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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 13.1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
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- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196900006
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19690000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Saxonica
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 13.1969
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- Ausgabe Nr. 1/2, 09.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 3, 16.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 4, 23.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 5, 31.01.1969, Sonderausgabe 1
- Ausgabe Nr. 6, 03.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 7, 06.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 8, 10.02.1969 -
- Ausgabe Nr. 9, 20.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 10, 27.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 11, 06.03.1969 1
- Ausgabe Nr. 12, 13.03.1969 1
- Ausgabe Nr. 13, 20.03.1969 1
- Ausgabe Nr. 14, 27.03.1969 1
- Ausgabe Nr. 15, 03.04.1969 1
- Ausgabe Nr. 16, 10.04.1969 1
- Ausgabe Nr. 17, 17.04.1969 1
- Ausgabe Nr. 18, 24.04.1969 1
- Ausgabe Nr. 19, 08.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 20/21, 15.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 22, 22.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 23/24, 05.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 25, 12.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 26, 19.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 27, 26.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 28, 03.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 29, 10.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 30, 24.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 31, 31.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 32, 04.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 33/35, 18.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 36, 25.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 37/38, 02.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 39/40, 16.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 41, 23.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 42, 30.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 43, 06.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 44, 13.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 45, 20.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 46, 27.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 47, 04.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 48, 11.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 18.12.1969 1
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Band 13.1969
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DER VORBEREITUNG DES MASSENMORDES ÜBERFÜHRT jiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiriiiiiiiiiiiiiHMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinim 'IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIillllllllllllllllllllllllllllllUlllllllllllllHllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllltllllllllllllllllllllllllllllllllllUIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIII Aufgabenstellung für das Institut. Das besondere Interesse des Bundes verteidigungsministeriums wird da durch unterstrichen, daß der da malige Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß schon für den 10. Januar 1961 zu einem Besuch an gemeldet war.