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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 13.1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
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- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196900006
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19690000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
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- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 13.1969
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- Ausgabe Nr. 3, 16.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 4, 23.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 5, 31.01.1969, Sonderausgabe 1
- Ausgabe Nr. 6, 03.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 7, 06.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 8, 10.02.1969 -
- Ausgabe Nr. 9, 20.02.1969 1
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- Ausgabe Nr. 14, 27.03.1969 1
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- Ausgabe Nr. 16, 10.04.1969 1
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- Ausgabe Nr. 19, 08.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 20/21, 15.05.1969 1
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- Ausgabe Nr. 23/24, 05.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 25, 12.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 26, 19.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 27, 26.06.1969 1
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- Ausgabe Nr. 29, 10.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 30, 24.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 31, 31.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 32, 04.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 33/35, 18.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 36, 25.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 37/38, 02.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 39/40, 16.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 41, 23.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 42, 30.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 43, 06.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 44, 13.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 45, 20.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 46, 27.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 47, 04.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 48, 11.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 18.12.1969 1
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Band 13.1969
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Je Jahre zwischen dem VI. und dem VII. Parteitag der SED sind die Wiege der eigentlichen sozialistischen Gesellschaft auf deutschem Boden. In dieser Zeit bildete sich das anatomische Gerüst des Sozialismus in un serer Republik heraus, das auf den Er gebnissen, Erkenntnissen und Errungen schaften der antifaschistisch-demokrati schen und der sozialistischen Revolution aufbaut und beruht. Diese Einschätzung erlaubt zugleich, retrospektiv auch neue wissenschaftliche Fragen an den Prozeß des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus in der DDR zu stellen. Eine der historisch wertvollsten Lei stungen der SED besteht gerade darin, den Weg des Übergangs vom Kapitalis mus zum Sozialismus entsprechend der komplizierten deutschen Bedingungen ge funden und konsequent beschritten zu haben. Mit gleicher Konsequenz formu lierte sie auf ihrem VI. Parteitag im Parteiprogramm die Aufgabe: vollstän diger und umfassender Aufbau des So zialismus. Entscheidend für die Bestim mung des neuen strategischen Ziels und der weiteren Ausarbeitung der taktischen Schritte auf dem Wege dorthin durch die SED war die Beantwortung der Frage, ob der Sozialismus eine kurzfristige Über gangsphase in der Entwicklung der Ge sellschaft oder eine relativ eigenständige Gesellschaftsformation ist. Der Marxis mus-Leninismus hat uns durch den Be griff der ökonomischen