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Hochschulspiegel
- Bandzählung
- 1972
- Erscheinungsdatum
- 1972
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- A 812
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Chemnitz
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770833978-197200002
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Projekt: Bestände der Universitätsbibliothek Chemnitz
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Zeitschrift
Hochschulspiegel
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Band
Band 1972
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- Ausgabe Nr. 1, Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, Februar 1
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- Ausgabe Nr. 5, März 1
- Ausgabe Nr. 6, März 1
- Ausgabe Nr. 7, April 1
- Ausgabe Nr. 8, April 1
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- Ausgabe Nr. 10, Mai 1
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Band 1972
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Zur 100. Wiederkehr des Hochverratsprozesses gegen August Bebel und Wilhelm Liebknecht „Unsere Partei wird leben, wachsen und siegen!" Am 26. März 1872 wurden nach vierzehn spannungs geladenen Verhandlungstagen vom Leipziger Schwur gericht August Bebel und Wilhelm Liebknecht des „Hochverrats“ für schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt. Im Gerichtssaal standen sich unversöhnlich gegen über: im Präsidium — die Beamten und Geschworenen der junkerlich -bürgerlichen Klassenjustiz; auf der Anklagebank — die Führer der erst 1869 in Eisenach gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiter partei, die wahren Interessenvertreter der Arbeiter klasse und aller Unterdrückten. Diese Konfrontation war der sichtbare Ausdruck für die gesellschaftlichen Zustände in dem von Bismarck geschaffenen preußisch-deutschen Kaiserreich. Sie war charakteristisch für die Art und Weise, wie die herr schenden Klassen die soziale und nationale Frage in ihrem Sinne zu lösen versuchten. Zu Gerücht saß der „mit parlamentarischen Formen verbrämte, mit feu dalem Besitz vermischte und zugleich schon von def Bourgeoisie beeinflußte, bürokratisch gezimmerte, poli zeilich gehütete Militärdespotismus.") Die Arbeiterpartei rettete die Ehre des deutschen Volkes Die Vorgeschichte des Leipziger Hochverratsprozes ses begann bereits, als der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 nach der Niederlage des französischen Kai- serreiches in der Schlacht bei Sedan (1. September 1870) den Charakter eines Raubkrieges gegen das franzö sische Volk annahm. In dieser Situation rettete die Partei der Arbeiterklasse die Ehre des deutschen Vol kes. Sie trat dem von der herrschenden Klasse ent fachten Chauvinismus mutig entgegen, erhob laut und vernehmbar ihre Stimme gegen die Annexion Elsaß- Lothringens und die Ausplünderung Frankreichs, und verband diesen Kampf zugleich aufs engste mit dem Kampf um Demokratisierung der Verhältnisse in Deutschland. Die Reaktion beantwortete diese internationalistische und zugleich patriotische Haltung der Arbeiterpartei und ihrer Führer mit einer Flut von Diffamierungs- und Unterdrückungsmaßnahmen. Um die Sozialdemo kratie mundtot zu machen, wurde der Braunschweiger Parteiausschuß auf die Festung Lötzen verschleppt und nach Abschluß der Reichstagssession am 17. Dezember 1870 unter dem Vorwand des „Hochverrats“ August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Adolf Hepner inhaf tiert. Letztgenannter war Mitredakteur des Leipziger „Volksstaats“. Die Reaktion konnte die Solidarität nicht ersticken Im März 1871, vom Donner der „Kommune-Kanonen“ aufgeschreckt, waren die herrschenden Kreise diesseits und jenseits des Rheines nicht mehr länger imstande, sich unter einer nationalen Uniform zu verstecken“. 