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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 13.1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
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- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196900006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19690000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19690000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Saxonica
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 13.1969
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- Ausgabe Nr. 3, 16.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 4, 23.01.1969 1
- Ausgabe Nr. 5, 31.01.1969, Sonderausgabe 1
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- Ausgabe Nr. 7, 06.02.1969 1
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- Ausgabe Nr. 9, 20.02.1969 1
- Ausgabe Nr. 10, 27.02.1969 1
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- Ausgabe Nr. 14, 27.03.1969 1
- Ausgabe Nr. 15, 03.04.1969 1
- Ausgabe Nr. 16, 10.04.1969 1
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- Ausgabe Nr. 19, 08.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 20/21, 15.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 22, 22.05.1969 1
- Ausgabe Nr. 23/24, 05.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 25, 12.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 26, 19.06.1969 1
- Ausgabe Nr. 27, 26.06.1969 1
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- Ausgabe Nr. 29, 10.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 30, 24.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 31, 31.07.1969 1
- Ausgabe Nr. 32, 04.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 33/35, 18.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 36, 25.09.1969 1
- Ausgabe Nr. 37/38, 02.10.1969 1
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- Ausgabe Nr. 42, 30.10.1969 1
- Ausgabe Nr. 43, 06.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 44, 13.11.1969 1
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- Ausgabe Nr. 46, 27.11.1969 1
- Ausgabe Nr. 47, 04.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 48, 11.12.1969 1
- Ausgabe Nr. 49/50, 18.12.1969 1
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Band 13.1969
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uf dem 10. Plenum wurde erneut mit allem Nachdruck unterstri chen, daß wir höhere Maßstäbe an uns und unsere Arbeit zu set zen haben, daß insbesondere der marxistisch-leninistischen Welt anschauung in der weiteren Ent wicklungsperiode der sozialistischen Gesell- schatt eine immer größere umfassendere Bedeutung zukommt. Wir müssen unsere eigene Arbeit unter dem Blickpunkt dieser höheren Maßstäbe, dieser höheren Anforde rung kritisch und selbstkritisch überprüfen. Das ist umso mehr erforderlich, als das 10. Plenum nicht nur diese höheren Maßstäbe nachdrücklich gesetzt hat, sondern zugleich auch mit vollem Recht an einer Reihe von negativen und falschen Tendenzen in der philosophischen Arbeit der DDR Kritik üben mußte. Ich meine, daß man den Phi losophen mit Recht den Vorwurf machen muß, daß sie gegen diese Tendenzen nicht schon seit längerer Zeit mit größerer Ent schiedenheit und Offenheit gekämpft haben und daß wir uns darum bemühen müssen, die damit gegebene grundlegende politisch- ideologische Orientierung zu erfassen und sie in der Praxis und in den wissenschaft lichen Diskussionen und Arbeiten zielstre big zu realisieren. Wir haben mit der Auswertung und der kritischen und selbstkritischen Überprü fung unserer Arbeit unter diesen Blick punkten begonnen. Diese Überprüfung ist umso vordringlicher, als in der Entwick lung der Philosophie in der DDR schon seit Jahren ein grundsätzlicher Mangel herrscht, nämlich daß es eine ungenügend kritische, offene