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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
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- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-196900000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
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Zeitschrift
Hochschulspiegel
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Band
Band 1969
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- Ausgabe Nr. 2, 18. Februar -
- Ausgabe Nr. 3, 28. Februar -
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Band 1969
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Lyon 1831- Moskau 1969 zwischen Bourgeoisie und Proletariat darstellt. Es geht nicht mit 4000 reichen Leuten Historische Betrachtung zur Weltkonferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien - 1.Teil In seinem Bild »Die Freiheit führt das Volk“ hat. sie einer der größten französischen Maler des 19. Jahrhun derts, Eugne Delacroix, gestaltet; sie, die Hauptakteure der Julirevo lution von 1830. die Helden des Stra ßenkampfes und der Barrikaden: Arbeiter, Geistesschaffende, Studen ten und Kleinbürger, das Volk von Paris. Karl X. von Bourbon, der König der adligen Restauration von 1814/15, mußte abdanken. Doch nicht das kämpfende Volk ergriff die Macht. Louis Philippe, Herzog von Orleans, wird König, Bürgerkönig, genauer König der Großbourgeoisie. »Von jetzt an werden in Frankreich die Bankiers herrschen“, so sagte es treffend Lafitte, selbst ein Bankier. Eine soziale Kraft aber war in den letzten Julitagen des Jahres 1830 so profiliert, so entscheidend in Er scheinung getreten, daß die neuen Herrscher sie einfach nicht über sehen konnten: die Arbeiterklasse. „Wenn, wie es heute geschieht, eine Dynastie sich gründet auf den Hero ismus der Arbeiter, dann“ — so ver sprach es Minister Dupin — „muß die Dynastie auch etwas für das Wohl dieser heroischen Arbeiter tun.“ Demagogische Worte! Das aber ge schah dann ein reichliches Jahr spä ter in Wirklichkeit. Am 21. November 1831 erhoben sich die Seidenweber von Lyon in einem großen Aufstand spontan ge gen die unerträglich gewordene ka pitalistische Ausbeutung. „Arbeitend leben oder kämpfend sterben!“ schrie ben sie auf ihre Fahnen. Am 23. No vember ist die Stadt in den Händen der Arbeiter. Zehn Tage brauchen die Truppen der Regierung Louis Philippes — 20 000 Mann mit 50 Ka nonen —, um die heldenmütig kämp fenden Arbeiter von Lyon niederzu werfen. Trotz der Niederlage rief der Lyoner Seidenweberaufstand, die ser historische Vorläufer der Pariser Kommune von 1871 — wie ein Jahr vorher die Julirevolution —, in ganz Frankreich und in zahlreichen ande ren europäischen Ländern einen un geheuren Eindruck hervor, ermutigte die Unterdrückten zu neuen Kamp- r. Ein „Geheimnis“ wird enthüllt Kaukasus noch in den tatarischen Steppen, sie hausen in den Vororten unserer Fabrikstädte ... Die Mittelklasse (im Unterschied zum Adel und zu den Arbeitern die Bourgeoisie — A. H.) muß sich der Lage der Dinge völlig bewußt wer den ...