, welcher nachweislich ein etwaige« Hindernis für die Erreichung de« erstrebten Ziele« bilden könnte, nochmal« in Erwäg ung zu ziehen, und daß Krüger nicht zulasien werde, daß die geplante Reform durch irgendwelche nachträgliche Aenderung in der Gesetzgebung oder durch administrative Maßnahmen illusorisch gemacht oder in ihrem Werte herab gesetzt werde Das Unterhaus nahm mit 182 gegen 117 Stimmen die dritte Lesung der Zehntenbill an. Skaudinavte«. Christianis. Der Kronprinz und die Kron prinzessin von Italien find gestern mittag von Dront- heim hier eingetroffen und beabsichtigten abends wieder von hier abzureisen. Spanien. Madrid. Deputiertenkammer. Der Minister präsident forderte gestern alle Parteien zum Zusammen wirken auf, damit die Vorlage betreffend die Staats schuld, die er als grundlegend ansehe, zur Annahme ge lange. Die Führer der Opposition und die diflentieren- den Konservativen erklärten ihre Zustimmung zu dem Vorschläge, alle Minderheitsparteien, selbst die Repu blikaner, zeigten sich über die zur Verständigung mit der Regierung aufgestellte Formel einig — In Coruüa veranstalteten die Fischhändler eine Kundgebung gegen die Accisen. In Betanzos kam eS gleichfalls zu solchen Kundgebungen. Da« Zollhäuschen wurde verbrannt, das Hau« des Alkalden sowie da« eine« Gemeinderates wurden angezündet. Truppen sind zur Wiederherstellung der Ruhe abgegangen. Barcelona. Anläßlich der Ankunft des fran zösischen Geschwaders gab die Stadt vorgestern abend im Stadthaus« dem Admiral Fournier und seinen Offi zieren ein Festessen Nach diesem begleitete eine Volks menge von etwa 800 Personen den Admiral bis zum Hasen und durchzog al«dann die Straßen mit einer fran zösischen Fahne, rief ,,E« lebe die Republik!" und sang die Marseillaise. Die Polizei zerstreute die Menge. San Sebastian. Der königliche Hof ist gestern hier eingetroffen Die Bevölkerung bereitete der königlichen Familie einen sympathischen Empfang Rutzlaud. St. Petersburg. Der „Regierungsbote" ver öffentlicht einen kaiserlichen Befehl, nach dem auf Grund des Reichsgesetze« Großfürst Michael Alexandro- witsch, solange der Kaiser nicht durch die Geburt eine« Sohne« gesegnet, in allen Fällen Großfürst-Thronfolger zu titulieren ist — Nach dem vom „Regierungsboten" veröffentlichten Zeremoniell für die Beisetzung de» verstorbenen Großfürsten-Thronfolgers Georg wird seine sterbliche Hülle mit der Eisenbahn nach Batum, von dort auf dem Panzerschiff „Georg Pobedonossetz" nach Noworossijsk und von letzterer Stadt über Nowo aber ist un» ein wertvolle» Gemälde de» großen Maler» verloren gegangen. * Ueber Gerhart Hauptmanns neue Arbeiten hat einem Mitarbeiter der russischen Zeitung „Nowy Denj" („Der neue Tag") ein Freund de» Tichter» folgendes mitgeteilt: Hauptmann weilt augenblicklich in der Sommerfrische in Luzern und arbeitet zu gleicher Zeit an verschiedenen neuen Dichtungen Eine dreiaktige, in schlesischer Mundart geschriebene Komödie „Jurackel" ist fast fertig und wird wahrscheinlich schon im nächsten Winter zur Aufführung gelangen Ein zweites Stück, dessen Stoff ebenfalls dem schlesischen Volksleben ent nommen ist, liegt erst im Entwurf vor, auch der Titel fehlt noch. Ein biblisches Sujet behandelt Hauptmann in der dramatischen Dichtung „Das Hirtenlied", einen mittelalterlichen Stoff in dem Drama „Der arme Heinrich". In den Hintergrund getreten sind vorläufig die Dramen „Situl-Hassan" (mit einer großen Rolle für die Sorma), ferner „Helios", „Elgi" und die Neu bearbeitung des „Florian Geyer". Den letzten Schliff giebt Hauptmann soeben einer neuen dramatischen Dichtung „Kunigunde von Kynast", deren Stoff der schlesischen Sagenwelt angehört und schon von Theodor Körner dichterisch behandelt wurde. Inhaltlich lehnt sich das neue Stück durchaus an die bekannte Sage an. * DaS vollständige Programm für das bei günstigem Wetter am nächsten Sonntag, den 23. Juli, im AuS- stellungSparke der Deutschen Kunstausstellung an der Stübelallee nachmittags 5 Uhr stattfindende Sängerfest der Gruppe Dresden de» Sächsischen Elbgau» Sängerbundes (Leitung: Hr. König!. Musikdirektor Kantor Schöne) unter Mitwirkung der Kapelle deS König!. Sächs. Infanterieregiments Nr. 177 (Direktion: König!. Musikdirigent Röpenack) lautet wie folgt: 1. Teil: Instru mentalmusik (Blon, Maillart, Rich. Wagner, Strauß). 2. Teil: Massenchöre: Beethoven „Die Himmel rühmen" (mit Orchester), Jvliu« Otto „Altdeutsche« Minnelied", Mendelssohn-Bartholdy „Wem Gott will", Tschirch „Wenn ich den Wandrer frage", Silcher „Am Brunnen". 3 Teil: Instrumentalmusik (Supp«, Strauß, Bach, Reckling). 4 Teil: Massenchöre: Heinrich Döring „Deutscher Hoch gesang" (mit Orchester), Döring „Nimm ein Schlüssrlein", Meißner „Grüß dich Gott, du holder Schatz", Bloß ,,Jch weiß ein einzig Liedel", Adam „Abendlied". 5 Teil: Instrumentalmusik (Kretschmer, Händel, Strauß, „Historische Märsche") 6 Teil: Instrumentalmusik (Jg Brüll, Bizet, Necke, Strauß) Da» Programm ist, wie au» Vorstehen dem ersichtlich wird, ein außerordentlich reichhaltige« und dürfte jedem etwa» für seinen besonderen Geschmack bringen
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