26 Ußwald das Reifezeugnis des Moldanums erlangt hatte, studierte er von 1884—1888 in Leipzig Theologie, wo er der Lausitzer Predigergesellschaft beitrat, in der er Freunde fürs ganze Leben fand. Noch während seines Studiums genügte er seiner Militär pflicht beim 8. kgl. sächs. Infanterieregiment 107 in Leipzig. Seit feiner Militärzeit fühlte er sich dem Militär, besonders auch den Militärvereinen, die ihm seine lebenslange Treue durch mancherlei Ehrungen dankten, eng verbunden. Als der Weltkrieg ausbrach, war es ihm eine besondere Freude, daß er Garnison- Prediger werden durfte. Er hat vielen Soldaten in dieser schweren Zeit helfend zur Seite stehen können. Nach seinem ersten theologischen Examen war er kurze Zeit Hilfsgeistlicher bei Superintendent v. Meyer in Zwickau, dann Diakonatsvikar in Falkenstein i. V., nach dem zweiten Examen 1890 Pfarr vikar in Langenchursdorf uüd Hartha bei Waldheim. Aber schon in demselben Jahre erfolgte seine Wahl zum Diakonus in Reichenbach i. V., wo er 1903 zum Archidiakonus gewählt wurde. Im Jahre 1902 verheiratete er sich mit Johanna geb. Glaß aus Reichenbach. Da er selbst ein geborener Vogtländer war, kam er sehr bald mit seiner neuen Gemeinde in ein inniges Verhältnis, und darum blieb er bei seiner Gemeinde nahezu 40 Jähre. Voller Liebe hing er an seinem Amte, man schätzte ihn als guten Prediger, als einen geraden und furchtlosen Mann von rechtschaffener Gesinnung. Seine körperliche Leistungsfähig keit war oft erstaunlich groß, desgleichen die Spannkraft feines Geistes. Er besaß einen köstlichen Humor und war lange Jähre hindurch ein fröhlicher und glücklicher Mensch. Aber es kamen für ihn fchwere Jahre: Das traurige Ende des Weltkrieges, Deutschlands Zusammenbruch, die wachsende Kirchenfeindschaft waren für sein frommes deutsches Gemüt schwer zu ertragen. Bittere Enttäuschungen im Amte kamen hinzu. Dazu schickte ihm Gott noch eine ganz besonders schwere Heimsuchung; sein ein ziges Kind, seine heißgeliebte Tochter, siechte an einer uner kannten, heimtückischen Krankheit dahin. Sie starb mit 23 Jahren, 3 Jahre vor ihm. An diesen schweren Prüfungen zerbrach sein Glaube nicht, Wöhl aber seine körperliche Kraft. Ein schweres Herzleiden stellte sich ein und zwang ihn, in den Ruhestand zu gehen. Am 1. Oktober 1930 zog er als Emeritus in das neuerbaute Lutherhaus der Trimtatisgemeinde in Reichen bach und hoffte, noch einige Jahre dort mit seiner Gattin vrocui nseotiis zusammenleben zu dürfen. Er lebte still und zurückge zogen, beinahe schweigsam. Aber nicht ein Jähr war ihm in seinem Ruhestand vergönnt. Ohne vorausgegangenes Kranken lager nahm ihn am 16. Juni 1931, wenige Tage nach seinem 66. Geburtstage, ein freundlicher Tod in die ewige Heimat. Bei seinem Begräbnis zeigte sich noch einmal die Liebe und Ver ehrung seiner großen Gemeinde. Sein früherer Reichenbacher