“ Ordnung darstellt. Daß sie dabei ihre Ordnung als die Gesellschaft über haupt ansahen, die es vor dem Un tergang zu retten gelte, daß sie da bei die unterdrückte Klasse mit ab wertenden Attributen belegten, die ses Verfahren teilen sie mit allen Ideologen reaktionärer Ausbeuter klassen bis in die Gegenwart. Zugleich eine allgemeine Strate gie gegenüber der Arbeiterklasse formulierend, heißt es in dem Blatt weiter: „Sie (die Bourgeoisie — A.H.) muß mit Sorgfalt zugleich vermeiden hereinzufallen oder sich grausam und tyrannisch zu zeigen. Nicht „grausam und tyrannisch" gegen Arbeiter Bemerkenswert, weil aktuell (!), sind auch die Empfehlungen, die sie für eine allgemeine Strategie der Bourgeoisie gegenüber der Arbeiter klasse zur Erhaltung der bestehen den Ordnung geben. Hereinfallen sagen wir, und sie täte das, wenn sie die proletarische Flut in die Regierung, in unsere Ge meindeinstitutionen, in die Wahl körper eintreten ließe, in all das, was den Staat ausmacht ... Sich nicht „grausam und tyran nisch“ zu verhalten, das orientiert — neben der Anwendung brutaler Es war weithin sichtbar geworden, daß eine neue Klasse, das Proletariat, die Arena des Weltgeschehens betre ten hatte. Und darin bestand auch die weltweite historische Bedeutung dieser ersten großen selbständigen Klassenschlacht des Proletariats. Niemand hatte das zunächst besser erkannt als die kapitalistische Bourgeoisie selbst. „Journal des Debats“, die Zeitung des rechten Flügels der französischen Großbourgeoisie, schrieb in ihrer Ausgabe vom 8. Dezember 1831: „Der Lyoner Aufruhr hat ein schwerwie gendes Geheimnis aufgedeckt, das Geheimnis des Kampfes, der inner halb der Gesellschaft zwischen der Klasse der Besitzenden und der Klasse der Besitzlosen stattfindet. Die Barbaren, die die Gesellschaft bedrohen, befinden sich weder im Es handelt sich nicht um die Re publik, nicht um die Monarchie, es handelt sich um die Rettung der Ge sellschaft.“ Damit hatte die Bourgeoisie — von ihrem Standpunkt aus, zu ihrer Selbstverständigung — eine Frage von weltgeschichtlicher Bedeutung völlig richtig aufgeworfen: die Frage nach Aufgabe, Rolle und Zukunft der Arbeiterklasse in der weiteren geschichtlichen Entwicklung, die Frage nach der historischen Mission der Arbeiterklasse. Die Autoren des „Journal des Debats“ hatten die Arbeiterklasse als eine revolutionäre Klasse erkannt, die eine Gefahr für die Existenz ihrer, der bürgerlich-kapitalistischen Gewalt wie eben in Lyon — auf eine Linie, die den Charakter der kapitalistischen Gesellschaft ver hüllen und durch eventuelle Zuge ständnisse an die Arbeiter den Klas- senkampf dämpfen soll. Viel wichtiger aber war den Auto ren des „Journal des Debats“, die revolutionäre Arbeiterklasse auf keinen Fall an all das heranzulassen, „was den Staat ausmacht“. Keine Mitbestimmung der Arbeiter in Staat und Gesellschaft, keinen Anteil an der Ausübung der Macht, darin zeigte sich schon sehr früh das anti demokratische Wesen der Groß bourgeoisie, aber auch die Erkennt nis, daß die Frage des Staates und der Macht die wichtigste, die ent scheidende Frage im Klassenkampf Natürlich beschäftigten sich nicht nur die Ideologen der damaligen reaktionären Großbourgeoisie vom Schlage der Autoren des „Journal des Dbats“ mit diesem historisch neuen Phänomen, der werdenden modernen Arbeiterklasse. Hervorragende Denker, aus den damals herrschenden Klassen stam mend, wie der Graf Claude-Henri de Saint-Simon, der Kaufmannssohn Francois-Marie-Charles Fourier in Frankreich sowie der Baumwoll fabrikant Robert Owen in England unterzogen die kapitalistischen Ver hältnisse einer vielseitigen und tref fenden Kritik, entwarfen das Bild einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, zeichneten ein in vielem die reale Entwicklung vor wegnehmendes Bild des Sozialismus. Über einen von ihnen schrieb Heinrich Heine in einem Bericht für die Augsburger „Allgemeine Zei tung“ : und wie oft sah ich ihn in seinem grauen, abgeschabten Rock längs den Pfeilern des Palais Royal hastig dahinschreiten, die beiden Rocktaschen schwer belastet, so daß aus der einen der Hals einer Flasche und aus der anderen ein langes Brot hervorguckten. Einer meiner Freun de, der ihn mir zuerst zeigte, machte mich aufmerksam auf die Dürftig keit des Mannes ...