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gegenseitige Demut, gegenseitiges Lieben, Dienen. Ebenso Kol. 3, 1 ff. (vgl. Röm. 6, l ff.), wo der Apostel nusführt: ihr seid mit Christo auferstanden, darum suchet, was droben ist; tötet eure Glieder, die auf Erden sind. Ähnlich Gal. 5, 13 ff., wo die Mahnung durch den Gegensatz Fleisch und Geist getragen ist. Man vergleiche ferner 2. Kor. 4, 10 ff., 1. Thess. 4, 1 ff., Eph. 5, 1 ff., in welch letzterer Stelle namentlich zu beachten ist, unter welch einen hohen Gesichts punkt die Führung des ehelichen Lebens gestellt wird. Von dem ersten Petrusbries war schon die Rede. Daß aber bei Johannes immer die höchsten Gesichtspunkte, die letzten Gegensätze durchschlagen, sodaß es scheint, als existieren für ihn die alltäglichen Verfehlungen und Kämpfe nicht, ist eine bekannte Sache. Das Christentum war eine Welt neuer, Gott geheiligter Gesin nung. So trat es in die Menschheit ein. Darin liegt seine unendliche, unvergängliche Lebensmacht, und darum hat es einen Beruf für alle Geschlechter und Zeiten. „Hier ist nicht Jude noch Grieche, nicht Knecht noch Freier, nicht Mann noch Weib." Es hat es mit dem Menschen als solchem zu thun, faßt ihn an seinem innersten Herz punkt an und bringt ihn wieder in die rechte Stellung zu Gott, um vou hier aus zunächst sein inneres Leben zu heiligen. Das ist das für alle Menschen zu allen Zeiten Notwendige und Heilsame, das sich nie ausleben, nie durch etwas anderes überboten werden kann. Allein so gewiß das Innenleben, die persönliche innere Heiligung das erste und eigenste Gebiet des Christentums ist, so wenig will es bei dem bloßen Innenleben bleiben. Wo ein solches vorhanden ist, drängt es vielmehr in die Außenwelt hinaus. Die neue Gott-geschaffene Gesinnung will sich nach allen Seiten hin für das innere wie für das äußere Leben durchführen. Für den Christen galt: „Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu ge worden." Aus dem Glauben heraus mußte eine neue Sitte und Sittlichkeit hervorwachsen. Das war eine innere Notwendig keit. Es war zugleich eine für jede Zeit, für alle Lagen und Ver hältnisse neu zu lösende Aufgabe. Sie ist, wie wir sofort be merken, eine doppelseitige. Es handelt sich um die Heiligung des inneren und des äußeren Lebens. Die Lebens- und Heilskrüfte des Christentums mußten in das innere Leben eingeführt, ihm zu-