10 um mich schließlich der ärztlichen Staatsprüfung im Sommer- Semester 1895 zu unterwerfen, die ich auch bestand, so daß mir von den Ministerien des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden am 22. Juli 1895 die Approbation als Arzt erteilt werden konnte. Vom 1. Oktober 1895 ab bis zum 31. März 1896 habe ich dann meiner Militärpflicht als Einjährig-Freiwilliger bei der 7. Kompagnie des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 zu Leipzig genügt, und vom 1. April bis zum 30. Sep tember 1896 als Einjährig-Freiwilliger Arzt bei der Unteroffizier- Vorschule zu Marienberg. Vom Königl. Bezirks-Kommando zu Leipzig habe ich mich dann vom 1. Oktober 1896 ab nach Mons heim bei Worms zum vorübergehenden Aufenthalte als Assistenzarzt bei Herrn Or. msä. C. Fliedner beurlauben lassen." Diesem füge ich folgendes hinzu: Nachdem mein Vater am 17. Januar 1898 promoviert hatte, ließ er sich kurze Zeit darauf am 26. Februar in Scharfenstein i. Erzgeb. als praktischer Arzt nieder. Am 22. September 1899 wurde er zum Oberarzt der Reserve des Sanitätskorps ernannt. Seine Praxis, die er sich selbst gegründet hatte, hat er 32 Jahre lang bis zu seinem Lebens ende mit Hingebung seiner Kräfte ausgeübt, immer zu Fuß in dem bergigen Gelände. Stets frohen Mutes, half er seinen Patienten durch sein immer freundliches, heiteres Wesen, zuweilen auch mit Humor, über ihre Leiden hinweg. Erst in den allerletzten Jahren besuchte er sie im Auto. Verheiratet war er mit Clara Ottilie geb. Methler aus Witten i. Wests. — Mein Vater liebte Geselligkeit und Frohsinn, sein Haus stand seinen Freunden offen. Daneben war er aber auch ein besinnlicher und erregter Mann, der ganz in seinem Berufe aufging und ein Herz nicht nur für seine Kranken, sondern auch für die Armen und Notleidenden in den meist ärmlichen Bauern- und Jndustriedörfern seiner weit verzweigten Praxis hatte. Bei seiner überaus anstrengenden Berufstätigkeit bedurfte er eines Ausgleichs zur Anregung und Erholung. So war er ein passionierter Jäger, wozu die ausgedehnten Waldungen der wunder schönen Umgebung Anreiz boten. Groß war seine Liebe zur Natur. Wenn der Sommer herankam, so freute er sich schon lange vorher auf seine Erholungsreise. Während er früher gern die See auf suchte, unternahm er in den letzten Jahren seine Reisen am liebsten nach Bad Gastein und der Schweiz. Einen Ersatz für den Aufent halt daheim bot ihm sein Rosengarten, den er mit großer Freude und Hingebung pflegte und der unter seinen Händen einen herz erfreuenden Anblick bot. Als ulninnus 6rimm6N8i8 erinnerte er sich gern der Grimmaer Jahre. Auf seiner letzten Reise im Sommer 1929 nach der Schweiz, wo mich meine Eltern in Freiburg besuchten, hatte er zugleich die Gelegenheit benutzt, zuvor noch einen Abstecher nach Grimma zu machen, um mit seinen Klassenkameraden anläßlich einer Zusammen-