“ Es war der alte Charles Fourier. Durch seine eigenen Erfahrungen als ehemaliger Groß kaufmann und Handlungsreisender war er zu einem der schärfsten und genialsten Kritiker der kapitalisti schen Verhältnisse geworden. Die Hauptursache für alle sozialen Ge brechen dieser „verkehrten Welt“, wie er sie nennt, in der sich die In teressen der Gesellschaftsmitglieder feindlich gegenüberstehen, sieht er in der Planlosigkeit und Anarchie der kapitalistischen Produktion. In einer gesellschaftlich betriebenen, planmäßig organisierten und geleite ten Produktion sieht Fourier die Grundlage für eine Ordnung, in der die persönlichen und gesellschaft lichen Interessen der Menschen übereinstimmen, in der alle Men schen ihre Fähigkeiten und Talente voll entwickeln können. Aber, wie auch Saint-Simon und Owen, erkannte er in der Arbeiter klasse noch nicht jene gesellschaft liche Kraft, die auf revolutionärem Wege jene neue, sozialistische Ord nung errichten und entwickeln wird, sondern eine leidende Klasse, der inan helfen muß. Mit Hilfe von etwa 4000 reichen Leuten Europas — an die er sich in zahlreichen Denkschriften und Briefen wandte — wollte er durch Gründung sogenannter Phalanste- rien, Produktionsgemeinschaften, Bei spiel schaffen, um auf nichtrevolu tionärem Wege die kapitalistische in die sozialistische Gesellschaft um zuwandeln. In der Illusion, die neue Gesell schaft auf nichtrevolutionärem Wege mit Hilfe der herrschenden Klasse erreichen zu können, im Nichtver- stehen der historischen Mission der Arbeiterklasse als Schöpfer der neuen Gesellschaft liegt es haupt sächlich begründet, daß die sozia listischen Auffassungen Fouriers, Saint-Simons und Owens notwendi gerweise utopisch bleiben mußten. Dipl.-Historiker Alfred Hupfer Sektion für Marxismus-Leni nismus System der marxistisch* leninistischen Bildung Der VII. Parteitag der Soziali stischen Einheitspartei Deutsch lands und besonders die vergan genen Tagungen des ZK der SED machten nacnaruckiich daraut auf merksam, daß die neuen, großen vor uns stehenden Aufgaben bei der weiteren Gestaltung des ent wickelten gesellschaftlichen Sy stems des Sozialismus und der Meisterung der wissenschaftlich- technischen Revolution, im Kampf gegen imperialistische Ideologie und gegen revisioni stische Auffassungen weitaus höhere Anforderungen an die marxistisch-leninistische Bildung eines jeden von uns stellen. Im Beschluß des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Repu blik vom 3. April 1969 wurde da her „die systematische Verbrei tung und Vertiefung der Er kenntnisse des Marxismus-Leni nismus, das gründliche Studium der politisch-ideologischen Grund fragen unserer Zeit“ für alle Hochschulangehörigen zu einer Frage von „erstrangiger Bedeu tung“ deklariert. Um dieser Auf gabenstellung zu entsprechen, ist eine neue Qualität der marxi stisch-leninistischen Aus- und Weiterbildung an den Universi täten und Hochschulen erforder lich. Aus diesem Grunde wurden an unserer Hochschule die einzel nen Teilbereiche der marxistisch- leninistischen Aus- und Weiter bildung für das Studienjahr 1969/70 und darüber hinaus bis 1975 erstmalig zu einem in sich geschlossenen und mit anderen Bereichen organisch verbundenen System zusammengefaßt, das in seinen vielfältigen differenzierten Formen alle Hochschulangehöri gen erfaßt. Die Basis dieses Systems, das den Keim und die Grundlage der sozialistischen Erzienung und des Gesamtsystems der Aus- und Weiterbildung an der