schriften geordnet! Wie gehen auch sonst allenthalben sittliches und bürgerliches Rechtverhalten ineinander über! Das Sittliche wird zum Rechtlichen und ist daher in äußere Rechtsnormen eingefaßt. „Zwischen innerem und äußerem Leben wird hier zunächst nicht unterschieden"; „das Gesetz fordert das Äußerliche neben dem Inner lichen in unmittelbarer Koordination". Diesen Charakter aber truA es und konnte es tragen, weil es das Gesetz, die Lebensordnung für ein bestimmtes Volk war. Das war der äußerliche Rahmen, die zeitliche Hülle, worin unter dem alten Bunde das Reich Gottes vorhanden war. Aber darum eignete sich dieses Gesetz auch nur für dieses eine Volk unter diesen bestimmten äußeren Verhält nissen. Nur solange Israel als geschlossene Volksgemeinde in seinem eigenen Lande wohnte, konnte es ihm in seinem ganzen Umfang Lebensnorm sein. Das Evangelium aber kann und will sich nicht in solchen partikularistischen Schranken halten; es wendet sich an die Völkerwelt, es will für alle Zeiten da sein. Es ist Folge wie Beweis seines universalistischen Charakters, daß es nicht mit einem alle Lebensverhältnisse von vornherein positiv ordnenden sittlichen Fordern (Ethos) in die Welt getreten ist. Wie Paulus über jenes in Ge boten gestellte Gesetz urteilt, wie er es als abgethan, als überstanden erklärt (Eph. 2, 15; Röm. 10, 4; Gal. 4, 1 ff.), daran braucht nur erinnert zu werden. Das Evangelium hat der Welt zwar nicht ein neues aus geführtes Sittengesetz, aber es hat ihr ungleich mehr gebracht, einen neuen sittlichen Geist. Es hat dem Leben eine neue Grund lage gegeben, hat es mit neuen Beweggründen erfüllt, es in eine neue Bahn gewiesen und ist so der durch alle fernere Zeiten hin göttlich lebendige und wirksame An trieb zur Schaffung einer neuen Sittlichkeit und Sitte geworden. Das kleine Neue Testament erscheint in seiner ganzen der Menschen Gedanken überragenden göttlichen Größe, wenn wir es daraufhin ansehen, was es der Menschheit für ihr inneres Leben bietet, wie es ihre Gesinnung, ihr Wollen erneuert und heiligt. Welch großartige Fülle neuer, das Herz in seiner Tiefe erfassender, lebenschaffender Beweggründe trat mit ihm in die auf dem sittlichen Gebiete völlig halt- und ziellos gewordene alte Welt ein! (Vgl. die