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HOCHSCHULSPIEGEL ORGAN DER SED-PARTEILEITUNG DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE KARL-MARX-STADT Nr. 7 April 1970 Preis 10 Pfennig In dieser Ausgabe: Seite 3: Arbeitszeitanalyse mit wichtigen Aussagen Seite 4: Anforderungen an ein Jugendobjekt überzeugender Beweis des Vertrauens zu unserem sozialistischen Stunt Die FDJ-Redaktion berichtet über den Verlauf der Wahlen zu den örtlichen Volksvertretungen an unserer Hochschule gelöst und stehen geschlossen hinter un serer Regierung.“ Mehrere Wahllokale waren im In ternatskomplex unserer Hochschule ausschließlich für Studenten einge richtet worden. Deshalb hatte die FDJ-Redaktion beschlossen, die Be richterstattung über die wichtigsten Etappen des Wahltages zu überneh men. 6.30 Uhr Die ersten Wähler haben sich vor den Wahllokalen eingefunden. Auf unsere Frage erklärte Sibille Poh ling, FDJ-Gruppe 69/23, daß sie durch eine frühzeitige Stimmabgabe ihre Verbundenheit mit unserem Staat dokumentieren will und des halb auch die erste sein möchte, die ihre Stimme abgibt. Wörtlich sagte sie: „Mit dem weiteren Ausbau der Hochschule ergeben sich viele Pro bleme, die nur durch eine enge Ver bindung zwischen Hochschule und örtlichen Volksvertretungen werden können. Wir freuen uns, daß acht Vertreter unserer Hochschule als Kandidaten aufgestellt sind und haben bereits in Wählervertreter versammlungen zum Ausdruck ge bracht, welch hohe Erwartungen wir in sie setzen. Durch meine Stimm abgabe will ich gleichzeitig dazu beitragen, daß der westdeutsche Bundeskanzler sieht: Wir lassen uns durch schöne Reden nicht täuschen I Vor einem der Wahllokale ist die FDJ-Gruppe 68/2 als erste erschie nen. Unser Gesprächspartner ist der Gruppensekretär, Jugendfreund Rolf Richter. Ausschlaggebend für den frühzei tigen Gang zur Wahlurne ist, daß die Freunde den kollektiven Geist in ihrer Gruppe dokumentieren und durch die Geschlossenheit ihres Auf tretens ihre Verbundenheit zu unse rem Staat zum Ausdruck bringen wollen. „Wir begrüßen besonders“, sagt Rolf, „daß mit Lutz Amsel ein Student der TH kandidiert und vor aussichtlich in der Kommission Ju gend und Sport mitarbeiten wird. Wir erhoffen uns davon speziell eine Verbesserung der Zusammenarbeit auf kulturellem Gebiet zwischen Stadt und Hochschule.“ Jugend freund Gerhard Seidler von dieser Gruppe fügt hinzu: „Indem wir un sere Stimme den Kandidaten der Nationalen Front geben, bringen wir gleichzeitig zum Ausdruck, daß wir voll und ganz hinter der Forde rung unserer Regierung nach völ kerrechtlicher Anerkennung der DDR stehen.“ Auch vor den übrigen Wahlloka len sprechen wir mit denjenigen, die es geschafft haben, erste zu sein, bei der Erfüllung ihrer staatsbür gerlichen Pflicht an diesem Tage. Wolfgang Stiehl, PDJ-Gruppe 69/ 68, bringt zum Ausdruck, daß für ihn als Jungwähler dieser Tag eine ganz besondere Bedeutung hat. Er hält es für selbstverständlich, seine Stimme offen für unsere Kandida ten abzugeben. „Mit meiner Stimme“, sagt Wolfgang, „will ich einen Beitrag leisten zur Unterstüt zung der Vorschläge unserer Regie rung zur Durchsetzung der fried lichen Koexistenz zwischen den beiden deutschen Staaten.“ Sibille Pohling, erste im Wahllokal, erhält die Wahlscheine. Foto: Schreiber Zu Problemen des Territoriums äußerte sich Gisela Kiesling, FDJ- Gruppe 68/41: „Für besonders wich tig halte ich, bedingt durch die Zu sammenballung so vieler Studenten Wir fordern völkerrechtliche Anerkennung der DDR In zahlreichen Stellungnahmen bringen die Angehöri gen unserer Hochschule ihre volle Übereinstimmung mit dem Standpunkt unserer Regierung während der Erfurter Gespräche zum Ausdruck. Derartige Stellungnahmen gingen uns u. a. zu von den FDJ-Gruppen 66/77, 68/53, 69/9, 69/10, von der Hochschulbibliothek und vom Rektorat. in diesem Gebiet, die Lösung von verkehrstechnischen Problemen. Sicherlich wird die Mitarbeit von Vertretern unserer Hochschule in den örtlichen Volksvertretungen da für von großem Nutzen sein.