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Dresdner Journal : 20.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-20
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1899
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der Promotionsordnungen, die eine Differenz im wissen- schädlichen Werte de» Doktorgrade» begründeten, überhaupt nicht bestehen". Demgegenüber verweist die „Nordd Allg. Zeitung" auf die AuSsührungen, welche sie in der Nummer vom 6. d. MtS zu der in Rede stehenden Angelegenheit veröffentlichte. Danach ist e» keineswegs die Absicht jener Vorschrift des eingangs erwähnten Gesetzentwurf», dem preußischen Doktortitel den Anschein eines höheren Wertes zu geben. Vielmehr ist sie durch den Umstand veranlaßt, daß für Preußen eine Verschärfung der PromotionS- bedingungen in Aussicht genommen ist und wegen einheit licher Regelung der Bedingungen auch bereits mit den anderen beteiligten Bundesregierungen Verhandlungen schweben. Die Bestimmung in der vorgeschlagenen Form ist daher lediglich der Ausdruck der Thatsache, daß diese Verhandlungen noch nicht zum Abschluffe gediehen sind. Sobald dies der Fall sein wird, was bei dem günstigen Stande derselben zu erwarten steht, unterliegt es keinem Zweifel, daß die uneingeschränkte Anerkennung des von den nichtpreußischen Universitäten de« Reiches verliehenen medizinischen Doktortitels für die Anstellung al« Kreisarzt im Wege genereller Anordnung des Ministers der Medi zinalangelegenheiten erfolgen wird. — Im preußischen Herrenhause hat gestern die verstärkte Justizkommission die Beratung der ihr vom Plenum überwiesenen sieben im Anschluß an das Bürger liche Gesetzbuch eingegangenen preußischen Gesetzentwürfe beendet Die Ausführungsgesetze zur Cimlprozeßordnung, zur Grundbuchordnung und zum Gesetz über die Zwangsver steigerung und die Zwangsverwaltung sind unverändert in der vom Abgeordnetenhause beschlossenen Fassung angenommen worden. Dagegen haben die Ausführungsgesetze zum Bürgerlichen Gesetzbuch, zur freiwilligen Gerichtsbarkeit, zum Handelsgesetzbuch und zu der Gebührenordnung der Rechtsanwälte und Gerichtsvollzieher verschiedene Abänder ungen erfahren, so daß, falls das Plenum, wie man an nimmt, die Vorschläge der Kommission bestätigt, diese vier Entwürfe zur abermaligen Beratung an das Abge ordnetenhaus zurückgelangen. Im AuSführungsgesitz zum Handelsgesetzbuch hat die Kommission beantragt, folgenden neuen Artikel 3 a einzuschalten: „Eine Aktiengesellschaft sowie" eine Kommanditgesellschaft auf Aktien kann auf gelöst werden, wenn sie durch einen gesetzwidrigen Be schluß der Generaloersammlung oder durch gesetzwidriges Verhalten des Vorstandes, der persönlich haftenden Gesell schafter oder des AufsichtSratS das Gemeinwohl gefährdet Ueber die Auflösung entscheidet im VerwaltungSstreitver- fahren der Bezirksausschuß in erster Instanz. Für die Erhebung der Klage ist der Regierungspräsident zuständig. Von der Auflösung hat der Regierungspräsident dem Registergerichte Mitteilung zu machen." — Im „Vorwärts" sucht ein Parteigenosse, der lange Jahre in Bayern geweilt hat, das Bündnis der Sozialdemokratie mit dem Zentrum zu verteidigen, indem er e« so darstellt, al« ob der Liberalismus in Bayern „mindestens ebenso volksfeindlich" sei wie das Zentrum Dazu bemerkt die „Freis Ztg ": Es handelte sich gar nicht darum, ob eine liberale oder eine klerikale Mehrheit zu stände kam; ohne das Bündnis der Sozial demokratie mit dem Zentrum hätte überhaupt keine