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Dresdner Journal : 08.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189907084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-07
- Tag 1899-07-08
-
Monat
1899-07
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 08.07.1899
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^S156 v«,n»»»r«i»r Für Dresden vierleljährlich: 2 Mark LV Bf, beiden Kaiser» lich druNchen Postanstalte» viniiiiihrlich SMark; außer- halb de« Deutschen Reiche« Post- und Stempcl-uschlaa. Einzeln« Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr..«nschluß:Nr.ir»S. ZreMm Aonnml. Sonnabend, den 8. Juli abends. 18SS Ankündig»ng«gebü-re«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bo Pf. Bei Tabellen- und Zifirruicitz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition drS Dresdner Journals Dresden, Zwmgerstr. LV. Fernspr.-Anschluß: Nr. 129L In den meisten Bade- und Sommeraufe«1hattS- orteu der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt da- „Dresdner Journal" noch am Abend zur Au-gabe. So in den Ortschaften des oberen Elb- thales bis Schandau, in denjenigen des unteren Llbthales bi» Meitze« und in den an der Tharandter und Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen Abholenr ins Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle des dresdner Zounmis. Bestellungen auf da- „Dresdner Journal" für da- öritte Vierteljahr werden in Dresden bei unserer Geschäftsstelle (Zwinger» straße 20) sowie in der Hofmusikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plötner), Hauptstraße 2, zum Preise von 2 SS. S0 I»F. angenommen. Bei den Postanstalteu de- Deutschen Reichs be trägt der Bezugspreis vierteljährlich richt». Di« Stelle gewährt außer freier Wohnung im neu- gebauten Schulhaust nebst Garten rin jährliche« Einkommen von 1222 M. 8« Bf. für den Schuldienst und 12ö M. für Kirchendienst, sowie da« gesetzliche Honorar für den Fort- bildung«schulunterricht und den Turnunterricht. Gesuche sind an den Kollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bi« zum 2». diese« Monat« an den König!. Be- zirttschulinspektor Schulrat Lehmann zu Pirna einzureichen. — Zur Erledigung gelangt: die ständige Lehrersttlle zu Hänichen. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 M Grundgehalt, 800 M unwiderrufliche persönliche Zu lage, 12 M. für kirchendienstliche Verrichtungen, 7» M. für Fortbildung«schulunterricht und freie Wohnung mit Garten. Gesuche sind mit allen erforderlichen Beilagen bi« zum 31. Juli bei dem König!. BezirlSschulinfpektor vr. Lange in Dippoldis walde rinzureichen — Zu besetzen: 1) die 2. Lehrerstelle an der Kirchschult zu ArnSstld. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause und Bartengenuß 1200 M JahreS- gehalt und »0 M für den Unterricht in der Fortbildungs schule; 2) die 2. Lehrerstelle an der oberen Schule zu Bärenstein. Einkommen: 1200 M Jahre»gehalt, 180 M. WohnungSgeld und 70 M. für Heizung der SchiUstube; 3) die 3. Lehrerstelle an der Kirchichule zu Trotten - dorf. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause oder einem entsprechenden Wohnung-gelbe 1000 M. Jahre»- gehalt, da» stasselmäßig zur Zeit bl» auf 2000 M steigt; 4) die 3. Lehrerstelle an der Schule zu Frohnau. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause und Bartengenuß 1000 M Jahre-gehalt, 72 M für Erteilung de» Turnunterrichts, 110 M HeizungSentschädigung und bi« auf weitere« 144 M. für Ueberstunden; ö) die 2. Lehrerstellt an brr Kirchschule zu Herold. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhause 1000 M Jahresgehalt, 100 M. persönlich« Zulage, SO M. für den Unterricht in der Fortbildungsschule und bis aus weiteres 144 M. für Ueberstunden. Vorschriftsmäßige Bewerbungen um eine bestimmte der unter 1—K genannten Stellen, die sämtlich unter der Kollatur der obersten Schulbehörde stehen, sind bi« zum 20. Juli an den König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Schreyer in Annaberg einzureichen. Amtlicher Teil. Dresden, 6. Juli. