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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 13.1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
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- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196900006
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19690000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Saxonica
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 13.1969
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- Ausgabe Nr. 3, 16.01.1969 1
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- Ausgabe Nr. 6, 03.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 7, 06.02.1969 1
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- Ausgabe Nr. 14, 27.03.1969 1
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- Ausgabe Nr. 19, 08.05.1969 1
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- Ausgabe Nr. 23/24, 05.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 25, 12.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 26, 19.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 27, 26.06.1969 1
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- Ausgabe Nr. 29, 10.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 30, 24.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 31, 31.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 32, 04.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 33/35, 18.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 36, 25.09.1969 1
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- Ausgabe Nr. 46, 27.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 47, 04.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 48, 11.12.1969 1
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Band 13.1969
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DR. WERNER KAPFENBERGER Wissenschaftlicher Meinungsstreit auf einer gemeinsamen Arbeitstagung der Forschungs gruppen des Bereichs Wirtschaftswissen schaften und der Sektion Marxismus-Leninismus DER BEGRIFF DER meememem--em-----wswmeemmem====® SOZIALISTISCHEN PRODUKTIONSVERHÄLTNISSE Zu einer gemeinsamen Arbeitstagung über diese wichtige Kategorie der marxi stisch-leninistischen Theorie hatten die Forschungsgruppen des Bereiches Wirt schaftswissenschaften (Leitung Dr. Horst Richter) und der Sektion Marxismus-Leni nismus (Leitung Dr. Jürgen Becher) am 11. Juni eingeladen. Die Diskussions grundlage zu einem lebhaften wissen- schaftlichen Meinungsstreit gab Genosse Dr. Horst Friedrich von der Sektion Marxismus-Leninismus. In den Mittel punkt seiner Ausführungen stellte H. Friedrich die Marx’sche Auffassung von der Einheit der Produktionsverhältnisse mit den Eigentumsverhältnissen. Eb er läuterte, daß sich in den ökonomischen Verhältnissen das Eigentum realisiere und daß die ökonomischen Verhältnisse, die die Menschen bei der Produktion materiel ler Güter eingehen, die Daseinsweise des Eigentums sind. Dr. Friedrich zeigte, daß die Produktionsverhältnisse in ihrer Ge samtheit Eigentumsverhältnisse sind und zwar insofern, daß es sich bei der Kate gorie Eigentum um den Aneignungsprozeß der Natur durch die Menschen handelt. Dr. Friedrich entwickelte seine Auffassung auf der Grundlage der Schriften der Klas siker des Marxismus-Leninismus. Marx und Engels haben herausgearbeitet, so konnte Dr. Friedrich zeigen, daß Eigentum und Aneignungsprozeß gleichbedeutende Be griffe sind. In dem Buch „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ schrieb Karl Marx beispielsweise: ^AUe Produktion ist Aneignung der Na tur von seiten des Individuums innerhalb und vermittelst einer bestimmten Gesell schaftsformation. In diesem Sinn ist es Tautologie zu sagen, daß Eigentum (An eignen) eine Bedingung der Produktion sei“ Aus den genannten Gründen hält es Dr. H. Friedrich für falsch, die Eigen tumsverhältnisse vor oder neben den Produktionsverhältnissen zu verstehen oder darzustellen. Nationalpreisträger Prof. Dr. Such — einer der zahlreich erschienenen Gäste der Tagung — vermittelt wertvolle Erfah rungen aus der Diskussion in der Rechts- Wissenschaft zu dieser Frage. Er sagte, daß sich in der Rechtswissenschaft die Auffas sung, daß die Produktionsverhältnisse und die Eigentumsverhältnisse sich in ihrer Gesamtheit decken, durchgängig durchge setzt habe. Weiterhin führte er aus, daß die statische Auffassung „Eigentum ist die Verfügung über Produktionsmittel und Produkte“ weitgehend überwunden sei und heute Fragen der Beherrschung des Pro zesses der Aneignung im Mittelpunkt der Diskussion der Juristen stehen. Dabei machte Prof. Such darauf aufmerksam, daß die Rechtswissenschaft in den Be griff Eigentum die Leitung und Organisa tion des Aneignungsprozesses einbezieht. Er wies nach, daß Leitungsverhältnisse — angefangen von den zentralen Organen des sozialistischen Staates bis zu den Betrieben — wesentlicher Bestandteil der Produk tionsverhältnisse sind. Prof. Such arbeitete in diesem Zusammenhang heraus, daß die Werktätigen die Träger des Eigentums im gesellschaftlichen System des Sozialismus sind und zwar durch ihre umfassende po litische Organisation im sozialistischen Staat. Der sozialistische Staat als die um fassende politische Organisation des werk tätigen Volkes legt fest, in welchem Be reich in welchem Umfang der Aneignungs prozeß stattfindet. Diese wichtige Frage der sozialistischen Produktionsverhältnisse sollte bei der weiteren Diskussion und De finition dieser Kategorie stärker berück sichtigt werden. Zahlreiche andere Diskussionsredner wandten sich ebf. gegen eine zu enge Fas sung des Begriffes Eigentum bzw. Produk tionsverhältnisse . Dr. P. Friedr ich von der Sektion Marxismus-Leninismus brachte zum Aus druck, daß das Eigentum mehr als die Stellung der werktätigen Menschen im Aneignungsprozeß einschließe, insbeson dere die Leitung dieses Prozesses. Er legte überzeugend dar, daß die Leitung der Wirt schaft in der sozialistischen Gesellschafts formation nicht nur der Form nach, son dern auch dem Inhalt nach staatlich ist. Dr. P. Friedrich zeigte, daß die These von der Einheit zwischen der Kate gorie Produktionsverhältnisse das Ver ständnis erschließt für die Einheit zwi schen sozialistischer Produktionsweise und sozialistischer Lebensweise. In diesem Sinne machte Dr. Thiele vom Lehr stuhl Politische Ökonomie des Sozialismus beim Institut für Gesellschaftswissen- schaften des ZK der SED auf den Ge dankenreichtum über die sozialistische Le bensweise aufmerksam, der auf dem 10. Plenum der SED entwickelt wurde. Dr. Thiele führte aus, daß die Eigentumsver hältnisse das Kernstück der Produktions verhältnisse sind, aber daß die Produk tionsverhältnisse mehr umfassen. Diese Gesamtheit der sozialistischen Produk tionsverhältnisse gelte es praktisch allseitig zu untersuchen und theoretisch exakt zu erfassen. Dr. Harder vom Franz-Mehring-In stitut führte aus, daß die Gleichsetzung der Kategorie Produktionsverhältnisse mit der Kategorie Eigentumsverhältnisse nicht dazu führen darf, daß es innerhalb der Produktionsverhältnisse kein Primat der Stellung zu