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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 13.1969
- Erscheinungsdatum
- 1969
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- 39-2-77
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196900006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19690000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19690000
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- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Saxonica
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 13.1969
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- Ausgabe Nr. 33/35, 18.09.1969 1
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Band 13.1969
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Wissenschaftlich-produktives Studium als komplexes System der Ausbildung In Verwirklichung der Beschlüsse des VII. Parteitages der SED werden die Universitäten und Hochschulen der DDR im Zuge der 3. Hochschul reform als organischer Bestandteil des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus gestaltet. Dabei sind erhebliche Veränderungen der Hochschulausbildung notwendig. „Die Verwirklichung der forschungs bezogenen Lehre verlangt die rasche Einführung und volle Verwirklichung des wissenschaftlich - produktiven Studiums.“ 1 ) Wissenschaftlich - pro duktives Studium ist als dialektische Einheit von forschungsbezogener Lehre und praktischer Tätigkeit der Studenten in den Forschungskollek tiven zu gestalten. In den Diskussionen zur Neukonzi pierung der Hochschulausbildung werden zum Teil Tendenzen deutlich, wissenschaftlich-produktives Studium ‘in einzelne, isolierte Kategorien auf ¬ zuteilen bzw. wissenschaftlich-pro- „duktives Studium neben die „eigentliche Hochschullehre“ zu stel len. Insbesondere sehen wir in dem Tatbestand, daß einzelne mögliche Teilaspekte des WPS abgegrenzt und verselbstständigt werden, eine Ge fahr ihrer Divergenz, so daß unter Umständen an Stelle eines wissen schaftlich-produktiven Studiums im Sinne des Staatsratsbeschlusses nach • wie vor konventionelle Formen der Hochschullehre praktiziert werden und dann „lediglich neue Namen einen alten Inhalt verdecken“. 2 ) Um zu einer dringend notwendigen Neukonzipierung der Form und des Inhalts der Hochschullehre in kürze- ,ster Zeit zu gelangen, sollten unserer Meinung nach alle. Ansätze konver gent auf ein wissenschaftlich-produk tives Studium als • einheitliches Sy stem hingeführt werden. Das setzt •voraus, daß theoretische Modelle des WPS geschaffen und überprüft wer- den, AUFGABEN UND ZIELE DES WISSENSCHAFTLICH PRODUKTIVEN STUDIUMS Hauptaufgabe des im Zuge der . 3. Hochschulreform durchzusetzenden . wissenschaftlich - produktiven Stu diums ist die Ausbildung von’ klas senbewußten, auf dem Boden des Marxismus-Leninismus stehenden Absolventen. Durch eine grundsätz liche Umgestaltung der Ausbildungs methoden unserer Universitäten müs sen innerhalb kürzer Zeit Absolven ten verfügbar sein, welche die Pro bleme der sozialistischen Praxis, auf ■ lange Sicht wissenschaftlich-schöpfe- V risch bewältigen können und bei höchster Effektivität über eine hohe Disponibilitätverfügen. - Die Neuformulierung von Formen ■ der Wissensvermittlung und Ausbil- dungsinhalten . muß verschiedenen . existenten oder wenigstens sich schön' heute prognostisch abzeichnenden . Grundtatsachen Rechnung tragen: 3 Die Gedächtniskapazität des Menschen ist begrenzt. " Folge der bisherigen, vorzugsweise auf Vermittlung analytischen? Faktenvissens , beruhenden Hochschullehre ist- ein eng . begrenztes, schematisches Denken der Ab- > solventen. Die wissenschaftliche Informationsflut steigt in nichtlinearen Dimensionen. Es gibt heute in Form der elektroni schen Datenverarbeitung technische Mög- „ zur Bewältigung des Problems . der Informationsflut. Probleme der sozialistischen Praxis können in Zukunft nur durch wissen schaftliche Methoden und Ergebnisse be wältigt werden (wisserischaftlich-tech- nische Revolution). - Die Anforderungen der gesellschaft