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Dresdner Journal : 19.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-19
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.07.1899
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veiugsprets: Mr Drr«dn» vierteljährlich r H Mark SV Ps, bei den Saijer» Uch dkUllch^i, 'j^UaiiN.-Uko Vierteljährlich » Marl; außer halb de» Deutschen Reiche» Pvg. und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: lv Ps. Grschetueur Täglich mit Ausnahme de» Gönn» und heiertugc abend». Mruspr.-Snschluß: Nr. 1»»». Dresdner Munal. Uuküudiguuüsgetühreu: Für den Raum einer gespal tenen Zeile keiner Schrift ro Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr SO. Sernspr..«nschluß:Nr.ir»». 165 Mittwoch, den 19. Juli abends. 18SS. Amtlicher Leit. Dresden, 19. Juli. Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen ist heute vormittag 10 Uhr 30 Min. nach Schloß ErdmannSdorf in Schlesien ab gereist. Dresden, 13. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Kirchschullehrer Kantor Christian Adolf Ludwig Leh mann in Hohendorf das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Werorönung, einige Abänderungen in der Begrenzung und in der Bezeichnung von Bestandtheilen der Land tags-Wahlkreise betreffend. . DaS Berzeichniß der den einzelnen Landtagswahl kreisen zugehörigen Orte und OrtStheile in der Bei lage ö der Ausführungs-Verordnung vom 10. Oktober 1896 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 152 flg.) wird in folgenden Punkten abgeändert: 1. Die Gemeinde Niederlößnitz scheidet infolge ihrer Vereinigung mit der Stadtgemeinde Lößnitz aus dem 35. ländlichen Wahlkreise aus und tritt dem 17. städtischen Wahlkreise hinzu. 2. Ebenso scheidet die Gemeinde Haselbrunn nach ihrer Einverleibung in die Stadtgemeinde Plauen aus dem 44. ländlichen Wahlkreise aus und kommt beim 23. städtischen Wahlkreise in Zuwachs. Ferner führen die nachgenannten Gemeinden infolge ihrer Bereinigung zu einer Gemeinde veränderte OrtS- bezeichnungen, und zwar: 3. die Gemeinden Altgersdorf und Neugersdorf im 2. ländlichen Wahlkreise die Bezeichnung „Alt- und Neugersdorf", 4. die Gemeinden Demitz und Thumitz im 7. länd lichen Wahlkreise die Bezeichnung „Demitz-Thumitz", 5. die Gemeinden Leubnitz und Neuostra im 10. länd lichen Wahlkreise die Bezeichnung „Leubnitz-Neu ostra", 6. die Gemeinden Großzschocher und Wiendorf im 23. ländlichen Wahlkreise die Bezeichnung „Groß- zschocher-Wiendorf" und 7. die Gemeinden Oberrabenstein und Niederraben stein im 31. ländlichen Wahlkreise die Bezeichnung „Rabenstein". Endlich führt 8. die Stadt Schellenberg im 18. städtischen Wahl kreise jetzt den Namen „Augustusburg". Dresden, am 14. Juli 1899. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Schnauder. Sraeunongev, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im »eschiftSberetche des MintftertumS der Justiz- Die Rechtsanwälte vr. Eduard Max Engel, Justizrath vr- Albert Hermann Müller und Hugo Theile in Leipzig sind zu Notaren für Alt-Leipzig auf so lange Zeit, als sie dort ihre ordentlichen Geschäftsstellen haben werden, ernannt worden. Im «eschiftsberetche de» «tntftertumS der Finanzen. Verwaltung der Zölle und Steuern. Besördert: der Obersteuerkontroleur Böbel zum Obersteuereinnehmer in Pirna unter Beilegung des Titels Steuerinspektor; der Zollsetrrtär Kärmßen zum Borstande der ZollabsertigungSstelle sür Post güter in Leipzig unter Beilegung des TiielS Steuerinspektor; der