stoss- und gedankenreiche Schrift von ?. Ino. Höhne: „Das Neue im Christentum", Leipzig 1887.) In den Reden des Herrn — das ist ihre göttliche Eigenart — läßt sich Religiöses und Ethisches voneinander nicht trennen. Das Religiöse und das Ethische sind da wie die zwei Seiten eines unauflöslichen Ganzen. Das Religiöse wird sofort zum Ethischen, und das Ethische ist unmittelbarer Ausdruck und Folge des Reli giösen. Er war sich eben bewußt, durch sich selbst die Menschheit in ein neues Verhältnis zu ihrem Gott zu bringen, das in einem neuen Verhalten der Menschen seinen Ausdruck finden wollte. Das Verhältnis ist das der Kindschaft, das Verhalten das der an Gott sich hingebenden und in ihm sich verklärenden Liebe. „Ihr sollt vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist", und „Du sollst lieben Gott deinen Herrn von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt", das sind in des Herrn Munde nicht bloße, von außen herantretende Gebote, es sind in den Herzen der Gotteskinder wachgerufene Beweggründe. Denn Gebot und Beweg grund sind in des Herrn Munde, sind im Neuen Testament überhaupt eins. Das ist das göttlich Großartige, das Einzigartige seines Ethos. Und wie diese in Gott gegründete, auf Gott gerichtete Gesinnung sofort der Welt, dem Nächsten sich zuwendet, bedarf nur der Hin weisung. In diese neue Welt der Gesinnung sich zu vertiefen, sie nach ihren verschiedenen Seiten zu entfalten und zum Bewußtsein zu bringen, das war der Beruf der Apostel. Wir sprachen vorhin von dem Gelegentlichen, dem historisch Bedingten ihrer einzelnen sittlichen Erörterungen. Aber ihr eigentlicher Gesichtspunkt, der Nerv ihrer Belehrung liegt auch gar nicht in der Aufstellung einzelner Sittenvorschriften, er liegt in der wirksamen Entfaltung und Dar stellung der christlichen Motive, welche in der Gesinnung und Lebens führung zur Geltung kommen. Daher gehen die Apostel in ihren Belehrungen und Ermahnungen auch immer auf die höchsten Ge sichtspunkte zurück; es liegt ihnen alles daran, daß die christliche Lebens führung mit all ihren Einzelbethätigungen vom Mittelpunkt des Evangeliums aus erfaßt und verstanden werde. So Paulus in der genannten Stelle Röm. 12, 1ff., deren Gedanke ist: euer Leben ein Opfer, darum erneuert euch; wir alle ein Leib in Christo, darum