lichen Praxis steigen, und ihre Probleme werden immer komplizierter. Die sozialistische Gesellschaftsordnung betrachtet aus den ihr immanenten Prin- • • zipien des Marxismus-Leninismus die * Entwicklung und schöpferische Entfaltung des Menschen als eine ihrer wesentlich sten Aufgaben. Ziel des wissenschaftlich-produk- tiven Studiums muß sein, gegenüber der bisher vorwiegend linearen, fach- S disziplinären Wissenschaftsvermitt lung eine neue, interdisziplinäre und . integrative Dimension der Wissen- ■ schaft zu eröffnen. Im dialektischen' Verständnis dieser beiden Dimensio- ? nen 3 ) werden die Grenzen konven tioneller Wissenschaftsauffassung ge sprengt und eine synthetische Wis senschaftsentwicklung und -Vermitt lung aus ihren Bezugspunkten sozia listische Gesellschaftsordnung und so zialistische Praxis verdeutlicht (s. Ab bildung). UZ 23—24/69, Seite 8 Die wissenschaftlichen Bildungs einrichtungen müssen ein klares Programm zu den Möglichkeiten der elektronischen Datenverarbeitung konzipieren. Die strenge Katalogisie rung und Rationalisierung einer nach wie vor auf Faktenvermittlung be gründeten Wissensvermittlung wird selbst unter Beachtung der Relevanz des Informationsflusses und moder ner Lehrmethoden als den Erforder nissen nicht adäquat angesehen. Der artige auch weiterhin schematisch denkende Absolventen als „Finalpro dukt“ der Universität sind auch in Zukunft mehr als heute jedem Com puter unterlegen. Das wissenschaftlich-produktive Studium wird als der Versuch und. die Möglichkeit angesehen, die wis-# senschaftlich-schöpferischen und kom binatorisch-synthetischen Fähigkeiten des Studenten zu entwickeln und zu fördern. Durch die dann mögliche sinnvolle Verwertung der maschinell gespeicherten Informationen werden durch Potenzierung der menschlichen Fähigkeiten auch die zukünftigen Probleme der sozialistischen Gesell schaftsordnung und ihre Praxis be wältigt werden können. MODELL DES WISSENSCHAFT LICH-PRODUKTIVEN STUDIUMS Grundlage des WPS bildet die un trennbar verbundene horizontale und vertikale Struktur der Wissenschafts vermittlung (s. Abbildung). Insbeson dere gilt es, das Verhältnis zwischen der Darstellung der wissenschaft lichen Grundlagen der einzelnen Fachdisziplinen in der Horizontalen zu den Möglichkeiten,' wissenschaft lich-schöpferisches Denken und inte grative, bis zur sozialistischen Praxis reichende synthetische Fähigkeiten gleichzeitig in der anderen Dimension zu entwickeln, dialektisch zu durch denken. ZUR HORIZONTALEN STRUKTUR Nach wie vor wird die Hochschul lehre nicht ohne die Vermittlung der wissenschaftlichen Grundlagen der einzelnen Fachdisziplinen auskom men. Aus der Sicht des wissenschaft lichen Informationsstromes und den Problemen der Relevanz sollte je doch, besonders, bezüglich der kon ventionellen „Hauptvorlesung“, eine sorgfältige, unter Umständen ein schneidende Reinigung der speziellen, oft antiquierten Faktenvermittlung vorgenommen werden; insbesondere sollte sie nicht mehr der ebensogut aus Lehrbüchern zu entnehmenden Faktenaüsbreitung dienen. Fs geht nicht um die Liquidierung des fachwissenschaftlichen Anliegens, aber es muß ein neues Verhältnis da zu gefunden werden. Was aus der horizontalen Ebene Relativierung und Abbau der Faktenvermittlung bedeu tet, erfährt als Ausgangspunkt der vertikalen Struktur aus einer neuen Sicht gleichzeitig Begründung und Aufwertung im prinzipiellen Sinne. Vorzugsweise sollte man die schnelle Überalterung des speziellen Fakten wissens berücksichtigen und sich fortwährend am wissenschaftlichen Welthöchststand orientieren. ■ Hauptanliegen der Wissenschafts vermittlung in dieser Ebene bleibt die Entwicklung eines prognostischen Denkens. Besondere Bedeutung er langt die Einführung übergreifender Wissenschaften (Kybernetik, Organi sationswissenschaften u. a.) für das Verständnis der zweiten wissen schaftlichen, integrativen Dimension. Nach den Möglichkeiten der einzel nen Hochschullehrer sollten von vorn herein die wissenschaftlichen Grund lagen der Fachdisziplin