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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-196900000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770833978-19690000
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitschrift
Hochschulspiegel
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Band
Band 1969
-
- Ausgabe Nr. 1, 28. Januar -
- Ausgabe Nr. 2, 18. Februar -
- Ausgabe Nr. 3, 28. Februar -
- Ausgabe Nr. 4, März -
- Ausgabe Nr. 5, April -
- Ausgabe Nr. [6], April -
- Ausgabe Nr. 7, Mai -
- Ausgabe Nr. 8, Mai -
- Ausgabe Nr. 9/10, Juni -
- Ausgabe Nr. 11, Juli -
- Ausgabe Nr. 12, August -
- Ausgabe Nr. 13, September -
- Ausgabe Nr. 14, September -
- Ausgabe Nr. 15, Oktober -
- Ausgabe Nr. 16, Oktober -
- Ausgabe Nr. 17, November -
- Ausgabe Nr. 18/19, November -
- Ausgabe Nr. 20, Dezember -
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Band 1969
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- Hochschulspiegel
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Gemeinsame Verantwortung von Industrie und Hochschule verstärken Konzentration in Forschung und Lehre durch Kooperationsverträge mit den Schwerpunkt-VVB Im Entwurf des Staatsrats beschlusses über die Weiterführung der Hochschulreform, an dessen Aus arbeitung ich als Mitglied der hier für eingesetzten Kommission beteiligt war, wird an mehreren Stellen die gemeinsame Verantwortung der In dustrie und des Hochschulwesens bei der Weiterentwicklung, der Planung und Leitung der Forschung, Aus- und Weiterbildung an den Hochschulen hervorgehoben. Dabei geht es darum, die For schungsarbeit an den Hochschulen auf die Erzielung von Spitzenleistungen in strukturbestimmenden Zweigen der Volkswirtschaft zu orientieren, durch eine forschungsbezogene Lehre die Studenten frühzeitig und' in schöpferischer Mitarbeit auf ihren späteren Einsatz vorzubereiten und die in der Weiterbildung erfaßten Kader der Hochschulen und der In dustrie mit den neuesten Erkennt nissen der Wissenschaft vertraut zu machen. Diese umfangreichen Aufgaben können von den Hochschulangehöri gen nicht allein gelöst werden, son dern die Ministerien, WB, Kombi nate und Großbetriebe erhalten eine große Mitverantwortlichkeit bei der Planung und Leitung der Hochschu len. Speziell für die Technische Hoch schule Karl-Marx-Stadt ergibt sich, entsprechend der Profilierung, eine ganz enge Bindung an wenige Schwerpunktbereiche der beiden Industrieministerien Elektrotechnik/ Elektronik sowie Verarbeitungs maschinen- und Fahrzeugbau. Im Gesellschaftlichen Rat unserer Hochschule sind maßgebliche Vertre ter der Industrieministerien und eini ¬ ger zugehöriger WB und Groß betriebe vertreten. In diesen Gremien werden künftig alle grundlegenden Entscheidungen über die Entwicklung der Hochschule abgestimmt. Darüber hinaus wurden mit den Schwerpunkt-VVB Kooperationsver träge abgeschlossen, die eine Konzen tration aller Leistungen in Forschung und Lehre auf die Bedürfnisse dieser Industriepartner vorsehen. Aus gehend von diesen guten Anfängen, kommt es jetzt darauf an, die gemein same Verantwortung von Industrie und Hochschulwesen bei der Weiter führung der Hochschulreform zu ver stärken. Durch Aufbau einer moder nen Wissenschaftsorganisation gilt es, eine umfassende wechselseitige Ko ordinierung bei allen prognostischen Arbeiten und bei der Planung und Leitung von Forschung und Lehre zu sichern. Aus meiner Erfahrung als Prorek- Am 4. Februar 1969 fand in den Räumen der WB Textima