Zollassistent Bernhardt zum Zollsekretär in Dresden; der Zollassistent Frenzel zum Zollsekretär in Riesa; der Ober- kontrolassistent Tabbert zum Zollsekretär in Riesa; der Ober- kontrolassistent Weiße zum Zollsekretär in Plauen; der Rrvi- sion-ausseher Fischer zum Zollassistenten in Dresden; der RevisionSaussrher Lugenheim zum Zollassistenten in Leipzig; der RevistonSausseher Scheibe zum Zollassistenten in Boden bach; der RevisionSausseher Gabriel zum Untersteuereinnehmer in Burgstädt; der RevisionSausseher Kremtz zum Untersteuer- einnehmcr in Mutzschen; der RevisionSausseher Wildenhain zum Nebenzolleinnehmer in Lückendors; der Steueraufseher Fischer zum Obergrenzaufseher in Eibenstock. — Versetzt: der Vorstand der ZollabsertigungSstelle für Postgüter in Leipzig Steuerinspektor Hanner in gleicher Eigenschaft zur Zoll abfertigungsstelle im Packhofe in Dresden; der Borstand der Zollabfertigungsstelle im Packhofe in Dresden Steuerinspektor Schräder in gleicher Eigenschaft zur Zollabfertigungsstelle in Dresden-N ; der Ooergrrnzkontroleur Wougk al- Oberpeuer- kontroleur von Olbernhau nach Dresden; der Oberzolleinnebmer Brückler al- Zollsekretär von Sebnitz nach Zwickau; der Zoll sekretär Graf als Oberzolleinnehmer von Riesa nach Sebnitz; der Zollsekretär Rost als Obergrenzkontroleur von Riesa nach Olbernhau; der Zollassistent Cramm al» Oberkontrollassistent von Bodenbach nach Radeburg; der Obergrenzaufseher Gruft unter Belassung seine- Titel- al- RevisionSausseher von Eibenstock nach Leipzig. — Angestellt: Die Feldwebel Menge und Wächtler, der Wachtmeister Hübner, die Bice- feldwebel Kretzschmar und Prescher, der Regiments tambour (Biceseldwebel) Przybylskt, der Obersahnenschmied (Bicewachtmeister) Bollprecht, der Trompeter (Sergeant) Flex, der SanitätSsergeant Melcher und der Militär- anwärter Fischer al» Brenzaufseher. — Verliehen: Dem Obersteuereinnehmer Avö-Lallrmant in Löbau der Titel Steuerinspektor. — Pensioniert: Der Vorstand der Zoll abfertigungsstelle in Dresden-N Zollinspektor Ehrlich; der Obersteuereinnehmer in Pirna Zollinspektor Schmalz; der Zollsekretär Müller in Zwickau; der Steuereinnehmer Miß bach in Mutzschen; der Untersteuereinnehmer Schlicke in Burgftädt; der Nebenzolleinnchmer Siegler in Lückendors; der Steueraufseher Threle in Großenhain. — Berstorben: Der Hauptamt skontroleur Halm in Annaberg. I« «eschäft-beret»« be» «tntftertamS be« Kultu» and -sfentlichen Unterricht». Erledigt: die zweite Lehrerstelle zu VoigtSberg bei OelSnitz Kollator: da» König! Ministerium de» Kultu» und öffentlichen Unterricht-, Einkommen: t«0v M., nach 3 Jahren 1700 M., nach 6 Jahren 1800 M, dann nach je 2 Jahren Steigerung um ISO M. bi» zur Ersüllung von 3000 M. nach 30 Jahren. Besuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bi» zum 3l. Juli bei dem Königl. Bezirk-schulinspektor Schulrat Hörig in OelSnitz i/B. einzureichen. — Zu besetzen: die 2. ständige Lehrerstelle an der Kirchschule in Riederzwönitz. Kollator: die oberste Schul- behörte Ta» Einkommen beträgt außer freier Wohnung 1000 M Gehalt, 300 M. persönliche Zulage, die bei Inkraft treten deS neuen Lehrergehalt-gesetzeS nicht gekürzt werden foll, und los M. für 3 Ueberftunden. BewerbungSgesuche nebst den erforderlichen Beilagen und Zeugnissen, eventuell auch über die musikalische Prüfung, sind bis zum 8 August an den Königl. BezirkSschulinspeltor Schulrat Richter in Chemnitz ein zureichen; — eine ständige Lehrerstelle in Thurm. Kollator: die oberste