“ führt dies dazu, daß die antagonistischen sozialen Wi dersprüche in noch größerem Umfang und mit noch größerer Schärfe reproduziert werden. Das ist vor allem der Widerspruch zwischen den außerordentlichen Mög lichkeiten, die die wissenschaftlich-technische Revolu tion eröffnet, und den Bemühungen des Kapitalismus, zu verhindern, daß diese Möglichkeiten im Interesse der ganzen Gesellschaft genutzt werden. Der Kapitalis mus verschwendet den nationalen Reichtum und ver wendet einen großen Teil der wissenschaftlichen Ent deckungen für Kriegszwecke. Das Gewissen der Menschheit, ihre Vernunft können sich mit dem Verbrechen des Imperialismus nicht ab finden. Der Imperialismus hat zwei Weltkriege ver schuldet, die das Leben von Dutzenden Millionen Menschen forderten. Er schuf eine unerhörte Militär maschinerie, die enorme menschliche und materielle Ressourcen verschlingt. Er verstärkt das Wettrüsten und plant die Herstellung von neuen Waffen für Jahr zehnte voraus. Er beschwört die Gefahr eines thermo nuklearen Weltkrieges herauf, dessen Feuer Hunderte Millionen Menschen vernichten und ganze Länder ver wüsten würde. (Aus dem Hauptdokument der Moskauer Beratung) Die wissenschaftlich-technische Revolution eröffnet der Menschheit ungeahnte Möglichkeiten für die Ver änderung der Natur, für die volle Entfaltung der schöpferischen Fähigkeiten des Menschen. Aber obwohl diese Möglichkeiten in den Dienst des Wohles aller Menschen gestellt werden müßten, mißbraucht der Kapitalismus die wissenschaftlich-technische Revolution zur Steigerung der Profite und zur verstärkten Aus beutung des Werktätigen. Die wissenschaftlich-technische Revolution beschleu nigt den Prozeß der Vergesellschaftung der Wirtschaft; unter den Bedingungen der Herrschaft der Monopole „Die Aufgabenstellung des In stitutes war von Anfang an auf wehrtechnische Objekte offensiven Charakters festgelegt. Im Frühjahr 1961 übernahm das Bundesvertei digungsministerium bereits die un mittelbare Anleitung und direkte „Die eigentliche Diskussion über B- und C-Waffenforschung in der Bundesrepublik begann mit zwei Pressekonferenzen in Ostberlin am 6. 12. 68 und 15. 1. 69, auf der Wissenschaftler und Ingenieure, die bis dahin nach ihren Aufgaben in der bundesrepublikanischen B- und C-Waffenforschung gearbeitet hatten, über Einzelheiten dieser Forschung berichteten.“ Zu dieser Feststellung kam die westdeut sche Illustrierte „konkret“ in ihrer Ausgabe vom 2. Oktober. Mit diesen zwei international stark beach teten Pressekonferenzen wurde die Weltöffentlichkeit vor der Gefahr eines B- und C-Waffenkriegcs, der in Westdeutschland vorbereitet wird, gewarnt. Staatssekretär Günther Kohrt, 1. Stellvertre ter des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten, sagte auf der Pressekonferenz am 6. Dezember: „Es sind alarmierende Tatsachen, die Herr Dr. Petras der internationalen Öffentlichkeit unter breitet. Unwiderlegbar ist hier der Nachweis erbracht worden, daß in der westdeutschen Bundesrepublik systematisch und nach lang fristigen Plänen biologische und chemische Waffen entwickelt werden. Das geschieht im di rekten Auftrag der westdeutschen Regierung und unter unmittelbarer Leitung durch das Bonner Kriegsministerium. In westdeutschen Labors westdeutscher Chemie-Konzerne werden die Mit tel für neue Verbrechen gegen die Menschlich keit, gegen das Leben friedliebender Völker vor bereitet. Auf neue und sehr ernste Weise bestätigt sich, daß die Politik der herrschenden Kreise der west deutschen Bundesrepublik Frieden und Sicher heit in Europa gefährdet. Auf die Wahrung des Friedens gerichtete elementare Normen des Völkerrechts sind für die Regierenden der west deutschen Bundesrepublik offenbar „nicht re levant“. Skrupellos setzt sich die Kiesinger/ Strauß-Regierung über völkerrechtliche Ver pflichtungen hinweg. Aus dem Ergebnis des zweiten Weltkrieges getroffenen Vereinbarungen der Hauptmächte der Antihitlerkoalition ergibt sich ein eindeutiges völkerrechtliches Verbot jeglicher Form einer chemischen oder bakterio logischen Bewaffnung, das für die Bundesrepu blik rechtlich