die Re chenschaftslegung zum Jahresarbeits plan 1968 zur Koordinierungsverein barung zwischen der TH Karl-Marx- Stadt und der WB Textima statt. An der Besprechung nahmen die Lei tung der TH und der WB sowie ver antwortliche Mitarbeiter aus der In- tor für Prognose und Wissenschafts- entwicklung halte ich besonders die Lösung folgender Probleme für vor dringlich: • Ständige und sorgfältige Abstim mung der Prognosen der Technischen Hochschule mit denen unserer Indu striepartner. Das Ziel muß darin be stehen, die Leistungen der TH auf das engste mit den Bedürfnissen der Industriepartner abzustimmen. • Dabei kommt es besonders auf eine noch stärkere Profilierung und den sinnvollen Einbau der Hochschul forschung in die sozialistische Groß forschung an. • Bei der inhaltlichen Neugestaltung der Lehrpläne und Lehrmethoden sind die Erfahrungen der Praxis um fassend auszuwerten, wozu eine ver stärkte Mitarbeit der Industriepart ner an den Beratungen über Lehr- düstrie und von der Sektion Verar beitungstechnik der TH (Leitsektion) teil. Neben der Rechenschaftslegung über die Arbeiten des Jahres 1968 wurden die Ziele für das Jahr 1969 abgesteckt. Mittelpunkt aller Diskussionen war der Entwurf des Staatsratsbeschlus ses über die Weiterführung der pläne und Lehrmethoden erforderlich ist. • Die Zahlen der im Studium auszu bildenden Kader (einschließlich Di rekt- und Fernstudenten) sind ver traglich mit den Industriepartnern zu binden. Die Studenten müssen früh zeitig über ihr späteres Einsatzgebiet informiert werden, damit sie schon In der Forschungstätigkeit an der Hoch schule entsprechende Probleme bear beiten können. • Beim Aufbau eines umfassenden Ssytems der Weiterbildung ist eine enge Zusammenarbeit sowohl durch Benennung von Lehrkräften aus In dustrie und Hochschulwesen als auch bei der inhaltlichen Gestaltung der Weiterbildung und bei der Auswahl der weiterzubildenden Kader not wendig. Prof. Dr. Weißmantel, Prorektor für Prognose und Wissenschaftsentwicklung . Axg 3. Hochschulreform und die sowohl der TH als auch der WB Textima daraus erwachsenden Aufgaben. Der Jahresarbeitsplan 1969 zur Ko ordinierungsvereinbarung zwischen TH Karl-Marx-Stadt und WB Tex tima wird zur Leipziger Frühjahrs messe auf dem Stand der WB Tex tima unterzeichnet. Dipl.-Ing. Köhler Koordinierungsvereinbarung mit der WB Textima konkretisiert Um die Lehrerpersönlichkeit von morgen Neukonzipierung des Polytechnik-Studiums Im Kähmen der Diskussion über die Weiterführung der 3. Hochschul reform, die insbesondere durch den Entwurf des Beschlusses des Staats rates der DDR vor allem auf inhalt liche Fragen konzentriert wird, fand am 3. Februar 1969 eine Vollver sammlung der Sektion Erziehungs wissenschaften und Fremdsprachen statt, die als Anleitung und Grund legung für die Diskussion des Be schlußentwurfes diente. Als gegenwärtige zentrale Aufgabe — nachdem sich die Sektion gefestigt hat — bezeichnete der Sektionsdirek tor, Prof. Dr. Müller, die Überarbei tung bzw. Neükonzipierung des Fach lehrerstudiums für Polytechnik an der TH Karl-Marx-Stadt; denn unser aller Streben in Forschung und Lehre muß unseren Studenten gelten, den sozialistischen Lehrerpersönlichkei- ten von morgen! Auf der Basis und mit Hilfe der marxistisch-leninistischen Aus- und Weiterbildung sind folgende Auf gaben zügig und koordiniert zu rea lisieren: Entwicklung eines Studienführers, der dem Studenten übersichtlich die Konturen für den Ablauf des Stu diums vorzeichnet (Ziel der Diszipli