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meinen Bruder Carl Winkler einquartirt. Den 5. May zog das ganze Hauptquartier wieder ab, und die Retirade dauerte noch den ganzen Tag. Gegen Abend selbigen Tages kamen die Franzosen mit den Württembergern an der Spitze hier an; das ganze Armcccorps von Bertrand, kam dieselbe Nacht teils in, teils um die Stadt, wo viele tausend Wacht feuer unterhalten wurden; in der Stadt ging zwar alles ohne Plünderung ab, aber in den Vorstädten und auf den Dörfern fehlte cs an Plünderungsscenen nicht. Bei meinen Bruder kam der General Bertrand, der jetzt noch bei Napoleon auf Helena ist, und bei wir der General Morand, welcher späterhin bei Lüneburg blieb, in Quartier, beide Häuser waren diese Nacht so angefüllt von Soldaten, daß alles einem Lager glich. Das Groß der französischen Armee ging unter Napoleon selbst über Colditz; den 6. May kam es noch bei Hartha zwischen den Corps des russischen Generals Miloratowitzsch und dm Vortrab der französischen Armee zu einem hitzigen Gefecht; die Durchmärsche der Franzosen waren in den Tagen von 6, 7. und 8. Mai sehr stark, alsdann kam immer jeden Tag ein Batallion Cohorten oder junger französische schon exercirte Conscribirte, hier an, und wurden allemal einquartirt; dies ging beinahe den ganzen Sommer so fort, und alle Hausbesitzer wurden von Einquartierung stark mitgenommen. Unser guter König Friedrich August, der beim Einrücken der Russen und Preußen in Sachsen, sein Land ver lassen, sich zwar einige Zeit in Plauen i. V. aufgehalten, dann aber durch Bayern nach Prag ging, kehrte auf Er suchen Napoleons den 31. Mai, von den französischen Garden eingeholt, in seine Residenz zurück. Den 20. Mai war die Schlacht bei Bautzen, welche zu Gunsten der Fran zosen ausfiel; kurze Zeit darauf wurde ein Waffenstillstand zwischen den Franzosen und Allirten Mächten geschlossen, der bis zum 10. Juni dauerte, wo der Krieg von neuem fortgesetzt wurde und beinahe mit noch größerer Erbitterung als erst, indem sich die Oesterrcicher mit den Allirten ver bunden hatten. Mit der Schlacht bei Dresden, den 26. Juni, wurde der Anfang gemacht, die aber sehr unglücklich für die Alliertcn ausfiel; der General Moreau blieb dabei. Mit dieser Schlacht endigte Napoleon sein Glück, denn kurze Zeit darauf war die Schlacht bei Culm den 4. Juli, die Schlacht an der Katzbach, die nebst der Schlacht bei Jüter bog! oder Großbeeren, welche den 6. Septbr. war, alle un- glücklich für die Franzosen waren, und sie nunmehr ihren Rückzug antretcn mußten. Während dieser Zeit schwärmten immer die Kosacken im Rücken der französischen Armee herum, und oft hatten wir hier in einen Tage Kosaken und Fran zosen. Anfangs Oktbr. als die Franzosen sich alle bis an die Elbe zurückgezogen hatten, brachen die Oesterreicher, Preußen und Russen über die böhmische Grenze nach dem Erzgebirge herein und drängten sich über Altenburg und