Gesellschaftsfor mation ein unersetzbares Instrument der Erkenntnis des Wechsels und des Ablaufs der gesellschaftlichen Ordnungen in die Hand gegeben. Jede gesellschaftliche Ordnung entwik- kelt sich, nachdem die Periode ihrer Her ausbildung im wesentlichen abgeschlossen ist, als organisches System. Karl Marx hat den gesellschaftlichen Systembegriff in seinen Vorarbeiten zum Kapital wie folgt definiert: „Dies organische System selbst als Totalität hat seine Voraussetzungen, und seine Entwicklung zur Totalität be steht eben (darin), alle Elemente der Ge sellschaft sich unterzuordnen, oder die ihr noch fehlenden Organe aus ihr her aus zu schaffen. Es wird so historisch zur Totalität. Das Werden zu dieser Totalität bildet ein Moment seines Prozesses, sei ner Entwicklung.“ 2 Die sozialistische Gesellschaft in der DDR hatte nach dem Sieg der sozialisti schen Produktionsverhältnisse und der Inangriffnahme der ersten Aufgaben des umfassenden Aufbaus des Sozialismus Schritt für Schritt solch einen Entwick lungsstand erreicht, daß sie sich in Rich tung auf die von Marx genannte Totalität, oder — wie es Lenin bezeichnet — auf den vollständigen Sieg des Sozialismus entwickelt. Alle Elemente ihres Gesell schaftssystems begann sie nach ihrem eigenen Charakter zu prägen, gestaltete die ihr noch fehlenden Elemente neu und entwickelte sich selbst schrittweise in Richtung eines organischen Gesellschafts systems. So bildet sich im Ergebnis des revolu tionären Kampfes der Arbeiterklasse, der klugen und wissenschaftlichen Politik ihrer marxistisch-leninistischen Partei und der bewußten Ausnutzung der gesell schaftlichen Entwicklungsgesetze durch sie die theoretisch und praktisch fundierte Er kenntnis von der relativ selbständigen sozialökonomischen Formation des Sozia lismus in der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Kommunismus im Weltmaßstab heraus. 3 4 Aufbauend auf die Erkenntnisse des Marxismus-Leninismus, anknüpfend an den großen Erfahrungs schatz der sozialistischen Söwjetunion Und den eigenen Entwicklungsstand genau analysierend, präzisierte die SED mit der Theorie vom entwickelten gesellschaftlichen System des Sozialismus D Dr. Dietmar Keller: Ein harmonisches sozialistisch es Gesellschaftssystem 20 Jahre DDR - Triumph des Sozialismus auf deutschem Boden=G Ihre eigenen Vorstellungen von der weite ren Gestaltung und Vollendung des So zialismus im ersten Arbeiter-und-Bauern- Staat deutscher Geschichte. ie Gesellschaft", so betont Marx in seiner Polemik gegen bürgerliche Vorstellungen, „be steht nicht aus Individuen, son dern drückt die Summe der Be ziehungen, Verhältnisse aus, worin diese Individuen zuein ander stehen.“ 1 Diese Beziehungen und Verhältnisse realisieren sich auf alle» Ebe nen und in allen Sphären des gesell schaftlichen Lebens. Zwischen den ver schiedenen Seiten, Teilsystemen und Bezie hungen einer Gesellschaft besteht deshalb eine organische Wechselwirkung. Das ist besonders charakteristisch für jene ent wickelte soziale Systeme, wo „jedes ökono mische Verhältnis das andere... voraus- setzt“. 5 Hier liegt ein entscheidender Grund dafür, daß das ökonomische System des Sozialismus auch das Kernstück des ent wickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus ist, dessen Herausbildung sich aber sowohl auf der ökonomischen Basis als auch und vor allem in Wechselwir kung mit ausschließlich allen Sphären des gesellschaftlichen Lebens sich vollzieht. Deshalb kommt der kontinuierlichen und harmonischen Entwicklung des Systems der sozialistischen Demokratie, der Wissen schaft und Bildung, der Ideologie und Kul tur, der Arbeits- und Lebensbedingungen, des Systems der Klassen und Klassenbezie hungen große Bedeutung zu. Zwei Ereignisse der jüngsten Zeit haben einen anschaulichen Eindruck davon ver- _ mittelt, wie Partei- und Staatsführung die- 'ser komplizierten und komplexen Aufgabe «gerecht werden: die 10. Tagung des Zen- ltralkomitees der SED und die 17. Tagung des Staatsrates der DDR. Die Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus erfordert die