den Produktionsmitteln ge genüber den Austausch- und Vertei lungsverhältnissen mehr gibt. Dieses Pri mat bestehe auf jeden Fall. Genosse Dr. Maiwald (FMI) und Genosse Dr. Kurtz (Sektion Marxismus- Leninismus) machten darauf aufmerksam, daß bei der Erfassung der Kategorie sozia listische Produktionsverhältnisse noch weitere Überlegungen vom Standpunkt der Realisierung der Produktionsverhältnisse angestellt werden müssen, um die ganze Vielfalt und Tiefe dieses Begriffes zu er fassen. Erste Überlegungen zeigen bereits, wie die Redner ausführten, daß der akti ven Rolle des sozialistischen Staates und der führenden Rolle der Partei der Ar beiterklasse und ihrer Ideologie grundle gende Bedeutung zukommt. Mehrere Redner (Dr. Schlegel und Dr. Winkler von der Sektion Mar xismus-Leninismus und andere) brachten in ihren Diskussionsbeiträgen zum Aus druck, daß bei der Bestimmung der Kate gorie Produktionsverhältnisse stärker die historische Entwicklung der Produktions verhältnisse analysiert werden sollte. Bekanntlich ruft die wissenschaftlich- technische Revolution wesentliche Verän derungen in den Beziehungen zwischen den Werktätigen hervor. Das 10. Plenum des ZK der SED stellte die Aufgabe, die Automatisierung in größerem Umfang und systematischer durchzuführen. Durch das neue ökonomische System werden diese neuen Beziehungen zwischen den Werktä tigen planmäßig und bewußt gestaltet. Es kommt sehr darauf an, die zentrale staat liche Planung immer besser mit der Tätig keit der Betriebe und Kombinate zu ver binden. Ganz in diese Richtung der Lö sung der praktischen Aufgaben bei der weiteren Gestaltung des ökonomischen Systems des Sozialismus zielten die Dis kussionsbeiträge der Genossen Dr. J. B e - eher und Dr. H. Richter, die in ihren Forschungsgruppen verschiedene Seiten der Produktionsverhältnisse untersuchen. Beide Redner betonten, daß es darauf an komme, den Aneignungsprozeß in den Be trieben und Kombinaten zu' untersuchen sowie die dominierende Rolle des soziali stischen Staates im Überbau der sozialisti schen Gesellschaft und die Rolle des sozia listischen Staates in der ökonomischen Ba sis der sozialistischen Gesellschaft als kol lektiver Eigentümer. Dr. Becher verteidigte die Auffassung von Dr. Horst Friedrich, daß bei Marx und Engels die Produktionsverhältnisse mit den Eigentumsverhältnissen gleichbedeu tend sind. Dr. H. Richter führte u. a. aus, daß die Produktionsverhältnisse ganz entscheidend für die Entwicklung der Pro duktivkräfte sind. Von dieser These aus gehend leitete er die Bedeutung unserer sozialistischen Produktionsverhältnisse für die Meisterung der wissenschaftlidi-tech- nischen Revolution ab, die sich im System der gesellschaftlichen Produktivkräfte als objektiver Prozeß vollzieht. Weiterhin hob Dr. Ri di ter hervor, daß die Vervoll kommnung des Aneignungsprozesses im ökonomischen System des Sozialismus ein maximales Wachstum der Arbeitsprodukti vität erfordert. Diese Fragen sollen, wie die Forschungskonzeption des wirtschafts- wissenschaftlichen Bereiches ausweist, vor wiegend im Erdölverarbeitungskombinat. Böhlen, dem Praxispartner der Karl-Marx- Universität, untersucht werden. Die Arbeitstagung der Politökonomen des Bereichs Wirtschaftswissenschaften und der Sektion Marxismus-Leninismus kann mit ihrem anregenden Gedankenaus tausch als sehr wertvoll für die notwen dige Zusammenarbeit der Gesellschafts wissenschaftler unserer Universität be zeichnet werden. Das wurde auch von zahlreich erschienenen Gästen anderer Be reiche und Bildungseinrichtungen sowie