nen, zum Beispiel Pädagogik, Sport; Lage und zeitliche Ausdehnung im Studium). — Überarbeitung der Lehrveran staltungen und schließlich die Aus arbeitung von Ausbildungskonzep tionen (Studienprogramme), in denen das Ziel und die Aufgabenstellung je der einzelnen Lehrveranstaltung klar angegeben wird (einschließlich Dis position sowie Hinweisen für Pflicht- und Zusatzliteratur). — Aufbau eines durchgängigen Sy stems für das wissenschaftlich-pro duktive Studium (unter besonderer Berücksichtigung der FDJ-Objekte Ferienlager Claußdorf und Studen tenbrigade Plauen) — Erarbeitung von Erziehungs- und Forschungsplänen der Sektion auf der Grundlage der immer besseren mar xistisch - leninistischen Ausbildung und klassenmäßigen Erziehung aller Studenten. Dabei vernachlässigt die Sektion als strukturbestimmende Einrichtung für die Erziehungswissenschaften an der TH Karl-Marx-Stadt ihre Bedien funktion nicht: Ausbildung der Leh rerstudenten anderer Sektionen in den Disziplinen Pädagogik und Päda gogische Psychologie, Ausbildung al ler Studenten unserer TH in Fremd sprachen und im Sport. Wie auf der Tagung des Rates der Sektion am 4. Februar 1969 Ober studienrat Kreibich, Direktor des Päd agogischen Bezirkskabinetts für Weiterbildung Karl-Marx-Stadt, be tonte, setzen die Organe der Volksbil dung und der Berufsbildung große Erwartungen in die einschlägig strukturbestimmende Sektion des Bezirkes; denn nicht umsonst heißt es im Entwurf des Staatsratsbeschlusses hierzu: „Die Weiterbildung ist objek- tiv zu einem wesentlichen Bestandteil der Berufsentwicklung jedes Hoch- schulabsolventen geworden“, und: „Die... Sektionen wirken an der langfristigen Weiterbildung von Hoch- und Fachschulkadern in Wis senschaft und Praxis mit“. Als Aufgabe, auf die mit besonde rem Nachdruck in dem Beschluß material hingewiesen wird, kommt notwendig die Frage der hochschul- pädagogischen (Aus-)Bildung aller Lehrbeauftragten der Hochschule auf die Sektion zu. Hier wird aber die Hochschulleitung in angemessener Weise die Sektion unterstützen müs sen. Es wird deutlich: Die Hochschul- reform verlangt auch von der Sektion Erziehungswissenschaften und Fremdsprachen Höchstleistungen. Da zu gehören — ausgehend von der Ein heit von Forschung, Lehre und Er ziehung — die Bestimmung von Bil- dungs- und Erziehungszielen sowie das Durchdenken des Problems der Verbesserung des Lernens und Leh rens, und zwar im eigenen Sektions bereich und auch darüber hinaus. Es geht um qualifizierte Kader für un sere sozialistische Praxis! Dr. K.-H. Reiners Zum Parteilehrjahr Selbständiges Studieren - Grundlage guter Erfolge „Wie sind die Genossinnen und lung der Erfolg des Parteilehr- Genossen mit der Theorie des Marxismus-Leninismus und der Politik der Partei gründlich ver traut zu machen und zu befähi gen, klassenmäßig und offensiv zu argumentieren und auf alle Fragen eine parteiliche und über zeugende Antwort zu geben?“ Diese Frage stellte Genosse Walter Ulbricht in seinem „ND“- Interview als eine derjenigen heraus, die bei der Vorbereitung und Durchführung der Partei wahlen von den Grundorganisa tionen beantwortet werden soll ten. Er unterstrich damit die große Bedeutung der systemati schen marxistisch - leninistischen Bildung aller Parteimitglieder durch das Parteilehrjahr, das seit anderthalb Jahrzehnt einen festen Platz im Leben unserer Partei einnimmt. Wie hat sich in der Parateiorga- nisation unserer Hochschule das Parteilehrjahr 1968/69 entwickelt? Anstelle von drei Zirkeln