Hochschule darstellt, bildet das marxistisch- leninistische Grundlagenstudium der Studenten. In einem vierjäh rigen Zyklus studieren diese ent sprechend der inneren Logik des Marxismus-Leninismus in zeit licher Nacheinanderfolge die Grundkurse dialektischen und historischen Materialismus. Poli tische Ökonomie des Sozialismus sowie einige spezielle Probleme des westdeutschen staatsmonopo listischen Kapitalismus, den Grundkurs wissenschiaftlichen So zialismus sowie Grundlehren der Geschichte der deutschen und der internationalen Arbeiterbewe gung. Die nächsthöhere Form der marxistisch-leninistischen Aus- und Weiterbildung stellt das Dok torandenseminar dar. In einem zweijährigen Lehrgang werden von den Forschungsstudenten, Assistenten und Aspiranten aus gewählte weltanschaulich-philo sophische und politisch-ökono mische Grundfragen studiert werden. Entsprechend der Idee des wissenschaftlich-produktiven Studiums kommt hier wie auch in allen anderen Formen der marxistisch-leninistischen Aus- und Weiterbildung dem Selbst studium der Werke der Klassiker des Marxismus-Leninismus, Par teibeschlüsse und neuester gesell schaftswissenschaftlicher Litera tur der entscheidende Platz zu. Über die Teilnahme am Seminar hinaus ist der Doktorand berech tigt, seine vertieften Kenntnisse im Fach Marxismus-Leninismus auch in anderer Form nachzuwei sen, sei es als Zirkelleiter im Grundstudium, im Parteilehrjahr und FDJ-Schuljahr, oder als Zir kelleiter im gesellschaftswissen schaftlichen Bereich außerhalb unserer Hochschule, sei es durch seine direkte Teilnahme an For schungsvorhaben der Sektion Marxismus-Leninismus. Ein weiteres Glied des Systems der marxistisch-leninistischen Aus- und Weiterbildung sind Großveranstaltungen für alle Hochschulangehörigen, die alle zwei Monate durchgeführt wer den. Alle Hochschullehrer, leitenden Angestellten und wissenschart- lichen Mitarbeiter, soweit sie nicht Hörer der marxistisch-leni nistischen Abendschule bzw. Teil nehmer des Doktorandenseminars sind, haben die Möglichkeit, sich in einem Kurssystem auf Sek tionsebene im Laufe eines fünf jährigen Zyklus vertiefte Kennt nisse des Marxismus-Leninismus anzueignen. Aus Anlaß des 100. Geburtstages des Begründers des Sowjetstaates werden im er sten Jahreskurs 1969/70 ausge wählte aktuelle Probleme des Le ninismus studiert werden. Probleme der Sozialismustheo rie, der Politischen Ökonomie des Sozialismus, des staatsmonopoli stischen Kapitalismus, der deut schen und der internationalen Ar beiterbewegung bilden den Inhalt der folgenden Jahreskurse. Um die Möglichkeit zu nutzen, stets die neuesten Probleme unmittel bar in den Sektionskolloquien studieren zu können, sind Veran staltungen eingeplant, die direkt aktuellen Geschehnissen Vorbe halten bleiben. Für Hochschullehrer und wis senschaftliche Mitarbeiter, die be reits über tiefere Kenntnisse des Marxismus-Leninismus verfügen, werden im Hochschulrahmen je ein Zirkel zu Grundfragen der marxistisch-leninistischen Mili tärpolitik und der Organisations- und Leitungswissenschaften durchgeführt. Das Kernstück des Systems der marxistisch-leninistischen Aus- und Weiterbildung ist die marxi stisch-leninistische Abendschule für Hochschullehrer und leitende Kader der Hochschule. Ein Kurs an ihr dauert in der Regel in fünfjährigem Turnus ein Jahr. Das Parteilehrjahr ist integrie render Bestandteil des dargestell ten Systems. Gesonderte Veran staltungen werden daher nur für die Arbeiter und Angestellten un serer Hochschule durchgeführt, die nicht in den bisher geschilder ten Formen erfaßt sind. Gleichfalls eingeschlossen in das System