eindrangen, da zeigte es sich auf.neue Weise, wie die Welt im Argen liege und wie in ihrer Mitte das Christentum nicht die rechte Dar stellung und Pflege finden könne. Ja, gerade als das Evangelium von der untergehenden alten Welt Besitz nahm, als in der welt beherrschenden Kirche die weltliche und kirchliche Politik mit all ihrer Unlauterkeit und Gewaltsamkeit das große Wort zu führen begann, gerade da schien echtes Christentum im Sinne des Herrn und seiner Apostel nur in völliger Zurückgezogenheit von der Welt gewahrt nnd gepflegt werden zu können. Ich möchte hier an ein Buch erinnern, das zwar ein Roman ist, aber zugleich ein ebenso glänzend und fesselnd geschriebenes wie wahrheitsgetreues kirchen geschichtliches Kulturbild: Kingsleys „Hypatia". Die hier erzählte Geschichte spielt zu Anfang des fünften Jahrhunderts nnd stellt dar, wie ein Mönch der ägyptischen Wüste, der es gewagt hat den Schritt in die große, schon äußerlich christianisierte Welt Hinauszuthun, ab gestoßen, angewidert von dieser Welt in seine stille Einöde zurück kehrt, um hier weiter in der Stille seinem Gotte zu leben. Jedenfalls entstand etwa vom vierten Jahrhundert an eine unaufhaltsam sich ausbreitende großartige Begeisterung für das mönchisch-asketische Leben. Ägypten, das Vaterland jenes das weltliche Leben überbietenden Ideals, war ihr Ausgangspunkt; von da nahm sie ihren Gang zunächst durch den Orient, um sich dann auch in den Occident zu verpflanzen. Das mönchisch-asketische Leben wollte aber nicht bloß als eine Form des Christentums gelten neben anderen ebenso berechtigten: der Mönch war angeblich der eigentliche Christ, das Mönchsleben das Christenleben schlechthin, das von dem Herrn und seinen Aposteln eigentlich gemeinte und verkündigte. Das Christentum erschien nnn also wesentlich als Weltflucht im Dienste Gottes, Entäußerung von allem Weltlichen, um ganz und nur für Gott da zu sein. Das Leben in und mit der Welt war hiernach schon an sich selbst eine fortwährende Ver leugnung des Christentums, eine fortgehende Verunreinigung und Befleckung der Seele, die sich ja in der Beschäftigung mit der Welt Gott entzog. So falsch wurde der weltverneinende Zug des Christen tums verstanden, so einseitig ausgelegt. Aber während das orientalische Mönchtum sich mit dem beschau-