im Lehrjahr 1967/68 wurden fünf Zirkel gebildet. Vier befassen sich mit der Geschichte der deut schen Arbeiterbewegung, und ein Zirkel behandelt Probleme der politischen Ökonomie des Sozia lismus. Diese Erweiterung war er forderlich, um das Studium effek tiver zu gestalten und auch den Interessen der Genossen mehr entgegenzukommen. Darüber hinaus wurde in diesem Lehrjahr von Anfang an den Grundorgani sationen in verstärktem Umfang die Verantwortung für die Durch führung der Zirkel übertragen. Die intensivere Vorbereitung des Lehrjahres und die weitere Verbesserung der Arbeit der Zir kelleiter wirkten sich vorteilhaft aus. Die Teilnehmer bereiten sich jetzt im allgemeinen besser vor und nehmen größeren Anteil an der Diskussion. Bereits die ersten drei Zirkelabende zeigten, daß die Wirksamkeit des Parteilehr jahres weiter erhöht werden konnte. Es gibt aber auch noch Män gel. Das betrifft vor allem die Re gelmäßigkeit der Teilnahme an den, Zirkeln und das Selbststu- ' dium. Beides sind notwendige Bedingungen, von deren Erfül- jahrs wesentlich abhängig ist. Jeder Genosse, der am Partei lehrjahr teilnimmt, sollte stets — eingedenk seiner Pflichten als Parteimitglied — zunächst selbst überlegen, ob diese oder jene Be gründung für ein Fernbleiben vom Zirkel wirklich gerechtfertigt ist. Andererseits haben auch die Lei tungen die Aufgabe, mit den Ge nossen über ihre regelmäßige Teilnahme zu sprechen. Dabei muß es das Ziel sein, bei jedem Klar heit darüber zu schaffen, daß von der ständigen Erweiterung und Vertiefung auch seiner marxi stisch - leninistischen Kenntnisse die Wirksamkeit der politischen Arbeit unserer Parteiorganisa tion mit abhängt. Eine ebenso notwendige Vor aussetzung, wie die regelmäßige Teilnahme, ist für ein frucht bares Ergebnis des Parteilehr- jahrs das selbständige Studieren der vorgesehenen Literatur. In den Zirkeln zum Studium der Geschichte der deutschen Arbei terbewegung sind die Genossen dazu übergegangen, die Studien anleitung stärker als methodi sche Anleitung zu handhaben. Das hatte eine größere Aktivität der Teilnehmer in der Diskussion zur Folge, woraus zweifellos be stimmte Schlüsse zu ziehen sind. Das Durcharbeiten des achtbändi gen Geschichtswerkes innerhalb von drei Jahren ist durchaus möglich, 'wenn — eben anhand der Anleitung — den Genossen ge holfen wird, sich auf die wesent lichen Probleme schon im Selbst studium zu orientieren. Die Auf gabe besteht also vor allem dar in, den Zirkelteilnehmern noch besser methodisch zu helfen. Die kritische Einschätzung des Standes und der Entwicklung der marxistisch-leninistischen Bildung aller Genossen, die in Vorberei tung und Durchführung der Par teiwahlen in den Grundorganisa tionen vorgenommen werden muß, bietet die beste Gelegenheit, auch über solche Fragen zu sprechen und entsprechende Maßnahmen zu treffen, die sichern, daß das Parteilehrjahr 1968/69 in allen Zirkeln mit maximalem Erfolg zu Ende geführt wird. H. M. (IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIlllIIlIlIllilllllllItI | Studentinnen und Studenten, | Achtung! I Der Startschuß für die | FDJ-Studentenbrigaden 1969 | ist gefallen! I In unseren nächsten Ausgaben mehr | = =- iiunimIpiiipIIMI"IIIMIIIIMMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEIIIIIIIIIIIiII Im Hinter grund der „starke Mann" Eine Betrachtung zur Europa-Politik des Franz Josef Strauß Genau ein Jahr und einen Tag nach ihrer Neubildung ging am 27. Okto ber 1966 die Regierungskoalitation zwischen