Vertretern der Wirtschaftspraxis bestätigt. Es darf auch festgestellt werden, daß die Arbeitstagung nützliche Hinweise für die Lehre der Politischen Ökonomie gegeben hat. PROF. DR. GOTTFRIED UHLIG DAS SOZIALISTISCHE BILDUNGSWESEN Uber die Notwendigkeit, das Wesen der sozialistischen Erziehung und die system bestimmenden Elemente des sozialistischen Bildungswesens deutlich zu kennzeichnen UND DIE STAATSMACHT Es ist wahrhaftig keine Neuigkeit, daß die „Pädagogische Ostforschung“ im Dienste des Imperialismus seit geraumer Zeit ihre Taktik gegenüber der sozialisti schen Pädagogik geändert hat. Sie ent deckt mit wachsendem Eifer gemeinsame »industriestaatliche Tendenzen“ im Bil dungswesen der sozialistischen und impe rialistischen Länder, plädiert für eine im mer engere „Zusammenarbeit“, für „wis senschaftlichen Kontakt mit den Päd agogen in der DDR“, für gemeinsame Be ratungen über ..möglichst ideologiefreie Themen“ — und beklagt sich darüber, wie Wenig ihr ideologischer Exportartikel Konvergenz im Selbstbewußtsein der Pädagogen in der DDR Niederschlag fin det. 1 Man hofft, mit dieser „neuen“ Ost- Politik in der Pädagogik die Lehrer und Wissenschaftler in den sozialistischen Län dern irreführen und die Wirksamkeit der sozialistischen Bildungssysteme unter graben zu können. Und in der Tat sind einzelne Pädagogen, die sich Marxisten Pennen, dem Druck dieser wissenschaft lich drapierten Diversion erlegen und be ginnen für die „gemeinsamen pädagogi schen Probleme von Staaten mit unter- schiedlichere Gesellschaftsordnungen“ zu schwärmens In dieser Situation, in der unsere Gegner alles versuchen, um die Gegen sätze zwischen sozialistischen und impe rialistischen Bildungssystemen zu verwi schen und unsere Erziehung ideologisch zu entschärfen, haben wir mehr Gründe als je zuvor, das Wesen der sozialistischen Erziehung und die systembestimmenden Elemente des sozialistischen Bildungswe sens deutlich zu kennzeichnen. Ein reprä sentatives Lehrbuch der Pädagogik, das heute in einem sozialistischen Lande er scheint, muß vor allem diesem Maßstab gerecht werden. Ende 1963 erschien im Verlag Matica Hrvatska (Zagreb) ein solches Lehrbuch Unter dem Titel „Pedagogija" in zwei Bänden. Es wurde von einer Gruppe Wissenschaftler aus Zagreb, Ljubljana, Belgrad. Zadar und Rijeka verfaßt. Im ersten Band dieses Werkes findet der Leser einen Abschnitt „Die marxistische Konzeption des Ziels und der Organisa tion der Erziehung und Bildung“, den er mit einigem Befremden zur Kenntnis nehmen wird. Als erstes Merkmal einer marxistischen Bildungskonzeption wird dort nämlich hervorgehoben, daß sich Staat und Kirche aller Einflußnahme auf die Erziehung und Bildung zu enthalten haben (S. 233). Das bezieht sich nicht etwa nur auf den bürgerlichen oder einen an deren Ausbeuterstaat, sondern auf den Staat schlechthin. Marx, Engels und Lenin werden herangezogen, um diese eigen tümliche These zu untermauern. In seiner Kritik des Gothaer Programms hatte Marx beispielsweise die Forderung nach allgemeiner und gleicher Volkserzie hung durch den Staat mit der Bemerkung kommentiert: „Im preußisch-deutschen Keich nun gar (und man helfe sich nicht mit der faulen Ausflucht, daß man von einem ,Zukunftsstaat* spricht; wir haben gesehen, welche Bewandtnis es damit hat) bedarf umgekehrt der Staat einer sehr rauhen Erziehung durch das Volk.“ 3 Die Verfasser des jugoslawischen Lehr buches zitieren nur die Worte hinter der Klammer und setzen hinzu: „Und das be zieht sich gleichermaßen sowohl auf den bürgerlichen Staat, als auch auf den Staat der Arbeiterklasse.