2 ) Der preußisch-deutsche Militärstaat und die in Paris davongejagte, mit Bismarck kollaborierende Regierung des nationalen Verrats waren sich einig im Vorgehen gegen das Proletariat beider Länder. Nur mit Hilfe Preußen-Deutschlands gelang es der französischen Kon terrevolution, den ersten Arbeiterstaat, die Pariser Kommune, im Blut zu ersticken. Doch das rote Banner der Kommupe war nicht zu vernichten. Es wurde von den besten Vertretern des Weltproletariats aufgenommen, mutig und zukunfts weisend weitergetragen. Von dieser unbesiegbaren So lidarität kündete A. Bebels Erklärung im deutschen Reiclistag am 25. Mai 1871: „Wenn auch im Augenblick Paris unterdrückt ist, dann erinnere ich daran, daß der Kampf in Paris nur ein kleines Vorpostengefecht ist. daß die Hauptsache in Europa noch bevorsteht und daß, ehe wenige Jahr zehnte vergehen, der Schlachtenruf des Pariser Prole tariats .Krieg den Palästen, Friede den Hütten. Tod der Not und dem Müßiggänge!“ der Schlachtenruf des gesamten europäischen Proletariats werden wird!“ 3 ) Als der von Bismarck langfristig vorbereitete und mit Nachdruck befohlene Hochverratsprozeß am 11. März 1872 eröffnet wurde, richtete sich die Anklage in der Person August Bebels, Wilhelm Liebknechts und Adolf Hepners gegen die Partei der Arbeiterklasse und gegen die marxistische Weltanschauung. Nach Bis marcks Vorstellungen sollte dieser politische Tendenz prozeß genutzt, werden, „um den Sozialismus als ein ... blutrünstiges Monstrum hinzustellen, ihn niederzu- knüppeln wie einen tollen Hund und unter einem Berg von Verleumdungen zu begraben“. 4 ) Die Anklage der Angeklagten Die junkerlich-bürgerlichen Initiatoren, die sich von vornherein eines politischen und juristischen Sieges in diesem Prozeß sicher wähnten, mußten mit schlecht verhohlener Wut erleben, daß die führenden Vertreter der deutschen Arbeiterbewegung den Gerichtssaal dazu benutzten, die Öffentlichkeit mit den Dokumenten der internationalen Arbeiterbewegung bekannt zu machen und die Ideen des Marxismus überzeugend zu propa gieren. In dem ständig überfüllten Gerichtssaal herrschte eine gespannte Atmosphäre. „Dieser Prozeß“, so schrieb Wilhelm Liebknecht, „war die erste Gelegenheit zu gründlicher Aussprache vor einem aufmerksamen Publikum. Und ganz Deutschland war unser Publi kum.“ 3 ) Zeitweise wurde der Gerichtssaal direkt zum Forum einer Arbeiterversammlung, so z. B., als August Bebel den Inhalt der Inauguraladresse der I. Internationale verteidigte und sich so die Sympathie und den Beifall vieler Zuhörer eroberte. Mehr als einmal wurde das Gericht in die Enge ge trieben. vor allem, wenn es das Verteidigungsrecht der Angeklagten einzuschränken versuchte. Das mit Vor eingenommenheit gepaarte Unvermögen, den Marxis mus zu ächten, demonstrierte der Gerichtspräsident v. Mücke, als er z. B. verlangte, die Angeklagten soll ten nicht die sozialen Fragen erörtern, sondern nur über ihre politische Tätigkeit sprechen. Wilhelm Lieb knecht verwahrte sich energisch dagegen, zugleich das von der Reaktion verfolgte Prozeßziel entlarvend: „Von den Politikern Bebel und Liebknecht können Sie beim besten Willen nicht die Sozialisten Bebel und Liebknecht trennen, und wenn Sie uns... als Soziali sten für wüste Gegner der Zivilisation, für Banditen und Plünderer halten, kurz, das glauben, was die feind liche Presse... über uns gelogen hat und lügt, so wer den und müssen Sie uns verurteilen, ob die A-’-lage juristisch begründet ist oder nicht“. 