von ähnlicher Bedeutung wie sie, so liegt das mit daran, daß NIN die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts das sittliche Leben sich überhaupt von der ausschließlichen Leitung der Kirche zu emanzipieren begann. In England entstand der Deismus und in Verbindung damit eine reiche moralische Lilteratur. Wenn man sie ein wenig kennt, dann weiß man erst, was gegenüber der in ihr herrschenden Haltlosigkeit und Zerfahrenheit schon der eine Satz bedeutet, mit dem Kant die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten beginnt: „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille." Der Satz mutet einen wie ein reinigender und stärkender Luftzug an. Kant ist es denn auch, der auf das sittliche Denken und Leben nicht nur seiner und der nachfolgenden Zeit einen starken Einfluß geübt hat: er übt ihn noch immer. Neben ihm aber ist außer Schleiermacher noch Hegel für die Entwicklung der sittlichen Anschauungen seiner und der folgenden Zeit und auch der Gegen wart von Bedeutung. Wenn Kant die Ethik in eine fubjektive, auf den Einzelnen gehende Richtung gewiesen hatte, so stellte sich bei Hegel das Sittliche als das Objektive dem Einzelnen gegenüber. In Hegel fand jene Denkweise ihren philosophischen Vertreter, die aus der Subjektivität der Aufklärung hinausstrebte, für die objektiven, geschichtlichen Mächte wieder Sinn und Verständnis gewann und in der Hingabe an sie das Sittliche sah. Daß sich in diesen An schauungen vieles sehr eng mit dem sittlichen Geiste des Christentums berührt, ist offenbar. Geschichtlich ist demnach unsere sittliche Denkweise aus der deutschen Reformation, den Anregungen des Pietismus, der Humanitätsbewegung, den großen staat lichen und gesellschaftlichen Umwälzungen seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts und der damit in Ver bindung stehenden Geistesrichtung auf die objektiven Ge schichtsmächte, aus den wirtschaftlichen Verhältnissen der Gegenwart, sowie den uns umdrängenden äußeren Not ständen erwachsen. Unsere lutherische Grundauschauung hat sich nach den genannten Seiten hin und in Anlehnung an die