zunehmende geistige Wappnung unserer Menschen. In dem Maße, wie sie Besitz ergreifen von der marxistisch-leninistischen Weltanschauung, neuen Erkenntnissen der modernen Wis senschaften und der Technik, sowie von den Schätzen der sozialistischen deutschen Na tionalkultur, erschließen sich ihnen neue geistige Dimensionen, erweitern sich ihre schöpferischen Fähigkeiten. Im gleichen Maße aber, wie sie diese Fähigkeiten vor allem im Bereich der materiellen Produk tion voll entfalten, wird der Wunsch nach geistiger Konsumtion und Produktion immer größer und in neuen Beziehungen geweckt. Es reifen Einsicht, Überzeugung, Kraft und Bewußtsein der sozialistischen Persönlichkeiten, die in allen Sphären des gesellschaftlichen Lebens ihren Nieder- schlag finden, die die Prognose der Zukunft schrittweise in die Wirklichkeit der eigenen produktiven Tätigkeit und damit die Verwirklichung des entwickelten gesell schaftlichen Systems umsetzen. Die 17. Tagung des Staatsrates hat die Frage, wie und wo sich diese Entwicklung vollzieht, eindrucksvoll und umfassend be antwortet. Die sich herausbildende sozia listischen Menschengemeinschaft ist der Mutterboden, auf dem alle neuen gesell schaftlichen Beziehungen und Verhältnisse gedeihen. Dabei ist die Entwicklung von sozialistischen Persönlichkeiten in allen Bevölkerungsschichten und die allmähliche Annäherung aller Klassen und Schichten an die Arbeiterklasse auf der Basis der sozia listischen Produktionsverhältnisse eine Grundbedingung für die schrittweise Her ausbildung einer sozialistischen Menschen gemeinschaft. In den Arbeits- und For- schungskollektive'n, in den Hausgemein schaften, durch die sozialistische Gemein schaftsarbeit in allen Formen und auf allen Ebenen lernen Werktätige, Künstler und Wissenschaftler voneinander, ergän zen sich, tauschen Erfahrungen, Erkennt nisse und Meinungen aus. Hier entsteht Verantwortung für das Ganze, Wissens drang, werden neue Ideen geboren. Das Wesen dieses Prozesses besteht in der zu nehmenden bewußten und organisierten Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens durch immer breitere Kreise unseres Vol kes. Hier vollzieht sich, was Marx kühn voraussagte: „Erst in der Gemeinschaft existieren für jedes Individuum die Mittel, seine Anlagen nach allen Seiten hin aus zubilden; erst in der Gemeinschaft wird also die persönliche Freiheit möglich.“ 6 7 8 Die Entwicklung allseitiger sozialisti scher Persönlichkeiten in einer sozialisti schen Menschengemeinschaft — das ist der eigentliche Zweck dessen, was wir entwik- keltes gesellschaftliches System des Sozia lismus nennen. Geist und Macht sind in unserer Republik keine nebeneinander existierenden, isolierten Größen. Sie haben nicht nur zueinander gefunden, sondern ihre dialektische Einheit ist eine elemen tare Voraussetzung für das planmäßige Fortschreiten unserer Gesellschaft. D m Verlauf des letzten Jahr zehnts hat die Entwicklung der wissenschaftlich-technischen Re volution auch in einer Reihe imperialistischer Länder den Kapitalismus als Gesellschafts system vor eine Reihe bisher unbekannter Probleme gestellt. Zunächst reichte die große Akkumulationskraft die ser Länder noch aus, um auf den wichtig sten Gebieten der Forschung, der Wissen schaftsentwicklung und des ökonomischen Wachstumstempos in relativ kurzer Zeit eine Vielzahl von technischen und ökono misch-organisatorischen Fragen zu lösen. Die sich zuerst verschämt herausbildende, später als Stein der Weisen deklamierte staatsmonopolistische Regulierung konnte aber die gesellschaftlichen Probleme, die mit der Entwicklung der wissenschaftlich- technischen Revolution in den eigenen Ländern und der Weltwirkung des sozia listischen Systems immer stärker in den Vordergrund traten, nicht lösen. Die staatsmonopolistische Regulierung war mit dem Abbau der sowieso schon kümmerli chen Reste der bürgerlichen Demokratie, mit der Verschärfung der Widersprüche im Bildungssystem, mit fortschreitender sozia ler Entrechtung und Unsicherheit des werktätigen Volkes verbunden. Die wach sende Labilität der