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49 verteidigen, so daß er in den Genuß der Erbschaft, die er für 1933 voraussah, nicht mehr gekommen ist. 1927 hatten wir die Freude, den lieben Freund und Klassen genossen auf unserer Zusammenkunft in Grimma zu sehen. Es sollte für die meisten das letzte Mal sein; 1930 hinderte ihn ein schwerer Bronchialkatarrh am Reisen und im März 1932 mußte er die Einladung zum Treffen in Grimma als ungewiß beant worten, da sich inzwischen Herzstörungen mit Beinschwellungen im Gefolge eingestellt hatten. Sein Tod am 21. Juli 1932 kam trotz dem ganz unerwartet. Wilhelm v. Schnehen war für uns alle das Ideal eines deutschen Jünglings an Kraft und Geist. Sein durch Turnen und Leibesübungen gestählter Körper war für alle vorbildlich. Mar es ihm doch ein leichtes, über den den Primanerspielplatz abschließenden Strahlgraben zu springen. Mit guten Geistesgaben ausgestattet, wußte er mit seinem Pfund zu wuchern, insbesondere war er ein ausgezeichneter Mathematiker und fiel schon auf dem Progymnasium durch seine bis ins kleinste gehenden Geschichtskenntnisse auf. Auch einen ausgeprägten Sinn für das Systematische zeigte er schon als Schüler; mit seiner schönen Perlschrift führte er in jener Zeit, wo nur wenig gedruckte Lehrbücher in Gebrauch waren, ein wunder voll klares und übersichtliches Physikheft. Er war strebsam, aber das Gegenteil von einem Streber. Er war ein vornehmer, liebenswürdiger Mensch, nicht nur vom Adel der Geburt, sondern von einem hohen Adel der Gesinnung und der Seele. Wer mit ihm in Berührung gekommen war, mußte ihn lieben und mußte ihm anhängen. Wie wußte er aus seinem Wissen in anregender, bescheidener Weise mitzuteilen; was für ein Genuß war es, mit ihm und seinem ausgeglichenen, jeder Recht haberei fremden Wesen die Meinungen auszutauschen. Darum wird sein Andenken bestehen, solange einer seiner Altersgenossen noch lebt. Mitgeteilt von den Klassengenossen, Herrn Obermedizinalrat i. R. vr. meä. I. Hertzsch und Herrn Konrektor i. R. vr. Mil. P. Markus (G. 76) unter Benutzung der Aufzeichnungen der Nichte des Ver storbenen Isa Böcking. St. 1876, 6701. 20. Lorenzo Friedrich Oswald Koch wurde geboren am 7. Oktober 1864 in Grimma als Sohn des damaligen Oberlehrers Or. Ernst Koch, welcher von 1863—1881 am Moldanum wirkte (f 8. Januar 1920, vergl. Loee 1920, S. 1) und seiner Ehefrau Marie geb. Pedretti. Er war das erste Kind in einem großen Familienkreise. Nach dem Grundunterricht auf der Bürgerschule besuchte er das Progymnasium und von 1878—1882 die Fürsten schule in Grimma. Im August desselben Jahres trat er in die Unterprima des neugegründeten, von seinem Vater als Direktor ge- 1NS2 4