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des König- ist dem Sticker Richard Ludwig Reichelt in Plauen i. V. für die von ihm am 19.Mai dss. Js. unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elster die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Sraeauuv-ea, versetzim-e« rc. tm öffentliche« Dienste. S»»eschäft»h«retche »«»»tniftertn«» »erKtnanze«. Bei der Verwaltung der Staatseisenbahnen sind er nannt worden. Assessor vr. jur. Martin Immisch, zeither DirektionSreferendar, als juristischer Hilfsarbeiter bei der Be- triebSdirektion Leipzig II; vr. jur Karl Hermann Domfch, zeither Referendar, als DirektionSreferendar bei der General direktion; Schmidt, zeither Bahnhossinspektor II. Kl. in Schmölln i. S A , alS Bahnhofsinspektor I. Kl. (2. Gr.) in Großenhain lO. 0); Lehmann, zeitherWerkmeister, al-Ober werkmeister in Leipzig II; Münch, zeither StationSafsistent I. Kl , al- Bahnhossinspektor II. Kl. in Zwönitz; Conrad, zeither Techn. Bureauassistent, als Bahnverwalter in Ober- ritterSgrün; Aug Bernh. Fischer, zeither Bureauassistent, als Betrieb-sekretär in Dresden; die nachgcnannten StationS- aspiranten al- Stations-Assistenten II. Kl.: Beeg in Groß- voigtSberg, Berger in Plagwitz, L. Schanze in Böhla und Wieprecht in Weinböhla; die Militäranwärter Finke und Rudolph, zeither Diätisten, als Stations-Assistenten II. Kl. in Freiberg und Borna; Ittner, Preusche und Straßen- meyer, zeither Bahnmeister Assistenten, als Bahnmeister in Tanndorf, Zeulenroda und Wolf-grün. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Feustel, Nötzold und Pioletti, zeither Postsekretäre, alS Ober-Post- sekretäre im Bezirke der 'Kaiserlichen Ober-Postdirektion in Chemnitz; Jähmlich, zeither gegen Tagegeld beschäftigter Postassistent, als etatmäßiger Postassistent im Bezirke der Kaiser lichen Ober-Postdirektion in Chemnitz I» Geschäftsbereiche des Ministeriums tze« Knltu» und öffentltchen Unterricht». Erledigt: die ständige stchrtrstelle zu Hertigswaldc bei Sebnitz (Sachsen). Kollator: da» König! Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unter- Nichtamtlicher Leit. Die auswärtige Politik der Woche. Unseres Kaisers Nordlandsfahrt, die, wie allsommerlich, in den ersten Julitagen begonnen wurde, hat in Bergen den Anlaß geboten, daß Se. Majestät dem dort vor Anker liegenden französischen Kadetten schulschiffe „Iphigenie" einen Besuch abstatteten. Während der Anwesenheit des Monarchen hißte das französische Fahrzeug am Großmast die deutsche Kaiserstandarte. Die Berichte bemerkten, daß der Empfang des Kaisers an Bord der „Iphigenie" rin sehr sympathischer gewesen sei. Offiziere und Kadetten der „Iphigenie" wurden darauf zu einer Festlichkeit auf die „Hohenzollern" geladen. Und der Deutsche Kaiser sandten überdies an den Präsidenten Loubet eine sich auf diese Vorgänge beziehende Depesche, die alsbald erwidert wurde. Wir dürfen in dieser Aller höchst einem französischen Schiffe erwiesenen Aufmerk samkeit ein weiteres Glied in der Kette von Höflich keiten erblicken, die der Kaiser den Franzosen als einer Nation, mit welcher wir in friedlichen Beziehungen zu leben wünschen, im Laufe der jüngsten Zeit haben zu Teil werden lassen. Wenn Frankreich sich jetzt darauf besonnen hat, daß es Fontlelnavlikv ist, Höf lichkeit durch Höflichkeit zu erwidern, so kann man das als einen erfreulichen Wandel gegenüber jenen Tagen betrachten, wo die chauvinistischen Hetzer in Paris nur gar zu leicht das Ohr der Nation sanden. Deutschland ist durch gelegentliche Ausbrüche einer Leidenschaft in Frankreich, die ja ihre teilweise Er klärung in dem Schmerze über die Wunden deS Jahres 1870 finden mochte, aus seiner