6 ) Die von Liebknecht oft angeprangerten, 'gegen die Sozialdemokraten gerichteten Hetztiraden des Gerichts bildeten in der Tat den Grundtenor der konstruierten Anklage. Auf „höherer Weisung“ sollten die Angeklag ten schon vor dem Urteilsspruch für schuldig erklärt werden. Dieselbe Taktik ist bezeichnend auch für die heutige imperialistische Klassenjustiz z. B. in den USA im Prozeß gegen die aufrechte Kommunistin und Bür gerrechtskämpferin Angela Davis. Die Methode, den Marxismus zu verketzern, erlitt aber auch vor 100 Jahren schon ein klägliches Fiasko. Mit der Absicht, auch Marx in Abwesenheit zu verur teilen, war am 3. Verhandlungstag von den Richtern das „Kommunistische Manifest“ als „Belastungsmate rial“ verlesen worden. Zur eigenen Verwunderung hatte die Anklagebehörde jedoch konstatieren müssen, daß das Verlesene stellenweise vom aufmerksam zu hörenden Publikum mit Beifall aufgenommen worden war. Den Wahrheitsgehalt des Marxismus und das In teresse des Publikums fürchtend, scheute sich deshalb das Gericht mit fortschreitendem Verhandlungsverlauf immer mehr, die politische Argumentation der Ange klagten zuzulassen. Trotz aller Behinderung der Redefreiheit wies die Verteidigung die Haltlosigkeit der Anklage in allen Punkten nach und forderte Freispruch für alle Ange- klagten. Die aus den besitzenden Klassen berufenen Geschworenen sprachen August Bebel und Wilhelm Liebknecht jedoch des Hochverrats für schuldig; denn der Haß der gesamten Bourgeoisie richtete sich in erster Linie gegen die beiden Führer der Sozialdemokratie. Deutlicher als mit diesem Urteilsspruch konnte sich die reaktionäre Justiz damals kaum noch offenbaren, denn auf diese Weise wurde jede revolutionäre Gesin nung, jedes revolutionäre Programm von vornherein mit „Hochverrat“ identifiziert. Am Tag, nach dem Urteilsspruch aber verkündeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht in einer öffent lichen Erklärung im „Volksstaat“: „Dieser Prozeß hat so unendlich viel für die Verbreitung unserer Prin zipien gewirkt, daß wir die paar Jahre Gefängnis hin- nehmen... Die Sozialdemokratie steht über dem Be reich eines Schwurgerichtes. Unsere Partei wird leben, wachsen und siegen!“ 7 ) Das revolutionäre Erbe Bebels und Liebknechts Auf die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung in den letzten hundert Jahren zurückblickend, leiten wir unseren Klassenstandpunkt vom revolutionären Geist eines Marx und Engels, Bebel, Liebknecht und Lenin ab. Die Entwicklung der deutschen Arbeiter bewegung „führte über das gewaltige Erstarken der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei unter Führung Liebknechts und Bebels zur Fortsetzung ihrer revolu tionären Traditionen im Spartakusbund und in der KPD, zur Gründung der SED“ 8 ) und damit zum Sieg der Arbeiterklasse und des Sozialismus in der DDR. Unter Führung unserer Partei setzten wir den Geist dieser Traditionen in neue revolutionäre Taten um. Auf diesem kampferfüllten und zugleich opferreichen Weg ist der Leipziger Hochverratsprozeß ein Glied in der Kette jener Prozesse, „die vom Kölner Kommunisten prozeß über den Reichstagsbrandprozeß bis zum Prozeß gegen die KPD vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe reicht“. 9 ) Diese Kontinuität kündet von der Unbesiegbarkeit und der ständig wachsenden Kraft der revolutionären Arbeiterpartei und vom Triumph der Solidarität über alle Machenschaften der reaktionären Klassen, die das Rad der Geschichte nicht aufhalten können. A338 Der Gang der Weltgeschichte hat die vom Wahrheits gehalt des wissenschaftlichen Kommunismus tief durch drungenen Voraussagen der einst verurteilten Klassen kämpfer August Bebel und Wilhelm Liebknecht über zeugend bewiesen. Der Raum, in dem die Willkürherr schaft der heutigen imperialistischen Großbourgeoisie noch Opfer fordern kann, ist durch den Siegeszug des Sozialismus und durch den antiimperialistischen Be freiungskampf der solidarisch miteinander verbundenen Völker zerbröckelt und immer schmaler geworden.' Diese Ergebnisse der historischen Entwicklung sind ein Teil jener siegreichen Zukunft, die August Bebel und Wilhelm Liebknecht vor Augen hatten, als sie vor hundert Jahren gegen die nationale Demagogie und gegen den chauvinistischen Taumel