wissenschaftliche Diskussion, eine ungenügende Entwicklung des Meinungs streites gibt. In dem Bestreben, die Be schlüsse der Partei zu erfüllen, entwickeln Genossen Auffassungen, von denen sicher ist, daß manches daran nicht richtig ist. Das ist in der Entwicklung der Wissen schaft nun mal nicht ganz zu vermeiden, daß bei dem Beschreiten von Neuland und neuen Fragestellungen Irrtümer vorkom men können. Diese Irrtümer können aber nur dann mit dem geringsten Reibungsver lust und auf dem schnellsten Wege über wunden werden, wenn ein offener und sachlicher wissenschaftlicher Meinungsstreit entfaltet wird, damit sie im Keime bereits erkannt und aus der Welt geschafft werden können. Wenn man allerdings einen wissenschaft lichen Meinungsstreit haben will, dann muß man auch bereit sein, seine Auffassung, seine Position klar und deutlich zu fixieren, sie zu vertreten und der öffentlichen Dis kussion auszusetzen. Weil das oft noch nicht so ist, darum ist es umso dringlicher, daß wir die politisch-ideologische Orientie rung des 10. Plenums sehr gründlich und sehr sorgfältig auswerten und daß wir uns kritische und selbstkritische Gedanken dar über machen, wie der Stand unserer Arbeit unter diesem Blickpunkt ist. Welche negativen Tendenzen hat Genosse Hager in seinem Referat kritisiert, und .wie steht es bei uns in unserer eigenen Arbeit an der Sektion damit. Genosse Hager hat in erster Linie das Vorhandensein und die Entwicklung von positivistischen Tenden zen in unserer marxistisch-leninistischen Philosophie kritisiert. Diese positivistischen Tendenzen, die sich aus einer Reihe von Ursachen ergeben, äußern sich darin, daß von einer Reihe von Genossen Resultate der Kybernetik, Semiotik, mathematischen Logik, Operationsforschung und sogar die Wissenschaftsgebiete selbst einfach für Phi losophie ausgegeben werden, daß sie ein Ä Prof. Dr, Alfred Kosing Direktor der Sektion Marxistisch-Leninistische Philosophie/ Wissenschaftlicher Sozialismus Philosophen brauchen den sachlichen wissenschaftlichen Meinungsstreit auf der Grundlage des 10. Plenums wenig philosophisch aufbereitet und in die Philosophie einverleibt werden. Das hat natürlich zur Folge, daß der grundlegende weltanschauliche Gehalt unserer Philoso phie verwässert wird, weil er ersetzt wird durch Einzelwissenschaften, die zwar von großer Bedeutung sind — auch für die Phi losophie —, die aber nicht selbst als Philo sophie, zumal als marxistisch-leninistische Philosophie ausgegeben werden dürfen. Zweitens äußert sich diese positivistische Tendenz nach meiner Überzeugung auch in der Arbeitsrichtung, die summarisch oft Na turphilosophie genannt wird. In diesen Arbeiten wird häufig die wirkliche Analyse und Entwicklung weltanschaulicher und ideologischer Grundprobleme ersetzt durch das Referieren eng begrenzter und diffe- renzierter einzelwissenschaftlicher Theorien aus den Naturwissenschaften, die dann ein wenig philosophisch interpretiert werden. Aber das ist doch nicht die entscheidende Aufgabenstellung in diesem Bereich; die Naturwissenschaftler erwarten von unse ren Philosophen doch andere Gesichts punkte, die sich auf die Gesamtentwick lung der Wissenschaften beziehen, auf die weltanschaulichen Grundlagen ihrer ge samten Arbeit. Auf diese Weise kommt ebenfalls eine positivistische Tendenz in un sere Philosophie hinein, die außerdem noch den negativen Effekt hat, daß manche Genossen glauben, die wahre Philosophie bestände in äußerst komplizierten und nur noch Mathematikern verständlichen natur wissenschaftlichen Theorien, während die grundlegenden weltanschaulichen und ideo logischen Probleme, die mit der Politik der Partei Zusammenhängen, weniger Bildung, weniger Wissenschaftlichkeit verlangen. Wie ist unsere Stellung zu diesen Pro blemen? Ich glaube hier ganz klar und deutlich sagen zu können, daß wir in un serer Sektion und früher