“ 7 .00 Uhr Voraussetzung sind völkerrechtliche Beziehungen Die Mitarbeiter des Lehrbereiches für Polygraphie und Papierverarbeitung sowie Allgemeiner Maschinenbau der Sektion Verarbeitungstechnik der TH Karl-Marx-Stadt begrüßen die Erklärung des Vorsitzenden des Mi nisterrates der DDR, Willi Stoph, am 19. März 1970 in Erfurt. Die sieben von der DDR vorgeschlagenen Schwerpunkte der Verhandlungen sind die zuerst zu lösenden Fra gen, um einen dauerhaften Frieden in Europa zu gewäh rleisten. Die Verwirklichung aller Fragen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten setzen die Herstellung normaler, gleichberechtigter Beziehungen zwischen der DDR und der BRD auf der Grundlage des Völkerrechts voraus. Die Wahllokale werden geöffnet. Sibille, Wolfgang, Gisela und Rolf mit seiner Gruppe treten als erste an die Urnen. Es herrscht eine ge hobene, festliche Atmosphäre. In den mit viel Blumen geschmückten Wahllokalen ist sofort Hochbetrieb. Mit „Avanti popolo“ und anderen Kampfliedern begrüßt die Singe gruppe, einheitlich im Blauhemd un seres sozialistischen Jugendverban des, die neu ankommenden FDJ- Studenten. Gespräche zwischen Hochschullehrern und Studenten waren an der Tages ordnung. Im Bild FDJler der Gruppe 69,10 im Gespräch mit dem Rektor. Foto: Kretzschmar 7.30 Uhr Vor den Wahllokalen bilden sich Schlangen. Viele FDJ-Gruppen kom- men geschlossen zur Wahl. Eine von vielen ist die 68/30. Matthias Kriech ler läßt sich nicht lange um seine Meinung bitten: „Unsere Gruppe ringt um den Titel Sozialistisches Studentenkollektiv’. Wir sind ge schlossen zur Wahl gekommen, weil wir die Festigung unseres Kollek tivs unter Beweis stellen wollen und zeigen möchten, daß auf uns jeder zeit Verlaß ist. Wir geben unsere Stimme offen ab und betrachten es als eine Ehre, uns damit einmütig hinter unsere Kandidaten zu stel len.“ Von der Gruppe 68,'51 war es Gunter Buchheim, der uns sagte: „Wir hatten lange genug vor der Wahl Gelegenheit, über die vorge schlagenen Kandidaten und mit ihnen zu diskutieren. Wenn wir sie heute wählen, dann ist das Aus druck unseres Vertrauens, das sie in Wählervertreterversammlungen und anderen Aussprachen gefunden ha ben. Aus diesem Grunde geben wir den Kandidaten der Nationalen Front offen unsere Stimme.“ Auch Ralf Appenroth, der Grup pensekretär der 69/1, antwortete freimütig auf unsere Fragen. Hier die Meinung von Ralf zu den Erfur ter Gesprächen zwischen unserem Ministerpräsidenten und dem west deutschen Bundeskanzler: „Mit der eindeutigen Haltung des Genossen Stoph zur Notwendigkeit der völker rechtlichen Anerkennung der DDR und zu der Tatsache, daß Westber lin nicht zur Bundesrepublik gehört, erklären wir uns voll und ganz ein verstanden. Wir vertreten die Auf- fassug, daß die Bundesregierung endlich den Vertragsentwurf unserer Regierung beantworten muß. Um zu zeigen, daß wir hinter diesen For derungen stehen, sind wir frühzei tig zur Wahl gekommen und geben unsere Stimme offen für die Kandi daten der Nationalen Front ab.