Schulbehörde. Gehalt: 1200 M, 180 bez. Ibv M. Wohnungsgeld, S0 M. sür Fortbildungsschule und 30 M sür Verwaltung der Schul- und Voltsbibliothek. BewerbungSgesuche mit sämtlichen Zeugnissen bi» in die reueste Zeit sind bis zum 30. Juli bei dem Königl. Bezirk-schulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichcn. Nichtamtlicher Teil. Die strategische Bedeutung der Schweiz. Im Jahre 1898 war ein Jahrhundert verflogen, seit die Französische Republik der „Schweizer Eidgenossen schaft" ein Ende gemacht hat. Diese Säkularerinnerung regte den Stabschef des 3. Schweizerischen Armeecorps Oberst Weber an, im Offiziersverein zu St Gallen über „die strategische Bedeutung der Schweiz in den Feldzügen des verflossenen Jahrhunderts und an der Schwelle de» zwanzigsten" einen Vortrag zu halten Dieser jetzt in Druck erschienene Vortrag verdient weiter beachtet zu werden, weil er in klarer und durchsichtiger Weise die Rolle bespricht, die die Schweiz in einem allgemeinen euro päischen Kriege zu spielen berufen sein würde. Die Schrift gründet sich auf den bekannten Lehrsatz Iommis: „Da» Geheimni» der Strategie liegt in den Verbindungen; wer seinen Hauptkräften eine Richtung geben kann, welche die Verbindungen de» Gegner» gefährdet, ohne die eigenen zu gefährden, kann darau» entscheidenden Vorteil ziehen " Daß der taktische Sieg, der aus der strategischen Ein leitung, nämlich der Verwendung der Streitkräfte bi« zum Schlachtfelde erwächst, einen desto entscheidenderen Einfluß auf den Ausgang eine» Feldzuges haben muß, je gün stiger die strategische Lage war, in der dieser Sieg er fochten wurde, ist die bewährte Ergänzung der Jomimschen Lehre, die selbstverständlich auch vollständige Würdigung in der Broschüre de» schweizerischen Generalstabrosfizier» findet. Der militärische Nimbus der Eidgenossenschaft mußte mit dem Augenblicke völlig verblassen, als die Welt zu Ende des vorigen Jahrhundert« mit Staunen sah, daß da« Schweizer Land sich nicht allein den 10. August 1792 ruhig gefallen ließ, an welchem Tage der größte Teil de» tapferen Schweizerregiment«, da« die Freiheit de« französischen Königtum» heldenmütig verteidigte, hingemordet wurde, sondern auch, statt sich der Koalition anzuschließrn, die ganz Europa gegen da» neu im Westen erstandene Staat»- wesen einte, vergnügt zusah, wie ring» um ihre Grenzen der Krieg tobte. Die militärische Kraft der Eidgenossen war allerdings damals gleich Null, und nicht im stände, dem mächtigen Gegner zu widerstehen, man mußte sich willenlo» in eine neutrale „helvetische Republik" verwandeln lassen. Diese Neutralität gefiel zunächst Frankreich ganz gut, da e» seine Jura-Grenzen nicht zu verteidigen brauchte, doch trat die strategische Bedeutung der Schweiz sofort hervor, als 1796 Moreau nach Jourdan« Niederlage bei Würz burg vom Erzherzog Karl von Norden her bedrängt wurde. Hätte der österreichische Feldherr damal» seinen Bewegungen mehr Nachdruck geben können, so wäre da» französische Heer unfehlbar auf neutrales schweizer Gebiet abgedrängt worden. Schon damals kam e» den Fach leuten zur Erkenntnis, daß eS solange mit jeder französischen Offensive gegen Süddeutschland äußerst schwach bestellt sein müsse, solange sie sich nicht auf die Schweiz gründen lasse, denn jeder Druck auf die linke Flanke bedrohte die rückwärtige Verbindung und stellte ein Abdrängen auf schweizer Gebiet in Aussicht. Diese» Gefühl leitete Bonaparte, der in demselben Jahre seine siegreiche Feld herrenlaufbahn in der