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18 „Homo 8UM, Nil tiumani L me slienum puto". Der Humanismus, der ihn beseelte, empfing eine besondere Weihe durch die Lehre des Evangeliums, der er diente. Damit erhielt die vor allem praktische Veranlagung von E. ihre eigentliche Richtung. Feind allem Kleinlichen, abgeneigt dem Parteigezänk wie auch dogmatischen Streitigkeiten, unvoreingenommen gegenüber dem Tun und Denken, namentlich der Menschen niederen Standes, sah er mit klarem Blick und warmem Herzen, was notwendig war zu tun, und stellte seine ganze Kraft in den Dienst der anderen. Alten wie Jungen in gleicher Weise galt seine seelsorgerische Teilnahme und aufopfernde Tätigkeit. Keine Familie, die Krankheit be troffen hatte, blieb unbefncht. Alte nnd Sieche erfuhren immer von neuem seinen unerschöpflichen, tröstenden Zuspruch. Die Jugend sammelte er uni sich im Jünglings- und Jungfrauen verein, die Erwachsenen im Militärverein; denn allem Militä rischen galt seine besondere Liebe. In der Kriegszeit wußte er weit über 'den Bezirk seiner Gemeinde hinaus Trost zu spenden und Beistand zu leisten. In die Hunderte gehen die Adressen derer, denen er regelmäßig ins Feld schrieb. Er war stolz darauf, daß die meisten seiner Gesuche um Urlaub oder Dienst befreiung für Gemeindeglieder, die in 'der Landwirtschaft unent behrlich waren, den gewünschten Erfolg hatten. Sein teilnehmendes Interesse für die Schicksale seiner Ge meinden führte ihn dazu, sich immer mehr auch in geschichtliche Fragen zu vertiefen. So erwuchs aus einzelnen praehistorische» Funden, zuerst in der Glauchaer Gegend, allmählich eine reiche Sammlung von Altertümern der Vorzeit und der letzten Jahr hunderte; Waffen, Zinn, Porzellan, Münzen und andere kultur geschichtliche Dokumente erregten dauernd seine Aufmerksamkeit. Das kleine Museum wurde gern Besuchern gezeigt, aber auch wissenschaftliches Interesse ließ manchen Forscher im Pfarrhaus einkehren. Die noch um 1900 in Gersdorf bei Leisnig lebendigen Erinnerungen an die Zeit von 1813 veranlaßten ihn, die Nach richten über das bisher kaum beachtete Gefecht bei Gersdorf, das kurz nach der Schlacht bei Großgörschen stattgefunden hat, zu sammeln uttd in einem flott und anschaulich geschriebenen Schrift- chen zu behandeln. Hier aber regte sich wieder sein praktischer Sinn. Es erschien ihm wichtig, das Gedächtnis an die große Ver gangenheit lebendig zu erhalten. Und so brachte er durch deu Verkauf des genannten Schriftchens und durch gesammelte Spen den die Mittel auf, uni am Ort des Geschehens einen schlichten Denkstein aus demselben unvergänglichen Material zu errichten, aus dem das große Denkmal bei Leipzig evbaut ist. In den Kirchenbüchern, die zum Teil bis zur Reformation zurückreichten, war er genau bewandert. Anregende Vorträge in der Gemeinde oder im Altertumsverein, auch die auf gründlicher Quellenforschung verfaßte Darstellung der Parochie Staucha in der Neuen Sächsi-