einzelne Partei eine Mehrheit erlangt, und es hätten alsdann unter Umständen gerade die Sozialdemokraten auch mit nur fünf Mandaten eine ausschlaggebende Stellung einnehmen können, während sich jetzt die klerikale Mehrheit gegen sie ebenso kehrt wie gegen alle anderen Parteien. — Die am 18. d. MtS. ausgegebene Nr. 30 de« Reichs-Gesetzblattes enthält: Verordnung vom 13. Juli 1899, betreffend Beschränkungen der Einfuhr au« Aegypten; Bekanntmachung vom 8. Juli 1899, be treffend Aenderungen der Anlage v zur Verkehrsordnung für die Eisenbahnen Deutschlands, sowie Bekanntmachung vom 8. Juli 1899, betreffend Aenderung der Bestimm ung in 8 14 (1) der Betriebsordnung für die Haupt eisenbahnen Deutschlands. Geestemünde Der französische Aviso „JbiS" ist gestern in den hiesigen Hafen eingelaufen Zell am See. Se. Kaiserl. und König! Hoheit der Kronprinz und Ihre König! Hoheiten die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert von Preußen sind in Begleitung des Militärgouverneur« Hauptmann v. Gontard über da« „Steinerne Meer" und Saalfelden hier ein getroffen. Augsburg. Von ausständigen Maurern wurden vorgestern in der Wertach - Vorstadt vor eine« Fabrik anwesen, in welchem italienische Maurer arbeiten, Ruhe störungen verübt. Die Ausständigen suchten, verstärkt durch Hunderte von dort wohnenden Leuten, in die Fabrik einzudringen, und als die« durch Anwendung von Wassergüssen und Feuerspritzen vereitelt wurde, sandten sie einen Steinhagel gegen die Fabrik. Die Polizei war machtlos, und es mußte telephonisch Militär requiriert werden, welches jedoch nicht ernstlich einzugreifen brauchte. Der Auflauf dauerte bis gegen 12 Uhr nacht« Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Stuttgart. Die Kammer nahm mit großer Mehr heit die Anträge der Finanzkommission zur Reform de« Personentarifs an Ministerpräsident vr. Frhr v. Mitt- nacht erklärte, daß der süddeutschen Vereinigung alsbald eine Vereinigung sämtlicher deutschen Verwaltungen nachfolgen werde. Darmstadt. In der Thronrede, mit welcher der Großherzoz gestern im Residenzschlosie die Session des Landtages schloß, sprach er den Ständen seinen Dank aus für die mühevolle und angestrengte Thätigkeit, mit der sie sich den Angelegenheiten de» Landes gewidmet. Für Genehmigung des Besoldungsgesetze« und der Be- soldung«ordnung, welche den langgehegten Wünschen der Staatsbeamten nach Regelung ihrer Gehalt«verhältnisse erfüllt hätten, spreche er dem Landtage seinen besonderen Dank aus Aufgabe der Regierung werde es sein, sobald es die Mittel des Lande« erlauben, auch den berechtigten Wünschen der Volkrschullehrer nach Besserung ihrer Ver hältnisse gerecht zu werden. Die Thronrede gedenkt schließlich mit Befriedigung der Erledigung der durch die bevorstehende Einführung de« Bürgerlichen Gesetzbuches veranlaßten Gesetzentwürfe und der Verständigung, welche über die Gesetzentwürfe zur Durchführung der Reform des Steuerwesen« zwischen den Ständen und der Ne gierung erzielt worden ist. Krautreich. Paris. Au« Pari« wird geschrieben: Quesnay de Beaurepaire macht eine Dummheit nach der andern. Der „Petit Parisien" veröffentlichte eine Notiz, wonach Quesnay de Beaurepaire für vergangenen Sonnabend vor mittag 8 Uhr al« Zeuge vor den Präsidenten des Kriegsgerichts in Rennes geladen worden war. Da er der Zitation keine Folge geleistet habe, werde er in der Sitzung des Kriegsgerichts nicht mehr unter Eid aussagen können Ein Redakteur des „Jour" hat den ehemaligen Präsidenten vom