im Institut für Philosophie gegenüber derartigen positivi stischen Tendenzen eine klare Position hat ten und haben, daß wir in unseren eigenen Arbeiten diese Position bekämpft haben. Ich muß allerdings sagen: nicht mit der nö tigen Konsequenz und Entschiedenheit. Es gab Entwicklungsprobleme, aber wir haben in einer Reihe von Arbeiten sehr klar her ausgearbeitet, daß es falsch und schädlich ist, wenn man Semiotik, Kybernetik und andere Wissenschaften deshalb für Philoso phie ausgibt, weil sie ebenfalls mit allge meinen Gesetzen zu tun haben. Natürlich müssen wir zugleich sehen, daß eine theoretische Ursache derartiger Auf fassungen darin zu erblicken ist. daß die Philosophie mitunter lediglich auf die Er forschung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten reduziert wird. Hat man diese Auffassun gen, dann kann man der Konsequenz, daß Kybernetik. Semiotik, Mathematik auch Philosophie sind, nicht entgehen. Darum ist der wissenschaftliche Meinungsstreit über diese Fragen so außerordentlich wichtig. Zweitens haben wir aber auch in unserer eigenen Sektion eine Stelle, wo positivisti sche Tendenzen tatsächlich leben und wo es uns nicht gelungen ist, sie zu überwinden: in der Logik. Wir haben jahrelang Diskus sionen geführt mit unseren Genossen Logi kern, um ihnen plausibel zu machen, was die weltanschauliche Grundlage unserer Ar beit ist, aber das hat bisher einen ungenü- senden Erfolg gehabt. Ich kann es nur be grüßen, daß der öffentliche und offene kri tische Meinungsstreit darum entbrennt und daß wir dadurch weiterkommen werden, daß wir diese Position überwinden. * Zweitens hat Genosse Hager sich in seinem Referat grundlegend dagegen ge wandt, daß es eine Tendenz gibt, die ein heitliche marxistisch-leninistische Philoso phie zu zersplittern, sie aufzulösen in eine Reihe von Einzeldisziplinen, die voneinan der unabhängig sind, was zur Folge hat, daß die Philosophen selber deformiert werden, indem sie sich nur als Spezialisten — sagen wir für philosophische Probleme der Übermittlung von Informationen beim Vererbungsprozeß — betrachten. Ich über treibe, um die Tendenz klar zu machen, daß alles in Minigebiete zerteilt wird und die Einheit der marxistisch-leninistischen Philosophie, ihre grundlegenden weltan- schaulichen, politisch-ideologischen Positio nen dabei verloren gehen. Eine solche Ten denz gibt es, und wir müssen ihr mit aller Entschiedenheit entgegentreten. Wie ist die Position der Genossen unserer Sektion zu dieser Problematik? Ich möchte auch hier sagen, daß wir dazu eine klare Position vertreten, daß es uns darum geht, die Einheit der marxistisch-leninistischen Philosophie in ihrer Gesamtheit herauszu arbeiten und nur im Rahmen dieser Ein heit die Arbeit etwa in der Erkenntnistheo rie, Wissenschaftstheorie und in anderen Bereichen zu entwickeln, die es natürlich innerhalb dieser Einheit geben muß. Auch hier gibt, es wissenschaftliche Streitfragen, die weiter geklärt und ausgearbeitet wer den müssen. ♦ Schließlich hat Genosse Hager in seinem Referat auf eine Tendenz aufmerk sam gemacht, und sie mit Entschiedenheit zurückgewiesen, die in den letzten Jahren aufgetreten ist und die wir sehr sorgfältig und kritisch und selbstkritisch überprüfen müssen: auf die Tendenz, bei der Ausar beitung neuer Probleme den Gegensatz, den unüberbrückbaren Gegensatz von Materia lismus und Idealismus zu vernachlässigen, zu verwischen und auf diese Weise die Grundfrage der Philosophie, die für uns ja die höchste Frage der Philosophie ist, ab zuwerten bzw. zu vernachlässigen. Solche Tendenzen hat es auch bei uns ge geben und zwar- in folgendem Zusammen- hange: In dem Bestreben, den ganzen Ge dankenreichtum von Marx, Engels und Le nin für die Lösung dieser Probleme auszu- schöpfen und von vereinfachten Auffassun gen, die eine bloße Gegenüberstellung von Materie und