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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 13.1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
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- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196900006
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19690000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Saxonica
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 13.1969
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- Ausgabe Nr. 3, 16.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 4, 23.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 5, 31.01.1969, Sonderausgabe 1
- Ausgabe Nr. 6, 03.02.1969 1
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- Ausgabe Nr. 9, 20.02.1969 1
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- Ausgabe Nr. 14, 27.03.1969 1
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- Ausgabe Nr. 16, 10.04.1969 1
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- Ausgabe Nr. 19, 08.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 20/21, 15.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 22, 22.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 23/24, 05.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 25, 12.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 26, 19.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 27, 26.06.1969 1
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- Ausgabe Nr. 29, 10.07.1969 1
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- Ausgabe Nr. 31, 31.07.1969 1
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- Ausgabe Nr. 33/35, 18.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 36, 25.09.1969 1
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- Ausgabe Nr. 42, 30.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 43, 06.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 44, 13.11.1969 1
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- Ausgabe Nr. 46, 27.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 47, 04.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 48, 11.12.1969 1
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Band 13.1969
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„Nun aber roll ich dich zusammen, Zeit« und stecke dich in meinen ländlichen Korb, und jetzt werde ich fischen gehen mit deiner endlos langen Schnur die Fische der Morgenröte!" Der Dichter, der diese Zeilen in seiner „Ode an das Alter“ schrieb, und der heute mit Recht der größte Dichter seines amerikanischen Kon tinents genannt wird, gelangte erst nach einiger Lebenserfahrung zu je nem schöpferischen Optimismus, von dem diese Worte zeugen. Am 12. Juli 1904 wurde Neftali Ri cardo Reyes in Temuco, im Süden der- chilenischen Ebene zwischen den beiden Ketten der Kordilleren gebo ren. Noch in die Schulzeit fallen seine ersten dichterischen Versuche, die er mit dem Namen Pablo Neruda unter zeichnete, um den Nachstellungen des Vaters, eines einfachen, aber seiner Dichtung wurde immer dunk ler und düsterer. Er selbst sagte spä ter von sich: „Ich blätterte im Lexi kon des Todes.“ Das Thema des To des ließ deutlich werden, daß der Dichter die menschliche Existenz noch nicht mit der Gesamtheit ihrer Umweltbedingungen in Einklang zu bringen vermochte. Es gelang ihm aber, sich aus dieser Verstrickung zu lösen. Dabei half ihm unter anderem seine Funktion als chilenischer Kon sul in Spanien, wo er die erste Zeit des spanischen Bürgerkrieges mit erlebte. In den Straßen von Madrid entdeckte er inmitten von Kampf und Sterben das Leben. Als die Fa schisten die asturischen Bergleute und seinen Freund und Dichter Fe derico Garcia Lorca ermordeten, blieb Neruda kein indifferenter Be trachter der Ereignisse mehr, und in aufrüttelnden Versen, die in dem Band „Spanien im Herzen“ zusam fJablo ^leruda Zu seinem 65. Geburtstag energischen Eisenbahners, zu ent gehen, der nicht damit einverstanden war. daß sein Sohn sich der Vers- kunst widmete. Auf Wunsch seines Vaters besuchte er das traditions reiche Pädagogische Institut in San tiago de Chile, um