Kassationshof über diese sonderbare An gelegenheit auSgefragt. QueSnay wollte zuerst nicht ant worten Endlich rückte er doch mit der Sprache heraus und sagte: „Ich will eS Ihnen gestehen. Ich habe aller dings die Vorladung erhalten. Aber ich habe an eine Mystifikation seitens der Dreyfusards geglaubt und wollte mich nicht zum zweiten Male hineinlegen lassen." Auf den Vorhalt, daß die Vorladung doch mit Siegeln ver sehen gewesen sein müsse, erwiderte QueSnay: „Gewiß Aber „sie" sind zu allem fähig." „Aber, Herr Präsident, dann können Sie nicht mehr vor dem Kriegsgericht eidlich aussagen", bemerkte der Redakteur. „Ich habe", war die Antwort, „den Präsidenten des Kriegsgerichts benachrichtigt, daß ich an eine Mystifikation glaubte, und wenn er ein ehrlicher Mann ist, wird er mir nicht abschlagen können, mich aufs neue vorzuladen. Wenn er sich weigert, so beweist er, daß er mein Zeugnis aus der Welt schaffen will." Der „Figaro" bemerkt zu dieser Geschichte: „Dieser Jurist befindet sich in einer herzzerreißenden Periode Wenn man ihm einen Possen spielt, glaubt er, daß e« Ernst ist. Und wenn es Ernst ist, glaubt er an einen Possen. Aber er wird sich schon noch bessern. In einigen Jahren wird er sicher Karl von einem Kriegsgerichts präsidenten unterscheiden können Und dann nehmt Euch vor ihm in acht " — Nach einer der „Polit. Korresp." aus Paris zu gehenden Meldung wird in amtlichen Kreisen bestätigt, daß im nächsten Monate aus Anlaß der Feier des 25. Zentennariums des Bestandes von Marseille ein italienisches Geschwader diese Stadt besuchen werde. Präsident Loubet, der aus gewissen Gründen beschlossen hat, während des August die Hauptstadt nicht zu ver laffen, sah sich daher gezwungen, die an ihn ergangene Einladung, der erwähnten Feier beizuwohnen, dankend ab zulehnen. Die Regierung wird bei den Marseiller Fest lichkeiten durch den Marineminister vertreten werden — In der sozialistischen Partei vollzieht sich soeben eine Spaltung, deren Urheber, wie es scheint, Jule« GueSde und Laffargue sind, welche die Intransigenten de« Marxistischen Kollektivismus vertreten. Den Ausgangs punkt hatte diese Spaltung im Eintritte Millerands in das Kabinett Waldeck-Rousseau. Die Hauptsorge der Sozialisten, die gegen diesen Schritt eine Protestkund gebung verfaßt haben, war, ihre Verantwortlichkeit vor ihren Wählern für Ereignisse zu entlasten, in die da« Ministerium verwickelt werden könnte. Auch die Zu gehörigkeit des Generale Gallifet zum Ministerium der republikanischen Verteidigung hat die Leidenschaftlichkeit gewisser revolutionärer Gruppen in Pari« und in einigen großen Städten in der Provinz bis zum Uebermaß ge steigert. Die Vertreter dieser Gruppen im Parlament haben eS nun für ihre Pflicht gehalten, dieser Stimmung Rechnung zu tragen. DaS sind die Gründe, au« denen sich die Spaltung erklären läßt Allein auf die Politik der Regierung wird sie, wie betont werden muß, keinerlei Einfluß ausüben. Man kann auch behaupten, daß sie nicht im mindesten eine Aenderung der parlamen tarischen Lage verursacht Die Mitglieder der sozialistischen Gruppe, die sich von ihren Genoffen trennen, sind die selben, die es abgelehnt haben, dem Vertrauensvotum für das Kabinett ihre Zustimmung zu geben, und die nur aus dem Grunde nicht gegen das Kabinett gestimmt haben, damit sie nicht gewissermaßen als momentane Bundes genoffen Mölincs und seiner politischen Freunde erscheinen. Viviani, welcher der regierungsfreundlichen Gruppe der sozialistischen Partei