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Studien geologische Literatur in unserer Museumsbibliothek suchte. Wir hatten rasch heraus, daß wir beide das Moldanum besucht hatten und waren bald die besten Freunde. Sein Mineralogenherz führte ihn oft in die Schatzkammern des Zwingers, und wenn er in Dresden anwesend war, fehlte er bei keiner meiner Führungen. Es war für mich immer beglückend, einen so gut unterrichteten Hörer zu sehen, der mit herzlicher Dankbarkeit sich über Fort schritte der Forschung berichten ließ und immer wieder interessante Literatur mitbrachte, wenn er glaubte, ich könnte daran Interesse haben. Mit Freuden beteiligte er sich an einer mineralogischen Arbeitsgemeinschaft, die ich im Museum für Mineralogie und Geo logie ins Leben rief, und allen Teilnehmern dieses kleinen Sammler- k:eises wird Georgis Erscheinung immer lebendig bleiben. Stets konnte er aus seiner reichen Erfahrung wichtige Beobachtungen mitteilen, stets wertvolle Belegstücke aus seiner Sammlung vorlegen; und immer und gegen jedermann war er der vornehme, gefällige Geheimrat, dessen gütige Art und dessen verständnisvolles Ein gehen jeden begeisterte, der ihn kannte. Das uns beiden gemeinsame historische Interesse führte uns noch enger zusammen, stets unter richtete er mich, wenn er eine neue inhaltsreiche Arbeit, besonders bergbaugeschichtlichen Inhalts, gelesen hatte; manches schöne Stück seiner Bücherei brachte er mir, weil er wußte, wie sehr ich mich darüber freute. Am Wiederaufbau des sächsischen Erzbergbaues nahm er lebhaften Anteil, immer bedauernd, daß er zu alt war, um noch selbst mitwirken zu können. Wie gern erzählte er aus seiner Fürstenschülerzeit. Der Fürstenschülerstammtisch im Lämmchen wurde selten versäumt, besonders nahe standen ihm Wahle (vergl. Leos 1934), Nicolai (vergl. Lees 1935), Schmidt und Freese (Meißen). Noch zur letzten Hauptversammlung des Vereins ehemaliger Fürstenschüler im Italienischen Dörfchen war er erschienen, und wir haben damals schöne, angeregte Stunden zusammen ver lebt. Da er selbst die Lücken seiner einstigen Schulbildung am besten gespürt hatte, war er für die Reformen des Schulwesens aufgeschlossen, so sehr er Anhänger der humanistischen Bildung war und besonders die griechische Geschichte liebte. Neben seinem Fürstenschülerkreis war es der Glückaufer-Stammtisch im Johannishof, den er regelmäßig besuchte, damit er ja keinen auswärtigen Bundes bruder verpaßte, der aus seiner Auslandspraxis oder aus seinen: Werke etwas Interessantes berichtete. Beglückt war er besonders, wenn er seine Freunde einmal mit ins Museum bringen und ihnen dort interessante Stücke vorführen konnte. An seine alte Schule dachte er mit treuer Anhänglichkeit, ihr vermachte er seine schöne Mineraliensammlung, aus der ich für das Zwingermuseum vorher gemeinsam mit ihm einige Kostbarkeiten aussuchen durfte. Ganz überraschend kam für alle seine Freunde die Kunde von seinem Heimgange. Ihn:, der sich für einen Spaziergang rüsten wollte, bereitete am 26. Februar 1940 ein Schlaganfall ein rasches,