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32 setzte. Sonst hatte er sich fast immer einer guten Gesundheit er freut, früher verbrachte er seinen Urlaub mit Vorliebe in den Alpen als eifriger Bergsteiger. Ein Münchner Alpinist hatte einmal zu ihm geäußert: „Wenn ich mit 66 Jahren noch so steigen kann wie Sie, will ich zufrieden sein". Nun mußte er ganz langsam gehen, um das Herz zu schonen. Ein inneres Leiden, auch von berühmten Ärzten wohl nicht klar erkannt, bereitete Herz- und Schluckbeschwerden. Mehr und mehr war er ganz auf die Pflege seiner Tochter Magdalene angewiesen, die ihm sein Hauswesen führte, früher zusammen mit einer Hausdame, nach deren Tod im Jahre 1922 allein. Gewiß stellte sich das Leiden zunächst wenigstens als nicht ganz so ernst und gefährlich heraus, wie man anfangs befürchtet hatte, so daß er selbst dank bar bekannte: An mir hat Gott ein Wunder getan. Wohl klagte er oft über große Schwäche, aber sieben Jahre seines Ruhestands waren ihm und uns doch noch geschenkt. Der jährliche Sommer aufenthalt in Bad Reichenhall in den letzten Jahren brachte ihm meist Erholung und Linderung. Eine Freude war es ihm, als die Tochter und kurz darauf auch der Sohn heirateten; und als die Tochter mit ihrem Gatten das neue Heim in München grün dete, siedelte er mit ihnen dorthin über. Wohl mag ihm der Ab schied von Zwenkau und dem Sachsenland schwer genug gefallen sein, aber gerade dort in München, das er schon von früheren Zeiten her liebte, im besonderen in der schönen Gegend nahe bei Nymphenburg, hat er sich bald eingelebt und recht wohl befunden. Anfang September traf ihn ein Schlaganfall, der das alte Leiden qualvoll machte und den Geist trübte, am 10. September rief ihn sein Herr, dem er sein Leben lang in nimmermüder Treue gedient hatte, zu sich in sein himmlisches Reich. „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein", so darfs wohl über diesem Leben stehen. Wie vielen ist er ein Segen ge wesen, der so ganz aufging in den Pflichten seines schönen und doch oft so schweren Amtes, ein treuer liebevoller Seelsorger, ein Kanzelredner, aus dessen Predigten immer das warme Herz sprach, aber in denen er auch großen Wert auf Klarheit und Ord nung der Gedanken legte, wissenschaftlich tief gegründet und Wohl unterrichtet, so daß seine Vorträge in Konferenzen und vor weiteren Kreisen stets wertvolle Anregungen gaben. Für die „Neue Sächsische Kirchengalerie" hat er die Ephorie und Kirch gemeinde Werdau und die Parochie Zwenkau bearbeitet. Er war ein tatkräftiger Mitarbeiter an den kirchlichen Liebeswerken, be sonders am Evangelischen Bund und Gustav-Adolf-Verein, im Umgang mit Superintendent Meyer in Zwickau begeistert für die Los-Von-Rom-Bewegung in Österreich. Die evangelische Kirche in Falkenau in Böhmen hat er geweiht. Mit großer Freudigkeit arbeitete er im Landeskirchenchorverband, besonders als langjähriger Vorsitzender des Verbandes Leipzig II, dort