angchört, hat jüngst dem Mm-ster« Präsidenten von dieser Sachlage Bericht erstattet. Wie illustrierten Zeitschristen bekannte Genrebild: „Ein schwarzer Gedanke" von E Daelen-Düsseldorf. Die Hohlheit des Inhalts, die aufqeputzte Art der malerischen Behandlung tritt auf dem Originale weit unerbrttlichcr in die Er scheinung als auf den Reproduktionen Daß diese un künstlerische, unwahre Art der Malerei durch die jüngere Kunst verdrängt worden ist, darf man im Interesse der bildenden Kunst nur al« erfreulich bezeichnen. W. Doenges. * Ueber Bildertelegraphie finden wir im „Korre spondenten für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießcr" folgenden lesenswerten Aufsatz aus der Feder de« hiesigen Schriftstellers Jos. M Stevens: Wir leben wirklich im Zeitalter der Erfindungen Allenthalben lausen Nachrichten ein von epochemachenden Errungenschaften, die alles bisher auf diesem Gebiete Dagewesene weit übertreffen. Blicken wir doch nur in da« Druckereigewcrbe Rotationsmaschincn und Setzmaschinen sind erfunden, Konstruktionen, ohne welche nie und nimmermehr da» Zeitungswesen beziehent lich da« Druckereigewerbe sich zu der Höhe empor, geschwungen hätte, welche sie heute einnehmcn Abermals scheint eine für das Zeitungswesen, das sich gerade jetzt mit der Wiedergabe von Bildern befaßt, bedeutsame Er findung gemacht worden zu sein. Der stets auf Ver besserung sinnende Geist der Amerikaner ist es, der wiederum einen Haupttrumpf ausgespielt hat. Mr Ernest A Hummel! von St. Paul hat einen Apparat hergestellt, vermittelst dessen e« ermöglicht wird, in wenigen Sekunden Zeitungen, amtlichen Behörden und dergleichen Zeichnungen, Bilder oder Skizzen von wichtigen Vorkommnissen, wie Eisenbahnunglücken, Großfeuern, Morden rc, zu über mitteln Der erste Versuch wurde in der Redaktion de« „New-Jork Herald" nach den in benachbarten Städten befindlichen Redaktionen angestellt. ES war ein großes Ereigni», al« da« Bild der vor Manila abgefeuerten ersten Kugel von New-Jork nach Chicago, St Loui«,Philadelphia und Boston durch den „Herald" telegraphiert wurde. Und diese telegraphischen Bilder waren, wie eingegangene Depeschen besagten, alle wohlgelungen Die Einrichtung des neuen, bedeutsamen Apparats ist höchst einfach und gleicht, was die Größe anbelangt, dem Edison-Phono graphen. Zum besseren Verständnisse wollen wir Berlin als den Ort betrachten, von dem aus da« Bild nach Köln telegraphiert werden soll. In Berlin wie in Köln muß je ein TelediagrapH (dies ist der Name der Erfindung) Aufstellung finden. Dieser weicht in seiner Konstruktion wenig von dem Telegraphen ab. Die Ueber- mittclung deS Bilde« geschieht auf folgende Weise: In Berlin wird um den Cylinder de« Telediographen das auf Staniol ausgezeichnete Bild gewickelt (ähnlich wie bei dem Phonographen), in Köln dagegen hüllt Karbonat- prpier den Cylinder ein. Wird nun der elektrische Strom in den Apparat am Aufgabeorte geleitet, so unterbricht eine kleine Nadel oder Platinaspitze, die den sich um seine Achse drehenden Cylinder berührt, den elektrischen Strom, wenn sie mit der Zeichnung des Bilde« in Be rührung kommt. Die Nadel de« Apparates in Köln da gegen, die jede« Pulsieren der Maschine des Aufgabeortes wiedererzeugt, druckt das Bild auf das Karbonatpapier ein, weil wiederum hier die Stahlspitze auf den Cylinder schlägt Diese Erfindung ist erst nach jahrelangen, eifrigen Bemühungen dem schon genannten Mr Hummcll zu verdanken. Es dürfte jedoch interessieren, wenn wir eine