interdiszipli när. unter Sprengung des eigenen Fachanliegens, ausgebreitet werden und damit zum Verständnis beitra gen. Die Erarbeitung der wissenschaft lichen Grundlagen der Fachdiszipli nen sollte vorzugsweise im Selbst studium geschehen. Die kürzlich er folgte Kürzung der Vorlesungsstun denzahl trägt dieser Möglichkeit in sofern schon Rechnung. Die notwen dige Kontrolle kann auf Seminare und Testate verlegt werden. Bei Realisierung des wissenschaftlich produktiven Studiums wäre in näch ster Zukunft eine Form der Wissens kontrolle denkbar, wo die Prüflinge das notwendige Faktenwissen aus den Informationsspeichern (zunächst noch Lehrbücher) entnehmen können und eigenständig schöpferisch wissen schaftliche Modelle zur Lösung vor gegebener komplexer Aufgaben ent wickeln. Im Zusammenhang mit den aus persönlichem Kontakt in den Forschungskollektiven erwachsenden Möglichkeiten einer realeren Ein schätzung des Wissens und der Fähig keiten der Studenten könnte in Zu kunft auf sogenannte Hauptprüfun gen ganz verzichtet werden. ZUR VERTIKALEN STRUKTUR Das Anliegen der vertikalen Struk tur muß in zwei Richtungen wahrge nommen werden, eingebaut in ein System steigender Anforderungen, An Hand konkreter Beispiele wer den, eingebaut in das System steigen der Anforderungen, Probleme der Forschung im Sinne der allgemeinen Wissenschaftslehre dargestellt: Allge mein formuliert beinhaltet eine der artige Problemvorlesung die Pro blemstellung aus der Praxis, die wis senschaftliche Bestandsaufnahme, die Arbeitshypothesen, methodische Lö sungswege, das Experiment, die ex perimentellen Ergebnisse, die Kritik der Hypothesen mit dem Übergang zur Modellbildung und Modellprü fung und die aus den Ergebnissen ableitbare wissenschaftliche Prognose. Im Rahmen neuester fachdiszipli närer Forschungsergebnisse bzw. lau fender Forschung wird zunächst das logisch-wissenschaftliche Denken der Studenten entwickelt. Es schließen sich möglichst bald interdisziplinäre Forschungsbeispiele zur Entwicklung des wissenschaftlich-schöpferischen Denkens an. Sie leiten zur Entfal tung eines übergreifenden systemati schen Denkens und der Standortbe stimmung der Wissenschaft in der Gesellschaft über. Die Form derartiger Wissenschaftsvermittlung ist die Pro blemvorlesung im Rahmen der for schungsbezogenen Lehre. Gleicher maßen wichtig ist die Ausbildung der Studenten in der Wissenschaftspraxis und Wissenschaftsorganisation. Ein gebaut in ein System steigender An forderungen muß der Student durch eine unmittelbare Eingliederung in Forschungskollektive mit Problemen der ökonomischen Forschung, der praktischen Bewältigung des Infor mationsstromes, der Planung, sozia listischer Leitung von Kollektiven ; sowie der Wissenschaftsorganisation vertraut gemacht werden; in der Praxis der Forschungskollektive er- I folgt eine Beteiligung an der wissen-) schaftlichen Forschungsdurchführung, der Datensammlung und Auswertung sowie der Diskussion in den For schungskollektiven bis zur verant wortlichen Teilnahme an der Über führung der Forschungsergebnisse in die Praxis. Dabei wird eine sofortige Eingliederung der Studenten in in terdisziplinäre und integrative For schungskollektive als notwendig er achtet. Es erfolgt zunächst eine mög lichst vielseitige, nicht auf eine Fach disziplin beschränkte, methodische Schulung. Über zunehmende Integra tion der Studenten in Forschungskol lektive erfolgt durch verantwortliche Teilnahme an interdisziplinärer For schung eine zunehmende Beherr schung der Wissenschaftspraxis. Durch eigenverantwortliche Über nahme von Forschungsteilaufgaben Wächst der Student in die integrative Wissenschaftspraxis und Wissen schaftsorganisation hinein. Das Ergebnis der in der Vertikalen in zwei Richtungen erfolgten Bemü hungen wären im allgemeinen logi schen und wissenschaftlich-schöpferi schen Denken geschulte sowie zur Integration und übergreifenden Wis senschaftssynthese befähigte Absol venten, welche aus den Forschungs kollektiven die notwendige Wissen schaftspraxis und Wissenschaftsorga nisation