imperialistischen Wirt schaft, Währungs- und Finanzkrisen, in flationistische Tendenzen und die wach sende Störanfälligkeit des politischen Systems in vielen imperialistischen Ländern waren Ausdruck und Konsequenz dieser Tatsachen. Deshalb entwickelte die antihumanisti sche imperialistische „science-fiction“ -Lite ratur „nachahmenswerte“ Leitbilder vom versierten Technokraten, weltgewandten Managern, wissenschaftlich gebildeten „Fachidioten“ und eines bis zur Hals krause überfressenen „Konsumenten“. Mit dem Versuch, die Produzenten, das heißt das werktätige Volk, als bewußt denkende und organisiert handelnde Individuen aus den kapitalistischen Systemzusammenhän gen hinauszumanipulieren, und als for mierte Willenvollstrecker in das System zu integrieren, das sich scheinheilig als „offene, große, konzertierte Gesellschaft“ bezeichnet, bewies der Imperialismus seine permanente Unfähigkeit, die heranwach senden gesellschaftlichen Probleme im Interesse des werktätigen Volkes zu lösen. „Das entwickelte gesellschaftliche System des Sozialismus ist ein großes harmoni sches Ganzes“, 7 heißt es im Gegensatz da zu in den Thesen zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR. Das Wesentliche ist, „daß alle Seiten des gesellschaftlichen Pro zesses in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit, Verflechtung und Einheit verstanden und praktisch angewandt werden.“ 8 Das sozia listische Gesellschaftssystem ist kein Sy stem ohne oder über den Menschen. Sein Funktionsmechanismus kann nicht dekre- tiert oder durch Manipulation in Gang ge halten werden, es ist auch nicht von den „Technokraten“ oder der „Parteielite“ dem werktätigen Volk zum Geschenk gemacht worden. Es ist das Resultat der kollektiven bewußten schöpferischen Tätigkeit der überwiegenden Mehrheit unseres Volkes unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei. Gerade weil es für und mit den Men schen geschaffen wurde, ist es allen im perialistischen Regulierungsbestrebungen weit überlegen. Die langfristige und kontinuierliche Orientierung der Partei- und Staatsfüh rung auf die Herausbildung allseitig ge bildeter sozialistischer Persönlichkeiten ist eines der hervorstechendsten und wahrhaft geschichtemachenden Merkmale unserer nunmehr zwanzigjährigen Ent wicklung. „Vieles Gewaltige lebt, und nichts ist gewaltiger als der Mensch“, san- gen schon die Dichter der Antike und verglichen des Menschen schöpferische Universalität mit der klugen Kühnheit des Titanensohnes Prometheus. Wir sagen heute: Nichts ist gewaltiger als die vereinte Kraft und das Schöpfer tum der von der SED geführten allseitigen sozialistischen Persönlichkeiten, die be wußt und organisiert ein harmonisches, sozialistisches Gesellschaftssystem gestal ten. Anmerkungen: 1 Vgl. Marx, Kari7Engels, Friedrich: Werke. Ed. 13, S. 9. - Ebenda. Bd. 24, S. 41 — 43. — Lenin, w. I.: Werke. Bd. 1, s. 127 ff. u. 427 ff. 2 Marx, Karl: Grundrisse der Kritik der poli tischen Ökonomie. Berlin 1953, S. 189. 3 Vgl. Ulbricht, Walter: Die Bedeutung des Werkes „Das Kapital“ von Karl Marx für die Schaffung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in der DDR und den Kampf gegen das staatsmonopolistisrhe Herr schaftssystem in Westdeutschland. Dietz Ver lag, Berlin 1967, S. 37 ff, 4 Marx, Karl: Grundrisse der Kritik der poli tischen Ökonomie. A. a. O., S. 176. 5 Ebenda. S. 189. 6 Marx, Kar1/Engels, Friedrich: Werke. Bd. 3, S. 74. 7 Neues Deutschland v. 16. 1. 1969, S. 5. 