Episode der Vergessenheit entreißen, die mit dieser Erfindung in engem Zusammenhänge steht und ein Bei spiel von der deutschen „Sparsamkeit" liefert. Bereit« im Jahre 1893 erschien bei dem damaligen Chefredakteur de« „General-Anzeigers für Leipzig und Umgebung" Otto Fr. Koch ein greiser Herr von 74 Jahren, der Photograph Greth, unser« Wissen« aus Rudolstadt, und bot ihm ein in alle Einzelheiten durchgearbeiteteS Projekt der telegraphischen Uebertragung von Bildern und Karten skizzen an. Theoretisch erschien da« Problem glänzend versichert wird, soll er aus dieser Unterredung mit dem Minister den Eindruck gewonnen haben, daß die Re gierung ihrem Programm der Verteidigung der Republik treu bleiben und vor keiner Verantwortlichkeit, die ihr diese Aufgabe auferlegt, zurückweichen werde Schwei;. Lausanne. Da» Bundesgericht wies gestern mit 6 gegen 4 Stimmen den Antrag der Nordostbahn ad, daß ihr für Erwerbung der Nationalbahn die ursprüng lichen Änlagekosten rückvergütet werden sollen. Da« weitere Begehren der Rekurrentin bezüglich der Berechnung des durchschnittlichen Reinertrags im Sinne der Rücksicht nahme auf die Größe des Anlagekapital« wurde gleich falls, wie dies bereits gegenüber der Zentralbahn ge schehen, als unbegründet abgewiesen. Das Gleiche geschah mit dem Begehren der Einstellung der Zinsen für die konsolidierten Anleihen unter die Betriebsausgaben der Reinertragsrechnung Die Anleihen der Nordostbahn sind durch Verpfändung der Linien gesichert, allein für den Bund als Rückläufer ist die« nach Ansicht des Bundes gerichte« gleichgiltig, es besteht nach dieser Richtung kein Unterschied in der Behandlung der Anleihezinsen der Zentralbahn und der Nordostbakn. Auch die übrigen Begehren der Rekurrentin um Abänderung deS Bundes- ratsbeschluffes bezüglich Aufstellung der Reinertragsrechnung, soweit sie mit den Entscheidungen des Bundesgerichtes in dem Prozeß der Zentralbahn im Widerspruch stehen, wurden abgelehnt und die Verhandlung einiger RechtS- begehren untergeordneter Natur in das gewöhnliche Zivil prozeßoerfahren verwiesen. Schließlich lehnte das BundeS- gericht noch daS Begehren der Nordostbahn ab, daß die von ihr bezahlten Konzessionsgebühren nicht in die Aus gaben der Reinertragsabrechnung aufzunehmen seien. Hiermit ist die Verhandlung des Rekurses der Bahn er ledigt. Belgien. Brüssel. Die Fünfzehner-Kommission für die Wahlreformoorlage hielt gestern vormittag eine Sitzung ab, in der die Antwort der Regierung auf die Anfrage der Kommission betreffend die Beratung der Vorlage be kannt gegeben wurde Die Regierung forderte dieKommission auf, ihre Beratungen zu beschleunigen, damit die Beratung der Vorlage noch im Laufe der gegenwärtigen Session möglich sei Im Laufe der Debatte erklärten die Vertreter der Linken, sie lehnten es entschieden ab, der Kommission anzugehören. Theodor (unabhängig) erklärte, hieraus gehe die Niederlage der Einstimmenvorlage hervor Trooz ver teidigte nachdrücklich die vollständige verhältnismäßige Vertretung. Niederlande. Haag. (Meldung des „Reuterschen BureauS") Die dritte Kommission verhandelte gestern über den Z 3 des SchiedsgerichtsentwursS, der von dem Untersuchungs ausschuß handelt. Die Vertreter Rumäniens, Serbiens und Griechenlands erklärten, ihre Regierungen könnten der in Vorschlag gebrachten Einrichtung nicht zustim.men. Die Kommission nahm Akt von diesen Vorbehalten und ge nehmigte in erster Lesung den Artikel 9 und die folgenden Artikel de« Schiedsgerichts-Entwurfes. — (Meldung