mitbringen. Die Verflechtung der horizontalen und vertikalen Struktur der Wissen schaftsvermittlung im Phasenstudium erfordert eine gute Koordination der einzelnen Anliegen. Durch die Ein gliederung jüngerer Wissenschaftler, die vielfach Forschungsaufträge eigenverantwortlich bearbeiten, kann an konkreten neuesten Forschungs ergebnissen besonders die vertikale Struktur des wissenschaftlich-produk tiven Studiums realisiert werden. Ein in dieser Form gestaltetes WPS würde die echte Partnerschaft zwi schen Hochschullehrer und Studenten in Zukunft garantieren. DAS MODELL WIRD IN DER PRAXIS GEPRÜFT Im Zuge der revolutionären Umge staltungen unseres Hochschulwesens muß ein derartiges theoretisches Mo dell auf seine Praktizierbarkeit ge prüft werden. Dieser Versuch wird im Rahmen unserer Forschungs gruppe an der Sektion Tierproduk tion und Veterinärmedizin,. Fachrich tung Veterinärmedizin, unternom men. Mitglieder sind Wissenschaftler der Fachdisziplin Morphologie und neuerdings auch der Fachdisziplin Physiologie. Die Forschungskonzeption ist. vom Methodischen her integrativ angelegt und beinhaltet endokrinologische, hämatologische und morphologische Aspekte des Stressproblemes und der Adaptation des Schweines mit dem 1 Versuch leistungsphysiologischer und : konstitutioneller Aussagen. In konsequenter Verwirklichung Ides WPS arbeiten 26 Studenten des II. und 8 des I. Studienjahres der Fachrichtung Veterinärmedizin in der Forschungsgruppe mit. Die Studenten sind Mitglieder der Forschungsgruppe und prinzipiell publikationsbeteiligt. Die Mitarbeit der Studenten erfolgt, begründet in dem Modellversuche, auf freiwilliger Basis. Es wurde ab sichtlich keine Selektion, auch nicht nach Leistungen im Studium, vorge nommen, um unsere Theorie an einem Leistungsquerschnitt zu über prüfen. Die Studenten übernehmen eigenverantwortlich, nach Einarbei tung, Versuchsdurchführung und For schungsteilaufgaben. Dabei müssen sie, wie die Wissenschaftler selbst, auch als Routinearbeiten zu bezeich nende Tätigkeiten, unter Umständen selbst nachts aus spezifischen Grün den der Forschungsaufgabenstellung, durchführen. Allerdings wird durch laufenden Wechsel der wissenschaft lichen Methodik eine Gleichsetzung mit technischen Arbeitskräften ver mieden. Die Forschungspraxis wird nach dem Prinzip der Wissenschafts organisation geplant, und zu den Detailplanungen werden mit 8 bis 21 Tagen Vorlauf entsprechende Dienstpläne aufgestellt. Zweimal wöchentlich finden von uns als besonders wichtig einge schätzte Sitzungen der Forschungs gruppe statt. Ihre gute Vorbereitung erscheint uns wesentlich für eine optimale Mitarbeit der Studenten. Die Sitzungen laufen nach Tagesord nung mit Protokollführung. Sie die nen der Einführung in die wissen schaftliche Problematik. Die Studen ten referieren wissenschaftliche Lite ratur. und von den Wissenschaftlern werden die bisherigen Ergebnisse der Forschungsgruppe dargelegt. Im Kollektiv werden die Versuchs ansätze beraten und in den Versuchs plänen konkretisiert. Ziel und Haupt aufgabe ist die Entfaltung einer Atmosphäre der wissenschaftlichen Diskussion, die bereits heute, nach wenigen Wochen, eigene wissen schaftliche Ansätze von selten der Studenten erkennen läßt. Trotz der Tatsache, daß von unse rer' Seite ein theoretisches Modell zum System WPS konzipiert wurde und wir glauben, daß mit der prak tischen Durchführung dem Beschluß des Staatsrates konsequent Rechnung getragen wird, ergeben sich erheb- liche Schwierigkeiten, dieses Modell WPS in das laufende Studienpro gramm Grundstudium Veterinär medizin einzugliedern. Unserer For schungsgruppe wurde von Seiten der Erzieherkollektive des I. und II. Stu dienjahres vorgeworfen, daß unsere Form des WPS außerhalb des regu lären Studienablaufes praktiziert würde und die Studenten Vorlesun gen versäumen. Deshalb war Mitte April 1969 eine klärende Auseinan dersetzung mit dem Erzieherkollek tiv II. Studienjahr notwendig, auf der der Vorwurf der inoffiziellen, plan- und systemlosen Tätigkeit der Stu denten