Französischlehrer zu werden. Nach einiger Zeit gab er das Studium jedoch auf, um sich ganz- der Dichtung zu verschreiben, und mit 20 Jahren ist er schon /einer der populärsten Dichter Chiles. Seine ersten Veröffentlichungen waren 1921 „Der Festgesang“, ein Versband, mit dem er anläßlich eines Studentenwettstreits den ersten Preis errungen hatte, dann 1923 „Die Dämmerung“ und schließlich 1924 das Büchlein „Zwanzig Liebes- gedichte und ein Lied der Verzweif lung“, Diese Liebesgedichte ließen sofort alle Freunde der Dichtung auf den jungen Neruda aufmerksam wer den. der hier den Versuch machte, sich von den erstarrten literarischen Traditionen abzuwenden und seinen eigenen Weg zu finden. Diese Verse offenbaren schon' die Naturverbun- denheit Nerudas und den Reichtum seiner Sprache. Sein dichterisches Werk wächst aus der Tradition der kastilischen Poesie und der chileni schen Folklore. Darüber hinaus schätzte er besonders die französi schen Dichter Baudelaire und Rim baud. mit denen die Entwicklung der modernen Dichtung ihren Anfang nahm. Die größte Rolle in seiner künstlerischen Entwicklung haben wohl der nordamerikanische Dichter Walt Whitman, der den freien Fluß der Gedanken keiner rhythmischen Regel unterordnete, und der sowje tische Poet Majakowski gespielt, die ihm . halfen, zur gesellschaftlichen Mission der Dichtung zu finden. Mit den Jahren wuchs zwar der Ruhm Nerudas immer mehr, und er war längst über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt, aber der Ton mengefaßt sind, klagte er die faschi stischen Greueltaten an und besang den heroischen Widerstand des spa nischen Volkes und der Internatio nalen Brigaden. Nach Chile zurückgekehrt, zog Ne ruda noch eine andere Bilanz aus dem Erlebten: er wurde Mitglied der Kommunistischen Partei Chiles und nahm von nun an aktiv teil an der politischen Bewegung seines Landes. Während des zweiten Weltkrieges verstärkte Neruda seine politische Agitation. In Streitschriften und Ge dichten entlarvte er die Verzögerung der zweiten Front als Taktik der Im perialisten und huldigte dem opfer reichen Widerstand und Kampf des sowjetischen Volkes gegen den Fa schismus. Im Jahre 1943 wählten ihn dann die chilenischen Salpeterarbei ter als Abgeordneten der Kommuni stischen Partei in den Senat. Als 1947 der chilenische Präsident Gon zales Videla, der auch durch die Stimmen der- Kommunisten gewählt worden war. in einer Art Staats- ‘streich sich Von den kommunistischen Mitgliecerniseines Kabinetts und da- mit von der Kommunistischen Partei lossagte, verfaßte Neruda seinen Brief an Millionen Menschen, In dem er die Hintergründe der Politik des USA-hörigen Präsidenten entlarvte. Man versuchte Nerudas Haus in Brand zu stecken, und die Regierung klagte ihn des Hochverrats an. Als Neruda dann das letzte Mal vor dem Senat stand, verteidigte er sich nicht, sondern klagte den Präsidenten des Hochverrats an und erklärte die Kommunistische Partei für unbesieg bar. Nach diesen Ereignissen begann für den verfolgten Neruda ein illegales Wanderleben. Versteckt in Hinterhö fen und Hütten der Armen, schrieb er eine der größten Dichtungen unserer Epoche, das Epos „Großer Gesang“. Neruda berichtet uns hier von der Leipzig, 12. Juli 1969 Herrn Pablo Neruda Isla Negra, Chile Hochverehrter Herr Neruda! Zu Ihrem 65. Geburtstag erlaube ich mir, Ihnen, als dem größten Dichter Amerikas, dem unermüdlichen Kämpfer für Frieden und Freiheit in der ganzen Welt und nicht zuletzt als Ehrendoktor unserer Universität, die herzlichsten und tiefempfundenen Glückwünsche zu übermitteln. Ihr dichterisches Schaffen ist Be standteil der Weltliteratur, deren In halt heute bestimmt wird durch das Ringen um eine neue soziale Ordnung, in der der Widerspruch zwischen In dividuum und Gesellschaft gelöst und für die Zukunft auch Ihres Amerikas das Bild des Menschen in seiner gan zen schöpferischen Größe entworfen wird. Sie haben durch ihr Leben und Wirken selbst einen unvergänglichen Beitrag zur Entwicklung einer neuen, fortschrittlichen Menschengemeinschaft getan, die nur eine sozialistische Ge meinschaft sein kann. Die Karl-Marx- Universität, mit ihren alten humanisti