8 Ebenda Zu aktuellen Fragen unserer ideologischen Arbeit Das Kapitalismusbild Nicht erst seit dem 10. Plenum unserer Partei machen sich die verantwortungsbewußten Studenten und Wissenschaftler Gedanken über die ideologi sche Arbeit, die doch zu einem Teil sehr eng mit der Wissensvermittlung, den Methoden des Stu diums verbunden ist. Ugeachtet vieler fruchtbarer Diskussionen über Fragen des Weges und der Methoden der Festigung des Klassenstandpunktes und der materialistischen Weltanschauung in Vor bereitung der Sektionen unserer Universität soll ten wir weiter darüber diskutieren, zumal die Weltberatung der kommunistischen und Arbeiter parteien in Moskau einige Aspekte in dieser Hin sicht bereits aufgeworfen hat. Man muß sagen, daß der Aufbau des sozialisti schen Gesellschaftssystems enger als bisher verbun den ist mit der richtigen, selbstverständlich wis senschaftlichen Einschätzung des gegen wärtigen Kapitalismus und seiner Entwicklungs tendenzen. Doch treffen wir häufig noch oberfläch- Hche und einseitige Betrachtungsweisen in unse rem Wirkungskreis an. Insbesondere dann, wenn außerhalb der Versammlungen und Seminare weniger systematisch und scheinbar über Rand- sowie Einzelerscheinungen des Kapitalismus gesprochen wird. Es ist aufschlußreich, wenn man häufig kon statieren muß, daß der Begriff „staatsmonopolisti scher Kapitalismus“, und er wird oft gebraucht, einengend, ja einseitig verstanden wird. Nicht sel ten erhält man den Eindruck, daß der so einsei tig verstandene staatsmonopolistische Kapitalismus außerhalb der sozialökonomischen Basis, außerhalb des antagonistischen Grundwiderspruchs gefaßt Wird. Ganz deutlich zeigt sich das in der Verabsolutie rung der „Planung“ und „Regulierung“ der Wirt schaft im gegenwärtigen Kapitalismus. Während einerseits das Moment Planen und Regulieren im Monopolkapitalismus sehr schnell als Erfordernis der Entwicklung der Produktivkräfte erkannt wird, so wird doch andererseits nicht immer gesehen, UZ 26/69, Seite 5 daß sich hier die herrschende Klasse im gegenwär tigen Kapitalismus systemfremder Methoden zur Erhaltung der Profitwirtschaft in der weltweiten Auseinandersetzung mit dem Sozialismus als Gan zes und System bedient. Ein „klassisches“ Beispiel einer solchen unmarxi- stischen Betrachtung finden wir in der „Einschät zung“ der EWG, etwa mit der Tendenz, diese sei mit dem erreichten hohen Stand der Arbeitsteilung als Ergebnis planmäßig gewachsener Wirtschafts gemeinschaftsbeziehungen zu betrachten. Im glei- chen Atemzug folgt manchmal noch der Hinweis auf die Probleme und Schwierigkeiten (nicht etwa immer auf die Kompliziertheit!) der Entwicklung der arbeitsteiligen Zusammenarbeit im Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe. Wie dem auch sei, ob bewußt oder unbewußt — uns hemmt die so gekennzeichnete ideologische Hal tung. Wir müssen alles tun, um unsere Arbeit so zu gestalten, daß es aber auch keine Ansätze dafür gibt. — Damit deute ich bereits ah, daß es nach meinem Dafürhalten eben doch mehrere Ansatz punkte zur Kritik in unserer Forschungs- und Lehr arbeit gibt. So meine ich, daß gegenwärtig die systematische Behandlung des Kapitalismus im Weltmaßstab zu einer wichtigen Frage geworden ist. Versäumnisse in dieser Hinsicht sind nicht länger tragbar. — Es ist offensichtlich, daß die Behandlung vorwiegend des westdeutschen Kapitalismus vom Wesen der allgemeinen Krise her gesehen (ich betone dabei noch nicht das fortgeschrittene Stadium derselben in ihrer 3. Etappe), theoretisch nicht haltbar war noch ist. Es bedarf in der Forschung und Ausbil dung sowohl der stärkeren Betrachtung des Kapi talismus als Ganzes wie auch des Wechselverhält- nisses zwischen dem historisch überlebten kapitali stischen und dem immer breiter wirksam werden den sozialistischen Gesellschafts System. Dabei muß vor allem entsprechend der wirklichen Ent wicklung die zunehmende Verschärfung des Grund widerspruchs des Kapitalismus und unserer Epoche einen gebührenden Raum einnehmen.* Die gegenwärtige Praxis mit ihrer vorrangigen Behandlung des westdeutschen Kapitalismus zieht objektiv durchaus Vorstellungen nach sich, die als Fragen ideologischer Arbeit erscheinen. Etwa: Die westdeutsche Wirtschaftskrise 1966/67 ist eine Ein zelerscheinung im heutigen Kapitalismus, oder: Die Krise der kapitalistischen Leitwährungen ist Beweis für die Stabilität der westdeutschen Wäh rung. — Man könnte solche Auffassungen, sie sind hier selbstverständlich der Deutlichkeit halber auf einen Nenner gebracht worden, in größerer Anzahl fortführen. Es ist auch aufschlußreich, daß, obwohl wir sehr viel vom Gesetz der ungleichmäßigen politischen und