der CDU/CSU und der FDP in die Brüche. Nach heftigen Debat ten in der FDP-Fraktion über’ den tags zuvor verkündeten Kabinettsbe schluß zum Bundeshaushalt 1967 er klärten die vier Minister dieser Partei dem Erhard-Kabinett ihren Rücktritt. Die FDP hatte — im Gegensatz zur CDU/CSU — aus parteitaktischen Gründen eine Erhöhung der Steuer lasten zugunsten der Verbraucher ab gelehnt und eine Kürzung der Aus gaben für die Rüstung verlangt. Diese Ereignisse sind aber nur äußere Erscheinungen. Die wahren Ursachen liegen tiefer: Diese Krise und das Abdanken der Erhardregierung zeigten sich als Aus druck einer mehr und mehr in die Sackgasse geratenen westdeutschen Innen- und Außenpolitik. Die Erhard regierung wie auch die unter Ade nauer mußten gehen, weil sie die im Ergebnis des zweiten Weltkrieges entstandenen Realitäten nicht aner kannten und das völlig neue Kräfte verhältnis zugunsten des sozialisti- sehen Lagers und aller fortschritt- liehen, friedliebenden Kräfte der Welt ignorierten. Die DDR, der erste deutsche Frie densstaat, war trotz aller Spekula tionen, aller politischen Manöver, trotz massiven wjrtschaftlichen und ideo logischen rucks, trotz bedeutender ökonomischer Schädigungen in der Zeit der offenen Grenze mehr und mehr erstarkt und zu einem bedeu tenden politischen und ökonomischen Faktor herangewachsen. Bereits am 9. September 1966 stellte die in Düsseldorf erscheinende „Deutsche Volkszeitung“ fest: „Die eigentliche Ursache für den chaoti schen Zustand, in dem sich die Bun desrepublik befindet, ist weder das Versagen einiger Generale noch das genauso offenkundige Versagen des Verteidigungsministers, noch die Schwäche und Hilfslosigkeit des Bun deskanzlers. Es handelt sich hierbei lediglich um Symptome für den voll ständigen Zusammenbruch der CDU- Politik, einer Politik, die die Bundes republik außenpolitisch isoliert, die sie an den Rand einer wirtschaft lichen Katastrophe geführt, die sie zum Störenfried in Europa gemacht und die Spaltung Deutschlands ze mentiert hat.“ Als ob nichts gewesen sei In dieser Situation nun gibt Franz Josef Strauß nach vierjährigem Pau sieren — er war bekanntlich auf Grund seiner Skandalaffären selbst für das offizielle Bonn zeitweilig un tragbar geworden — wieder sein erstes Debüt auf der bundesdeut schen Regierungsbühne. Unter seiner Schirmherrschaft nominiert die CDU/ CSU-Bundestagsfraktion den ehe maligen Mitarbeiter im Goebbelschen Propagandaministerium, Kurt Georg Kiesinger, als ihren Mann zum Bun deskanzler. Im Gegensatz zur CDU/CSU, der Partei des Monopolkapitals, die zu dieser Zeit arg in der Klemme saß, hatte die SPD an Einfluß gewonnen. Eine SPD/FDP-Regierung lag im Be reich des Möglichen, wenn die SPD- Führer tatsächlich bereit gewesen wären, eine echte Alternative zur Politik der Hauptpartei des Monopol kapitals zu praktizieren. Also gab es für die Christdemokraten aus Bonn und München nur einen Ausweg, um aus der Krise herauszufinden und ihre aggressiven, volksfeindlichen, antinationalen Ziele doch — und so gar noch in verstärktem Umfang — zur Grundlage des Regierungspro gramms zu machen. Die Lösung sa hen und fanden sie in der sogenann ten großen Koalition, in der Regie rungsbildung mit der SPD. Sehr realistisch und nüchtern, schätzte der Vorsitzende des Staats rates der DDR und Erste Sekretär des Zentralkomitees der SED, Genosse Walter Ulbricht, die Bildung der Kiesinger-Strauß-Brandt-W ehner- Regierung als einen Rechtsruck in der Bonner Politik ein. Besonders kam