verbindlich ist. Dieses Verbot entspricht vor allem den ent scheidenden Grundsätzen des Potsdamer Abkom mens, wonach Nazismus und Militarismus für immer auszurotten sind und zu gewährleisten ist. daß von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgeht. Der Erwerb, die Produktion und die Ausrüstung der Bundeswehr mit chemischen und bakteriologischen Waffen ist offener Bruch des Völkerrechts. Aus den dargelegten Tatbeständen ergibt sich: Mit der Entwicklung von biologischen und che mischen Waffen in der westdeutschen Bundes republik werden in ernster Weise Frieden und Sicherheit in Europa bedroht. Die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen ist Bestandteil des revanchistischen Programms des westdeut schen Imperialismus, das sich gegen die terri toriale Integrität anderer Staaten richtet. Sie fügt sich ein in ein perfektes System der Kriegs vorbereitung, daß nicht nur die militärische Auf rüstung umfaßt, sondern alle wichtigen Bereiche der Politik, der Wirtschaft, der Kultur und Wis senschaft durchdringt und die Vorbereitung auf eine offene Militärdiktatur mit Hilfe der Not standsgesetzgebung einschließt. Die Verantwort lichen für die Entwicklung von Massenvernich tungswaffen in Westdeutschland verstoßen gröblichst gegen elementare Normen des Völker rechts und der Menschenrechte und machen sich der Vorbereitung neuer Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig. Dr. Ehrenfried Petras, Sohn eines Widerstandskämpfers gegen das Naziregime, trat wegen starken Ge wissenskonflikten im November 1968 in die DDR über. Seit 1960 arbeitete der Mikrobiologe im In stitut für Aerobiologie in Grafschaft (Sauerland), als Leiter des Labors für Mikrobiologie. Über seine dortige Tätigkeit sagte er auf der Pressekonferenz am 6. De zember 1968 vor Journalisten aus: bakteriellen Toxinen, insbesondere mit Botulinus-Toxin, dem wirk samsten aller bekannten Gifte, vor bereitet. Dr. Petras erklärt: „Als Laborleiter habe ich jahrelang ' Untersuchungen zu Problemen der biologischen und chemischen Kriegs führung durchgeführt. Ich hatte Ge legenheit, das gesamte Programm des Institutes kennenzulernen. Dar über hinaus ist mir eine große Zahl von Wissenschaftlern bekannt ge worden, die sich in der westdeut schen Bundesrepublik gegenwärtig mit Fragen der ABC-Kriegsführung beschäftigen, wodurch ich Einblick in den Mechanismus ihrer Zusam menarbeit bekam. Ich muß heute sa gen, daß ich von der Vielfältigkeit und Intensität der Kriegsvorberei tungen auf diesem Gebiet von Jahr zu Jahr mehr beunruhigt worden bin. Als besonders erschreckend er schien mir die Tatsache, daß im Offizierskorps der Bundeswehr offen und mit größter Selbstverständlich keit von einem neuen Krieg, bei dem auch bakteriologische und chemische Waffen eingesetzt werden sollen, ge sprochen wird. Dr. Petras zählt die Forschungs projekte des Institutes auf: Aero solforschung zur Herstellung von langfristig wirksamem B- bzw. C- Kampfstoffgehalt, Bestimmung von Toxizitätswerten und Vergiftungs bildern nach Injektionen und be zeichnenderweise auch nach In halation bekannter und neuentwik- kelter phosphororganischer Ver bindungen, Versuche mit VX-Stof- fen, die wegen ihrer hohen Toxizität aus keinem anderen Grund als dem eines militärischen Einsatzes ge testet und für die Produktion vor bereitet werden. Außerdem wurden Experimente mit hochpathogenen Mikroorganis men- und Virusstämmen sowie mit Eine Pressekonfet enz enthüllt Der Zeuge Petras SS-Arzte nehmen im Konzentrationslager Auschwitz medizinische Versuche an Häftlingen vor. Westdeut sche Forscher setzen die antihumane Traditionslinie des deutschen Imperialismus fort. Ihre Lügen Der Inhalt beider Pressekonferenzen wurde von offizieller Bonner Seite natürlich sofort de mentiert. Aber das Dementi war wenig über zeugend. Oberst