des „Reuterschen Bureaus") In der gestrigen Sitzung der dritten Kommission der Friedenskonferenz begründeten die Vertreter Ru mäniens, Serbiens und Griechenlands ihren Wider spruch gegen die Artikel, betreffend die internationalen Untersuchungskommissionen, wie folgt: Von ihnen sei in dem durch Rundschreiben des Grafen Murawjew auf gestellten Programm der Konferenz nicht die Rede ge wesen, ferner seien sie dem Grundsätze der nationalen Souoeränetät zuwider; sodann bildeten sie keine Frage de« internationalen Rechts, sondern der inneren Politik für jedes Land. Diese Kommissionen müßten in voller Aktions freiheit zur Berufung gelangen; auch bringe die gegen wärtige Fassung deS Artikels die kleinen Mächte in einen ausgesprochenen Zustand der Inferiorität gegenüber den großen Mächten. Stancioff (Bulgarien), Eyschen (Luxem burg) und Nolin (Siam) brachten Unteranträxe ein, die dem Redaktionsausschusse überwiesen wurden. Der bel gische Vertreter DeScampS und der russische Vertreter v. Martens stellten den Vertretern der drei obengenannten Staaten gegenüber fest, daß die Aktionsfreiheit der kleinen Mächte unangetastet bleibe, wie auch die gegenwärtige Fassung keinen Hintergedanken, keine politische Neben bedeutung und keine Drohung gegen die kleinen Mächte enthalte. Darauf fand die erste Lesung statt, wobei die Vertreter Rumäniens, Serbiens und Griechenlands sich der Abstimmung enthielten Nachmittag trat der Redak- tionSausschuß der dritten Kommission zusammen, um zu beraten, durch welche Aenderungen der Fassung des in Rede stehenden Artikels den von Rumänien, Serbien und Griechenland erhobenen Einwänden Rechnung aetragen werden könne. In dieser Sitzung zergliederte v. Martens (Rußland) alle von Beldiman (Rumänien) vorgebrachten Beweisgründe. Der Widerstand der kleinen Staaten sei unbegreiflich. Wenn man schon eine neue Formel zur friedlichen Schlichtuna von Streitfällen cinführe, sei dies vor allem mehr im Interesse der Schwachen al« in dem der Starken. Gegenwärtig sei in einem Streitfälle zwischen einem Großen und einem Kleinen der letztere der Gnade des ersteren überliefert Die Untersuchungs- kommissionen seien ein Mittel, um die Ungleichheit zwischen dem großen und dem kleinen Staate auszugleichen. Der Redaktion«au«schuß beschloß alsdann, um den Einwendungen Rumänien«, Serbien« und Griechenland» Rechnung zu tragen, den Artikel 9 folgendermaßen ab zuändern: In Streitigkeiten internationaler Art, die au» der Abweichung in der Beurteilung von Thatsachen her- rühren, halten die unterzeichneten Mächte es zur Er leichterung der Lösung für nützlich, wenn die Parteien, die sich auf diplomatischem Wege nicht einigen konnten, eine internationale Untersuchungskommission einsetzen, um durch unparteiische gewissenhafte Prüfung alle die That sachen betreffenden Fragen aufzuklären. Die Vertreter Griechenland«, Serbiens und Rumänien« haben nunmehr von ihren Regierungen telegraphische Instruktionen ver langt bezüglich der neuen Fassung de« Artikels. Grofjbrttauuteu. London Unterhaus Die zweite Lesung der Niger-Vorlage wurde gestern ohne Abstimmung an genommen. Im Laufe der Debatte erklärte Chamberlain, er beabsichtige, Lugard zum Gouverneur Nordnigerias zu ernennen. Die Zölle für die beiden Küstendistrikte wür den dieselben bleiben, aber e« würde keine Zölle zwischen der Küsten- und Jnlandsprovinz geben Er hoffe, Ver änderungen in dem Charakter der Zölle einzuführen, um die Hindernisse zu beseitigen, die bisher dem Handel im