Lombardei begann, als er, um diese» wichtige EinfallSthor nach Italien in die Hand zu be kommen, das Veltlin nach dem Frieden von Campo formio von Graubünden abriß und der „ciSalpinischen Republik" angliederte. Nicht nur dir Absicht, die seit Jahrhunderten in der Schweiz aufgestapelten Schätze an sich zu bringen, ließ damals Frankreichs größte» Genie die Faust auf die durch die Schweiz gebildete europäische Zentralstellung legen »nd diese» Land zu einer von Frank reich abhängigen „helvetischen" Republik erklären, sondern in erster Linie der Wunsch, stet» die militärischen Ver bindungswege zur Verfügung zu haben. Diese sicherte sich Frankreich durch besonderen Vertrag mit der helvetischen Republik von Basel, das linke Rheinuser aufwärts und von Genf über den Simplon nach Italien Napoleon erklärte noch 1808: „Niemals werde ich in der Schweiz einen andern Einfluß gelten lassen, al» den meinigen und sollte eS mich hunderttausend Mann kosten". In weit höherem Maße wie im ersten sollte die strategische Bedeutung der Schweiz im zweiten KoalitionSkriege zur Geltung kommen. Hier entschied ihr Besitz den AuSgang de» ganzen Feldzuge« Au« der damaligen Ostgrenze Frankreichs trat die Schweiz als ein gewaltiger strategischer Brückenkopf hervor und erfüllte ganz und gar die Anforderungen, die Moltke sür stra tegische Flankensiellungen vorsieht. Die äußere Flanke ist durch Hindernisse — die Ostschweizer Alpin — gedeckt, hinter sich hat sie gute wegsame Verbindungen (den weg- samen Jura), vor sich offene« Kampffeld: Süddeutsch land auf der einen, Italien, wohin viele gute AuSfallthore führen, auf der andern Seite. Erzherzog Karl, der 1799 Jourdan au« Süddeutsch land vertrieben hatte, mußte von einer Verfolgung des selben absehen, weil Massen« bei Zürich eine Flanken stellung großen Stil« eingenommen hatte. Ebenso gebot die Schweiz allen weiteren Unternehmungen Suwarow«, der in Italien Sieg auf Sieg erfochten und die Fran- Lnnst und Wissenschaft. Die Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899. xm. Die Berliner Malerei. Auch der Gesamteindruck, den wir von der Betracht ung der beiden Berliner Säle über den gegenwärtigen Stand der dortigen Malerei mit fortnehmen, ist durchaus günstig. Während die Auswahl, die man unter den Arbeiten der Düsseldorfer getroffen hat, wie wir gesehen haben, nicht völlig befriedigt, muß von vornherein fest gestellt werden, daß man in Berlin darauf gesehen hat, daß alle Richtungen der dortigen Malerei zu Worte kommen. Man war liberal genug, die Alten, die etwa« leisten, ebenso aufzufordern wie die Jungen, die zum Teil noch in der Entwickelung begriffen und noch nicht zur völligen Klarheit über ihre Ziele gelangt sind. Auf diese Weise ist allerdings da« Bild der Berliner Malerei bunt genug ausgefallen. Man erwäge nur die Kluft, die zwischen Karl Becker und Anton v Werner einerseits und Liebermann, Leistikow und Ludwig v. Hoffmann anderseits besteht, und man wird sich einen Begriff von den Ver schiedenheiten machen können, di« un« hier entgegentreten. Indessen sind die beiden Berliner Säle mit viel Geschick angeordnet. Obwohl eine Scheidung zwischen den Mit gliedern der Künstlervereinigung und der Sezessionisten nicht durchgeführt worden ist, wie sonst überall in unserer Ausstellung, empfindet man diese Unterlassung keine«weg« störend. Wie immer, behauptet sich der Altmeister der Berliner Kunst, Adolf v. Menzel, auch in diesem Jahre wieder glänzend. Etwa« Neue« zum Lobe seiner Schöpfungen