es der CDU/CSU darauf an, mit Hilfe der SPD-Frak tion im Bundestag und der SPD- Minister in der Regierung solche unpopulären und volksfeindlichen Maßnahmen wie die Notstandsver fassung und -gesetzgebung, die so genannte „Finanzreform“ im Inter esse des Profits und der verstärkten imperialistischen Aggressionspolitik nach außen perfekt zu machen. Dadurch, so kalkuliert man seitens der christlich-demokratischen Dop pelfraktion ein, wird sich die SPD selbst zugrunde richten und den Weg frei macher. für den „starken Mann“ — Franz Josef Strauß. In einer Analyse vom 1. Dezember 1966 konstatiert die „Frankfurter Rundschau“: Die Vertreter der Mono pole haben nach wie vor das entschei dende Wort in der Regierung... „Vieles spricht dafür, daß Strauß, der ja nicht nur von Amts wegen eine Schlüsselfigur der Regierung ist, sei nen Einfluß weit über’ seinen Ressort hinaus geltend machen wird. Vieles spricht auch dafür, daß in dieser Re gierung die CDU/CSU-Minister Lücke, Strauß und Schröder am läy- geren Hebelarm sitzen als Brandt und Wehner.“ Wem nützt dieser „Entwurf"? Fast auf den Tag genau vier Jahre nach seinem Rausschmiß aus dem Bonner Kabinett wird Strauß am 30. November 1966 wieder Bonner Minister, Finanzminister. Die Monopole blasen zum Sturm angriff auf die letzten Reste bürger licher Freiheit. Sie haben in Strauß den Mann gefunden, der als ihr will fähriges Werkzeug ihre Interessen in den Auseinandersetzungen mit den demokratischen Kräften West deutschlands sachkundig vertreten wird. Auch sonst ist Strauß der Mann der führendsten Vertreter des west deutschen Finanzkapitals. Er hält für die Durchführung ihrer Politik ein bis ins Detail durchdachtes außenpoliti sches Programm bereit. Den Extrakt dieses Programms bildet Strauß' kurz vor seiner Übernahme des Minister postens in der Überarbeitung er schienenes Buch „Entwurf für Europa“. Darin propagiert der „starke“, oder, sagen wir zunächst noch halbstarke Mann, seine Gedanken für eine europäische „Neuordnung“. Strauß erkennt sehr wohl: Die bis herige Bonner „Wiedervereinigungs politik“ hat ihre Erfinder kein Stück vorwärtsgebracht. Sie zerschellte an der klaren Haltung des sozialistischen Lagers und an der wachsenden Stärke der Deutschen Demokratischen Repu blik. Strauß will deshalb Europa zu nächst „neuordnen“, um mittels die ser „modernen“ Spielart Bonner Außenpolitik doch noch eine Verän derung des internationalen (vor allem aber des europäischen) Kräfte verhältnisses zugunsten des west deutschen Imperialismus herbeizu führen. Europa vom Atlantik bis zum Bug Wie soll nun dieses Europa aus sehen? Strauß auf Seite 83 des „Entwurfs“: Es soll ein Europa sein, „das vom Atlantik bis zum Bug und zum Schwarzen Meer reicht.“ Auch die nächsten Sätze charak terisieren die Absichten des Verfas sers, deutlich: „ .. jede zukünftige Union Europas muß auf dem Allein vertretungsanspruch der Bundesrepu blik Deutschland bestehen und es aktiv verfechten.“ Und „diese .Euro päisierung der deutschen Frage' er- fordert aber, daß die Forderung der Deutschen nach Wiedervereinigung ihres geteilten Landes von der euro päischen Gemeinschaft voll über nommen und vertreten wird“. Was die Frage der „Wiedervereini gung“ aus Straußscher Sicht an belangt, so hat er die Vorstellung, daß dem die Bildung einer west europäischen politischen Union oder Konföderation, an der möglichst alle EWG-Mitgliedsstaaten beteiligt sind, (Fortsetzung auf Seite 4) A/(64
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