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Pfarrhaus zu Sornzig bei Mügeln (Oschatz) —, der schönsten Zeit seines Lebens, wa er seine liebe Frau, Elisabeth geb. Schwartze aus Gera, die ihm mit ihrer wahrhaften Engels- gute und Liebe eine lebenslänglich ungetrübt glückliche Ehe — und in ihr zwei Söhne schenkte, heimholen durfte, leider aber um nur zu bald schon mit ihr die Stätte der ersten jungen Liebe wieder verlassen zu müssen. 1891 zogen sie nach Zschochau bei Ostrau, einem kleinen, aber besser dotierten Dörfchen der Lommatzscher Pflege, und dann 1907 in die Riesaer Gegend nach Bloßwitz bei Stauchitz, wo bei fortdauernd stillem, häus lichen Glück nicht immer die gewünschte Freude im Amt gegeben war, und wo ihn auch der schwerste Schlag seines Lebens traf: In den ersten Tagen des Kriegsbeginns an einem frühen Mor gen mit geradezu beängstigend-blutigem Morgenrotschein mußte er seinen zweiten Sohn (G. 07) hinausziehen lassen — in der sicheren Ahnung: auf Nimmerwiedersehen (auch ohne das pro phetische Morgenrot). Am 18. November 1914 fiel er bei einer nächtlichen Patrouille unweit von Craonne (siehe Lock: 1915, Seite 31) — die Hoffnung feiner Eltern und seines von Geburt an kranken, älteren Bruders. Die folgenden Kriegs-, Nachkriegs- und Jnflationsjahrc mit ihrem Zusammenbruch und religiös - sittlichen Niedergang des Volkes und der Gemeinden lagen schwer auf dem alternden Mann. An Leib und Seele müde, ging er ini März 1925 in den Ruhestand, den er in dem nahen Jahnatal-Dörfchen Pulsitz bei Ostrau „fern von des Lebens verworrenen Kreisen" ver lebte — mehrere Jahre in gutem Frieden und öfter erfreut durch die jetzt mögliche Erfüllung eines Licblingswunsches, die Erin nerung an die lieben alten, nun vielfach erst richtig verstandenen Klassiker der Jugendzeit wieder auffrischen zu können, dann aber bedrückt durch ein schweres Magenleiden, das den Siebzigjährigen befiel, und ihn Wohl nicht wieder loslassen wird. Eben, wo er dies schreibt, fühlt er mit der überhandnehmenden Schwäche die Fortschritte der Krankheit, unter der er Wohl vollends dahin siechen wird — dem gewiß nicht mehr fernen Tode entgegen — in schmerzlichem Gedenken an den Abschied von den Seinen, denen der Vater noch recht nötig wäre, aber im Glauben an die Gnade seines Gottes und Heilands ruhig und getrost. „O Welt, ich muß dich lassen und zieh dahin mein Straßen" — Ickonturux uslutst. Am 22. Juli 1931 ist er in Frieden heimgegangen und ruht auf dem Gottesacker von Döbeln, wohin er vier Monate vor seinem Abscheiden mit den Seinen übergesiedelt war. Selbstverfaßtes Loco, überarbeitet von seinem Freunde, Herrn Pfarrer Kühn, Mutzschen (G. 68). St. 1874, 6647.