vorzubringen, wird niemand von un» verlangen. Aber wer sollte sich nicht auch diese« Mal wieder an seinen beiden kleinen Schilderungen auo der Berliner Hof gesellschaft (Nr. 323 und 324) erfreuen, auch wenn er sie schon seit Jahren kennt, und wen entzückte nicht da« kleine Aquarell „Auf dem Bau" (Nr. 686), das, obwohl es schon im Jahre 1875 entstanden ist, noch immer durch seine Frische und eigenartige Auffassung heroor tritt! Und Menzel al« Zeichner! Wer ihn noch nicht al» solchen kennen sollte, wird sich au» den wenigen Proben, die im Saale 26 vereinigt sind (Nr. 681—685), überzeugen können, daß er auch auf diesem Gebiete einer der Ersten und Größten ist, die die deutsche Kunst unserer Tage aufzuweisen hat Die Zeit kann seinen Werken scheinbar nichts anhaben, während uns Karl Becker« „Othello", der der DeSdemona und ihrem Vater Brabantio seine Abenteuer erzählt und noch immer kein Ende dabei finden kann (Nr. 24), anmutet, als sei er au» einer historischen Rumpelkammer hervoraeholt worden Vorteil hafter nimmt sich Anton v Werners Diorama „Am 26. Oktober 1890" au«, da« den Moment darstellt, wie der Kaiser dem Feldmarschall Moltke in Gegenwart deut scher Fürsten seine Gratulation darbringt Werner hat sich hier mit der ihm gestellten Aufgabe besser abgefunden, al« bei seinen bekannten älteren Zeremonien-Bildern. Seine Malerei ist weicher und runder al« früher, und di« Betonung der Einzelheiten nicht ganz so ausdringlich wie ehemal« Die Porträtähnlichkeit der einzelnen Teil nehmer an der Begrüßung ist sogar durchweg sehr be deutend, aber wie viel fehlt Werner noch, bi« er die künstlerische Freiheit erlangt hat, mit der der Schotte John Lavery die ihm übertragenen RepräsentationSscenen zu wahrhaft künstlerischen Historienbilvern umgestaltet hat! Wie Becker und Werner, so gehört auch der Graf Ferdinand Harrach zu den Anhängern der älteren Richtung in der Malerei in Berlin, die den Haupt nachdruck auf die Richtigkeit der Zeichnung legt und da bei auch auf die farbige Ausführung viel Fleiß verwendet. Er ist ein Meister in der Wiedergabe von Einzelheiten, vurch vre fern Bildms der Gräfin H. Harrach (Nr. 162) besticht, obwohl die fast übertriebene Sorgfalt, die hicr auch auf die unwesentlichsten Nebendinge verwendet ist, der Gesamtwirkung schadet. Recht gut im Ton und nur um eine Nuance zu weich ist seine Landschaft „Frühlingsanfang" (Nr. 163), eine UeberschwemmungS- scene aus der Berliner Umgegend. Harrachs Damen- Porträt gegenüber hängt Max Koners lebens großes Bilvni« des Fürsten Herbert Bismarck (Nr. 243). Jedermann, der eS sieht, ist zunächst frappiert über die fabelhafte Aehnlichkeit, die der Dargestellte nach diesem Bilde mit seinem großen Vater hat. Aber das Interesse an diesem Porträt erschöpft sich keineswegs in diesem äußeren Umstande, der e« selbstverständlich von vornherein für jedermann anziehend macht Vielmehr erscheint diese Arbeit KonerS wegen ihrer schlichten Ehrlichkeit und dem Mangel aller Versuche, durch Beleuchtungsprobleme oder Farbenerperimente die Aufmerksamkeit der Beschauer auf sich zieh«» zu wollen, besonder« beachtenswert. Man sagt sich: so muß ein Bildnis gemalt werden, das historischen Wert beanspruchen kann, und das bei aller Treue dem Modell gegenüber doch weit mehr ist, als eine farbig au-geführte Photographie. Gan, daS Gegenteil zu KonerS möglichste Objektivität anstrebende Porträtmalerei erkennen wir in der durchaus subjektiven Auffassung, mit der Max Liebermann, der Führer der Berliner