“ 8 .00 Uhr Zahlreiche Hochschullehrer haben den Weg zu den Wahllokalen nicht gescheut und nehmen die Gelegen heit wahr, sich vom Ablauf der Wahl zu überzeugen. Dabei entwik- keln sich zahlreiche interessante Gespräche über die Verbindung zwi schen Stadt und Hcchoshue, über unsere sozialistische Demokratie und nicht zuletzt über die auf Initiative unserer Regierung zustande gekom menen Gespräche zwischen unse rem Ministerpräsidenten und dem westdeutschen Regierungschef. Im Verlauf eines Gesprächs des Rek tors mit der FDJ-Gruppe 69/10 er läutert zum Beispiel Prof. Weiß mantel Bedeutung und Perspektive der Sektion und beantwortet Fragen der Jugendfreunde nach dem späte ren Einsatz der Absolventen. „Der künftige weitere Ausbau der Hoch schule“, sagt der Rektor, „bringt nicht nur für die Kandidaten, die Mitglieder unserer Hochschule sind, neue und größere Aufgaben mit sich, sondern erfordert auch von un seren .Studenten die tätige Mithilfe.“ 9 .00 Uhr Wir fassen eine günstige Gelegen heit beim Schopfe und fragen den Rektor, nach den Eindrücken, die er in Gesprächen mit FDJ-Studenten und beim Besuch der Wahllokale gewonnen hat. „Die beste Stim mung“, stellte Genosse Professor Weißmantel fest; „ist dort zu ver zeichnen, wo die Gruppen geschlos sen zur Wahl kommen. In Gesprä chen mit Studenten - und FDJ-Grup pen, speziell über die Erfurter Ge spräche zwischen unseren Minister präsidenten und dem westdeutschen Bundeskanzler, wurde immer wie der zum Ausdruck gebracht, daß die Wahlen große Bedeutung über das (Fortsetzung auf Seite 2) Wir werden auch weiterhin alle unsere Kräfte zur allseitigen Stärkung unseres, sozialistischen Staates^ein setzen und die Friedenspolitik von Partei und Regierung unterstützen. Endlich Vertragsentwurf beantworten Die Studenten der Seminargruppe 66/2 der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt begrüßen-von ihrer FDJ- Versammlung aus das Zustandekommen des Treffens zwischen dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR und dem Kanzler der BRD. Wir stellen fest, daß dieses Treffen zuallererst ein Ergebnis der beharrlichen Be mühungen unserer Regierung ist, das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten auf der Grundlage der friedlichen Koexistenz zu gestalten. Die Regierung der BRD ist letztlich erst durch eine drohende neuer liche Entlarvung vor der Weltöffentlichkeit an den Verhandlungstisch gezwungen worden. Die BRD steht jetzt am Scheideweg. Wir erwarten, daß sie endlich zu den grundlegenden Problemen in Mitteleuropa Stellung nimmt, nicht länger mit der Herstellung gleichberechtigter Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten (die vor allem die völkerrechtliche Anerkennung der DDR einschließen) auf der Grundlage eines Vertrages, wie er von unserer Regierung vorgeschlagen wurde, zögert. Bei aller Freude über das Zustandekommen des Treffens verkennen wir nicht, daß auch unter,der SPD-FDP- Regierung die Machtverhältnisse in der BRD unverändert geblieben sind. Es hängt jetzt vor allem von der Ein flußnahme der westdeutschen Bevölkerung ab, ob die begonnenen Gespräche mit Erfolg weitergeführt werden. Bundesregierung muß Farbe bekennen Die auf Initiative der DDR zustande gekommenen Gespräche zwischen den Regierungschefs der DDR und der BRD werden von allen Genossen der Parteigruppe III der Sektionsparteiorganisation Chemie und Werkstoff technik begrüßt. Sehen wir doch einen ersten Schritt darin, im Interesse der europäischen Sicherheit zur Her stellung normaler gleichberechtigter Beziehungen auf völkerrechtlicher Grundlage zu kommen. Uns beweist dieses erste Zusammentreffen, daß die Bonner Regierung unsere Verhandlungsangebote nicht mehr ignorieren konnte. Jetzt muß die Bundesrepublik nicht nur mit Worten, sondern in der Tat zeigen, ob sie bereit ist, ihren Beitrag zur Festigung des Friedens zu leisten. Ein typisches Bild während der Morgenstunden des 22. März vor den Wahllokalen der Hochschule; in langen Reihen haben sich unsere FDJ-Studenten angestellt, um möglichst frühzeitig ihre Stimme für die Kandida ten der Nationalen Front zu geben. Foto: Müller