Wege standen Das gänzliche Verbot der Spriteinfuhr nach Nordnigeria werde aufrecht erhalten werden. Lugard schlage vor, eine neutrale Zone zwischen Nord- und Süd nigeria einzurichten, wo Sprit verkauft, aber nicht auf gespeichert werden dürfe. Diese Einrichtung werde sehr wesentlich die Kontrolle Englands über den Sprithandel unterstützen. Er (Chamberlain) glaube nicht, daß e« sehr schwierig sein werde, zu verhindern, daß der Sprit über den Punkt, bis zu welchem er jetzt vordringe, hinauSgehe. — Das Unterhaus nahm weiter die zweite Lesung der Vorlage an, durch welche 3 100 000 Pfd. Sterl, für Bauten der Marine-Verwaltung als Ergänzung zu dem Flottenbaugesetz vom Jahre 1895 bewilligt werden. Der Zivil-Lord der Admiralität Austen Chamberlain teilte mit, daß die Ausgabe sich auf zwei Jahre verteilen werde. — Der Parlamentssekretär des Aeußern Brodrick hielt vorgestern in Farnham eine Rede, in der er die auswärtige Politik Salisburys rechtfertigte und erklärte, die Beziehungen Englands zu den auswärtigen Mächten hätten sich unter der gegenwärtigen Regierung in allen Punkten gebessert. Skandinavien. Drontheim. Der Kronprinz und die Kron» Prinzessin von Italien sind in der vorvergangenen Nacht hier eingetroffen und reisten gestern Abend mit der Eisenbahn nach Christiania weiter. Griechenland. Athen Nach einer der „Polit Korresp " aus Athen zugehenden Meldung verlautet mit Bezug auf da« von der griechischen Regierung angeflrebte Engagement hoher ausländischer Offiziere für die Reorganisierung des griechischen Heere«, daß in dieser Angelegenheit bereits nach Berlin und London vertrauliche Anfragen ergangen und zustimmende Antworten erlangt worden seien. Es sollen ein General und ein Admiral für die Dauer von 5 Jahren mit einem jährlichen Gehalte von 50000 bez 40000 Drachmen engagiert werden. Amerika. Washington Der Staatssekretär des Kriege» Alger hat seine Demission eingereicht. Afrika. Pretoria. Der Volksraad nahm in der gestrigen Sitzung eine Reihe weiterer Paragraphen der Wahl rechtsvorlage mit geringen Abänderungen an. — („Reuter"-Meldung) Hier verlautet, zwischen der Regierung der Südafrikanischen Republik und der Dynamitgesellschaft sei ein Abkommen geschlossen worden, betreffend die Aushebung des Dynamitmonopols. Das Abkommen werde binnen kurzem dem Volksraade vorgelegt werden. — („Havas"-Meldung) Der Volksraad beschloß, die Kosten für die Naturalisation von 2 Pfd. Sterl, auf 5 Sh. herabzusctzen — Das Amtsblatt veröffentlicht die Antwort der Regierung auf die von 22 000 Uit» lander« unterzeichnete Petition, in der das Vertrauen zur Regierung ausgesprochen wird. In der Antwort heißt e«, die Regierung sei über dieses Vertrauen glücklich. Abschriften über diese Petition seien an die Regierungen derjenigen Staaten abgesandt worden, deren Angehörige die Petition unterzeichnet hätten. Die Regierung werde eine friedliche Entwickelung der Interessen des Lande» und seiner Bewohner anstreben. — Das anscheinende Ende der Krisis. Die vorgestrige Sitzung des Volksraads scheint endlich gelöst, mvessen war seine praktische Durchführbarkeit nach mehrfachen Versuchen unmöglich, weil der Apparat aus einer großen Anzahl übereinandergelegter Drähte, unseres Erinnern» etwa 36, bestand, ein Umstand, der bei Be nutzung des Apparate» auf große Entfernungen ganz unerschwingliche Kosten verursacht haben würde. Der betreffende Photograph behauptete, schon seit länger als einem Jahrzehnt im Besitze dieser von ihm gemachten Er findung zu