Gelassenheit nicht herausaebracht worden. Und die Erinnerung an solche LeidenschaftSäußerungen hindert unS heute nicht, dem Volke jenseits der Vogesen bei Gelegenheit die jenige Achtung und Höflichkeit zu bezeugen, die im internationalen Verkehr üblich ist und die dem fran zösischen Volke als einer uns benachbarten großen hatten, war bis Ende dieser Woche die Ruhe noch nicht ganz wiederhergestellt. Besonders in Barcelona, Valencia und Saragossa kam es zu bösartigen Aus schreitungen, wobei Verwundete und Tote auf dem Platze blieben. Die Forderungen auf Herabminderung der Ausgaben setzen vor allem beim Militär ein. Hier wollen die Liberalen eine Präsenzstärke von 80000 Mann, die Republikaner nur von 35000 Mann bewilligen, während der Kriegsminister anfangs 108000 Mann für nötig erachtete. Doch hieß eS unter dem Eindrücke der Unruhen, Hr. Polavieza wäre jetzt geneigt, von der Budgetforderung herab- mit ihrem Namen vorzutreten für gut befinden, so beanspruchen sie wohl nicht, als Politiker im wohl- zugehen auf 80Ö00 Mann. verstandenen Interesse deS Deutschen Reiches das Wort zu führen, noch überhaupt als politische Faktoren ernst genommen zu werden. Der „Clou" der Woche war für die Pariser Presse die Ankunft des Gefangenen von der Teufelsinsel, Drey fus, auf ftanzösischem Boden. Um seine Person spann man die mannigfachsten Schilderungen, wobei eS, mit Rücksicht auf die phantasiebeschwingte Art deS Pariser . Reportertums, schwer war, Dichtung und Wahrheit auseinanderzuhalten. Den einen kam es begreiflicher weise darauf an, den Märtyrer, der während seiner Gefangenschaft (wie der offiziöse „Temps" erzählte) in Ketten gelegen habe, als ergrauten und gebrochenen Mann hinzustellen, dessen Verstand und Sprechfähig keit gelitten hätte und der über alle Phasen der „Dreyfusaffaire" in völliger Unwissenheit geblieben wäre. Die andern aber berichteten, daß es DrryfuS gar so schlecht nicht ginge, daß er von seiner Energie nichts eingebüßt hätte, daß sein Geist klar geblieben wäre. Dazu vernahm man die eingehendsten Dar stellungen von der Ueberfahrt Dreyfus', seiner Lebens weise, seiner Kleidung, seiner Ernährung, — kurz, von allem, was die erregbaren Pariser nur an dieser Per sönlichkeit interessieren konnte, die nun so lange schon — in des Wortes verwegenster Bedeutung — der „Held des Tage-" ist. Was über den seiten des Kriegs gerichtes von RenneS zu fällenden Spruch verlautete, konnte nicht- anderes als Vermutung sein. Man darf füglich die mannigfachen Andeutungen und Ver suche, Stimmung zu machen, die Drohungen und Ein schüchterungen, welche von etlichen in den Handel verwickelten Persönlichkeiten auSgingen, auf sich beruhen lassen. Auch betreffs der Maßregelung der „Kompro mittierten" liefen nur unverbürgte Gerüchte um. Für die italienische Deputiertenkammer ist berechtigtermaßen das Schlußwort deS Bajazzo zur Thatsache geworden: „commockin e Luita". Ein un erhörter Skandal, wobei die Abgeordneten miteinander rauften und sich blutig schlugen, wobei Gegenstände deS Hauses zertrümmert und jede Würde einer so genannten „Volksvertretung" mit Füßen getreten wurde, bildete den letzten Akt der seit einigen Wochen von einer verwegenen Minderheit betriebenen Obstruk tion. Dann verfügte die Regierung den Schluß der Session. Dieses Ende war nicht erwartet worden, nachdem Ministerpräsident Pelloux am 22. Juni die Kammer vertagt, am 23. Juni das bekannte Königl. Dekret über die „provveöiwenti politiei", die poli- schen Maßregeln, eingebracht, und die Kammer am 28. Juni mit ansehnlicher Mehrheit ihr grundsätzliches Einverständnis mit dem Dekret ausgesprochen hatte. Aber das plötzliche Nachhauseschicken der Kammer darf wohl aus dem Umstande gerechtfertigt werden, daß die Mehrheit des HauseS sich als unfähig er wies, dem Anstürmen einer revolutionären Minderheit Stand zu halten. Die Vorkommnisse