Naturalisten, die Bildnismalerei betreibt Ein Vergleich von KonerS Bismarck mit Liebermann« Pastellzeichnung Gerhart Hauptmann« (Nr 653), die al« Farbenstudie betrachtet werden muß, ist in jeder Beziehung höchst lehrreich. Von packender Wirkung ist vor allem noch Liebermann« Kreide zeichnung, die den prächtigen Charakterkopf de« belgischen Bildhauer» und Maler» Constantin Meunier (Nr. 647) mit fabelhafter Lebendigkeit wiedergiebt. Dagegen bleibt Hugo Vogel mit seinem Bildnis einer Blondine in prunkhaster GesellschastStoilette (Nr. 204 d) und auch mit seiner Freilichtstudie: Mutter und Kind (Nr. 204») hinter zosen bi« an die Riviera vor sich her getrieben hatte, gebieterisch Halt, da er seine rückwärtigen Verbindungen durch die Stellung Massena» vom Gotthard her für ge fährdet halten mußte Die im ungünstigsten Augenblick durch den Wiener Hofkrieg«rat angeordnete Entsendung de« Erzherzog« Karl von der Schweizer Grenze nach dem Niederrhein brachte Suwarow in eine äußerst schwierige Lage, und so mußte er, nachdem er mit unsäglicher Mühe den St. Gotthard herabgestiegen war, seinen glänzend durchgeführten, immerhin aber unglücklichen Rückzug nach Feldkirch antreten Massena blieb in seiner strategischen Flankenftellung, die ihm die Schweiz bot und legte von hier au« jede Angriff-bewegung, die au« Italien oder Süddeutschland Frankreich bedroht hätte, von Anfang an lahm. Der inzwischen au« Aegypten zurückgekehrte Bonaparte gründete seinen FeldzugSplan vollständig auf die Schweiz. Alle verfügbaren Truppen nach Lausanne richtend, sollte Moreau von dort unter Umgehung der Schwarzwaldpässe in Süddeutschland einbrechen, während Bonaparte selbst, über den Simplon und St. Gotthard vordringend, die Oesterreicher in den Rücken fassen wollte. Moreau begriff die Absichten Bonaparte« nicht, Massena wurde in Genua durch den österreichischen General Mela» eingeschlossen. Der erste Konsul mußte daraufhin seinen genialen Plan abändern Er ging nun über Gotthard und Simplon, täuschte Mela«, dem er nur seine Avantgarde gegenüberstehen ließ und erschien plötzlich mit der Hauptmacht in Mailand. Sein Sieg bei Marengo brachte ihm Mela« gegenüber in die Vorteile der inneren Linie und gab ihm die Möglichkeit, die Verbindungen de« Gegners zu gefährden So beutete 1799 Massena die defensive Bedeutung der Schweiz aus, während Napoleon sich ihre« Besitze« zu großartigen Offensivunternehmungea bediente. In den Jahren 1813 und 1814 trat die Bedeutung der Schweiz erneut in den Vordergrund. Nach dem Zu sammenbruche der Kaiserlichen Macht bei Leipzig erklärte die „Helvetische Republik" zur größten Befriedigung Napoleon« ihre Neutralität. Zwischen Gneisenau, dem Stabschef Blüchers, und Langenau, dem Stabschef Schwarzenberg», waren Meinungsverschiedenheiten ent standen. Ersterer wollte direkt auf Pari», unter Entsend ung einer Nebenkolonne nach der Schweiz, vorrücken, letzterer die Schweiz al» OperationSbafi« besitzen und verwerten, da sie den Stütz- und Wendepunkt der mili tärischen Bewegungen gegen Frankreich, Cüddeutschland und Italien abgebe. Langenau« Plan irrte in der Voraussetzung eine- zu erwartenden zähen Widerstande« am Rhein, in den Vogesen und an der Maas, auch über schätzte er die militärische Kraft Napoleons Da» von Gneisenau geplante schnelle Vorgehen nach Paris war das einzig richtige Die Politik der Schweizer Regierung, die weder den Mut hatte, sich gegen Napoleon im ge eigneten Augenblick zu erheben, noch den, die einmal ausgesprochene