Domröse, der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, gab zu, daß im Auftrage des . Bundeswehr mit B- und C- Kampfstoffen experimentiert worden sei, aller dings/ ausschließlich zur Entwicklung von Schutz maßnahmen. Aber die detaillierten Angaben von Dr. Petras ließen sich damit nicht aus der Welt schaffen. So sind zum Beispiel Gegenmaßnahmen für das Botulinus-Toxin (500 Gramm genügen, um die gesamte Menschheit auszurotten) aus sichtslos, da das Toxin außerordentlich schnell wirkt. Nehmen wir an, in diesem Institut befinden sich nur 0,5 Gramm dieses Giftes — die Bundes regierung spricht ja von den minimalen Mengen an Gift, die für die Forschung freigegeben seien, so gönnte man mit diesem halben Gramm als Waffe 30 Millionen Menschen umbringen. Noch eine Tatsache straft Herrn Oberst Dom röse Lügen: Spätestens seit Ende Juli dieses Jah res ist bekannt, daß die Amerikaner chemische Waffen in der Bundesrepublik lagern. Das „Do kument 10-1“, dessen Echtheit die Amerikaner mit dem abschwächenden Zusatz . „veraltet und geändert“ bestätigen, beweist das. Die ersten Opfer Am 16. Februar 1969 verstarb Helena Bisa, die Frau von Dr. med. Karl Bisa, dem ehemaligen Leiter des Institutes für Aerobiologie in Grafschaft. Eine Lieferung des che mischen Kampfstoffes Soman nach Dienstschluß wurde Frau Bisa zum Verhängnis. Sie stellte den Behälter über Nacht in einen Aktenpanzer schrank. Der Behälter war undicht, und Spuren des Giftes gelangten auf ihre Haut: zu wenig für direkte To desfolge, genug für ein grauenhaftes Siechtum. Die typischen Vergiftungssymp tome dieses Kampfstoffes stellten sich ein: Speichelfluß, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, un kontrollierter Abgang von Stuhl und Harn, Zuckungen, ruckweise Bewe gungen, Taumeln. Kopfschmerzen, Benommenheit, Verwirrtheit, Er- stickungsanfälle, Lähmungserschei nungen. Sieben Jahre lang suchte Frau Bisa in den verschiedensten Sanatorien Heilung, keines erklärte sich für zuständig. Die Spätfolgen von Nervengasver giftungen sind weitgehend unbe kannt. Im Februar 1968 wurde Frau Bisa aus den Essener Krankenan stalten als hoffnungsloser Fall in eine Privatklinik überführt, wo sie zuletzt vollständig gelähmt, 46jährig, starb. Bei einer Kontrolle der Sicher heitsvorkehrungen im Institut stellte sich heraus, daß der Panzerschrank von Kampstoffpartikeln verseucht war. Darauf erschienen Beauftragte des militärischen Abschirmdienstes und fotokopierten sämtliche Akten, um anschließend die Originale zu vernichten. Danach wurde zur Un terbringung der Kampfstoffvorräte eine Stahlgarage zur Verfügung ge stellt. Amerikanische Kumpanen erpro ben Gifte in Großversuchen. Jeder kennt die grauenhaften Bilder aus Vietnam. Amerikanische Flugzeuge versprühten Herbizide. Der Dschun gel wird entlaubt, die Reisfelder un fruchtbar. Eine Politik der ver brannten, richtiger, vergifteten Erde. Angeblich sind diese Herbizide zwar für Mensch und Tier völlig un gefährlich, aber die Wirklichkeit be weist etwas anderes. So wurden zwischen dem 13. Juni und dem 23. Juli 1964 mehrere Dörfer Kam bodschas in Grenznähe mit Ent laubungsmitteln „behandelt“. Erfolg: 71 Tote — vor allem Kinder. Pflanzenschutzmittel, die in West deutschland produziert werden, sind organische Phosphorsäureesther. Sie sind verwandt mit den Nervenkampf stoffen, den Entwicklungen Tabun, Sarin, Soman, nur daß sie einige tausendmal giftiger sind. Die westdeutsche chemische In dustrie stellt täglich tonnenweise Pflanzenschutzmittel her, die sich durch eine kleine, leicht in die Pro duktion einzubauende chemische Operation in eine mörderische C- Waffe verwandeln. Tausende Ton nen Kampfstoff. Die westdeutsche Illustrierte „kon kret“ startete unter westdeutschen Wissenschaftlern eine Umfrage mit einer - wie sie es nannte - unkon. ventionellen Befragungsmethode, um zu beweisen, daß in West deutschland