zu Brüssel haben wir gestern politisch beleuchtet. — In den verschiedenen Städten Spaniens, wo die neuen Budgetvorschläge der Re gierung vielfach schwere Unruhen und blutige Zusammen stöße zwischen Militär und Bevölkerung hervorgerufen Kulturnation, mit der wir keinen Hader suchen noch erstreben, gebührt. Die Konferenz im Haag hat in ihren Aus schüssen so gearbeitet, daß noch im Laufe diese- Monats der Schlußbericht über die Ergebnisse der Verhand lungen erwartet wird. Letzter Tage hat sich der Sonderausschuß, der von der Kommission für die Frage deS Schiedsgerichts eindesetzt worden war, dahin schlüssig gemacht, daß daS Schiedsgericht nur fakultativ sein soll. Wir hoben unlängst hervor, daß Deutsch land nur eine so beschaffene Schiedsgerichtseinrichtung in Erwägung nehmen könnte. Es hieß nun, daß der deutsche Delegierte sich in diesem Sinne erneut ge äußert hätte. Demnach wäre jener Beschluß, dessen amtliche Beglaubigung allerdings noch aussteht, als ein Durchdringen der deutschen Auffassung anzusehen. Aus Samoa gelangten weitere Depeschen hierher, deren Einzelheiten darauf schließen ließen, daß die Arbeiten der Kommission in einem friedlichen und der Beilegung der Schwierigkeiten günstigen Sinne fort- aehen und daß die Kommission um Mitte dieses Monats den Archipel wird verlassen können. Ganz gelungen scheint bisher die Entwaffnung der Ein geborenen zu sein. Schwieriger dürste sich ihre Ver söhnung unter einander bewerkstelligen lassen. Und wie weit man endlich betreffs der Revision der Samoa-Akte gekommen ist, darüber haben die seit herigen Nachrichten keinen völligen Aufschluß gegeben. Man wird erst die amtlichen Berichte abzuwarten haben, darf aber daran festhalten, daß genug An zeichen für einen befriedigenden Verlauf der Dinge vorhanden sind. In Betreff der südafrikanischen Schwierig keiten darf als Ergebnis der dieSwöchentlichen Nach richten wohl gesagt werden, daß trotz der letzten Fan fare deS Hrn. Chamberlain, trotz der kriegerischen Sprache anderer britischer Banketredner und trotz der Meldungen über gewisse Militärmaßregeln, die Hoff nung auf eine friedliche Lösung eher gestiegen als gesunken ist. Besonders ins Gewicht fiel ein versöhnlich r Ar tikel der „Times". Dazu scheint Präsident Krüger jetzt, nachdem Besprechungen zwischen Krüger, den Politikern aus dem Orange-Freistaate und den Ab gesandten der Afrikanders auf dem Kaplande statt gefunden haben, zu bestimmten Reformschritten ge neigter zu sein als früher, wie sich aus dem Gesetz entwürfe über das Wahlrecht der Ausländer ergeben hat, welcher dem Volksraad zu Johannesburg vor gelegt worden sein soll. Die Angelegenheiten Finnlands haben wieder in mehreren Drahtberichten von sich reden gemacht. Einmal wurde gemeldet, der Kaiser von Rußland hätte es abgelehnt, eine Adresse entgegenzunehmcn, in der eine Reihe berühmter Namen des Auslandes zu Gunsten Finnlands vereinigt gewesen wären. Und als Kommentar zu dieser Depesche wurde aus St. Petersburg ein Kaiserl. Reskript mitgeteilt, worin der Zar sehr deutlich und unumwunden den russischen Standpunkt gegenüber den „unrichtigen Kritiken" wahrt, die seitens dcr ständigen Vertreter Finn lands an der Reorganisation der Militärpflicht in Finnland und an dem Kaiserl. Manifest vom 3. Februar geübt worden seien. Unter den Befürwortern der er wähnten Adresse sollen sich auch einige deutsche Ge lehrte mit klangvollen Namen befunden haben. Das mag die Bemerkung rechtfertigen, daß es altbewährter Grundsatz der deutschen amtlichen Politik ist, sich in die inneren Angelegenheiten einer auswärtigen Macht niemals und in keiner Weise einzumischen. Wenn das Schicksal der Finnen bei einigen Leuten Regungen der Humanität erweckt, so kann daS ja menschlich ver ständlich sein. Wenn aber solche Männer öffentlich Kunst und Wissenschaft. Konzert. Mit dem Liederabend, den der Ge