Neutralität mit starker Hand durchzuführen, bot dem sonst nicht allzukühnen Schwarzenberg einmal Gelegenheit, Thatkrast zu beweisen. Er rückte einfach ein. Im Jahre 1815 gedachte die Schweiz wieder ihre Neu tralität zu bewahren Die europäische Koalition kehrte sich aber wenig an dieselbe, sondern erzwang das Zu geständnis freier Truppendurchzüge, von dem Oester reich im Kampfe gegen den zurückgekehrten Korsen den allerumfassendsten Gebrauch machte. Es ent behrt nicht einer gewissen Komik, daß damals die auf so ängstliches Fernhalten bedachte, erst in Wien mit der Unabhängigkeit beschenkte Schweiz, sehr gegen ihren Willen durch die der Schweizergrenze benachbarte Lage Hüningen» zum aktiven Eingreifen bei der Be lagerung dieser Festung gezwungen wurde. Im Jahre 1859 berührte wieder ein großer Krieg die Schweizer Grenzen. Die Schweiz rechnete sicher darauf, die Be deutung ihrer zentralen Lage zwischen Süddeutschland und Italien dem staunenden Europa so recht vor die Augen führen zu können. Der Krieg war aber zu Ende, al« man glaubte, e« werde eben erst recht lo« gehen und die Schweiz mußte es bei ihren hochtönenden Worten lassen. Im Jahre 1870/71 spielte sie dagegen unleugbar eine gewichtige Rolle. Ohne die Neutralität der Schweiz, auf die Graf Moltke seine Aufmarschpläne gründete, wäre eine derartige Entblößung Süddeutschlands von Truppen nicht möglich gewesen. In der zweiten Hälfte de« Krieges mußte dann die 90000 starke Bourbakische Armee in der seinen früheren Leistungen um ein gutes Stück zurück. Leider muß dasselbe von dem „KinderbildniL" der Dora Hitz (Nr. 62) gesagt werden, da« niemand befriedigen wird, der mit dem Schaffen dieser sonst so genialen Künstlerin vertraut ist. Um so erfreulicher ist e«, zu sehen, daß Franz Skarbina und Ludwig Dettmann ihren guten Ruf behaupten. Allerdings ist da« große Bild „Allersielentag" von Skarbina (Nr. 467) nur als eine Probe seine« großen Können« aufzufaflen; e« läßt den Beschauer kühl, obwohl e« einen Stoff behandelt, der für tiefere Wirkungen wohl geeignet wäre. Um so mächtiger ist der Eindruck seiner Landschaft „Am Mühlwasser". Sie ist nicht nur ganz brillant in der Farbe, sondern von einer mehr al« gewöhnlichen Intimität, die sonst bekanntlich nicht die starke Seite de« Künstler« zu sein pflegt. An Ludwig Dett mann« „Fischerhochzeit" (Nr. 57), die un« eine Trauungsscene in einer jener alte» mit Holz verkleideten Kirche an der Ostsee, die bei aller Dürftigkeit der Au>- stattung doch so viel Anheimelndes haben, vorführt, be wundern wir vor allem die Echtheit in der ganzen Durchführung de« Bilde«, doch treten die einzelnen Gruppen der Hochzeitsgesellschaft nicht scharf genug her vor, sodaß das Auge Mühe hat, sich über die Einzel heiten Klarheit zu verschaffen Die „Windstoß" betitelte Landschaft desselben Künstlers (Nr. 58) zeigt un« einen mächtigen Baum vor einer Bauernhütte, der unter der Gewalt de« Sturme« seine bereit« gelb gewordenen Blätter fallen läßt. Koloristisch nicht ohne eigenen Reiz, leidet dieses Bild durch die Neigung Dettmann«, zu outrieren, die sich hier in der einseitigen Hervorhebung eine« rasch vorübergehenden Naturereignisse« verrät. Ludwig v. Hofmann« „Blumenpflückende Frauen" (Nr 191) sind vielleicht die reifste und am meisten ausgeglichene Schöpfung dieses ebensoviel gelobten wie angefeindeten Maler«, aber sie treten au« dem Rahmen seiner son stigen Manier so sehr heraus, daß man durch sie viel
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