Wissenschaftler im Auftrage der Strategen von der Bonner Hardthöhe an Forschungen über chemische oder bakteriolo gische Massenvernichtungsmittel di rekt oder indirekt beteiligt sind. „konkret"-Mitarbeiter meldeten sich als Ministerialrat. Dr. Strathmann am Telefon. Dr. Strathmann ist zu ständiger Referent des Bundesver teidigungsministeriums. Professor Dr. Kewitz ist Lei ter des Institutes für Veterinär- Pharmakologie und Toxikologie der Freien Universität Westberlin. Bis 1958 konnte Kewitz in den USA in einem der chemischen Forschungs zentren der US-Armee Erfahrungen sammeln. Gegen Kewitz wurde öffentlich der Verdacht geäußert, in Zusam menarbeit mit den Bayer-Werken Leverkusen ein Cumarinderivat ge testet zu haben. Kleinste Mengen der Verbindung verdrängen das prothrombildende Ferment aus dem Blut, so daß es schon bei ge ringsten Verletzungen zu keiner Blutgerinnung mehr kommt. Der Giftstoff kann - von Flugzeugen aus versprüht — seine Wirkung über das Trinkwasser tun. Eine der heim tückischsten Krankheiten, die Bluter- Krankheit, wird so aus der Retorte erzeugt. Kewitz ist nicht überrascht, mit dem Bundesverteidigungsmini sterium verbunden zu werden, nur der Zeitpunkt kommt ihm un gelegen : „Herr Professor, es geht um die eilige Vergabe noch einiger Forschungsaufträge. Könnten Sie kurzfristig zu einem Termin zu uns nach Bonn kommen?“ Kewitz: „Wissen Sie, was hier in Berlin vor sich geht wegen der Umfrage bei Giftmischern Ihre Forscher bestätigen es Forschungsaufträge vom Vertei digungsministerium ?!“ Kewitz spielt hier auf Veröffent lichungen in letzter Zeit an, die ihn beschuldigten, an Aufträgen des Verteidigungsministeriums zu arbei ten. Das wurde von offizieller Seite dementiert. Ministerialrat Strathmann: „Aber das sind doch im Grunde ge nommen nur Kindereien. Es geht um die Synthese von Erreger toxinen, die das Blut zersetzen, und ich meine, sie haben da die besten Erfahrungen.“ Kewitz protestiert nicht, obwohl er mit diesem ungeheuerlichen For schungsauftrag in engste Verbin dung gebracht wird. Nur der Zeit punkt stört ihn, die stark be unruhigte Öffentlichkeit, es könnte weiterer Verdacht geschöpft werden, er fürchtet um seinen guten „Ruf". Kewitz tut vielbeschäftigt. Das Ver sprechen der imaginären vorgesetz ten Dienststelle, ihm mit einem zu sätzlichen Assistenten auszuhelfen, läßt ihn aber dann nur an die Ab sicherung denken. „Herr Strathmann, bespricht man so etwas am Telephon?“ „Nein, ich möchte sowieso, daß wir unter vier Augen in Bonn im Ministerium bereden.“ Kewitz will im Moment jedes Risiko vermeiden: „Ich würde doch sagen, in Berlin und nicht in Bonn.“ Strathmann: „Gut, ich verstehe Sie. Ich komme auf Sie zurück, wenn sich das alles etwas be ruhigt hat.“ Prof. Dr. Otto K l i m m e r leitet die Abteilung Toxikologie des Phar makologischen Institutes der Uni versität Bonn. Im dritten Reich be währt — Klimmer war Leiter der „Gasschutzschule" in Berlin-Gatow - hat er sich heute wieder enga giert: Er ist Mitglied des „Wehr medizinischen Beirates" der Bun deswehr und Stellvertretender Vor sitzender des Ausschusses „Medizi nischer ABC-Schutz". Auch für ihn ist es nichts Ungewöhnliches, als er vom 'Fachreferenten des Bundes- verteidigungsministerium am Tele fon verlangt wird. Strathmann: „Guten Abend, Herr Professor. Wir sind eben zu einer Sondersitzung zusam mengetreten, und zwar geht es um einen sehr eiligen Auftrag. Haben Sie Anfang der Woche zu einem grundsätzlichen Gespräch Zeit?“ Klimmer ist zu Diensten: „Wenn Sie bitte einen Moment warten.“ Ein Termin wird vereinbart. Strathmann: „Am besten, wir könnten Sie da gleich abholen lassen. Ich würde sagen, zur Ab sicherung lassen Sie sich den Sonderausweis des Chauffeurs zeigen.