schen Traditionen und ihren neuen Be strebungen, ein integrierter Bestandteil der sozialistischen Gesellschaftsordnung in unserer Republik zu werden, fühlt sich Ihnen darum tief verbunden. Als Sie die Würde eines Ehrendoktors ent gegennahmen, bestätigte sich für Sie und für die Karl-Marx-Universität das unverbrüchliche Band gemeinschaft lichen Wirkens für Frieden und Glück der ganzen Menschheit. Empfangen Sie durch mich die Grüße aller Angehörigen der Karl-Marx-Uni versität, die besten Wünsche für Ihr Wohlergehen, für noch viele Jahre er füllten dichterischen Schaffens zu Ehren Ihrer chilenischen Heimat und zur Be reicherung des humanistischen Gedan kengutes aller Völker. In hechachtungsvoller und freundschaftlicher Verbundenheit Prof, Dr. E. Wmer Rektor vorkolumbianischen Vergangenheit seines Kontinents, von den Wäldern, Flüssen und Bodenschätzen, er be singt die bewundernswerten Kulturen der Inkas. Mayas, Chibchas und Az teken und das Leben der Menschen zu jener Zeit. Doch dieses Leben wird durch die Ankunft der spani schen Konquistadoren zerstört. In erregenden Bildern läßt Neruda uns eines der grausamsten. Kapitel der Menschheitsgeschichte miterleben: die Eroberung Mittel- und Südame rikas., Der Dichter berichtet dann in leidenschaftlichen Gesängen vom na tionalen und sozialen Befreiungs kampf seines Kontinents, der bis in die heutige Zeit reicht. Er bringt nicht nur Vergangenes, sondern- gibt auch einen Ausblick auf die lichte Zukunft. Sein Optimismus durchzieht wie ein roter Faden das ganze Buch. Sein „Großer Gesang“ endet mit einem Hymnus auf, die Partei, der er dafür dankt, daß sie ihn aus der Vereinzelung riß und den Weg zur helleren Zukunft wies. Sie ist für ihn die Mutter, die das Volk zum unbe siegbaren Kampf eint und führt. Als der „Große Gesang“ 1950 er schien, befand Neruda sich in Me xiko, Um die Mitte des gleichen Jahres verließ er das mexikanische Exil und schiffte sich nach Europa ein. In den folgenden Jahren, bis 1953, bereiste er viele Länder und Orte Europas und Asiens, so unter anderem 1951 auch die DDR. Die Frucht dieser Reisen ist der Band „Die Trauben und der Wind“, ein Bericht über das, was er auf seinem Weg zwischen den Trauben Europas und dem Wind Asiens gesehen uhd erlebt hatte. Begonnen hatte er sein Buch auf der Insel Capri und seinen Abschluß fand es in Chile, denn sein Land konnte diesem großen Dichter, : dessen Werke längst Bestandteil der ■Weltliteratur geworden waren und den Millionen Menschen der ganzen Welt lieben und verehren, nicht län ger die Tore verschließen. Seit 1953 ist kaum ein Jahr ver gangen, in dem Neruda nicht minde stens einen Gedicht-Band veröffent licht hat. In vielen schönen, ergrei fenden und einfachen Gedichten be singt er die Menschen, die Liebe, Dinge und Begebenheiten des tägli chen Lebens und die ihn umgebende Natur und fordert das Recht aller auf Glück, Freiheit, Gleichheit, Gerech- tigkeit und Frieden. Ein interessan ter Versuch Nerudas ist das 1967 er schienene Gesangstheaterstück „Glanz und Untergang des Joaquin Murieta“, in dem er ein lebendiges Bild der Geschichte um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien entwirft, der Entwicklung der ame ¬ rikanischen kapitalistischen Gesell- schaft, dessen Bezüge zur Gegenwart sich deutlich herausstellen. Das umfangreiche Schaffen Neru das beweist, daß es für ihn keine Ereignisse und Dinge gibt, die nicht poetisierbar wären. Seine Lyrik ist nicht nur der Erlebniswelt des Indi viduums gewidmet, einer das Rein persönliche austastenden Betrach tung. Er sprengte diese Seite der Dichtung auf, um das individuelle Sein in seiner schicksalhaften Ver kettung in der Geschichte der Menschheit überhaupt zu erfassen. Auf diesem Wege gelang ihm der Anschluß an die fortschrittlichen Ge danken unseres Jahrhunderts, und er wurde selbst zu einem, ihrer beredte sten Interpreten. In einem Aufsatz über das Dunkle und das Klare in der Dichtung schreibt er; „Aber die Poesie war auf der Erde, bevor man lesen und drucken konn te. Deshalb wissen wir, daß Poesie wie Brot ist und von allen geteilt werden muß, von Gelehrten und Bauern gleicherweise, von unserer ganzen unermeßlichen, wundervol len, außerordentlichen Familie der Völker. Ich gestehe, daß die Aufgabe, einfach zu schreiben, das Schwerste für mich war.