der marxistisch-lenini stischen Aus- und Weiterbildung sind FDJ-Schuljahr und die Ge werkschaftsschulung. Aufgabe aller Beteiligten wird es sein, einen Beitrag zu leisten, die Persönlichkeit der soziali stischen Wissenschaftler unserer Gegenwart zu formen, die fähig und willens sind, ihr hohes Wis sen und Können überall und jederzeit bewußt in den Dienst der- sozialistischen Gemeinschaft zu stellen. Dr. Aribert Kraus IlllIllIIIII IIllIIIIIIIIIlillllllllllllllllllllIlilIIllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIU ,Vom Lebens mittel- krawall Vor 50 Jahren: Generalstreik in Chemnitz ... zur politischen Aktion" Das ist die Überschrift eines Arti kels, der zwei Drittel der Titelseite des „Kämpfer“, dem Bezirksorgan der KPD Chemnitz/Erzgebirge, vom 9. August 1919 füllt. Die Partei zieht darin das Fazit aus den Ereignissen der vorangegangenen Tage in Chem nitz. Seit Anfang 1919 verfolgte die reaktionäre deutsche Bourgeoisie die Taktik, die revolutionären Arbeiter in den Städten und Industriezentren nacheinander zu provozieren, um sie in isolierten Kämpfen nieder schlagen zu können. Im Sommer 1919 begannen die Unternehmer, unter stützt von den reaktionären Behör den, in Chemnitz die Lebensmittel- preise in die Höhe zu treiben und die Versorgung mit Grundnahrungs mitteln zu sabotieren. Ziel der Reak tion war, die hungernden Arbeiterin nen und Arbeiter, die die Notlage ihrer Familien beseitigen Wollten, zu spontanen Aktionen auf die Straße zu treiben. Auf diese Weise sollte in Chemnitz, einem der revolutionärsten Zentren der deutschen Arbeiterbewegung, ein Schlag der Konterrevolution geführt werden, noch ehe sich — wie im Fe bruar 1919 in Bremen und danach in Berlin, Hamburg, im Ruhrgebiet, in verschiedenen mitteldeutschen Städten und schließlich im April in München — die Arbeiter zu macht vollen Kampfaktionen um die Räte macht organisiert erheben konnten. „Laßt Euch nicht irreführen!" Die Leitung der Chemnitzer KPD hatte unmittelbar nach dem Schei tern der Novemberrevolution rich tige Schlußfolgerungen aus den ver änderten Kampfbedingungen gezo gen. Sie erkannte, daß der Kampf nicht unmittelbar um die Errichtung der Diktatur des Proletariats ge führt werden konnte. Die Partei sah ihre wichtigste Aufgabe jetzt darin, feste Verbindungen mit den Massen zu schaffen. Sie bemühte sich, in den großen Massenorganisationen, vor allem in den Gewerkschaften, wirk sam zu werden und die Arbeiter von Mit diesem Beitrag geben U'ir einen weiteren Einblick in Er gebnisse Wissenschaf tlich-produk- tiren Studiums der marxistisch- leninistischen Grundwissenschaf ten durch Studenten unserer Hochschule. Wir veröffentlichen Auszüge aus einer Arbeit der Studenten Rainer Arnhold und Peter Fritzsch (FDJ-Gruppe 68/1), ange fertigt im Rahmen des Studiums der Geschichte der deutschen Ar beiterbewegung als Zuarbeit für eine Kollektivdarstellung der Kämpfe der Chemnitzer Arbeiter vor und während des Kapp-Put sches. (Bearbeitet von Dr. phil, Hans Münch) opportunistischem Einfluß zu be freien. Genauso wichtig war der Kampf der KPD gegen den verderb lichen Einfluß der rechten Kräfte von SPD und USPD. Als, beginnend im Juli 1919, Le bensmitteldemonstrationen in Chem nitz stattfanden, warnte die KPD- Ortsgruppe die Arbeiter. Sie sah, daß diese durchaus verständlichen Aktio nen der hungernden Bevölkerung in Chemnitz der Konterrevolution ge rade recht sein mußten, um Anlässe zum Eingreifen und damit zum An griff auf die in der Novemberrevolu tion erzwungenen demokratischen Rechte und Freiheiten der Arbeiter mit allen Mitteln zu suchen. Deshalb hieß es in einem Aufruf der KPD vom 17. Juli 1919: „Laßt Euch nicht irreführen!