geeignet werden, zugleich aber die so erzeugte neue Sinuesweise zu ihrer vollen Auswirkung in einem entsprechenden äußeren Leben kommen. Es ist an sich offenbar und ist ganz insbesondere im Sinne des alles äußere Handeln nach der zu Grunde liegenden Herzensgesinnung schätzenden Evangeliums, daß die Aufgaben nur miteinander recht verstanden und gelöst werden können, daß für die rechte Gestaltung des äußeren Lebens die rechte Herzensstellung Gott gegenüber Voraussetzung ist und daß daher eine Verfehlung auf dem einen Gebiete im engsten Zusammenhänge steht mit einer solchen auf dem andern. Und wenn das christliche Ethos eine Geschichte durchlebt hat, so hat es sich dabei um beides gehandelt: wie zu den verschiedenen Zeiten das Heilsgut, die Lebensmacht des Christentums in das innere Leben ausgenommen wurde und wie sich von da aus das äußere Leben gestaltet hat. Das sind die Fragen, mit denen wir es zu thun haben. Hier aber stehen wir auch, wie oben bemerkt, vor einer wahren Geschichte. Was wir sehen, ist nicht eine ungestörte Ent- saltung der christlichen Lebensmächte von innen heraus, nicht ihre allseitige Auswirkung lediglich nach den ihnen selbst innewohnenden Gesetzen, das Christentum ist vielmehr in die Menschheitsgeschichte eingegangen und hat sie mit durchlebt. Der einzelne Christ ist der Niikrokosmus der Christenheit. Wenn er von den heiligen Kräften des Evangeliums sich erfassen läßt, so tritt er nicht sofort aus seinen äußeren Verhältnissen heraus, wird seinen natürlichen Gaben, An lagen und Eigenschaften nach nicht ein anderer und erfährt auch noch die Nachwirkungen seiner bisherigen Lebensführung; nur daß feine Gesinnung eine neue geworden ist und erneuernd und nm- gestaltend auf das alles einwirkt. So trat denn auch das Christentum in die Verhältnisse des natürlichen Lebens ein. Und wie waren und sind diese von einem fast unermeßlichen Um fang und von einem in jedem Augenblick sich geltend machenden ganz unberechenbaren Schwergewicht! Da sind die leiblich-irdischen Bedürfnisse und Güter, die Bande des Bluts, die Interessen des Berufs und Standes, die Fragen des Rechts, die Aufgaben der Kultur und Bildung, das Verlangen nach Bereicherung und Er weiterung des eigenen Lebenskreises. Das und so manches andere