“ Christel Schnelle ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ FORTSETZUNG VON SEITE 5 Würdiger Beitrag zum Jahrestag der Republik gibt Auskunft über das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, über das Wachsen von Persönlichkeiten im Kollek tiv. Seit den zwanziger Jahren hat die proletarische Kunst hier bewiesen, daß die spätbürgerliche These von der „Ver massung“ der Arbeiterklasse Demagogie ist. Sicher, es. gab auch in dieser Ausstel lung Porträts von ungenügender Qualität, in der Auffassung des Menschen wie der formalen Gestaltung, doch den Maßstab setzten die großen, vorwärtsweisenden Leistungen. Da war Werner Tübkes ..Bildnis Hans Vogelsang“, in dem Kämp- fertum, Bewußtheit. und Menschenwürde geradezu monumental vereinigt waren, ein Menschenbild, von dem die großen Künstler der frühbürgerlichen Revolution nur träumen konnten. Wolfgang Matt heuer in dem Porträt seiner Frau (Frau mit Zeitung), Heinz Wagner mit „Erika Zuchold", Eberhard L öb e 1 mit dem ..Porträt B.“. Ulrich Mach ul la mit dem „Mädchen aus dem Rilagebirge"-bo- ten einen gültigen Beitrag zum Bilde der sozialistischen Frau unserer Tage, deren Gleichberechtigung auf allen Gebieten eine Selbstverständlichkeit ist. Hier tre ten uns Persönlichkeiten entgegen, die über alles Individuelle hinaus Gesell schaftliches an sich tragen, jene Größe und Würde des Menschen, die nur der So zialismus zu geben vermag. Das Brigadebild war zumindest in zwei der Diskussion würdigen Arbeiten ver treten. in Harry Blumes .Sozialistische Brigade Kurvennest" und Bernhard Heisigs „Brigade“. Blume bereitete sich in enger, freundschaftlicher Zusam menarbeit vor. Trotzdem kam er nicht zu einer ganz befriedigenden Erfassung der Dialektik zwischen Individuum und Kol lektiv. Ein traditionelles . Motiv, betonte Gestik und bunte Farbe müssen über teh- lende innere Zusammengehörigkeit und vordergründige Charakterisierung der Per sönlichkeit hinweghelfen. Heisig hat etwas von der neuen Qualität der Arbeiterklasse begriffen. In der selbstverständlichen Sicherheit und Heiterkeit derer, die zu gleich Produzenten, Besitzende und Machtausübende sind, stellt er die Arbei ter vor ihr Werk. Er hat es dem Betrach ter nicht leicht gemacht, nicht auf den er sten Blick erschloß sich der psychische Reichtum der Dargestellten. Doch je län ger man sich mit dem Bilde auseinander setzte, um so überzeugender wurden die Persönlichkeiten in ihrer Differenzierung und in ihrer Gemeinsamkeit. Kein Künstler kann heute ohne echte Partnerschaft zur Arbeiterklasse über sie Gültiges aussagen. Echte Partnerschaft — darunter verstehe ich nicht nur die per sönliche Freundschaft zu einer Brigade, sondern vor allem das Bemühen des Künstlers, die Höhe der Weltanschauung der Arbeiterklasse zu erringen. Zur per sönlichen Bildung muß die Ideologie der Klasse und die schöpferische Aneignung der Erkenntnisse ihres Vortrupps, der Do kumente der Arbeiterpartei, kommen. Dann wird möglich, was z. B. Käthe Koll witz gelang, daß das Begreifen des Ein zelnen das Verständnis der Klasse er schließt, so wie vom Parteinehmen für die Klasse erst der Einzelne ganz begreif lich wird. Landschaften machten das neue Verhält nis unserer Menschen zu ihrer Welt sicht bar. Nicht nur Heimatliebe war erlebbar, sondern auch die umweltgestaltende Kraft der sozialistischen Menschengemeinschaft. Man erinnere sich an Heinz Wagners „Baustelle Thierbach“, Grt Pötz- schings „Chemiekombinat ,Otto Grote- wohl 1 “, Johannes Burckhardts „Ern telandschaft“, an die Stadtansichten von Oskar Erich Stephan oder die Arbei ten des jungen Peter Schnürpel. Eine Gruppe von Bildern sei noch be sonders genannt, jenen, die dem Erlebnis der Sowjetunion gewidmet waren. Vom großen Thma (Rink „Moskau — 7. 11. 