sein. Sie wurde damals auf Veranlassung des Hrn. Otto Fr. Koch unter Hinzuziehung eines Professors der Technischen Hochschule in Darmstadt ge prüft und für sehr beachtenswert gefunden. Leider ver schwand dieser Photograph, nachdem er sich noch einige Zeit in Dresden-Löbtau aufgehalten hatte, von der Bild fläche, und da er seinen Apparat nicht au« den Händen gab, kam seinerzeit die Sache in Vergessenheit. Erst von Amerika au» muß nunmehr diese Erfindung in die Welt hinausgehen. Daß sie für viele Zweige des öffentlichen Lebens von großem Werte sein dürfte, unterliegt wohl keinem Zweifel. Da sich in Amerika bereits zahl reiche Zeitungen ihre Clichö« aus telegraphischem Wege übermitteln lassen, so ist zu hoffen, daß auch in den übrigen Kulturstaaten diese großartige, Zeit und Geld ersparende Erfindung Verwertung finde. * In den Tagen vom 17. bi» 23. September d. I. findet, wie bereits kürzlich mitgeteilt wurde, in München die 71. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte statt. Nach dem jetzt in seinen Einzelheiten fest gestellten Programm werden zwei allgemeine Sitzungen im Hoftheater stattfinden In der ersten Sitzung (Montag, den !8. September) werden folgende Vorträge gehalten: Fridtjof Nansen „Meine Forschungsreise nach der Nordpol region und deren Ergebnisse"; Pros. vr. v. Bergmann- Berlin „Die Errungenschaften der Radiographie für die Behandlung chirurgischer Krankheiten"und Prof vr Förster- Berlin „Die Wandlung de« astronomischen Weltbilde» seit einem Jahrhundert". In der zweiten allgemeinen Sitzung (Freitag, 22. September) werden Vorträge halten geh. Medizinalrat Prof. vr. Birch-Hirschfeld (Leipzig) über das Thema „Wissenschaft und Heilkunst"; Geh. Rat Prof, vr. Boltzmann-Wien über „den Entwickelungsgang der Methoden der theoretischen Physik in der neueren Zeit" und Prof. vr. Klemperer-Berlin über „Justu« v Liebig und die Medizin". Die wissenschaftliche Spezialarbeit liegt in den Abteilungen, deren 37 gebildet werden, und zwar 17 naturwissenschaftliche und 20 medizinische. Die Abteilungen werden teilweise gesondert tagen, teilweise werden sich einzelne verwandte Abteilungen zu gemein schaftlichen Sitzungen zusammenfinden. Außerdem halten sowohl die naturwissenschaftliche, wie die medizinische Haupt gruppe je eine gemeinschaftliche Sitzung ab. In der ge meinschaftlichen Sitzung der naturwissenschaftlichen Haupt gruppe wird Prof. Vr. Chun-Leipzig Erläuterungen zu seiner Ausstellung der Ergebnisse der deutschen Tiefsee- Expedition geben Außerdem wird von den Herren Prof, vr. Bauschinger-Berlin, Prof. vr. Mehmke-Stuttgart und Prof. Schü!ke-Osterode berichtet werden über die Frage der „Dezimalteilung von Zeit und Kreisumfang", ein Thema, das auch auf dem mit der Pariser Weltausstell ung 1900 verbundenen Kongreß behandelt wird. In der gemeinschaftlichen Sitzung ter medizinischen Hauptgruppe werden die Herren Geheimrat Prof vr Marchand-Mar- burg und Prof. vr. Rabl-Prag über „Die Stellung der pathologischen Anatomie und allgemeinen Pathologie zur Entwicklungsgeschichte, speziell zur Keimblattlehrr" referieren. * Ueber den Forscherzug Fourneau« im Hinter lande de« französischen Kongo sind Nachrichten ein gegangen, die bestätigen, daß wichtige Entdeckungen ge macht wurden, die auch Kamerun betreffen. Fourneau brach am 14 Februar 1899 von Wesso am oberen Gangha auf und durchwanderte zuerst dünnbevölkerte, sumpfige, unwegsame Gegenden mit vielen Elefanten Der
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