sangverein der Staatseisenbahn-Beamten zu Dresden gestern veranstaltete, fanden die seit Jahren üblichen Sommerkonzerte unserer hervorragendsten Männer« chöre ihren Abschluß Die Aufführung, die de« regnerischen Wetter» halber nicht im Wiener Garten, sondern in den Räumen des Gewerbehause» stattfand, nahm einen wohl» gelungenen Verlauf und stellte der musikalischen Begabung, dem Temperament, Geschick und Eifer de» Dirigenten, Hrn. Max Funger, wie dem Fleiß und der Ausdauer der zahlreichen Vereinsmitglieder da» sprechendste Zeugni» au». Besonder» erfreulich berührte der männlich-kräftige, frisch-fröhliche Klang der Stimmen, denen sich, irren wir nicht, in neuester Zeit einige wohlklingende, tragsähige Tenöre zugesellt haben, und dz» reiche rhythmische Leben, da« sich in den vorgetragenen Gesängen entfaltete Die gewichtigsten Darbietungen de» Abend« waren C. H. Döring« „Deutscher Hochgesang" (mit Orchester), eine Komposition, die man schon bei früheren Gelegenheiten ihrer gediegenen Au«druck»weise und ihre« wirkungsvollen Aufbaue« halber schätzen lernte, und Franz Curti« in seinem hinreißenden Mittelsatze und in den gewaltigen Schlußaccorden wie mit musikalischer Flammrnschrift nach oben zeigender Chor „Hoch empor". Mit warmer Empfindung und tadelloser Reinheit der Tongebung wurde Beethoven« „Hymne an die Nacht", mit feinen dynamischen und trxtgemäßen Tempo- Abstufungen JsenmannS volkstümliche« „Heute scheid' ich" vor getragen A Römhild« geschickte Bearbeitung de« irischen Volkslied«« „Robin Adair" bot Gelegenheit zu an sprechender Verwendung der Kopfstimmen in den Tenören, Koschat« 6a oapo erbetene« „Karntergmüat" zu der Entfaltung eine« vollen, gesättigten Chorklange» Die Führung de« ersten Baffe» in den ersten Takten der Koschatschen Komposition erinnert übrigen» lebhaft an dessen weltbekannte« „Verlassen bin i". Außer Gesängen von Weinzierl, Rud Wagner und Ed. Göttl stand noch eine von Oskar Beck herrührende Komposition der Eichen- dorffschen „Mondnacht" auf dem Programme, die den poetischen Gehalt der köstlichen Dichtung jedoch nicht völlig »u erschöpfen vermochte Ruland Ayßlinger« gefälliger, frisch bewegter Chor „ES blüht" mit Barytonsolo legt die Frage nahe, ob die Dresdner Sänger nicht auch einmal nach dem „Album für Männergesang", op. 30, von Ed ward Grieg greifen wollen, einem Hefte, da» in seinen zwölf kleinen Chören mit Solo viel de» Eigenartigen, liebenswürdig Humoristischen und — bei entsprechender Wiedergabe — auch des Dankbaren enthält. — Mit be sonderer Anerkennung ist noch der Orchestervorträge der Kapelle des Grenadierregiment» Nr. 100 unter Leitung des Hrn. O»kar Hermann zu gedenken, trotzdem da« Programm kurzerhand geändert werden mußte. Bell mann« feingestimmte „Schwedische Volkslieder", Weber« Freischütz-Ouverture und Joh Strauß' gemütvoller Walzer „Bei un« zu Hau«" sprachen ebenso lebhaft an wie die Fragmente au« „Mignon", in deren Wiedergabe sich der Vertreter der ersten Klarinette durch schönen Ton und flüssige Technik noch besonder« auSzeichnet« U. S. * Kürzlich erst ging eine Notiz von Amerika au« durch die Zeitungen, der zufolge sich der Erfinder des Tele phon«, Graham Bell, über die Aussichten der Tele- phonie ohne Draht ungünstig ausgesprochen hatte ES wurde bei dieser Gelegenheit noch besonder« darauf hingewiesen, daß die Ueberladung der Großstädte mit Telephondrähten Bedenken veranlassen müßte. Die Aeußer- ungrn von Prof Bell scheinen einen nicht ganz unversön- lichen Charakter gehabt zu haben, denn jetzt bringt die „Elektrotechnische Zeitschrift" die Nachricht, daß der be rühmte Erfinder selbst einen neuen Apparat ersonnen habe, durch den er der Lösung der Aufgabe näher zu kommen gedenkt. Er beschäftigt sich mit dem Problem, da« er übrigens nicht „Telephonie ohne Draht", sondern „Tele- phonie ohne fortlaufende Leitung" nennt, schon seit