1967“), über das in seinem Optimismus und seiner malerischen Qualität beste chende Bild des „Bauernmarktes bei Suchumi" von Werner Tübke bis zu den ganz 1 persönlichen, geradezu lyrischen Freundschaftsbekenntnissen des jungen Rainer Herold reichte die Palette. Deutsch- sowjetische Freundschaft als Herzenssache fand überzeugend Ausdruck in . Werken, die nun ihrerseits wieder den Gedanken der Freumdschaft weitertragen. Manches Bild war heiß umstritten, heftig diskutiert wurde vor den Bildern Wolfgang M a 11 h e u e r s. ..Der Berg ruft“ war wohl als eine Persiflage auf die Pseudobergromantik eines Louis Trenker zu verstehen, doch ist, was einer satiri schen Zeichnung wert wäre, auch einem Gemälde angemessen? „Adam wartet“ be schwor mit feinem Humor Camping-Er innerungen herauf; aber war nicht doch die Einsamkeit vorherrschend? Zwischen beiden Bildern hatte es „Frühling“ schwer, erlebt und verstanden zu werden. Unwill kürlich suchte man einen ähnlichen sati rischen Zug, und dabei war hier doch eine sehr tiefe, poetische Allegorie des erwa chenden Lebens gegeben, mit dem zarten Mädchen, das übei' alten Grenzsteinen tanzt, und dem Jungen, der im Spiel mit dem Rad zum Lenker großer Maschinen, zum Beherrschei' der Technik wird. Leider hat, wie bei manch anderem Bild auch — das Kunstlicht der zarten, frühlingshaf ten Farbigkeit zu viel an Kühle gegeben, Schielßlich war da Werner Tübkes 7. Fassung' der „Lebenserinnerungen des Dr. jur. Schulze“, jener Abrechnung mit einem faschistischen Blutrichter, die in zwischen zur Demaskierung des West deutschlands von heute wurde. Aber — obwohl ich meine, daß auch ein Bild vom Betrachter bei der Rezeption Arbeit ver langen kann — ist eine solche Verschlüs selung noch sozial zugängig, ist die Mit teilung des Künstlers an die Gesellschaft noch verständlich? Und gibt es in West deutschland wirklich keine Kraft, die eine Alternative zum Neofaschismus darstellt, denn die beiden Ausgezogenen können dafür doch kaum stehen? Es gab also durchaus Problematisches. Die entscheidende Richtung für die kri tische Auswertung haben die Genossen Paul Fröhlich 'und Albert Norden auf der Bezirksdelegiertenkonferenz gewiesen. Noch gibt es manchen Widerspruch zwi schen Können und Wollen, noch manche Unklarheit über die Dialektik von Inhalt und Form. Die marxistisch-leninistische Bildung, das Geschichtsbewußtsein müssen gehoben werden. In einzelnen' Fällen be gegneten Skeptizismus und Pessimismus. Es bedarf einer gründlichen Analyse, wie Werner Tübke, der das überzeugende „Porträv Hans Vogelsang“ und den „Bauernmarkt“ zeigte, eine solche Lebens- angst gestalten konnte, wie sie in Form und Farbe aus dem „Strand“ spricht. Man che Bilder (Dornis „Mutter und Kind“. Stelzmann „Porträt Christine“) gaben einen einsamen, ins Ungewisse geworfenen Menschen. Zweifellos gibt es das noch, aber Kunst sollte noch nicht nur zeigen, was es auch noch gibt, sondern sie sollte teilhaben an der Entdeckung und Ver wirklichung des Neuen. Andere (Heinz Müller „Student“, Ruth Gmyrek „Akt“ — sie schuf übrigens im „Kinder traum“ eines der schönsten Bilder für un sere Kinder!) verletzen die Integrität des Menschlichen. Und eine Malerei, die selbst die Landschaft ins Makabre pervertiert, wie die beiden armenischen Landschaften von Heinz Zander, hat m. E. die Grenze zum Negativen überschritten. 500 Führungen, 500 Stunden Konsultation, 1000 Interviews In der Leipziger Bezirksausstellung wurde eine kulturpolitische Arbeit gelei stet, wie in keiner anderen bisher; über 35 000 Besucher fanden sich zu intensivem Kunstgespräch ein. Einen bescheidenen Anteil hat daran auch die Facheruppe Kunstgeschichte unserer Universität. 6 Mitarbeiter und 11 Studenten /bestritten über 500 Führungen, leisteten rund 500 Konsultationsstunden und nahmen — un terstützt von Studenten der Kunsterzie hung und der Kulturwissenschaft — rund 1000 Interviews auf: eine Arbeit, die einem Wert von über 15 000 Mark ent spricht. Hinzu kamen Foren. Vortröge und kunstkritische Aufsätze, und das alles bei vollem Lehrbetrieb. Die erzieherischen wie die Ausbildunesersebnisse dieses praxisverbundenen wissenschaftlich-pro duktiven Studiums sind in Zahlen nicht auszudrücken, aber sie haben die Richtia- keit des Einsatzes in der Bezirksausstel lung „Architektur und bildende Kunst“ bestätigt.
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