Bewußtsein beinhalten, hin wegzukommen und die Forderung Lenins zu realisieren, daß die Lösung der Grund frage der Philosophie unabhängig und aus serhalb von der gesellschaftlichen Praxis reine Scholastik ist — in diesem Zusammen hang hat es tatsächlich Einseitigkeiten, Übertreibungen, Verabsolutierungen gege ben. Sie liefen darauf hinaus, die Praxis zur Zentralkategorie zu erheben, was in der Konsequenz natürlich dahin führt, daß sol che grundlegenden Kategorien wie Materie und Bewußtsein und damit auch die Grund frage der Philosophie abgewertet werden. Wir haben das in der Parteiorganisation und im damaligen Institut für Philosophie im Jahre 1966 gründlich und ausgiebig dis kutiert. Die Genossen, die in dieser Frage falsche Positionen vertraten, haben sie zu rückgenommen und korrigiert. Ich denke, das ist ein normaler Gang des wissenschaft- liehen Meinungsstreites. Wir müssen allerdings gründlich prüfen, ob Gedanken, die in der Tendenz dieser Position entsprechen, tatsächlich aus dem Denken aller Genossen völlig beseitigt sind. Dabei müssen nach meiner Überzeugung zwei falsche Extreme unbedingt vermieden werden. Einmal: zurückzukehren zu der vereinfachten Auffassung, daß es möglich sei, die Grundfrage der Philosophie unab hängig von der Praxis zu lösen; und zum anderen: die Praxis zu verabsolutieren. Das widerspricht klar und eindeutig allen Auffassungen von Marx, Engels und Lenin. Dabei muß unter allen Umständen gesi chert werden, daß der klare materialistische Gehalt der Grundfrage der Philosophie, daß die grundlegende Bedeutung solcher Kate gorien unserer Philosophie wie Materie und Bewußtsein zusammen mit der Kategorie der Praxis richtig herausgearbeitet werden und ihr innerer wechselseitiger dialekti scher Zusammenhang geklärt wird. Das ist vorläufig noch nicht in genügendem Maße geschehen, hier muß die Arbeit in dem kri tischen und selbstkritischen Geiste, von dem ich gesprochen habe, fortgeführt wer den. Wir werden in diesem Zusammenhang und in diesem Sinne die Arbeiten, die hier genannt wurden, nämlich die umgearbei tete Fassung des Lehrbuchs der marxi stisch-leninistischen Philosophie, das vor liegende Manuskript der Darstellung der marxistisch-leninistischen Erkenntnistheo rie und eine Reihe weiterer Arbeiten, die wir unter der Hand haben, sehr sorgfältig in einem größeren Kreise diskutieren und auswerten. Wir werden dabei, das ist ganz selbstverständlich, auf der Grundlage der politisch-ideologischen Orientierung des 10. Plenums die notwendigen Präzisierungen und Korrekturen vornehmen, um zu si chern; daß diese Linie in vollem Umfange realisiert wird. Dabei werden, das ist meine persönliche Überzeugung, selbstverständ lich eine Reihe von wissenschaftlichen Streitfragen bleiben, die in der weiteren Entwicklung im Geiste dieses Plenums ge klärt werden müssen. Dazu ist eine sach liche und parteimäßige kritische Diskussion erforderlich, an der alle Genossen sich be teiligen sollten, damit wir in der gemein samen Arbeit und in der gemeinsamen kri tischen Diskussion den besten Nutzeffekt für die Sache der Partei erzielen können. Wir müssen weiter die Schlußfolgerung ziehen, daß wir bei der Vorbereitung derar tiger Arbeiten uns stets unserer großen ideologischen Verantwortung bewußt sein ■müssen, daß wir eine höhere ideologische Wachsamkeit an den Tag legen und diese Arbeiten in einem längeren Zeitraum sehr gründlich diskutieren, um’ zu vermeer, daß falsche Positionen, die bereits als sol che erkannt werden können, überhaupt erst in die Öffentlichkeit gelangen. Das ist eine Konsequenz, eine Lehre, die wir ziehen müssen. Wir müssen auch die Schlußfolge rung ziehen, daß es nötig ist, die Arbeit kontinuierlicher, systematischer zu entwik- keln und einen längeren Reserveraum der kritischen Diskussion einzuplanen. Nur so können wir nicht nur eine maximale Pro duktion, sondern