der Großbourgeoisie ankämpften und die wahren Volksinteressen vertraten. Ihr Beispiel und der Kampf aller seither von der Reak tion Verfolgten lehrt uns, daß es in der deutschen Ge schichte noch nie eine über den Klassen stehende „Ein heit der Nation“ gegeben hat. Darüber können auch die heutigen sozialdemokrati schen Führer in der BRD niemanden hinwegtäuschen, wenn sie unter dem Deckmantel sogenannter „inner deutscher Beziehungen“ die „Einheit der Nation“ unter dem NATO-Helm herzustellen versuchen. Brandt, Weh ner, Schmidt und Schiller haben absolut nichts mehr gemein mit der revolutionären Sozialdemokratie Bebels und Liebknechts. Die heutigen Führer der westdeut schen Sozialdemokratie haben sich als direkte Sachwal ter des staatsmonopolistischen Herrschaftssystems mit der Aufrechterhaltung des KPD-Verbots, mit ihren Münchener Antikommunismus-Beschlüssen vom No vember 1970, mit ihrer Androhung des DKP-Verbots und mit ihrem Berufsverbot gegen Kommunisten ein deutig abgegrenzt. Sie haben sich offen auf die Position der verhängnisvollen Kontinuitätslinie der reaktionären Traditionen des untergegangenen „Deutschen Reiches“ gestellt, woraus immer wieder neue Gefahren ent springen. Darauf hinweisend, erklärte Genosse Erich Honecker am 7. Januar 1972 vor Angehörigen der NVA: „Wenn sich die Massenmedien der BRD während der letzten Zeit mit besonderer Vorliebe über die .Einheit der Nationen 1 verbreiten, so hat der VIII. Parteitag un serer Partei mit Recht festgestellt, daß über die Frage der Nation bereits die Geschichte entschieden hat. ... In der DDR, in der die Arbeiter und Bauernsherrschen, entwickelt sich die sozialistische Nation. Zwischen der sozialistischen DDR und der imperialistischen BRD gibt es keine Einheit und kann es keine Einheit geben.“ 10) Von dieser klassenmäßigen und selbständigen Posi tion ausgehend, leistet unser sozialistischer Staat einen ständig wachsenden Beitrag zur Stärkung der sozialisti schen Staatengemeinschaft und des Kampfes aller soh- darisch miteinander verbundenen antiimperialistischen Kräfte in der Welt und für die erfolgreiche Durchset zung der Politik der friedlichen Koexistenz zwischen Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung. In die sem Sinne ist uns August Bebels und Wilhelm Lieb knechts revolutionäres Erbe, das in unserem sozialisti schen Vaterland seine Heimstatt gefunden hat, ein ver- pflichtendes Vermächtnis. Gerhard Fuhrmann, Sektion Marxismus-Leninismus Quellen Verzeichnis: 1. K. Marx/Fr. Engels, Werke Bd. 19, Berlin 1962, S. 29 2. K. Marx, Der Bürgerkrieg in Frankreich, S. 513 3. Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Bd. I, Berlin 1966, S. 314 4. Der Leipziger Hochverratsprozeß vom Jahre 1872,, K. H. Leidigkeit, Berlin, 1960, S. 385 5. Ebenda, S. 9 6. Der Leipziger Hochverratsprozeß .,a. a. O., S. 129 7. Ebenda, S. 313 8. Ebenda, S. 7 9. Ebenda, S. 10 10. Rede E. Honeckers vor Angehörigen der NVA, „ND“ vom 7. 1. 72, S. 3 lilllllIlllIlIIIlIIIllIIIlIIllIIllIIIIIlIlIlIIIllilllIllIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIlIlIIIIIIlIIIlIlIIlIlIllIIIlIlIlllIlIIIlIIllllIIlllIltlllllllllIlllIllllllllllllllllllIllllHilllllllllllillIlllIllIllllllllllllllIllIIllIIlIIIIIIDIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlillIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIL Enge Zusammenarbeit mit sowjetischen Wissenschaftlern Zielstrebige Arbeit in der Forschung auf den Gebieten Reibung, Schmierung und Verschleiß Mit Stolz können wir am 30. Juni 1972, den 25. Jahrestag der Grün dung der Gesellschaft für Deutsch- Sowjetische Freundschaft feiern. Wir haben bewegende Gründe dazu, zählte doch die DSF zur Zeit des VIII. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 3,5 Mill. Mitglieder. Zur Zeit kämpfen in der DDR 21000 Kollektive um den Ehrennamen „Kollektiv der DSF“ oder verteidigen ihn. Es gibt in un serer Republik etwa 5000 Zirkel zur Aneignung der sowjetischen Wissen schaft und Kultur und rund 1600 Sprachzirkel. Das ist auch Anlaß für uns als Wissenschaftler an der TH Karl- Marx-S'tadt, Bilanz in der wissen schaftlich-technischen Zusammenar beit mit den sowjetischen Wissen schaftlern zu ziehen. In meinen nachstehenden Ausführungen soll auf eing Aspekte und markante Etappen unserer Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen der UdSSR auf den Gebieten Rei bung und Verschleiß und ganz be sonders der Grundlagenforschung eingegangen werden. Durch die An wendung der Kenntnisse aus der Grundlagenforschung lassen sich konkrete Aufgaben mit weniger Aufwand lösen, was letztlich Ziel der Lösung jeder konkreten Aufgabe sein muß. Aus dem Studium der so wjetischen Veröffentlichung auf die sem Gebiet geht z. B. hervor, daß in der UdSSR die Forschungsarbeit durch folgende Merkmale charakte risiert werden: 1. Es wird aus der Erkenntnis der großen volkswirtschaftlichen Be deutung der Probleme Reibung und Verschleiß ein sehr großes Forschungspotential eingesetzt. 2. Aus der Erkenntnis heraus, daß die Lösung konkreter Aufgaben mit weit geringerem Aufwand er folgt, wenn man auf allgemein gültige Erkenntnisse zurückgreifen kann, werden in der Sowjetunion die Grundlagenforschung und die mathematisch - naturwissen schaftliche Durchdringung der technischen Disziplin sehr stark beachtet. 3. Das erfolgt unter Ausnutzung der Vorzüge der sowjetischen Gesell schaftsordnung, d. h. zum Bei spiel in kollektiver Arbeit unter Einbeziehung verschiedener Fach vertreter, zentral geleitet und ge plant in engstem Kontakt von Grundlagenforschung, angewand ter Forschung und Industrie-. Praxis. Die Sowjetunion ist z. B. hinsichtlich des Schaffens von Verschleiß- und Prüfungsstan dards sowie des Baues von Reib- und Verschleißprüfeinrichtungen in industriemäßiger Fertigung führend in der Welt. Das sind nur einige, aber sehr wichtige Merkmale zum Stand der Forschung und Anwendung von Er kenntnissen auf diesem Gebiet, woraus wir für unsere eigene Arbeit sehr viel lernen können, sowohl was sich auf die Anwendung der Ergeb nisse der sowjetischen Wissenschaft auf unsere eigene Arbeit bezieht als auch auf die bei uns noch bes ser zu nutzenden Vorzüge unserer sozialistischen Gesellschaftsordnung. Dr. Salomon aus Delft — ein Ex perte aus den kapitalistischen Län dern — brachte z. B. im Oktober 1966 auf dem internationalen Sym posium über Grenzflächenprozesse in Essen zum Ausdruck, daß bei einem Vergleich der wissenschaft lichen Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Tribologie mehr in rus sischer Sprache als in allen anderen Sprachen der Welt zusammenge nommen erscheint. - Unsere Aufgabe besteht darin, in noch höherem Maße Schlußfolgerun gen zum Studium der sowjetischen Forschungsergebnisse. zur engen persönlichen und vertraglichen Zu sammenarbeit mit den sowjetischen Fachkollegen und zum Erlernen der russischen Sprache zu ziehen. So wird z. B. in der im Lehrbereich Tribotechnik gehaltenen Vorlesung „Physikalische und meßtechnische Grundlagen zu Reibung und Ver schleiß“ die Theorie von Prof. Kra- gelski als Grundlage für die Vorle sung gewählt. Im übrigen wird auch der Inhalt einer jeden Vorlesungs stunde in russischer Sprache zusam mengefaßt. Die Auswertung und Nutzung sowjetischer Literatur in Lehre und Forschung ist dabei selbstverständlich. Der Lehrbereich Tribotechnik (da mals noch Lehrgruppe Schmierungs technik in der Sektion Maschinen- Bauelemente) stellte sich am 1. Mai 1971 als erster Lehrbereich an un serer Hochschule das Ziel, ein .Kol lektiv der DSF“ zu werden. Es wird eine umfangreiche Literaturauswer tung vorgenommen. Von den Mit arbeitern wurden verschiedene Übersetzungen angefertigt, die in Lehre und Forschung eine große Beachtung finden, so z. B. das grundlegende