unserer Forschungsgruppe be seitigt wurde. Wir sind uns im klaren, daß unser praktiziertes Modell WPS- als System eigentlich eine völlig neue Konzep tion der Hochschullehre voraussetzt und deshalb augenblicklich im Grundstudium parallel zum Vor lesungsbetrieb laufen muß, so daß notwendigerweise Differenzen ent stehen. Aus diesen u. a. Gründen sind wir leider gezwungen, uns bei der Verwirklichung des Modells WPS auf die Forschungspraxis zu be schränken. Die Wissenschaftler der Forschungsgruppe nehmen trotzdem jede Gelegenheit wahr, den Studien jahren im Sinne forschungsbezogener Lehre Probleme aus der aktuellen Forschung darzulegen. So wurden bzw. werden Problemvorlesungen im Vorlesungszyklus Leistungsphysiolo gie bzw. Morphologie gehalten. Im laufenden Grundstudium wird unseres Erachtens konventionelle Hochschullehre nach wie vor prakti ziert. Insbesondere fehlt im allge meinen eine Beziehung zur aktuellen Forschungspraxis, und Problemvor lesungen im Rahmen einer for schungsbezogenen Lehre werden nur in wenigen Fällen realisiert. Dieser Tatbestand ist um so verwunder licher, wenn man berücksichtigt, daß von den im Grundstudium veranker ten Fachdisziplinen eine ganze An ¬ zahl von Forschungsaufträgen bear beitet wird. Das von einem Kollegen der Lehrgruppe Tierphysiologie eben falls durchgeführte WPS ist zwar in den Studienplan voll aufgenommen, es werden jedoch „reguläre“ Vor lesungsstunden dazu verwendet. Un seres Erachtens wird darin die oben abgelehnte Tendenz, WPS als eine weitere mögliche Form der Hoch schullehre in den Studienablauf hin einzupressen, deutlich. Besonders problematisch erscheint einigen verantwortlichen Funktionä ren des Lehrkörpers Grundstudium die Einbeziehung von Studenten des I. Studienjahres. So wurden gegen über Studenten des I. Studienjahres, die Mitglieder der Forschungsgruppe sind. Meinungen geäußert, sie könn ten die wissenschaftliche Problematik des Forschungsauftrages sowieso nicht erfassen und sie sollten an die ser neuen Form nicht mitarbeiten. Wir können uns einer solchen Ein stellung mit folgenden Begründungen nicht anschließen: — Die Studenten besitzen grund sätzlich die Voraussetzungen, in For schungskollektiven mitzuarbeiten. — Bei der heute diskutierten Ver kürzung des Studiums auf vier Jahre kann auf eine Einbeziehung in die Forschung bereits im I. Studienjahr nicht verzichtet werden. — Das Kriterium Praxis setzt die wesentlichen Impulse für die selb ständige theoretische Aneignung fach- disziplinären Wissens. Der geläufigen, auch von den Er zieherkollektiven vertretenen Auffas sung, welche in vielen Fällen nur eine Konservierung konventioneller Formen der Hochschullehre bedeutet, setzen wir unsere theoretischen Vor stellungen und die Praxis eines WPS als System entgegen. Wir betrachten das von uns erarbeitete und prakti zierte Modell des WPS als konse quente Verwirklichung der Forde rungen des Staatsratsbeschlusses. Al lerdings müßte im Grundstudium Veterinärmedizin, wenn der gesamte Studienablauf als wissenschaftlich produktives Studium gestaltet wer den soll, endlich der Durchbruch zu forschungsbezogener Lehre und der allgemeinen Eingliederung der Stu denten in die Forschungspraxis er reicht werden. Am Ende des Studienjahres 1968/69 wird über die Erfahrungen der For schungsgruppe bei der Realisierung dieses Modelles des WPS sowohl von Seiten der Wissenschaftler als auch der Studenten berichtet werden. <) Beschluß des Staatsrates zur Weiterfüh rung der 3. Hochschulreform 2) Hörnig, H., Hochschulreform — Weg zu höherer Effektivität in Wissenschaft und Praxis, Einheit Heft 3/1969 s ) Zintzsch J. und Flechsig G„ optimie- rungsprobleme wissenschaftlicher Kol lektive bei der Durch- und Weitertüh- rung der 3. Hochschulreform. Das Hoch schulwesen. Im Druck. Dr. Ingo Zintzsch/Dr. Günter Flechsig Sektion Tierproduktion/Veterinärmedizin Horizontale und vertikale Struktur der Wiesenschafte Vermittlung als Grundlage des wissenschaftlich-produktiven Studiums
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