fast zwanzig Jahren Im Jahre 1880 hatte er das soge nannte Photophon erfunden, da« zwar eine praktische Verwendung nicht zuließ, aber al« geniale technische Leist ung allgemeine Bewunderung hervorrief. Die Töne wurden nämlich durch Lichtstrahlen vermittelt, indem der Sendapparat einen Lichtstrahl mittels eines kleinen Plan spiegels nach dem Empfangsapparat hinwarf und dort ein Stück metallisches Selen traf, da« die Eigenschaft besitzt, unter dem Einfluß de« Lichte« seinen elektrischen Wider stand zu ändern Wenn nun am Sendapparat gesprochen wurde, so geriet der Lichtstrahl den Schallwellen ent sprechend in« Zittern, und in demselben Verhältnis wirkte er verschieden auf den Empfangsapparat. Auf diesem Wege war eS möglich, für den Empfänger die Schallwellen hör bar zu machen, die vom Sender ausgingen Im Jahre 1893 hatte Bell dann auf der Weltausstellung in Chicago einen verbesserten Apparat ähnlicher Konstruktion ausgestellt,da« so genannte Radiophon Bei diesem spielte ebenfalls ein Lichtstrahl den Vermittler der Töne, während der Empfangsapparat aus einer kleinen Glasbirne mit einem Korkwürselchen in der Mitte bestand, in der Birne führten Hörschläuche an die Ohren der horchenden Personen. In der Birne wurden durch die wechselnde Wirkung des Lichtstrahls die Schallwellen erzeugt, die dann durch den Hörschlauch wahrgenommen werden konnten Auch mit diesem ver besserten Apparat aber konnten deutlich gesprochene Worte nur auf etwa 100 m Entfernung einigermaßen verständ lich übermittelt werden Jetzt hat Prof. Bell wiederum weitere Verbesserungen ersonnen, und seine neuen Appa rate sind augenblicklich in New-Uork ausgestellt; sie sollen aus einige Hundert Meter Entfernung gute Ergebnisse liefern Die wesentlich« Veränderung besteht darin, daß neben der Bogenlampe, deren Lickt zur Vermittelung be nutzt wird, ein Mikrophon eingeschaltet ist, durch dessen Vibrationen während deS Sprechens sich die Lichtstärke der Bogenlampe verändert. Diese wechselnde Stärke der Lichtstrahlen erzeugt im Empfänger auf ähnliche Weise wie bei dem früheren Apparat die entsprechenden Schall wellen Die neuen Apparate sind augenscheinlich erheblich vollkommener und geben die Hoffnung, daß die Tele phonie ohne Draht thatsächlich eine der Lösung fähige Aufgabe darstellt, wenn auch die bisherigen Ergebnisse noch keinen ersichtlichen praktischen Wert besitzen, da sie nur auf solche Entfernungen verwendbar sind, auf die man sich beinahe durch direktes Rufen verständlich machen kann * Bei den WiederherstellungSarbeiten in den älteren Kirchen Belgiens hat man in letzter Zeit wiederholt Ueberbleibsel oder Spuren alter Wandmalereien entdeckt, deren Erhaltung oder Wiederherstellung die größte Sorgsamkeit erfordert, aber auch große Schwierig keiten bereitet. In der PeterSkirche der Brüsseler Vor stadt Anderlecht sind vor einiger Zeit schöne umfangreiche, dem 16. Jahrhundert entstammende Wandmalereien ent deckt worden, die der jetzt verstorbene Maler Franz Meert«, ein Meister auf diesem Gebiete, mit vollendeter Sach kenntnis wiederhergestellt hat Jetzt sind in zwei alten Kirchen Brabanter Ortschaften, in Ternath und Dieahem, Wandmalereien aufgedeckt worden. Die Königl. Denk mälerkommission hat sich sofort nach beiden Orten be geben und die erforderlichen Maßnahmen für die Er haltung, und, wenn möglich, für die Wiederherstellung dieser Malereien angeordnet Beides erweist sich, wie der „Voss Ztg" geschrieben wird, als sehr schwierig In der Kirche zu Ternath fand man aus dem Pfeiler de» nörd lichen Winkel» de« Chore» eine dem 16. Jahrhundert entstammende Wandmalerei, die die Bekehrung de» heiligen Hubertu» darstellt. Auch auf den drei benachbarten Säulen fanden sich Spuren von Wandmalereien, aber sie sind sehr verwischt. Die aufgefundene Freske ist mit einer sehr
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