auch ein hohes politisch- ideologisches und theoretisches Niveau in unserer Arbeit erreichen. n m Rechenschaftsbericht wird uns Genossen der Sektion Marxis mus-Leninismus u. a. die Auf gabe gestellt, den von uns vor gelegten Entwurf eines neuen Rahmenlehrprogramms für das marxistisch-leninistische Grund lagenstudium an den Universitäten und Hochschulen der DDR nach den Maßstäben des 10. Plenums gründlich zu überarbeiten. Ich will versuchen, die damit verbundene ideologische Problematik etwas deutlicher werden zu lassen. Bekanntlich hat Genosse Hager in seinem Referat auf dem 10. Ple num auf einige fehlerhafte Tendenzen in der Philosophie hingewiesen, die es in einer vorwärtsweisenden, schöpferischen Diskussian rasch zu überwinden gilt. Als wir an diesen Ausführungen den Pro grammteil Philosophie in dem von uns er arbeiteten Entwurf des neuen Lehrpro gramms prüften, merkten wir. daß sich darin einige dieser fehlerhaften Tendenzen widerspiegelten. Obwohl wir auch heute noch meinen, in sofern richtig an die Ausarbeitung eines neuen Rahmenlehrprogramms für das marxistisch-leninistische Grundlagen studium herangegangen zu sein, als wir vor allem richtige politische Zielsetzungen für Lehre und Erziehung im marxistisch- leninistischen Grundlagenstudium zu er reichen suchten, also vom Primat der politisch-ideologischen Zielstellung und nicht etwa von einer stofflichen Verteilung der einzelnen Lehrbestandteile ausgegan gen sind, hat sich gezeigt, daß doch inhalt lich an verschiedenen Punkten eine fehler hafte Konzeption entstanden ist. Worum geht es? Erstens müssen wir sagen, daß im Teil Philosophie des vor gelegten Programmentwurfs die eindeutige Orientierung auf die Grundprobleme der marxistisch-leninistischen Philosophie ent sprechend dem Vorbild und der Systematik der Klassiker zu kurz gekommen ist. Es trifft auch zu, daß zumindest konzeptionell die Praxis zu einer zentralen Kategorie UZ 23-24/69, Seite 10 Df. Siegfried Sack ~ Mitglied der SED-Kreisleitung, Sekretär der Grundorganisation Marxismus-Leninismus Aufgabe des Grandlagenstudiums: Maximaler Beitrag zur Herausbildung fester Klassenposition des dialektischen Materialismus erhoben wurde.. Zweitens sind wir davon ausgegan gen, daß im besonderen der historische Materialismus, die materialistische Ge schichtsauffassung eine große ideologie bildende Funktion im Rahmen der philo sophischen Ausbildung und Erziehung aus übt. Auf diesem Standpunkt stehen wir nach wie vor, aber es kam zu einer gewis sen Überbetonung des historischen Mate rialismus, der ja bekanntlich nur e i n Be standteil der marxistischen Philosophie ist. Die ungenügende Verknüpfung der materialistischen Geschichtsauffassung mit dem Gesamtsystem der marxistischen Phi losophie. ihre Verabsolutierung widerspie gelt sich auch in der von uns formulierten Zielstellung für den Grundkurs dialekti scher und historischer Materialismus, in der es u. a. heißt, daß dieser Grundkurs die Aufgabe habe, „die Studenten vermittels systematischen Studiums der Grundgedan ken der materialistischen Geschichtsauffas sung zur Aneignung und Anwendung der materialistischen und dialektischen Denk weise zu befähigen". Heute ist uns klar, daß eine solche Ein engung die weltanschaulich-erzieherische Funktion der marxistisch-leninistischen Philosophie untergräbt, einengt und damit ihre Wirksamkeit bei der Herausbildung von politisch-ideologischen Überzeugungen und sozialistischer Verhaltensweisen min dert. Ein drittes Problem möchte ich noch an sprechen, das im Grunde genommen auf der gleichen Linie liegt, in gewisser Weise eigentlich eine unvermeidliche Konsequenz des bisher Gesagten ist. Nämlich eine Ver nachlässigung des besten Ar beits mittels und der schärfsten Waffe der revolutionä ren Theorie und Praxis, d. h. der materia listischen Dialektik in unserem Programm entwurf. Der