ökonomischen Entwicklung der kapitalistischen Länder sprechen, zu wenig die komplexe Betrach tung des Kapitalismus vornehmen. Selbstverständ lich widersprechen wir in praxi unseren auf Marx, vor allem aber Lenin fußenden Erkenntnissen. Ich habe in den bisherigen Bemerkungen des öfteren das Wörtchen System (im Denken und in der praktischen Arbeit) hervorgehoben. Damit ver binde ich noch einen Gedanken, nämlich viel stär ker als bisher unsere Klassiker in der Lehrpraxis auszuwerten. Die grundsätzlichen, ich möchte sagen, Eckbegriffe einer Systemlehre auf die Gesellschaft bezogen, haben wir ihnen zu verdanken. Das Systemdenken Marx’ und Lenins war eine ihrer erfolgreichsten Waffen in der Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus. Heute bedient sich die spätkapitalistische Apolo getik ebenfalls zunehmend der Systembegriffe in ihren antisozialistischen und prokapitalistischen Traktaten. Die Konvergenztheorie, die sichtbar die westdeutschen Veröffentlichungen auf allen Gebie ten der Gesellschaftswissenschaften durchzieht, ist doch nichts anderes als ein spezifischer Ausdruck systembezogener „wissenschaftlicher“ Arbeitsweise. (Ich verweise auf ein eklatantes Beispiel: Otto Sobek, Geld und Kredit im neuen Leitungssystem in der CSSR, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Bd. 101 1968, Heft 2, S. 307 ff.) Ich meine abschließend, ohne immer umfassend auf die Problematik eingegangen zu sein, daß wir alle genügend Grund haben, unsere eigene Arbeit im Lichte der Weltkonferenz und des 10. Plenums auf ihren grundsätzlich marxistisch-leninistischen Gehalt hin zu überprüfen. Dr. N. Ziegenhagen, Bereich Wirtschaftswissenschaften, Fachgruppe Wirtschaftsgeschichte *) Siehe insbesondere die Bemerkungen L. Breshnews im Abschnitt I seiner Rede auf der Weltkonferenz in Moskau (ND vom 8. Juni 1969). Echter Widerspruch ist nicht zu vertuschen Spätestens Anfang dieses Monats ist wieder eine Seifenblase der Westberliner und westdeutschen Politiker geplatzt. Jahrelang haben sie sich darüber mokiert, daß sich z, B. in den USA nicht nur die Studenten, sondern auch ein gut Teil, wenn nicht die Mehrzahl der Professoren an den Protesten gegen den Vietnamkrieg, die Unterdrückung der Neger und gegen die Hochschulpolitik beteiligt. In Westdeutschland und Westberlin war es gelungen, recht vielen Leuten einzureden, daß die Studenten vor allem gegen ihre Professoren aufbegehren. Das hat vieljrlei Ursachen, eine davon ist sicher auch eine nicht immer richtige Taktik der studentischen Opposition. Mit der bevorstehenden Verabschiedung der Hochschulgesetze in Westberlin, und in einigen Bundesländern bricht diese mühsam manipulierte Vorstellung zusammen. Die Proteste aus Hochschul, lehrerkreisen gegen die Reglementierung der Universitäten durch den Staat sind allenfalls in der Form etwas seriöser, inhaltlich nicht einen Deut weniger scharf. Dekane und Prodekane beider Westberliner Universitäten lehnten ab, wurden von 32 Professoren der Universität Dahlem unterstützt; der Münchner Rektor nannte das bayrische Gesetz indiskutabel; Westberliner Rektoren drohen Abwan derung von Hochsdtullehrern in die Industrie an ... Daß es dabei nicht nur um besonders mißglückte Gesetzestexte geht, sondern um die Hochschulpolitik der Regierenden überhaupt, beweist eine andere Reaktion: Der Akademische Senat der Westberliner Pädagogischen Hochschule protestierte „aufs schärfste“ gegen einen Verweis des Verwaltungs gerichts für PH-Professor Gottschalch, der vor Stu denten politische Ansichten vertreten hatte, die von der offiziellen Politik des Schütz-Senats erheblich abweichen. Es beweist sich erneut: Typisch für staatsmono polistische Regierungssysteme, ob in den USA oder in Westdeutschland oder Frankreich, ist die tiefe Kluft zwischen Macht und Geist, der Mißbrauch von Wissenschaft und Bildung sowie ihren Einrichtun gen im Interesse der Herrschenden — auch wenn ihnen besondere Umstände in einem Land zeitwei lig gestatten, diesen Widerspruch zu verdecken. Ms.
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