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Um so schmerzlicher war es für ihn, als er im Jahre 1922, ein Opfer der politischen Umwälzung, nicht wieder gewählt wurde. Er ließ sich als Rechtsanwalt und Notar in Reichenbach nieder, hatte aber in der ersten Zeit seiner Tätigkeit wirtschaft lich schwer zu kämpfen, und kam nur allmählich zur Festigung seiner nenen Existenz, dazu war seine Gesundheit nicht besonders fest. Von 1924 bis 1925 war er als Stadtverordneter tätig. Stets dachte er mit großer Anhänglichkeit an die Fürsten- schulzeit zurück. Er empfand es überaus schmerzlich, daß er den aller fünf Jahre stattfindenden Klassenzusammenkünften teils wegen seiner angegriffenen Gesundheit, teils wegen der wirt schaftlichen Verhältnisse fern bleiben mußte; als er aber wenige Jahre vor seinem Tode doch noch einmal nach Sachsen kam nnd einen Teil seiner ehemaligen Klassengenossen um sich versam melte, da riß er durch die Lebendigkeit, mit der er die alten Er innerungen auffrischte, uns alle mit fort. Am 9. Mai 1930 ist Steuer in einer Breslauer Klinik an den Folgen einer Bauchfellentzündung und einer dadurch nötig gewordenen Operation unerwartet gestorben. Die Nachrufe des Magistrats, der Stadtverordneten, des evangelischen Gemeinde kirchenrats, dem er als Kirchenältester angehörte, der Richter und Rechtsanwälte des Amtsgerichts Reichenbach, sowie der Eulengebirgsbahn-Aktiengesellschaft, in deren Aufsichtsrat er saß, legten Zeugnis von den Verdiensten und der Beliebtheit des Dahingeschiedenen ab. Wir aber, seine einstigen Klassengenossen, werden unsern lieben Steuer nie vergessen. Eingesandt von seinem Klassengenossen, Herrn Senats präsident am Oberlandesgericht Wetzig (G. 86). St. 1886, 7034. 2. Cart Hermann Keil wurde geboren am 26. Oktober 1848 in Grasdorf ber Taucha als zweiter Sohn des Rittergutspächters Chri stian August Keil und seiner Ehe frau Auguste Therese geb. Günther. Er starb am 27. Juli 1930 im 82. Lebensjahre auf seinem Ritter- gute Pforten in Gera. Sein Vater, das älteste von sechs Kindern, ver ließ im Alter von 28 Jahren im Mai 1840 das Elternhaus, das Stadtgut (Klostergut) zu Weißenfels, um mit jugendlicher Zuversicht die große Pachtung der drei Leipziger Ratsgüter Grasdorf, Portitz und