30 20. Ernst Arthur Siegert wurde am 5. August 1858 zu Oschatz als zweiter Sohn des Bezirksarztes Ernst Moritz Siegert und seiner Gemahlin Luise Cäcilie Siegert geb. Gerstäcker geboren. Unter der treuen Obhut seiner Eltern wuchs er zu einem frischen, frohen Knaben heran. Zuerst besuchte er die sehr gute Bürgerschule seiner Heimatstadt. Da es sich bald zeigte, daß er ein geweckter, geistig gut beanlagter Schüler war, bestimmten ihn die Eltern für das Universitätsstudium. Das letzte Jahr vor der Ostern 1873 erfolgten Auf nahme in die Fürsten- und Landes schule zu Grimma wurde er durch Pastor Runkwitz in Ruttersdorf bei Roda in Thüringen vorbereitet. Er bestand die Aufnahme prüfung sehr gut und wurde sogleich nach Obertertia gesetzt. Zeit seines Lebens hat er der auf der Fürstenschule verbrachten fünf Jahre gern gedacht; begeistert erzählte er von den fesselnden Stunden bei dem damaligen Rektor Müller, von ernsten und heiteren Erlebnissen, Schüleranekdoten und Schülerstreichen. Die auf der Schule geschloffenen Freundschaften waren ihm wertvoll bis in die letzten Jahre seines Lebens. Nach seinem Abgang von der Schule Ostern 1878 diente er zunächst als Einjährig-Frei williger im Infanterie-Regiment Nr. 107 in Leipzig. Mit Freuden trug er des Königs Rock und sein für Scherz und Humor emp fänglicher Sinn fand in seiner Militärzeit viel Anregung. Eine glänzende Nachahmungsgabe war ihm als Erbteil seiner geistig sehr regen Mutter zugefallen, auch ein glückliches Temperament, das ihm bei der Ueberwindung der Unbilden feines Lebens sehr zustatten kam. Immer war es die Musik, diese edle Himmelsgabe, die ihn aufheiterte und über manche trübe Stunde hinweghalf. Eine Menge von Opernklavierauszügen waren ihm geläufig, besonders bevorzugte er Mozart, seinen Lieblingskomponisten, auch Bach und Beethoven brachte er innigste Verehrung und viel Ver ständnis entgegen. Mit 21 Jahren bezog er die Universität Leipzig, um Theologie zu studieren. Die Professoren Luthardt, Delitzsch und Fricke fesselten ihn besonders, auch ihnen, wie seinen Grimmaer Lehrern, war er zeitlebens dankbar. Nach wohlbestandener Kandi datenprüfung Ostern 1882 übernahm er die Stellung eines Haus lehrers in der Familie des Großindustriellen Voigtländer-Tetzner in Schweizertal bei Burgstädt. Er hatte die Aufgabe, zwei Söhne für das Gymnasium vorzubereiten und löste diese zu vollster Zufriedenheit, er genoß das vollste Vertrauen dieser Familie und verlebte bei angeregter Geselligkeit eine schöne Zeit, deren er sich stets