Zum Amtsrichter ernannt, wurde ich am 1. Juli 1894 an das Amtsgericht in Burgstädt, wo ich meinen Klassenbruder vr. Pohl (f 1929) wiederfand, versetzt, sodann 1902 zum Amtsgerichts rat ernannt, erhielt 1914 das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrecht ordens verliehen und trat am 1. April 1918 in den Ruhestand. Im Jahre 1897 schloß ich eine zweite Ehe mit Marie Hed wig Rößler in Freiberg. Dieser Ehe entstammt ein Sohn, der nach Rückkehr aus dem Felde am 2. Dezember 1918, auf dem Rück marsch an Grippe erkrankt, im Lazarett in Gießen verstarb. Im Jahre 1908 hatte ich eine schwere Influenza-Lungenent zündung zu überstehen, der Neurasthenie und mehrmonatige Dienst unfähigkeit folgte. In den Jahren 1911 und 1914 wiederholten sich diese Krankheitsanfälle und nahmen im Jahre 1917 — Wohl mit infolge Erschwerung der amtlichen Tätigkeit durch Verminderung und Wechsel der Beamten und Beeinträchtigung der Ernährung — so ernsten Charakter an, daß ich mich, obwohl noch nicht 60 Jahre alt, auf ärztlichen Rat entschließen mußte, meine Versetzung in den Ruhestand zu beantragen, die mir für den 1. April 1918 bewilligt wurde. Obwohl mich dann noch der schwere Schlag des Todes meines einzigen Sohnes traf, besserte sich doch mein Zustand und ermög lichte es mir allmählich, mich viel im Freien zu bewegen und mich durch körperliche Arbeit insbesondere im Garten zu betätigen. Wider alles Erwarten erholte ich mich, wurde von ernsten Krankheitsan fällen verschont und konnte mich eines ungestörten Ruhestandes erfreuen." Nachtrag der Witwe: „Vom Frühjahr 1938 an machte sich bei meinem guten Manne starke Arterienverkalkung bemerkbar, die ihn jedoch an der Ausübung seiner geliebten Gartenarbeit nicht hinderte. Durch Aufregungen, die ihm ein unvorhergesehener Umzug bereitete, hatte er einen vollkommenen Nervenzusammenbruch, dem ein schweres Herzleiden folgte. Ihm erlag er am 1. November 1939. Ein 42 Jahre währendes Eheglück fand damit sein schmerz volles Ende". St. 6614. 3. Ministerial - Verwaltungsinspektor Friedrich Wilhelm Friedemann kam am 5. November 1871 als fünftes Kind von sechs Geschwistern im Schulhaus zu Rochsburg a. d. Mulde zur Welt. Nach vier Mädchen endlich der ersehnte Stammhalter, noch dazu ein Sonntagsjunge! Vaterstolz und -freude müssen den Lehrer und Kantor Friedrich Wilhelm Friedemann besonders bewegt haben. Es heißt, der Pflichtenstrenge sei an diesem Sonntagmorgen erst malig in seinem Leben zu spät auf der Orgelbank erschienen. — Gemeinsam mit der heimatlichen Dorfjugend bevölkerte Friedrich Wilhelm Friedemann junior die väterliche Schulstube.