konzeptionelle Gedanke, die materialistische Dialektik bei der Behand lung anderer Probleme implizit zu vermit teln, führte zu ihrer inhaltlichen Ein schränkung. Schließlich möchte ich auf die Gefahr hinweisen, daß durch die Überstei gerung der These, der Mensch stehe im Mittelpunkt des Philosophierens, Grund probleme wie Klassenkampf, Staat und Re volution, Basis und Überbau an den Rand gedrängt und teilweise zu Illustrationen anderer Probleme und Fragestellungen de gradiert werden. Wir müssen also in einer vorwärtsdrän genden schöpferischen Diskussion und in angespannter wissenschaftlicher Arbeit den Programmentwurf von Grund auf überar beiten. Unsere Grundorganisation wird sich in der nächsten Zeit vor allen Dingen dar auf konzentrieren, die dafür notwendigen ideologischen Voraussetzungen zu schaffen. Dabei müssen wir uns selbstverständlich auch fragen, weshalb es zu den kritischen Erscheinungen gekommen ist, welche fal- seinen ideologisch-theoretischen Positionen ihnen zugrunde lagen oder liegen. Mit dem Blick nach vorn werden wir uns in unse rer Mitgliederversammlung mit den not wendigen Schlußfolgerungen befassen. Einige davon deuten sich bereits heute an, zu denen ich noch etwas sagen will. Dazu gehören Wir müssen noch genauer durchden ken, uns noch mehr darüber streiten und exakter erfassen, welche Grundpro bleme des Marxismus-Leninismus und der Politik der Partei in ihrer systemaren Ver flechtung zum Hauptgegenstand des marxi stisch-leninistischen Grundlagenstudiums gemacht werden, müssen, um einen maxi malen Beitrag zur Herausbildung einer un erschütterlichen Klassenposition der Stu denten und Universitätsangehörigen zu lei sten. O lm Bestreben, ein wirklich neues Pro gramm zu erarbeiten, haben wir nicht sorgsam genug geprüft, was sich in der bisherigen Arbeit des marxistisch-lenini stischen Grundlagenstudiums bei uns und in der gesamten Republik bewährt hat, und wir müssen jetzt die alte Wahrheit, daß alles anders zu machen noch nicht automa tisch bedeutet, es besser zu machen, erneut begreifen. Die Wahrung der Reinheit und Geschlossenheit des Marxismus-Leninis mus. eine politisch-ideologisch wirksamere Vermittlung der marxistisch-leninistischen Theorie und Politik der Partei verlangt die Konzentration auf die Grundprobleme der Philosophie und der anderen Lehrbestand teile des marxistisch-leninistischen Grund lagenstudiums und zugleich einen entschie denen Kampf gegen jegliche falsch ver standene Modernität. Dazu gehört in erster Linie die Vermittlung des revolutio nären geistigen Erbes der Klassiker des Marxismus-Leninismus in Einheit mit den Dokumenten der Partei. Unsere Erfahrungen in der vergangenen Arbeit bestätigen erneut die Richtigkeit der Orientierung der Partei, daß es bei der Verwirklichung der Hochschulreform vor allem um die Lösung inhaltlicher Probleme geht. Dies zu betonen ist um so wichtiger, als es bei der Ausarbeitung eines neuen Lehrprogramms für unseren Bereich um die grundsätzliche Frage geht, wie der Marxismus-Leninismus an den Universi täten und Hochschulen unserer Republik gelehrt werden soll unfi muß. Daraus er gibt sich auch die Frage, wie die Lehrer für Marxismus-Leninismus, die ja be kanntlich an unserer Universität für das gesamte Grundlagenstudium ausgebildet werden, theoretisch, politisch-ideologisch und methodisch vorbereitet werden müs sen. Unter diesem Gesichtspunkt möchte ich die im Rechenschaftsberichtgestellte Aufgabe unterstreichen, unverzüglich die erforderliche Gemeinschaftsarbeit zwischen den an der Ausbildung der Diplomlehrer für Marxismus-Leninismus beteiligten Sek tionen und der Sektion Marxismus-Leni nismus sowie dem Franz-Mehring-Institut herbeizuführen, um eine hohe Qualität des in Arbeit befindlichen neuen Ausbildungs programms für ML-Lehrer zu sichern.
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