“ Doch die Reaktion gab keine Ruhe und brachte Anfang August durch völlige Desorganisa tion der Versorgung, unterstützt durch lancierte Gerüchte über Le bensmittelhortungen in „jüdischen Geschäften“ sowie durch Preiserhö hungen, die empörten Massen auf die Straße. Am 7. und 8. August 1919 erreichten die „Lebensmitteldemon strationen“ ihren Höhepunkt. Nachdem sich am Nachmittag des 7, August Tausende Werktätige auf dem Königsplatz versammelt hatten, schlug die Reaktion zu. Nach Einsatz einer Abteilung Bereitschaftspolizei gegen die Demonstranten vor dem Rathaus verhängten die Militär behörden den verschärften Belage rungszustand über Chemnitz. Die organisierte Arbeiterschaft nahm die Herausforderung an. Die Mehrheit der Arbeiter in den Chem nitzer Betrieben erwartete jetzt von der KPD Taten gegen den Reichs wehrterror. In dieser komplizierten und veränderten Situation stellte sich die Partei an die Spitze der Be wegung. Aus Vertretern der KPD, SPD und USPD bildete sich ein Aktionsausschuß, die sogenannte „13er-Kommission“,die die Forderun gen der Arbeiter in Verhandlungen mit dem Rat der Stadt vertrat; näm lich die Lösung der Lebensmittel frage, die Aufhebung des Belage rungszustandes. die Kasernierung der Truppen und Pressefreiheit. wenn dein starker Arm es will!" Noch vor Beendigung dieser Ver handlungen wurden Reichswehr truppen nach Chemnitz geschickt. Die auf dem ehemaligen Königsplatz versammelten Arbeiter stürmten spontan zum Hauptbahnhof, ent waffneten teilweise die Angreifer, und es gelang ihnen, die Truppen aus der Stadt zu drängen und die Kon trolle über Chemnitz zu erlangen. Der feige Angriff der Noske-Reichs wehr kostete der friedlich ver sammelten Arbeiterschaft 18 Tote und zahlreiche Verletzte. Angesichts dieser Bluttat sahen sich die örtlichen Führungen der SPD und USPD zur Aktionseinheit mit der KPD gezwungen. Die Arbeiter klasse war Herr der Lage. Die Mili tärs wagten keinen neuen Angriff, solange die Chemnitzer Arbeiter schaft einig handelte. Am 11. August zerbrach auf Be treiben der sozialdemokratischen Führung die Aktionseinheit der Ar beiterklasse. In einer Vertrauens leutevollversammlung lehnten die Sozialdemokraten die Fortsetzung des Generalstreiks ab. Gestützt auf halbe, unverbindliche Versprechun gen der Regierung, sprachen sie sich auch auf einem von der SPD ge druckten Flugblatt gegen den Gene ralstreik aus. Diese Haltung ermun terte die reaktionären Kräfte zu neuem Vorgehen gegen die Arbeiter, zu Terror und vor allem zu ver stärkter Kommunistenverfolgung. Am 23. August 1919 wurde der „Kämpfer“ verboten, mit dem die KPD während der Augustereignisse eine enorme Aufklärungsarbeit lei stete. Zum Zeitpunkt der Augustkämpfe 1919 in Chemnitz war die KPD ge rade ein halbes Jahr alt. Ihre Hal tung und ihr Handeln jedoch be rechtigten zu der Feststellung, daß allein die junge Kommunistische Partei auf Grund der richtigen Ein schätzung der politischen Lage und des Klassenkräfteverhältnisses die Massen im Kampf gegen Militaris mus und Konterrevolution zu füh- rn vermochte. Die Partei war es, die am bedachtesten an die Aufga ben heranging, die immer wieder versuchte, leichtsinnige und gefähr liche Schritte zu verhindern, die bis zuletzt die Aktionseinheit aller Ar beiter aufrechtzuhalten suchte und die schließlich, nach dem Verrat der Rechtsopportunisten, beim Ein marsch der Reichswehr am 19. August 1919 die Werktätigen zur Ruhe und Disziplin aufrief, um sinn loses Blutvergießen zu vermeiden. A/85
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