Buch „Reibung und Verschleiß“ von Prof. Kragelski. Es konnte 1971 im Verlag Technik her ausgegeben werden. Es muß jedoch herausgestellt werden, daß diese Er folge nicht nur auf der Grundlage von Arbeitsplänen zwischen sowje tischen und unseren Wissenschaft lern erreicht werden konnten. Von großer Bedeutung waren dabei eine klare Überzeugungsarbeit und enge persönlichen Beziehungen zu sowje tischen Wissenschaftlern. Wir ar beiten schon seit geraumer Zeit auf der Grundlage von Verträgen über eine enge wissenschaftlich-tech nische Zusammenarbeit mit dem Akademie-Institut für Maschinen kunde Moska’u zusammen. Das ist ein Institut, in dem so prominente Wissenschaftler, wie Prof. Blagon rawow (ein führender Weltraumex perte). Prof. Chruschow (ein Mitbe gründer der Skleromaterie — der Lehre von der Härte der Stoffe), Prof. Kragelski (ein führender Theoretiker auf dem Gebiet der Reibungs. und Verschleißforschung), Prof. Pinegin und viele andere Wis senschaftler arbeiten. Die Zusammenarbeit der Wissen schaftler und Techniker aus der UdSSR und der DDR hat sich in den letzten Jahren auf dem Fachge biet der Tribotechnik immer enger gestaltet. Neben der vertraglichen Zusammenarbeit mit einem jährli chen Wissenschaftleraustausch neh men regelmäßig sowjetische Wissen schaftler an wissenschaftlichen Kon ferenzen in der DDR mit Vorträgen und Diskussionsbeiträgen teil und fahren Wissenschaftler aus der DDR zu bedeutenden wis senschaftlichen Veranstaltungen in die Sowjetunion und hal te". auch dort Vorträge über Er kenntnisse, die in der DDR gewon nen wurden. Die dabei geführten Diskussionen beinhalten immer einen echten wissenschaftlichen Meinungsstreit zum Nutzen der Sache. Jeder, der einen solchen Meinungsstreit miterleben darf, kann von sich sagen, daß er dadurch außerordentlich viele Anregungen für seine weitere Arbeit erhalten konnte. Ein anderer Bereich der wissen schaftlich-technischen Zusammen arbeit mit sowjetischen Wissen schaftlern bezieht sich auf Veröf fentlichungen wissenschaftlicher Ar beiten. So hat 8. B. Prof. Kragelski seit 1964 zu seiner in der Weit füh renden Verschleißtheorie in Zeit schriften der DDR 9 wissenschaft liche Arbeiten in deutscher Sprache veröffentlicht, und 1968 konnte an der Technischen Hochschule Karl- Marx-Stadt ein dreitägiger Lehrgang mit Prof. Kragelski organisiert und durchgefüht werden. Anschließend begab sich Prof. Kragelski zu Kol loquien in wichtige Industriebe triebe unserer Republik. Dank sei ner Unterstützung konnte an der TH Karl-Marx-Stadt bereits 1968 mit einer Grundlagen Vorlesung üb Reibung und Verschleiß begonnen werden. Aus den bisherigen Darlegungen läßt sich erkennen, daß es nicht schwer ist, die entsprechenden not wendigen Schlußfolgerungen für die weitere Zusammenarbeit mit der UdSSR ganz besonders in Hinblick auf die sozialistische Integration, zu ziehen: Es kommt darauf an, unsere mit sowjetischen Einrichtungen ab geschlossenen Verträge mit hoher Qualität zu erfüllen. Das intensive Studium der sowjetischen Wissen schaft, Kunst und Kultur sowie das Erlernen der russischen Sprache helfen jedem Fachkollegen in seiner täglichen Arbeit und bringen ihn im Wissen und Denken auf allen Ge bieten des Lebens voran. Unter dem Gesichtspunkt der Freundschaft zu den Menschen in der Sowjetunion gilt es nicht nur zu denken, sondern auch in allen Situationen des Lebens zu handeln, in beruflichen und persönlichen Fra gen; wie in politischen Situationen. Die enge und feste Freundschaft zur Sowjetunon hilft uns nicht nur in der täglichen Arbeit und in der eigenen persönlichen Entwicklung, sondern trägt vor allem zur Stär kung der sozialistischen Staatenge meinschaft und damit zur Sicherung des Friedens bei. Dr. G. Polzer, Sektion Fertigungsprozeß und -mittel „Hochschulspiegel“ Seite 5 A 533
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