“ Für Klimmer kein Grund zur Ver. wunderung oder Ursache für Miß trauen. Obwohl offiziell dementiert, muß sich seine Zusammenarbeit mit dem Bundesverteidigungsministerium auf Geheim-Basis abspielen. Strathmann: „Hätten Sie im kommenden Jahr auch genügend Zeit für den Auftrag? Es handelt sich um ein Chlordan-Derivat und die spezielle Verwendbarkeit für uns.“ Bei Chlordan handelt es sich um ein Insektizid, das durch einfache chemische Änderung als hochgif tiger chemischer Kampfstoff gegen Menschen verwendet werden kann. Durch den Zusatz: und die spe ¬ zielle Verwendbarkeit für uns" muß für Klimmer, den Fachmann, jedes Mißverständnis ausgeschlossen sein. Er wittert den großen Auftrag: „Wir müßten gleich ins konkrete gehen an dem Abend, ja?“ Strathmann: „Das sowieso. Würde es sie stören, daß es direkt von der US-Armee kommt ?“ Klimmer: „Tja, das ist natür lich eine etwas delikate An gelegenheit.“ Hiermit dokumentiert Klimmer, daß er einer „delikaten“ Anwen dung dieses Mittels durch die Amerikaner - z. B. im Vietnam krieg — aufgeschlossen gegenüber steht. Strathmann: „Natürlich zeich nen wir offiziell dafür, da kön nen Sie sicher sein. Darf ich von Ihrer grundsätzlichen Bereit schaft schon mal unterrichten?“ Klimmer: „Ja.“ (Zu Tumulten im Landtag von Nordrhein-Westfalen kam es in der vergangenen Woche als der Stu dent Michael Märks, Mitglied des DKP-Parteivorstandes cithüllte, daß Prof. Klimmer ausschließlich solche Stoffe erforscht, die in ihrer che mischen Zusammensetzung und in ihrer Wirkung Giftgasen völlig glei chen. Klimmer habilitierte Sich durch eine Arbeit über die Giftigkeit von Auspuffgasen und ihre tödliche Wir kung auf Menschen,. Das erfolgte in jener Zeit, in der im Hitlerreich auf diese Weise Zehntausende KZ- Häftlinge ermordet wurden.) Daß Klimmer in voller Kenntnis der Strafbarkeit seine Forschungen be treibt, beweist eine offizielle An frage von „konkret", die er so be antwortet: „Die Arbeit mit sol chen Stoffen, die gegen Mensch und Tier eingesetzt werden könnten, lehne ich persönlich ab. Soweit mir bekannt ist, darf in der Bundesrepublik laut alliier ten Kontrollbeschlüssen kein Kampfstoff entwickelt oder her gestellt bzw. erprobt werden.“ Schwieriger war es für „konkret", mit Professor Dr. Gärtner, Leiter des Hygiene-Institutes der Univer sität Kiel, ins Gespräch zu kommen. Er ist mißtrauisch und lehntein Ge. spräch in Bonn ab. Erst als das Ge- spräch in konspirative Bahnen ge lenkt wird, geht er aus sich heraus: „Ja, wollen Sie nicht vielleicht Herrn ... eh, Flottnad-Lahmers oder Herrn Flottnad-Zwandel bitten, dieses Gespräch mit mir zu führen?“ Diese Namen sind offensichtlich Decknamen, wie der gleichlautende Anfang verrät. Strathmann: „Sicher wären Sie einverstanden, wenn die Herren Sie aufsuchen würden?“ Gärtner ist einverstanden: „Ich müßte natürlich auch noch wis sen, um was es sich handelt.“ Strathmann: „Ich kann Ihnen das kurz mal andeuten: Es geht darum, die Immunitätsbarriere für Pockenerreger zu überwin den.“ Beim Gelingen des Forschungs auftrages würde man allen bisher mühsam entwickelten Impfstoffen gegen Pocken die Wirkung nehmen. Die Seuche könnte also — gezielt eingesetzt — ganze „Feindbevölke rungen" ausrotten. Professor Gärtner stimmt zu: „Ja“, sagt er. Mit diesen Instrumenten wurde Tausenden Häftlin gen in den Konzentrationslagern tödliches Gift ein gespritzt. Den Völkermassenmord noch rationeller zu gestalten, das sind Forschungsaufträge für west deutsche Wissenschaftler. Leute mit Erfahrungen auf diesem Gebiet waren nach 1945 in Schlüsselstellun gen der westdeutschen chemischen Industrie. So wurde Schrader, der als Vater der modernen chemi schen Kampfstoffe, der Nervengase, gilt, dessen Arbeiten von 1937 bis 1945 in Geheimpatenten der IG-Farben verankert wurden, nach dem Krieg Leiter des wissenschaftlichen Laboratoriums für Pflanzen schutz der Bayer AG Wuppertal-Elberfeld. UZ 42 69, Seite 6
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