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zur Aufnahme in die Fürstenschule vorbereitet zu werden. Mächtig zog mich die schöne Umgebung Grimmas mit seinen Wäldern an, die ich mit meinen Pensionsfreunden weit durchschweifte. Ostern 1873 wurde ich nach bestandenem Examen in die Untertertia der Fürstenschule ausgenommen, vorläufig noch als Extraneer bei Prof. Koch wohnend, um nach einem halben Jahr als Alumnus in die Schule einzuziehen. Mein freiheitliebendes Wesen machte mir das Schnlleben mit seinen Härten (Penalismus) recht schwer. Eng schloß ich mich an meine Klassenbrüder an und tiefe Freundschaft verband mich mit einer großen Zahl derselben bis zum heutigen Tage. Ostern 1876 verließ ich mit noch drei anderen Klassengenossen die Untersekunda und Schule als geklappte Mitglieder der Ver bindung „Moldania" — (ein harmloser Spaß). Nachdem ich auf dem Stiftsgymnasium in Zeitz das Maturi tätsexamen bestanden, traf ich als Mediziner mit meinen alten Klasfenbrüdern von Grimma wieder in Leipzig zusammen und verlebte mit ihnen einige fröhliche Semester. Im achten Semester mußte ich mein Studium unterbrechen, um wegen Erkrankung meine Gesundheit in Bädern wieder zu suchen. Es gelang. Ebenso gelang es mir dann, in zwei Semestern in Freiburg i. Br. mein Staats- und Doktorexamen zu machen, um im März 1886 meinen Jugendtraum zu erfüllen und als Schiffsarzt nach Brasilien und Argentinien zu fahren. Auf meiner zweiten Reise traf ich auch einen alten lieben Freund von Grimma in Rosario in Argentinien, Max Berndt (,die Ente', wie wir ihn früher nannten). Die Wiedersehensfreude war unbeschreiblich, zumal ich ihm noch als Arzt bei einer Fußverletzung beistehen konnte. Seine Auslands träume sind nicht in Erfüllung gegangen. Er ruht in amerikanischer Erde in Santa Cruz. Meine Absicht, mich in Rosario als Arzt niederzulassen, be gegnete Schwierigkeiten, so daß ich, auch aus Liebe zum Eltern haus und der deutschen Heimat, davon absah und mich im Oktober 1886 in Meerane niederließ, wo ich auch bis heute geblieben bin. Hier habe ich eine umfangreiche Praxis bis zum heutigen Tage ausgeübt, wurde Krankenhausarzt und hatte so Gelegenheit, mein Lieblingsfach Chirurgie zu treiben. 1889 verheiratete ich mich mit meiner Frau, Margarete geb. Baeßler, und lebte mit ihr in glücklicher Ehe. Ein Sohn und vier Töchter sind dieser Ehe entsprossen. Diese und 15 Enkelkinder bilden das Glück der Familie. Um von der anstrengenden Praxis auszuruhen, habe ich jedes Jahr eine Reise unternommen. Bald war es die See, die mich wieder anzog, bald waren es die Berge, die lockten, auch das Aus land: Schweden, Wien, Budapest und wiederholt die Schweiz und Italien waren mein Ziel. Immer noch Praxis ausübend, war es mir vergönnt, im Alter noch meinen Trieb, die Welt zu sehen, zu befriedigen. So reiste ich im Jahre 1933 nach Madeira, den Kana-