“ Auf diese höchst ein fache, wenn auch nicht gerade wissen schaftliche Weise, wird die Aussage von Marx in ihr unsinniges Gegenteil verkehrt, der Staat der Arbeiterklasse dürfe sich nicht in die Erziehung eben dieser Arbei terklasse einmischen. Ähnlich großzügig verfahren die Ver fasser auf S. 234 mit dem Werk „Der Bür gerkrieg in Frankreich“. Sie verweisen auf verschiedene Stellen der von Engels ver faßten Einleitung und der dritten Marx- sehen Adresse, die sich mit dem Verhält nis der Pariser Kommune zur Staatsmacht befassen. Die Klassiker des Marxismus weisen hier nach, daß die Kommune den bürgerlichen Staatsapparat zerschlagen mußte und sich gleichzeitig gegen die eigenen Abgeordneten und Beamten sicherte (d. h, gegen Karrierismus und Amtsmißbrauch), indem sie deren allge meine Wahl und jederzeitige Absetzbar keit einführte.’ Marx spricht weiter da von, daß die Kommune den Unterricht „von aller Einmischung des Staates und der Kirche gereinigt“ habe, und fügt hin zu: „Damit war nicht nur die Schulbil dung für jedermann zugänglich gemacht, sondern auch die Wissenschaft selbst von den ihr durch das Klassenvorurteil und die Regierungsgewalt auferlegten Fesseln befreit“? Marx meint also die Einmischung jenes Staates, der dem Klassenvorurteil diente und seine Regierungsgewalt benutzte, um der Wissenschaft Fesseln anzulegen — das heißt des bürgerlichen, bonapartistischen Staates. Die Verfasser der „Pedagogija“ stellen dagegen die Dinge so dar, als habe die Kommune gegen den Staat schlechthin gekämpft und seine Einmischung in Bil dungsfragen unterbunden. Sie „vergessen“ die Hinweise von Marx, unter den Bedin gungen der Kommune sollten die wenigen, aber wichtigen Funktionen der Zentral regierung' „nicht, wie dies absichtlich ge fälscht worden, abgeschafft", sondern streng verantwortlichen Beamten übertra gen werden. 6 Sie „vergessen“ selbstver ständlich erst recht die Bemerkung, die Kommune sei mißverstanden worden als „eine übertriebene Form des alten Kamp fes gegen Überzentralisation", als „Ver- such, einen Bund kleiner Staaten, wie Montesquieu und die Girondins ihn träum ten, an die Stelle jener Einheit großer Völker zu setzen, die, wenn ursprünglich durch Gewalt zustande gebracht, doch jetzt ein mächtiger Faktor der gesellschaftlichen Produktion geworden ist.“ 7 Diese Äuße rungen von Marx richten sich auch gar zu deutlich gegen die heutigen Konstrukteure des fiktiven Gegensatzes von sozialisti scher Staatsmacht und Selbstverwaltung der Arbeiterklasse, gegen die Apostel der Dezentralisierung! Als Kronzeuge ihrer antistaatlichen Bil dungskonzeption versuchen die Verfasser der „Pedagogija“ Lenin ins Feld zu füh- 'ren. Sie beziehen sich dabei auf jene Stelle aus den „Materialien zur Revision des Parteiprogramms“, an der Lenin vor schlägt, das Volksbildungswesen den ört lichen Selbstverwaltungsorganen zu über geben und jede Einmischung der Zentral gewalt in die Festsetzung der Lehrpläne oder die Auswahl des Lehrpersonals zu unterbinden. 