36 gerade im Einzelleben setzen sich daneben doch andere Gedanken durch; der Einzelne ist doch auch wieder ein Mensch sür sich; in ihm bereiten sich die Gegenwirkungen vor, die schließlich dem Strom der Zeit eine andere Richtung geben. Und das Christentum ist etwas so Innerliches, Persönliches, daß es in jedem, der ihm sein Herz erschließt, in irgend einem Grade sein ganzes Wesen zum Aus druck bringt. Wir finden, daß Christen eifrigster Weltentsagung im Dienst der weltverklärenden Liebe sehr Großes getban haben, und daß solche, die im hingebendsten Wirken für die Welt standen, darüber sich alles versagen konnten, ja ihr Herz von der Welt gründlich frei erhalten haben. Nicht heilige, aber wahrhaft gottgeheiligte Persönlichkeiten hat es zu allen Zeiten in der Christenheit gegeben; sie sind hienieden des Christentums schönste und edelste Blüte und Frucht. Sie anzuerkennen, auch in ihrer Eigenart anzuerkennen, Christum darüber zu preisen, der in ihnen Gestalt gewonnen, und uns mit ihnen im Grunde eins zu wissen, das ist auch ein Gewinn, den uns der Blick auf die Geschichte des christ lichen Ethos bietet. Damit sei unsere Betrachtung geschlossen. Droben in jener Welt wird ja auch diese heilige Freude und Ge meinschaft sich noch um eine Stufe höher erheben. Druck von Emil Herrmann senior in Leipzig.