8 Nur übergehen sie dabei mit Schweigen, daß diese Forderung im Früh jahr 1917 für die Bedingungen der bürger lichen Republik aufgestellt wurde. Lenin wollte damit für die Arbeiterklasse und andere demokratische Kräfte eine Möglich keit schaffen, wenigstens im örtlichen Maß stab der raktionären bürgerlichen Erzie hung, hinter der die Zentralgewalt stand, einen Riegel vorzuschieben. In den Leninschen Entwürfen zu einem Parteiprogramm nach dem Sieg der Okto berrevolution 9 und dem Programm, das der VIII. Parteitag der KPR (B) unter maßgeblicher Beteiligung Lenins im März 1919 annahm, wird man ähnliche Fest legungen vergebens suchen. Stattdessen lesen wir dort: „In der Periode der Dik tatur des Proletariats, das heißt, in der Periode der Vorbereitung der Bedingun gen, die die vollständige Verwirklichung des Kommunismus ermöglichen, darf die Schule nicht nur Vermittler der Prinzipien des Kommunismus im allgemeinen sein, sondern sie muß auch Vermittler des ideo logischen, organisatorischen und erzieheri schen Einflusses des Proletariats auf die halbproletarischen und nichtproletarischen Schichten der werktätigen Massen sein, um eine Generation zu erziehen, die fähig ist, den Kommunismus endgültig zu er- richten." 10 Über diesen klaren Klassenauftrag an das sozialistische Bildungswesen, der ohne demokratischen Zentralismus nicht erfüllt werden kann, schweigen sich die Autoren des jugoslawischen Lehrbuches ebenso aus wie über die eisten, von Lenin unterzeich neten schulpolitischen Dekrete der Sowjetmacht, die das Bildungswesen ein deutig nach dem Prinzip der Staatlichkeit organsierten. In den Jahren vor und nach der Revo lution von 1848/49 diskutierten in Deutsch land liberale und demokratische Pädago gen gleichfalls über die Frage, ob man die Schulen dem Staat oder den Gemein den unterstellen solle. Der kleinbürger- lich-demokratische Lehrer Karl Friedrich Wilhelm Wander rechtfertigte damals sein Eintreten für die Staatlichkeit der Schule mit der Bemerkung, er habe dabei einen Staat vorausgesetzt, „der durch Gesetze und nicht Kabinetts-Ordern und Re skripte regiert werde; einen Staat, wo die Bürger im Besitz ihr« natürlichen Rechte. der Denk-, Sprach- und Schreibfreiheit, des Assoziationsrechtes usw., einen Staat mit freier Verfassung, wie er sein soll.“ 11 Wander, der vom Marxismus meilenweit entfernt war, machte also das Verhältnis von Staatsmacht und Bildungswesen weit stärker vom Charakter des Staates ab hängig als die heutigen Gegner des „Etatismus“, die im Namen des Marxismus sprechen möchten. Der sozialistische Staat ist das als herr schende Klasse organisierte Proletariat. 12 Er ermöglicht nicht nur die schöpferische Initiative der Volksmassen, sondern sie macht geradezu sein Wesen aus. Er orga nisiert die breiteste Einbeziehung der Werktätigen in die Planung. Regierung und Gestaltung der Gesellschaft. Den Ein fluß dieses Staates auf das Bildungs wesen negieren heißt, den Einfluß der Ar beiterklasse und ihrer Ideologie schwä- chen. Die Anhänger einer solchen Kon zeption besorgen die Geschäfte der imperialistischen Konvergenztheoretiker. Deshalb wenden wir uns mit aller Ent schiedenheit gegen sie. Anmerkungen 1 Industriestaatliche Tendenzen im Bildungs- Wesen der beiden Teile Deutschlands. Verlag Julius Beltz, Weinheim und Westberlin 1967. S. 6, 89, 159 i. 1 Pedagogika (Prag), Nr. 6/1963, S. 813 3 Karl Marx und Friedrich Engels: Ausgewählte Schriften. Bd. 88. Dietz Verlag, Berlin 1952. S. 27 < Ebenda, Bd. I (1951), S. 455 i„ 491 ff. • Ebenda, S. 491 6 Ebenda, S. 492 * Ebenda, S. 493 8 W. I. Lenin: Werke. Bd. 24. Dietz Verlag, Ber- Ito 1959. S. 475 9 Vgl. W. I. Lenin: Werke. Bd. 29. Dietz Verlag. Berlin 1961. S. 95 f. und 116 f. 19 Nadeshda Konstantinowa Krupskaja: Sozia listische Pädagogik. Bd. II. Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1966. S. 406 u Karl Friedrich Wilhelm Wander. Volk und Wissen Volkseigener Verlag, Berlin 1954. S. 101 a W. I. Lento: Werke. Bd. 25. Dietz Verlag, Ber lin 1960, S. 414 UZ 28/69. Seite S
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